DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
N°8 Donnerstag bis Mittwoch 20. bis 26.2.2014 www.kulturagenda.be
Bei Bee-flat kann man Multitalent Domi Chansorn entdecken: Berührende und begeisternde Musik. Seite 3
Colin Bell/EMI Classics
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Die Vorlage ist historisch, der Interpretationen sind viele: In Bern laufen gleichzeitig zwei Bühnenversionen von «Maria Stuart».
«First Lady der Trompete» wird sie genannt, der helle und reine Klang ihrer Trompete ist unverwechselbar: die Norwegerin Tine Thing Helseth.
Triumph der Trompete Siegessicher, ja fanfarengleich schmettert sie im berühmten dritten Satz des (einzigen) Trompetenkonzerts von Joseph Haydn. Das Werk gehört zum Kernrepertoire nicht nur der Trompetenliteratur, sondern der klassischen Musik schlechthin. Es ist eines jener Stücke, die auch Leuten ein Aha entlocken, die gar nicht wissen, dass es Haydn überhaupt gibt. Diese Kostbarkeit gibt es in Bern bald zu hören, und zwar mit der jungen und attraktiv in Szene gesetzten norwegischen Trompeterin Tine Thing Helseth. Haydns Trompetenkonzert in Es-Dur (Hob VIIe:1) war auch das erste, das für die gerade neu erfundene Klappentrompete geschrieben worden war. Helseth hat es schon 2007 auf ihrer ersten CD aufgenommen.
Die neueste CD der Künstlerin heisst übrigens kurz und bündig «Tine» – das kann ganz schön selbstbewusst wirken, ist vielleicht aber nur ein Missverständnis. Seit ihrem zweiten Album setzt Helseth auf Titel, wie sie sonst eher im Pop üblich sind. Auf die Musik hat diese Strategie aber keinen Einfluss. Trompete in fast allen Lagen Dass Helseth eine vielseitige Trompeterin ist, beweist am Berner Konzert auch der Marsch der Komödianten aus Smetanas Meisterwerk «Die verkaufte Braut» (arrangiert für Trompete und Orchester). Helseth scheut keine Repertoiregrenzen und ist technisch bestens bestallt. Der helle und reine Klang ihrer Trompete ist so unverwechselbar, dass sich die Superlative überbieten. First
Lady oder Königin der Trompete wird sie genannt, und natürlich hat sie auch schon die Nobelpreisverleihung musikalisch begleitet (auch das übrigens 2007). Ein weiterer Programmteil erscheint massgeschneidert für Bern, wo die spritzige Ouvertüre zu Gioachino Rossinis Opera Buffa «La Cenerentola» noch in frischer Erinnerung ist. Und dass zum Abschluss die 1. Sinfonie Nr. 1 D-Dur von Sergej Prokofieff, die sogenannte Symphonie classique, erklingt, macht Sinn. Prokofieff greift hier augenzwinkernd auf Haydn und andere Klassiker zurück. Ein Dirigent aus Kasachstan Nach Bern kommt Helseth mit dem Musikkollegium Winterthur, immerhin das älteste Schweizer Berufsorchester, dessen Vorgeschichte mit der Gründung des Kollegiums 1629 beginnt. Doch die Winterthurer haben nicht nur Geschichte sondern auch Humor – ei-
nes der nächsten Programme heisst launig «Haydn-Spass». Der illustre Klangkörper und die norwegische Trompeterin lohnen den Besuch im Casino und nicht minder der kasachische Dirigent Alan Buribayev. Am Konservatorium in Kasachstan studierte er Violine und Dirigat und war dann Chefdirigent im heimischen Astana. 2004 wurde er Generalmusikdirektor am Theater Meiningen, unter Kennern eine Referenz: Heute hat den Posten ja der Berner Philipp Bach inne. Engagements bei zahlreichen bedeutenden Orchestern folgten. Dieser «Abend der Sinne» im Rahmen des Meisterzyklus gibt dem charismatischen Kasachen Gelegenheit für eine Demonstration – und dem Berner Publikum Garantie für musikalischen Hochgenuss. Peter König \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Kulturcasino, Bern Do., 20.2., 19.30 Uhr bern.meisterzyklus.ch
Mydriasis inszeniert «Mutter Hausfrau Vater Arzt» im Schlachthaus Theater. Inmitten einer wachsenden Kartonkulisse geht Livia Hubers Stück den Mechanismen von Onlinedating und Offlinekommunikation auf den Grund.
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Schlachthaus Theater, Bern Do., 20., bis Sa., 22.2., 20.30 Uhr, So., 23.2., 16 Uhr sowie Di., 25.2., 19 Uhr www.schlachthaus.ch
Der Berner Autor Francesco Micieli verfolgt oft Fragen nach der Heimat. Im autobiografischen Roman «Schwazzenbach» etwa oder in der Essay-Sammlung «Mein Vater geht jeden Tag vier Mal die Treppe hinauf und hinunter». Er liest daraus im Forum Altenberg (So., 23.2., 11 Uhr) und in Urtenen-Schönbühl aus «Schwazzenbach» (Bibliothek. Sa., 22.2., 18 Uhr).
2. Kunst über Mittag im Kunstmuseum Bern (Mi., 26.2., 12.30 Uhr) Eine kleine halbe Stunde mit grosser Wirkung: die angesagte Erweiterung der Verpflegungszone! 3. Stefan Guggisberg in der Galerie DuflonRacz (Ausstellung bis 29.2.) Die Grandezza der unteren Altstadt geniessen und danach die wunderbaren Bilder von Guggisberg betrachten.
Manuel Uebersax
gramms Dramenprozessor. Nun inszeniert die Berner Gruppe Mydriasis um Regisseurin Magdalena Nadolska das Stück im Schlachthaus. Hubers Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Onlinedatings und den Kommunikationsproblemen innerhalb von Familien unterstreichen sie symbolisch: Die Schauspielerinnen und Schauspieler erbauen sich jeden Abend ihre Welt selber aus Kartonschachteln. Nelly Jaggi
von Francesco Micieli
1. Festliche Auftaktveranstaltung zur Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an der UniS in Bern (Mo., 24.2., 18.15 Uhr) «Ich war selten an der Universität», schrieb Dürrenmatt in «Stoffe».
Vom Netz in die Welt
In Zeiten von Onlinedating werden Gemeinsamkeiten vor dem ersten Bier gefunden. Dieser Überzeugung sind jedenfalls Lisa und Silas. Das Ehepaar betreibt die erfolgreiche Datingplattform «Two-Hope». Nun möchte es die Geschäftsführung an Sohn Leo weitergeben. Allerdings nur unter der Bedingung, dass dieser mit passender Partnerin auftritt. Um das Erbe nicht zu verlieren, engagiert Leo die Prostituierte Lilith, die bei einem Abendessen mit den Eltern Freundin Lena geben soll. «Mutter Hausfrau Vater Arzt» der jungen Autorin Livia Huber entstand 2011 im Rahmen des Autorenförderpro-
3 Kulturtipps
ZVG
Das Musikkollegium Winterthur kommt nach Bern. Mit dabei zwei besondere Gäste: der kasachische Dirigent Alan Buribayev und die norwegische Trompeterin Tine Thing Helseth.
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Das Bühnenbild ist eine Herausforderung: die Requisiten müssen zuerst erschaffen werden.
Einen Bekannten, der mit Kunst nicht viel anfangen kann, ... ... würde ich mit gutem Prosecco und Parmesan dazu verführen, in Guggisbergs Bild «Beginn» einzutauchen und zu den Farben zu träumen, weil meine Bekannten jetzt Träume brauchen.