POLITIK Brief aus Rom
Geschätzte Leser,
Spaß beiseite! von Robert Adami
Zenpasta Ja, unsere Urgroßeltern hatten es einfach, denn früher gab es ja praktisch nur eine Zahnpasta, welche keinen Geschmack, keine Farbe und auch kein Mitleid mit dem Zahnschmelz hatte. Heute gibt es Zahnpasta in allen erdenklichen Farben und Formen, farbig mit Erdbeergeschmack für die ganz Kleinen, supercool mit Superheldenflair für die etwas größeren Kinder, seriös mit Streifenmuster und MinzenAroma für den Manager, betont farblos mit KräuterextraktGeschmack für den Öko-Freak. Es ist eine schöne, bunte abwechslungsreiche Zahnpasta-Welt da draußen, die in ihrer Vielfältigkeit praktisch in der ZenPhilosophie verwurzelt ist… weil man sich immer fragt „mit wos putz i mer heint die Zen?“ Aber passen Sie auf, dass Sie ihrem Partner nicht morgens schlaftrunken statt der Zahnpasta den Alleskleber reichen… sonst kann es passieren, dass der Partner vor lauter Überraschung sprachlos ist – zumindest solange der Kleber hält… Aber Spaß beiseite. Die Zahnpasta steht an dieser Stelle eigentlich nur stellvertretend für die überbordende Produktpalette unserer Gesellschaft. Von jedem auch noch so alltäglichen Ding gibt es hunderte von Varianten, und fehlen tut’s nie an der Verfügbarkeit der Ware, sondern höchstens an der Verfügbarkeit im eigenen Geldbeutel. Zumindest war das bis vor 2 Jahren noch so. Heute hingegen tun sich die Epidemieund lockdowngebeutelten Lieferketten bisweilen schwer mit Nachschub, und die steigenden Preise lassen viele Konsumenten kritischer auf die Preisschilder schauen. Die Zeit wird zeigen, wo das hinführt; es ist nicht auszuschließen, dass wir uns wieder an einen bescheideneren Lebensstil mit essentiellerem Warenangebot gewöhnen müssen. Aber wäre das wirklich so schlimm? Im Austausch gegen ein bisschen Ruhe und Stabilität im Alltag würden wahrscheinlich mittlerweile wieder viele Menschen gern Vorlieb nehmen mit nur einer geschmackund farblosen Zahnpasta-Sorte im Regal. 24
wenn Sie dies lesen, hat die ‚klärende‘ Aussprache zwischen Ministerpräsident Mario Draghi und dem vormaligen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte schon stattgefunden - sie war ja für heute anberaumt, wurde allerdings aufgrund des Unglücks an der Marmolada auf den 06. Juli verschoben, da Draghi nach Canazei kommt - und Sie wissen schon, ob es nun zu einer Regierungskrise kommt oder nicht. Wenn Sie dies lesen, wird die Abrechnung mit Salvini innerhalb der Lega schon begonnen, endgültig eingedämmt oder nur wieder aufgeschoben sein. Wenn Sie dies lesen, gibt es vielleicht noch eine Regierung, vielleicht auch nicht. Es ist mühsam, Italiens Politik der Zukunft, und seien es auch nur einige Tage, zu beschreiben oder vorwegzunehmen. Es brodelt, die längst überfällige Spaltung der FünfSterne-Bewegung versucht, Ruhe in die Regierungsarbeit zu bringen, aber trotz relativ großen Zuspruchs ist es ungewiss, ob die um Außenminister Di Maio gescharten Parlamentarier dazu reichen. Es ist schon seit langem offensichtlich, dass spätestens ab Herbst die Mehrheit nicht mehr kompakt sein wird, da jede Partei und/oder Bewegung Freiräume suchen wird, um sich zu profilieren und von den anderen unterscheidbar zu werden, was bekanntermaßen bei großen Koalitionen sehr schwierig ist. Die Autorität von Ministerpräsident Mario Draghi funktioniert nur mehr teilweise als Klebeband dieser heterogenen Mehrheit und der Unmut ist groß. Fast wöchentlich entsteht eine neue Gruppierung, formiert sich eine neue Partei, proklamiert
eine neue Bewegung den Anspruch, die Zentrumspartei Italiens zu werden und alle jene zu sammeln, die sich weder links noch rechts geborgen fühlen, wobei diese klassische Trennung parteipolitischer Ideologien schon lange ihre Schärfe verloren hat. Detail am Rande: fast wöchentlich muss auch eine dieser neuen Gruppierungen, Parteien oder Bewegungen eingestehen, dass sie diesem Anspruch doch nicht gerecht werden kann. Der Sommer, schon heiß genug, wird so bleiben, Rom ist nicht nur aufgrund der Temperaturen ein Backrohr und wen wundert es, wenn da täglich neue Teige aufgehen, sich zu teilweise bizarren Figuren komponieren und wieder zusammenbrechen. Die Hefe hat es nun mal in sich, auch die politische. Wir harren aus, im politischen Backofen der Ewigen Stadt, am 04. Juli 2022
Manfred Schullian Kammerabgeordneter
Brief aus dem Landtag
Südtirol, quo vadis?! Während die Inflation für immer schwierigere Verhältnisse sorgt, werden im politisch linken Elfenbeinturm fleißig Gendersternchen gezählt. Der Fall eines Unternehmers, der seine Stellenanzeige nicht „geschlechterneutral“ geschaltet hat und daraufhin mit einer Strafe von 3.333 Euro belegt wurde, hat eine klare Fehlentwicklung aufgezeigt. Die Distanz zwischen Verwaltung und Politik auf der einen Seite und den Bürgern auf der anderen Seite könnte kaum größer sein. Während die einen unter erschwerten Bedingungen und Fachkräftemangel ihr Bestes geben, werden sie andererseits aufgrund einer angeblich nicht geschlechtergerechten Stellenanzeige bestraft. Der Genderwahn hat nicht nur die Sprache verhunzt, sondern macht längst auch keinen Halt mehr vor dem alltäglichen Leben. Diese unnötigen Regeln sorgen weder für die Gleichstellung von Mann und Frau, noch lösen sie irgendeins der vielen Probleme, die derzeit im Land herrschen. Schon gar nicht braucht es eine Sprachpolizei, die diese Ideologie durchsetzt. Wie unzählige repräsentative Meinungsumfragen aus den vergangenen Jahren belegen, lehnt eine breite Mehrheit der Bevölkerung das Gendern und den damit verbundenen links-ideologisch motivierten Eingriff in unsere Sprache ab. Folglich ist auch eine Mehrheit der Frauen gegen diesen Unsinn, der keiner Mutter weiterhilft. Dementsprechend muss die Politik handeln und von dieser undemokratischen Ideologie, die keinen Mehrwert hat, sondern nur für neue
Regeln, Auflagen und Strafen sorgt, abrücken. So wurde vor einem Jahr unsere entsprechende freiheitliche Initiative im Landtag abgelehnt. Unser Antrag richtete sich nicht gegen die schon immer gebräuchlichen Doppelnennungen männlicher und weiblicher Formen wie beispielsweise „Bürgerinnen und Bürger“, sondern gegen Satzzeichen mitten im Wort, die Texte unverständlich und leseunfreundlich machen und nebenbei laufend zu grammatikalisch falschen Formen und absurden Verrenkungen der Sprache führen. Angesichts der Auswüchse, die diese Ideologie angenommen hat, braucht es wieder den nötigen Hausverstand im Umgang mit der Sprache und die Freiheit diese – auch bei Stellenanzeigen – ohne Genderregeln benutzen zu können. Während grünlinke Beamte mit dieser Strafe gezielt gegen unsere mittelständischen Unternehmen vorgehen, werden zahlreiche Probleme für Frauen und Familien auf die lange Bank geschoben, weil sich dadurch nicht feministisches Kapital schlagen lässt.
L. Abg. Ulli Mair.