DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
N°11 Donnerstag bis Mittwoch 13. bis 19.3.2014 www.kulturagenda.be
Die Operette «Der Vetter aus Dingsda» im Stadttheater ist ein dadaistisches Vergnügen. Seite 3
Flächig und in hellen Farben verarbeitete der deutsche Künstler August Macke seine ersten Eindrücke aus Tunesien: «Markt in Tunis I» 1914.
Ein Durchbruch in Farbe und Licht Die Tunisreise von Paul Klee, August Macke und Louis Moilliet vor 100 Jahren wurde zu einem kunsthistorischen Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts. Das Zentrum Paul Klee zeigt die lichtdurchfluteten Werke. In einem Brief beschreibt die Ehe frau von Macke, wie Klee seine beiden Freunde bearbeitete, ihn auf eine Reise nach Tunesien zu begleiten. Das Projekt drohte um ein Haar an organisatori schen und finanziellen Problemen zu scheitern. Doch am 3. April 1914 mach ten sich die drei Künstlerfreunde auf den Weg in den Orient. Wie müssen sich Paul Klee, August Ma cke und Louis Moilliet gefühlt haben, als sie an Bord der «Carthage» zum ers ten Mal die nordafrikanische Küste er blickten? Das Zentrum Paul Klee lässt mit der umfassenden Ausstellung «Die Tunisreise», diesen Meilenstein der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, der sich diesen April zum hundertsten Mal jährt, farbenprächtig aufleben. Wie eine Fata Morgana tauchen die weissen
Kuppeln einer Stadt aus dem Dunst auf. Sengende Hitze, flirrendes Licht und fremde Gerüche betören die Sinne. Faszination Orient Gewissenhaft hielt Klee seine Eindrü cke der Reise für die Nachwelt fest und schrieb begeistert: «Die farbige Klarheit am Lande [ist] verheissungsvoll. Macke spürt das auch. Wir wissen beide, dass wir hier gut arbeiten werden.» Voller Tatendrang begannen die Künstler schon am ersten Morgen mit der Ar beit und spornten sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Die Eindrücke, die während dieser Reise auf die drei Malerfreunde einprasselten, sollten ihre Kunst nachhaltig verändern. Bei Klee kamen bildnerische und farbli che Möglichkeiten, die er bereits vor der
Reise erkundete, zur vollen Entfaltung. Charakteristisch für die dreissig in Tu nesien angefertigten Aquarelle ist der zunehmende Grad an Abstraktion und die Aufteilung der Bildfläche in geome trisch angeordnete Farbfelder. Neben der Stadtarchitektur interessierte sich Klee auch für Landschaftsansichten, ganz besonders die Wüste hatte es ihm angetan. Das Aquarell «St. Germain b. Tunis (landeinwärts)» zeigt beispielhaft die Auflösung des Bildraums in anei nandergereihte Farbfelder und deren Leuchtkraft. Lichtdurchflutete Kunst Auch Macke setzte sich intensiv mit der Farbe, dem Licht und der Form ausei nander, blieb aber insgesamt figurativer als Klee. Das Aquarell «Markt in Tunis I» entstand in den ersten lichtdurchflute ten Tagen und zeigt eine belebte Stras senszene. Der Künstler arbeitete flächig und mit vorwiegend hellen Farben. Der transparente Auftrag verleiht der stren
gen Anordnung der Häuser eine Leich tigkeit. Man kann sich förmlich vorstel len, wie Macke mit seinen Utensilien in der Strasse stand und malte. Im Gegensatz zu Klee und Macke stand für den Berner Moilliet bei dieser Reise nicht die Arbeit im Vordergrund, son dern der Genuss und die Geselligkeit. Nordafrika faszinierte ihn so sehr, dass er zwischen 1908 und 1929 immer wie der auf den Kontinent zurückkehrte. Auf der Reise von 1914 fertigte er nur drei Aquarelle an, die denen seiner Mit reisenden, was die leuchtenden Farben und reduzierte Darstellung angeht, sehr ähnlich sehen. Die Eindrücke der Reise hallten nicht nur bei den Künst lern lange nach: die in gleissendes Licht getauchten Szenen haben bis heute nichts von ihrer Wirkung verloren. Christina Steffen \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Zentrum Paul Klee, Bern Vernissage: Do., 13.3., 18 Uhr Ausstellung bis 22.6., www.zpk.org
Warum sich eine Reise ins Zentrum Paul Klee auch sonst lohnt Orientalische Konzerttrilogie
im öffentlichen Raum seit 2011. Den Abschluss macht das Konzert «Birds Requiem» des Dhafer Youssef Quartets. François Pirenne
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ZVG
Das Ensemble Paul Klee präsentiert im Rahmen der Ausstellung eine Konzert trilogie. Für das Auftaktkonzert «Das Jahr 1914» dient das Reisejahr der drei Künstler als Inspiration. Auf dem Pro gramm stehen Stücke von Claude De bussy, Charles Koechlin und Maurice Ravel. Begleitend werden Bilder der Ausstellung projiziert und Einträge aus Klees Reisetagebüchern gelesen. Für das zweite Konzert konnte Ensem bleleiter Kaspar Zehnder den Oud-Spie ler Mahmoud Turkmani gewinnen. Ge plant ist ein Abend, an dem es zu einem musikalischen Dialog zwischen Orient und Okzident kommt. Das Konzert «Im orientalischen Salon» findet zeitgleich mit der Finissage der Ausstellung statt. Das Ensemble begibt sich dabei auf die Suche nach orienta lischen Einflüssen in der abendländi
Ein «Teppich der Erinnerungen» im Creaviva und eine Konzerttrilogie des Ensemble Paul Klee. schen Musik der letzten beiden Jahr hunderte. \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Zentrum Paul Klee, Bern. So., 16.3., 17 Uhr, So., 11.5., 17 Uhr sowie So., 22.6., 17 Uhr Verlosung von 2 × 2 Tickets für Sa., 16.3.: g tickets@kulturagenda.be sun o
Tunesische Kunst in Bern
l Ver
Das Zentrum Paul Klee holt für ein Wo chenende Tunesien nach Bern. Die in
terdisziplinäre Veranstaltung «Tunesi en – Künstlersichten» vereint Vorträge, Performances, ein Konzert und vieles mehr. Es wird um Klees Beziehungen zum Orient gehen. Aber auch um die gegen wärtige Auseinandersetzung Kunst schaffender mit Tunesien. Gastkünstle rinnen und -künstler sprechen über ihr Werk und Dokumentarfilme geben Ein blick in künstlerische Interventionen
Zentrum Paul Klee, Bern Sa., 26., und So., 27.4., ab 10 Uhr
Geteilte Erinnerungen Thematisch angelehnt an die Ausstel lungen im ZPK, versuchen die interak tiven Ausstellungen im Creaviva deren Inhalte altersgerecht zu vermitteln. «Teppich der Erinnerungen» dreht sich um Geschichten und Eindrücke. Die Besucherinnen und Besucher verweben ihre Erinnerungen zu einem riesigen Teppich, lassen Landschaften aus Sand und Mosaike aus Gedanken entstehen. \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Kindermuseum Creaviva, Bern Vernissage: Do., 13.3., 17 Uhr Ausstellung bis 22.6., www.creaviva.org
The Ministry Of Wolves interpretiert Grimms-Märchen als abgründigmelancholische Songs. Geheult wird in der Dampfzentrale. Seite 12 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
3 Kulturtipps von Simon Jäggi
Ruben Wyttenbach
LWL-MKuK / Rudolf Wakonigg
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«Die Bar der toten Tiere»: Unter diesem schauerlichen Namen laden Flo Eichenberger (ehemals Sous-Soul) und Simon Jäggi (Öffentlichkeitsarbeit NMBE) zu nächtlichen Drinks und Musik im Naturhistorischen Museum (Erstes Datum: Fr., 14.3., ab 21 Uhr). 1. «Wir sind keine Barbaren» in den Vidmarhallen (Sa., 15.3., 19.30 Uhr) Grenzen dicht machen und den Fol terstaaten Waffen verkaufen. Dieses vollkommene Volk kann mich derzeit kreuzweise. Das Stück dazu. 2. «Nymphomaniac Part 1» von Lars von Trier im CineMovie, Bern (täglich, 17.45 Uhr, Do. bis Mo. und Mi. 20 Uhr sowie Di. 20.45 Uhr) Lars von Trier mag ein Chauvi sein, aber ein genialer. Er schafft es, poetische Ab handlungen zum Fliegenfischen und drastische Sexszenen zu verbinden. 3. The Ministry Of Wolves in der Dampfzentrale Bern (So., 16.3., 20 Uhr) Wenn Musiker von Einstürzende Neu bauten, Nick Cave und Firewater zu sammenspannen, wird es aufregend. Um einen Freund, der selten an Konzerte geht, in die Dampfzentrale zu locken, würde ich ... … den Gepäckträger meines Velos an bieten. Und mich selber daran erinnern, nicht den Niedergang der Konzertkul tur zu beklagen, wenn man dann doch lieber Tatort schaut.