Berner kulturagenda 2013 N° 49

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N°49 Donnerstag bis Mittwoch 5. bis 11.12.2013 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

Trauriger Folkbarde. «Inside Llewyn Davis» der Coen-Brüder macht glücklich. Seite 11

ZVG

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Schmerzen ertragen vor Livepublikum: Marina Markovic scheut sich in ihren Performances nicht.

Ganz schön viel Fleisch am Knochen Am Samstagabend wird sich die serbische Performancekünstlerin Marina Markovic vor den Augen des Publikums im Schlachthaus tätowieren lassen. Material ihrer Kunst ist der eigene Körper, den sie als Projektionsfläche für die Verarbeitung ihrer früheren Magersucht verwendet. Die Darbietung ist eine Weiterführung der umstrittenen Performance «Pressure me», für die sich die 30-Jährige ein Massband um die Taille stechen liess. Anhand dieser Markierung beobachtet sie die Veränderungen ihres Körpers. Mit ihrer Aktion kommentiert und unterläuft die Serbin Schönheitsideale auf raffinierte Art und Weise. Marina Markovic ist eine der vierzig Künstlerinnen und Künstler, die zum diesjährigen Aktionskunst-Festival

Bone geladen sind. Dass sie den gleichen Vornamen wie die Performanceikone Marina Abramovic trägt, ist Zufall; dass in ihrer Kunst Anleihen an diejenige ihrer Landsfrau zu finden sind, hat System. Wie einst Abramovic studierte Markovic an der Belgrader Akademie der Künste und mutet ihrem Körper so einiges zu, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Performerinnen der ersten Stunde Um diese künstlerischen Verwandtschaften geht es an der 16. Ausgabe des Festivals, für die Kurator Valerian Maly in Zusammenarbeit mit Culturescapes den Fokus auf das performative Schaffen in den Balkanstaaten gelegt hat. «Wir zeigen aber nicht nur zeitgenössi-

sche Positionen aus den jugoslawischen Nachfolgestaaten, sondern auch einige balkanische Performancekünstler der ersten Stunde», erklärt er. Zu diesen zählen neben Abramovic auch Miroslav Misa Savic, Rasa Todosijevic sowie Ilija Soskic. Diese Urväter und -mütter der Performance entsprangen alle der Belgrader Künstlerszene, die in den 70erJahren zu einer wichtigen Referenz wurde. Abramovic im Geiste anwesend Ausser Marina Abramovic werden sie alle in Bern in persona zugegen sein und programmatische Arbeiten zeigen, die sie fürs Bone teilweise neu angeordnet haben. Trotzdem fehlt die Grande Dame der Performance nicht: Seit Oktober sind in der Ausstellung «Mirror» in der Stadtgalerie im Progr fotografische, filmische und installative Dokumentationen früherer Arbeiten sowie Werke von ihr zugewandten Künstlern zu sehen.

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Ebenfalls geladen sind illustre Performancegäste aus der Schweiz. Ein besonderes Highlight ist die Eröffnungsperformance am Mittwochabend: Diese bespielt keine Geringere als die Zürcher Künstlerin Manon – mit einem neuen Stück. Mit Selbstverwandlungs- und erotischen Arbeiten mischte sie die Kunst der 70er-Jahre gehörig auf und verstörte manch konservativen Kunstliebhaber. Kurator Maly wünscht sich, dass «ältere und jüngere Künstler in einen Dialog treten». Exemplarisch machen dies die über 80-jährige Berner Performerin Janet Haufler und ihr 25-jähriger Kollege Nils Amadeus Lange. Im Rahmen einer «Carte blanche» interagieren die beiden gemeinsam auf der Bühne. Christine A. Bloch \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Verschiedene Orte, Bern Bis Sa., 7.12. www.bone-performance.com

Bühnendiva Erika Stucky stellt am Sonntagabend bei Bee-flat in prominenter Begleitung ihr neues Album «Black Widow» vor. Am Nachmittag spielt sie ihr eigens daraus konzipiertes Kinderprogramm «Spinnebei».

Der Berner Rapper Grégoire «Greis» Vuilleumier stellt im Rössli sein neues Projekt Noti Wümié vor. Begleitet vom Gitarristen Benjamin Noti versucht sich Greis als Troubadour und erfindet ad hoc Lieder und Geschichten (Rössli Bar in der Reitschule, Bern. Mi., 11.12., 20 Uhr).

2. Anna Rossinelli, KKThun (Sa., 7.12., 21 Uhr) Ich mag ihr neues Album sehr und freue mich, Rossinelli zum ersten Mal mit ganzer Band zu sehen, ich bin ein grosser Fan ihrer Dreierformation.

mit David Coulter, Terry Edwards und Michael Blair entstanden, drei Musikern aus dem Umfeld von Tom Waits. In der Turnhalle spielt das Teufelsquartett seine bluesig-jazzigen und Vaudeville-inspirierten Songs auch für Kinder. Am Nachmittag zeigen sie ihr im Rahmen der Familienkonzerte erarbeitetes Programm «Spinnebei». Francesca Pfeffer

3. King Pepe & Matto Kämpf, Delinat Weindepot, Vidmarhallen, Bern (Fr., 6.12., 19.30 Uhr) Was haben die zwei schlauen Füchse dieses Mal vor? Ich habe sie noch nie zusammen auf der Bühne erlebt, und werde mich für diesen Auftritt warm anziehen.

Christine A. Bloch \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Turnhalle im Prog, Bern. So., 8.12. «Spinnebei»: 15.30 Uhr «Black Widow»: 20.30 Uhr www.bee-flat.ch

von Grégoire «Greis» Vuilleumier

1. Christian Henkings Fotografien im Ono (Ausstellung bis 28.12.) Ich habe durch Christian Henkings Stück «Schnee» zeitgenössische klassische Musik schätzen gelernt und freue mich auf seine Fotoausstellung im Ono.

Erika Stucky spinnt

Ihre Silhouette wirft einen dramatischen Schatten auf die Leinwand im Bühnenhintergrund. Davor steht Erika Stucky, ganz in Schwarz gehüllt, mit blonder Lockenperücke und unendlich langen Wimpern, die wie Spinnenbeine aus ihren Lidern wachsen. Die LiveProjektion zeigt witzig-absurde Videosequenzen der Künstlerin. Mit einer wunderbar abgefahrenen Bühnenshow präsentiert die wandlungsfähige US-Schweizerin ihr neues Album «Black Widow». Spektakulär ist nicht nur Stuckys Auftritt, spektakulär sind auch die Musiker, die sie begleiten. Die neue Platte ist in Zusammenarbeit

3 Kulturtipps

ZVG

Das 16. Aktionskunst-Festival Bone zeigt Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Balkan und der Schweiz. Mit dabei sind einige der ganz grossen Namen aus den Anfangszeiten der Performancebewegung.

Hochprozentige Satire vom anarchistischen Komikerduo Stermann & Grissemann. Live auf der Bühne zu erleben in Thun.

Die schwarze Witwe Erika Stucky mit illustrer Band.

Ich würde meinen Freund und Gitarristen Benjamin Noti überreden, zu Matto Kämpf und King Pepe mitzukommen, … … weil eine weinselige Audienz beim König einen Basler nach Bern locken sollte.


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