Berner kulturagenda 2008 N° 17

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Historisches Museum Bern

Philipp Zinniker

Andreas Öhlund

N°17 24. bis 30. April 2008

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Nina Kinert im ISC

«Il Barbiere di Siviglia» im Stadttheater Bern

Karl der Kühne im Historischen Museum Bern

Zusammen mit Ane Brun bringt Nina Kinert aus Stockholm skandinavische Wärme nach Bern.

Robin Adams als Figaro (rechts) berät den jungen Grafen Almaviva, gespielt von Alexey Kudrya, in Liebesangelegenheiten, damit dieser das Herz seiner Angebeteten Rosina erringen kann.

Gottesfürchtiger Feldherr: Nachdem er die Stadt verwüstet hatte, schenkte Karl der Kühne dem ­belgischen Lüttich ein kostbares goldenes Reliquiengefäss. (Liège, Trésor de la Cathédrale)

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Nordföhn Nina Star der Opernfriseure

Frommer Ritter, kühner Karl

«Pets & Friends», das dritte Album der jungen Schwedin Nina Kinert, ist eine bunte Mischung aus Pop, Country, Folk und Blues.

Fulminant, rasant, intrigant: Mit der Oper «Il Barbiere di Siviglia» inszeniert Mariame Clément in ihrer dritten Regiearbeit am Stadttheater Bern eine Perle der italienischen Opera buffa. Mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Julia Hansen setzt sie auf bewährte Teamarbeit.

Das Historische Museum Bern widmet Herzog Karl dem Kühnen eine grosse Sonder­ ausstellung mit reichhaltigem Rahmenprogramm. Eine einmalige Fülle von Exponaten dokumentiert die Macht und den Reichtum des mittelalterlichen Herrschers über Benelux und Burgund.

«Love, Fantasy and Dancing» ist nicht nur Inhalt des neuen Albums von Nina Kinert, sondern beschreibt zugleich ihr Wesen, wie sie am Handy beim Shopping verrät. Aufgewachsen ist die 24-Jährige in einem Haus mit rosaroter Fassade aus­ serhalb Stockholms. Heute allerdings wohne sie in einem gelben, betont die junge Frau mit Hang zum Bunten. Bis vor drei Jahren arbeitete die Singer/ Songwriterin, die das musische Gymnasium abschloss, in einem Kindergarten. Seither lebe sie jedoch von ihrer Musik, sagt Nina Kinert. Musik spielte schon in ihren Kindheitstagen eine grosse Rolle. Zu Hause war sie stets von Musik umgeben, da sie aus einer sehr musischen Familie stammt. Ihr Grossvater war Pianist und ihre ältere Schwester hat sich der klassischen Musik verschrieben. Nina selbst fand als kleines Mädchen, Gefallen am Musical. Das erste Album, dessen Texte sie auswendig konnte, war «The Phantom of the Opera». Seit zwei Jahren ist die Schwedin Nina Kinert nun regelmässiger «Opening Act» der Norwegerin Ane Brun, mit der sie noch bis Ende April durch Europa tourt. Zusammen mit Ane, mittlerweile zu einer guten Freundin geworden, war sie bereits einmal in der Schweiz zu Gast: letzten Sommer, bei einem gemeinsamen Auftritt in der «Roten Fabrik» in Zürich. Ihr drittes, dieses Jahr erschienene Album, «Pets & Friends», sei etwas poppiger als die zwei Vorgängeralben, sagt Nina, und nicht mehr unter den Fittichen ihres Freundes, Love Olzon, entstanden. Isabelle Haklar

Die Uraufführung im Jahr 1816 war ein Fiasko. Unter Gejohle, Gelächter und Zwischenrufen des römischen Publikums musste die Vorstellung von Gioacchino Rossinis neuer Oper vorzeitig abgebrochen werden. Grund dafür: Der Erzählstoff von «Il Barbiere di Siviglia» war bereits von einem italienischen Komponisten – Giovanni Paisiello – vertont worden und beim Publikum des frühen 19. Jahrhunderts derart populär, dass sich Rossinis gleichnamiges Werk vorerst nicht durchzusetzen vermochte.

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ISC, Bern. Do., 24.4., 21 Uhr

Erst Flop, dann top Bereits ab der zweiten Aufführung jedoch liessen sich die Zuhörer vom rasanten musikalisch-dramaturgischen Tempo und den halsbrecherischen Koloraturen des «neuen» Barbiere mitreissen. So schrieb Rossini in einem Brief an die spanische Sängerin Isabella Colbran, seine spätere Gattin: «Mein ‹Barbier› findet hier von Tag zu Tag mehr Beifall und weiss sich selbst bei den eingefleischtesten Gegnern der neuen Schule so einzuschmeicheln, dass sie den kecken Burschen, ganz gegen ihren Willen, mehr und mehr lieb gewinnen.» Bewährte Mitstreiter Der Siegeszug von Rossinis «Barbiere» war nicht mehr aufzuhalten, und so gehörte die Oper bald zum Standardrepertoire der Theaterbühnen. Auch das Stadttheater Bern reiht sich in diese Tradition ein und beauftragte die junge französisch-persische Regisseurin Mariame Clément mit der Neuinszenierung der Opera buffa. Nach «Il viaggio a Reims» (2005/06) und «La Traviata» (2006/07)

legt Clément dem Berner Publikum damit bereits ihre dritte Regiearbeit vor und setzt mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Julia Hansen (seit dieser Spielzeit Ausstattungsleiterin am Stadttheater Bern) und dem Chefdirigenten und musikalischen Direktor Srboljub Dinic auf bekannte, bewährte Mitstreiter. Figaro, das «Mädchen für alles» «Mögen Liebe und ewige Treue euch regieren», singt der Chor im Finale des «Barbiere». Doch bis dahin ist es – ganz im Sinne einer Verwechslungskomödie – ein weiter Weg. Da ist zum einen das junge Mündel Rosina (Claude Eichenberger), zum anderen ihr alter, geldgieriger Vormund Bartolo (Lionel Peintre). Mehr des Geldes wegen denn aus zärtlichen Gefühlen plant dieser die Vermählung mit seinem reichen Mündel. Der Plan ginge auf, wäre da nicht der junge Graf Almaviva (Alexey Kudrya), der ebenfalls ein Auge auf die schöne Rosina geworfen hat. Mit Hilfe des listigen Figaro (Robin Adams) gelingt es Almaviva, Rosina seine Liebe zu gestehen. Als diese seine Gefühle erwidert, setzt der schöne Graf alles daran, Rosina aus den Fängen des alten Vormunds zu befreien. Sei es, dass er sich als armer Student, als betrunkener Soldat oder als weltfremder Musiklehrer ausgeben muss – die Verwandlungen und Wirrungen scheinen kein Ende zu nehmen. Bei alledem, mit einem Augenzwinkern, behält einzig der schlaue Figaro den Überblick. Cornelia Müller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Stadttheater Bern Premiere: Samstag, 26.4., 19.30 Uhr www.stadttheaterbern.ch

Er hatte Macht und Reichtum in Hülle und Fülle. Doch als er sich mit den Eidgenossen anlegte, verlor er alles: In Grandson das Gut, in Murten den Mut, in Nancy das Blut. So weit die Eselsbrücke für alle, die auf Geschichtsprüfungen büffeln. Wer mehr wissen möchte über den Burgunder Herzog Karl den Kühnen (1433–1477), den vielleicht letzten grossen Ritter des Mittelalters, erfährt dies in der Ausstellung, die das Historische Museum Bern bis Ende August präsentiert. Die bedeutendste kunsthistorische Schau dieses Jahres hierzulande zeigt 250 Exponate, darunter Leihgaben aus dem British Museum in London, dem New Yorker Metropolitan Museum, dem Pariser Louvre und aus Wien, Deutschland und Belgien. Gemälde, Gobelins und Goldschmiedekunst illustrieren Aufstieg und Fall eines Mannes, der versuchte, ein Mittelreich zwischen Frankreich und Deutschland aufzubauen. Und im Morast am Neuenburger See an den Schweizer Hellebarden scheiterte. Preziosen und Hightech Modernste Ausstellungstechnik erweckt Geschichte zum Leben und lässt zwischen Ritterrüstungen und Tapisserien das dramatische Leben Karls des Kühnen auferstehen. Die Ausstellung unter dem Patronat des belgischen Königspaares und des Erzherzogs Karl von Österreich wird im kommenden Jahr auch im Groeneingemuseum in Brügge gezeigt. Was dabei zu sehen ist, gehört zur Blüte der spätmittelalterlichen Kunst und vergegenwärtigt den gewaltigen Prunk

burgundischer Hofkultur: Gemälde von flämischen Meistern wie Hans Memling oder Jan und Hubert van Eyck, der Tausendblumenteppich aus der sagenhaften Burgunderbeute der Schlacht von Grandson oder das goldene Reliquiengefäss aus Lüttich, das Karl den Kühnen mit dem Heiligen Georg zeigt. Aus dem Getty Museum in Los Angeles stammt das überaus reich illustrierte Gebetbuch von Karl, das rechtzeitig zur Ausstellung in einer kostbaren Faksimile-Auflage vom Luzerner Faksimile Verlag aufgelegt wurde. Heerlager und Barockmusik Ein reichhaltiges Rahmenprogramm erweitert die Ausstellung zu einem umfassenden Spektakel: Zum Auftakt spielt im Berner Münster das weltberühmte Hilliard-Ensemble (s. Seite 7). Im Museumspark wird ab Ende Mai ein Mittelalterpark für Schulen und Familien aufgebaut. Zur Krönung des Ausstellungssommers schlägt die historische Truppe der Company of St. George im Museumspark ein authentisches Heerlager auf. Ganz nach dem Motto: Hands on History. hoi \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Historisches Museum, Bern Ausstellung vom 25.4. bis 24.8. www.bhm.ch, www.karlderkuehne.org


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