Berner kulturagenda 2014 N° 31

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N°31 Donnerstag bis Mittwoch 31.7. bis 6.8.2014 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

Der Generationenwechsel in Kulturbetrieben oder wenn zuviel Herzblut ein Problem wird. Seite 3

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Freund Siebel (Sören Richter) wird Margarete nicht retten können und das Unheil des faustisches Pakts nimmt seinen Lauf.

Die Sommeroper Selzach präsentiert «Faust Margarete» von Charles Gounod. Wie immer wird auf Deutsch gesungen. Das gehört zum Credo der Veranstalter – und vielleicht auch zum Erfolgsmodell. Ein mögliches Vorurteil gilt es gleich zu Beginn zu klären: Vor dem «Faust» als Oper muss man keine Angst haben! Was dieses Jahr zehnmal im Passionsspielhaus von Selzach erklingen wird, ist musikalisch etwas vom Schönsten überhaupt. Deshalb haben sich einzelne Nummern aus dem «Faust» von Charles Gounod auch zu absoluten Rennern gemausert. Vielleicht am berühmtesten ist der Faust-Walzer. Aber auch die «Juwelenarie» der Margarete gehört dazu. Diese ist auch Liebhabern des Comic-Helden Tintin bestens bekannt. Die fiktive Diva Bianca Castafiore bringt damit bei jeder Gelegenheit Gläser, Spiegel oder Scheiben zum Bersten. Das wird in Selzach kaum so sein; hier sind zwei erstklassige Soprane mit glo-

ckenhellen Stimmen am Werk. Wie der Faust selber ist auch die Margarete jeweils doppelt besetzt. Die Vorstellungen folgen sich so dicht, dass die Sängerinnen und Sänger der grossen Partien sonst überfordert wären. Glockenreine Stimmen Deborah Leonetti und Anne-Florence Marbot teilen sich die Margarete, die Tenöre Michael Gniffke und Raimund Wiederkehr den Faust. Einzig der Drahtzieher Mephisto (ein Bassbariton) ist mit Andreas Macco, der auch schon in Bayreuth engagiert war, stets derselbe. Ausser ihm und Deborah Leonetti, die 2014 in Selzach debütieren, sind also lauter «alte Bekannte» am Werk, die vor zwei Jahren schon in «Hoffmanns Erzählungen» brilliert hatten.

Auch wenn in Selzach wieder eine französische Oper zur Aufführung kommt: gesungen wird wie immer auf Deutsch. Das bietet sich auch insofern an, als der «Faust» einen klaren Bezug zu Deutschland hat. Dort wurde Gounods Oper übrigens jahrzehntelang als «Margarethe» gegeben, was auch den in Selzach verwendeten Doppelnamen erklärt. Neue Selzacher Fassung Typisch für den kleinen Ort am Jurasüdfuss ist auch, dass man nicht einfach die übliche Fassung reproduziert: Die sogenannten Rezitative, also jene musikalischen Passagen, welche die verschiedenen Arien und Ensembles verbinden, werden durch Dialoge ersetzt. Und diese stammen aus dem originalen Goethe-«Faust». Auch dieser Rückgriff auf den ursprünglichen Text bedeutet keineswegs zu schwere Kost für Normalsterbliche. Zum einen handelt es sich nicht um den

Dieses Jahr findet zum ersten Mal das Sommerfest «No Borders, No Nations» auf dem Vorplatz der Reitschule statt. Es ist das bisher grösste durchgeführte Projekt der Reitschule.

Passionsspielhaus, Selzach Premiere: Sa., 2.8., 19 Uhr Vorstellungen bis 16.8. www.sommeroper.ch Die Kulturagenda verlost 2 × 2 Tickets für Mi., 6.8.: tickets@kulturagenda.be

von Shanga

Shanga heisst mit bürgerlichem Namen Manuela Adeyemi und wurde als Tochter einer Schweizerin und eines Nigerianers in Bern geboren. Ihre Lieder, die sie selber schreibt und mit der Gitarre begleitet, decken ein Spektrum von Afro Beat bis Soul ab. Zu hören im Ono (Do., 31.7., 20 Uhr).

3. Nolan Quinn mit « Dreaming of a Place Unseen» am BeJazz Sommer auf dem Rathausplatz (Sa., 2.8., 21.45 Uhr) Ich bin eine heimliche Jazzliebhaberin und empfehle den smoothen Trompetenklang von Nolan Quinn.

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Reitschule, Bern Do, 31.7. und Fr., 1.8., ab 14 Uhr www.reitschule.ch

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3 Kulturtipps

2. Festival «No Borders, No Nations», Vorplatz der Reitschule, Bern (Do., 31.7. und Fr., 1.8.) Gutes Alternativprogramm für den Nationalfeiertag.

Den Titel ihrer Veranstaltung nimmt die Reitschule ernst, darum soll das Fest für alle zugänglich sein. Es wird weder Eintritt verlangt, noch das Areal umzäunt. Der erste Tag des Festes ist ganz dem Hip-Hop und der Strassenkultur gewidmet, unter anderem mit einem Workshop mit Steff la Cheffe und Marzel. Am zweiten Tag schallt vor allem Rock aus den Boxen. Franziska Burger \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

eher sperrigen zweiten Teil von Goethes «Faust». Zum anderen ist der Text als Lieferant von allerhand geflügelten Worten in unserem Alltag ganz selbstverständlich präsent: Ob wir die Gretchenfrage stellen, des Pudels Kern suchen oder in Schall und Rauch aufgehen – die Liste liesse sich endlos fortsetzen. Die Selzacher Eigenheit bedeutet auch, dass eine Version des Werks gespielt wird, die so noch nie zu hören war. Damit setzt Selzach seine nun schon über ein Vierteljahrhundert bestehende Tradition fort, was schon fast als Wunder gelten kann. Und wir sagen mit «Faust»: «Der Worte sind genug gewechselt. Bald hebt sich der Vorhang!» Peter König

1. Undiscovered Soul am Festival «Am Schluss», Mühleplatz, Thun (Fr., 1.8., 20 Uhr) Eine Band aus der Region Thun, die Grosses vorhat. Muss man mal live gesehen haben!

Was soll die Nation?

«No Borders, No Nations» sang die amerikanische Punkband Anti-Flag bereits vor ein paar Jahren. Nun wird sie im Rahmen des gleichnamigen Sommerfestes der Reitschule ihr einziges Schweizer Konzert der aktuellen Tour spielen. Vor der Reitschule findet das Alternativprogramm zu den Festlichkeiten rund um den Nationalfeiertag statt. Hier wird nicht geböllert und kein Cervelat gebrätelt. Stattdessen gibt es Workshops, Vorträge, Diskussionsrunden und viele Konzerte. Massgebend ist dabei die Frage nach Sinn und Unsinn des Konstrukts namens «Nation».

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Grosses Drama auf dem Dorfe

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In der ländlichen Schweiz kommt man um die Welt! Dabei muss man das Oberland nicht verlassen. Besuch in drei Museen.

Anwälte einer Welt ohne Grenzen: Anti-Flag.

Ich würde meine Freundin, die mit Jazz nichts am Hut hat, ans Nolan-Quinn-Konzert mitnehmen, … … denn dort erlebt sie Musik à la Miles Davis, die zum Nachdenken anregt. Nachdem ich reingehört habe, bin ich mir sicher, dass das Konzert eine innere Reise verspricht.


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