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„Der geeignetste Entwurf wurde gewählt“ Neugestaltung Bozner Bahnhofsgelände – Städteplaner Christoph Kohl (Berlin/Bozen) äußert sich zum Projekt BOZEN - (pka) Die Idee zur Verbauung des Bozner Bahnhofgeländes liegt nun schon mehr als ein Jahrzehnt zurück, nachdem das Land Südtirol, die Gemeinde Bozen und die italienischen Staatsbahnen eine Neugestaltung des gesamten Areals ins Auge gefasst hatten. Den daraufhin international ausgelobten Wettbewerb konnte unter rund 140 Teilnehmern die Bietergemeinschaft um den Wiener Architekten Boris Podrecca für sich entscheiden; jetzt wartet man auf die Ausschreibung, die von der Gesellschaft Arbo (Areal Bozen) noch im Laufe dieses Jahres vorgenommen werden sollte. Der Bahnhof entstand ja vor mehr als 150 Jahren im Zuge der Errichtung der Brennerbahnlinie und bedeutete
Dott. arch. Christoph Kohl
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für Bozen ein Fenster in die Welt. Die Bezirkszeitung hat kürzlich bei dem aus Bozen stammenden Architekten Christoph Kohl, der sich in Berlin als Städteplaner einen Namen gemacht hat, nachgefragt, inwieweit er das Projekt kenne bzw. was er davon halte. „Und ob ich es kenne, ich habe selbst zusammen mit anderen Partnern in einem Konsortium am Wettbewerb teilgenommen, wurde aber nicht berücksichtigt. Als gebürtigen Bozner haben mich immer schon größere städtebauliche Projekte, die in Südtirol abgewickelt werden, gereizt. So habe ich auch bei der Konzeption der Plose-Seilbahn in Brixen und anfangs beim Bozner Flughafen mitgewirkt.“ Kohl freute sich jedenfalls, dass das eingereichte Projekt von Podrecca als Sieger hervorging, denn es „ist nach meinem Dafürhalten das passendste und vernünftigste überhaupt, ich finde, dass es am Geeignetsten ist für das vorgesehene Areal und für die Stadt.“ Immerhin handle es sich um eine Fläche von rund 30 Hektar, auf dem Parkanlagen bzw. Grünflächen, Straßen und Plätze, genauso wie Wohnungen, Gewerbebauten, Dienstleistungsbetriebe und öffent-
liche Einrichtungen untergebracht werden sollen. Als erfahrener Städteplaner, der vorwiegend im deutschsprachigen Raum tätig ist, hat Kohl unlängst eine Ausschreibung in Duisburg für sich entscheiden können, nämlich die Neugestaltung des Areals „Am Alten Bahnhof“. Für Bozen ist dies insofern interessant, als das Gelände, die Ausmaße wie die künftige Nutzung ähnlich gelagert seien, „vordringlich sollen hier Wohneinheiten entstehen.“ Was aber in Duisburg völlig anders gelaufen sei, ist die enge Einbindung der Bevölkerung in die Entscheidungsfindung. „Ich sehe dies nicht unbedingt sinnvoll, denn
eine demokratische Mitbestimmung verbessert ein Projekt kaum, im Gegenteil. Besser ist, mit Entschiedenheit vorzugehen.“ Einen Vorteil durch die Verschleppung der Ausschreibung und eines möglichen Baubeginns sieht Kohl darin, „dass wir alle seit dem Beginn der Corona-Pandemie einiges dazugelernt und neue Erkenntnisse gewonnen haben, die Anforderungen beispielsweise durch den Klimawandel sind ebenfalls andere geworden, nicht zuletzt ist ein geändertes Bewusstsein in den Köpfen der Menschen hinzugekommen.“ Dies alles gelte es nun bei der Ausschreibung bzw. Vergabe zu beachten.
So dürfte das neue Bahnhofgelände in Bozen aussehen (Projekt Boris Podrecca).