Berner kulturagenda 2014 N° 13

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N°13 Donnerstag bis Mittwoch 27.3. bis 2.4.2014 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

Am 28. Internationalen Filmfestival Freiburg steht der Widerstand im Zentrum. Seite 3

Dorothea Tuch

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Der Akkordeonist Mario Batkovic tauft im Dachstock das Album seiner Grossformation Destilacija. Ein explosives Destillat.

Bewundert, belächelt und als wunderlich abgeschrieben: Bühne frei für die Idealisten.

Bauen an den grossen Idealen Politische Extremistinnen, Künstler, religiöse Eiferinnen, freiwillige Helfer, Umweltschützerinnen: So unterschiedlich ihre Motive und Ziele sind, eines ist vielen von ihnen gemein: Sie sind Idealisten. Nach ihnen ist das neue Stück von Schauplatz International, «Idealisten», benannt. Das seit 15 Jahren bestehende Theaterensemble mit Sitz in Bern und Berlin, setzt sich darin mit der umgangssprachlichen Begrifflichkeit von Idealismus auseinander. Dafür wird auf der Bühne der Dampfzentrale in den kommenden Tagen beinahe meditativ gebaut, gehämmert und – wie es sich für Idealisten gehört – auch gelitten, gestolpert und erduldet. In der knapp zweistündigen Performance entsteht auf der schiefen Bühne ein beeindruckend grosses und ästhetisches,

wenn auch nicht besonders beständiges, Bauwerk. Die Bausteine dazu stammen aus der Werkstatt des Berliner Raumlabors, dessen Skulpturen eine Symbiose aus Architektur und Kunst darstellen. Die Spezies Idealist In der Vorbereitungszeit studierte das schweizerisch-deutsche Künstlerquartett (Anna-Lisa Ellend, Martin Bieri, Albert Liebl, Lars Studer) von Schauplatz International die unterschiedlichsten Ausprägungen der Spezies Idealist: So besuchten die vier etwa einen italienischen Modedesigner, der mit KaschmirKleidung unglaublich reich wurde. Er behauptet aber, mit seinen Geschäften niemandem zu schaden und bezeichnet sich ganz unbescheiden als grossen Idealisten. Ein anderes Beispiel ist die

Filmfigur Buster Keatons, die im Slapstick-Stummfilm «One Week» (1920) gegen alle Widerstände ein Haus für sich und ihre grosse Liebe baut. Auch in der eigenen Identität als Künstler sei man auf idealistische Züge gestossen, erzählt Albert Liebl. So finden sich autobiografische Einflüsse im Stück, das nie konkret wird, sondern zum Nachdenken über das Titelthema anregen soll. Eingeblendete Laufschrift sorgt dabei für philosophische Anregungen. Die von der Renaissance inspirierten, abstrakten Kompositionen des Zürcher Schlagzeugers und Soundtüftlers Martin Lorenz liefern die passende musikalische Untermalung. Melancholischer Slapstick Für Liebl sind Idealisten Menschen, die Ideen höher gewichten als die Realität: «Sie werden oft gleichzeitig bewundert, belächelt und als wunderlich bezeichnet.» Damit auch das Bühnenpersonal diese Gefühlsregungen hervorruft, ar-

tet die stilisierte Performance ob aller bewundernswerten Baukunst schon mal in dezente, melancholische Slapstick-Einlagen aus. Anders als im Diskurstheater, für welches Schauplatz International bisher bekannt war, ist die aktuelle Performance, die im Februar in Berlin uraufgeführt wurde und nun in Zusammenarbeit mit dem Schlachthaus Theater in der Dampfzentrale zu sehen ist, beinahe wortlos. «Sprache leitet oft fehl. Deshalb werden wir auf sie verzichten», wird Ensemblemitglied Lars Studer zu Beginn der Vorstellungen dem Publikum mitteilen. Dann wird er verstummen und gemeinsam mit seiner Bühnenpartnerin Ann-Lisa Ellend zu bauen beginnen – gegen alle Widerstände. Basil Weingartner \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Dampfzentrale, Bern Mi., 2.4., 19 Uhr, Fr., 4., und Sa., 5.4., 20.30 Uhr sowie So., 6.4., 16 Uhr www.dampfzentrale.ch, www.schlachthaus.ch

Musikalisches Sommermärchen

Das Restaurant Altes Tramdepot mit eigener Brauerei feiert während dreier Tage seinen 15. Geburtstag. Finanzchef Thomas Baumann hat das Programm zusammengestellt: Am Donnerstag liest Pedro Lenz und Werner Aeschbacher spielt. Am Freitag gibts mit Rozbub und Death By Chocolate satten Rock, am Samstag heimische Töne mit Chica Torpedo und Fusion Square Garden. Am Sonntag klingt die Sause beim Kleinkunst-Frühstück mit Gilbert und Oleg aus (Programm: www.altestramdepot.ch).

2. Collin Vallon Trio im Café Mokka, Thun (Di., 1.4., 20.20 Uhr) Ich liebe diesen Pianisten. Mir fehlen die Worte – geht ihn einfach hören.

musikalische Zusammenarbeit. Um ihren Traum eines Studioalbums zu verwirklichen, sammelte die Band Geld via Crowdfunding. Das Ergebnis ist das Erstlingswerk «If», das sich mit Songs voller vorsichtiger Zuversicht in die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer spielt. Valentin besingt darauf die Suche nach der Heimat und dem Glück. Musikalisch bewegt sich die Berner Band geschickt zwischen den Genres, mischt Indie-Pop mit Elektro-Folk und einer Prise Sphärigkeit. Christina Steffen

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3. Holzschnitte von Franz Gertsch im Museum Franz Gertsch, Burgdorf (Ausstellung bis 31.8.) Franz Gertsch ist für mich einer der bedeutendsten Schweizer Künstler.

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ISC Club, Bern. Do., 27.3., 20.30 Uhr www.isc-club.ch

von Thomas Baumann

1. Tag der offenen Tür am Konsi Bern West (Sa., 29.3., 14 Uhr) Animiert unsere Kinder zum selber Musik machen!

Die Berner Band Me, Valentin & You entstand durch einen glücklichen Zufall. Das Erstlingswerk «If» ist durchdacht und besticht mit einer Mischung aus Indie-Pop, Folk und einer Prise Sphärigkeit. Dass man mit Strassenmusik ein bisschen Taschengeld verdienen kann, ist je nach Talent nicht unwahrscheinlich, dass man damit den Sprung auf die Bühne schafft, hingegen schon eher. Nicht so bei Me, Valentin & You: Die Freunde Martina Berther und Hannes Prisi lauschen an einem Sommertag gebannt dem eindringlichen Gesang eines Strassenmusikers. So kommen sie ins Gespräch mit Singer-Songwriter Valentin Kugler und die drei beschliessen, zusammen Musik zu machen. Aus diesem spontanen Treffen entwickelte sich nach dem Zuzug von Gitarrist Raphael Nussbaum eine ernsthafte

3 Kulturtipps

ZVG

Die freie Berner Theatergruppe Schauplatz International widmet ihr neues performatives Bühnenstück den Idealisten. Dabei bleibt auf der Bühne kein Stein auf dem anderen. Es wird gehämmert, gestolpert und geschwiegen.

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Von der Strasse auf die Bühne: Valentin Kugler (2. v. r.) mit seiner Band.

Einen lieben Freund, der mit Kunst nicht viel anfangen kann, würde ich ins Museum Franz Gertsch locken, … … indem ich ihm von der sympathischen Persönlichkeit Franz Gertschs erzähle. Im Museum würden wir uns gemeinsam in seinen Bildern verlieren.


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