Berner kulturagenda 2014 N° 15

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N°15 Donnerstag bis Mittwoch 10. bis 16.4.2014 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

Ekstatische Tänze und gesellschaftskritische Texte: Die Goldenen Zitronen spielen im Dachstock. Seite 3

2014 Pro Litteris, Zürich

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Spektakuläre Funde und neue Erkenntnisse präsentiert «Die Pfahlbauer» im Bernischen Historischen Museum.

Bei Brice Marden lösen sich Schriftzeichen in Linien auf: «Chinese Dancing» (1994–1996).

Das gemalte Wort

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«Zeichnen und Schreiben sind wurzelhaft eins», sagte Paul Klee. Beides beruhe auf Linien, also auf Punkten, die sich in Bewegung setzten. So liess sich Klee visuell von verschiedenen Schriftsystemen inspirieren. Er integrierte etwa lateinische Buchstaben in seine Bilder, setzte sich mit chinesischer Dichtung auseinander und entwickelte eigene hieroglyphenhafte Zeichen. Klee war auch fasziniert von der Kalligrafie, die für ihn die Verbindung zwischen handwerklichem Geschick und künstlerischem Ausdruck darstellte. Klee sei überzeugt gewesen, dass man im künstlerischen Arbeitsprozess einerseits die bildnerischen Mittel kennen und andererseits die Offenheit für Spontanität bewahren müsse, erklärt Fabienne Eggelhöfer, die die Ausstel-

lung «Taking a Line for a Walk» kuratiert hat. Für das Arbeiten zwischen diesen gegensätzlichen Polen sei das Schreiben ein gutes Vorbild. Es beruhe auf festgelegten Regeln und doch habe jede Handschrift einen individuellen Ausdruck. Konzept und Spontanität Neben Klee werden sieben weitere Künstler des 20. Jahrhunderts vorgestellt, in deren Werk die Schrift oder schriftähnliche Zeichen eine Rolle spielen. Es geht dabei nicht um Inhalte, die über die Schrift transportiert werden sollen, sondern um die Schrift als bildnerisches Element. «Alle diese Künstler sehen die Gegensätze von Konzept und Spontanität zudem als Grundpfeiler ihrer Arbeit», sagt Eggelhöfer.

Klein, Gross, Neu: Pegasus

Zwei der Künstler beziehen sich explizit auf Klee. Der französische Dichter und Maler Henri Michaux setzte sich eingehend mit Klees Werken auseinander und bewunderte sie. Sein Ziel war es, das Schreiben und Zeichnen zu einer Art Universalsprache zu vereinen. Auch der Amerikaner Mark Tobey interessierte sich stark für Klees Schaffen und beschäftigte sich wie dieser ausführlich mit der Kalligrafie. Ausgehend davon entwickelte er die Technik der «White Writings», bei der er Bildflächen durch unzählige weisse Pinselstriche mit feinen, netzwerkartigen Strukturen überzog. Auflösung der Zeichen Die Anordnung der insgesamt rund 100 gezeigten Werke ist so konzipiert, dass sich für die Besucherinnen und Besucher die konkreten Schriftzeichen immer stärker zu abstrakten Formen und Linien auflösen. Die Ausstellung beginnt mit den «Word Paintings» von

Christopher Wool, in denen er schwarze Worte auf weissem Grund arrangiert. Der Amerikaner ordnet die Worte aber nicht nach ihrer Bedeutung, sondern nach Kriterien der Bildkomposition an. So werden Worte und Redewendungen zerlegt und verlieren damit ihren Informationswert. Stattdessen werden ihre Form und ihr Aussehen relevanter. Demgegenüber stehen gegen Ende der Ausstellung etwa die Werke des New Yorkers Brice Marden. Nach dem Vorbild der Kalligrafie entwickelte er eigene abstrakte Schriftzeichen, die er als Glyphen bezeichnete. Stellte er diese zunächst einzeln untereinander, begann er sie immer stärker miteinander zu vernetzen und schliesslich in Linien aufzulösen. Regine Gerber \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Zentrum Paul Klee, Bern Vernissage: Di., 15.4., 18 Uhr Ausstellung bis 17.8. www.zpk.org

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In wenigen Jahren vom Wohnzimmer in die weite Welt: Die Bieler Band Pegasus um Sänger Noah Veraguth schreibt Schweizer Popgeschichte. Nun ist sie mit ihrem neuen Album «Love & Gunfire» unterwegs. ner mit ihrem neuen Album auf den Konzertbühnen der Schweiz, Europas und – wer weiss – bald der Welt. «Love & Gunfire» kommt synthetischer daher, als man es von Pegasus kennt. Glücklicherweise liefert etwa der Song «Digital Kids» gleichwohl eine schöne Portion Ohrwurmglück.

Rohling heisst das Atelier für Outsiderkunst im Progr, das die Künstlerin Sophie Brunner (Bild) leitet. Am Samstag feiert die Ausstellung «UniBooKat» Vernissage. Ausgestellt werden Bücher aus dem Antiquariat Wild, die ihren Marktwert verloren haben, und im Atelier Rohling in illustrierte Unikate verwandelt wurden. Nach Ende der Ausstellung können die Kunst-Bücher in der Buchhandlung Büchereule gekauft werden (Präsentation in Alibabas Bücherhöhle, Bern. Sa., 12.4., 18 Uhr. Vernissage und Ausstellung im Lehrerzimmer im Progr, Bern. Bis 12.5.).

2. Otto Tschumi in der Galerie Bernhard Bischoff (Ausstellung bis 12.4.) Es tut gut, sich Tschumis Kompositionen und Fantastereien anzuschauen. 3. Markus Raetz im Kunstmuseum Bern (Ausstellung bis 18.5.) Hingehen und staunen.

Nelly Jaggi \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Bierhübeli, Bern Fr., 11.4., 20 Uhr www.bierhübeli.ch Die Kulturagenda verlost 1 × 2 Tickets: tickets@kulturagenda.be

von Sophie Brunner

1. «Unhold» von 3art3 Company in der Dampfzentrale (Do., 10.4., und Fr., 11.4., 20 Uhr) Ich bin gespannt, wie Musikerin Christine Hasler Barock mit Elektro aufmischt und wie dazu getanzt wird.

ZVG

2007 veröffentlichte Pegasus das erste Album. Der Erfolg liess nicht auf sich warten: Das Quartett hatte einen Auftritt am Gurtenfestival und wurde mit dem Suisa-Newcomer-Award ausgezeichnet. Spätestens mit dem Olympiasong «Skyline» von 2012 waren die Bieler dann auch für die breite Masse nicht mehr zu überhören. Sie waren im Pophimmel angekommen. Ihr drittes Album, «Human.Technology», erreichte mit über 15 000 verkauften Exemplaren Goldstatus. Jetzt stehen Sänger Noah Veraguth, Gitarrist Simon Spahr, Bassist Gabriel Spahni und Schlagzeuger Stefan Bren-

3 Kulturtipps

ZVG

Die Ausstellung «Taking a Line for a Walk» im Zentrum Paul Klee widmet sich der Schrift in der bildenden Kunst. Gezeigt werden Werke von Klee und sieben weiteren Künstlern des 20. Jahrhunderts.

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Ich würde meine Atelierkollegen von Rohling in die zwei Ausstellungen schleppen, … … damit sie für einen Moment vom eigenen Blatt aufschauen.


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