N°12 Donnerstag bis Mittwoch 20. bis 26.3.2014 www.kulturagenda.be
DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
Bräker träumt und fiktive Figuren werden real. Eine Theaterkomödie um den berühmten Autoren. Seite 3 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
ZVG
Grosse Auswahl, wenig Zeit: An der Museumsnacht muss man sich entscheiden. Die Redaktion gibt ein paar mögliche Tipps.
Vom Regen in die Traufe und von dort...Sie wissen ja. Bei Bliss geht schief, was schief gehen kann.
Bühnenpannen, komödiantische Figuren und musikalische Überraschungen verspricht «Die Premiere». Das neue Stück der A-cappella-Gruppe Bliss ist zu sehen in der Cappella. Eine Premiere, die total missglückt: Das Schreckensgespenst aller Künstler ist beim Schweizer A-cappella-Sextett Bliss Programm. Noch ist kein Ton gesungen, da tritt Claudio schon beschämt vor den goldenen Vorhang auf die Bühne und teilt dem Publikum mit, dass sich der Beginn der Vorstellung verzögere. «Es chunt aber alles super», nuschelt er und glaubt offensichtlich selbst am wenigsten daran. Was das Problem ist? Der sechste Mann der Gruppe fehlt. Christian ist irgendwo zwischen dem Feiern am Vorabend und der Taxifahrt zur Vorstellung verloren gegangen. Die Gruppe muss die Show zu fünft beginnen. Es wird nicht das letzte Malheur an diesem Abend sein. Bliss reiht Panne an Panne und baut daraus den komödiantischen Rahmen
seines neuen Programms «Die Premiere» (Regie: Bettina Dieterle). So zieht sich etwa Claudio einen Kreuzbandriss zu und lässt es sich trotzdem nicht nehmen, die Choreografie auf einem Stuhl sitzend mitzutanzen. In Ungarn unvorstellbar Der selbstverliebte Lukas versucht ständig, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und preist seine Talente an. Matthias verzweifelt zunehmend, schon seit drei Wochen ist er Single! Statt zu Singen hält er im Publikum Ausschau nach Frauen, die ihm gefallen – und das tun eigentlich alle. Victor hingegen lässt keine Gelegenheit aus, den anderen unter die Nase zu reiben, dass eine solch missglückte Vorstellung in seinem Heimatland Ungarn undenkbar wäre.
Gnadenlos werden die Figurenzeichnung zugespitzt und die Reibereien zwischen den unterschiedlichen Charakteren inszeniert. Die Witze sind direkt, die Pointen zahlreich und wirkungsvoll. Wenn sechs sich streiten Musikalisch vollbringt Bliss einen Spagat zwischen Klassik, Rock und Pop, zitiert Klassiker aus verschiedenen Epochen und wartet mit mancher Überraschung auf: Die Gruppe gibt zum Beispiel eine neu getextete Version des Hits «Die Da» von den Fantastischen Vier zum Besten oder interpretiert den Starship-Song «We Built This City». Zwischen den Gesangsnummern werden munter Geschichten gesponnen, die immer wieder aufgenommen werden. Etwa jene, wie das Sextett unverhofft zu Geld gekommen ist: Bei einem ihrer Auftritte auf einem Kreuzfahrtschiff hat Matthias mit einer älteren Dame angebändelt. Elvira hat daraufhin der
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Gruppe ihr Geld vererbt, das Erbe aber an ein paar Bedingungen geknüpft: Einer der Männer musste die vier Katzen übernehmen. Einmal im Jahr wird mit nacktem Oberkörper an Elviras Grab gesungen und ein unliebsames Lied soll seinen festen Platz im Programm bekommen. «Klatschen und lachen Sie bitte während dieser Nummer nicht», wird das Publikum in der Hoffnung angewiesen, den Song doch noch aus dem Programm kippen zu können. Geklatscht wird natürlich trotzdem. Wenn am Schluss der Bühnenvorhang fällt und die sechs Sänger sich gegenseitig die Schuld zuweisen, ist die Premiere endgültig und wie geplant schief gegangen. Regine Gerber \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
La Cappella, Bern Mi., 19.3. bis Sa., 22.3., 20 Uhr www.la-cappella.ch Wir verlosen 2x2 Tickets für Mi., 19.3. Tickets: tickets@kulturagenda.be
Mit ihrem Vater Michel Poffet am Bass und David Elias am Schlagzeug bildet die kecke Berner Jazzsängerin und Pianistin Myria «Chantemoiselle» Poffet das Poffet Trio. Am Sonntag taufen sie zusammen mit dem Trompeter Thomas Knuchel ihre neue CD (Villa Mettlen, Muri. So., 23.3., 17 Uhr).
2. Tomazobi in Les Caves, Biel (Fr., 21.3., 22 Uhr) Eine der wenigen Bands, die mich immer wieder mit ihren witzigen Sprüchen zwischen den Songs überrascht.
Mit vierzig feiert Beth Hart ihre grössten Erfolge. Die amerikanische Blueserin hat sich mit sich selbst versöhnt und steht im Bierhübeli an ihrem Lieblingsort: auf der Bühne.
3. Markus Raetz im Kunstmuseum Bern (Ausstellung bis 18.5.) Die wechselnden Perspektiven faszinieren mich. «Crossing» ist zum Beispiel eine Metallskulptur, in der sich die Wörter «Yes» und «No» zeigen.
über die Blueszene hinaus bekannt. In Amerika ist Hart längst begehrte Duettpartnerin von Joe Bonamassa, Slash und vielen anderen. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Am liebsten steht Beth Hart auf der Bühne. Inzwischen hat sie sich mit dem Umstand versöhnt, dass es auch ein Leben daneben gibt. Hart kann den Blues von ganz unten singen. Und hatte noch nie im Leben soviel Spass dabei. Silvano Cerutti ZVG
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Bierhübeli, Bern. Sa., 22.3., 20 Uhr www.bierhuebeli.ch
von Myria Poffet
1. Joe Louis Walker in Marians Jazzroom (Mi., 19.3. bis Sa., 22.3., 19.30 und 22 Uhr) Der Gitarrist und Sänger ist ein lebendes Stück Blues-Geschichte.
Bang Bang zum Glück Eigenwillige junge Frau sucht den Erfolg (auch in Talentshows). Bezahlt Lehrgeld. Landet Ende der Neunziger einen Hit in der Indie-Szene («L.A. Song (Out Of This Town)»). Zu diesem Zeitpunkt ist sie schon von Drogen gezeichnet – gemäss Drehbuch folgt nun der Absturz in die Randnotizen. Aber das Leben hat sich nicht ans Drehbuch gehalten. Vor knapp zwei Jahren, im «hohen» Alter von fast vierzig, veröffentlicht eine cleane Beth Hart das Album «Bang Bang Boom Boom». Die gleichnamige Single, eine aufreizend neckische Popnummer, wird ihr grösster Hit. Er macht sie auch in Europa
3 Kulturtipps
ZVG
Eine Premiere geht den Bach runter
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Mit dem Leben und sich selbst versöhnt: Beth Hart.
Eine Freundin, die so gar nichts mit Kunst am Hut hat ... … würde ich zum Mitkommen bewegen, um sich zu zweit an den Werken von Raetz zu laben, in seine perspektivische und graphische Surrealität einzutauchen, sich dabei optischen Täuschungen hinzugeben und schliesslich das Betrachtete in vollen Zügen zu geniessen.