N°16/17 Donnerstag bis Mittwoch 17. bis 30.4.2014 www.kulturagenda.be
DOPPELNUMMER 2 Wochen Kultur
Zu Ostern gibt es Eier und Plattentaufen. Eine Übersicht, wo es sich lohnt, hinzuhören. Seite 3
Wie kommt es zu einem Ergebnis?, fragt die Choreografin Emma Murray (l.) am Wochenende in der Dampfzentrale. Mit dabei die Performerin Marie-Caroline Hominal (r.).
Das Geheimnis hinter dem Ergebnis «Trade Secrets» heisst das von der Tänzerin und Choreografin Emma Murray kuratierte Wochenende in der Dampfzentrale. Die neuseeländische Wahlbernerin will den Arbeitsprozess ergründen. Wird «Trade Secrets» auch Tanzunkundige anlocken? Emma Murray fährt sich mit der Hand durchs Haar und atmet hörbar aus. Ja, sie hoffe es: «Schliesslich gibt es da Menschen zu sehen, die sich leidenschaftlich mit ihrer Kunst befassen.» Für die Saison 2013/2014 wurde die Tänzerin von der Dampfzentrale zur Associated Artist gekürt und erhielt die Möglichkeit, ein Wochenende zu kuratieren. Das Resultat ist am Freitag und Samstag zu sehen. Die 1973 in Neuseeland geborene Emma Murray war bis 2008 acht Jahre lang Tänzerin im Ensemble von Konzert Theater Bern. Dann begann sie, eigene Stücke zu produzieren, «My Body Is An Island», «Naturalcauses» und das von ihrem Leben in der Schweiz inspirierte
«Made To Order». Seit über zehn Jahren lebt Murray in Bern und ist in der lokalen Kunstszene bestens vernetzt. So ist sie etwa für die Choreografie im Videoclip zum Song «Vertyko» des Berner Synthie-Pop-Duos True verantwortlich. Und für «Trade Secrets» verpflichtete sie die Avantgarde-DJs KG & Morricone. KG alias Marcel Kägi wirkt bei den Mundart-Pop-Helden der Stunde, Jeans For Jesus, mit. Die Grenzen der Kollaboration «Trade Secrets. Putting Process on Show and Collaboration to the Test» heisst das von Murray kuratierte Wochenende in der ausführlichen Version. Ein solch extravaganter Titel verlangt nach einer Erklärung. Sie habe dem Publikum den Arbeitsprozess zu einem Tanzstück vor
Augen führen und austesten wollen, wo die Grenzen der Zusammenarbeit lägen, erklärt Murray. Was dieses Wochenende in der Dampfzentrale zu sehen ist, sind jedoch nicht nur die Entstehungsprozesse, sondern auch Ergebnisse. Ein Blog und eine Ausstellung dokumentieren unter dem Titel «Working Sessions» zudem den Austausch Murrays mit anderen Choreografinnen und Performern und skizzieren den Weg zu «Trade Secrets». Tauschhandel und Handwerk Das Wort «Trade» gefällt Murray, weil es mehrere Bedeutungen hat: Tauschhandel und Handwerk. Sie bearbeitet mit ihren Händen eine imaginäre Orange und sagt: «Gemeinsam wollten wir herausschälen, wie ein Ergebnis zustande kommen kann.» Mit «wir» meint sie auch die französisch-schweizerische Choreografin Marie-Caroline Hominal. Diese wird im 20-Minuten-Takt in der Künstlergarde-
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robe eine Performance vor jeweils einer Person geben. Oder die Choreografin Nicole Seiler, die mit ihrem neuen Stück «Shiver» nach Bern kommt. Emma Murray hat aber auch Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die bei der Entstehung von «Trade Secrets» nicht anwesend waren, aber die Produktion inspirierten. Diesem Umstand ist der Auftritt der verrückten HardcorePerformance-Truppe Mutant Slappers And The Planet Bang zu verdanken. Und natürlich zeigt Emma Murray auch ihr neues Solo-Stück «This Is The Beginning». Nach einem Jahr der Vorbereitung und so kurz vor Showbeginn habe sie erkennen müssen: Es gibt kein Universalrezept, um Ergebnisse zu erzielen. Das sei auch für sie ein Geheimnis, ein «Trade Secret», geblieben. Milena Krstic \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Dampfzentrale, Bern. Fr., 18.4., ab 19 Uhr, und Sa., 19.4., ab 19.30 Uhr www.dampfzentrale.ch
Keine Hausarbeiterin ist illegal
von Adriano Mirabile
Adriano Mirabile ist seit über 18 Jahren als DJ, Produzent und Veranstalter tätig. Er ist Mitorganisator der Sinneswandel-Events. Mit einer Record Release Nacht feiert er sein Debüt «Oor Wurm», das vom renommierten Berliner Label Senzen herausgegeben wird. Als Gäste hat er Marco Repetto und Benno Blome dabei (Taxi Bar, Bern. Do., 17.4., 22 Uhr).
2. Club d’Essai in der Dampfzentrale, Bern (Do., 24.4., 21 Uhr) Ein absolut fantastisches Konzept und Hörvergnügen, elektronische Musik einmal anders. Man weiss nie, was einen erwartet.
ril unter dem Titel «Mitten unter uns» in verschiedenen Berner Lokalen zu sehen. Anschliessend werden sie unter dem Kampagnentitel komplett in der Heiliggeistkirche ausgestellt. Die Vernissage findet in Form eines Solidaritätskonzerts statt. Es spielen unter anderem die Berner Jazzerin Elina Duni und die beiden Stillen Hasen Endo Anaconda und Schifer Schafer. Nelly Jaggi
3. Mich Gerber feat. Al Comet in der Mühle Hunziken, Rubigen (So., 27.4., 20 Uhr) Eine explosive Mischung aus fantastischen Musikern in einer wie dafür geschaffenen Location.
ZVG
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• Diverse Orte, Bern. Bis Di., 22.4. • Heiliggeistkirche, Bern Vernissage und Konzert: Fr., 25.4., 20 Uhr Ausstellung bis 11.5. www.khii.ch
3 Kulturtipps
1. Da Cruz bei Bee-flat im Progr, Bern (So., 20.4., 20.30 Uhr) Ich mag Andre Hebeisens Produktionen und ich mag die Location. Bee-flat verspricht immer Spannung und gute Musik.
Sie putzen, hüten, pflegen. Mehr als 40 000 Sans-Papiers arbeiten illegal in Privathaushalten. Dagegen protestiert die Kampagne «Keine Hausarbeiterin ist illegal» mit Ausstellungen und einem Konzert. Über 40 000 Menschen – grösstenteils Frauen – arbeiten ohne Arbeitsbewilligung in Schweizer Privathaushalten. Sie gehören zur Gruppe der Sans-Papiers, sind also Migrantinnen und Migranten ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Sie putzen, hüten Kinder oder pflegen alte Menschen. Für einen schlechten Lohn, ohne Versicherungsschutz und von der ständigen Angst begleitet, ausgewiesen zu werden. Die Kampagne «Keine Hausarbeiterin ist illegal» macht landesweit auf diesen Missstand aufmerksam. Der Slogan diente im Sommer letzten Jahres als Thema für einen Kunstwettbewerb. Die Resultate sind seit Anfang Ap-
Er ist spirituell aber nicht religiös. Das Kunstmuseum Bern zeigt faszinierende Arbeiten des Videopioniers Bill Viola an zwei Standorten.
ZVG
Martin Wiesli
Patrick di Silvestro
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Ein Wunschbaum aus Tüchern und Stewi verrät, was sich die betroffenen Frauen erhoffen.
Ich würde meine Liebste in die Mühle Hunziken zu Mich Gerber mitnehmen, … … weil es längst überfällig ist, dass wir einmal gemeinsam da hingehen.