N°6 Donnerstag bis Mittwoch 6. bis 12.2.2014 www.kulturagenda.be
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DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
Abschied von Christine A. Bloch
Annette Boutellier
Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich Christine A. Bloch von der Berner Kulturagenda. Sie war seit 2011 als Redaktorin mit Schwerpunkt Film für die Kulturagenda tätig. Christine A. Bloch weilt ab Februar in Berlin, wo sie eine Filmdramaturgie-Weiterbildung absolvieren wird. Wir wünschen ihr für die Zukunft nur das Beste und bedanken uns für die gemeinsame Zeit. Ihren letzten Text zum Tanzstück «Macho Dancer/Death Of The Pole Dancer» in der Dampfzentrale lesen Sie auf Seite 12.
Paul (Jonathan Loosli) und Marco (Jürg Wisbach) fühlen sich vom Asylanten in Marco und Barbaras Haus aus unterschiedlichen Gründen bedroht.
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«Wir sind keine Barbaren!»: Philipp Löhle, ein deutscher Dramatiker mit Schweizer Pass schreibt ein Stück über die Schweiz. Volker Hesse, ein Deutscher mit Schweizer Vergangenheit, inszeniert es in den Vidmarhallen.
aters Basel zurückgeht, ermöglicht pro Jahr drei Autorinnen oder Autoren, ein Stück für ein grosses Schweizer Theater zu schreiben.
Klima wieder. «Über die Form eines Chors, der einer griechischen Tragödie entstammen könnte, wird die Geschichte der vier Hauptfiguren überhöht. Insofern ist ‹Wir sind keine Barbaren!› kein realistisches Stück über zwei Paare, sondern es macht den Versuch, das Geschehen in einen grösseren Zusammenhang zu stellen», beschreibt es Hesse.
Beabsichtigte und zufällige Brisanz Löhle wird gerne als deutscher Dramatiker mit Schweizer Pass bezeichnet. In einer gewissen Weise andersherum verhält es sich mit dem deutschen Regisseur Hesse. «Meine erste Begegnung mit Bern liegt lange zurück. Ich bin hierher gekommen, als mein Vater das Stadttheater geleitet hat. Mitte der 70er-Jahre habe ich dort selber erste Inszenierungen gemacht», erzählt er. In den 90er-Jahren leitete Hesse während vielen Jahren das Theater Neumarkt in Zürich. 2010 wurde er mit dem HansReinhart-Ring, der höchsten Schweizer Theaterauszeichnung, geehrt. «Ich habe einen Blick auf die Innenwelt der schweizerischen Gesellschaft, der zugleich von weiter weg kommt. Da habe ich etwas gemeinsam mit Philipp Löhle, der, auf eine
Barbara und Mario, Linda und Paul sind Nachbarn. Die beiden Paare bilden einen der beiden Grundpfeiler des Theaterstückes «Wir sind keine Barbaren!» von Philipp Löhle. Regisseur Volker Hesse beschreibt die vier als freundliche, alternativ geprägte Zeitgenossen: «Es sind keine finsteren, rechtsstehenden Hinterwäldler, sondern moderne Menschen. Sie schwatzen viel über Politik, doch ihre Debatten basieren nicht auf einer lebendigen Erfahrung.» Als Barbara eines Tages einen mysteriösen Fremden bei sich aufnimmt, wird aus den theoretischen Diskussionen plötzlich eine Realität, die unweigerlich in die Vorgärten der gesichtslosen Agglomerationssiedlung eindringt. Den zweiten Pfeiler stellt ein Sprechchor. Er gibt auf Berndeutsch das öffentliche
Ein Deutscher und ein Schweizer Löhle ist dem Berner Publikum spätestens seit «Trilogie der Träumer» ein Begriff: Regisseur Jan-Christoph Gockel hat in der letzten Spielzeit drei Stücke des Autors als Assemblage in den Vidmarhallen inszeniert. «Wir sind keine Barbaren!» entstand nun im Rahmen von «Stücklabor Basel». Das Förderprogramm, das auf eine Initiative des The-
andere Weise, ebenfalls diese beiden Perspektiven kennt», meint Hesse. Dass die Premiere des Stückes just am Vorabend der Abstimmung über die Volksinitiative der SVP «Gegen Masseneinwanderung» stattfindet, ist keine Absicht. Dass Löhle in der Auseinandersetzung mit seiner Beziehung zur Schweiz die ständig aufkeimende Angst vor dem Fremden thematisiert, ist dem Gespür des Autors für Themen zu verdanken, welche die Bevölkerung beschäftigen. Hesse begrüsst die Terminkollision: «Ich finde, Theater sollte sich mit dem reiben, was aktuell passiert.» Und «Wir sind keine Barbaren!» tue das auf eine kluge Weise: «Das Stück wirft nicht einfach gängige Klischees auf, sondern hat einen eigenen Blick und einen eigenen Humor.» Nelly Jaggi \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Vidmar 1, Liebefeld. Premiere: Sa., 8.2., 19.30 Uhr (ausverkauft). Vorstellungen bis 20.6. www.konzerttheaterbern.ch
Risikofreudige Gipfelstürmer
nommen und allein die Eigernordwand 29 Mal bezwungen. Im Film spricht der Familienvater auch über das, was Bergsteiger gerne verschweigen: Die Angst vor einem Unfall und vor dem Tod. Er ist sich den Risiken bewusst und doch kann er nicht anders. Sein Kollege Jacques Grandjean, der mit 60 Jahren Kristalle in brüchigen Felswänden sucht, beschreibt es so: «Es geht hier um Leidenschaft, da ist man nicht immer vernünftig.» Christina Steffen CineMovie, Bern. Vorpremiere: Mi., 12.2., 18.30 Uhr in Anwesenheit der Filmcrew www.quinnie.ch
1. An Lár in der Broncos-Loge, Bern (Do., 6.2., 21.30 Uhr) 2012 reiste ich durch Irland. Der Klang des Banjos und der Fiedel wirkt auf mich nostalgisch und erinnert mich an die grünste aller Inseln.
3. Renée Magaña im Kunstkeller, Bern (Ausstellung bis 15.2.) Definitv sehenswert ist die Kunst von Renée Magaña. Ihre Kunst berührt und irritiert mich zugleich.
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Sarah Glauser ist Leiterin und Organisatorin des Kulturorts und öffentlichen Büros Hauptsitz an der Grabenpromenade. In der «KITA für Erwachsene» kann man sich austauschen, arbeiten oder sich am «Kultur Blind Date Nr. 6» überraschen lassen, an dem das künstlerische Gegenüber wie immer streng geheim ist (Der Hauptsitz, Bern. Do., 6.2., 18.30 Uhr).
2. Martin and James (Scotland) live unplugged for PlayLIVE#Bern in der Café Bar Marta, Bern (Fr., 7.2., 20.30 Uhr) Da gehe ich hin, weil hinter PlayLIVE#Bern ein junger Typ mit viel Energie und gutem Karma steht, der wunderbare Musiker nach Bern holt und weil er Hauptsitz-Pate ist.
Vier Männer – eine Leidenschaft. Der Film «Berge im Kopf» von Matthias Affolter begleitet die passionierten Bergsteiger auf ihren waghalsigen Expeditionen. Sie gehen für ihre Leidenschaft bis an ihre Grenzen und darüber hinaus: Weder schlechtes Wetter, noch gefährliche Routen, körperliche Gebrechen oder mentale Barrieren können die vier Bergsteiger von ständig neuen Gipfelstürmen abhalten. In seinem Dokumentarfilm «Berge im Kopf» (2013) versucht der Basler Filmemacher herauszufinden, was diese Männer antreibt, immer wieder ans Limit zu gehen. Stephan Siegrist ist einer der vier. Im Alter von 26 Jahren entschied sich der Berner für eine Karriere als Extrembergsteiger. Seitdem hat er Expeditionen zu den höchsten Gipfeln der Welt unter-
von Sarah Glauser
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Bern, die Schweiz und das Ausland
3 Kulturtipps
Eine Expedition von Stephan Siegrist im Basislager Makalu in Nepal.
Ich würde einen Freund, der mit zeitgenössischer Kunst nichts am Hut hat, … … mit der Aussicht auf ein feines Nachtessen überreden, mit in die Ausstellung von Renée Magaña zu kommen. Höchstwahrscheinlich kann ich mir das Kochen danach sparen.