Berner kulturagenda 2013 N° 44

Page 1

N°44 Donnerstag bis Mittwoch 31.10. bis 6.11.2013 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

Sie ist mehr als eine Geigerin: Anne-Sophie Mutter gastiert im Kulturcasino. Seite 3

Andreas Zimmermann

\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Das Theater Marie bringt 50 Jahre Kinogeschichte auf die Schauspielbühne und Kinoleinwand.

Ein Theater vor und auf der Leinwand Seit Jahrzehnten heisst es, das Kino würde die Existenz des Theaters bedrohen. Theater Marie behauptet in «Kino Marie» nun genau das Gegenteil. Seit Februar dieses Jahres lässt das Theaterkollektiv in verschiedenen alten oder ehemaligen Kinosälen des Mittellandes die Geschichte des Kinos mit den Mitteln des Theaters Revue passieren. Zwei Schauspielerinnen (Nadine Schwitter, Sandra Utzinger) und zwei Schauspieler (Manuel Löwensberg, Diego Valsecchi) führen in zwei Stunden durch die Geschichte des Kinos der letzten fünfzig Jahre. Als Einstieg in das jeweils nächste Jahrzehnt dienen Ausschnitte aus filmgeschichtlich relevanten Werken. Diese werden aufgegriffen, weiter- oder nachgespielt, reflektiert oder dekonstruiert. Im Stück spielt Na-

dine Schwitter eine Regisseurin, die das Spiel der anderen filmt. Ihre Aufzeichnungen werden zeitgleich auf eine über die Bühne gespannte, durchsichtige Leinwand projiziert, wodurch ein raffiniertes Zusammenspiel von Theater und Kino entsteht. Lederhosenfilme und Opern-Liveübertragung «Auf die Idee, das Theater ins Kino zu holen, sind wir in unserem eigenen Probenraum gekommen. Dieser befindet sich im ehemaligen Kino Zentral in Suhr», erklärt Patric Bachmann, Dramaturg und Mitglied des vierköpfigen Leitungsteams von Theater Marie. Dort liessen sich die Theatermacher täglich von der Aura und den Geschichten inspirieren, die immer noch im Raum hängen. Bis 1999 wurden im Zentral Filme

gezeigt, danach musste das Kino seine Türen schliessen. Seit dem Auftauchen des Fernsehens in den 50er-Jahren kämpften die Kinosäle immer wieder um ihre Existenz. «Für ‹Kino Marie› haben wir auch die Mechanismen der Unterhaltungsindustrie genauer untersucht», führt Bachmann weiter aus. Eine Strategie für die Querfinanzierung der Kinobetriebe waren ab den 70er-Jahren etwa die Nachtvorstellungen mit Lederhosenfilmen. Mit diesen lockte man das Publikum spätabends vom Fernseher weg und ins Kino. Dass die Diskussion um Theater im Kino nichts von ihrer Brisanz eingebüsst hat, zeigt auch das Phänomen der Live-Übertragungen von Opern, wie sie jüngst in vielen Kinos zu sehen sind. Aus den Archiven des Lichtspiels In Bern ist das Projekt «Kino Marie» das letzte Stück des «Schlachthaus Theater wegen Bauarbeiten unterwegs»-Programms und passt mit seiner Anord-

Seite 12 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

nung perfekt in das Konzept. Gezeigt wird es im CineABC an der Moserstrasse 24. Für jeden neuen Spielort ihres Stückes versuchen die Macherinnen und Macher des Theaters Marie einen spezifischen Ortsbezug herzustellen. Ein Teil läuft über die während des Stückes eingespielten Interviews mit ehemaligen Kinobetreibern, Gästen oder Personen, die mit dem jeweiligen Haus in Verbindung stehen. In Bern wird vor dem eigentlichen Stück ein halbstündiges Kurzfilmprogramm auf die Kinoleinwand projiziert, welches das Kino als Institution und sozialen Treffpunk beleuchtet. Die Filme stammen aus den Archiven der Lichtspiel-Kinemathek und wurden von Stefan Humbel zusammengestellt. Christine A. Bloch \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

CineABC, Bern Do., 31.10., bis So., 3.11., 20.30 Uhr www.schlachthaus.ch

Das Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester gastiert im Rahmen seiner traditionellen Herbsttournee im Kulturcasino. Dabei verzückt es mit Beethovens Tripelkonzert und Schumanns dritter Symphonie.

Der Chorleiter, Arrangeur und Musiklehrer Ben Vatter leitet verschiedene Chöre in Bern und Thun. Zusammen mit den Co-Dirigenten Andreas und Marc Hügli präsentiert er mit dem Chor im Breitsch ein Programm mit (Stadt-)Berner Musik im neuen Chor-Gewand («Unser kleines Bern», Theater National, Bern. Fr., 1., und Sa., 2.11., 20 Uhr, So., 3. 11., 17 Uhr)

2. Anne-Sophie Mutter im Kulturcasino in Bern (Fr., 1.11., 20 Uhr) Als Kind habe ich gesagt: «Wenn ich gross bin, heirate ich Anne-Sophie Mutter, dann heisst sie Vatter-Mutter.» Im Ernst: eine Weltklassemusikerin.

auf Ausgleich bedachten Harmonie zu faszinieren. Davon kann man sich beim Herbstkonzert des Schweizer JugendSinfonie-Orchesters (SJSO) im Berner Kulturcasino überzeugen. Nach dem Triplekonzert spielt sich das SJSO unter der Leitung seines langjährigen Dirigenten Kai Bumann und mit Robert Schumanns euphorischer dritter Symphonie in einen finalen, musikalischen Jubelrausch. Basil Weingartner

Hannes Schüpbach

3. Musigrate im Wartsaal in Bern (Do., 31.10., 20.30 Uhr) Eine witzige Veranstaltung, die sich regen Zuspruchs erfreut. Einfaches Konzept, aber jede Menge Spass!

\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Kulturcasino, Bern Sa., 2.11., 19.30 Uhr www.sjso.ch

von Ben Vatter

1. Gustav in der Kulturfabrik Kofmehl in Solothurn (Fr., 1.11., 20.30 Uhr) Schon bei «Kampf der Chöre» war Gustav wegen seiner Kreativität mein Favorit.

Verzückende Harmonie Anders als in gleichzeitig von ihm erschaffenen Werken verzichtete Ludwig van Beethoven in seinem 1808 in Wien uraufgeführten Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester in CDur auf grosse Innovationen und Experimente. Dies legte man ihm später oft als das Festhalten an Vergangenem aus. Und so führte das Triplekonzert, wie die Komposition auch genannt wird, lange Zeit ein Schattendasein im Opus des aufklärerischen Komponisten. Zu Unrecht, weiss es doch mit der raffinierten Verwendung der drei Instrument – es soliert das mehrfach ausgezeichnete Trio Rafale – und der stets

3 Kulturtipps

remo-eisner.ch

Aus dem CineABC wird mit dem Theater Marie das «Kino Marie». Für sein Stück, das am Donnerstag Berner Premiere feiert, macht sich das Suhrer Theaterkollektiv die Eigenheiten des Kinosaals zu eigen.

Mehr als eine Stadtrundfahrt: Im Büchertram gastieren Schreibende aus dem Balkan und lesen zum Thema «Stadt».

Das ausgezeichnete Schweizer Trio Rafale (v.l. Daniel Meller, Maki Wiederkehr, Flurin Cuonz).

Ich würde einen Kollegen, der nichts von Ratespielen hält, überreden, mit mir in den Wartsaal zu kommen, … … indem ich ihm den Deal vorschlage: Wenn du mehr Lieder kennst, bezahle ich all dein Bier!


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.