PORTRAIT
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GRIES - (pka) In Bozen am 11. Juli 1926 geboren, und zwar als Carlo. Damals hatten bekanntlich die Faschisten das Sagen, so dass sein richtiger Taufname später umgeändert werden musste. Sein Vater diente als Stadtpolizist unter dem bekannten Bürgermeister Julius Perathoner und kam erst nach 4-Jähriger russischer Gefangenschaft nach Hause zurück. Karl besuchte die Grund- und Mittelschule in Bozen, anschließend die Ausbildung zum so genannten „avviamento commerciale“, der die Schüler zu einem Berufsbild hinführte. Als 18-Jähriger – man schrieb das Jahr 1944 – wurde er eingezogen und kam nach Neuburg an der Donau. Karl erlebte in diesem letzten Kriegsjahr doch mehrere unliebsame Zwischenfälle, bekam auch in Jugoslawien die Partisanen zu spüren, konnte später durch einen glücklichen Zufall der zusammenbrechenden Ostfront ausweichen und sich nach Celle durchschlagen. In Feldkirch absolvierte er dann die Lehrerbildungsanstalt, die er mittels einer Sondermatura abschließen konnte. Karl studierte als Werkstudent Pädagogik in Padua und schloss dieses Studium erfolgreich mit dem Doktortitel ab. „Sechs Jahre lang habe ich in der Grieser Volksschule unterrichtet, bin dann im Jahr 1958, nachdem ich einen Wettbewerb gewonnen hatte, als Schuldirektor nach Sterzing gekommen. Im selben Jahr habe ich noch meine liebe Frau Christine geehelicht. Etwas später habe ich mich noch beim ausgelobten Inspektorenwettbewerb beteiligt, diesen erfolgreich bestanden und mich mit gerade einmal 50 Lebensjahren als Schulinspektor in die Pension verabschiedet.“ Dies war für den engagierten Lehrer viel zu früh, so dass er sich nach einer geeigneten Beschäftigung umsah. „Ich war ja auch im Schulbereich in etlichen Kommissionen tätig und habe den damaligen Präsidenten des Industriellenverbandes, Christof Amonn, kennengelernt. Und so wurde ich von ihm ‚abgeworben‘ und habe ab 1976 mitgeholfen, die neuen Bezirke im Verband aufzubauen, außerdem die Industriellenzeitung mit redigiert, später in der Nachfolgezeitung SWZ vielfach Beiträge verfasst.“ Seebacher war immer sehr aktiv, belesen und weltoffen, so dass er auch im Gründungskomitee der EURAC wirkte und folglich auch
„Der Weltoffene“
Karl Seebacher Kürzlich konnte er seinen 95. Geburtstag begehen, der in Gries wohnhafte ehemalige Lehrer, Schuldirektor und -inspektor Karl Seebacher. Er arbeitete lange Zeit auch in führender Position im Industriellenverband, verfasste zahlreiche Fachberichte in der Industriellenzeitung wie in der SWZ und ist seit mehr als 4 Jahrzehnten im weltweit tätigen Männerbund Schlaraffia® als Patriarch in „seiner“ Pons Drusi aktiv.
zur Gründung der Freien Universität Bozen beitrug. Als „letzte“ Tätigkeit beim Industriellenverband wurde ihm die ehrenwerte Aufgabe übertragen, eine Festschrift zum 50-Jährigen Bestehen des genannten Verbandes zu erstellen, eine Aufgabe, die Karl Seebacher bravourös meisterte. Seine Frau Christine kannte Karl bereits seit Kindesbeinen an; sie wohnte in der Carduccistraße, bevor sie sich nach der Hochzeit in Gries niederließen. Seine Tochter Ruth nimmt eine führende Position im Raiffeisenverband ein, sein Sohn Rainer arbeitet und lebt als Holzvermittler in Innsbruck. Karl hat 3 erwachsene Enkel, auf die er sehr stolz ist. Die Freizeit, vor allem in den Sommermonaten, verbrachte er meist am See in Terlago/Trient, wo er
eine Ferienwohnung besitzt. Zu seinen Hobbys zählen weiters Geschichte und Philosophie, vor allem die Bozner Geschichte hat es ihm angetan. Nicht von ungefähr ist Karl seit jeher ein begeisterter Schlern-Schriften-Leser,
wenngleich seine Sehschärfe in den letzten Jahren um einiges beeinträchtigt wurde. Erwähnt werden müssen auch seine zahlreichen Reisen zusammen mit seiner Gattin in verschiedene Länder wie beispielsweise China, Peru, Südafrika, Mauritius, Sansibar, Malaysia, Myanmar, Vietnam, Ceylon oder Indien. „Aber auch die kleinsten Orte und Weiler in Südtirol habe ich aufgesucht.“ Die „wichtigste“ Leidenschaft von Karl Seebacher ist aber die Schlaraffia®, ein weltumspannender Männerbund, dessen eifriges und trotz seines hohen Alters aktives Mitglied er weiterhin ist, und das seit mehr als 40 Jahren. Als eingefleischter Schlaraffe mit seinem Ritternamen Rio-Lach der Haselburger hat Seebacher in seiner Funktion als Fungierender Oberschlaraffe (Vorsitzender bei Sitzungen) die Geschicke des Bozner Ablegers Pons Drusi wesentlich mitgeprägt, vor allem aber durch seine zahlreichen Vorträge, sei es geschichtlich-wissenschaftlicher wie anekdotischer Natur, bereichert. Im Laufe seines Schlaraffendaseins wurde er vielfach mit Ahnen und Orden ausgezeichnet und hat zum hohen Sitzungsniveau wesentlich beigetragen. Karl Seebacher ist an Lebensjahren der älteste Schlaraffe der Pons Drusi und trägt somit den Titel Patriarch.
Karl und Christine Seebacher anlässlich einer Faschingsfeier bei den Schlaraffen.
Bei der Feier zum 100-Jährigen Bestehen des Kulturvereins Schlaraffia® Pons Drusi nahm Karl Seebacher (Ritter Rio-Lach der Haselburger, Zweiter v.r.) im Jahr 1994 teil.