N°14 Donnerstag bis Mittwoch 3. bis 9.4.2014 www.kulturagenda.be
DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
Kopieren ohne Maus und Computer: Barbara Bandi zeigt Druckgrafiken bei ArchivArte. Seite 3
Annette Boutellier
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Peter Hänni will es wissen: Mag das Publikum seine Krimis auch, wenn sie nicht in Bern spielen? Geben Sie Antwort bei Haupt!
Sophie Hottinger ist gerne gradlinig, ihre Betty in «Tief in einem dunklen Wald» ist das genaue Gegenteil.
Eine gar nicht bequeme Komödiantin Gibt es ein Leben für Sophie Hottinger neben Theaterproben und Auftritten? Die Antwort kommt ohne Umschweife: «Nein!» Die Schauspielerin mit den ausdrucksstarken blauen Augen ist seit 2012 festes Ensemblemitglied bei Konzert Theater Bern. Ausgelastet ist sie in dem kleinen Ensemble, milde ausgedrückt, permanent. Aktuell steht sie als Elizabeth in «Maria Stuart» und als Betty in «Tief in einem dunklen Wald» auf der Bühne. Das Zweipersonen-Stück des zeitgenössischen amerikanischen Autors Neil LaBute feierte am 1. April Premiere. Seit Abschluss der Zürcher Schauspielschule vor zehn Jahren war Hottinger immer in festen Ensembles engagiert. «Nach der Ausbildung eine richtige Wohltat», sagt sie. «Von den Lehrern
wurde ich in Schienen gezwängt, die nicht zu mir passten.» Ihre Spielfreude habe sie erst wieder im Ensemble des Theaterhauses Jena gefunden. Als einzige Schweizerin in der Gruppe musste sie sich aber erst behaupten. «Die Deutschen reden unglaublich eloquent, so dass ich erst einmal verstummt bin.» In der ehemaligen DDR wurde viel politisches Theater gespielt. Die Zürcherin kaufte sich ein Lexikon der deutschen Geschichte, um mithalten zu können. «Wir sind hier in der Schweiz generell zu unpolitisch und zu bequem.»
suchst, kriegst du sie mit Handkuss und auf der Strasse wirst du ständig angesprochen.» Die hohe Wertschätzung, die das Theater dort geniesst, sei für die Arbeit unglaublich anspornend. «In Bern, oder generell in der Schweiz, ist das Theater viel weniger in der Gesellschaft verankert.» Bern ist aber auch eine Herausforderung, weil die Vorlieben des Publikums nicht leicht zu deuten sind. Die Berner Inszenierung von «Wir lieben und wissen nichts» etwa wurde in Deutschland ausgezeichnet, während sie in Bern weniger Beachtung fand. «Aber man muss den Bernern und uns Theaterschaffenden einfach mehr Zeit lassen. Es dauert, bis ein neues Team in einer Stadt angekommen ist.»
Bern als Knacknuss In Graz, wo sie danach ans Schauspielhaus wechselte, wurde sie mit offenen Armen empfangen. «Wenn du in Österreich als Schauspielerin eine Wohnung
Komödien sind ihr Ding Sorgen bereitet Hottinger allerdings die Grösse des Ensembles. «Mit nur elf festen Mitgliedern sind wir konstant unterbesetzt.» Man müsse sehr aufpas-
sen, dass man nicht ausbrenne, gibt die 35-Jährige zu bedenken. Als Älteste im Ensemble wird sie oft auch in Rollen von älteren Frauen besetzt. In LaButes Geschwisterdrama spielt Hottinger die arrogant wirkende Literaturprofessorin Betty. Die steckt voller Geheimnisse, belächelt ihren Handwerker-Bruder und geht über Leichen. «Es ist eine Herausforderung, eine Figur zu verkörpern, die alles andere als eine Sympathieträgerin ist», sagt Hottinger, die am liebsten in Komödien spielt. Ihre Lieblingsrolle ist die der Kammerfrau Franziska von Thüringen in Lessings Lustspiel «Minna von Barnhelm». «Franziska ist bodenständig, humorvoll, intelligent, lebenstüchtig und sie hat eine klare Linie: Genau so wie ich gerne sein möchte.» Sarah Sartorius \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Vidmar 2, Liebefeld Di., 8.4., 19.30 Uhr. Vorstellungen bis 20.6. www.konzerttheaterbern.ch
Joan findet ihren Frieden
Der Schlagzeuger Rico Baumann und die Sängerin Daniela Sarda sind das Elektro-Pop-Duo True. An einem Konzert in der Berner Galerie Soon präsentieren der Berner und die Züricherin ihre Debüt-EP «Videos». Die Stücke darauf haben die beiden ausgebildeten Jazzmusiker in freien Improvisationen entwickelt (Fr., 4.4., 21.30 Uhr. Weiteres Konzert: Bad Bonn, Düdingen. 16.4., 21 Uhr).
2. Ausstellung im Centralwegareal, Bern (bis 18.4.) Die Lorraine soll so lebendig und vielseitig bleiben, wie sie ist. Hier werden alternative Wohnbauprojekte vorgestellt.
2006 veröffentlichte sie als Joan As Police Woman ihr erstes Soloalbum. Der Name, angelehnt an die 70er-Jahre-Serie «Police Woman», sollte ursprünglich nur verhindern, dass das Publikum ein Solo-Violinkonzert erwartet. Das vierte Album, «The Classic», strahlt nun eine positive Grundstimmung aus. Was nicht heissen will, dass in den kraftvollen Soulstücken kein Platz mehr bleibt für die sentimentalen Liebeslieder, mit denen Wasser bekannt wurde. Nelly Jaggi
ZVG
3. «Playtime» im Kino Kunstmuseum, Bern (So., 6.4., 13.30 Uhr) Tatis Meisterwerk ist mit nichts zu vergleichen, was es sonst im Kino zu sehen gibt. Da muss man hingehen!
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Turnhalle im Progr, Bern So., 6.4., 20.30 Uhr. www.bee-flat.ch
von Rico Baumann
1. Joan As Police Woman bei Bee-flat im Progr, Bern (So., 6.4., 20.30 Uhr) Wer weiss, wann man sie wieder in einem so intimen Rahmen sehen kann.
Lockerer Doo-Wop und sentimentale Liebeslieder: Das neue Album von Joan As Police Woman verspricht hochkarätigen Soul. In der Turnhalle stellt die gereifte Musikerin die Stücke von «The Classic» vor. «It feels like I made it», singt Joan Wasser. Die Zeile aus dem Song «The Classic» ist wegweisend. Wasser besingt im lockeren Doo-Wop-Stil der 1950er-Jahre, einzig von Beatboxgeräuschen begleitet, eine glückliche Liebe. Es scheint, als hätte sie ihren Frieden gefunden. Die 1970 geborene Musikerin blickt auf eine abwechslungsreiche musikalische Karriere zurück. Als klassisch ausgebildete Violinistin war sie Orchestermusikerin und trat mit der Indie-Band The Dambuilders auf. 1997 verstarb ihr Freund, der gefeierte Musiker Jeff Buckley. Wasser trat fortan mit dessen ehemaligen Mitmusikern auf.
3 Kulturtipps
Nicole Pfister
Auf der Bühne Zuhause. Für die 35-jährige Zürcherin Sophie Hottinger, Ensemblemitglied bei Konzert Theater Bern, ist das Freud und Kampf zugleich. Aktuell zu sehen ist sie in Neil LaButes «Tief in einem dunklen Wald».
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Ist glücklich in der Liebe angekommen: Joan As Police Woman.
Einen Freund, der lieber Musik als Filme mag, würde ich überreden, mich ins Kino Kunstmuseum zu begleiten, … … weil man anschliessend gleich nebenan ans Konzert von Joan As Police Woman gehen kann. Was insgesamt einen nicht schlechten Sonntag ergibt.