DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!
N°24 Donnerstag bis Mittwoch 12. bis 18.6.2014 www.kulturagenda.be
Mama Rosin aus Genf kennt man in Bern – und inzwischen auch auf der halben Welt. Seite 6
Lisa Schäublin, NMBE
\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Für Exotik schwärmt man gern. Die Klischees, die man dabei transportiert, sind abendfüllend. Etwa im Stück «Erika in Afrika».
Zurück aus dem Archiv. Im Naturhistorischen Museum hat Barry einen grossen Auftritt erhalten.
Schnapsfässchen und Knabenritt Treuseliger Blick und ein Schnapsfässchen um den Hals – so kennt man den Bernhardiner aus der Werbung. Als Touristenattraktion lässt sich der wuchtige Hund auf der Skipiste geduldig streicheln und hält für Fotos hin. Der wohl berühmteste Artgenosse aber ist Barry, der Rettungshund vom Grossen St. Bernhard. Um den vor 200 Jahren gestorbenen Bernhardiner ranken sich viele Legenden. Über vierzig Menschen soll er aus dem Schnee gerettet haben. Einmal habe er gar ein halb erfrorenes Kind auf seinem Rücken in das auf dem Pass gelegene Hospiz getragen, erzählt der Mythos «Knabenritt». Nach seinem Tod wurde Barry im ersten Berner Naturmuseum präpariert. Seit 1923 steht er in der heutigen Gestalt mit Teilen des
Originalfells und des Schädels in einer Vitrine des Naturhistorischen Museums. Nun erhält Barry eine Dauerausstellung. Mythen und Fakten «Wir wollen Barry weder entzaubern, noch verklären», sagt Dora Strahm, Kuratorin der Ausstellung. Die Legenden rund um Barry sollen genauso ihren Platz haben, wie die historischen Tatsachen. Erstere werden auf grossformatigen Bühnenbildern dargestellt und mit kurzen Texten unterstützt. Die Bilder schaffen die Atmosphäre einer mythischen Bergwelt. Treten die Besucherinnen und Besucher hinter die Kulissen, verlassen sie die Märchenwelt und werden mit historischen Fakten konfrontiert. So erfährt man beispielsweise,
wie das Rettungswesen der AugustinerChorherren auf dem Grossen St. Bernhard organisiert war und welche Rolle den Hunden dabei wirklich zukam. «Wir arbeiten mit Gegenüberstellungen», sagt Dora Strahm. Da die Ausstellung aber fragmentarisch aufgebaut sei, «können die Besucher nach Lust und Laune entscheiden, ob sie sich mehr für Geschichten oder historische Informationen interessieren und wo sie verweilen wollen.» Die Ausstellung thematisiert aber nicht nur Historisches, sondern spannt den Bogen weiter zu heutigen Bergrettungen, Lawinengefahren oder dem Einsatz von Bernhardinern in Therapien. Spielerische Ausstellung Ein erster Augenschein in der Ausstellung zeigt, dass diese sehr spielerisch aufgebaut ist. In einem Helikopter sitzend kann man einen virtuellen Flug über die Alpenwelt unternehmen. Chrigel Maurer, Gleitschirmweltmeister aus
Adelboden, hat die Bilder aufgenommen und zur Verfügung gestellt. Ein Vergnügen für Kinder dürfte der Trichter sein, durch den man laut nach Barry rufen kann. Wenn man Glück hat, bellt er zurück. Teil der Ausstellung ist auch ein von Grazia Pergoletti geschriebenes Hörspiel über drei unterschiedliche Bernhardiner. Barry, Hutch, ein Schönling aus der Werbung, und Therapiehund Jasper erzählen sich witzige Anekdoten aus ihrem Leben. Und schliesslich ist da noch der animierte Hund auf dem Bildschirm, der verschieden reagiert, wenn die Besucherinnen und Besucher näherkommen: Mal bellt er, mal wedelt er mit dem Schwanz, knurrt oder liegt einfach nur faul herum. «Wie ein ganz normaler Hund eben», sagt Dora Strahm. Regine Gerber \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Naturhistorisches Museum, Bern Ausstellung ab Fr., 13.6. www.barry.museum
Geburtstagssause der Ästheten
Dachstock der Reitschule, Bern Sa., 14.6., 23 Uhr www.dachstock.ch
3. Peter Grimes in der Grossen Halle der Reitschule (Vorstellungen bis 22.6.) Brittens Oper gehört zu den Meisterwerken des 20. Jahrhunderts und wird viel zu selten gespielt. Florian Waber
cer
Gerhard Müller ist Direktor der Musikschule Konservatorium Bern, sowie Fachbereichsleiter Streichinstrumente und Alte Musik. Im Rasumowsky Quartett spielt Müller Viola. Im Rahmen des Elfenau Kultursommers tritt es in der Orangerie auf (So., 15.6., 17 Uhr). Auf dem Programm steht unter anderem die Uraufführung eines Streichquartetts des Schweizer Komponisten Theodor Fröhlich (1803–1836).
2. Fussball WM live im Bierhübeli (Do., 12.6., bis 13.7.) Auch wenn ich mich auf gefährliches Terrain begebe: Fussball auf höchstem Niveau hat für mich durchaus etwas mit Kunst zu tun.
den Festmachern hervorgegangen und deren Partys waren ja ästhetische Gesamtkunstwerke. Zurück zur Party: Am Abschlussfest im Dachstock der Geburtstagstour durch Rössli, Dampfzentrale, Soon und Kapitel legen Âme aus Berlin auf (vom Innervisions-Label), der Kanadier Frivolous Live von Cadenza und natürlich die Midiluxer selbst. Happy Birthday.
\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
von Gerhard Müller
1. Lilibiggs Kinder-Festival auf dem Gurten (Sa., 14.6. und So., 15.6.) Das Programm ist vielfältig, unter anderem spielt die Konsi Junior Big Band.
Ihre «Heu, Stroh und Hafer»-Partys im Rössli sind längst Kult, ihre Plakate zieren viele WG-Wände. Jetzt kommt die Berner Geburtstagstour von Midilux im Dachstock zu ihrem Ende. Dass ein DJ-Kollektiv seinen Geburtstag mit einer Party feiert, ist praktisch Pflicht. Dass das Midilux-Kollektiv seinen fünften in fünf Locations feiert, mit denen es verbunden ist, ist jetzt auch nicht so überraschend. Dass eine davon eine Galerie ist, hingegen schon. Wobei: Die Midilux-Plakate sind unter nachtschwärmenden Bernerinnen und Bernern begehrte Souvenirs. Gestaltet werden sie von Midilux-Kopf DJ Racker höchstpersönlich, den die Soon-Gallery in der Lorrainestrasse Anfang Juni mit einer Ausstellung geehrt hat. Also ganz überraschend kam die Ausstellung auch wieder nicht. Midilux ist aus
3 Kulturtipps
ZVG
Vom mythenumwobenen Rettungshund zur allgegenwärtigen Werbeikone: 200 Jahre nach seinem Tod bekommt Barry vom Grossen St. Bernhard im Naturhistorischen Museum Bern eine eigene Dauerausstellung.
Seite 12 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Galeriewürdig: Ausschnitt aus einem Midilux-Plakat.
Ich würde all diejenigen mit in Peter Grimes nehmen, ... ... die sonst nach Zürich in die Oper fahren, ohne das Angebot vor Ort überhaupt zu kennen.