N°46 Donnerstag bis Mittwoch 14. bis 20.11.2013 www.kulturagenda.be
DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
Eric Audras
Neue Redaktionsleiterin Sarah Sartorius
Rituale gliedern unseren Alltag. Die neue Ausstellung im Museum für Kommunikation rückt sie ins Zentrum.
Ein Kompass des Lebens Für die einen ist es das gemeinsame Schauen des «Tatort» am Sonntagabend, für die anderen das Verschicken von Festtagsgrüssen zu Weihnachten und die dritten beten jeden Abend im Bett. Rituale haben so viele Gesichter, wie es Menschen, Kulturen und Religionen gibt, jeder hat sie – ob es ihm bewusst ist oder nicht. Diese Annahme stand am Anfang der Recherchen der Macherinnen und Macher der neuen Wechselausstellung im Museum für Kommunikation. Um die These zu verifizieren, platzierten sie – ähnlich einem Passfotoautomaten – eine Ritualkabine mit integrierter Kamera an acht verschiedenen Standorten in der Deutsch- und der Westschweiz. Menschen jeden Alters und jeder Herkunft wurden aufgefordert, von ihren
ganz persönlichen Ritualen zu erzählen. So kamen über 250 Statements zusammen, die im Ausstellungsraum auf verschiedenen Bildschirmen wiedergegeben werden. Im Land der Rituale Doch was genau ist ein Ritual? Die Kurzdefinition zur Ausstellung lautet: «Rituale sind normierte, geregelte Kommunikations- oder Handlungsabläufe. Da diese spezielle Momente begleiten, sind sie mit einer symbolischen Bedeutung verbunden.» Rituale geben Sicherheit, vermitteln Zugehörigkeit, schaffen Hierarchien und helfen bei Übergängen im Leben. In der Schau «Rituale. Ein Reiseführer zum Leben» wird diese breite Definition an verschiedenen Stationen im
«Land der Rituale» gespiegelt. Passend zum Titel haben Kurator Ulrich Schenk und Szenograf Rolf Indermühle eine abstrakte Landschaft konzipiert, durch die sie das Publikum auf die Reise schicken. Ein Reiseführer sowie eine grosse Holztafel mit einer Landkarte am Anfang der Ausstellung geben einen ersten Überblick. «Zum Wohl» und «gute Nacht» Gegliedert ist der Rundgang in vier thematische Gegenden: «Höhen der Macht», «Felder des Alltags», «Tal der Traditionen» und «Ebene der Sicherheit». Innerhalb der Quadranten gibt es jeweils unterschiedlich aufbereitete Stationen zu Teilaspekten und konkreten Beispielen. Im Bereich des Alltags beispielsweise wird mit einer interaktiven Computeranimation das Anstossen auf witzige Art und Weise veranschaulicht. Daneben steht ein «Gute-Nacht-Zelt», in dem es um die Rituale zum Abschluss des Tages geht.
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Beim Gang durch die Ausstellung kann man den Eindruck bekommen, fast jede sich wiederholende Handlung sei ein Ritual. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Schau die historische, ethnologische und religiöse Dimension von Ritualen bewusst nur am Rand anspricht und sich vor allem den weltlichen Routinen im Heute widmet. Um in der Informationsflut für Klarheit zu sorgen, endet jeder Rundgang auf der Aussichtsplattform am hinteren Ende des Ausstellungsraumes. Hier wird dem Besucher mit dem «Ritualdekoder» und dem «Ritualkreator» nochmals auf spielerische Art und Weise die Ritualtheorie erläutert. Man kann einen Ablauf hier in seine Einzelteile zerlegen und sich sein eigenes Ritual erschaffen. Christine A. Bloch \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Museum für Kommunikation, Bern Ausstellung bis 20.7. www.mfk.ch
Mit «uptown goes downtown Nr. 140» eröffnet die Uptown Big Band zusammen mit Mario Schneeberger bei BeJazz ihre 19. Saison. Durch das Konzert führt Bandleader und Trompeter Mike Maurer (Vidmarhallen, Liebefeld. Fr., 15.11., 20.30 Uhr).
2. «Rendez-vous Bundesplatz» (Bundesplatz, Bern. Täglich, 19 und 20.20 Uhr) Wie das Bundeshaus mit Hilfe von Licht und Ton zu swingen beginnt, lässt hoffen, dass etwas davon auf das Politikgeschäft im Innern abfärben möge.
Konzert Theater Bern präsentiert Felicia Zellers Stück «X-Freunde» als Schweizer Erstaufführung. Drei moderne Antihelden kommen sich in dieser Tragikomödie selbst abhanden. an diesem pointenreichen Text. Zeller schreibe mit viel Ironie auch über sich selbst, schliesslich seien die drei Protagonisten alles Kreative in der Schaffenskrise. «Es sind Figuren, die sich selbst reflektieren können und dadurch niemals hohl daherkommen», so Schmieding. Als Bühne kommt eine Showbühne zum Einsatz, die stilvolle Auftritte und Abgänge erlaubt. Helen Lagger
Barbara Pfyffer
3. «Tuesday Jazz Jam» (5ème Etage, Bern. Di., 19.11., Risotto ab 20 Uhr, Konzert um 21 Uhr) Jammen ist Kreativität in Aktion! Junge Talente messen sich mit bekannten Namen im groovenden Dialog bei Gratiseintritt und Risotto.
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Vidmar 2, Liebefeld Premiere: Mi., 20.11., 19.30 Uhr (ausverkauft) Weitere Vorstellungen bis 4.3. www.konzerttheaterbern.ch
von Mike Maurer
1. Michael Zisman, «Bandoneon solo» (Kath. Kirche St. Josef, Köniz. So., 17.11., 17 Uhr) Meisterhafte Weltmusik ohne stilistische Grenzen ist hier nur zwei Busstationen entfernt.
Verlorene Identitäten Die Werberin Anne (Milva Stark) ist ein Workaholic, ihr Mann Holger (Stefano Wenk) ein arbeitsloser Spitzenkoch. Der gemeinsame Freund Peter (Jürg Wisbach) schreibt lieber Nachrichten auf Twitter, statt als Bildhauer Grosses zu erschaffen. Das Stück «X-Freunde» der Stuttgarter Erfolgsautorin Felicia Zeller erzählt von heutigen Antihelden, die Opfer ihrer eigenen Selbstvermarktung werden. Alle drei definieren sich nur über ihre Arbeit. Konzert Theater Bern bringt die Tragikomödie nun als Schweizer Erstaufführung auf die Bühne. Regisseur Jan Stephan Schmieding mag das Groteske
3 Kulturtipps
foto-graf.ch
In der neuen Wechselausstellung im Museum für Kommunikation dreht sich alles um die wiederkehrenden symbolischen Handlungen: «Rituale. Ein Reiseführer zum Leben».
Die neue Redaktionsleiterin der Berner Kulturagenda heisst Sarah Sartorius. Die 34-jährige Bernerin bringt eine grosse Erfahrung und ein breites journalistisches Wissen mit. Nach ihrem Journalismusstudium in Zürich und einer Filmausbildung in Dänemark schrieb sie unter ihrem ledigen Namen Sarah Stähli als Kulturjournalistin unter anderem für den «Tages-Anzeiger», den «Züritipp», die «WoZ» und den «Bund». Der BKA-Vorstand freut sich, mit Sarah Sartorius eine erfahrene, kompetente und in der Berner Kulturszene bestens vernetzte Persönlichkeit zu begrüssen. Sarah Sartorius, die mit Mann und Tochter in Bern lebt, zeichnet ab kommender Woche als verantwortliche Redaktionsleiterin der Berner Kulturagenda.
Identität aus der Arbeit bezogen – jetzt arbeitslos: «X-Freunde».
Ich würde meine Musikschüler zum Besuch des «Tuesday Jazz Jam» überreden, … … weil sie dort unmittelbarer und kommerzfrei mehr von der Essenz des Jazz mitkriegen als im noblen Nachtclub oder im akademischen Dunstkreis der Hochschule.