Berner kulturagenda 2014 N° 3

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N°3 Donnerstag bis Mittwoch 16. bis 22.1.2014 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

In den Vidmarhallen wird Max Frischs Roman «Homo Faber» zum expressiven Tanzstück. Seite 3

Patrick Principe

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Die im Geiste verwandten Pianisten und Komponisten Hauschka und Nik Bärtsch teilen sich bei Bee-Flat die «Stage For Two».

Die Bühne ist ihr zweites Wohnzimmer: Miss Jackie Brutsche in Aktion mit ihrer Garage-Rock-Band The Jackets.

Rebellin mit dem Mut einer Stierkämpferin Jackie Brutsche erinnert mit ihrem schwarzen Pagenschnitt und dem dicken Lidstrich ein wenig an Walt Disneys schicke Hexe Gundel Gaukeley. Zaubern kann sie zwar nicht, ihr Publikum verzaubern hingegen schon. «Manchmal wollen mich die Leute nach einem Auftritt einfach nur umarmen», erzählt sie im Gespräch. Das liege wohl an der Energie, die bei Konzerten ihrer wilden Garage-Rock-Band The Jackets freigesetzt würde. Wenn sie mit dramatischem schwarzem Make-Up im Sixties-Stil ins Mikrofon schreit oder ihre schräge One-WomanShow «The Rebel Sperm» präsentiert, ist Jackie Brutsche nicht ganz sie selbst. Sie schlüpft dann in die Rolle ihres Alter Egos, der düsteren Jack Torera. Was hat Jackie Brutsche mit Stierkämpfern

am Hut? Mit Verlaub, die in Zürich aufgewachsene Musikerin und Bühnenkünstlerin ist immerhin halb Spanierin. Zudem gefällt es ihr, als Frau mit dem Rollenklischee des urmännlichen Toreros zu spielen. «Jack Torera ist für mich eine geschlechtslose Figur», beschreibt sie ihr zweites Ich. Ungeschliffener Rock’n’Roll Die Band The Jackets wurde 2007 von Jackie Brutsche und dem Schlagzeuger Chris Rosales gegründet. Die beiden schreiben und komponieren die Songs gemeinsam. Sie improvisiert und experimentiert mit ihrer Stimme und Gitarre, er schreibt die Liedtexte. Seit 2008 gehört auch der Bassist Samuel Schmidiger zur Band. Das Trio tritt mittlerweile in ganz Europa auf. In Bern wür-

den sie eigentlich viel zu selten spielen, findet Brutsche. Anlässlich der «Tour de Lorraine» tritt die Truppe nun in der Turnhalle im Progr auf. Woher kommt eigentlich dieser Sound, der als ungeschliffene Variante des Rock’n’Roll gilt? Die ersten GarageRock-Bands entstanden Anfang der Sechzigerjahre in den USA. Die Begeisterung für britische Bands wie The Who inspirierte viele amerikanische Jugendliche. Aus Mangel an Übungsräumen probten sie in der hauseigenen Garage, woraus sich der Name Garage-Rock herleitet. Räume für Bands sind auch in Bern Mangelware: The Jackets proben in einem Luftschutzkeller.

tieren. Eine Ausstellung über alternative Wohnbauformen nimmt Bezug auf den Widerstand der Quartierbewohner gegen ein städtisches Luxuswohnbauprojekt. Was meint Brutsche, die soeben das Off-Stage-Stipendium für Theaterschaffende des Kantons Bern erhalten hat, dazu? «Ich wohne selber nicht in diesem Quartier, mag die Lorraine aber sehr gerne.» Mit Widerstand könne sie sich seit jeher identifizieren. Als Teenager war sie aktiv in der Hausbesetzerszene von Zürich. Als sie dort genug gesehen hatte, zog sie aus Neugierde auf die hiesige Szene nach Bern – und ist bis heute hängen geblieben.

Alternatives Wohnen Um fehlenden Wohnraum dreht sich auch die 14. Ausgabe der «Tour de Lorraine». Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers haben in einem zweitägigen Workshop Visionen für ihr Viertel entwickelt, die sie nun öffentlich präsen-

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Helen Lagger • Turnhalle im Progr, Bern Sa., 18.1., 22 Uhr • Tour de Lorraine Diverse Orte, Bern Do., 16., bis Sa., 18.1. www.tourdelorraine.ch

Folge dem weissen Kaninchen

David Landolf ist Leiter der Kinemathek Lichtspiel im Berner Filmhaus. Zusammen mit seinem Team sorgt er gerne für cineastische Überraschungen. Eine solche ist etwa die exklusive Vorführung von «Je suis... Didi, mein letztes Bild» (2014) über den 86-jährigen Maler Walter «Didi» Divernois. Der Film von Markus Baumann und Lee Thüler wird am Mittwoch, 22.1. um 20 Uhr gezeigt.

2. Clochard Deluxe in der Heitere Fahne in Wabern (Do., 16.1., 21 Uhr) Von der Polka-Gruppe und vom Lokal habe ich schon viel Gutes gehört.

Das neue Stück des Berliner Duos Melanie Florschütz und Michael Döhnert, das ganz ohne Worte, dafür mit vielen Objekten, Klängen und Ideen auskommt, dauert nur dreissig Minuten. «Ssst!» richtet sich nämlich an die Allerkleinsten ab zwei Jahren. Und obwohl einige der Kinder noch nicht selber sprechen können: die Lust an Geschichten ist längst in ihnen angelegt. Christine A. Bloch

Thomas Ernst

3. Hörspielabend im Café Kairo, Bern (Mi., 22.1., 20 Uhr) Nach unzähligen Filmen geniesse ich es zwischendurch, die Augen zu schliessen und die Ohren zu spitzen.

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Schlachthaus Theater, Bern Do., 16., und Fr., 17.1., 10 Uhr sowie Sa., 18., und So., 19.1., 16 Uhr www.schlachthaus.ch

von David Landolf

1. «Dr Zanggi» im Berner Puppen Theater (Mi., 15., und Sa., 18.1., 14.30 Uhr sowie So., 19.1., 10.30 Uhr. Vorstellungen bis 26.2.) Die liebevoll gestalteten Puppen und Geschichten von Monika Demenga und Hans Wirth verzaubern nicht nur Kinder.

In «Ssst!» erzählt das Berliner Duo Florschütz und Döhnert von einem weissen Hasen, der unverhofft in das Leben eines Paares tritt. Das für Kinder ab zwei Jahren konzipierte Stück ist im Schlachthaus zu sehen. Er will sein Perkussionsinstrument zum Klingen bringen, sie will ihrer selbstgebastelten Trompete endlich einen Ton entlocken. Zu Beginn von «Ssst!» geht es zwischen Mann und Frau ziemlich laut zu und her, obwohl die beiden ohne Dialog miteinander verhandeln. Als unverhofft aus einer Hosentasche ein weisses Kaninchen auftaucht, vergessen die beiden ihren Streit und kümmern sich fortan um das Tierchen. Das zarte, aus einem weissen Stofftaschentuch geknüpfte Wesen will aber nicht nur gehegt und gepflegt werden, sondern die Welt entdecken und hält die beiden mit seiner Neugier ganz schön auf Trab.

3 Kulturtipps

ZVG

Die Musikerin und Performerin Jackie Brutsche alias Jack Torera hat viele Gesichter. Im Rahmen der «Tour de Lorraine» tritt sie mit ihrer GarageRock-Truppe The Jackets in der Turnhalle im Progr auf.

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Ein Königreich für ein Kaninchen – im Kinderstück von Florschütz und Döhnert.

Ich würde meinen Handy-losen Kumpel überreden, mich ins Kairo zu begleiten, … … und zuzuhören, was im Hörspiel «Combox» so alles auf dem virtuellen Band hinterlegt wird.


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