N°27 Donnerstag bis Mittwoch 5. bis 11.7.2012 www.kulturagenda.be
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Der durchtriebene Hauptmann Lombach (Hans Rudolf Kummer, vorn) lässt Ludi Bickhart (Simon Lüdi) ein Pferd klauen. Damit soll Statthalter Dolder entführt werden.
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Franzosen und Frauenhelden im Schlosspark Während der französischen Besatzung wird im Badehaus diskutiert und geschäkert. Die Schlossspiele Jegenstorf bringen «Houpme Lombach» nach Rudolf von Tavel auf die Bühne. Regie führt Marlise Fischer. Das «Bädli», das alte Badehaus am Rande des Schlossparks, bildet die perfekte Kulisse für die Schlossspiele Jegenstorf. Von der Zuschauertribüne aus lässt sich zwischen einer Reihe alter Buchen hindurch ein Blick auf das imposante Schloss erhaschen, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurück geht. Aufgeführt wird «Houpme Lombach» nach der gleichnamigen Novelle von Rudolf von Tavel (1866–1934). Die Geschichte spielt am Ende des 18. Jahrhunderts, als Bern von den Franzosen besetzt ist. «Von Tavels Stücke passen hervorragend zum Schloss Jegenstorf», begründet Regisseurin Marlise Fischer den Entscheid für den historischen Stoff. Tatsächlich waren hohe Offiziere aus Napoleons Armee damals im Schloss zu Gast. Und heute ist dem
Mundartdichter von Tavel ebenda eine kleine Ausstellung gewidmet. «Houpme Lombach» ist nach «Ds verlorne Lied» (2010) die zweite VonTavel-Inszenierung der Schlossspiele Jegenstorf. Wieder stammt die Theaterfassung von Philipp Engelmann. Er hat die Geschichte der gegebenen Kulisse angepasst. Kartenspiel und Liaisons «Houpme Lombach» ist ein politisches Stück, in dem auch viele private Angelegenheiten Platz finden. Während der Besetzung des Schlosses durch die Franzosen dient das Badehaus als Rückzugsort für den Berner Adel. Die Damen treffen sich hier mit den Damen, die Herren mit den Herren und, natürlich, die Damen mit den Her-
ren. Es wird getratscht, politisiert und scharwenzelt. «Lombach ist den Frauen nicht abgeneigt», charakterisiert Regisseurin Fischer den Protagonisten, Hauptmann Fritz Lombach (Hans Rudolf Kummer). Wenn Lombach nicht gerade mit einer unstatthaften Liaison beschäftigt ist, bespricht er mit seinen adeligen Freunden beim Kartenspiel politische Fragen. Dass die Franzosen so schnell wie möglich verschwinden sollen, darüber ist man sich einig. Doch wie es danach weitergehen soll, dazu gehen die Meinungen auseinander. Die Franzosen haben in Bern den Statthalter Paul Michael Dolder eingesetzt. Lombach und sein bester Freund, der Theologiestudent Ludi Bickhart (Simon Lüdi), beschliessen, Dolder zu entführen. Kein einfaches Unterfangen, wie sich bald herausstellt. «Bern befindet sich zu diesem Zeitpunkt in einem labilen Zustand. Es entsteht ein Machtvakuum, das ausgefüllt werden muss. Das macht
von Tavels Geschichte spannend», sagt Marlise Fischer. Mit Französisch gewürzt Die meisten Laiendarstellerinnen und -darsteller kommen aus der Region. «Schliesslich müssen sie für von Tavel Berndeutsch sprechen», meint Fischer. Philipp Engelmanns Theaterfassung spielt aber auch mit der Tatsache, dass Bern trotz des späteren Abzugs nicht von den Einflüssen der Franzosen verschont geblieben ist: Die Texte sind gewürzt mit französischen Floskeln, die in die berndeutschen Sätze eingeflochten werden. Das führt zu einem wohltuenden Kontrast zur behäbigen Mundart und gibt dem Stück ein zügigeres Tempo. Nelly Jaggi \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Schloss Jegenstorf. Do., 5., bis Sa., 7.7., und Di., 10.7., 20.30 Uhr. Vorstellungen bis 11.8. Die Kulturagenda verlost 5 × 2 Tickets für Sa., 7.7. www.schlossspiele-jegenstorf.ch
Die lange Nacht der elektronischen Musik findet dieses Jahr zum vierten Mal statt. Abermals loten Musiker unterschiedlicher Generationen das weite Feld der experimentellen elektronischen Musik aus.
3 Kulturtipps von Pedä Siegrist
Schreiende Münder und ein schmerzerfüllter Blick: In den gemalten Figuren der Berner Grafikerin Pedä Siegrist spiegeln sich neben dem Leid der Welt auch Wollust und Üppigkeit. Am Mittwoch, 4.7., eröffnet sie im Ono Bern ihre Ausstellung «Leidwesen» (Ausstellung bis 28.9.).
2. Schang Hutter im Kunstreich (Ausstellung bis 6.7.) Künstler Schang Hutter besticht mit seinen ureigenen Figuren und Formen. Er provoziert und engagiert sich auch politisch.
Håkon Eikesdal
Hintergründen zu hören. Zum Beispiel die norwegische Vokalistin Maja Ratkje. Ihre Soloauftritte zeichnen sich durch Vokaleinlagen und raffiniert gezeichnete Soundlandschaften aus. Nebst ihrer Stimme setzt sie Live-Electronics ein. Ihre Sets sind nicht starr einstudiert, sondern offen für unerwartete Wendungen. Des Weiteren treten Asmus Tietchens, Christoph Heemann, Scanner und das Tönstör Laptop-Ensemble auf, dessen Musiker erst zwischen 13 und 15 Jahre alt sind. Julia Wolf \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Dampfzentrale, Bern. Fr., 6.7., 20.30 Uhr www.dampfzentrale.ch
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1. «Erdbeeren im Winter – ein Klimamärchen» im Naturhistorischen Museum Bern (bis 12.8.) Die Ausstellung und ein umwerfender Trickfilm zu einer Geschichte von Balts Nill wurden vom Berner Grafikerkollektiv Blackyard wunderschön gestaltet und illustriert.
Geknister und Techno Wer an elektronische Musik denkt, dem kommen als Erstes laute Beats und überfüllte Clubs mit tanzwütigen jungen Menschen in den Sinn. Doch wo liegt eigentlich der Ursprung von Electro oder Techno? Die lange Nacht der elektronischen Musik soll Brücken schlagen zwischen den Wurzeln der experimentellen elektronischen Kompositionen à la John Cage oder Karlheinz Stockhausen sowie dem neueren tanzbaren Techno und weiteren Richtungen, welche die elektronische Musik inzwischen eingeschlagen hat. Deshalb sind an diesem Abend Künstler mit unterschiedlichen musikalischen
Eingeschleppte Pflanzen machen den heimischen Arten den Platz an der Sonne streitig. Eine Ausstellung im Botanischen Garten.
ZVG
Michael Meier
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Die Trondheimerin Maja Ratkje, Impro-Vokalistin und Malerin von Soundlandschaften.
3. «Mary und Johnny» im Kino Kunstmuseum (Do., 5., bis Mi., 18.7.) Marcus Signer ist ein wunderbarer Schauspieler. Seine Abgründigkeit ist faszinierend. Ich würde mich mit guten Freunden im Kino Kunstmuseum verabreden, … … damit ich selbst endlich wieder mal ins Kino komme!