biomed austria - Fachzeitschrift Herbst 2014

Page 1

P.b.b., Vertr. Nr. GZ 02Z030418M; Verlagspostamt 1150 Wien biomed austria, Grimmgasse 31, 1150 Wien

Herbst 2014

Primary Health Care

Neue Forschungsansätze

Richtig reagieren

Redesign der Homepage ©: fotovonzinner.com

biomed austria – Fachzeitschrift für Biomedizinische AnalytikerInnen, Nr. 3/2014; ISSN 1997-5503; VP: € 15,–

biomed austria – Fachzeitschrift für Biomedizinische AnalytikerInnen

www.biomed-austria.at


in Denk schlechten Zeiten

ist es

wenn man es besser hat. Gesundheit & Wertvoll

Sonderklasse-Versicherung

GUT,

r Verlängerung de 014 Aktion bis 1.12.2

Gruppen-Krankenversicherung für Mitglieder des Österreichischen Berufsverbands der Biomedizinischen AnalytikerInnen biomed austria Wir wollen Sie heuer auf die Möglichkeit zum Einstieg in die prämienbegünstigte Gruppen-Krankenversicherung bei UNIQA

hinweisen. Die private Krankenversicherung hilft in schwierigen gesundheitlichen Situationen.

Werden Sie Privatpatient in der Sonderklasse. Wer ins Spital muss, wünscht sich die bestmögliche Betreuung:  

Freie Arzt- oder Krankenhauswahl

In Abstimmung mit Ihrer Verbandsleitung bietet UNIQA eine befristete Aktion!

Den Zeitpunkt Ihrer Behandlung oder einer nicht akuten Operation mitbeeinflussen können

Mehr Komfort und angenehmes Ambiente im Krankenzimmer

Flexible Besuchszeiten etc.

Zusatzvorteil bei Beitritt zur GruppenKrankenversicherung bis bis 1.12.2014. Für Neubeitritte sind die ersten 3 Monate prämienfrei.

Dann haben Sie sich eigentlich schon für eine UNIQA Sonderklasse-Versicherung entschieden! Wenn Sie sich für eine Gruppen-Krankenversicherung entscheiden, können Sie grundsätzlich aus derselben Angebotspalette wählen, wie Einzelpersonen bzw. Familien. Als Gruppenversicherter genießen Sie aber zusätzlich einen Rabatt, daher können Sie sich – und Ihrer Familie – bestmögliche Vorsorge zu einem noch günstigeren Preis sichern.

Freundliche Grüße von Ihrer UNIQA Betreuerin: Angela Majer Tel.: +43 699 10037560 E-Mail: angela.majer@uniqa.at

Bei Interesse an einem Angebot für Sie oder Ihre Angehörigen (Partner und Kinder) wenden Sie sich bitte direkt an mich. Gerne bekommen Sie dann auch nähere Informationen über Produkte und die exklusive Aktion.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Sie einzusteigen!


inhalt | editorial

INHALT

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

E

Innovation & Entwicklung MTD-Innovationspreis

4

berufspolitik Primary Health Care in aller Munde

6

wissenschaft & praxis Die antimikrobielle Wirkung von Lärchen- und K ­ iefernholz auf vier ausgewählte Bakterienstämme

8

Disruption of the Methyltransferase-Like 23 Gene METTL23 Causes Mild Autosomal Recessive I­ ntellectual Disability

10

Der Warburg-Effekt oder wie Krebszellen ihr Überleben sichern

12

Richtig reagieren

16

Fragen zum Literaturstudium

18

leben & lesen Literaturtipps

19

Webtipps

21

BUCHtipps

aktuelles & internes Eine Geschäftsführerin beschreitet neue Wege 22 Redesign der Homepage von biomed austria

23

Wien/Niederösterreich/Burgenland

24

Fortbildungstipps und -hinweise 2014/2015

26

Offenlegung gem. § 25

26

Impressum biomed austria – Fachzeitschrift für Biomedizinische Analytiker­Innen, Nr. 3/2014 • P.b.b., Vertr.Nr. GZ 02Z030418M • Verlagspostamt 1150 • Medieninhaber und Herausgeber: biomed austria – Österreichischer Berufsverband der ­Biomedizinischen AnalytikerInnen, Grimmgasse 31, 1150 Wien, ZVR-Zahl: 011243159, Tel.: 01-817 88 270, Fax: 01-817 88 27-27, E-Mail: ­­office@biomed-­austria.at, Web: www.biomed-austria.at • Jahresabo (Inland), 3 Ausgaben: € 45.Redaktion: Stefanie Burger, MSc; Alisa Coric, MSc; Alexandra Englert, MSc; Nicole Ferstl, MSc (Co-Chefredakteurin); Marianne Fliesser-Steiner, Michaela Hassler, Monika Knötig, Mag.a Birgit Luxbacher, BSc (Co-Chefredakteurin); MMag.a Ute Maurer, Mag.a Andrea Wenighofer Mitarbeiterinnen dieser Ausgabe: Margit Anglmayer, Marie Bernkopf, MSc BSc; Sylvia Handler, MBA; Mag.a Gabriele Jaksch, Dr.in Caroline Kunz, Christina Laireiter, BSc; Assoziierte Redakteurinnen: Margit Anglmayer, Prof.in Helene Breitschopf. Lektorat: Mag.a Birgit Luxbacher, BSc.

biomed austria Herbst 2014

Sylvia Handler, MBA

Vorsitzende biomed austria

Regionalversammlung der Region

Layout: typothese.at/Robert Scheifler • Druck: Resch KEG, 1150 Wien

in leider unspektakulärer Sommer – besonders im Hinblick auf das Wetter – neigt sich seinem Ende zu. Die warme Jahreszeit ist normalerweise eine ruhige für den Verband, vor allem für das Verbandsbüro. Im heurigen Jahr, passend zu dem unbeständigen Wetter, war es vorwiegend eine Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung. Unsere langjährige Geschäftsführerin, Frau Mag.a Elfriede Hufnagl, hat sich entschieden neue Wege zu gehen und Ihre Tätigkeit beim Verband mit Ende Juli 2014 beendet. Sie hat 16 Jahre lang das Geschehen im Verband entscheidend mitbestimmt. Es war nicht leicht für uns, ihre Entscheidung zu akzeptieren, aber letztendlich mussten wir ihren Wunsch zur Kenntnis nehmen. Es ist uns glücklicherweise gelungen, in der Person von Frau Mag.a Birgit Luxbacher eine neue Geschäftsführerin zu finden, die nun seit Anfang Juni sehr bemüht ist sich einzuarbeiten, alle Aufgaben zu übernehmen und alle Abläufe kennenzulernen. Ich wünsche auf diesem Wege der scheidenden Geschäftsführerin viel Kraft, Energie und Mut, um neue Wege zu beschreiten, und ihrer Nachfolgerin viel Erfolg bei ihrer Aufgabe, den Verband weiterzuentwickeln und mit Hilfe der Mitarbeiterinnen im Büro, selbstverständlich aber auch mit Unterstützung der FunktionärInnen zu führen und zu leiten. Möge das Werk gelingen!

Die Redaktion berichtet…

Nachdem Elfriede Hufnagl ihre ­Tätigkeit bei biomed austria mit Juli 2014 beendet hat, folgen ihr die neue Geschäftsführerin Birgit Luxbacher und die erfahrene Redakteurin Nicole Ferstl gemeinsam als Co-Chefredakteurinnen nach. Die neue Geschäftsführerin wird sich unseren LeserInnen in der Frühjahrsausgabe 2015 vorstellen. Mehr Neuigkeiten aus der Redaktion finden Sie unter „Aktuelles und Internes“ auf Seite 25. Ihr Redaktionsteam Die diesjährige Schwerpunktausgabe zum Thema Funktionsdiagnostik erscheint Mitte Dezember.

3


MTD Innovationspreis

Teilnahmebedingungen Teilnahmeberechtigt sind:  Angehörige der gesetzlich geregelten Gesundheitsberufe (oder in Ausbildung befindliche)  multidisziplinäre Teams (bestehend aus gesetzlich geregelten Gesundheitsberufen)  keine gewerblichen Firmen Einreichunterlagen Das Projekt kann von einer Einzelperson, einem Team oder einer Institution im Gesundheitswesen eingereicht werden. Arbeiten, die bereits für einen anderen Preis eingereicht wurden, sind von der Bewertung ausgeschlossen. Dem Projekt ist eine schriftliche Zusammenfassung (Abstract, max. 2.500 Zeichen) beizufügen. Kategorien Der MTD-Innovationspreis 2014 wird zusammen mit einer Urkunde an die drei besten Projekte in den Kategorien Gold, Silber und Bronze vergeben. Die Preise sind in der Kategorie GOLD mit € 1.500.-, in der Kategorie SILBER mit € 1.000.- und in der Kategorie BRONZE mit € 500.- dotiert. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des MTD-Jubiläums anlässlich 30-Jahre MTD-Austria am 14. November 2014. Vergabe- und Einreichkriterien  Die Einreichung der Projekte muss mittels Posterpräsentation und/oder Kurzfilm erfolgen.  Ende der Einreichfrist ist der 20. Oktober 2014 (Datum Poststempel/eMail-Eingang).  Eine kurze, schriftliche Zusammenfassung des geplanten Projektes (2.500 Zeichen) ist bis 14. Oktober 2014 zu übermitteln.  Lebenslauf der einreichenden Person/en  Die Jury entscheidet über die Preisvergabe. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Einreichung des Preises erklären sich die PreisträgerInnen damit einverstanden, dass das jeweilige Projekt auf der Homepage von MTD-Austria, sowie in den Medien der sieben MTD-Berufe vorgestellt bzw. veröffentlicht wird.

Rückfragen und Einreichung von Projekten an: MTD-Austria Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs Grüngasse 20/9, 1050 Wien | Tel. 0664/1414118 | e-mail: office@mtd-austria.at

4

Herbst 2014 biomed austria


MTD Innovationspreis

Das im Arbeitsprogramm der Österreichischen Bundesregierung 2013-18 „Erfolgreich. Österreich.“ für die Gesundheit angestrebte Ziel lautet: „Die Patientin und der Patient im Mittelpunkt:

flächendeckende und wohnortnahe Versorgung mit Gesundheitsleistungen unabhängig von Alter, Einkommen, Geschlecht, Herkunft und Gesundheitszustand in bestmöglicher Qualität sicherstellen und die Gesundheitsreform über das Jahr 2016 fortführen.“ Wenn es bei diesem Ziel nicht bei einer Worthülse bleiben soll, kommt insbes. sog. Primärversorgungseinrichtungen zukünftig eine besondere Bedeutung zu. Eine wesentliche Funktion dieser Institutionen wird es sein müssen, als erste, leicht und jederzeit zugängliche Kontaktstellen für alle Menschen mit gesundheitlichen Anliegen und Problemen zur Verfügung zu stehen. Weiters, werden diese Einrichtungen eine umfassende, allgemeine Grundversorgung leisten sowie die Koordination der Gesundheits- und Krankenversorgung für die Patienten bzw. Bürger übernehmen; wobei sich Primärversorgung nicht nur der Behandlung von Krankheiten, sondern auch der Förderung von Gesundheit und der Prävention von Krankheit verschreibt. Im Zentrum der Neuausrichtung der Primärversorgung steht das Prinzip des Arbeitens in Netzwerken, in denen die Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen als strukturiert arbeitendes Team mehrerer Berufsgruppen des Gesundheits- und Sozialwesens zusammenwirken. Dabei können sich die Teammitglieder räumlich entweder „unter einem Dach“ oder auch dezentral, d.h. an mehreren verschiedenen Standorten, befinden und in einem organisatorischen Verbund miteinander kooperieren. So werden auch neue und flexible Formen der Berufsausübung geschaffen. Diese wichtige und richtige Weiterentwicklung des Gesundheitssystems wollen wir unterstützen! Erstmals in der Geschichte des Dachverbands der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs vergibt MTD-Austria daher heuer, anlässlich seines 30-jährigen Bestehens, einen MTDInnovationspreis, der bestehende Projekte sichtbar machen und prämieren soll. Gekürt und im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung im November öffentlich verliehen werden die herausragendsten Projekte zum Thema „Primärversorgung außerhalb von Krankenanstalten – gemeinsame innovative Projekte verschiedener Gesundheitsberufe“ Der Preis wird für Projekte vergeben, die sich im Rahmen eines multidisziplinären Teams, d.h. in Zusammenarbeit mehrerer gesetzlich geregelter Gesundheitsberufe, um eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung zum Wohl der/des Patientin/Patienten bemühen. Eine interdisziplinäre Jury ermittelt die PreisträgerInnen. Die Siegerprojekte werden im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung am 14. November 2014 präsentiert.

biomed austria Herbst 2014

5


berufspolitik

Aktuelles zur Gesundheitsreform

„Primary Health Care (PHC)“ in aller Munde Was ist das? Primary Health Care (PHC) soll dazu dienen, dass Menschen in Gesundheits- und Krankheitsfragen rascher und gezielter Antworten erhalten, Unterstützung bekommen und ihnen so schneller zu Diagnosen und ­optimalen Therapien verholfen wird.

I

m Zentrum der Überlegungen zum Thema PHC steht der Mensch, respektive der/die Patient/in mit seinen/ihren Bedürfnissen. Es geht um eine gemeinsame und multiprofessionelle Verantwortung rund um den Menschen bzw. die PatientInnen auf Augenhöhe; dieses in PHC vorgesehene Prinzip der Kooperation soll die PatientInnenorientierung noch stärker in den Mittelpunkt rücken: das strukturierte und integrative Zusammenwirken aller qualifizierten Leistungserbringer als Dreh- und Angelpunkt der neu zu schaffenden Struktur.

Quelle: Vortragsunterlagen von Dr. Otto Rafetseder, MPH und Mag. Franz Kiesl, MPM, Bundesgesundheitskonferenz am 31. März 2014.

Aufgaben und Struktur eines PHC-Modells in Österreich

6

Das PHC-Konzept deckt v. a. die medizinische, pflegerische, therapeutische, diagnostische und soziale Grundversorgung der kurativen Medizin ab und bietet den Menschen ein breites Spektrum an gesundheitsfördernden und präventiven Maßnahmen. In PHC-Konzepten findet ein Teil der Versorgung entweder innerhalb einer gemeinsamen Struktur (z.B. Ordinationen oder multiprofessionellen Gruppenpraxen) oder auch nicht unter einem Dach, dafür aber mit vorgegebenen Koordinations- und Kooperationswegen, statt. PHC-Leistungen sollen von einem multidisziplinären Team erbracht werden. In diesem Team können HausärztInnen, diplomierte Gesundheitsund KrankenpflegerInnen, PsychologInnen, Biomedizinische AnalytikerInnen,

DiätologInnen, ErgotherapeutInnen, LogopädInnen, OrthoptistInnen, PhysiotherapeutInnen, RadiologietechnologInnen, PharmazeutInnen, SozialarbeiterInnen und viele andere Gesundheitsberufe involviert sein. Jeder im Team soll neben seiner Fachexpertise auch Koordinationsund Managementaufgaben übernehmen können (aber nicht müssen!). Art, Lokalisation und Ausstattung von PHC-Einheiten werden nach den Bedürfnissen der Bevölkerung und in Abstimmung mit den LeistungserbringerInnen der jeweiligen Region erarbeitet und festgelegt. Dazu ist es erforderlich, ein klar definiertes und verbindliches Leistungsspektrum für die Primärversorgungsebene zu erstellen. Ergänzend sind die Leistungsspektren der sekundären und tertiären Versorgungsebene (niedergelassene Fachärzte und Spitäler) festzulegen und die strukturierte Kooperation zwischen den drei Ebenen zu definieren. PHC fördert die kontinuierliche, gesicherte Versorgung der PatientInnen im akuten wie auch im chronischen Krankheitsfall. Eine stärkere Orientierung an Gesundheitsförderung und Prävention wird ermöglicht, ein Netzwerk mit strukturiertem Datenfluss etabliert.

Die Rolle der MTD-Berufe in der Primärversorgung

Eine zentrale Aufgabe der gehobenen medizinisch-technischen Dienste besteht darin, die Lebensqualität maßgeblich beeinflussende Funktionen wie Bewegen, Handeln, SpreVerständnis von „PHC“ – Zusammenfassung (1) chen/Hören, Sehen, Essen Patienten- bzw. bevölkerungsorientierte Betrachtungsweise etc. fachlich fundiert und niePatientIn bzw. Bevölkerung steht im Mittelpunkt der Gesundheitsversorgung: derschwellig anzubieten, soprimäres Ziel - Erhaltung und Förderung der Gesundheit wie die Basisdiagnostik von durch GF & Prävention Stärkung des Erkrankungen und StörungsPatientIn/ Selbstversorgersystems durch Erhöhung des Bevölkerung bildern integriert zu ermögSelbstmanagements und der Gesundheitskompetenz Gesundheit lichen. Primärversorgung durch Allgemeinmediziner, Schon jetzt übernehmen Therapeuten, Sozialarbeiter, Selbstversorgung DGKS/DGKP etc.: PHCTeam koordiniert die die von MTD-Austria vertretefachärztliche und stationäre Primärversorgung Versorgung nen Berufsgruppen wesentliniedergelassener Bereich Fachärztliche Versorgung und Spitalsambulanzen che Aufgaben in der GesundStationäre Versorgung Krankenhäuser heitsförderung/Prävention, Krankenbehandlung und ReDie MTD-Berufe sind bei der Gesundheitsreform habilitation. Diese Leistungen bislang ungenügend berücksichtigt

müssen, einem ganzheitlichen Reformansatz Rechnung tragend, systematisch in moderne und reformierte Primärkonzepte einfließen. Im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention arbeiten die sieben MTD-Berufsgruppen eigenverantwortlich. Ein mögliches PHC-Szenario in Kindergärten und/oder Schulen könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen: DiätologInnen (DT) übernehmen die Beratung bzw. das Screening in Bezug auf Ernährung und Essverhalten; LogopädInnen (LP) sind zuständig für gegebenenfalls rechtzeitige und angemessene Maßnahmen betreffend Sprache, Sprechen und Hören; ErgotherapeutInnen (ET) begleiten Reihenuntersuchungen, um etwaige Entwicklungsverzögerungen in der Feinmotorik festzustellen; PhysiotherapeutInnen (PT) könnten frühzeitig Fehlhaltungen korrigieren und die Funktionalität des Bewegungsapparates mit Hilfe von Screenings feststellen; OrthoptistInnen (OT) sollten die gerade im Schulalltag besonders wichtigen Voraussetzungen für Sehfunktion und Sehverhalten abklären; Biomedizinische AnalytikerInnen (BMA) könnten die für diverse Informationen (Blutgruppenbestimmung, Blutzuckerspiegel etc.) notwendigen Blutuntersuchungen durchführen; nicht vor Ort, aber im PHC-Verbund möglich, fiele die Durchführung von Thorax- (=Lungen-), Skelett- und Ultraschalluntersuchungen sowie auch Mammographiescreenings in den Zuständigkeitsbereich von RadiologietechnologInnen (RT). Generell können die gehobenen medizinisch-technischen Berufe auf vielfältige Art und Weise im Bereich PHC diagnostisch und therapeutisch tätig werden, z. B: • Biomedizinische AnalytikerInnen (BMA): Durchführung von Blutabnahmen und Laboranalysen, rasche Bereitstellung von Notfallparametern vor Ort, Schulung von PatientInnen (z. B. DiabetikerInnen, PatientInnen unter antikoagulativer Therapie) im Umgang mit Point-of-Care-Test-Geräten etc. • DiätologInnen (DT): Betreuung und Schulung von PatientInnen mit NahHerbst 2014 biomed austria


berufspolitik

rungsmittelunverträglichkeiten, Diabetes oder anderen Stoffwechselerkrankungen etc. ErgotherapeutInnen (ET): Hilfestellung für PatientInnen bei Wohnungsadaptierung und Alltagsaktivitäten, z. B. nach Unfällen/Erkrankungen, Versorgung von PatientInnen mit geeigneten Hilfsmitteln etc. LogopädInnen (LP): Betreuung von PatientInnen, z. B. nach Schlaganfällen, zur Verbesserung von Defiziten in den Bereichen Sprache, Sprechen und Nahrungsaufnahme OrthoptistInnen (OT): Hilfestellung bei der Optimierung des Sehverhaltens von PatientInnen, u. a. auch zur Gewährleistung des Erfolges anderer Therapien etc. PhysiotherapeutInnen (PT): Therapien zur Schmerzlinderung, z. B. für PatientInnen mit Wirbelsäulenleiden, Muskel- und Koordinationstraining für PatientInnen, z. B. nach schweren Unfällen/Erkrankungen

MTD-Forum IV 2014 Inserat A5 quer F4.indd 1 biomed austria Herbst 2014

• RadiologietechnologInnen (RT): Durchführung von dringenden Skelett- und Herz-Lungen-Untersuchungen mit mobilen strahlenarmen Aufnahmegeräten Diese Beispiele zeigen nur einige der zahlreichen denkbaren Einsatzmöglichkeiten für MTD-Berufe in diesem Kontext. Schließlich ist es wichtig zu erwähnen, dass auch die Fallführung und Koordination in PHC-Strukturen, wie im internationalen Vergleich üblich, ggf. von MTD-Berufen getragen werden kann. Dazu gilt es allerdings noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Eine vorausschauende Planung der zukünftigen Primärversorgung muss rechtzeitig die Aufstockung der Ausbildungsplätze berücksichtigen. MTD-Austria hat aufgrund des guten Informationsflusses und der engen Zusammenarbeit mit Berufsverbänden und Fachhochschulen hinsichtlich der gehobenen MTD-Berufe ein konkretes und konsistentes Bild der Versorgungslage, die derzeit allerdings über weite Strecken noch keineswegs als

befriedigend bezeichnet werden kann. Viele Berufsbilder müssen darüber hinaus den neuen Anforderungen angepasst und entsprechend überarbeitet werden. Public Health und Multiprofessionalität sollen im Kontext fachlicher, disziplinspezifischer Inhalte gesichert werden. Gleichberechtigte Kooperationsformen zwischen allen Gesundheits- und Sozialberufen müssen strukturell verankert und etabliert werden. Essentiell ist eine koordinierte Festlegung der Behandlungs- und Betreuungsziele gemeinsam mit den Betroffenen! Dazu ist es erforderlich, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis von Case und Care-Management entwickeln. Kurz gesagt: Es ist noch einiges zu tun und es ist wichtig, dass wir uns diesen neuen Aufgabenfeldern gegenüber offen zeigen! ■ Herzlichst, Ihre

Mag.a Gabriele Jaksch

MTD-Austria Dachverband der gehobenen ­medizinisch-technischen Dienste

22.09.14 12:23

7


Wissenschaft und Praxis

Abbott-Preisträgerin 2014

Die antimikrobielle Wirkung von Lärchen- und ­Kiefernholz auf vier ausgewählte Bakterienstämme Die Studie wurde im Rahmen der Bachelorarbeit an der Fachhochschule Salzburg durchgeführt und beschäftigte sich mit dem Nachweis einer aktiven antimikrobiellen Wirkung zweier heimischer Holzarten auf vier Bakterienstämme. Einleitung Die Eigenschaften von Holz und vor allem der Einsatz des Materials in hygienisch sensiblen Bereichen, wie beispielsweise der Lebensmittelindustrie und Krankenhäusern, werden seit den 50er Jahren vermehrt diskutiert. Viele Studien beschäftigten sich mit dem Hygieneunterschied von Kunststoff- und Holzschneidebrettern. Früher wurde vor allem die Hygroskopie des Holzes, also seine Fähigkeit Wasser aufzunehmen, als unhygienische Eigenschaft beschrieben. Argumentiert wurde, dass Holz durch seine Saugfähigkeit (Gilbert und Watson, 1971) oder die durch Schneiden entstehenden Furchen (Großklaus und Levetzow, 1967) als Reservoir für Keime diene und somit Bakterien wie Salmonella spp. im weiteren Gebrauch der Holzbretter auf andere Lebensmittel übertragen werden könnten. Die Folge war, dass Holz aus hygienisch sensiblen Bereichen immer mehr verschwand. Neuere Studien beweisen jedoch, dass Die Ergebnisse der viele Holzarten im Vergleich zu Kunststoff Vorteile bieten und ungerechtfertigt als Agar-Diffusionstests unhygienisch degradiert wurden. Die posimit den Holzplätttive antimikrobielle Wirkung des Holzes ist chen zeigten, dass Lärchen- und Kiefern- auf zwei verschiedene Effekte zurückzuführen. Einerseits entsteht durch die bereits holz, abhängig vom erwähnte Hygroskopie ein passiver antiHolzbestandteil, eine aktive antimikrobielle mikrobieller Effekt. Die Bakterien werden aufgrund der Saugwirkung ins Innere des Wirkung aufwiesen. Holzes transportiert (Prechter et al., 2002) und könnten aufgrund des Wasserentzugs auf Dauer nicht überleben (Schönwälder et al., 2000). Andererseits sind die positiven Effekte des Holzes ebenfalls auf antimikrobiell aktive Holzinhaltsstoffe, die je nach Holzart variieren, zurückzuführen (Välimaa et al., 2007; Sequeira et al., 2009). Da in der Mehrheit der vorliegenden Studien keine oder keine ausreichende Differenzierung zwischen den antimikrobiellen Effekten erfolgte, war das Hauptziel dieser Studie der Nachweis einer rein aktiven antimikrobiellen Wirkung von Lärchen- und Kiefernholz auf Staphylococcus aureus (S. aureus), Enterococcus faecium (E. faecium), Pseudomonas aeruginosa (P. aeruginosa) und Bacillus subtilis (B. subtilis). Die Lärche (Larix decidua) wurde aufgrund ihrer besonderen Widerstandsfähigkeit gegen Chemikalien und ihrer Dauerhaftigkeit für die Studie ausgewählt (Windeisen et al., 2002). Bisher wurde Lärchenholz in der Literatur nur selten untersucht. Das harzige und elastische Holz der Weißkiefer (Pinus sylvestris) wiederum gilt als dauerhaft und witterungsfest. In der Literatur wird ein antimikrobieller Effekt dieser Holzart beschrieben (Milling et al., 2005; u.a.). Bei den ausgewählten Keimen handelt es sich, bis auf B. subtilis, um Bakterien, welche nosokomiale Erkrankungen verursachen können und daher im 8

Krankenhaus eine große Rolle spielen. B. subtilis wurde aufgrund seiner Fähigkeit Sporen auszubilden als für die Studie relevant angesehen.

Material und Methoden Um mögliche Wechselwirkungen zwischen Kontaminationskeimen auf den Holzproben und den Testkeimen ausschließen zu können, wurden die Proben vorab auf Sterilität geprüft. Vorgefundene Keime wurden mittels „Matrix-Assisted Laser Desorption Ionization Time-ofFlight Massenspektrometrie“ (MALDI-TOF MS) identifiziert. Eine Störung der Versuchsreihen durch Kontaminationskeime konnte ausgeschlossen werden. Aufgrund dessen, und um die Inhaltsstoffe des Holzes zu schützen, wurde auf eine generelle Dekontamination der Holzproben bewusst verzichtet. Der Agar-Diffusionstest galt wegen seiner Laborrelevanz in der mikrobiologischen Routinediagnostik als Methode der Wahl. Für die Testungen wurden runde Holzplättchen (10 mm Durchmesser, 5 mm (± 2 mm) Dicke) des Kern- und Splintholzes von Lärche und Kiefer sowie Plättchen aus Rinde und Ästen der Lärche untersucht. Von den im Agar-Diffusionstest positiv getesteten Hölzern, also jenen die einen Hemmhof aufwiesen, wurden zudem Methanolextrakte aus Holzplättchen und Sägemehl produziert. Filterpapier-Tabletten (Durchmesser 5,5 mm) wurden daraufhin mit jeweils mit 25 µl und 50 µl

Abbildung 1: Repräsentative Fotografien des Effekts von ­Lärchensplintholz auf E. faecium (links, keine Hemmung) und Lärchenrinde auf S. aureus (rechts, Hemmhof detektierbar).

Abbildung 3: Repräsentative Fotografien des Effekts der Filterpapier-Plättchen mit je 50 µl Extrakt auf S. aureus. Lärchenrindenplättchen-Extrakt (links), Lärchenrindensägemehl-Extrakt (Mitte) und Kiefernkernholzsägemehl-Extrakt (rechts).

Herbst 2014 biomed austria


Wissenschaft und Praxis

Kiefernkernholzes bestätigt werden (Abbildungen 2 und 3). Ebenfalls wurde ersichtlich, dass die Löslichkeit der aktiven Substanzen in der Lärchenrinde von der Verarbeitung und der Oberfläche abhängig ist (Abbildung 3). Dies zeigte sich darin, dass das Extrakt der Rindenplättchen keine Hemmung aufwies, wohingegen das Extrakt des Rindensägemehls hemmend auf S. aureus wirkte. (Laireiter et al., 2013)

Diskussion Durch die Testung der Methanolextrakte konnte ein passiver Saugeffekt des Holzes ausgeschlossen werden. Somit ist bestätigt, dass Lärchenrinde und KiefernkernAbbildung 2: Durchschnittliche Hemmhofbildung der Methanol-Extrakt-­ holz methanollösliche, aktiv antimikrobiell Plättchen bei Testung mit S. aureus, B. subtilis und E. faecium (N= 9 je Stamm, wirksame Substanzen beinhalten. Ebenfalls Extrakt und Konzentration). * Testung nur mit S. aureus. konnte diese aktive Wirkung erstmals in der Literatur mittels direkten Agar-DiffusiExtrakt pro Plättchen beimpft, bei 37 °C getrocknet und onstests mit Holzplättchen nachgewiesen und die Agar-Diffusionstests wiederholt. Als Positivkontrollen bestätigt werden. Die vorliegenden Ergebnisse Neuere Studien bewurden spezifisch für jeden Keim Antibiotikaplättchen stimmen mit bisher publizierten Daten überein weisen, dass viele mitgeführt. Bei den Filterpapier-Testungen wurden, um und sind ein weiterer Beweis für die positive Holzarten im Vereine Wachstumshemmung der Bakterien aufgrund des Wirkung spezieller Holzarten. Dennoch sollten gleich zu Kunststoff Methanols selbst auszuschließen, neben den Positivkonweitere Testungen mit anderen Bakterienstäm- Vorteile bieten und trollen Plättchen mit Methanol ohne Zusätze bei jedem men, Pilzen sowie Holzarten durchgeführt wer- ungerechtfertigt als Versuch mitgeführt. den. Zudem sind die Identifikation der wirk- unhygienisch desamen Inhaltsstoffe und die Bestimmung der gradiert wurden. Resultate wirksamen Konzentrationen, sowie andere ExBei der Untersuchung der Testmaterialien auf Keime traktionsmöglichkeiten als Ziele zukünftiger Forschungen wurden hauptsächlich Haut- und Umweltkeime wie Staphyzu betrachten. Der gezielte Einsatz von Holz in hygienisch lococcus epidermidis und Bacillus spp. (B. megaterium, B. sensiblen Bereichen wird durch die vorliegenden Studiepumilus) vorgefunden. Da Wechselwirkungen mit den Konnergebnisse unterstützt. ■ taminationskeimen ausgeschlossen werden konnten, wurde auf Dekontaminationsmaßnahmen bewusst verzichtet. Christina M. Laireiter Die Ergebnisse der Agar-Diffusionstests mit den HolzBiomedizinische Analytikerin plättchen (Abbildung 1) zeigten, dass Lärchen- und KieReferenzen fernholz, abhängig vom Holzbestandteil, eine aktive anGilbert RJ, Watson HM, 1971. Some laboratory experiments on various meat timikrobielle Wirkung aufwiesen. Kiefernkernholz zeigte preparation surfaces with regard to surface contamination and cleaning. einen aktiven antimikrobiellen Effekt gegen S. aureus, E. Journal of Food Technology 6: 163-170. faecium und B. subtilis. Lärchenrinde wirkte nur hemGroßklaus D, Levetzow R, 1967. Neue Untersuchungen über die hygiemend auf S. aureus. Nicht alle Rindenplättchen konnten nisch-technologische Eignung von Schneidunterlagen aus Kunststoff. FleischWirtschaft 47, 1: 38-40. das Wachstum von S. aureus inhibieren. Dies könnte zum Laireiter CM, Schnabel T, Köck A, Stalzer P, Petutschnigg A, Oostingh GJ, Hell einen an der unterschiedlichen Konzentration der aktiven M, 2013. Active anti-microbial effects of larch and pine wood on four Inhaltsstoffe in den verschiedenen Lärchenbäumen liegen bacterial strains. BioResources 9, 1: 273-281. (Windeisen et al., 2002). Zum anderen variiert die KonMilling A, Kehr R, Wulf A, Smalla K, 2005. The use of wood in practice – zentration der Inhaltsstoffe selbst in einem einzigen Baum a hygienic risk? Holz als Roh- und Werkstoff 63: 463-472. und ist abhängig vom verwendeten Bereich (Windeisen et Prechter S, Betz M, Cerny G, Wegener G, Windeisen E, 2002. Hygienische Aspekte von Schneidebrettern aus Holz bzw. Kunststoff. Holz als Rohal., 2002). Trotz der Schwankungen konnte ein hochsigund Werkstoff 60: 239-248. nifikanter antimikrobieller Effekt von Lärchenrinde auf Schönwälder A, Kehr R, Wulf A, Smalla K, 2000. Antibakterielle EigenschafS. aureus nachgewiesen werden (p=0,0003, Fisher-Test). ten von Holz beachtenswert.Holz-Zentralblatt 147: 2037-2038. Eine hemmende Wirkung des Lärchenkern- und -splintSequeira BJ, Vital MJS, Pohlit AM, Pararols IC, Caúper GSB, 2009. ­Antibacterial holzes sowie des Lärchenastholzes konnte auf keinen der and antifungal activity of extracts and exudates of the Amazonian medicinal tree Himatanthus articulates (Vahl) Woodson (common name: vier Bakterienstämme detektiert werden. Ebenfalls zeigte ­sucuba). Memórias do Instituto Oswaldo Cruz 104, 4: 659-661. das Kiefernsplintholz keinen antimikrobiellen Effekt gegen Välimaa AL, Honkalampi-Hämäläinen U, Pietarinen S, Willför S, Holmbom die getesteten Bakterien. Gegen P. aeruginosa erwies sich B, von Wright A, 2007. Antimicrobial and cytotoxic knotwood extracts keines der Hölzer als antimikrobiell wirksam. and related pure compounds and their effects on foodassociated micro­ Wie bereits erwähnt wurden die Agar-Diffusionstesorganisms. International Journal of Food Microbiology 115: 235-243. Windeisen E, Lesnino G, Schumacher P, Wegener G, 2002. Investigation of tungen der wirksamen Holz-Bakterien-Kombinationen mit the correlation between extractives content and natural durability in Methanolextrakt-Plättchen wiederholt. Dabei konnten die 20 cultivated larch trees. Holz als Roh- und Werkstoff 60: 373-374. Ergebnisse des Holzplättchen-Tests und somit die aktive antimikrobielle Wirksamkeit der Lärchenrinde und des Fragen zum Literaturstudium finden Sie auf Seite 18. biomed austria Herbst 2014

9


Wissenschaft und Praxis

Neue Erkenntnisse aus der Genforschung

Disruption of the Methyltransferase-Like 23 Gene METTL23 Causes Mild Autosomal Recessive ­Intellectual Disability Der hier zusammengefasst beschriebenen Arbeit wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Human­genetik der Wissenschaftspreis 2014 verliehen. Im Original wurde sie unter demselben Titel in Human Molecular Genetics (2014) 23 (15): 4015-4023 publiziert. Intellectual disability „Although recent advances in sequencing technology have accelerated the rate of gene discovery, the majority of ID genes remain undetected.“

About 1% of children worldwide are affected by intellectual disability (ID), which can have a devastating impact on many aspects of the lives of the affected individuals, their families and communities, and is a major challenge at the clinical level. The clinical presentation and etiology of ID is complex and has a high degree of heterogeneity, which leads to a poor rate of molecular diagnosis resulting in below satisfactory clinical management. Although recent advances in sequencing technology have accelerated the rate of gene discovery for ID, even where family sizes are small, the majority of ID genes remain undetected. ID can be divided into two groups: nonsyndromic ID is characterized as the only clinical feature in

patients, while syndromic ID occurs in combination with one or more additional clinical features. A recent review suggested that approximately 40 genes for non-syndromic autosomal recessive ID (NS-ARID) have been identified to date, but estimates there may be in excess of 2500 autosomal ID genes in total, with the majority being recessive. In the present study, we describe two unrelated families with cases of mild non-syndromic autosomal recessive intellectual disability, one from Austria, the other one from Pakistan. The Austrian ID family (LFKK1) had five children (Fig1). In four affected siblings- two male, two female- a delay in developmental milestones was noted after the first year of life, and ID was diagnosed, whereas one sister was unaffected. All four affected siblings have a relatively high degree of comprehension, including long sentences, and have at least very simple reading, writing and math abilities. The phenotypes and the degree of ID in the two affected girls of the Pakistani family (PK31) had a striking similarity to the Austrian family and MRI shows some minor abnormalities in the affected individuals.

From SNP-microarray data to the substrate of the enzyme

Figure 1: Ideogram of chromosome 17 is shown. Localization, indicated by red rectangles and base pair positions (referring to hg19) defining the homozygous regions of family LFKK1 and PK31 are given. Black vertical lines in METTL23 exon3 and exon4 indicate the position of the mutations. Electropherograms show the homozygous mutations in METTL23 for LFKK1 and PK31 compared to wild type sequences. Haplotypes and simplified pedigrees of LFKK1 and PK31: the disease haplotype is indicated by the black bars. All alleles are recoded. Mutation status (mut) of all tested individuals is indicated by 2 for mutation and 1 for wildtype.

10

Genome-wide single nucleotide polymorphism microarray analysis enabled us to define a region of homozygosity-by-descent on chromosome 17q25 (Fig1). Whole exome sequencing and analysis of this region in an affected individual from the Austrian family identified a 5bp frameshifting deletion in the methyltransferase-like gene 23 (METTL23). By means of Sanger sequencing of METTL23, a nonsense mutation was detected in a consanguineous intellectual disability family from Pakistan for which homozygosity-by-descent mapping had identified a region on 17q25 (Fig1). Immunoprecipitation of METTL23 from lymphoblastoid cells and subsequent detection with a sequence-specific (C17orf95) antibody confirm that the PK31 nonsense mutation does result in the loss of C-terminal METTL23 protein sequence. However, both changes lead to truncation of the METTL23 protein, which disrupts the predicted catalytic domain and alters the cellular localization. 3D modelling of the protein indicates that METTL23 adopts a 3D fold typical of methyltransferases and contains a binding site for the methylation cofactor SAM. It is therefore strongly predicted to function as an S-adenosyl-methionine (SAM)-dependent methyltransferase. Both truncation variants, on the other hand, are predicted to lack a significant portion of the core fold of the protein Herbst 2014 biomed austria


Wissenschaft und Praxis

(Fig2). Therefore, it is very likely that these variants are not properly folded and thus do not show methyltransferase activity. To obtain more information on the catalytic properties of METTL23, we heterologously expressed the gene in E. coli BL21 host cells. The protein was produced in good yield but was insoluble and formed inclusion bodies. We then generated the protein in the presence of chaperones (e.g. GroEL) yielding soluble METTL23. Interestingly, METTL23 is tightly bound to the chaperones. This is in accordance with the suspected association of METTL23 with the endoplasmic reticulum (ER) membrane, shown by the cellular localization experiments (GFP-peptide-fusion to wildtype and mutant METTL23 and transfection to CHOKcells). On the other hand, Cloutier and coworkers recently reported that several human methyltransferases interact with molecular chaperones. They may act as a putative substrate for methylation by METTL23 as well. It is most likely that the neurodevelopmental phenotype in our two families is a result of a deficit in the enzymatic function of this methyltransferase.

METTL23, a new gene for ARID The findings presented in this paper add support for METTL23 as an important gene for ARID. Interestingly, a homozygous 4-base pair deletion (c.169_172delCACT) in the METTL23 gene was very recently described in a consanguineous family of Arab origin (Reiff et al.). In contrast to our two families, Reiff et al. noted some dysmorphic features in their affected family members. The cognitive impairment was classified as “severe, with autistic symptoms” in one individual and as “moderate” in two other affected family members. Altogether, this suggests that truncating mutations can lead to non-syndromic ARID as well as ARID with dysmorphic or syndromic features. As the three mutations found thus far in METTL23 are different and present with different severity of intellectual disability, a genotype/phenotype correlation seems probable. Disruption of METTL23 presented here also supports the importance of methylation processes for intact neuronal function and brain development.

Methyltransferases In general, methyltransferases catalyze the transfer of a methyl group to diverse substrates, including nucleic acids (DNA and RNA), proteins and lipids. Today, 208 proteins in the human proteome, representing about 0.9% of human gene products, are already characterized as putative methyltransferases and about 30% of these have already been linked to diseases. By modifying their targets, they essentially influence multiple cellular regulatory mechanisms. Via epigenetic effects, methyltransferases are involved in tissue differentiation and proliferation, and have therefore been associated with a variety of diseases including cancer and neuropsychiatric disorders. Many genes encoding demethylases and methyltransferases have now been implicated in syndromic or non-syndromic forms of ID. For instance, ID has been linked to mutations in the rRNA methyltransferase NSUN2, tRNA methyltransferases TRMT1 and FTSJ1, the histone methyltransferase EHMT1 and histone demethylase KDM6A. Epigenetic events influenced by methylases and demethylases have been shown to have a substantial involvement biomed austria Herbst 2014

Figure 2: Truncation variants: this figure shows cartoon representations of the protein model with purple and orange colored portions representing the extent of the truncation variants (left: 1–98AA in LFKK1; right: 1–132AA in PK31). The parts missing in these variants are shown in grey.

in development and function of the central nervous system, and mutations in the underlying genes may result in cognitive impairment and intellectual disabilities. In the case of METTL23, it appears „Disruption of ­ likely that abnormal methylation may also METTL23 supports result in disrupted neuronal development via the importance of other (non-epigenetic) pathways. The MET- methylation ­processes TL group of genes is likely to contain many for intact ­neuronal more ID-related genes yet to be discovered. function and brain Thus we are planning to do a screening development.“ of 140 methyltransferases in 48 patients with non-syndromic and syndromic, mild to severe ID by Next Generation Sequencing.

Acknowledgements I wish to thank the family members for their willing participation and cooperation with this study and all authors in alphabetical order: Muhammad Arshad, Muhammad Aslam, Muhammad Ayaz, Muhammad Ayub, Hans-Christoph Duba, Christian Enzinger, Karl Gruber, Chintan N. Koyani, Peter Macheroux, Ernst Malle, Doris Müller, Farooq Naeem, Kurt Schmidt, Michael R. Speicher, Chanakan Tongsook, John B. Vincent, Gerald Webersinke and Christian Windpassinger. ■ Marie Bernkopf

Biomedizinische Analytikerin

References

Rauch A., Wieczorek D., Graf E., et al. (2012). Range of genetic mutations ­associated with severe non-syndromic sporadic intellectual disability: an exome sequencing study. Lancet 380, 1674-1682. Najmabadi H., Hu H., Garshasbi M., et al. (2011). Deep sequencing reveals 50 novel genes for recessive cognitive disorders. Nature 478, 57-63. Petrossian, T.C., and Clarke, S.G. (2011). Uncovering the human methyl­ transferasome. Mol. Cell. Proteom. 10,M110.000976 Jamra RA, Wohlfart S, Zweier M, et al (2011): Homozygosity mapping in 64 Syrian consanguineous families with non-specific ID reveals 11 novel loci and high heterogeneity. European Journal of Human Genetics Vol.19, S.1161–1166 Cloutier P., Lavallée-Adam M., Faubert D., et al. (2013). A newly uncovered group of distantly related lysine methyltransferases preferentially interact with molecular chaperones to regulate their activity. PLoS Genet; 9:e1003210. Reiff RE., Ali BR. ,Baron B., et al (2014). METTL23, a transcriptional partner of GABPA, is essential for human cognition. Hum. Mol. Genet. 13. 34563466.

Fragen zum Literaturstudium finden Sie auf Seite 18. 11


Wissenschaft und Praxis

Eine 90 Jahre alte Erkenntnis gelangt zu neuer Aktualität

Der Warburg-Effekt oder wie Krebszellen ihr Überleben sichern Wer meine Artikel kennt, weiß, dass ich mich gerne mit den Erkenntnissen beschäftige, die zur Verleihung eines Nobelpreises geführt haben. Auf den Warburg-Effekt bin ich allerdings zufällig durch meine Arbeit über Tumorangiogenese gestoßen. Seither lässt mich dieses Thema nicht mehr los.

O

tto Heinrich Warburg berichtete 1924 in einem Artikel „Über den Stoffwechsel der Carcinomzelle“ in der deutschen Zeitschrift „Die Naturwissenschaften“ (damals das durchaus Nature vergleichbar renommierte Journal) seine Beobachtung einer erhöhten Laktatkonzentration in Tumorgewebe. Dies wurde von ihm als Pasteur-Effekt bezeichnet, in Anlehnung an Louis Pasteurs Arbeiten zur Glykolyse der Hefe aus dem 19. Jahrhundert. Später wurde er – nach seinem Entdecker – Warburg-Effekt benannt. Zunächst ging man von der Annahme aus, dass es zu einer enormen Beschleunigung der Atmung kommen müsse, um den erhöhten Energiebedarf für den Aufbau der Tumorsubstanz zu liefern. In Warburgs “...nobody today can Versuchen an einem Rattentumormodell mit say that one does not in physiologischer Lösung inkubierten Geknow what cancer and websschnitten von 200-300 µm Dicke zeigte its prime cause (may) sich jedoch, dass die Atmung im Vergleich zum Normalgewebe sogar beträchtlich gebe. On the contrary, ringer war. Selbst der Einsatz verschiedener there is no disease whose prime cause is Nährstoffe führte zu keinem Anstieg – Zubetter known, so that cker brachte die Atmung des Tumors gar komplett zum Erliegen. Hier lag eine glykolytoday ignorance is no longer an excuse that tische Zuckerspaltung vor, und das Endprodukt Milchsäure führte zu einer Hemmung one cannot do more der Atmung. about prevention.”* Die Höhe der glykolytischen Milchsäureproduktion ist enorm: Warburg berechnete, dass 12 % des Tumorgewebes pro Stunde an Milchsäure gebildet werden, 8mal mehr als beim arbeitenden Froschmuskel. Erstaunlich ist auch, dass diese Zuckerumsetzung in den Gewebsschnitten über Tage anhält (1). Die glykolytische Zuckerspaltung (aerob oder anaerob) ist ein Spaltungs- oder Fermentationsvorgang (eine Energiegewinnungsform niederer Organismen) – kein Oxidationsvorgang. Aus der Sicht der Energie-(ATP-) gewinnung ist dieser Prozess ein äußerst ineffizienter, da pro glykolytisch gespaltenem Glukosemolekül nur 2 ATP-Moleküle generiert werden. Hingegen gehen aus der kompletten oxidativen Phosphorylierung (OXPHOS) aus einem Molekül Glukose zu CO2 und H2O 36 Moleküle ATP hervor. Dies veranlasste Warburg zu der Hypothese, dass ein Defekt in der mitochondrialen Atmung der ultimative Grund für Krebs wäre. Die daraus resultierende Warburg-Theorie ist nach dem heutigen zellbiologischen Wissensstand in dieser vereinfachten Form jedoch nicht mehr gültig. Auch wenn der Einsatz an Glukose bei der Fermentation 36mal höher ist um die gleiche Ausbeute an Energie wie bei der OXPHOS zu bewerkstelligen, so hat der glykolytische Stoffwechselweg den entscheidenden Vorteil, sauerstoffunabhängig zu sein. Dies ermöglicht den Tumorzellen, in sauerstoffarmer Umgebung zu proliferieren und 12

zu metastasieren. Der Switch in der ATP-Gewinnung findet bereits in einer sehr frühen Phase der Tumorgenese statt. Zu diesem Zeitpunkt hinkt die Gefäßbildung dem Wachstum des Tumorgewebes nach, es kommt zur Hypoxie im Tumorgewebe (2). Überdies hat der unter dem Aspekt der Energieausbeute ineffiziente Weg der Glukosefermentation einen weiteren Vorteil, nämlich die Bereitstellung von Ausgangsstoffen für die Zellbausteinsynthese. Aus glykolytischen Zwischenprodukten zweigen Synthesewege für die Nukleinsäure-, Aminosäure- und Phospholipidsynthese ab (3, Abb.3). Der letzte Schritt der Glykolyse, die Dephosphorylierung von Phosphoenolpyruvat zu Pyruvat, wird durch die Pyruvatkinasen katalysiert. Von diesen gibt es mehrere Isoenzyme, die organtypisch exprimiert werden. In Tumorzellen sind Energiegewinnung und Einschleusung in abzweigende Synthesewege präferenziell vom Enzym Pyruvatkinase (PK) Typ M2 katalysiert (4). Dieses Isoenzym M2-PK kommt in einigen ausdifferenzierten Geweben wie der Lunge vor und ist das Isoenzym proliferierender Zellen, wie embryonaler Zellen, Stammzellen und Tumorzellen. M2-PK liegt in 2 Formen vor: einer hochaktiven, tetrameren Form und einer nahezu inaktiven, dimeren Form. In Tumorzellen überwiegt die dimere Form, die beim Zerfall der tetrameren Form entsteht. Dies wird durch direkte Interaktion mit Onkoproteinen induziert. An einer Metastudie von Benesch et. al. wurde gezeigt, dass eine erhöhte Konzentration der dimeren Form einen negativen prognostischen Faktor darstellt (5). Der Karzinomstoffwechsel ist kein rein glykolytisch-fermentativer; das Verhältnis ist aber nicht wie beim Muskel zugunsten der Atmung verschoben, sondern wie bei der Hefe zugunsten der Glykolyse. Im Rattentumorgewebe wurde ein Verhältnis von 12 Molekülen glykolytisch gespaltenen Zuckers zu einem Molekül oxidierten Zuckers ermittelt. Auch unter aeroben Bedingungen findet in Karzinomgewebe Glykolyse statt. Es ist dies eine „Eigenschaft der Carcinomzellen“, folgerte Warburg. Er beschreibt auch, dass jedes Gewebe schwach glykolytisch wirkt – embryonales, wachsendes jedoch mehr als andere Gewebearten. Tatsache ist, dass sich unter anaeroben Bedingungen embryonales Gewebe ebenfalls der Glykolyse bedient, dieses allerdings im Gegensatz zu Karzinomgewebe in aerober Umgebung zu einem reinen Oxidationsstoffwechsel übergeht (2). Warburg folgerte aus seinen Versuchen, dass Sauerstoffmangel den Reiz zur Karzinomentstehung darstelle und ungeordnetes Tumorwachstum mit der Schwere des Missverhältnisses zwischen Zuckerspaltung und Oxidation korreliere. Herbst 2014 biomed austria


©: Homepage von ECplanet; Artikel von Edoardo Capuano

Wissenschaft und Praxis

Otto Warburg, Biochemiker, 1883 - 1970

Abb.2: Metabolische Kanalisierung von Glukose in hoch glykolytischem Tumorgewebe, bezeichnet als Warburg Effekt. (Aus: Mathupala et. al)

Er beschrieb auch den Zusammenhang zwischen Sauerstoffkonzentration und pH-Wert im internen Krebszellgefüge: Krebsgewebe weist durch Milchsäure und Kohlendioxid einen pH-Wert von 6,0 auf. Bereits 1925 wurden Warburgs Ergebnisse von Cori & Cori in vivo verifiziert. Sie zeigten an einem Tumor-Hühnchen-Modell, welches einseitig am Flügel einen Tumor entwickelt hatte, dass die Tumorvene eine deutlich höhere Laktatkonzentration und eine erniedrigte Glukose- und CO2-Konzentration im Vergleich zur tumorfreien Vene aufwies (2).

physiologie in Berlin-Dahlem. Dieses wurde als Stiftung der Rockefeller Foundation gegründet und später zur MaxPlank- Gesellschaft umbenannt. Hier untersuchte Warburg die Atmung von Zellen, vor allem Krebszellen, und den Metabolismus von Tumoren.

Biografie Otto Heinrich Warburg wurde als Sohn des Arztes und Physiologen Emil Warburg am 8. Oktober 1883 geboren. Seine Mutter kam aus einer protestantischen Familie. Ottos Vater konvertierte nach einem Zerwürfnis mit seiner konservativen jüdischen Familie zum Christentum. Otto Warburg studierte Chemie in Berlin, anschließend Medizin in Heidelberg. Nach dem Studium verbrachte er sechs Jahre (bis 1914) in einem Meeresforschungsinstitut in Neapel, wo er den Sauerstoffumsatz von Seeigeleiern nach deren Befruchtung beforschte – Erkenntnisse, die in seine späteren Untersuchungen an Krebszellen Eingang fanden. Er diente im 1. Weltkrieg, bis er auf Geheiß von Albert Einstein, der mit seinem Vater befreundet war, zurückbeordert wurde, denn „die Welt sollte nicht ihre größten Talente verlieren“. Später wurde er Freund Albert Einsteins, dessen physikalisches Werk ihn in seinen biochemischen Studien beeinflusste. 1921 wurde Otto Warburg zu einer außerordentlichen Professur für Physiologie an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin berufen, 1931 wurde er Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Zellbiomed austria Herbst 2014

Nobelpreis(e) 1931wurde Warburg für den Nobelpreis in „Physiologie oder Medizin“ vorgeschlagen und erhielt ihn für die Entdeckung der Natur und Wirkungsweise des respiratorischen Enzyms („discovery of the nature and mode of action of the respiratory enzyme“). 1944 wurde er ein zweites Mal für seine Arbeit an Nikotinamid nominiert („the means of enzymes involved in fermentation, the discovery of flavines“). Warum er keinen zweiten Nobelpreis erhielt, wird kontrovers dargestellt. Zum einen wurde durch einen Erlass von Adolf Hitler von 1937 Deutschen – als Aktion gegen die Nobel Gesellschaft – die Annahme des Nobelpreises verboten. Diese weist das Gerücht zurück – demnach wurde Warburg zwar nominiert, aber nicht auserwählt. Drei weitere Forscher, die in Warburgs Labor arbeiteten, erhielten den Nobelpreis (Hans Adolf Krebs, Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt und Fritz Albert Lipmann). Seit 1963 wird die Otto-Warburg-Medaille für besondere Erkenntnisse auf dem Gebiet der Biochemie vergeben.

Überleben in der Zeit des Nationalsozialismus Otto Warburg wurde zwar von der Lehre ausgeschlossen, durfte aber weiterhin seine Krebsforschung betreiben. 1935 wurde Hitler ein Polyp von den Stimmbändern entfernt – er fürchtete, dass sich daraus Krebs entwickeln könnte. Dies könnte Warburg das Überleben gesichert haben. 1941 verlor er kurzfristig nach kritischen Äußerun13


Wissenschaft und Praxis

gen zum Regime seinen Posten, wurde aber durch eine persönliche Anordnung aus dem Hitler-Ministerium wieder zu seiner Krebsforschung zurückberufen. Göring ließ ihn dann als Vierteljuden klassifizieren. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er trotz Verfolgung seiner Verwandten und jüdischen Kollegen in Deutschland blieb und das Angebot der Rockefeller Stiftung, in die USA zu emigrieren, ausschlug. Otto Warburg publizierte fast bis zu seinem Tod im Jahre 1970, dann wurde es um seine Erkenntnisse ruhig. Ab den späten 90er Jahren wurde dem Warburg-Effekt wieder Aufmerksamkeit zuteil – derzeit sind fast tausend Publikationen in PubMed gelistet und täglich kommen neue dazu.

Diagnoseinstrument Der Warburg-Effekt ist die Basis der heute potentesten in-vivo-Methode zur Identifizierung maligner Tumore – der Positronen-Emissions-Tomographie (18-FDG PET). 18 Fluordesoxyglukose (FDG) ist ein Radionuklid und entsteht durch Austausch einer Hydroxygruppe der Glukose durch 18F, das von den Zellen in gleicher Weise aufgenommen wird. Das aus der Phosphorylierung entstandene FDG-6-Phosphat kann nicht weiter verstoffwechselt werden. Es kommt zur Anreicherung („metabolic trapping“), was besonders für die frühe Diagnose von Krebserkrankungen von Vorteil ist. Eine hohe Einbaurate von FDG ist mit einer schlechten Prognose assoziiert. Die Verteilung von FDG im Körper erlaubt neben dem Auffinden von Primärtumoren und Metastasen auch generell Rückschlüsse auf den Glukosestoffwechsel des Körpers (6). Die Entdeckung Warburgs hat die so genannte „wissenschaftliche Meinung“ und die pharmazeutischen Investments vieler Unternehmen in einer Drei-Billionen-Industrie gespalten.

Therapeutische Ansätze basierend auf dem ­Warburg-Effekt Ein (prototypischer) metabolischer Inhibitor ist 2-Deoxy-D-Glucose (2DG). Diese wirkt kompetitiv zu nativer Glukose beim Glukosetransport, es kommt zu einem intrazellulären Anstieg, der wiederum die weitere Aufnahme von Glukose hemmt. Intrazellulär wird 2DG durch Hexokinase zu einem unbrauchbaren Metaboliten posphoryliert. In klinischen Versuchen hat sich 2DG nicht als wirkungsvoll (genug) erwiesen. Bei einer toxisch vertretbaren Dosis von 4-5 mM, ergibt sich eine Ratio zu nativer Glukose von 1:1, die das Krebswachstum zwar verlangsamt, aber nicht zum Zelltod führt. 2 DG wird nun zur Erhöhung der Sensibilität gegenüber Radiotherapie und klassischen zytotoxischen Krebsmedikamenten verwendet (3). In präklinischen Krebsmodellen hat die Kombination von 2DG und Metformin, einem Medikament, das bei der Behandlung von Diabetes Typ 2 eingesetzt wird, zu vermehrtem Zelltod bei Krebszellen geführt (7, Abb.3). Zwei Marker von besonderem Interesse sind Hexokinase 2 (HK2) und M2PK. In kastrationsresistentem Prostatakarzinomgewebe wurde entdeckt, dass eine HK2-vermittelte aerobe Glykolyse für das PTEN/p53- defiziente Tumorwachstum verantwortlich ist. Auch in Ovarialkarzinomgewebe und Glioblastoma multiforme wurde ein Zusammenhang zwischen Chemotherapieresistenz und HK2-Aktivität beobachtet (8). Es gibt viele Hinweise, dass eine Mutation im Tumorsuppressorgen p53 den Warburg-Effekt im Tumor vorantreibt und über Downstream-Effekte eine weitere Unterstützung dieses Systems erfolgt (9). Akt-, mTORund PTEN-Signaltransduktionswege können betroffen sein (10).

Abb.3: Schematische Darstellung des Krebs-Energiestoffwechsels und potentielle bioenergetische Targetstrategien. (Aus: Kee and Chang)

14

Herbst 2014 biomed austria


Wissenschaft und Praxis

Mitochondrien als Targets der Krebstherapie Dichlorazetat, ein Medikament, das bei angeborenen und erworbenen Störungen im intermediären mitochondrialen Metabolismus eingesetzt wird, zeigte bei diversen Germinalzellkarzinomen in präklinischen Studien antiproliferative und proapoptotische Wirkung. Es hemmt die Pyruvatdehydrogenase-Kinase und führt damit zur Reaktivierung der oxidativen Phosphorylierung (11). 3-Bromopyruvat (3BP), ein halogeniertes Analogon zu Pyruvat, wirkt bidirektional über mitochondriengebundene HK2 und über den mitochondrialen Stoffwechsel. Es hat sich als hochwirksam bei in Tieren implantierten Tumoren erwiesen und befindet sich in der Austestungsphase als Tumortherapeutikum (9). Es hat sich gezeigt, dass im hochmalignen ductalen Pankreaskarzinom, welches sich durch Chemo- und Radiotherapieresistenz auszeichnet, die Gemcitabin-Resistenz durch 3BP überwunden werden kann (12). Weitere Ansatzpunkte für Therapien könnten in den metabolischen Kreisläufen wie Glykolyse, Zitratzyklus, Lipidbiogenese oder Glutaminolyse gefunden werden.

Diätetische Beeinflussung von Krebs ­basierend auf dem Wissen über den Warburg-Effekt Otto Warburg empfahl in seinem Werk: „The Way to the Prevention of Cancer“ die Zugabe von Vitaminpräparaten mit aktiven (prosthetischen) Gruppen respiratorischer Enzyme zu Nahrungsmitteln, sowie Cytohemin und Vitamin B12 subkutan zu geben. Später (1966) fügte er folgende Empfehlungen hinzu: • die Geschwindigkeit des Blutstromes so hoch zu halten, dass auch das venöse Blut noch genügend O2 enthält, • die Hämoglobinkonzentration im Blut hoch zu halten • auch bei Gesunden Zugabe aktiver Gruppen respiratorischer Enzyme zu Nahrungsmitteln mit Dosiserhöhung im präkanzerösen Stadium

Ketodiät Woolf und Scheck (13) publizierten unter dem Begriff „Ketogenic Diet“ (KD) für die Behandlung der hochmalignen Gliome eine Hoch-Fett- Niedrig-Protein/Kohlehydrat-Diät (4:1). Dies stimuliert den Prozess des Fastens durch niedrigen Blutzucker, hohe Fettsäureoxidation und – über einen Anstieg der Produktion von Azetyl-Coenzym A – die vermehrte Bildung von Ketonkörpern, die von Hirnzellen als Energiequelle genutzt werden können. Dies könnte auch bei anderen hoch glykolytischen Tumoren ein Target sein. Unter dem Einfluss einer KD zeigten sich Veränderungen im Epigenom (beschreibt chromatinmodifizierende Faktoren, nicht DNA-Sequenzänderungen), dem zunehmend mehr Bedeutung in Diagnose und Therapie zukommt. Frühe Ansätze (bereits 1914 von Payton Rous) in der Tumorbehandlung fokussierten sich auf eine Methode, die man wissenschaftlich elegant als „caloric restriction“ (CR) bezeichnet. Neue Studien legen den Schluss nahe, dass es bei CR zur Abnahme von Faktoren, die die Tumorgefäßbildung induzieren, und zu einem reduzierten Tumorwachstum kommt. Sowohl KD als auch CR haben einen positiven Einfluss auf die Verträglichkeit von Chemo- und Radiotherapie und überdies eine synergistische Wirkung. Eine Kombination aus KD und CR (RKD) und Gabe biomed austria Herbst 2014

von 2-Deoxy-D-Glukose erhöhten die Wirkung des Glukosehemmers. Es gibt mehrere klinische Studien, die eine lebensverlängernde und radio- und chemotherapieunterstützende Wirkung von CR und/oder KD belegen, obwohl der Wirkmechanismus dieser adjuvanten Therapie bei weitem nicht geklärt ist.

Reverse Warburg Effect Diese neue Interpretation des Warburg-Effekts beruht auf der Tatsache, dass in stark invasiven Tumoren eine hohe mitochondriale Aktivität bei gleichzeitig niedriger glykolytischer ATP-Beteiligung nachgewiesen “That prevenwurde. Unter oxidativem Stress der Krebszellen wird die aerobe Glykolyse im Stroma (Fibrobtion of cancer lasten, Endothelzellen, Adipozyten, tumoras- will come there soziierte Makrophagen) induziert. Durch dieis no doubt, for se Symbiose wird der Tumor genährt und ein man wishes Mikroklima für Tumor- und Gefäßwachstum to survive.”* produziert (14). Der Warburg-Effekt ist aus heutiger Sicht das Ergebnis eines komplexen, verworrenen Netzwerkes von Signalwegen. Es ist nicht möglich, im Rahmen dieses Artikels alle Studien zu behandeln, aber sicher lassen sich in Zukunft weitere interessante schul- und alternativmedizinische Therapieansätze daraus ableiten. ■ Marianne Fliesser-Steiner

Biomedizinische Analytikerin

*) Aus der Rede von Otto Warburg, gehalten 1966 beim jährlichen Treffen von Nobelpreisträgern in Lindau. 1) Warburg, O.: Über den Stoffwechsel der Carcinomzelle. Die Naturwissenschaften 1924, 50 1131-37. 2) Ferreira, LMR., Cancer metabolism: The Warburg effect today. Exp & Mol Pathol 2010 89 372-80. 3) Kee, HJ., Cheong, J-H.: Tumor bioenergetics: An emerging avenue for cancer metabolism targeted therapy. BMB Reports 2014, 47 (3) 158-66. 4) Vander Heiden, MG., et al.: Evidence for an alternative glycolytic pathway in rapidly proliferating cells. Science 2010, 329(5998) 1492-99. 5) Benesch, C. et al.: The Clinicopathological and Prognostic Relevance of Pyruvate Kinase M2 and pAkt Expression in Breast Cancer. Anticancer Res 2010 30 1689-94. 6) Pauweis EKJ., et al.: Positron-emission tomography with F-18fluorodeoxyglucose Part I. Biochemical uptake mechanism and its implication for clinical studies. J Cancer Res Clin Oncol. 2000, 549-59. 7) Cheong JH. et al.: Dual inhibition of tumor energy pathway by 2-deoxyglucose and metformin is effective against a broad spectrum of ­preclinical cancer models. Mol Cancer Ther 2011, 10, 2350-62. 8) Mathupala, SP., Ko, YH., Pedersen, PL.: Hexokinase-2-bound to mitochondria: Cancer´s stygian link to the “Warburg effect” and a pivotal target for effective therapy. Sem Cancer Biol 2009, 19 17-24. 9) Zhang C., et al.: Tumor-Associated Mutant p53 Drives the Warburg ­Effect. Nat Commun 2013, 4 1-31. 10) Hirschhauser, F., Sattler, UGA., Müller-Klieser, W.: Lactate: A Metabolic Key Player in Cancer. Cancer Res 2011, 71 (22) 6921-25. 11) Kankota S., Stacpoole PW.: Dichloroacetate and cancer: New home for an orphan drug. Biochim Biophys Acta 2014, SO304-419. 12) Isayev, O. et al Inhibition of glucose turnover by 3-bromopyruvate counteracts pancreatic cancer stem cell features and sensitizes cells to gemcitabine. Oncotarget 2014, 5, 13, 5177-89. 13) Woolf, EC., Scheck AC.: The Ketogenic Diet for the Treatment of ­Malignant Glioma. J of Lipid Res 2014. 14) Gonzalez CD, et al.: Autophagy, Warburg, and Warburg Reverse Effects in Human Cancer. Hindawi Publishing Corporation Bio Mol Res Int 2014, Article ID 926729.

15


Wissenschaft und Praxis

Was zu tun ist

Richtig reagieren Nach einem Zwischenfall im Krankenhaus ist Handeln ebenso notwendig wie Kommunizieren – mit PatientInnen, Angehörigen und MitarbeiterInnen. *]

Z

wischenfälle und Fehler sind im medizinischen Alltag nicht völlig vermeidbar. Allerdings sind sie durch eine konstruktive Fehlerkultur in ihrer Häufigkeit reduzierbar. Mehr noch, es gibt eine reale Chance, aus diesen Zwischenfällen zu lernen; als Individuum, im Team, in der Abteilung. Dadurch können im System lauernde Fehler entdeckt, bearbeitet und eliminiert werden, die Qualität der Arbeit erhöht sich für alle Beteiligten. Vertrauen und Offenheit stärken sowohl die Teams als auch die PatientInnen und Ihre Familien. Die richtige Kommunikation rund um einen Zwischenfall zeugt von Professionalität und Respekt gegenüber allen in den Fall involvierten Personen. Sie ist das Bindeglied zwischen Behandelnden, PatientInnen und Angehörigen.

Wie sollte eine Institution reagieren? Ein schwerer Zwischenfall wird eine Flut von Reaktionen auslösen. Die erste Sorge muss sein, weiteren Schaden der PatientInnen zu minimieren und ihr Leiden zu lindern. Als nächstes folgt die Beweissicherung: Die Institution muss sofort alle involvierten Medikamente, Geräte und Aufzeichnungen sichern. Die Mitglieder des medizinischen Teams und die zuständige administrative und klinische Leitung müssen von dem Ereignis umgehend in Kenntnis gesetzt werden. PatientInnen und ihre Familien sind so bald wie möglich über das Ereignis und die anfangs bekannten Fakten zu informieren. Sie werden wahrscheinlich emotionale und psychologische Unterstützung benötigen, und diese muss unverzüglich zur Stelle sein. Schließlich sind all diese Maßnahmen im Krankenbericht zu dokumentieren. Auch die Betreuungspersonen werden, je nach Art des Ereignisses, Unterstützung benötigen. Sobald es die Umstände erlauben, sollten sich alle Involvierten an einer Analyse des Ereignisses beteiligen und nach den zugrunde liegenden Fehlern im System suchen. Ziel dieser Analyse ist ein volles Verständnis der Umstände des Ereignisses, eine Identifikation der beteiligten Faktoren sowie die Entwicklung von praktischen Empfehlungen für Systemänderungen zur Verhinderung eines erneuten Eintretens. In Follow-up-Treffen kommunizieren die mitwirkenden Teammitglieder die Ergebnisse der Analyse und die geplanten Änderungen. Wenn wir uns diesen Problemen aus der Sicht der PatientInnen nähern, stellt sich die Frage: „Was würde ich wollen, wenn ich durch eine Behandlung Schaden erlitten hätte?“ Demnach ist unser Bezugsrahmen die einfache Frage: „Was muss getan werden?“

Die Kommunikation mit PatientInnen und deren Familien Nach einem Zwischenfall ist eine umgehende, mitfühlende und ehrliche Kommunikation mit PatientInnen und ihren Familien essentiell (siehe Kasten „Durch wen und 16

wie soll die Mitteilung erfolgen?“). Leider ist gerade dies jener Aspekt der Reaktion auf einen Zwischenfall, der am häufigsten schlecht bewältigt wird. Wegen der emotionalen Auswirkungen dieser Ereignisse sowohl auf PatientInnen als auch auf deren medizinische BetreuerInnen kann sich die Kommunikation für alle Seiten schwierig gestalten. Ein Versagen der Kommunikation verschlimmert die Schädigung für PatientInnen und medizinische BetreuerInnen. Es gibt Untersuchungen die nachweisen, dass eine mangelhafte Kommunikation ein häufiger Grund für Behandlungsfehlerklagen sei und nicht so sehr der Fehler an sich. MitarbeiterInnenschulungen in Kommunikationstechniken sind eine Voraussetzung für eine gelingende Kommunikation unter Stress.

Durch wen und wie soll die Mitteilung erfolgen? 1. Ein/e medizinische/r BetreuerIn mit einem Vertrauensverhältnis zum/zur Patienten/Patientin sollte das initiale Gespräch führen, sofern er/sie dazu in der Lage ist. 2. Die für die nächsten Betreuungsschritte verantwortliche Person sollte die nachfolgenden Gespräche führen. 3. Die primäre Pflegeperson des/der Patienten/Patientin sollte in die Kommunikation mit einbezogen werden. 4. Wichtig ist ein ruhiger, ungestörter Bereich für das Gespräch (kein Telefon, keine Unterbrechungen).

Die Follow-up-Kommunikation

5. Follow-up-Sitzungen sollten umgehend angesetzt werden. 6. Der/Die primär betreuende Arzt/Ärztin oder ein Teammitglied sollte die Sitzungen leiten. 7. In schwerwiegenden oder schwierigen Fällen kann es sinnvoll sein, die medizinische Leitung oder den/ die VerwaltungsdirektorIn

Unterstützung für ­PatientInnen und deren Familien PatientIn und Familie sollte man nach ihren Gefühlen über den Vorfall/die Schädigung befragen. Es ist wichtig, alle Sorgen der PatientInnen ernst zu nehmen und vollständig auf sie einzugehen. Besonders bedeutsam ist es, die therapeutische Beziehung zu PatientInnen und deren Familien aufrecht zu halten. Ihnen sollen auch Kontaktinformationen für klinische und finanzielle Beratung und Unterstützung angeboten werden. Selbstverständlich müssen während der Analyse des Ereignisses alle Rechnungen zurückgehalten werden. Abzuklären sind auch die Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung. Herbst 2014 biomed austria


Wissenschaft und Praxis

Das Team

©: Fotolia

Medizinische BetreuerInnen sind von einem unerwünschten Ereignis wahrscheinlich besonders tief betroffen, wenn ihnen ein schwerer Fehler unterlaufen ist. Häufig sind sie bei diesen Ereignissen die verkannten „zweiten Opfer“ („second victims“) und erhalten wenig Verständnis und Unterstützung. Das Fehlen eines strukturierten Unterstützungssystems kann langfristige und schädliche Auswirkungen auf die Fähigkeit von KlinikmitarbeiterInnen haben, ihre anspruchsvolle Arbeit gut weiterzuführen. Die Notwendigkeit einer organisierten Unterstützungsstruktur für medizinische BetreuerInnen wird weder von den BetreuerInnen selbst, noch von den Instituti- onen des Gesundheitssystems erkannt. Die Gründe hierfür sind komplex. Hierzu zählen eine medizinische Kultur, die von medizinischem Personal insbesondere erwartet, stark und objektiv zu bleiben und sich von ihren von Krankheit gequälten PatientInnen emotional zu distanzieren; ein Gesundheits- und Rechtssystem, das bei Eintreten eines Zwischenfalls den medizinischen BetreuerInnen, und nicht

den Betreuungsprozess verantwortlich macht. Dies führt dazu, dass sich medizinische BetreuerInnen nach einem schwerwiegenden unerwünschten Ereignis oft isoliert fühlen und tiefe Scham und Schuldgefühle haben. Sie wollen und können oft nicht über das Ereignis sprechen oder es berichten, was eine Analyse und Lernprozesse verhindert. Viele wurden nicht darin geschult, nach einem unerwünschten Ereignis mit den PatientInnen und deren Familienmitgliedern sowie mit anderen KlinikmitarbeiterInnen offen zu kommunizieren und haben unter Umständen große Schwierigkeiten mit einem offenen und ehrlichen Gespräch. Es bedarf eines umfassenden institutionellen Unterstützungssystems, das dazu beiträgt, dass medizinische BetreuerInnen auf ein unerwünschtes Ereignis vorbereitet sind und rasch darauf reagieren. Eine derartige Unterstützung ist auch entscheidend, wenn sich eine Organisation voll und ganz zu einer Politik der uneingeschränkten Kommunikation und Entschuldigung bekennt.

Empfehlungen

1 Das Krankenhaus sollte ein Programm haben, das darauf ausgerichtet ist, „Menschen zu helfen, die nach höchst abnormalen Ereignissen normalen Stress erleben“. Ziel ist es, den medizinisch Tätigen dabei zu

Medizinisches Zentrallaboratorium GmbH

Das MZL ist eine private Krankenanstalt, die 1960 gegründet wurde.100 MitarbeiterInnen führen an 5 Standorten in Vorarlberg ca. 4,5 Mio Einzeluntersuchungen pro Jahr durch. Zu den Auftraggebern des MZL zählen neben den Vorarlberger Krankenhäusern niedergelassene Ärzte sowie der Blutspendedienst Feldkirch des Österreichischen Roten Kreuzes.

WIR SUCHEN: zur Verstärkung unseres Teams eine(n) engagierte(n)

BIOMEDIZINISCHE(N) ANALYTIKER(IN) WIR BIETEN: abwechslungsreiche Tätigkeit – breites Aufgabenspektrum über 400 verschiedene Analysen aus dem Gebiet der Hämatologie, Blutgruppenserologie, Gerinnungsphysiologie, Klinischen Chemie, Immunologie, Therapeutischen MedikamentenspiegelÜberwachung und Toxikologie  modernste Analysentechnik und -automaten  zukunftssichere Weiterbildungsmöglichkeit  angenehmes Arbeitsklima in hoch motiviertem Team Einstufung nach Vorarlberger Landesbedienstetengesetz. Monatsbruttomindestgehalt Basis Vollzeit € 2.958,00, 14 x jährlich. Eine Überzahlung ist bei anrechenbaren Vordienstzeiten möglich.  

WIR FREUEN UNS… auf Ihre Bewerbung. Bitte richten Sie diese an Herrn Prim. Univ. Doz. Dr. med. Peter Fraunberger Medizinisches Zentrallaboratorium GmbH, Carinagasse 41, A - 6800 Feldkirch, Tel. + 43 (0)5522 3480 pfraunberger@mzl.at

biomed austria Herbst 2014

17


Wissenschaft und Praxis

2

3

4

5

helfen, den Stress eines unerwünschten Ereignisses besser zu bewältigen, sodass sie sich besser um die Betreuung ihrer PatientInnen kümmern können. So ist eine gute Verarbeitung möglich und der/die medizinische BetreuerIn kann auf diese Weise ohne Probleme und mit voller Produktivität an den Arbeitsplatz zurückkehren. Da die Bedürfnisse der medizinischen BetreuerInnen unterschiedlich sind, sollte das Unterstützungssystem weit gefächerte Angebote enthalten, einschließlich persönlicher und Gruppenberatung sowie Kurz- und Langzeitberatung. Die administrativen Richtlinien sollten sicherstellen, dass die Dienstpflichten der medizinischen BetreuerInnen entsprechend angepasst werden können und berücksichtigen, dass für eine Heilung eine Beurlaubung erforderlich sein kann. Die medizinischen BetreuerInnen benötigen bei der Teambesprechung des unerwünschten Ereignisses eine strukturierte Unterstützung und sollten Richtlinien erhalten, wie das Ereignis in den medizinischen Aufzeichnungen zu dokumentieren ist. Ein Coaching in Kommunikation mit PatientIn und Familie in der emotional angespannten Zeit unmittelbar nach einem

Zwischenfall kann für die Aufrechterhaltung einer mitfühlenden und von Vertrauen geprägten Beziehung entscheidend sein. 6 Es sind Trainingsprogramme zu entwickeln, die Ärzte/Ärztinnen, Pflegepersonen und andere KlinikmitarbeiterInnen sowie DepartementleiterInnen und ManagerInnen lehren, auf welche Weise KollegInnen Unterstützung geboten werden kann, wenn sie „sekundäre Opfer“ geworden sind. 7 Schließlich profitieren medizinische BetreuerInnen von der Unterstützung bei Peer-Reviews, dem Qualitätsassessment/ der Qualitätsverbesserung – und den Ursachen-Analyseprozessen („root cause and system analysis“). Dies kann eine Schulung während des Prozesses, aber auch eine direkte Unterstützung während der Ereignisse beinhalten. ■ Caroline Kunz

Ärztin und Psychotherapeutin

Literatur: *) Wenn etwas schief geht. Kommunizieren und Handeln nach einem ­Zwischenfall, September 2009 • Österreichische Plattform Patienten­sicherheit

Literaturstudium Die Beantwortung der Fragen erfolgt ausschließlich elektronisch über die Homepage (www.biomed-austria.at/fortbildung). Beantworten Sie drei der vier Fragen richtig, erhalten Sie eine Bestätigung über einen CPD-Punkt (deutschsprachiger Artikel) bzw. zwei cpd-Punkte (englischsprachiger Artikel). Beachten Sie bitte, dass es mehr als eine richtige Antwortmöglichkeit geben kann. FRAGEN ZUM ARTIKEL auf SEITE 8:

Fragen zum ARTIKEL auf Seite 10:

„Die antimikrobielle Wirkung von Lärchen- und ­Kiefernholz

„Disruption of the Methyltransferase-Like 23 Gene METTL23

auf vier ausgewählte Bakterienstämme“

Causes Mild Autosomal Recessive ­Intellectual Disability“

Frage 1: Das Holz welcher Bäume wurde in der Studie verwendet? a) Fichte b) Lärche c) Esche d) Kiefer Frage 2: Auf welchen Bakterienstamm zeigte keine der getesteten Holzarten eine antimikrobielle Wirkung? a) Staphylococcus aureus b) Pseudomonas aeruginosa c) Enterococcus faecium d) Bacillus subtilis

18

Frage 3: Welche Holzart zeigte eine aktive Wirkung gegen Staphylococcus aureus, Enterococcus faecium und Bacillus subtilis? a) Lärchenrinde b) Kiefernsplintholz c) Astholz der Lärche d) Kiefernkernholz Frage 4: Welche Methanolextrakte haben einen hemmenden Effekt auf Staphylococcus aureus? a) Extrakt aus Sägemehl der ­Lärchenrinde b) Extrakt aus Plättchen des ­Kiefernkernholzes c) Extrakt aus Plättchen der ­Lärchenrinde d) Extrakt aus Sägemehl des ­Kiefernkernholzes

Questions: 1. Intellectual disability can be ­described as…? a) non-syndromic or syndromic b) autosomal inherited or x-linked c) inherited or caused by exogenous factors (e.g. oxygen insufficiency during birth) d) mild to severe (depending on the grade) 2. Methyltransferases… a) are enzymes that transfer a methyl group only to components of nucleic acids (DNA or RNA) b) can be responsible for epigenetic effects c) are a huge group of the human proteome with thousands of ­already known gene products d) as METTL23 and the rRNA methyltransferase NSUN2 are known to be ID-related genes

3. Which methods have been used to discover a new disease-causing gene mutation? a) an accurate clinical ­examination and description to exclude a known syndrome b) homozygosity mapping by using SNP microarray c) Next Generation Sequencing, like exome sequencing d) protein X-ray cystallography 4. The published data show that METTL23… a) is mutated in three unrelated ­families so far. b) is suspected to be associated with the endoplasmatic reticulum c) may have the cellular membrane as substrate d) is located on chromosome 17q25

Herbst 2014 biomed austria


leben & lesen

BUCHtipps Leben mit dem Enfant terrible der ­Wiener Kunstszene der „Belle Epoque“ Adolf Opel, der mit vielen Preisen ausgezeichnete Wiener Kulturpublizist, ist Herausgeber dieses Buches, welches das Leben Adolf Loos‘ aus dem Blickwinkel seiner Frau Elsie Altmann-Loos erzählt. Es enthält zahlreiche, zum Teil noch nicht veröffentliche Fotos und Dokumente, unter anderem das Gerichtsprotokoll des Sittlichkeitsprozesses gegen Adolf Loos. Im Nachwort wird die Lebensgeschichte von Elsie Altmann-Loos ergänzt, auf die man als Leser dieses Buches gespannt wartet. Erst recht spät, nämlich zwischen1964 und 1965, hat Altmann-Loos ihre Erinnerungen an die Jahre mit ihrem Mann niedergeschrieben. Oskar Kokoschka kommentierte diese folgendermaßen: „Liebe Elsie, tausend Dank für das schöne Loos-Buch. Endlich kehrt dieser Große im Geist aus der Vergangenheit zurück, wo das undankbare Vaterland ihn verbannte...“. Diesem Dank kann man sich als LeserIn nur anschließen. Nach einem kurzen Ausflug in die Kindheit und Jugend Adolf Loos‘, welches von einer sehr problematischen Mutter-Sohn-Beziehung geprägt war, schildert Elsie Altmann-Loos sehr einfühlsam und spannend die gemeinsamen Jahre. Begleitet von dauernden Geldnöten verbrachte sie ein anstrengendes Leben an seiner Seite, das mit zahlreichen Ortswechseln verbunden war. Sie musste mit ihren Engagements an Theater und Oper über weite Strecken den Lebensunterhalt für beide bestreiten. Sie beschreibt Adolf Loos als Eiferer, ständig gegen die biomed austria Herbst 2014

Einfallslosigkeit der Wiener Küche (Einbrenn und Marillenknödel) und die Arroganz der Wiener Werkstätte wetternd, in der man dem Design mehr Beachtung schenkte als den Handwerkern. In seinem wohl berühmtesten Vortrag „Ornament und Verbrechen“ brachte er in aller Leidenschaftlichkeit seine Überzeugung, dass Ornamentlosigkeit ein Zeichen geistiger Kraft wäre, zum Ausdruck. Adolf Loos war nicht nur ein herausragender Architekt, sondern auch ein Lebensreformer, was sich in folgendem Zitat niederschlägt: „Wenn ein Mensch eine Idee hat, muss man ihm helfen, auch wenn es zu nichts führt; manchmal genügt ja eine Idee, um leben zu können.“ Dieses Lebensprinzip musste Loos in den mageren Zeiten, in denen er keine Aufträge hatte, wohl oft bemühen – und Elsie hat es ihm zugestanden. Wenn, wie Elsie ­Altmann-Loos schreibt, es ihr Bemühen war, den Menschen Adolf Loos näherzubringen, dann ist es ihr mit sehr viel Einfühlungsvermögen, Aufrichtigkeit und ohne Beschönigungen gelungen, LeserInnen auch die dunklen, weniger sympathischen Seiten dieses Genies zu vermitteln. Elsie Altmann-Loos gibt nicht nur Einblick in ihr Leben mit Adolf Loos – sie versteht es auch brillant, die Zeit und das Umfeld dieses bedeutenden Österreichers und Europäers darzustellen. ■ Gelesen von Marianne Fliesser-Steiner

Elsie Altmann-Loos: Mein Leben mit Adolf Loos. Amalthea Signum Verlag, 2013, ISBN 978-3-85002-846-2, € 22,95.

Kleider, Kunst und Klimt: Porträt einer emanzipierten Frau im Wien um 1900 Das faszinierende Leben der Emilie Flöge zeichnet Margret Greiner in ihrer Romanbiografie „Auf Freiheit zugeschnitten“. Sie verwebt die Erkenntnisse der gegenwärtigen Forschung mit dichterischer Freiheit und gestaltet ein Lebensbild der außergewöhnlichen Frau. Die Autorin schildert den Lebensweg Emilie Flöges vom Kennenlernen Gustav Klimts bis zu ihrem Tod. Sie ging unbeirrbar ihren Weg, lebte eine unkonventionelle Beziehung und kreierte einen neuen bahnbrechenden Stil, den sezessionistischen Modestil. Schon vor Coco Chanel ließ sie in ihren Kleidern Korsett und Mieder weg und begann die Frauen aus diesen Zwängen zu befreien. Sie war die Designerin und der führende Kopf des „Salon Flöge“, den sie mit ihren beiden Schwestern betrieb. Damen der Gesellschaft wie Adele Bloch-Bauer, Berta Zuckerkandl, Margarete Wittgenstein-Stonborough und Clarisse Rothschild trugen ihre künstlerischen Reformkleider. Angeregt durch das Ballett „Ein Reigen“ in der Wiener Volksoper (hat inhaltlich nichts mit Schnitzlers Stück zu tun) habe ich mich mit dem Fin de siecle beschäftigt und einiges über die handelnden Figuren des Balletts von Ashley Page und Anthony McDonald gelesen. Sie begegnen mir in dem Roman von Margret Greiner fast alle wieder. Er ist unterhaltsam und zeichnet ein detailliertes Bild vom Leben in Wien im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert anhand von Emilie Flöge und ihrem Umfeld. Der Roman zeigt auch die emanzipatorische Seite Emilie

Flöges beispielsweise in einem Autosalon: Der Verkäufer verbirgt sein Erstaunen, dass sie einen Führerschein besitzt und glaubt, dass ihr Ehemann sich ein Auto kaufen will. Ein Frau, die selbst Auto fährt?! Ein Buch für alle selbstbewussten Frauen! ■ Gelesen von Monika Knötig

Margret Greiner: Auf Freiheit zugeschnitten. Emilie Flöge: Modeschöpferin und Gefährtin Gustav Klimts Verlag K&S (Kremayr&Scheriau) 2014, ISBN 978-3218-00933-1, € 24,Auch als E-Book erhältlich

19


leben & lesen

BUCHtipps Sind Frauen die besseren Mörder Dr. Sigrun Roßmanith ist Fachärztin für Psychiatrie, psychotherapeutische Medizin und Neurologie, sie untersuchte als Gerichtspsychiaterin mehr als dreitausend Fälle. Mit dem Buch „Sind Frauen die besseren Mörder?“ gibt sie uns auf 190 Seiten Einblick in den Alltag von Mord und Totschlag und berichtet von ihren Begegnungen mit Täterinnen. Die Autorin beschreibt in ihrem Buch aber nicht nur Fälle, sondern gibt uns einen tiefenpsychologischen Einblick in die Seelen der Mörderinnen. Dr. Roßmanith lässt uns darüber hinaus in ihre eigene Seele blicken – nicht nur als Psychiaterin, sondern auch als Mutter zweier kleiner Kinder. Im Vorwort schildert sie die Situation von einem Anruf aus dem Krankenhaus. Sie findet dort eine Frau vor, die ihre Kinder aus dem vierten Stock geworfen hat und selbst hinterher gesprungen ist. Die Kinder sind tot, sie bleibt am Leben. Die Mutter, die in ihrem sozialen Umfeld als psychisch unauffällig wahrgenommen wird, kann sich danach an nichts erinnern. Dr. Roßmaniths Aufgabe als behandelnde Ärztin besteht nun darin, der Täterin ihre Wahnsinnstat, der ein Sorgerechtsstreit vorausgegangen ist, wieder ins Bewusstsein zu rufen. Im darauffolgenden Prozess wird die Frau vom Gerichtspsychiater als zurechnungsfähig eingestuft und daher zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Wegen Selbstmordgefährdung muss sie jedoch in einer psychiatrischen Abteilung bleiben. Eineinhalb Jahre später folgt ihr Suizid mit einer Überdosis an Be20

ruhigungsmitteln. Dieser Fall bringt Dr. Roßmanith zu dem Entschluss, Gerichtspsychiaterin zu werden. Der Titel des Buches wird im 2. Kapitel beantwortet: Ja, Frauen sind die besseren Mörder. Sie sind aber nicht die schlechteren Menschen. Sie töten raffinierter, kreativer und entschlossener, aber sie sind nicht grausamer als Männer. Meist haben Mörderinnen eine lange Opfervorgeschichte, sei es durch sexuellen Missbrauch oder häusliche Gewalt. Der Tatort liegt meist im Beziehungs- oder Familienumfeld. Das häufigste Tatwerkzeug ist das Messer. Im Fall von Untreue töten sie eher den Geliebten, nicht die Rivalin. Als Beispiel: Eine betrogene Asiatin küsst ihren Partner innig und schiebt ihm dabei eine Zyankalikapsel in den Mund, die er schlucken muss. Im Gegensatz dazu morden Männer eher, um die Partnerschaft aufrecht zu erhalten. Dr. Roßmanith zeigt an diversen Beispielen, wie nahe Hass und Liebe beieinander liegen. Im Kapitel „Der Weg zur Gewalt – das Mitgefühl“ erklärt Dr. Roßmanith, warum Frauen generell mitfühlender sind als Männer. Frauen verfügen über mehr Spiegelneuronen. (Laut Kinderpsychoanalytiker Donald Winnicott ist das Gesicht der Mutter die erste Spiegelung des Neugeborenen. Depressive Mütter sehen ihre Kinder nicht direkt an, sondern knapp an ihnen vorbei. Dieses Nicht-Gesehen-und Nicht-Bestätigt-Werden kann beim Kind zu einer Selbstwertstörung führen.) Grundsätzlich kann nur ein mitfühlendes Kind heran-

Frauenleben auf Ägyptisch wachsen, wenn mit Mitgefühl auf seine Bedürfnisse eingegangen wird. Fehlendes Mitgefühl zeigt sich in besonders grausamen Verbrechen. Dr. Roßmaniths Buch ist nicht nur eine interessante Sammlung von Täterinnenbeschreibungen: Es regt sehr zum Nachdenken über Rolle und Eigenschaften der Frau an, über Gut und Böse im Allgemeinen. Laut Dr. Roßmanith haben starke Frauen Zugang zu ihren hellen und dunklen Seiten – sie kennen, spüren und akzeptieren beide. Roßmanith macht klar, dass das „ganz normale Böse“ in allen Menschen stecken und damit jede/r von uns ein/e potenzielle/r Mörder/in sein kann. ■ Gelesen von Margit Anglmayer

Sigrun Roßmanith: Sind Frauen die besseren Mörder? Amalthea Signum Verlag, 2013, Wien, 9783-85002-843-1, € 22,95 auch als e-Book erhältlich

Antonia Rados – wer kennt sie nicht aus dem Fernsehen – berichtet seit 30 Jahren aus Krisengebieten, in letzter Zeit vor allem aus der muslimischen Welt. Ursprünglich sollte Rados eine Reportage über Ägyptens berühmteste Bauchtänzerin Dina Talaat abliefern, doch als „Luxusgeschöpf“ repräsentiert diese nicht das offizielle Ägypten. Ausschlaggebend für Rados‘ Buch war dann das Bekanntwerden der Existenz einer fundamental religiösen Schwester Talaats, die am anderen Rand der Gesellschaft als Mitglied einer extremistischen muslimischen Strömung, der Salafisten, ihr Dasein fristet. Die Autorin zeigt in Auszügen aus dem Leben der beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eindringlich die Gegensätze der ägyptischen Gesellschaft auf. Auch Dina als gefeierter Star verfügt lediglich über einen sehr begrenzten Freiheitsradius, den sie durch einen Skandal beinahe zu verlieren droht. LeserInnen erfahren auch, welch hohen Preis eine westlich orientierte Frau in der arabischen Welt zahlen muss. Was die salafistische Schwester Rita, ehemals Nachtklubsängerin, Kettenraucherin und mehrmals geschieden, in dieses religiöse Korsett gezwungen hat, darüber gibt es nur Spekulationen. Dies ist allerdings keine seltene Wandlung in der Szene arabischer Künstlerinnen, von Produzenten verächtlich als „Drama Queens“ bezeichnet. Stilistisch ist der Wechsel aus „religiösem Mittelalter und verruchtem Las Vegas“ brillant verarbeitet, indem Herbst 2014 biomed austria


leben & lesen

@

Webtipps

Datenbank Endometrium abwechselnd Sequenzen aus dem Alltag von Dina und Rita beleuchtet werden. Verpackt in diese biografischen Ausschnitte der beiden Schwestern sind die politischen Wirrnisse der jüngsten Geschichte Ägyptens. Die in dem Buch behandelten Geschehnisse erstrecken sich über einen Zeitraum von drei Jahren: von Anfang 2011, dem beginnenden politischen Frühling, den Ereignissen um den Tahrir Platz, der Präsidentschaft Mursis und dem Aufleben aller bis dahin unterdrückten religiösen, sowie auch fundamentalistischen Parteien, bis hin zur Machtübernahme durch General Abd al-Fattah as Sissi im Februar 2014. Als Ergänzung findet man im Anhang eine Zeittafel zur ägyptischen Geschichte von 1928 bis zur Vollendung des Buches 2014. Die Ausführungen von Antonia Rados bringen uns auch die Geografie und sozialen Strukturen der 25-Millionen-Stadt Kairo etwas näher. Sie führt uns mit vielen Begegnungen in die Welt des Salafismus, einer der radikalsten Strömungen des Islam, ein. Es bedurfte zweifellos eines enormen Fingerspitzengefühls der Autorin, den Glaubensschwestern Ritas und Islamgelehrten Erklärungen zur Besonderheit ihres Glaubens zu entlocken. Sie konnte das Vertrauen der scheuen Rita sogar so weit gewinnen, dass sie ihren Niqab (=Ganzkörper­verhüllung) hob und kurz ihr Gesicht zeigte, dabei aber eine unerwartete, „unsalafistische“ Frage an Frau Rados stellte, auf die man gespannt sein darf. Als Leserin hat mich auch biomed austria Herbst 2014

das Kennenlernen des Salafismus aus erster Hand sehr beeindruckt, nicht zuletzt unter dem Aspekt, dass Meldungen zufolge eine selbsternannte Scharia-Polizei, gestellt von Salafisten, in einer deutschen Stadt BürgerInnen bedrängt und radikalislamische Kämpfer in der westlichen Welt rekrutiert werden. Vorausgegangen ist dem Buch eine RTL-Reportage von Antonia Rados mit dem Titel „Meine Schwester, meine Feindin“. Es zeichnet ein Portrait der beiden Frauen in ihren konträren Welten und ist eine spannende, sehr informative Lektüre. Es liefert einen tiefen Einblick in die für uns kaum vorstellbare Lebenswelt arabischer Frauen. ■ Gelesen von Marianne Fliesser-Steiner

Antonia Rados: Die Bauchtänzerin und die Salafistin. Eine wahre Geschichte aus Kairo. Amalthea Signum Verlag, 2014, Wien, ISBN 978-3-85002-876-9; € 19,95

Die Datenbank „Endometrial Data Base“ vereint viele Publikationen im Bereich der Gynäkologie. Auf dieser Datenbank sind viele aktuelle und relevante Publikationen zu finden, die aufgrund von verschiedenen Begriffen zur Erleichterung der Suche eingeordnet worden sind. Diese Homepage präsentiert Daten zu vielen Bereichen der Gynäkologie, sowohl zum normalen Zyklus der Frau, als auch zur hormonellen Stimulation des Zyklus, die in der Reproduktionsmedizin durchgeführt wird, werden durch Veröffentlichungen vielseitig dargestellt. Auch im Bereich der Tiermodelle der Fortpflanzung wird man fündig. Weiters werden viele pathologische Bilder im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe, wie beispielsweise Endometriose und Präeklampsie, dargestellt. Eine umfassende Datenbank mit aktuellen und länger zurückliegenden, jedoch nach wie vor gültigen Publikationen, die die wissenschaftliche und angewandte Arbeit in der Gynäkologie stark unterstützen kann. Diese Website ist allen wissenschaftlichen Mitarbeitern und Ärzten dieses Gebietes zu empfehlen. ■ zusammengestellt von Nicole Ferstl

www.endometrialdatabase.com

­Wissenswertes aus dem Bereich ­G esundheit

Das Öffentliche Gesundheitsportal Österreich gibt Interessierten Erklärungen und Einblicke in verschiedene Bereiche, die unter dem Schlagwort Gesundheit zusammengefasst werden können. Es wird auf die Bedürfnisse in allen Stadien des Lebens eingegangen (Schwangerschaft, Geburt, Kinder- und Jugendheilkunde, Partnerschaft und Sexualität, gesundes Altern). In allen Kategorien finden sich gut dargestellt die wichtigsten Fakten des jeweiligen Bereichs. Auch auf das Thema ELGA wird eingegangen. Auf dieser Homepage ist auch ein spezieller Bereich dem Laborbefund gewidmet – für alle in der Biomedizinischen Analytik Tägigen sehr erfreulich. Unsere Berufsgruppe wird sogar namentlich richtig mit der aktuellen Berufsbezeichnung „Biomedizinische/r AnalytikerIn“ benannt. Das ist ein weiterer Beitrag dazu, unsere Berufsgruppe und unsere Tätigkeit in der breiten Öffentlichkeit publik zu machen. Die Homepage enthält eine umfassende Datenbank an Laborparametern, die verständlich erklärt werden. Es werden jeweils der entsprechende Parameter und die Bedeutung eines pathologischen Ergebnisses erläutert. Darüber hinaus sind Tabellen mit den gültigen Referenzwerten enthalten. Die Homepage ist eine gute Zusammenfassung für viele Gesundheitsthemen. ■ zusammengestellt von Nicole Ferstl

www.gesundheit.gv.at

21


Aktuelles & Internes

Abschied, Wandel und Entwicklung

Eine Geschäftsführerin beschreitet neue Wege Der Wechsel in einer Geschäftsführung ist naturgemäß ein Ereignis, das mit zahlreichen Veränderungen verbunden ist. Es sind unterschiedliche Persönlichkeiten und Handlungsweisen, die auf ihre Umgebung ­wirken. Frau Mag.a Elfriede Hufnagl hat den Verband mit Ende Juli als Geschäftsführerin verlassen und Frau Mag.a Birgit Luxbacher ist ab Juni an ihre Stelle getreten.

F

rau Mag.a Hufnagl war ab 1. Februar 1998 bei biomed austria als Geschäftsführerin tätig – zu einem Zeitpunkt, als unser Verband noch als MTA-Verband geführt wurde. In den ersten Jahren arbeitete sie für den Landesverband Wien, Niederösterreich und Burgenland und erst in weiterer Folge für den Bundesverband. Frau Mag.a Hufnagl kam über den damaligen Geschäftsführer des Ergo-Verbandes, Dr. Andreas Weigel, mit dem MTA-Verband in Kontakt. Ihre Vorstellung erfolgte ein paar Tage später im Rahmen einer Vorstandssitzung im Bildungshaus des ÖGB in Velm/NÖ. Der Vorstand setzte sich damals aus den Landesverbandsvorsitzenden und der Bundesvorsitzenden zusammen. Frau Prof.in Claudia Wilfing, die ein Jahr zuvor zur ersten Bundesvorsitzenden gewählt worden war, hat die Installierung einer Geschäftsführung zur Professionalisierung des Verbandes vorangetrieben – die Entscheidung wurde damals gleich vor Ort zugunsten von Frau Mag.a Hufnagl getroffen. Ein paar Tage nach der Anstellung als Geschäftsführerin begann sie im Büro am Rennweg ihre Tätigkeit. Der Sitz unseres Büros wurde in der Folge noch weitere Male verlegt – zuerst in den zwölften und danach in den 15. Bezirk, wo es sich noch heute befindet. In ihrer Zeit als Geschäftsführerin hat Frau Mag.a Hufnagl mehrere Bundesvorsitzende erlebt: Auf Frau Prof.in Claudia Wilfing in den Anfängen ihrer Tätigkeit folgten Frau Trude Würger, dann Frau Klaudia Pigel und schließlich ab 2008 meine Wenigkeit als Vorsitzende. PräsidentInnen gab es bei biomed austria zu keiner Zeit. Frau Mag.a Hufnagl hat die Umbenennung unserer Berufsgruppe in „Biomedizinische AnalytikerInnen“ im Zuge der MTD–Gesetzesnovelle 2005 und somit die Änderung des Verbandsnamens in „biomed austria“ ebenso mitbestimmt und mitgetragen wie die Umstrukturierung des Bundesverbandes in den Jahren 2008 und 2009. Viele Jahre war biomed austria ein Verband mit Zweigverbänden in den Bundes22

v.l.n.r.: Sylvia Handler, Klaudia Pigel, Elfriede Hufnagl, Claudia Wilfing, Trude Würger

ländern. Diese Struktur gewährte zwar eine große Autonomie in den Bundesländern, verhinderte jedoch auch oftmals schnelle Entscheidungsfindungen und machte es bisweilen sehr schwierig, im Sinne des Vereinsgesetzes einen kompletten Vorstand im Bereich der Bundesländer aufrecht zu erhalten. Nach vielen Problemen mit personellen Ressourcen in den Zweigverbänden wurde von Frau Mag.a Hufnagl gemeinsam mit mir schließlich eine doch radikale Umstrukturierung des Verbandes vorgenommen. Die Zweigverbände wurden aufgelöst und Regionalleitungen, bestehend aus einer Minimalbesetzung von zwei Personen, traten an deren Stelle. Unsere Hoffnung war es, auf diese Weise zumindest regionale Ansprechpartner zu erhalten. Leider ist es auch mit der neuen Struktur nicht gelungen, alle Bundesländer mit Regionalleitungen auszustatten – aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Viele Dinge, die für uns und unsere Mitglieder mittlerweile selbstverständlich sind, sind der unermüdlichen Konsequenz von Frau Mag.a Hufnagl zu verdanken. Die hohe Qualität der Verbandszeitung zählt zu ihren Verdiensten genauso wie die Professionalisierung unserer Fortbildungen. Ihr ist es schon immer ein Anliegen gewesen, dass besonders in einem von Frauen dominierten Berufsfeld diese genügend Möglichkeiten erhalten sich zu qualifizieren und fortzubilden. Unsere jetzt sehr gut organisierte Fortbildungsabteilung, welche auch nach ISO zertifiziert

ist, haben wir vor allem ihrer Beharrlichkeit und ihrem Einsatz zu verdanken. Sie hat bereits sehr früh erkannt, dass gerade das Anbieten von hochspezifischen Fortbildungen die Weiterentwicklung des Berufes und seiner Angehörigen und damit die Zukunft des Verbandes sichern kann und wird. Als „nicht-gelernte“ Biomedizinische Analytikerin hat sie sich immer sehr bemüht, auch die fachlichen Angelegenheiten mit Unterstützung zu beantworten. Ihr umfangreiches Wissen im Bereich der verschiedenen gesetzlichen Grundlagen war ein großer Vorteil bei der Begutachtung von diversen Gesetzen und für unseren Verband sehr wertvoll. Wir werden Frau Mag.a Hufnagl als „Fachfrau“, vor allem aber als Mensch sehr vermissen. Wir haben viele heitere, aber auch weniger heitere Stunden miteinander verbracht und sind viele Stunden gemeinsam im Zug quer durch Österreich unterwegs gewesen – der Gesprächsstoff ist uns dabei niemals ausgegangen! Ich möchte mich bei Frau Mag.a Hufnagl ganz herzlich für ihren jahrelangen, unermüdlichen Einsatz für unseren Berufsverband und seine Mitglieder bedanken. Ich hoffe, sie wird uns verbunden bleiben und uns an ihrem weiteren Werdegang teilhaben lassen, für den wir ihr viel Erfolg und alles Gute wünschen! ■ Sylvia Handler

Vorsitzende biomed austria

Herbst 2014 biomed austria


Aktuelles & Internes

Homepage im neuen Kleid

Redesign der Homepage von biomed austria Seit kurzem ist es so weit: Der Internetauftritt des Berufsverbandes hat ein neues Gesicht – die Homepage von biomed austria wurde einem umfassenden Redesign unterzogen. Neue Bilder, klare Linien und stimmige Farben lassen vor allem die Startseite peppiger, übersichtlicher und moderner erscheinen. Das meiste auf den Folgeseiten ist vertraut und gut zu finden.

G

leich auf der Startseite fällt das aufgelockerte Design ins Auge, das vor allem durch neue Bilder und eine harmonische, etwas hellere Farbgebung frischen Schwung in die Homepage von biomed austria bringt. Früher gab es hier nur Text, jetzt sind die wichtigsten Neuigkeiten mit Symbolfotos oder Piktogrammen versehen. Wenn mehr Informationen zu einem Thema vorhanden sind, kann man auf „weiter“ klicken und den ganzen Text lesen. Die Tipps, die früher auf der linken Seite zu finden waren, leuchten jetzt auf der rechten Bildschirmseite leichter lesbar in größerer roter Schrift. Die Hauptkategorien „Ausbildung & Beruf“, „Mitglieder & Services“, „Verband“, „CPD“, „Fortbildung“, „Jobs“, „Suche“, „Kontakt“ und „Login“ können von der Startseite aus angewählt werden. Der Punkt „Ausbildung & Beruf“ informiert über das Gesetz, das die Ausbildung für Biomedizinische AnalytikerInnen regelt, Ausbildungsstätten, Berufsprofil, akademische Weiterbildung und ähnliche Themen. Auch CIRSmedical, ein elektronisches Fehlerberichts- und Lernsystem, ist von dort aus anzuwählen. Informationen zur Registrierung und das Medizinische Assistenzberufe-Gesetz sind hier ebenfalls abrufbar. Unter „Mitglieder & Services“ findet man alle Vorteile, die eine Mitgliedschaft bei biomed austria mit sich bringt. Aktuelle und ältere Ausgaben der Ver-

bandszeitschrift können unter dem Punkt „Fachzeitschrift“ von allen Mitgliedern nach Login heruntergeladen werden. Das Zeitschriftenarchiv reicht bis zur Ausgabe Winter 2002/Frühling 2002 (damals noch „mta austria“)zurück. Im Fachartikelarchiv kann man nach Titel des Artikels oder Namen des Autors in alphabetischer Reihenfolge suchen. Auch viele „WWW-Empfehlungen“ der vergangenen Ausgaben sind in einem eigenen Punkt aufgeführt. Die Anmeldung zum Newsletter kann entweder von dieser Seite oder unter dem Punkt „Kontakt“ angewählt werden.1 Der Punkt „Verband“ informiert unter „Wir über uns“ über den geschäftsführenden Vorstand, Regionen und Regionalleitungen, das Verbandsbüro, MTD-Austria und internationale Verbände. Die Protokolle der Generalversammlungen und Regionalversammlungen sind mit Mitglieder-Login einsehbar. Auch die Vereinsstatuten sind hier abrufbar und mit einem Klick auf „Unser ganzes Serviceangebot“ gelangt man auf die Seite „Mitglieder & Services“. Unter „CPD“ kann man Procedere und Vorgaben zum Erreichen von CPD-Punkten nachlesen und sich verschiedene Dokumente herunterladen, wie beispielsweise die MTD-CPD-Richtlinie, Formulare wie Ausfüllhilfe oder Fortbildungsdokumentation und den Antrag zur Ausstellung eines CPD-Zertifikats.

Anmeldung zum Newsletter auf der neu designten Homepage von biomed austria

biomed austria Herbst 2014

Unter „Fortbildung“ ist das gesamte Fortbildungsprogramm einsehbar: Gegliedert nach Fachbereichen findet man Kurstitel, Ort und Termin der jeweiligen Fortbildung. Mit einem Klick auf „Termin“ werden jene Kurse, die als nächstes stattfinden, angezeigt. Ein weiterer Punkt informiert über Kursförderungsmöglichkeiten, Vorträge und Handouts. Auch die Lernplattform –Virtuelles Mikroskop findet man hier. Im Herbst wird das Fortbildungsprogramm des Folgejahres auf die Homepage gestellt. Die Fragen zum Literaturstudium können von den Mitgliedern online beantwortet werden. Im letzten Punkt werden die Fotos der Jahrestagung präsentiert. Knapp vor Redaktionsschluss wurde noch ein neuer Punkt unter „Fortbildungen“ online gestellt: Fortbildungen externer Veranstalter, wie beispielsweise Kongresse und Tagungen, können hier abgerufen werden. Die Rubrik „Jobs“ gliedert sich in die Bereiche „Stellenangebote“, „Stellengesuche“ und „Inserate erstellen“. Über die angebotenen Stellen kann man sich ohne Login vorab grob informieren (Angabe von Fachbereich, Ort und Erstellungsdatum des Inserates), oder mit Login detailliertere Einsicht nehmen. Das Erstellen von Jobinseraten online ist ohne Login möglich. Die meisten Informationen, die man unter „Verband – Wir über uns“ erhält, kann man auch über den Punkt „Kontakt“ aufrufen. Allerdings findet man unter „Kontakt“ auch Adresse, Telefonnummer, Fax, E-Mailadresse und Öffnungszeiten sowie einen kleinen Kartenausschnitt zur Lage des Büros. Mitglieder erhalten mit dem letzten Punkt auf der Auswahlleiste nach Login mehr Möglichkeiten zur Information. Ich finde die Neugestaltung der Homepage von biomed austria gelungen und hoffe, dass viele Mitglieder die Seiten nutzen und Freude am neuen Design haben. Vielleicht animiert sie ja sogar manche Nichtmitglieder dazu, unserem Berufsverband beizutreten! ■ Monika Knötig

Biomedizinische Analytikerin

23


Aktuelles & Internes

Region Wien, Niederösterreich, Burgenland

Regionalversammlung der Region Wien/Niederösterreich/Burgenland Die Funktionsperiode der letzten Regionalleitung ist ausgelaufen. Somit wurde am 03. 09. 2014 eine ­Regionalversammlung inklusive Wahl der neuen Regionalleitung für die nächsten drei Jahre in Wien abgehalten.

D

ie Regionalversammlung der Region Wien/Niederösterreich/Burgenland wurde von einem gelungenen Fortbildungsabend umrahmt. Mit dem Thema „Primary Health Care – Gesundheit wird reformiert“ wurde auf einen der aktuellen berufspolitischen Schwerpunkte des Berufsverbandes biomed austria Bezug genommen. Die Präsidentin von MTD-Austria, Frau Mag.a Gabriele Jaksch, berichtete über das derzeit viel diskutierte Konzept der Primärversorgung „Primary Health Care“, welches die österreichische Politik im Rahmen der Gesundheitsform gerade intensiv beschäftigt. Erstversorgungszentren mit multidisziplinären Teams sollen in Ballungsräumen errichtet werden, um PatientInnen mit weniger dringenden gesundheitlichen Anliegenden den Gang ins Krankenhaus zu ersparen – ein Konzept, das in einigen skandinavischen Ländern bereits gut funktioniert. Hierbei geht es auch darum, die Zuständigkeiten der Gesundheitsberufe und die Kompetenzen, die die Gesundheitsberufe als großen Nutzen in diese Zentren mitbringen. Der Berufsverband hat sich ebenfalls mit dem Konzept beschäftigt. Die Vorsitzende von biomed austria, Frau Sylvia Handler, MBA, präsentierte die Überlegungen des Berufsverbandes zur Rolle der Biomedizinischen AnalytikerInnen in Primary Health Care. Den beiden Vorträgen folgte eine fruchtbare und angeregte Diskussion, an der sich zahlreiche TeilnehmerInnen des Fortbildungsabends beteiligten. Dank Ihres aktiven Engagements konnten wir auch wieder viele wichtige Anregungen für unsere Arbeit im Berufsverband mitnehmen.

24

Nicole Ferstl, alte und neue Regionalleiterin für Wien, NÖ, Bgld.

Ute Maurer, neue stv. Regionalleiterin für Wien, NÖ, Bgld.

esses (z. B. Stammtisch, regionale Fortbildungsabende) wieder verworfen wurden. Die Zusammenarbeit mit den beiden Fachhochschulen der Region wurde weiter intensiviert, vor allem durch Besuche aller Jahrgänge des Studiengangs Biomedizinische Analytik, um den Berufsverband zu präsentieren und persönliche Gespräche mit den Lehrenden zu führen. Das Fortbildungsangebot in Wien konnte in den letzten drei Jahren stetig ausgebaut werden und findet bei den Mitgliedern große Resonanz. In Bezug auf die Jahrestagung konnten zwei bedeutende Pilotprojekte verwirklicht werden: 2012 wurde die Tagung zum ersten Mal als zweitätige Veranstaltung angeboten, und darüber hinaus gab es 2014 für TeilnehmerInnen erstmals die Möglichkeit, Parallelworkshops zu den Vorträgen zu besuchen, um selbst gewählte Schwerpunkte zu setzen.

bedauerlicherweise nicht für eine Wiederkandidatur gewonnen werden. Frau MMag.a Ute Maurer ist vielen schon als Redaktionsmitglied unserer Fachzeitschrift bekannt. Sie hatte in den vergangenen Monaten auch bereits die Möglichkeit, unsere Fortbildungsorganisation kennen zu lernen und diese aktiv mitzugestalten. Beide Kandidatinnen wurden von der Regionalversammlung mit großer Mehrheit in die von ihnen jeweils angestrebte Funktion gewählt. Es ist sehr erfreulich, dass durch die Wiederwahl von Frau Nicole Ferstl, MSc Kontinuität in der Regionalleitung sichergestellt werden kann, da bestehende Projekte somit ohne übergabebedingte Verzögerungen weiterlaufen können. Frau MMag.a Ute Maurer verstärkt ab sofort in ihrer neuen Funktion der stellvertretenden Regionalleiterin, in die sie sich bereits einarbeiten konnte, als Mitglied aus dem Burgenland die Regionalleitung, wodurch eine optimale Repräsentation in der großen Region Wien/Niederösterreich/Burgenland gewährleistet ist. Beide arbeiten bereits zielstrebig an der Konzeption neuer und Umsetzung bestehender Projekte. ■

Regionalversammlung

Regionalwahl

Im Anschluss an den Fortbildungsabend fand die Regionalversammlung statt. Die noch amtierende Regionalleitung präsentierte den Tätigkeitsbericht der abgelaufenen Funktionsperiode: In den vergangenen drei Jahren wurden neue Ideen ausprobiert, die zum Teil aufgrund guter Akzeptanz weitergeführt, teilweise aber auch aufgrund mangelnden Inter-

Der Wahl zur Regionalleitung stellten sich zwei Kandidatinnen: Frau Nicole Ferstl, MSc reichte ihre Wiederkandidatur für die Position der Regionalleiterin ein, während Frau MMag.a Ute Maurer erstmals für die Position der stellvertretenden Regionalleiterin kandidierte. Frau Michaela Hassler, die diese Funktion in den vergangenen drei Jahren innehatte, konnte

Nicole Ferstl

Regionalleiterin der Region Wien/ Nieder­österreich/Burgenland

Herbst 2014 biomed austria


Aktuelles & Internes

Die Redaktion berichtet… Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Herbst und viel Freude und interessante Stunden beim Lesen! Ihr Redaktionsteam Als kleinen Vorgeschmack finden Sie an dieser Stelle schon ein Feedback unserer Leserin Anna Tropper, das wir Ihnen nicht bis zum Frühjahr 2015 vorenthalten wollten:

Liebes Redaktionsteam, das neue Layout ist sehr schön geworden – gefällt mir! Was ich schade finde: Für die Ausschreibung des Szabo-Scandic Kunstpreises ist alljährlich eine ganze Seite reserviert. Die Kunstwerke haben allerdings soweit ich mich erinnern kann (ich war in den letzten vier Jahren dabei) in der Zeitschrift noch nie Platz gefunden! Liebe Grüße, Anna Tropper

©: Fotografie Schleich, Bad Radkersburg

Das Layout unserer Fachzeitschrift wurde ja bereits im Frühling einigen augenscheinlichen Modernisierungsmaßnahmen unterzogen. Zu diesem Redesign hat die Redaktion bereits einige Rückmeldungen interessierter LeserInnen erhalten – die meisten davon sind positiv, was uns naturgemäß freut. Wir möchten Sie aber gerne erneut dazu einladen, Ihre Meinung über das „neue Kleid“ unserer Zeitschrift mit uns zu teilen. Ihre Feedbacks an redaktion@biomed-austria.at werden wir sammeln und eine Auswahl davon in unserer Frühjahrsausgabe 2015 veröffentlichen – selbstverständlich sind auch kritische Anmerkungen willkommen. Vielleicht ist Ihnen bereits aufgefallen, dass inzwischen auch unser Fortbildungsprogrammheft 2015 und die Homepage von biomed austria neu gestaltet wurden. Wir hoffen, dass diese „Frischzellenkur“ bei unseren Mitgliedern gut ankommt und weiterhin zum Lesen und Surfen anregt!

Biomedizinische Analytikerin das ICH unter dem Labormantel, 1. Preis Szabo- Scandic-Kunstpreis 2014

VACUETTE® Super-T Venenstauer Mit dem neuen Venenstauer arbeiten Sie SUPER PRAKTISCH und SUPER EINFACH! • • • • •

Einmalverwendung Einfaches Fixieren und Lösen am Patientenarm Schutz vor Übertragung von Keimen Latex-frei und non-DEHP Praktische wiederverschließbare Entnahmebox

Greiner Bio-One GmbH | Bad Haller Straße 32 | A-4550 Kremsmünster Tel: (+43) 75 83 67 91-0 | Fax: (+43) 75 83 63 18 | E-mail: office@at.gbo.com

biomed austria Herbst 2014

www.gbo.com/preanalytics

25


Aktuelles & Internes

Fortbildungstipps und -hinweise 2014/2015 POCT - Biomedizinische AnalytikerInnen am Point of Care - NEU Termine:

n wissen, auf was es bei der Umsetzung von POCT-Projekten

Modul 1: 6. - 7. November 2014 Modul 2: 26. - 27. Februar 2015 Wien Ort: Gebühr: €330,- für Nichtmitglieder € 200,- für Mitglieder Kursziel: Die AbsolventInnen dieser Weiterbildung… n wissen Bescheid über die rechtlichen Grundlagen beim ­Einsatz von Point-of-Care-Geräten n kennen die verschiedenen POCT-Einsatzgebiete und -Methoden n kennen die Aufgaben eines/einer POCT-Koordinators/­ Koordinatorin

ankommt und n sind in der Lage, Probleme, die bei der Umsetzung von

POCT-Projekten auftreten, zu lösen.

Zielgruppe: Biomedizinische AnalytikerInnen, die bereits als POCT-KoordinatorInnen arbeiten bzw. arbeiten möchten oder in anderen Bereichen der Qualitätssicherung im Bereich des Point-of-Care-Testings arbeiten (möchten).

Biomedizinische AnalytikerInnen sind qualifiziert, die Aufgabe von POCT-KoordinatorInnen zu übernehmen.

Ausbildungscurriculum und Programm (Kurs Nr. 46): www.biomed-austria.at/fortbildung

Kongresskalender 2014/2015 08.11.2014

OÖ Landestagung: Medizinische Forschung – vom Studiendesign bis zum kommerziellen Gentest (72)

Linz

11.-14.11.2014

5. Jahrestagung der ÖGLMKC

Salzburg

22.11.2014

Herbstfortbildung (69)

Salzburg

November 2014

Fortbildungsabend der Region Tirol, Vorarlberg

Innsbruck

14.-16.12.2014

ICI Meeting 2014, International Conference for Innovations in Cardiovascular Interventions (Kongresshomepage http://2014.icimeeting.com)

Tel Aviv, Israel

22.01.2015

Winterfortbildung

Salzburg

17.-18.04. 2015

23. Jahrestagung der Biomedizinischen AnalytikerInnen

Graz

06.-08.05. 2015

5th International Symposium Interface Biology of Implants (IBI) 2015 (Kongresshomepage: www.ibi-symposium.org)

Rostock

16.-19.09.2015

49. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e. V. und 1st International Symposium of the CRC/Transregio FungiNet/DMyKG 2015 (Kongresshomepage: www.dmykg-kongress.de)

Jena

Offenlegung: Alleiniger Medieninhaber ist biomed austria – Österreichischer Berufsverband der Biomedizinischen AnalytikerInnen, Grimmgasse 31, 1150 Wien. Geschäftsführender Vorstand: Sylvia Maria Handler, MBA (Vorsitzende), Karin Tomicek-Gründl, MBA (stv. Vorsitzende), Andrea Schiefthaler, MA (Finanzreferentin). Vertretung nach außen: Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands sowie die Geschäftsführerin (Mag.a Birgit Luxbacher, BSc), vertreten biomed austria in allen Angelegenheiten einzeln nach außen. Vereinszweck: Die Wahrung und laufende Verbesserung der Qualität der Berufsausbildung- und Berufsfortbildung der Biomedizinischen AnalytikerInnen; die Förderung von Wissenschaft und Forschung auf

26

dem Gebiet der Arbeit der Biomedizinischen AnalytikerInnen durch Wort, Schrift und geeignete Einrichtungen. Blattlinie: „biomed austria – Fachzeitschrift für Biomedizinische AnalytikerInnen“ ist das offizielle Organ von biomed austria – Österreichischer Berufsverband der Biomedizinischen AnalytikerInnen. Die grundlegende Richtung der „biomed austria – Fachzeitschrift für Biomedizinische AnalytikerInnen“ besteht in der Information der Biomedizinischen AnalytikerInnen über berufspolitische nationale und internationale Belange, wissenschaftliche Arbeiten, Fort- und Weiterbildungsangebote sowie über allgemeine Informationen betreffend die Berufsverbandsinteressen.

Herbst 2014 biomed austria


27



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.