Berner kulturagenda 2014 N° 22

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N°22 Donnerstag bis Mittwoch 29.5. bis 4.6.2014 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

Die Solothurner Literaturtage setzen auf «Stimmen» – und auf die Kombination von Wort und Musik. Seite 3

Philipp Zinniker

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Die Abendmusiken im Berner Münster starten in die neue Saison. Wie üblich präsentiert Daniel Glaus auch viel Zeitgenössisches.

«I liebe mis Handy! Mir lache und spilä, schribe und schissä und strittä zäme.» Die Junge Bühne Bern zeigt moderne Kommunikation aus jugendlicher Perspektive.

Mit dem Hirn gegen die Wand Eigentlich ist auch die Junge Bühne Bern nur ein soziales Netzwerk. Eine Plattform, die von Erwachsenen entwickelt, und von Jugendlichen entdeckt und erobert wurde. So war es auch beim Stück «Handy» der U16, der Gruppe der unter 16-Jährigen. Das Thema vorgeschlagen hat der Co-Leiter und Gründer der Jungen Bühne Bern, Christoph Hebing: «Es interessierte mich, ob das etwas auslöst.» Tatsächlich weckte das Thema «Handy» zahlreiche Geschichten und Ideen – wenn auch ganz andere, als Hebing (Ü50) erwartet hätte: «Die Grundsatzfrage ‹Handy Ja oder Nein› stellt sich den Jugendlichen gar nicht.» Wichtiger sei die Auseinandersetzung mit dem Handy als Teil des Alltags gewesen. Sie resultierte in einem moralfreien Stück

über Kommunikation, Mobbing und Handysucht. Vereinte Berner Bühnen Mit dem Fokus auf aktuelle Prozesse passt «Handy» in die Reihe der Stücke des Jugend-Theaterfestivals «Spiilplätz», das dieses Jahr in Bern gastiert. Aufgeführt werden zwölf Produktionen an sechs verschiedenen Orten. «Damit bringt das Festival einerseits die Berner Bühnen zusammen, andererseits vereint es das junge Theaterschaffen aus der ganzen Schweiz», sagt Deborah Imhof. «Zu Gast ist erstmals auch eine Gruppe aus dem Tessin», ergänzt Katarina Tereh. Die beiden Organisatorinnen traten bis vor kurzem noch selbst für die Junge Bühne Bern auf. Nun sind die frisch

ausgebildeten Theaterpädagoginnen bewusst in die neue Rolle vor und hinter der Bühne geschlüpft: «Die Junge Bühne Bern lebt stark von der Frische und Neugier der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Diese wollen wir bündeln und auf die Bühne bringen», sagt Tereh. Entladungen im Schaffensprozess Christoph Hebing teilt diese Haltung. Gerade bei der Gruppe U16, die «Handy» entwickelt hat, seien die freigesetzten Energien beeindruckend. «In diesem Alter» – greift Hebing die Erklärung eines Psychologen auf – «wächst das Gehirn, drückt gegen die Kopfwand und löst so ganz neue Gedanken und Spannungen aus.» Diese wiederum entladen sich dann bei der Erarbeitung zu einem neuen Stück, sowohl sprachlich als auch körperlich. So wird das Erschaffen des Theaters für die U16 fast wichtiger als das Theater selbst.

Diese Grundhaltung spiegelt sich im Ziel von «Spiilplätz». Die Begegnungen mit anderen Clubs sollen die Jugendlichen zu neuen Projekten inspirieren, erklärt Imhof. Um die Spielfreude nicht mit Premierenangst zu belasten, zeigt das Festival keine Erstaufführungen. «Handy» etwa hatte im Januar Premiere und sei sehr gut angekommen, so Hebing; der intensive Erarbeitungsprozess sei auf der Bühne spür- und sichtbar. Zudem erhält das erwachsene Publikum Zugang zur Welt der Jugendlichen. Diese haben sich inzwischen jedoch bereits in ein neues Thema gestürzt. Wie das bei sozialen Netzwerken nun mal so ist. Annatina Foppa \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

• «Handy»: Brückenpfeiler, Bern Mi., 4.6., 21.30 Uhr www.jungebuehnebern.ch • Festival «Spiilplaetz»: Mi., 4., bis Sa., 7.6. www.spiilplaetz.ch

Rossy bleibt nicht stehen

Innert kurzer Zeit ist der Progr von einer Ansammlung von Ateliers zu einem Kulturzentrum gewachsen. Dem trägt der Stiftungsrat Rechnung und hat mit Franziska Burkhardt seine erste Geschäftsleiterin angestellt. Die Bernerin bringt einen enormen Background in Sachen Kultur mit (sie war unter anderem bei Pro Helvetia, der Deza und im Bundesamt für Kultur tätig) – und eine gute Portion Humor.

2. «Führung durch vier Käserei-Generationen» in der Emmentaler Schaukäserei in Affoltern (Sa., 31.5., 13 und 15.15 Uhr). Weil das schon ewig auf meiner To-doListe steht.

momentan mit einem Sextett durch die Schweiz. Die spanisch-schweizerische Formation beehrt zum Saisonabschluss den BeJazz-Club in den Vidmarhallen. Im Jorge Rossy Sextet ist er Pianist und Vibrafonist und zeichnet für die Kompostionen verantwortlich. Zur Seite stehen ihm der spanische Trompeter Julian Sanchez, die Saxofonisten Nat Su und Domenic Landolf sowie der Bassist Dominique Girod aus der Schweiz und der Schlagzeuger Carlos Falanga aus Spanien. Nelly Jaggi

Niko Lasarte

3. «Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten» im Steinbruch (Abfahrt ab Stadttheater, Vorstellungen bis 26.6.) Weil mich die Kritik von Daniel di Falco neugierig gemacht hat.

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BeJazz-Club, Liebefeld. Fr., 30.5., 20.30 Uhr www.bejazz.ch

von Franziska Burkhardt

1. Bad Bonn Kilbi in Düdingen (Do., 29. bis Sa., 31.5.) Weil die Kilbi das sympathischste Open-Air ist. Auch nach 24 Jahren spielen hier immer noch Bands und keine Show-Acts. Der ideale Auftakt in die Sommersaison.

Ob Schlagzeug oder Vibrafon, Trio oder Sextett, der Musiker Jorge Rossy ruht sich nie lange auf seinen Erfolgen aus. Mit dem schweizerisch-spanischen Jorge Rossy Sextet feiert der BeJazz-Club den Saisonabschluss. Einst hat er die Trompete an den Nagel gehängt und wurde Schlagzeuger. Heute ist er am Piano und am Vibrafon ebenso sattelfest: Jorge Rossy. Der 50-jährige Musiker aus Barcelona hat sich nie auf seinen Erfolgen ausgeruht. Nach dem Studium am Berklee College of Music in Boston gelang ihm 1995 als Schlagzeuger des Brad Meldau Trios der Durchbruch. Seit 2007 ist Rossy Dozent an der Hochschule für Musik Basel und steht unter anderem mit den Jazzgrössen Carla Bley und Steve Swallow auf der Bühne. 2012 nahm er mit dem Jorge Rossy Quintet die Platte «Iri’s Blues» auf und tourt

3 Kulturtipps

ZVG

Am Theaterfestival «Spiilplätz» spielen Jugendgruppen aus der ganzen Schweiz in Bern. Aufgeladene Stücke wie «Handy» sind inspirierend für Jugendliche und erkenntnisreich für Erwachsene.

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Unermüdlicher Multiinstrumentalist: Jorge Rossy.

Kulturmuffel kann man – wie alle anderen Menschen auch – bei der Eitelkeit packen, … … in meiner Altersgruppe reicht der Hinweis: Neugierde erhält jung.


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