THEMA
New Deal Seit dem 8. Februar sind wir wieder im Lockdown. Die Landesregierung hat zum wiederholten Male die Corona-Maßnahmen verschärft, vorerst für drei Wochen. Seitdem darf die Gemeindegrenze nur mehr begründet verlassen werden, Handel und Tourismus sind heruntergefahren, die Schulen im Fernunterricht. Existenzängste und Zukunftssorgen machen zugleich immer mehr Menschen zu schaffen. von Josef Prantl
Barbara Illmer führt in Tirol mit ihrem Mann eine kleine, aber sehr feine Pension. Das „Garni Stübele“ ist kein Mehr-Sterne-Palast, die Gastgeberin hat aber viel Herzblut in ihr kleines Schmuckstück gelegt. Barbara Illmer war am 7. Februar unter den vielen Südtirolern, die auf dem Silvius-Magnago-Platz protestiert haben. Sie hat große Sorgen: „Ich kann nicht mehr“, sagte die Gastwirtin in einem Interview. „Was mit uns passiert, mit den Kindern, mit den alten Menschen, was uns alles genommen wird, wie sich die Gesellschaft zusehends spaltet und dass wir uns nicht mehr umarmen können, nicht mehr einem Menschen nahe sein dürfen, das ist eine Tragödie!“ 4
BAZ 04/21
Die Corona-Krise trifft die Ärmeren
Die Pandemie hat die knapp 8 Milliarden Weltbürger in den Ausnahmezustand versetzt, die Staaten in die Rezession gestürzt und einen neuen Schuldenberg von untragbarer Höhe erschaffen. Die Pandemie und der Kollaps der Wirtschaft treffen die Schwächsten der Gesellschaft am härtesten. Die einen verlegen ihren Arbeitsplatz in ihre geräumige Wohnung, die anderen riskieren bei ihrem Job eine Ansteckung oder haben diesen bereits verloren. Die einen verbringen den Lockdown auf ihrer Terrasse oder im Ferienhaus, die anderen drängen sich mit Großfamilien in dunklen Zweizimmerwohnungen. Die einen kümmern
sich um die täglichen Hausaufgaben ihrer Kinder, die anderen wissen gar nicht, dass ihre Kids seit Wochen keinen Kontakt mehr zur Schule haben. Die einen sind bis ins hohe Alter fit, die anderen gehören wegen ihrer Vorerkrankungen zur Risikogruppe bei Covid-19. Dass die Corona-Krise die Ärmeren härter trifft als Reiche, daran gibt es keine Zweifel. Viele kleine Selbstständige fallen durch die Maschen, weil sie zwar arbeiten dürften, aber keine Kunden haben. Wer erst vor kurzem ein Unternehmen gegründet hat, hat wenig Reserven. Kinder aus bildungsfernen Familien, aus Familien mit Migrationshintergrund bleiben auf der Strecke, weil sie mit dem Fernunterricht nicht zurechtkommen.