Berner kulturagenda 2014 N° 5

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DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

N°5 Donnerstag bis Mittwoch 30.1. bis 5.2.2014 www.kulturagenda.be

Die HKB veranstaltet ein Symposium und Konzerte zum 200. Geburtstag von Adolphe Sax. Seite 3

BNF, Cliché Michel Urtado

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Mouse on Mars, die technoiden deutschen Soundtüftler von roten Planeten, beehren am Freitag den Dachstock.

Die Kunst des Berners Markus Raetz entsteht im Auge des Betrachters: «Torus» (1968).

Im Loop der Wahrnehmung Wir vertrauen unseren Augen. Wir vertrauen den Informationen, die wir mit ihnen aufnehmen. Was wir sehen, setzen wir mit der Wahrheit gleich. Die schwarzen Linien an der Wand müssen also eine Zeichnung sein. Entsprechend überrascht ist man, wenn sich herausstellt, dass es sich beim Werk von Markus Raetz um eine dreidimensionale Eisenskulptur handelt, die an einem durchsichtigen Faden von der Decke hängt. Der Berner Raetz, geboren 1941, ist mehr als ein Künstler. Er ist ein Magier, der sein Publikum mit einfachen, aber effektiven Tricks verblüfft. Spielerisch setzt er sich in seinem Schaffen mit der Wahrnehmung und der Wirklichkeit auseinander. Jetzt widmet das Kunstmuseum Bern dem bekannten Gegenwartskünstler eine Ausstellung, verteilt

auf acht Räume, die sich hauptsächlich mit seinem druckgrafischen Werk auseinandersetzt. Alte Techniken neu interpretiert Seit den späten 50er-Jahren beschäftigt sich Raetz mit druckgrafischen Techniken. Die Schau schliesst thematisch an die vergangene Ausstellung «Markus Raetz: Die Druckgrafik 1958–1991» im Kunstmuseum an. Der Ursprung dieser beliebten Kunstform liegt weit in der Vergangenheit. Künstlerisch verhalf der deutsche Maler Albrecht Dürer (1471–1528) der Druckgrafik zu seiner Blüte. Mit Hilfe von Holzschnitt und Kupferstich konnten Künstler damals ihre Werke in ganz Europa bekannt machen. Raetz ist ein neugieriger Forscher, der mit den verschie-

denen Verfahren der Druckgrafik experimentiert und sie weiterentwickelt. Experimentierfreude Die Lieblingstechnik des Künstlers sei auch heute noch die Radierung, sagt Claudine Metzger, Kuratorin der Ausstellung. Raetz ging auch hier neue Wege: Er tunkte einen Pinsel in hochprozentige Salpetersäure und führte diesen über eine zuvor präparierte Platte. Der Künstler malte sozusagen blind mit Säure und lässt geheimnisvolle Landschaften entstehen. In der Serie «No W Here» von 1991 enthüllt Raetz mit Hilfe der Chemikalien aber keine realen Orte, sondern gibt Einblicke in innere Landschaften. Der Titel zeugt von Raetz’ Vorliebe für Wortspiele: Man kann «nirgendwo» (nowhere) oder «jetzt hier» (now here) darin lesen. Künstlerische Wissenschaft Raetz wagt sich immer wieder an wissenschaftliche Spielereien. 1968 fer-

tigte er aus Gummi einen Stempel an, der eine donutartige Figur, einen sogenannten Torus, abbildet. Das ist eine Figur der Topologie, einem Teilgebiet der Mathematik. Der rot-weisse Torus findet sich auch als Erkennungszeichen neben seiner Signatur. Raetz baut diese komplexen Themen mit einem Augenzwinkern in seine Kunst ein. Man muss keineswegs Experte der Mathematik oder wissenschaftlich interessiert sein, um sich für Raetz’ Kunst begeistern zu können. Sie entsteht im Auge der Betrachterin oder des Betrachters. Schön versinnbildlicht an seinem Objekt «Yes-No» von 2003: Je nach Standpunkt setzen sich die einzelnen Teile der Skulptur zu einem «Yes» oder einem «No» zusammen. Christina Steffen \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Kunstmuseum, Bern Eröffnung: Do., 30.1., 18.30 Uhr Ausstellung bis 18.5. www.kunstmuseumbern.ch

30 Minuten Ruhm

Tape. «Die Teilnahme bedeutet für uns: 5 ∑ 30 Minuten Ablenkung von Pegasus, Hitmill und dem unerträglichen Bild, das die staatlich-statischen Medien von Schweizer Musik zeichnen», fasst es Mirko Schwab, der Schlagzeuger der Band, zusammen. Doch der 21-Jährige blickt optimistisch in die Zukunft: «Es gibt keine Krise der Musikindustrie, es gibt nur zu viele alte Menschen, die noch an eine Krise glauben.» Sarah Sartorius Dampfzentrale, Bern Sa., 1.2., 21 Uhr www.dampfzentrale.ch

Zehn Jahre investierte die Künstlerin Sylvia Hostettler in ihr «Zeit-Mass-Objekt». Nun ist es in der Galerie gepard14 in Liebefeld zu sehen (Vernissage: Fr., 31.1., ab 18 Uhr. Ausstellung bis 2.2.). 1. «Béatrice Gysin solo/duo» in der Galerie Béatrice Brunner, Bern (Ausstellung bis 14.2.) Ein feinsinniger Rundgang durch Raum und Zeit, der das Auge verführt, das Sehen irritiert und viele Geschichten anklingen lässt.

3. «Transform: Versuchsanordnung 3» an der Güterstrasse 8 in Bern (Fr., 31.1., 19.30 Uhr. Ausstellung bis 28.2.) Eine temporäre Plattform für zeitgenössische Kunstprojekte, wo sich verschiedene Kunstsparten für eine Woche zusammentun und Raum transformieren.

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von Sylvia Hostettler

2. Mahmoud Turkmani & Joss Turnbull im Kulturhof – Schloss Köniz (So., 2.2., 17 Uhr) Turkmani gilt als Erneuerer und Brückenbauer zwischen zeitgenössischer westlich-klassischer sowie arabisch-traditioneller Musik.

Die etwas andere Castingshow: Am Shit&Schein-Festival in der Dampfzentrale stellen sich Newcomer-Bands dem Publikum vor. Auserkoren wurden sie im Vorfeld von einer Fachjury. Biotechno von Tigershead aus St. Gallen oder Experimental Jazz von Acousmatic Jug aus Fribourg gefällig? Diese und drei weitere Bands hat die fachkundige Jury – unter ihnen Roger Ziegler von der Dampfzentrale, Daniel Fontana vom Klub Bad Bonn und MonofonesSängerin Gisela Feuz – aus rund 30 Einsendungen für die dritte Edition des Newcomer-Festivals Shit&Schein ausgewählt. Je eine halbe Stunde haben die musikalischen Neulinge Zeit, um sich vor Publikum in der Dampfzentrale zu verausgaben. Unter den Auserkorenen ist auch die junge Berner Formation I Made You A

3 Kulturtipps

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Verblüffende Effekte und wissenschaftliche Themen prägen die Kunst des Berner Künstlers Markus Raetz. Die Ausstellung im Kunstmuseum widmet sich hauptsächlich seinen Druckgrafiken.

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Dürfen in der Dampfzentrale «scheinen»: Die Berner Band I Made You A Tape.

Ich würde ohne lange zu überreden einen meiner Vernissagebesucher unterhaken … … und nach den traditionellen gepard14Spaghetti zum Ausklang ans Transform gehen, wo wir uns an der Bar und an der Versuchsanordnung 3 versuchen.


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