Sunay Matur
Driss Manchoube
N°30 Donnerstag bis Mittwoch 23. bis 29.7.2009
Mahmoud Turkmani komponiert und spielt fürs Zentrum Paul Klee
Dreimal Monty Python am Marzili Movie
Er ist bekannt als Komponist, der östliche und westliche Musiktraditionen vereint: Mahmoud Turkmani hat mit «Liliths Wiederkehr» ein modernes libanesisches Buch vertont.
Über die Grossleinwand im Freibad Marzili flimmern in diesem Jahr Filme der britischen Komikertruppe Monty Python. Die Kulisse mit dem Bundeshaus im Hintergrund bleibt dieselbe wie in den letzten fünf Jahren.
Adams erste Frau
Schwarzer Humor an grüner Aare
«Liliths Wiederkehr» ist die weitergesponnene Geschichte der rebellischen ersten Frau von Adam im Paradies. Der in Bern lebende Mahmoud Turkmani hat diese moderne libanesische Geschichte vertont und oszilliert damit zwischen Jazz, arabischer und klassischer Musik.
Nach einem Aareschwumm in den Liegestuhl fläzen und sich zum Abschluss des Sommertags im Freien noch einen Film auf Grossleinwand ansehen, mit dem Bundeshaus als Kulisse? Das geht nur am Open-Air-Kino im Marzili-Bad. Heuer ist mit Monty Python britischer Humor angesagt.
Eva, die erste Frau von Adam im Paradies? Nein. Vor ihr gab es schon eine andere. Sie hiess Lilith und war von Gott erschaffen worden, um Adam eine Gefährtin zur Seite zu stellen. Sie sollte ihm jedoch nicht ebenbürtig, sondern unterwürfig sein. Das akzeptierte Lilith nicht, zerstritt sich mit Adam und verschwand aus dem Paradies. Adam blieb einsam zurück, und so schuf Gott aus seiner Rippe Eva, die die Erwartungen erfüllte. Kampf dem Tabu So will es eine der zahlreichen Legenden, die sich um die Figur Lilith ranken und sie als Mischwesen, Unterweltoder Luftgottheit beschreiben. In der Postmoderne stieg sie zur Symbolfigur feministischer Bewegungen auf. Im Gegensatz zu Eva, die sich dem patriarchalischen System fügte, hatte Lilith sich von der männlichen Autorität emanzipiert. In «Liliths Wiederkehr» lässt die libanesische Autorin Joumana Haddad die Figur als junge arabische Frau in eine Gesellschaft zurückkehren, die voller ethnischer und religiöser Gegensätze ist. Der in Bern lebende Musiker und Komponist Mahmoud Turkmani, der ebenfalls aus dem Libanon stammt, hat die Geschichte in Rücksprache mit der Autorin als Musiktheater vertont. «Der Text von Joumana Haddad hat mich begeistert», sagt Turkmani über Haddads erstes auf Deutsch übersetztes Buch. «Seine Struktur, die verwendeten Bilder, das Vokabular – alles ist sehr modern.» Lilith spricht darin unbefangen von Verlangen und dem eigenen
Körper. Ihre eigenwillige Art und ihr Durchsetzungsvermögen kontrastieren mit den Erwartungen, die von der Gesellschaft an sie gestellt werden. So kämpft Lilith sowohl als Frau als auch als Mensch gegen Tabus. Musikalischer Schmelztiegel Das Musiktheater soll dereinst an den Berliner Festspielen uraufgeführt werden – im Zentrum Paul Klee kommt nun bereits die konzertante Variante von «Liliths Wiederkehr» zur Aufführung mit der Schauspielerin Heidi Maria Glössner als Vorleserin. Mahmoud Turkmani ist ein Komponist, der es versteht, traditionelle arabische und westliche Musik zu verbinden. «Ich fühle mich überall zu Hause», sagt er. «Meine Komposition funktioniert nicht nach Dogmen. Ich nehme mir aus beiden Traditionen das Beste und kreiere daraus etwas Eigenes.» Bereits während des Komponierens kannte Turkmani die Besetzung für sein Projekt, etwa Violinistin Maya Homburger und Kontrabassist Barry Guy, die sich dem Free Jazz verschrieben haben. Selber spielt er Gitarre und Oud, die arabische Laute. Mahmoud Turkmani: «Es sind starke Persönlichkeiten, die mit dem Aufgeschriebenen sehr leicht und frei umzugehen wissen. Ihr Können ist auf höchstem Niveau.» Felicie Notter ng osu erl V \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Bereits zum sechsten Mal flimmern diesen Sommer im Freibad Marzili während dreier Tage Filme über eine Grossleinwand. «Wir zeigen keine Blockbuster aus den USA. Das machen schon alle andern», erklärt Jorim Schäfer, Mitorganisator des Marzili Movie, das Konzept. Im Fokus sind andere Filmländer. Nach Frankreich, Italien, Schweden, Brasilien und Japan ist in diesem Jahr Grossbritannien das Land, aus dem die Filme stammen. Die Veranstalter Jorim Schäfer und Hüseyin Matur haben sich innerhalb der Fülle britischer Filme für Kultiges älteren Jahrgangs entschieden. Monty Python’s «The Life of Brian», «The Meaning of Life» und «Monty Python & The Holy Grail» sollen für eine volle Marzili-Matte und gute Stimmung sorgen. Filmprogramm Cinephilen Menschen sind die Filme und humoristischen Verbrechen von Monty Python ein Begriff. Sie können unter «Rahmenprogramm» weiterlesen. Für alle andern hier ein kurzer Ausflug in die Filmgeschichte: Monty Python war eine legendäre Truppe britischer Komiker, vor deren Humorangriffen nichts und niemand sicher war. Lieben gelernt haben das britische und das internationale Publikum Terry Gilliam, John Cleese, Terry Jones, Graham Chapman, Eric Idle und Michael Palin in den 1970er-Jahren mit ihrer Fernsehserie «Monty Python’s
Flying Circus». Die mit Trickfilmszenen gemischten Sketche bestachen durch skurrilen, sarkastischen Humor, hintersinnigen Witz und waren wegweisend für die spätere Comedy-Szene. Der Fernsehserie liessen die Komiker-Ikonen ein paar Spielfilme folgen, bis sich die Gruppe Mitte der 1980er-Jahre auflöste. Der bekannteste Film ist wohl «The Life of Brian», der die etwas andere JesusGeschichte erzählt und bei Christen und Juden für gewaltigen Protest sorgte. Rahmenprogramm Nicht nur das Filmprogramm, die Liegestühle als Kinosessel und die Kulisse mit Bundeshaus und Münster sind einmalig am Marzili Movie. Auch das Drumherum kann sich sehen, hören und schmecken lassen. Passend zum Herkunftsland der gezeigten Filme, wird das Publikum kulinarisch mit Fish and Chips und Meat Pies verwöhnt. Und am Samstag findet nach dem Film in der 5ème Etage in der Matte «Monty Python’s Silly Disco» statt. Frei nach dem berühmten Sketch wird am «Silly Dance Contest» jenes Talent gesucht, das am doofsten tanzt. Hintergrundwissen «Wir sind sehr stolz, dass wir als einzige das Marzili-Bad für eine kulturelle Veranstaltung nutzen dürfen», sagt Schäfer. Allerdings seien drei Tage einfach zu kurz für den grossen Aufwand, den
sie zusammen mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern betrieben. Sie möchten das Marzili Movie deshalb gerne auf eine Woche ausdehnen. Damit wäre auch das Wetterrisiko auf mehr Tage verteilt. Mit Ausnahme des letzten Jahres hat der Regen dem Freiluftkino nämlich immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. In der Hoffnung, als Kollektiv besser mit den Behörden verhandeln zu können, haben Schäfer und Matur vor zwei Jahren den Verein Marzili Movie gegründet. Doch der mittlerweile 60 Mitglieder zählende Verein ist auch in diesem Jahr mit seinem Anliegen beim Sportamt und bei der Gewerbepolizei abgeblitzt und der Kino-Event an der Aare bleibt ein nur dreitägiges Vergnügen. Dennoch ist Schäfer guter Dinge und wird es im nächsten Jahr erneut versuchen. Für heuer muss er noch auf Petrus’ Sinn für britischen Humor hoffen und hält es wie Brian, der im Film «The Life of Brian» bei seiner Kreuzigung fröhlich singt: «Always look on the bright side of life.» Simone Tanner \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Open-Air-Kino im Freibad Marzili, Bern 21.30 Uhr, Türöffnung 20.30 Uhr Do., 23.7.: «The Life of Brian» Fr., 24.7.: «The Meaning of Life» Sa., 25.7.: «Monty Python & The Holy Grail», anschliessend «Monty Python’s Silly Disco» in der 5ème Etage, Mühlenplatz 11, Bern (Bei schlechtem Wetter finden die Vorführungen um 22.30 Uhr im Kino ABC statt.) www.marzili-movie.ch
Zentrum Paul Klee, Bern Sa., 25.7., 18 Uhr www.zpk.org
Liebe Leserinnen und Leser Vor gut einem Monat haben wir zu einer Leserumfrage aufgerufen. Die hohe Rücklaufquote hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir freuen uns sehr über Ihre Mithilfe und Ihr Interesse an der Berner Kulturagenda. Herzlichen Dank! Ihre Berner Kulturagenda