N°21 Donnerstag bis Mittwoch 22. bis 28.5.2014 www.kulturagenda.be
DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
«Switzerland's Next Top Problem» kürt keine Models, sondern problematische Lebensmittel. Seite 3 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
ZVG
Schweizer Hardcore in Marokkos Clubs: Ein Dokfilm begleitet die Zürcher Band Vale Tudo auf ihrer aussergewöhnlichen Tournee.
Keine Berührungsängste und Lust auf ungewohnte Begegnungen: Diese Einstellung macht das Orchester Variaton aus.
«Gibeligäubi» Kombinationen Mut zu aussergewöhnlichen Kombinationen – dafür steht das Berner Orchester Variaton, das sich in den letzten Jahren immer wieder mit spartenübergreifenden Projekten hervorgetan hat. Seit 2004 realisiert das aus rund 60 Mitgliedern bestehende Orchester jährlich ein Projekt, bei dem es die sinfonische Musik nicht nur mit anderen Musikstilen verbindet, sondern sie auch auf weitere Kunstsparten treffen lässt. So sind die zwischen 20 und 35 Jahre alten Amateur- und Berufsmusiker beispielsweise bereits mit DJs, Modedesignerinnen, einem Tangogeiger, Filmemachern oder einer Lichtkünstlerin aufgetreten. Das spartenübergreifende Programm solle auch bei Personen ein Interesse an sinfonischer Musik wecken, die sonst kaum klassische Kon-
zerte besuchen, so die Variaton-Verantwortlichen. Eine Hexe zu Mittag Zum 10-Jahre-Jubiläum des Orchesters hat Dirigent Droujelub Yanakiev das Programm «Gibeligäub» zusammengestellt. Der gebürtige Bulgare, der seit 2007 die musikalische Leitung des Orchesters innehat, zeigt in drei Sets, wie sich sinfonische Musik völlig unterschiedlich kombinieren lässt. Im ersten Teil steht die «Mittagshexe» des Komponisten Antonin Dvorak im Zentrum. Die 1896 entstandene sinfonische Dichtung erzählt, wie sich Drohungen von Eltern gegen ihre unfolgsamen Kinder auf unheimliche Art bewahrheiten können. Drei Tänzerinnen und ein Tänzer verkörpern den
schaurigen Inhalt des Werks mit einer von Cynthia Gonzales choreografierten Performance. Umrahmt wird der erste Teil zudem von der selten gespielte Ballettsuite «Belkis, Regina di Saba» des italienischen Komponisten Ottorino Respighi. Billy the Kid in Ton und Bild Mit einem Novum in der Variaton-Geschichte wartet der zweite Teil des Programms auf, in dem sinfonische Musik auf Cartoons trifft. Zum vom Orchester gespielten Werk «Billy the Kid» des amerikanischen Komponisten Aaron Copland, zeichnet der Berner Künstler Adrian Zahn live Cartoons. Die entstehenden Bilder über die Welt der zwiespältigen Figur aus der Westerngeschichte werden vom Berner Webkünstler Tobias Gysin gefilmt und projiziert. Zwischen Klassik und Jazz Im dritten und letzten Set lässt Dirigent Yanakiev noch einmal zwei Welten
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aufeinanderprallen: Zum berühmten Werk «Rhapsody in Blue» des amerikanischen Komponisten George Gershwin ertönen die experimentellen JazzKlänge des Berner Kaleidoscope String Quartet. Komponist und Violinist Simon Heggendorn, der auch langjähriger Konzertmeister von Variation war, hat das Werk für das Streichquartett arrangiert. Mit seinem Kaleidoscope String Quartet übernimmt er den Klavier-Solopart. So darf man sich auf eine völlig neue Interpretation des 1924 in New York erstmals aufgeführten Werks gefasst machen, die die Grenzen zwischen Klassik und Jazz auslotet. Regine Gerber \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Dampfzentrale, Bern Di., 27., bis Do., 29.5., 19.30 Uhr www.dampfzentrale.ch Die Kulturagenda verlost 2 × 2 Tickets für Do., 29.5.: tickets@kulturagenda.be
Schöner Schrott
Urs Odermatt, Windisch/Courtesy Galerie Springe, Berlin
In Bern gibt es jetzt gleich zwei Gelegenheiten, das Werk Odermatts kennenzulernen. In der Ausstellung «Nachhaltigkeit & Kunst. Vol. 2» in den Räumlichkeiten der Mobiliar ist unter dem Titel «Karambolagen» eine grosse Auswahl der Fotografien zu sehen. Und in der Cinématte wird Gitta Gsells Dokumentarfilm «Karambolage – Die Welt des Arnold Odermatt» von 2013 gezeigt. Nelly Jaggi \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
• Film: Cinématte, Bern Premiere: So., 25.5., 18 Uhr, Vorstellungen bis 1.6. www.cinematte.ch • Ausstellung: Mobiliar, Bundesgasse 35, Bern. Bis 11.7. www.mobi.ch
von Katharina Tritten
Der Hebammenchor Midwife Crisis wurde 1992 gegründet. Die Bernerin Katharina Tritten singt seit dem ersten Tag als Altstimme mit. Im neuen Programm «Muttermund», das in der Cappella uraufgeführt wird (Fr., 23., bis So., 25.5, 20 Uhr), besingen die Hebammen Mutterfreuden und Frauenleiden. Sie setzen dabei auf Stücke berühmter Mütter von Edith Piaf bis Madonna. 1. «Rituale. Ein Reiseführer zum Leben» im Museum für Kommunikation, Bern (Ausstellung bis 20.7.) Jeden Tag begleiten mich Rituale. Meine Faszination und Neugier im Umgang mit Ritualen bleibt.
Wie der Nidwaldner Polizeifotograf Arnold Odermatt zum Shootingstar der internationalen Fotografieszene wurde: Ein Dokumentarfilm und eine Ausstellung geben Einblicke. Wie Skulpturen stehen die Unfallwagen in der Landschaft. Auf dem Dach liegend, ineinander verkeilt oder um Bäume gewickelt hat sie Arnold Odermatt, Vizekommandant der Nidwaldner Kantonspolizei und Polizeifotograf, pflichtbewusst festgehalten. In den 90er-Jahren entdeckte Urs Odermatt während seiner Recherchen für einen Film die Fotografien des Vaters auf dem Dachboden. Für die Sensation sorgte schliesslich Harald Szeemann. Der Ausstellungsmacher war begeistert von Odermatts Kompositionen und stellte sie 2001 an der Biennale von Venedig aus. Er machte damit den fast 70-Jährigen über Nacht zum Shootingstar der Kunstszene.
3 Kulturtipps
ZVG
Das Berner Orchester Variaton verschmilzt in seinem neuen Projekt sinfonische Musik mit einer Tanzperformance, live entstehenden Cartoons und experimentellen Jazz-Klängen.
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Zusammenstoss in Buochs 1966; kunstvoll mit der Kamera festgehalten.
2. Jubiläumsausstellung in der Privatklinik Wyss, Münchenbuchsee (Ausstellung bis 29.6.) Ein Burnout kommt schleichend und kann alle treffen. Kreative Werke vor Ort auf sich wirken lassen … 3. «Der öffentliche Ankläger» im Theater an der Effingerstrasse, Bern (Vorstellungen bis Di., 27.5.) Ich bin ein grosser Fan vom «Effi-Theater», da es einfach anders ist. Dieses Stück ist sicher ein Erlebnis. Mit gleichaltrige Frauen und Männern würde ich «Der öffentliche Ankläger» ansehen, … … weil es sich lohnt, ein pointiert arrangiertes Stück mit Gilles Tschudi zu geniessen.