BIORAMA #58

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P.b.b. — 11Z038861 M — 1040 Wien —— www.facebook.com/biorama

KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR

ausgabe 58 — Dezember 2018 / Jänner 2019. www.biorama.eu

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Enthüllungsstorys Was kann alternatives Verpackungsmaterial? Elektronik von gestern: Dein altes Handy ist Gold wert. Technik verbieten: Ein Pro und Contra zu Smartphones in der Schule. Geschenke, Geschenke: Die BIORAMA-Redaktion packt aus!

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GRUND ZUR FREUDE Für das neue KRUNCHY JOY sprechen so viele Argumente, dass man fast vergisst, wie köstlich es schmeckt: weniger Zucker, mehr Regionalität, kein Palmöl. Der Hafer kommt von unseren regionalen Partner-Landwirten,der Rübenzucker aus süddeutschem Anbau. Und für den umwerfenden Geschmack sorgen unsere Krunchy-Bäcker in Mühldorf.

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6 Ausgaben Biorama

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+ Prämie um € 29,— * Margot Van Assche: Only Two. Gemüseküche mit zwei Zutaten: schnell & gesund Mit Fotografien von Gunda Dittrich (Brandstätter Verlag) Nur zwei Zutaten? Kann das wirklich schmecken? Natürlich! Margot Van Assche präsentiert 70 kulinarische Liebesaffären, von Aubergine & Miso über Kohl & Kichererbsen bis Zucchini & Oliven. Viele davon ungewohnt und überraschend. Die Feinschmeckerin gestaltet ihre vegetarischen Pairings derart, dass sich Aroma und Konsistenz perfekt ergänzen. Dahinter stecken: jahrzehntelange Erfahrung als leidenschaftliche Familienköchin, Lust am Experiment und viel Fantasie. Ein handliches Kochbuch mit alltagstauglichen Rezepten, die garantiert gelingen und schmecken. It’s a match!

BIOKÜCHE ÖSTERREICH 2019: Das BIORAMA-Bookazine für alle, die Wert auf biologische Küche legen. (Monopol Verlag) Auf 116 Seiten stellt die biorama-Redaktion Trends aus der Biolebensmittelszene vor und besucht innovative ProduzentInnen. Neben den interessantesten Biogastronomiebetrieben wird auch das Angebot an Kochkursen für Bioaffine vorgestellt. Tennisweltstar Dominik Thiem erzählt, warum er so auf Bio steht. Dazu gibt es zahlreiche Rezepte und Küchentipps.

* plus eine Aboprämie. Weitere Prämien unter www.monopol.at/shop. Solange der Vorrat reicht.


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editorial, impressum

05

Wie verpackt man z. B. ein Messer?

S

chreibt doch mal was über Verpackung! Ungefähr ein bis zwei Mal im Monat sehen wir uns mit diesem Wunsch konfrontiert, und das seit vielen Jahren. Lange Zeit haben wir dabei auf eine alte Schwerpunktausgabe zum Thema verwiesen (biorama Nr. 17 – siehe issuu.com/biorama), in der uns – fast – alles gesagt schien. Dass das sieben (!) Jahre später nicht mehr ganz der Fall und mittlerweile auch die Welt eine andere ist, hat nun eine Art Update notwendig gemacht. Wobei wir uns natürlich laufend mit dem Thema Verpackung beschäftigen. Aber halt nicht so ausführlich wie in der vorliegenden Ausgabe. Wie schon 2011 hat uns Andrea Lunzer, mittlerweile selbst Betreiberin einer verpackungsfreien Greißlerei, mit ihrer Expertise unterstützt. Wie unsere Autorin Sabine Schlimm ist auch Andrea Lunzer davon überzeugt, dass es zu kurz greift, alleine die KonsumentInnen in die Verantwortung zu nehmen. Auch Industrie, Handel und vor allem die Politik sind gefordert, rasch noch deutlich aktiver zu werden als bisher. Grundsätzliche Fragen stellt Jonas Vogt in seinem einleitenden Text zum Schwerpunkt. Eine Frage wie »Würden wir Gulasch aus der Milchflasche kaufen?« zeigt, dass Verpacken mehr als nur das Lösen von Problemen bedeutet, und verdeutlicht Verpackung als kulturelles Konstrukt. Auch auf den Bühnen dieser Welt ist biorama bisweilen anzutreffen. Zuletzt wurde Ursel Nendzig auffällig. Und begeisterte als Debütantin bei der Lesung ihrer beliebten »Elternalltag«-Kolumne im Rahmen der »Langen Nacht der Kolumnisten« im Wiener Rabenhof Theater. In dieser Ausgabe widmet sich der »Elternalltag« (Seite 82) dem Thema Schlafen und dem Umstand, dass bloß kinderlose Menschen zwischen »gut schlafen« und »schlecht schlafen« unterscheiden. Darüber, dass Ursel in den von der Redaktion zusammengetragenen Geschenktipps (Seite 66) unverblümt dazu rät, ein Messer zu verschenken, machen wir uns dennoch keine Sorgen.

Ursel Nendzig liest Highlights aus ihrem Elternalltag bei der »Langen Nacht der Kolumnisten«.

impressum HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTOREN Franziska Bechtold, Kay-Michael Dankl, Heinz Faßmann, Anna Herczeg, Micky Klemsch, Henning Kullak-Ublick, Andrea Lunzer, Ursel Nendzig, Martin Mühl, Doris Neubauer, Paula Emilia Huppertz, Susanne Salzgeber, Jürgen Schmücking, Thomas Stollenwerk, Sven Strasser, Sabine Schlimm, Bernadette Schmatzer, Anika Suck, Bernhard Oberngruber, Jonas Vogt, Elisabeth Weingartner, Veronika Wetzel GESTALTUNG Michael Mickl, Lisa Weishäupl Lektorat Mattias Feldner COVERBILD: die fliegenden fische Werbeagentur GmbH ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Emma Eminenz, Micky Klemsch (Leitung), Bernadette Schmatzer, Thomas Weber DRUCK NP Druck Gesellschaft mbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Wohllebengasse 16 / 6, 1040 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien. BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechs Mal im Jahr.

Thomas Weber, Herausgeber weber@biorama.eu @th_weber

Bild Michael Mickl

Anregende Lektüre wünscht Thomas Weber


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bild der ausgabe

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Auflehnung gegen die Schwarze Schlange Die Cherokee Julianna »Jewels« Sequoah steht in ihrem Zelt im Sacred Stone Camp in North Dakota. Hier versammeln sich seit 2016 Aktivistinnen und Aktivisten aus mehr als 120 indigenen Stämmen, um sich dem Bau der Dakota Access Ölpipeline in den Weg zu stellen. Das Protestcamp gilt als größte Zusammenkunft von Native Americans seit den 1920er Jahren. Nach einem Baustopp im November 2016 genehmigte die Regierung unter Donald Trump kurz nach der Inauguration, den Pipeline-Bau wiederaufzunehmen, der den Anspruch der ortsansässigen Stämme unterminiert. Das Bild ist im Kalender Lebenszeichen 2019 der Österreichischen Gesellschaft für bedrohte Völker enthalten. gfbv.at Thomas Stollenwerk


bild Hossein Fatemi – Panos Pictures

07


18 Stunden

05 Editorial 12 Global Village Die Welt im Großen & Kleinen

inhalt

11 h

Kopenhagen 5,5 h

Sylt Dresden 10

h

7,5 h

Hamburg

13,

5h

Prag 5 h

7, 5

h

Frankfurt

11 h

38 Altgeräte-Recycling Krakau 8,5 h

Die Verwertung von Elektromüll 43 Pay per wash Langlebige Waschmaschinen 44 Schrottplatz Afrika Sodom ist ein Stadtteil von Accra 48 Der Hambacher Forst als Symbol und Wald 54 Smartphones im Klassenzimmer: Braucht es ein Verbot? 58 Spaßbremse Umwelt? Städtetrips mit der Eisenbahn 81 Stille Nacht, alter Kitsch

5h 4h 3h 2h 1h

8,

5,5 h

Magazin

Warschau

7,5 h

Berlin

Amsterdam

Paris

8,5 h

Wien

Budapest

Salzburg Zürich 9h

Hallstatt

Graz Balaton

Timisoara Marktplatz 9 �h

Gardasee 9h

Florenz 10,5 h

Rom 13 h

Split 14 h

städtetrips Kurztrips machen sich schnell massiv auf dem CO2 -Konto bemerkbar. Das muss nicht sein.

63 Ausgezeichnet! Die Bio-Gastro-Trophy 2018 64 Bioprodukt des Jahres Über die Gewinner Bukarest 66 Das kannst du schenken. 19,5 h Dir oder auch anderen. 70 Marktplatz Kosmetik: Haarseifen 72 diy: Schnaps 76 Marktplatz Food: Schaumwein

Kolumnen 78 Strassergut kocht gut 82 Elternalltag

Bilder iStock.com/kobzev3179, CC-BY-SA-4.0, Sven Strasser

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Schwerpunkt: Verpackung

18 Die Verheißung Über Funktion und Bedeutung von Verpackungen 20 Refuse – Reduce – Reuse – Recycle – Rot Auswege aus dem Dilemma des Verpackungskreislaufs 27 Gesucht: Ersatz für ein Multitalent Ökologische StyroporAlternativen 33 Guter Kunststoff, schlechter Kunststoff 36 Einmal nachfüllen, bitte! Verpackungen mit Refill-Funktion

Stockholm

ndon

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Oslo auftakt

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27 pilz-styropor Eine ökologische Alternative zum verbreiteten Verpackungs– und Füllmaterial basiert auf Pilzsporen. Kann sie Styropor in Zukunft überflüssig machen?

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hambacher forst Ist der Wald wirklich nur Symbol für Umwelt, oder auch Umwelt?

strassergut kocht gut Ein Fest für Gaumen, Börserl und Umwelt.


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Leserinnenmeinung

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Wir müssen reden … Mails, Tweets und manchmal Liebesbriefe an die Redaktion – und unsere Antworten.

BETRIFFT: Zukunft 4.1

BETRIFFT: magische kräfte in biorama Ausgabe 57 (Oktober/November 2018)

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onight a biorama saved my life

Ein ausführliches Interview mit Jörg Heynke über sein durch und durch optimistisches Buch »Zukunft 4.1: Warum wir die Welt nur digital retten – oder gar nicht.« und die digitale Transformation unserer Wirtschaft findet sich auf unserer Website. Einer von vielen guten Gründen übrigens, unseren Newsletter zu abonnieren. Beides unter biorama.eu

BETRIFFT: Eine stadt. Ein buch.

– Jasmin aus Wien, per Mail. Führen heute wirklich noch alle Wege nach Rom? Das haben wir uns in der Besprechung des Buches »Via Roma. Die Geschichte Roms in 50 Straßen« gefragt. Irgendwie schon, wenn man versucht ist, die europäische Geschichte zu erfassen. Ausführliche Rezension des essayistischen Reiseführers ist online auf biorama.eu.

Wir haben nachgefragt, wie wir lebensrettend wirken können. Die Antwort lautete: »Schöne Lektüre.« Wir können uns kein schöneres Kompliment vorstellen.

Zuschriften an redaktion@biorama.eu


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street talk Wir fragen, sechs nicht verschachtelte Antworten.

»Womit machst du am meisten Mist?«

Benjamin 26, Architekturstudent

Sophie 25, Universitätsmitarbeiterin

Christof 28, Buchhändler

Am meisten Müll habe ich bis vor Kurzen noch durch Kaffee-Wegwerfbecher in den Pausen gemacht. Letzte Woche habe ich einen wiederverwendbaren Becher gekauft. Jetzt fällt bei mir schätzungsweise am meisten Mist durch Essen, Lebensmittelverpackungen und Kosmetikartikel an. Hier fällt es sehr schwer, Müll zu vermeiden.

Als Buchhändler fällt bei mir während der Arbeit irrsinnig viel Papiermüll an. Viel Ware kommt in Kartons verpackt, vorher wird sie einzeln in Plastik eingeschweißt. Um die Bücher zu verkaufen, müssen sie wieder ausgepackt werden. Zusammengefasst: Am meisten Müll erzeuge ich momentan mit Papier.

Regine 34, Büroangestellte

Karin 42, selbstständig

Als Alleinlebende macht man sehr viel Müll durch die ganzen kleinen Verpackungen. Ich achte zwar da­ rauf, dass ich eher in Bioläden gehe und heimische Produkte kaufe, die lose sind, aber wenn man auch gleichzeitig etwas aufs Geld schauen muss und sparen möchte, ist es schwierig, Müll zu vermeiden. Auch durch Hundefutterdosen sammelt sich bei mir sehr viel Altmetall an.

Ich lebe am Land und da ist Müllreduktion noch schwieriger als in der Stadt, weil die Auswahl an Geschäften kleiner ist. Meine Familie isst gerne Obst – gerade bei großen Mengen ist es hier nicht einfach, plastikfrei zu kaufen. Oft sind sogar die österreichischen Äpfel oder Gurken in Plastik verpackt. Obwohl wir uns sehr bemühen, bleibt es leider der wöchentliche Einkauf, bei dem ich am meisten Müll mache.

Nayeli 33, Angestellte Ich komme aus Mexiko. Da isst meistens die ganze Familie gemeinsam und das können schon sehr viele Leute und dadurch auch viel Müll sein. Beim Kochen fallen Reste an, aber auch viel Papier-, Metall- und Glasmüll.

Interview und Bild Elisabeth Weingartner

Beim Modellbauen. Weil ich sehr kritisch bin, muss ich oft mit einem Modell neu beginnen, bis ich zufrieden bin. Dadurch mache ich dann auch viel Mist.


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Ich bin Patin.

global village

www.kindernothilfe.at 01 / 513 93 30

Deutschland/ Berlin

Mind the Gap Protest gegen die Agrarindustrie und der Wunsch nach einer landwirtschaftlichen Wende.

Ursula Strauss, Schauspielerin.

05127

Bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (gap) 2019 entscheiden die Regierungen Europas auch, welche Art der Landwirtschaft unterstützt wird – und zwar jährlich mit 60 Milliarden Euro. Seit 2011 gehen LandwirtInnen, Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbände unter dem Motto »Wir haben es satt!« auf die Straße, um ihrer Forderung nach einer Agrarwende Nachdruck zu verleihen. Die Demonstration gegen die Agrarindustrie findet am 19. 1. 2019 – zeitgleich mit der »Grünen Woche« und dem Agrarministergipfel – in Berlin statt. Die Forderungen des breiten Bündnisses betreffen globale landwirtschaftliche Problematiken wie Höfesterben, Artenschwund und – unter Berufung auf das Konzept des solidarischen Europas – die Beseitigung unwürdiger Arbeitsbedingungen im Agrarsektor. Betont wird auch die Voraussetzung artgerechter Tierhaltung und insektenfreundlicher sowie klimaschonender Landwirtschaft für die Verfügbarkeit regional produzierter Lebensmittel. Die Forderung, öffentliche Gelder nur mehr an kleine Landwirtschaftsbetriebe auszuzahlen, soll den Bau von Megaställen verhindern. Elisabeth Weingartner


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global village

Bilder Fabian Melber / www.wir-haben-es-satt.de, Magikme, Istock.com /Si-Gal

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Ungarn

Städte weltweit

gemeinsam spielen

Urbane Umbauaktion

Ein ungarisches Start-up macht inklusive Spielgeräte für Kinder mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen.

Weltweit haben BürgermeisterInnen versprochen, an einem Strang zu ziehen und Gebäude in ihren Städten klimafreundlicher zu gestalten.

»MagikMe« ist ein 2013 von ungarischen Eltern beeinträchtigter Kinder gegründetes Start-up, das inklusive Spielgeräte entwickelt. Diese richten sich an Mädchen und Jungen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, die noch keinen Rollstuhl benutzen und somit auch keine rollstuhlgeeigneten Spielgeräte verwenden können – das betrifft vor allem Unter-8-Jährige. Die speziellen Lehnen und Liegeflächen der Produkte ermöglichen jenen, die nicht alleine sitzen können, ein unbeschwertes Spielen. Babys, die noch nicht gelernt haben zu sitzen, können diese ebenfalls verwenden. Auf der bunten Wippe »Pillango« mit vier Sitzen – zwei davon mit Lehne – kann entweder im Liegen oder Sitzen gewippt werden. Die Haltegriffe der anderen beiden Sitze richten sich an Kinder, die sitzen können. Ein interaktives Spielen wird durch ein Labyrinth in der Mitte gefördert. Durch die spezielle Bauweise des Sandkastens »Bucka« können Kinder auch liegend und sitzend zusammen Sand schaufeln. Bisher wurden die Produkte an über 30 Spielplätzen in Budapest und ganz Ungarn angebracht. Elisabeth Weingartner

In 19 Städten sollen bis 2050 sämtliche Gebäude CO2-neutral werden. Neue Bauten klimaeffizient zu errichten ist relativ einfach, wenn die Bauunternehmen mitziehen. Bei alten Gebäuden müssen Maßnahmen angepasst werden, ein Umbau kann kompliziert und teuer sein. Die größten Energiefresser sind Heiz-, Kühl- und Lichtsysteme, essenziellen Impact haben daher Dämmung und energieeffiziente Geräte. Bei allen Bauten muss auf erneuerbare Energien, auch durch gebäudeeigene Solarmodule, gesetzt werden. Acht der Städte liegen in den usa, fünf davon in Kalifornien, dem Vorzeigebundesstaat in Sachen Klimaschutz. In Kanada machen drei Städte mit, in Europa vier, in Afrika zwei. Asien und Australien sind mit Tokio bzw. Sydney dabei. Die meisten Städte sind in der Cities Climate Leadership Group C40 vertreten, einem weltweiten Klimaschutznetzwerk von 90 Großstädten. Da Gebäude den Großteil der CO2-Emissionen in Städten ausmachen (in London und Paris sind es 70 Prozent), ist eine urbane Umgestaltung essenziell, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Klimaerwärmung unter 2 °C zu halten, zu erreichen. Anna Herczeg


ALLE JAHRE WIEDER:

J a ! H E I S S T N E I N Z U G L Y P H O S A T. Es lebe die Artenvielfalt unserer biologischen Landwirtschaft, wo Glyphosat noch nie in Frage gekommen ist. Genauso wie alle anderen chemisch-synthetischen Spritzmittel und k端nstliche D端nger. Daf端r beschenkt uns die Natur mit einem fruchtbaren Boden und einer 端ppigen Vielfalt an Bienen, Schmetterlingen und anderen Bodenbewohnern, die freilich jetzt ihre wohlverdiente Winterruhe haben. Gibts nur bei:

janatuerlich.at


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MEINE STADT

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MEINE STADT: Oulu Lieblingsplätze UND Eco-HotSpots

von Bernhard Oberngruber Bernhard Oberngruber durfte während seines Masterstudiums »Bildungswissenschaft und Globalisierung« an der Universität Oulu über zwei Jahre hinweg den finnischen Lebensgewohnheiten auf den Grund gehen und verliebte sich ein wenig in die bizarre Welt am Polarkreis. Bernhard ist begeisterter Radfahrer – erst recht im finnischen Winter!

Kuivasjärvi Hundert Kilometer südlich des Polarkreises ticken die Uhren ein wenig anders als im klimatischen Durchschnittseuropa. Sonnenlicht ist hier entweder im absoluten Überfluss vorhanden oder – sagen wir manchmal – einfach gar nicht. Und um den grimmig kalten Winter Mittelfinnlands ohne langfristige Schäden zu überstehen, muss man die kurzen Sonnenlichtphasen optimal nutzen – am besten mit Langlaufen oder Eislaufen rund um den Kuivasjärvi (»der trockene See«), der sich nur einen Steinwurf vom Universitätscampus Linnanmaa entfernt befindet. Equipment dafür kann man sich entweder direkt am Campus ausleihen oder man findet etwas Passendes in einem der zahlreichen Second-Hand-Shops, am besten im Kirppis Aarrearkku zwischen dem Campusviertel und der Innenstadt.

50 % erneuerbare bis 2030 Finnlands rasanter Wandel von einer postkommunistisch anmutenden Agrarwirtschaft (Finnland ist zwar seit 1917 von Russland unabhängig, jedoch lässt sich die geografische, gesellschaftliche und architektonische Nähe zum Riesennachbarn nicht leugnen) zur Hightech-Community in den 1960er-Jahren hat auch in Oulu seine Spuren hinterlassen. Die staatlich gut geförderte Universität Oulu ist derzeit zum Beispiel mit dem Bau eines Testnetzwerks für das neue Flaggschiff der Mobilfunktechnologie (5G) beschäftigt, deren flächendeckende Einführung für 2020 geplant ist. Hinter diesem unscheinbaren Containerbau versteckt sich Infrastruktur, von der viele Universitäten nur träumen können. Um den Energiehunger der Cybernation zu stillen, will die Regierung den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit rund 25% bis 2030 auf über 50% anheben. Immerhin.


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MEINE STADT

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Extremradfahren Sehr zu empfehlen, jedoch ein wenig risikobehaftet, ist im Winter das Radfahren, da die städtischen Fahrradwege ganzjährig geräumt und befahrbar sind – auch wenn bei minus 20 Grad jedes ungeschützte Körperhaar binnen Sekunden einfriert und gefühlt in jeder Kurve der sichere Tod lauert.

Sozialstadt Man spürt in Oulu einen gut geölten Wohlfahrtsstaat an allen Ecken und Enden: Am Wohnungsmarkt unterhält psoas (Pohjois-Suomen opiskelija-asuntosäätiö), eine 1971 gegründete StudentenInnenvereinigung, 5.500 Wohnungen, die staatlich hochsubventioniert an StudentInnen vermietet werden. Reichhaltige Mittagsmenüs basierend auf einer regional produzierten und stets saisonal verfügbaren Hauptzutat sind um 2,60 Euro in universitären Kantinen zu haben: Alles dreht sich hier um die Kartoffel. Und für 40 Euro kann man ein ganzes Semester lang mit dem Sportipassi ohne Einschränkung über 50 verschiedene Sportkurse besuchen.

Sommersauna Im Anschluss an sportliche Winteraktivitäten ist der Gang in die Sauna eigentlich obligatorisch. In nahezu jedem städtisch geführten Haus ist diese in irgendeinem Eck verbaut und sie hat eine erstaunlich anregende Wirkung auf die sonst eher wortkargen OuluanerInnen. Die Sauna ist nicht nur der Stammtisch der FinnInnen, sie ist quer durch alle Bevölkerungsschichten ein nicht wegzudenkender gesellschaftlicher Grundpfeiler und fixe Größe einer stabilen Geburtenrate. Im Sommer gibt es in Oulu für alle SaunaliebhaberInnen die »kesän sauna« (Sommersauna), eine Art Riesenfloß mit aufgesetzter Saunahütte, die man unter kesansauna.fi anmieten kann. Ansonsten ist die Sauna im Sommer frei zugänglich und ankert meist im städtischen Bereich des Oulujoki – absolut zu empfehlen!


Tuba Lounge

bild: Markku Seppänen

Im Bereich Kultur und Kulinarik ist Tuba Food & Lounge in der Innenstadt eine Instanz. Hier gibt’s zum einen den besten Burger mit den besten Zutaten der Stadt, den Tubaburger, der auch als vegetarische/vegane Version zu haben ist. Zum anderen beherbergt das Café eine kleine Bühne, die mehrmals im Monat von Theatergruppen bis hin zu Free-Jazz-Bands – meist nur für freiwillige Spenden – bespielt wird. tuba.fi


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verpackungsmaterial

Text

Jonas Vogt

Die VerheiSSung Verpackung hat Funktion und kulturelle Bedeutung gleichzeitig. Sie überführt ein Produkt auf den Markt und sagt dem Menschen, was er davon zu halten hat. Eine Einführung.

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anchmal verstecken sich Lösungen hinter sperrigen Begriffen. »Pantone 448 C« zum Beispiel. Das schlammige Olivgrün, das hinter diesem Farbcode steckt, ist nicht besonders attraktiv, und das soll auch so sein. Seit dem 1. Dezember 2012 müssen in Australien alle Zigarettenpackungen einheitlich in diesem Farbton gehalten sein, egal von welcher Marke. Der dahinterstehende Gedanke: Die Verpackung transportiert das Markenversprechen, ohne sie wird das Produkt weniger interessant. Eine Zigarette existiert für sich, zu einer Marlboro wird sie erst mit der entsprechenden Verpackung. Selbst regelmäßige RaucherInnen, die auf »ihre Marke« schwören, erkennen sie in Blindtests nur schwer.

Frage 1: Ist die Schale einer Zitrone eine Verpackung? Und ist sie doppelt verpackt, wenn sie in einem Zitronennetz kommt? Verpackung hat eine Funktion. Sie ist ein Behältnis, umhüllt das nackte Produkt, bis es unbeschadet und unverändert in den Besitz der KonsumentInnen übergegangen ist. Verpackung ist aber auch eine kulturelle Konstruktion. Eine Bananenschale wird nicht als Verpackung wahrgenommen. Liegt das Innere einer Banane aber verpackt im Supermarktregal, gibt es auf Facebook einen Shitstorm. Der moderne Mensch braucht

Verpackungen, weil sie ihm Sicherheit geben. Sicherheit, dass der Fruchtsalat nicht mit Keimen kontaminiert wurde; Sicherheit, dass ein Naturprodukt noch haltbar und nicht gesundheitsschädlich ist; Sicherheit, dass er bekommt, wofür er bezahlt hat. Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf einem Produkt im Supermarkt zeigt nicht an, ab wann es nicht mehr gut ist, sondern bis wann es garantiert in Geschmack und Aussehen unverändert bleibt. Wird es überschritten, landet es meist im Mistkübel.

Frage 2: Wenn Vollmilch ein Einheitsprodukt ist, warum wird es nicht in einheitlicher Verpackung verkauft? Die kapitalistische Welt ist eine markthafte. Das Angebot ist normiert. Für den Betrag X erhalte ich Produkt Y in der Menge Z, das mir Glück in der Menge X mal Z verschaffen wird. Die Verpackung überführt das Produkt auf diesen Markt. Sie kodifiziert es. Sie gibt ihm nicht nur die physische Form, sondern postuliert auch erst das Versprechen, das durch eine Farbe wie Pantone 448 C geraubt werden kann. Der Mensch kauft nicht ein, was er braucht, sondern was er sich wünscht. Genauer: Er kauft ein wie jemand, der er zu sein wünscht. Deshalb ist Verpackung immer Verführung und auch ein wenig eine Lüge. Die Verpa-


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Bild Istock.com/Colematt, Istock.com/letoosen

ckung ist das, was wir sehen, wenn wir einen Markt betreten. Deshalb schreit sie nach Aufmerksamkeit. Der deutsche Gestaltungstheoretiker Gert Selle hat das mal mit den Worten »Unsere Produktwelt ist ein riesiger semiotischer Raum, in dem die Dinge einen großen Lärm machen« beschrieben. Die »No Packaging Stores«; die Händler, die Fisch in eine Zeitung einpacken; die Menschen, die Cornflakes zuhause direkt in ein Glas umfüllen – sie vermeiden nicht nur Mist, wählen die günstigste Verpackung und halten ihre Frühstücksflocken frisch. Sie entkodifizieren das Produkt. Oder versuchen es zumindest.

Frage 3: Würde ich Gulasch in der Flasche kaufen? Die Verpackung beeinflusst nicht nur, ob wir ein Produkt kaufen. Sondern auch, wie wir es nach dem Kauf wahrnehmen. Erzählt uns eine Verpackung, dass eine Schokolade »knusprig« oder »cremig« ist, schreiben wir ihr bei der Verkostung diese Attribute eher zu. Wenn ein Produkt an den Mann oder die Frau gebracht werden soll, braucht es einen »Marketingmix«, so die Profis. Das bedeutet,

dass die verschiedenen Parameter (Wo verkaufe ich welches Produkt zu welchem Preis, und wie bewerbe ich es?) ein stimmiges Gesamtbild ergeben müssen. Verpackung beeinflusst den Mix an fast jeder Stelle. Sie hat Einfluss auf den Preis, das Image des Produkts und sorgt für Aufmerksamkeit am »Point of Sale«, wo über 80 Prozent der Kaufentscheidungen getroffen werden. Verpackung und Produkt müssen zusammenpassen. Der Mensch hat kein Problem damit, Margarine beim Diskonter in einer billigen und praktischen Plastikhülle zu kaufen. Aber nicht den Goldring beim Juwelier. Bei Letzterem hat er instinktiv das Gefühl, dass da etwas nicht passt.

Frage 4: Sind Dinge schöner, wenn man ihren Inhalt verhüllt? 1971 zeigte das Künstlerehepaar Christo und JeanneClaude erstmals Interesse daran, den Deutschen Reichstag zu verhüllen. Es sollte bis zum Jahr 1994 dauern, bis sie die Genehmigung dazu erhielten. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl empfand den Vorschlag als Beleidigung. Der Reichstag sei wunderschön, er bedürfe keiner Verhüllung. Etwa fünf Millionen Gäste sahen das schließlich anders. Wie Christo in einem seiner berühmtesten Sätze sagte: »Verpackung ist Verheißung.«


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Text

Andrea Lunzer

Refuse > Reduce > Reuse > Recycle > Rot Die Umwelteinwirkungen von Verpackungen sind nicht zu übersehen. Sie einfach wegzulassen ist oft schlicht keine Option. Ein Dilemma, aus dem es einen Ausweg gibt.

erpackungen werden oft nur als der Rest, der von unseren Lebensmitteln überbleibt, wahrgenommen. Die lästige Hülle, die bald ihren Nutzen verloren hat und unsere Mistkübel vollstopft. Dennoch haben Verpackungen auch sinnvolle Eigenschaften, die vor allem für Logistik, Verkauf, aber auch für die KundInnen eine Rolle spielen. Für den Einzelhandel müssen Produkte identifizierbar und registrierbar sein. Zudem gibt es gesetzliche Hinweise, wie beispielsweise den Alkoholgehalt bei Getränken oder Allergenhinweise. Die Schutzfunktion ist ein weiteres Argument für Verpackungen, denn das Produkt will vor Druck, Staub und Temperatur geschützt sein. Durch die Verpackung kann ein Lebensmittel in einer bestimmten Atmosphäre gehalten werden (Vakuum, Gasgemisch), um die Haltbarkeit zu verlängern und lange Transportwege zu überdauern.

Praktisch und umweltschädlich Das klingt alles sehr plausibel, wären da nicht die massiven Umwelteinwirkungen. Österreich produziert jährlich 2,6 Millionen Tonnen Verpackungsmüll, 18

Millionen Tonnen sind es in Deutschland. In den EU-28 werden 170 kg pro Kopf und Jahr produziert, das sind beispielsweise 51 kg in Kroatien und 222 kg in Deutschland. Das ist nicht nur eine ganze Menge Müll, sondern auch ein massiver Ressourcenverbrauch. In Kunststoffen, bunt bedruckten Kartons, Klebeetiketten und Aluminiumdosen kommen fossile Rohstoffe zum Einsatz. Also über Jahrtausende entstandene Stoffe, die nach einer relativ kurzen Nutzungsphase verbrannt oder deponiert werden.

Raus aus der Verpackung! Die große Frage, die sich KonsumentInnen, HändlerInnen und ProduzentInnen stellen müssen: Wie können wir die Menge an Verpackungen, die durch schnell verbrauchte Konsumgüter entsteht, reduzieren? Wie kommen wir zu machbaren Lösungen, die die negativen Umwelteinwirkungen langfristig minimieren? Welche Verpackungssysteme passen zu unseren Lebensstilen? Können KonsumentInnen mit Mehrwegverpackungen noch umgehen oder ist diese Alternative angesichts der weit gereisten Waren völlig veraltet?

Bild Istock.com/jose moraes

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Die Zero-Waste-Pionierin Bea Johnson bietet mit den 5 »R« (Refuse – Reduce – Reuse – Recycle – Rot) eine Vorgehensweise für Abfälle an, die auch bei Verpackungen Sinn macht. Als Erstes muss man lernen, »Nein!« zu sagen. Nein zum Werbeprospekt, zur Duftprobe, zum Gratissackerl und anderen Dingen, die einem täglich aufgedrängt werden. Generell empfiehlt Bea Johnson eine Reduzierung des Konsums, um auf diesem Wege weniger Abfall und auch Verpackungsmüll zu produzieren. Um Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten, sollten auch viele Dinge möglichst lange wiederverwendet werden. Abfälle, die sich mit keiner der genannten Methoden vermeiden lassen, kommen zum Recycling oder auf den Kompost. Erfunden wurde dieses Mantra nicht von Bea Johnson, sondern das Modell ähnelt der fünfstufigen Abfallhierarchie der EU-Abfallrichtlinie 2008/98/EG, die seit 2011 auch auf nationaler Ebene gültig ist. Neben Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling empfiehlt die Richtlinie die energetische Verwertung von Abfällen.

kaufen im stationären Einzelhandel fällt deutlich weniger Verpackung an als beim Online-Shopping. Auch die Wahl des Produkts hat Auswirkungen. Obwohl der Nutzen gleich ist, stellen feste Shampoos und Seifen eine weit kleinere Abfallmenge dar als die flüssigen Varianten.

Die nachhaltigste Getränkeverpackung ist aus Plastik Leider können Verpackungen in vielen Fällen nicht einfach weggelassen werden. In diesem Fall sind Mehrwegverpackungen eine ökologisch sinnvolle Alternative. Vor allem Getränke wurden bis in die 1990er-Jahre

Abfälle sollen erst gar nicht entstehen Was bedeutet die Abfallhierarchie für den Verpackungsbereich und wie können KonsumentInnen diese Vorschläge im Alltag umsetzen? In der Obst- und Gemüseabteilung gibt es viele Artikel, die eigentlich ganz gut ohne Plastikfolie auskommen. Kauft man direkt bei ProduzentInnen ein, können sogar die Transportverpackungen eingespart werden. Spezielle Unverpackt-Läden oder Zero-Waste-Shops bieten viele Produkte offen und lose an. Das Mitbringen eigener Behälter hat einen enormen Effekt auf die Abfallmenge, was auch beim morgendlichen Coffee to go sichtbar wird. Beim Ein-

Bier und Mineralwasser sind die Spitzenreiter, insgesamt liegt der Mehrweganteil aber in Österreich nur mehr bei 22%, in Deutschland bei 44%, beides sinkend.

Bild Istock.com/Bet_Noire, Istock.com /Sami Sert, Original Repack.com

Die Abfallhierarchie


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PET-Mehrweg lautet der Sieger vieler Ökobilanzen. Als Endverbraucher ist es allerdings nicht immer leicht, Mehrweg-PET-Systeme von Recycling-PET zu unterscheiden.

fast ausschließlich in der Mehrwegflasche konsumiert. 1994 lag der Anteil des Pfandgebindes in Österreich bei rund 80%. Bis heute ist der Mehrweganteil am inländischen Getränkemarkt leider drastisch gesunken und liegt derzeit bei ca. 22% – mit Bier und Mineralwasser als Spitzenreitern. In Deutschland ist zwar der Mehrweganteil mit 44% deutlich höher, aber auch hier sinkt die Quote. 1991 wurden noch 73% der Getränke im Mehrweggebinde konsumiert. Bei den Gründen für diese Entwicklung schieben sich Handel und KonsumentInnenvertreterInnen gegenseitig den schwarzen Peter zu. Der Handel sagt, dass die KonsumentInnen die Mehrwegflasche nicht wollen. Die wiederum sagen, sie hätten keine Wahl. Bei einer genaueren Untersuchung des Lebensmitteleinzelhandels fällt auf, dass Diskonter kein einziges Produkt im Mehrweggebinde anbieten. Wie es dazu kommen konnte, erklärt ein Beschluss der österreichischen Wirtschaftskammer aus dem Jahr 2000. Durch die »Freiwillige Selbstverpflichtung zur Wiederbefüllung und umweltgerechten Verwertung von Getränkeverpackungen« kann der Handel selbst entscheiden, ob und wie viele Produkte er im Mehrweggebinde anbietet. Man wollte den Handel nicht zwingen, sondern hat auf ökologisch sinnvolle Entscheidungen gehofft. Das Modell ist leider gescheitert, wie man an der sinkenden Mehrwegquote ablesen kann. Verpflichtende Vorgaben, wie beispielsweise 50% Mehrweganteil im Getränkebereich, könnten diese Entwicklung bremsen und den KonsumentInnen mehr Auswahl bieten. Aber macht es Sinn, Mehrweggebinde für jedes Produkt einzusetzen? Die Ökobilanz für Getränkeverpackungen des Umweltbundesamts Deutschland belegt, dass bis zu einer Transportdistanz von rund 750 Kilo-

metern zwischen Abfüllanlage und Verkauf Mehrwegflaschen aus ökologischer Sicht besser als Einwegflaschen abschneiden. Das entspricht etwa der Entfernung Wien–Bregenz oder Hamburg–München. In einer Ökobilanz zur pet-Einwegflasche in Österreich des IfeuInstituts aus dem Jahr 2004 wurde für Mineralwasser eine mittlere Transportentfernung von 197 Kilometern von der Abfüll- zur Verkaufsstelle berechnet. Daher ist bei österreichischem Mineralwasser Mehrweg immer besser als Einweg. Vor allem pet-Mehrweg geht in allen Ökobilanzierungen als der klare Favorit hervor, dies gilt auch für kurze Transportwege. Die Kunststoffflaschen aus pet (Polyethylenterephthalat) verursachen nur 43 Tonnen CO2 pro eine Million Liter Wasser. Im Vergleich dazu verursacht die Glas-Einwegflasche 500 Tonnen CO2. Leider findet sich auf dem österreichischen Getränkemarkt seit 2009 kein einziges Getränk im PET-Mehrweg. Das »pet2pet«-Logo auf Getränkeverpackungen lässt zwar vermuten, dass die Flaschen wiederbefüllt werden, jedoch handelt es sich hier um ein Unternehmen im burgenländische Müllendorf, das pet-Flaschen sammelt und recycelt.

Online-Shopping ohne Schachtel Ein Bereich, der in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat, ist der Versandhandel. Die jährlichen Ausgaben in Onlineshops haben sich von 2006 bis 2016 verfünffacht. 2017 wurden in Österreich über 105 Millionen Pakete zugestellt. Hier kommen zwar hauptsächlich Recyclingmaterialien auf Basis von Altpapier zum Einsatz, dennoch ist es eine beträchtliche Abfallmenge. Alternativen gibt es kaum, bis auf die hier noch nicht sehr bekannte Marke Original Repack. Sie bietet wiederverwendbare Versandtaschen an, die mindestens


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25 20 Umläufe aushalten. Repacks KundInnen sind Webshops, die wiederum ihren KäuferInnen diese Versandtasche als Alternative zum Einwegkarton anbieten. Wer seine Lieferung in der Repack-Tasche erhält, kann diese gratis per Post zurückschicken. Repack reinigt die Taschen, überprüft sie auf Schäden und verteilt sie wieder an die Online-Vertriebspartner. Bekannte Modemarken wie Filippa K, mud Jeans und Skunkfunk versenden ihre Produkte schon mit Original Repack und sparen dabei bis zu 80% der CO2-Emissionen ein.

Mülltrennen und Recycling

Bild Original Repack.com

Nach der Wiederverwendung ist das Recycling ein wichtiger Schritt zur Abfallreduzierung. Durch den Entschluss Chinas, Importe von Kunststoffabfällen aus Europa zu stoppen, blüht die europäische Recyclingindustrie. 24 Abfallarten, darunter die am häufigsten genutzten Kunststoffe, dürfen seit Jänner 2018 nicht mehr eingeführt werden. Allein 2016 hat China rund sieben Millionen Tonnen Plastikmüll importiert. Nun muss der Plastikmüll innerhalb der EU entsorgt werden, wodurch sich die Situation für Recyclingunternehmen verbessert hat. Sie wurden auf einen Schlag deutlich rentabler. Schon vor dem Importstopp hat das zunehmend schlechter werdende Image von Kunststoffen Politik und Industrie beschäftigt. Durch verbesserte Recyclingtechnologien sollen einerseits mehr Kunststoffe recycelt werden, andererseits soll der Anteil des eingesetzten Rezyclats erhöht werden.

Rot. Rot. Rotten. Lebensmittelabfälle oder andere biogene Stoffe zu kompostieren ist aus ökologischer Sicht äußerst sinnvoll. Die Idee der Verpackung, die auf dem Kompost zu Wurmnahrung wird, ist schön, aber in der Praxis nicht umsetzbar. Man muss schon selbst für die Kompostierung sorgen, denn in der über die Gemeinde entsorgten Biotonne haben Bioplastikverpackungen nichts zu suchen. Die Verwechslungsgefahr mit herkömmlichen Kunststoffen ist zu hoch. Außerdem werden Biokunststoffe nicht zwingend auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt. Nylon-4 heißt ein Material, das häufig für die Borsten von Bambuszahnbürsten eingesetzt wird. Es ist zwar abbaubar, besteht aber, wie auch alle anderen Nylon-Arten, aus Erdöl. Diese Ansätze können jedem Einzelnen helfen, Abfälle und speziell Verpackungen zu vermeiden. Dennoch ist es nicht nur die Aufgabe der KonsumentInnen, sondern es braucht gesetzliche Regelungen. Mit 1. 1. 2019 tritt in Deutschland die neue Verpackungsverordnung in Kraft. Eine wichtige Neuerung ist die Einrichtung zentraler Stellen, an denen jedeR InverkehrbringerIn die Verpackungen registrieren muss. Diese »Erweiterte Produktverantwortung« bedeutet, dass diejenigen, die verpackte Waren in den Warenverkehr bringen, gleichzeitig die Verantwortung dafür übernehmen, dass diese Verpackungen die Umwelt möglichst wenig belasten. Ein Modell, das auch für Österreich sinnvoll erscheint.

Unternehmen wie Original Bepack bieten Mehrwegverpackungen für den Versandhandel an – inklusive Abwicklung des Rücklaufs und der Reinigung der benützten Taschen. originalrepack.com


Kreislauf des Lebens Ganzheitlich gedacht & streng kontrolliert: Zurück zum Ursprung belegt als erste Marke Österreichs, dass seine Landwirte umfassend nachhaltig wirtschaften.

EN TGELT L ICHE EINS CH A LT UNG

Keine halben Sachen: Dafür steht Zurück zum Ursprung seit seiner Gründung 2006. Deshalb werden die ohnehin strengen Qualitätsstandards der Bio-Produkte von Zurück zum Ursprung laufend verbessert und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickelt. Immer schon wurde großer Wert darauf gelegt, dass die Zurück zum Ursprung Bauern nicht nur nachhaltig im Umgang mit Ressourcen, Mensch und Natur umgehen, sondern auch ökonomisch nachhaltig aufgestellt und damit zukunftsfähig sind. Nun belegt Zurück zum Ursprung – als erste österreichische BioMarke – seinen ganzheitlichen Ansatz anhand von 58 Kriterien, die im „Kreislauf des Lebens“ dargestellt sind. Vom unabhängigen Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) wurde auf Basis der international anerkannten SAFA-Leitlinien der FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) das Smart-Farm-Tool entwickelt, welches die spezifischen Nachhaltigkeitsleistungen von landwirtschaftlichen Betrieben erfasst, analysiert und bewertet und 4 Dimensionen der Nachhaltigkeit zuordnet:

Natur (Ökologie) – Klimaschutz, Boden, Biodiversität, Wasserschutz, Wasserverbrauch etc. Wirtschaften (Ökonomie) – Investitionen in Nachhaltigkeit, regionale Wertschöpfung, Lieferbeziehungen, Lebensmittelqualität etc. Menschen (Soziales) – faire Handelspraktiken, Gesundheit, traditionelles Wissen, Ernährungssouveränität etc. Organisation (Unternehmensführung) – Transparenz, Ethik, Ressourcenbeschaffung So ist die ganzheitliche Nachhaltigkeit darstellbar. Zurück zum Ursprung garantiert damit, dass nicht einfach Einzelmaßnahmen kommuniziert werden und dass nicht irgendeine ökologische Maßnahme, die kaum nachvollziehbar und schwer überprüfbar ist, herausgepickt wird. Am Beispiel der Bio-Heumilch von Zurück zum Ursprung zeigt sich so, dass Ursprungs-Heumilchbetriebe bis zu 73 % besser bei Artenvielfalt, bis zu 45 % besser bei Wirtschaftlichkeit, bis zu 64 % besser bei regionaler Wertschöpfung und bis zu 62 % besser bei Lebensmittelqualität sind als konventionelle Betriebe aus derselben Region.

zurueckzumursprung.at


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Sabine Schlimm

Gesucht: Ersatz für ein Multitalent Luftig, billig, vielseitig: Lange war Styropor ein Lieblingsmaterial der Industrie. Nachteile für Umwelt und Gesundheit – geschenkt. Das hat sich geändert. Inzwischen gibt es für jeden Anwendungsfall ökologischere Alternativen. Was taugen sie – und wann werden sie den Plastikschaum verdrängt haben?

Bild istock.com /  gueritos

Z

ugegeben, das Material macht es der Konkurrenz nicht leicht. Der Erfolg von expandiertem Polystyrol (eps), besser bekannt unter dem Markennamen Styropor, verdankt sich schließlich seinen vielen ausgesprochen praktischen Eigenschaften: Der aufgeschäumte Kunststoff ist superleicht, billig in jeder beliebigen Form herzustellen, dämpft Stöße hervorragend ab und besitzt die Fähigkeit, Kaltes kalt und Heißes heiß zu halten. Allerdings steht auf der Negativseite eine mindestens ebenso beeindruckende Liste. eps wird viel zu selten recycelt, weil schon das riesige Volumen des Schaumstoffs den Transport zu geeigneten Anlagen enorm teuer macht. Dafür gelangt er nur allzu leicht in die Umwelt, weil Verpackungen »fliegen gehen«. Dort zerbröseln sie im Lauf der Zeit, ohne aber zu verrotten. Die kleinen Kunststoffkügelchen wirken auf Fische, Vögel und andere Lebewesen wie Futter – ein fataler Irrtum. So richtig gesund ist eps übrigens auch für uns Menschen nicht, denn aus Polystyrol löst sich immer wieder das hochgiftige Styrol. Außerdem wird dem Grundmaterial meist noch ein ganzer Chemiecocktail zugesetzt, um bestimmte Eigenschaften zu erreichen, und viele dieser Stoffe werden zumindest in Spuren auf den Verpackungsinhalt übertragen.

» Es gibt heute im Bereich Verpackung keinen Grund mehr, eps einzusetzen. Und tatsächlich ist der Einsatz drastisch zurückgegangen.« – Chemiker Michael Braungart, Gründer des Hamburger epea-Instituts Weg vom weiSSen Schaum »Es gibt heute im Bereich Verpackung keinen Grund mehr, eps einzusetzen«, erklärt Chemiker Michael Braungart, der als Gründer des Hamburger epea-Instituts Unternehmen bei der Entwicklung umweltfreundlicher Produkte und Materialien berät. »Und tatsächlich ist der Einsatz drastisch zurückgegangen.« Stimmt. Beim Nachdenken fällt auf, dass sich in den letzten Jahren einiges verändert hat. Äpfel liegen jetzt in Papp- statt Styroporschalen (allerdings allzu oft immer noch unter Plastikfolie), weiße Schaumstoffbecher

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Kunststoffschaum auf Biobasis Es geht. Die naheliegendste Alternative ist schlicht ein anderer geschäumter Kunststoff, aber einer auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen. Im Fall von BioFoam, hergestellt von der niederländischen Firma Synbra, sind das Stärke und Zuckerrohr, aus denen Biopolymere auf Basis von Milchsäure gewonnen werden. Das Endprodukt sieht eps täuschend ähnlich (wird zur besseren Unterscheidung aber grün eingefärbt) und besitzt ähnliche Eigenschaften. Der entscheidende Unterschied: Es kann wieder zu Nährstoff für Pflanzen werden – jedenfalls theoretisch, wenn es in eine leistungsfähige industrielle Kompostierungsanlage gelangt. Und das wiederum setzt voraus, dass es nicht doch fälschlich im Kunststoffmüll landet, wie es bei Biokunststoffen leider oft passiert.

es sich. Nicht um die Fruchtkörper allerdings, sondern um das Myzel, also den eigentlichen Pilzorganismus. Er wächst um ein Substrat aus landwirtschaftlichen Abfällen herum. Maisblätter, Reishülsen oder Baumwollsamenkapseln werden dazu in eine Form gefüllt. Sobald der Pilz diesen Nährboden mit seinen feinen Myzelfäden vollkommen durchzogen hat, wird die Masse erhitzt und damit getrocknet. So entsteht ein sehr leichtes, stabiles Material mit sehr guten Dämmeigenschaften, das sich in beliebigen Formen züchten lässt. Hat es seinen Zweck erfüllt, kann es zudem einfach kompostiert werden – und zwar ohne industrielle Anlage, einfach im eigenen Garten. Ecovative listet bekannte Firmen wie Dell oder Ikea als KundInnen auf. Im deutschsprachigen Raum wird der Pilzschaumstoff allerdings bisher nicht in Computer- oder Möbelverpackungen eingesetzt. Es ist zu hoffen, dass die Pilztechnologie bald auch in Europa aufgegriffen wird.

Leicht, formstabil, nachwachsend: Material auf Pilzbasis Diese Gefahr dürfte bei dem Material, das die Gründer des New Yorker Start-ups Ecovative entwickelt haben, eher gering sein. Nach Plastik sieht hier nichts aus. Nach Pilzen allerdings auch nicht, aber genau darum handelt

Leicht, stabil und stoßdämpfend ist das Material aus Pilzmyzel, das Ecovative entwickelt hat.

Bild Istock.com / Kichigin, Ecovative

sind aus der hiesigen Coffee-to-go-Kultur verschwunden, und selbst die Fast-Food-Riesen stecken ihre Burger inzwischen in Pappboxen. Aber der neu gekaufte Bildschirm liegt im Karton immer noch in einer schützenden Umhüllung aus eps, das Gleiche gilt für andere Elektro- und Elektronikprodukte – und nicht nur die. Geht das auch anders?


Nachwachsende Rohstoffe können in vielen Fällen das Erdölprodukt Polystyrol ersetzen – und nach Gebrauch wieder in den biologischen Kreislauf zurückkehren.

Traditionelles Material wiederentdeckt Während die Verwendung von Pilzmyzel einiges an Entwicklungsarbeit erfordert, kommen andere Styroporalternativen ziemlich low-tech, aber deshalb nicht weniger effektiv daher: Die Firma Landpack verarbeitet Stroh oder Hanf, gepresst oder lose in Hanfvliese gefüllt, zu isolierenden und stoßdämpfenden Packelementen. Arne Bläsing, Geschäftsführer des Fleischversenders Elbwild, berichtet von seinen Erfahrungen damit: »Ich wollte von Anfang an eine Verpackung, die nachhaltig ist und damit zu meinem Unternehmen passt. Bei meinen Kunden kommt das gut an. Und selbst das Veterinäramt war begeistert, denn die Kühlkette wird nicht unterbrochen. Die Kältewerte sind ähnlich wie bei Styropor.« Die Packelemente nimmt er wieder zurück, um sie mehrfach zu verwenden. Zum Schluss kann das Stroh mitsamt Hanfvlies einfach kompostiert werden.

Multitalent Karton Doch für die meisten Anwendungen bietet sich als epsErsatz ein alter Bekannter an: Karton. Immer raffinierter werden die Faltungen, Aussparungen und Einsätze in Transportkartons, immer effektiver beim Abfangen von Stößen auch für empfindliche Güter. Für andere Anwendungen kann Papiermasse sogar in Form gespritzt oder aufgeschäumt werden. Und das Recycling von Pappe und Papier ist Routine; angefangen bei der gut eingeübten Mülltrennung durch die VerbraucherInnen. Leider finden sich allerdings in Recyclingpapier und -karton zunehmende Konzentrationen giftiger Druckfarben und Papierbeschichtungen, die Kartonverpa-


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» Jede Umstellung kostet Geld und bedeutet Aufwand, zum Beispiel für neue Maschinen oder größere Umverpackungen, von den höheren Kosten für das Material einmal abgesehen.« – Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts

ckungen für Lebensmittel zum Gesundheitsrisiko werden lassen. »Das passiert, wenn man die Produktentwicklung nicht vom Ende her denkt«, konstatiert Braungart, der seit über dreißig Jahren daran forscht, wie sich Materialien so in immerwährenden Nutzungskreisläufen führen lassen, dass weder Umwelt noch Menschen Schaden nehmen – ja, dass beide sogar einen Nutzen davon haben. Beispiele gibt es genug – auch in Sachen eps-Alternativen. Braungart gerät fast ins Schwärmen, als er aufzählt: Statt als Füllmaterial die früher üblichen Styroporflocken zu verwenden, können aufgepoppte Mais­ chips erst empfindliche Waren schützen. Werden sie nach Gebrauch als Hühner- oder Schweinefutter verwertet, werden die produzierten Kalorien sogar sinnvoll eingesetzt. Eine andere Idee sind Vliese, die erst empfindliche Elektronik beim Transport schützen und danach als Mulchvliese in der Landwirtschaft Pflanzen vor Unkraut und Böden vor dem Austrocknen schützen, um schließlich untergepflügt zu werden und sich zu zersetzen.

Reichlich Alternativen – in der Theorie Manche dieser eps-Alternativen mögen noch exotisch wirken. Aber fest steht: Die Ideen sind da, die Technologie ebenfalls, und die Veränderungen kommen ins Rollen. Fragt sich also, warum immer noch so viele Fir-

men aufgeschäumtes Polystyrol in Verpackungen einsetzen. »Das Material ist einfach zu verarbeiten, leicht, kostengünstig, und es erfüllt die benötigten Anforderungen, beispielsweise im Hinblick auf die gewünschte Isolierwirkung oder die Resistenz gegen Feuchtigkeit«, erklärt Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi), einer Lobbyorganisation der Verpackungswirtschaft. »Außerdem gilt auch hier: Never change a running system. Denn jede Umstellung kostet Geld und bedeutet Aufwand, zum Beispiel für neue Maschinen oder größere Umverpackungen, von den höheren Kosten für das Material selbst einmal abgesehen. In den meisten Fällen wollen aber weder die Unternehmen noch die VerbraucherInnen mehr zahlen.« Die Kosten also. Liegt da der unüberwindliche Knackpunkt? eps ist ja vor allem deshalb so billig, weil die Produktionsprozesse über Jahrzehnte hinweg optimiert wurden und weil das Material – auch für die Wärmedämmung – in so großer Menge hergestellt wird. Je stärker die Alternativen nachgefragt werden, desto effizienter dürfte auch ihre Herstellung werden. Bleibt also, für eine größere Nachfrage zu sorgen. Ein Anfang wäre es, wenn VerbraucherInnen gegenüber Handel und Industrie deutlich machten, dass sie es zu schätzen wissen, wenn ihre Produkte mit giftfreien, nachhaltigen Materialien verpackt werden.

Bild Istock.com / malerapaso

Letztlich ist die nachhaltigere Alternative zu Styropor für viele Anwendungen ein alter Bekannter: Karton.


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Höchste Zeit für deine Stimme gegen Wegwerf-PLASTIK.

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plastik.greenpeace.at

* Mit deiner SMS erklärst du dich einverstanden, dass Greenpeace deine Telefonnummer zur Kontaktaufnahme für diese Kampagne erheben, speichern & verarbeiten darf. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft per Nachricht an service@ greenpeace.at oder Greenpeace, Fernkorngasse 10, 1100 Wien widerrufen werden. SMS-Preis laut Tarif, keine Zusatzkosten.


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Irina Zelewitz

Guter Kunststoff, schlechter Kunststoff. Der Gründer des Plastikfreisiegels Flustix, Malte Biss, erweist sich im Interview als Freund des Kunststoffs – dort, wo er gebraucht wird. Und er plädiert dafür, stärker zwischen Kunststoffen verschiedener Qualität zu differenzieren.

L

ange schien ein Verbot von Wegwerfplastik in der EU etwa so greifbar wie ein Stopp der Förderungen von Atomstrom. Und nun kommt es doch, auch wenn der Begriff Einmalplastik noch sehr eng gefasst ist: Zumindest das Europäische Parlament hat im Oktober für ein Verbot bestimmter Einwegprodukte aus Plastik gestimmt. Malte Biss, Gründer der Flustix-Initiative, welche plastikfreie Produkte auszeichnet, hat den Gesetzgebungsprozess auf EU-Ebene teils aus der ersten Reihe verfolgt. Mit biorama hat er über die Stärken und Schwächen der derzeitigen Gesetzeslage gesprochen und darüber, wohin die Reise mit dem Plastik noch gehen wird.

dig ist. Die Richtlinie wird auch nicht das große Müllproblem lösen, das durch mehrfach verpackte Produkte entsteht. In anderen Weltregionen gibt es schon längst bestimmte Plastikverbote. Wie lange wird schon ernsthaft auf EU-Ebene über ein Verbot von Einwegplastik diskutiert? Seit 2015, und im Jahr 2017 wurde es konkret. Die EU-Kommission hat besonders unseren Vorstoß, Plastikfreiheit erstmalig zu definieren, interessant gefunden und gutgeheißen, denn damit ist ein Anfang gemacht.

Bild Privat

biorama: Welche Probleme löst die Einwegplastik-Richtlinie? malte biss: Die Wirtschaft und die Industrie haben schon reagiert. Rewe und Lidl haben gleich freiwillig Plastiktrinkhalme aus dem Sortiment genommen, noch bevor das EU-Parlament abgestimmt hat. Welche Probleme löst sie nicht? Ein Problem: Bis 2021 löst sie direkt einmal gar nichts, erst dann wird die Richtlinie auch rechtlich greifen. Aber grundsätzlich: Die EU-Richtlinie wird nicht verhindern, dass die in der Region angebaute Tomate in Plastik verpackt wird, obwohl das nicht notwen-

Malte Biss Malte Biss hat 2017 die BILDRedaktion verlassen und Flustix, eine Initiative zur Kennzeichnung von kunststoff- und plastikfreien Produkten in Deutschland und Österreich, gegründet.

Warum bedeutet plastikfrei in der Definition von Flustix nicht 100% plastikfrei? Kunststoffe wurden in den letzten Jahrzehnten so inflationär und sorglos von uns Menschen verwendet, dass diese überall in unserem Leben und Alltag zu finden sind. Da wir die Kreislaufwirtschaft befürworten, beispielsweise bei Papier und Kartonage, mussten wir auf 99,5 Prozent heruntergehen. Ansonsten könnten wir keinen Recyclingkarton mehr als Verpackung auszeichnen, denn im Recyclingprozess können Mikroplastikpartikel oder Kleberreste nicht gänzlich ausgefiltert werden. Die maximal 0,5 Prozent dür-


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34 fen aber einzig durch Kontaminationen, sprich: unbeabsichtigte Verunreinigungen, bedingt sein. Wie viel von dem, was möglich schien, wird nun in der Richtlinie vermutlich umgesetzt? Sie hat eine tolle Signalwirkung, aber alles steht und fällt letztlich damit, wie die Mitgliedsstaaten sie umsetzen. Parallel wird es spannend zu sehen: Wie viele Lücken gibt es noch? Insgesamt kratzt die EU-Richtlinie vorerst an der Oberfläche. In Deutschland geht man mit dem neuen Gesetz schon weiter (Deutsches Verpackungsgesetz, tritt mit Januar 2019 in Kraft, Anm.): Wenn ein Produzent einen Kunststoff verwendet, der nicht wieder in den Kreislauf zurückführbar ist, dann muss er künftig eine höhere Lizenzgebühr zahlen. Trinkhalme und herkömmliche Wattestäbchen sind nur Symbole. Auch in diesem Gesetz gibt es Lücken. Aber immerhin trägt es dem Umstand Rechnung, dass es um die Qualität der Kunststoffe geht. Ist Recycling die Lösung? Es braucht noch, bis alternative Werkstoffe im großen Stil für die Industrie vorhanden sind. Recycling der derzeitigen Werkstoffe ist die einzig vernünftige Übergangslösung. In der geplanten Dimension eine Übergangslösung? Recycling ist der Weg zum Ziel. Seit wir den Kunststoff erfunden haben, haben wir zehn Milliarden Tonnen davon produziert. Das ist ein Berg, so groß wie der Mount Everest. Von acht Milliarden davon wissen wir nicht, wo sie abgeblieben sind. Ein Elektroauto besteht bis zu 50% aus Kunststoff. Warum sollte das kein Recyclingkunststoff sein? Weil Recyclingkunststoff teurer ist als neuer? China wird in fünf bis zehn Jahren viel höhere Recyclingraten haben als wir in Europa. Und es wird den Weltmarkt mit Rezyklaten versorgen, preiswert und qualitativ ebenso hochwertiger wie frischer Kunststoff. Das wird spannend. Flustix kennzeichnet nicht nur plastikfreie Produkte, sondern berät auch Unternehmen bei der Umstellung ihres Sortiments. Wir sind keine Ingenieure. Viele Unternehmen interessieren sich dafür, bei ihren Produkten auf Plastik zu verzichten,

Die weltweite Kunststoffproduktion betrug 2016 jährlich 335 Millionen Tonnen, davon entfielen 60 Millionen Tonnen auf Europa – zwei Millionen mehr als im Jahr zuvor. Europa steht damit als Erzeugerstandort mit einem Fünftel der weltweiten Produktion im internationalen Vergleich auf Platz zwei hinter China. Die weltweite Nachfrage nach Kunststoff ist 2017 erneut deutlich gestiegen. In Europa ist Mitteleuropa Hauptabnehmer von Kunststoff, hier mit rund 25% Deutschland, gefolgt von Italien (14%) und Frankreich (10%). Der größte Kunststofferzeuger im Detail: 2017 wurden in Deutschland rund 21,8 Millionen Tonnen Kunststoff erzeugt, darunter 1,9 Millionen Tonnen Rezyklate. Zur Herstellung von Kunststoffprodukten wurden 14,4 Millionen Tonnen Kunststoff benötigt. 6,2 Millionen Tonnen Kunststoff sind als Abfall angefallen. Europa: Welche Branche verbraucht den meisten Kunststoff? Knapp 40%

Verpackungsindustrie

19,7%

Baugewerbe

10%

Automobilsektor

40,9% der Kunststoffverpackungen werden recycelt, 38,8% werden energetisch verwertet, sprich verbrann Quelle: PlasticsEurope, Report »Plastics – the Facts 2017«

und für eine Kennzeichnung ihrer Bemühungen durch ein Siegel – aber dabei, wie das aussehen könnte und wie man da hinkommt, brauchen sie Unterstützung. Ein Unternehmen brauchte etwa eine Lösung dafür, wie es Verpackungen verkleben kann. Denn Kleber haben oft eine Polymerbasis (Kunststoffbasis, Anm.). Wir konnten dafür beispielsweise eine Lösung aus Faltkarton finden und damit auf den Kleber verzichten. Nun hat das Unternehmen innerhalb eines Vierteljahres auf Plastikfreiheit umgestellt.

Flustix-Siegel: Nicht bei allen Produkten ist auf den ersten Blick erkennbar, ob sie Kunststoff enthalten. Flustix hat daher ein Siegel entwickelt und auf den deutschen und den österreichischen Markt gebracht, erste Produkte sind im Handel. Eines der Siegel zeichnet plastikfreie Verpackung aus, auch wenn der Inhalt Kunststoff enthält.


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03. Oktober 2018 – 08. September 2019 www.wiressendiewelt.org


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Thomas Weber

Einmal nachfüllen, bitte! Erst waren verpackungsfreie Läden, dann tauchten Abfüllstationen in Biosupermärkten auf. Nun testet sogar die Drogeriemarktkette DM, ob wir bereit sind, mit leeren Flaschen zum Abfüllen in die Läden zu kommen. Es komme dieser Tage durchaus vor, dass die eine oder andere Kundschaft ihre Filialen schäumend verlasse, gesteht Petra Gruber, die Geschäftsführerin der Drogeriemarktkette DM. Sorgen bereitet das der Geschäftsleitung allerdings keine. Denn nicht Wut bringt die Menschen zum Schäumen, sondern deren Experimentierfreude. Seit Herbst bietet DM in ausgewählten Filialen Refill-Stationen an. Wer einmalig eine Kunststoffflasche kauft, kann dort künftig Biowasch- und -geschirrspülmittel direkt ins wieder mitgebrachte Gebinde abfüllen. Erste Reaktionen waren positiv, auch Social Media zeigten sich begeistert. Das Schäumen hat einen ganz profanen Hintergrund: »Es kann vorkommen, dass die Flüssigwaschmittel und Geschirrspül-

mittel leicht schäumen, wenn die Nachfüllflasche nicht vollständig getrocknet ist oder wenn die Abfüllstation frisch durchgespült wurde.« Neben der Kundschaft sammelt auch die Belegschaft Erfahrung und entwickelt die Abfüllspender weiter. Im Test bleibt die Sache vorerst auf zwölf Filialen beschränkt. Rund ein Jahr will man den Refill-Versuch genau beobachten. Danach sei eine Ausweitung auf bis zu 100 Filialen denkbar. Bei 400 Standorten allein in Österreich bedeutet das zwar, dass DM auf absehbare Zeit nicht zur Zero-Waste-Drogerie wird. Doch, so Petra Gruber: »Denkbar wäre das Konzept auch in gewissen Körperpflege-Kategorien wie Duschgels oder Haarshampoos.« Dass man auch beim Mitbewerber bipa über Abfüll-

Bild Leon Enrique

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Refill


Umweltfreundlich heizen: Ja, bitte! stationen nachdenkt, davon ist auszugehen. Immerhin gehört die Parfümeriekette zur Rewe-Gruppe, die sich unter ihrem neuen Vorstand in Österreich eine schrittweise »Raus aus Plastik«-Strategie verordnet hat. Aktuell seien zwar keine Abfüllstationen geplant. Speziell bei der Eigenmarke »bi good« setze man aber auf umweltverträgliche Verpackungen mit höchstmöglichem Recyclinganteil, Etiketten aus Papier, Holzfaser und Kalkstein sowie Waschmittelflaschen aus Formfaser, deren dünner Plastikinnenbeutel wiederverwendet werden kann.

Feldversuch an der Öl-Bar Naturgemäß voraus sind Teile der Biobranche, wo beispielsweise Hersteller wie Uni Sapon bereits seit 1984 ökologische Putzmittel ganzheitlich denken. Der Vorarl­berger Familienbetrieb gehört mit seinen Produkten und Recycling-Handelsgebinden fix ins Sortiment der verpackungsfreien Läden im deutschsprachigen Raum. Bereits im Februar 2018 hat die Ölmühle Moog, ein Biobetrieb seit 1984 und bekannt für seine Marke »Bio Planète«, auf der Biofach-Messe in Nürnberg ihren Prototyp für Öl-Bars vorgestellt. Bis Jänner 2019 noch wird in drei Bioläden in Dresden, München und Fürth beobachtet, ob der in Frankreich entwickelte und bewährte Shop-in-Shop-Bausatz einer BiosalatölTankstelle zum Selbstabfüllen in Glasflaschen auch in Deutschland angenommen wird. Danach kann die Öl-Bar von allen Bioläden bestellt werden. »Wir sind gespannt, wie die KundInnen unser Konzept annehmen werden«, sagt Vertriebsleiter Philipp Plüschke. »Wir sehen hier eine sehr gute Möglichkeit für den Fachhandel, sich vom konventionellen Lebensmitteleinzelhandel abzuheben.«

In zwölf Filialen in Österreich testet DM derzeit, wie gut Refill-Stationen wie diese angenommen werden. Derzeit verfügbar: Handspülmittel und Waschmittel.

Mit dem rot-heiß-roten Online-Heizungsplaner Seit 2018 können sich umweltbewusste Häuslbauer und Heizungssanierer über ein neues, cleveres Onlinetool freuen. Der Heizungsplaner auf www.rot-heiss-rot.at sticht aus der Masse der bisherigen Heizungsrechner erfrischend positiv hervor. Er liefert nämlich nicht nur eine realistische Einschätzung der Investitions- und Betriebskosten für ein neues Heizsystem. Er spricht auch Empfehlungen für das am besten geeignete Heizsystem aus. Außerdem begründet er das Ergebnis. Benutzerfreundlich ist das Tool obendrein und funktioniert in der PC-Variante genauso gut wie auf mobilen Endgeräten. Ohne Registrierung oder ähnliches Pipapo. Die neue rot-heiß-rote Onlineplattform ist übrigens eine Eigenproduktion der HSH-Installatöre. Fazit: Der neu entwickelte Online-Heizungsplaner auf www.rot-heiss-rot.at ist ein cleveres, benutzerfreundliches Tool. Man bekommt einen sehr guten Überblick über Möglichkeiten, Investitionsrahmen, Betriebskosten und Umweltfreundlichkeit von Heizsystemen für sein Haus. Wir sagen: Am besten gleich ausprobieren!

www.rot-heiss-rot.at


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Elektroschrott-Entsorgung

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Martin Mühl

AltgeräteRecycling Auf wirtschaftlicher Basis organisiert bereiten Betriebe in Österreich Altelektrogeräte auf und führen die Rohstoffe wieder der Industrie zu.

A

uch ein Rekord: 116.400 Tonnen Elektroaltgeräte (eag) aus Haushalt und Gewerbe wurden 2017 in Österreich gesammelt – und damit erstmals die 100.000-Tonnen-Grenze überschritten. Dies entspricht einer Menge von 13 Kilogramm pro EinwohnerIn. Um derlei Zahlen EU-weit vergleichbar zu machen, wurde 2016 eine neue Berechnungsmethode eingeführt: Die Sammelmasse wird nun als Prozentzahl gegenüber den in den drei Vorjahren in Verkehr gesetzten Neugeräten angegeben. Diese Quote muss laut Vorgabe bei 45 Prozent liegen. Laut der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (eak), die in Österreich die Koordinierung der Abholung der gesammelten Elektroaltgeräte und Altbatterien durchführt, liegt Österreich aktuell mit einer Quote von 62,5 Prozent im europäischen Spitzenfeld. Es gibt aber auch in Österreich Geräte, die nicht ordnungsgemäß entsorgt werden und 15.000 Tonnen an Elektroaltgeräten werden laut Statistik illegal ins Ausland exportiert. Dazu muss man sagen: In anderen Bereichen, etwa bei Altautos, wird davon ausgegangen, dass rund 10.000 Altfahrzeuge nicht der ordnungsgemäßen Aufbereitung zugeführt werden. Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der eak, über die Sammelquote: »Österreich ist im Bereich der Sammlung der eag sehr gut aufgestellt und war immer mit den Sammelergebnissen im Spitzenfeld. Die Sammelquote im Jahr 2017 betrug durch die Hinzurechnung zusätzlicher Sammelquellen

für Elektrogroßgeräte rund 62,5 Prozent nach dem von der EU vorgegebenen Berechnungsschema.« Ab 2019 gibt es ein neues, von der EU vorgegebenes Ziel von 65 Prozent. Auch Marion Mitsch, Geschäftsführerin der vor allem Altkühlgeräte recycelnden ufh Holding, sieht Österreich auf gutem Weg und spricht internationale Standards an, die in Österreich vielfach zum Einsatz kommen: »Österreich ist im internationalen Vergleich


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Kühlschränke und andere Kühlgeräte werden ob ihres großen Leervolumens meist vergleichsweise regional aufbereitet und nur kurze Strecken transportiert.

Bild EAK/Schedl

» Trotz des sehr dichten Sammelnetzes von mehr als 2.000 kommunalen Sammelstellen in Österreich obsiegt – vor allem in den Städten – oft die Bequemlichkeit und ein Teil landet im Restmüll oder verschwindet in Laden im Haushalt.« – Elisabeth Giehser, eak Geschäftsführerin sehr gut aufgestellt. Das betrifft sowohl die Sammelquoten als auch die Verwertungszahlen. Mit unserer Kühlgeräte-Recyclinganlage zählen wir europaweit zu den Besten. Das eingesetzte Kryokondensation-Verfahren ist besonders umweltfreundlich. Auch das Weeelabex-Zertifikat garantiert Entsorgung auf höchstem und modernstem Niveau.« Der Weeelabex-Standard wurde auf Initiative des weee-Forums – Waste Electri-

cal and Electronic Equipment der Europäischen Vereinigung für Sammlung, Behandlung, Recycling und Verwertung von Altgeräten sowie zum Monitoring von Behandlungsbetrieben – gestartet.

Smartphone-Pfand? Deutschland hat 2016 die angesprochene Quote mit einem Ergebnis von 44,95 Prozent – dies entspricht 9,5 Kilogramm Elektroschrott pro EinwohnerIn –knapp, aber doch verfehlt und sieht sich damit für das Erreichen der 65 Prozent ab 2019 vor eine große Aufgabe gestellt. Verantwortlich gemacht wird dafür der Handel mit zu geringen Rücknahmequoten, aber auch die Politik, die die Rücknahme nicht flächendeckend umsetzt und einfach genug gestaltet. Diesen Zustand kritisiert auch die Deutsche Umwelthilfe (duh): »Deutschland entwickelt sich zum neuen Sorgenkind der EU. Die Grenzwerte für sauberes Wasser und saubere Luft werden bereits seit Langem nicht eingehalten. Jetzt wird auch die Mindestvorgabe für die Sammlung des oft mit Schadstoffen belasteten Elektroschrotts gebrochen. Dabei wurde das Sammelziel mit 45 Prozent im Jahr 2016 von der EU besonders niedrig angesetzt«, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der duh. Seit dem 24. Juli 2016 sind HändlerInnen ab einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern für Elektrogeräte zur Rücknahme ausgedienter Geräte verpflichtet. Kürzlich veröffentlichte Ergebnisse von Testbesuchen der duh zeigen, dass viele HändlerInnen die Rücknahmepflichten boykottieren. Im Gegensatz zu Österreich und anderen Ländern gibt es in Deutschland zwar Rücknahmesysteme, es sind aber die HerstellerInnen, die dafür sorgen müss-


ten, dass sie Recycler mit der Verarbeitung beauftragen. Die Kosten dafür haben da wie dort die HerstellerInnen zu tragen, es gibt aber nicht wie in Österreich ein System, in dem KonsumentInnen beim Kauf eines Geräts eine Plakette für deren Recycling bezahlen. »Mittelfristig muss für Elektrogeräte ein Pfand erhoben werden«, so Resch. In Irland und Portugal liegt die Quote bei 54 Prozent, in Kroatien und Schweden bei 61 Prozent. dynamowien

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» Die durch das Recycling gewonnenen sogenannten Sekundärrohstoffe werden verkauft und in den Kreislauf zurückgeführt.« – Marion Mitsch, uhf Geschäftsführerin 25.11.18 15:59

Bild UHF

Die Sammlung und Verwertung der Elektro- und Elektronikaltgeräte sowie der Gerätealtbatterien erfolgt zum größten Teil über Verträge mit einzelnen Sammelstellenbetreibern, Regionalverbänden und den Bundesländern. Das Recycling selbst ist operativ vielfach Aufgabe der Abfallwirtschaft. Im Bereich Altelektrogeräte sind dies verschiedene Unternehmen: angefangen von Familienbetrieben, die seit vielen Jahrzehnten in der Schrott- und Metallaufbereitung tätig sind, über jüngere Unternehmen, die aufgrund kommender EU-Richtlinien von informierten Kreisen gegründet wurden, bis zu tendenziell noch forschenden Unternehmen im Kunststoffrecycling. Sie finanzieren sich einerseits über die Lizenzentgelte, die beim Kauf eines Geräts fällig werden, andererseits über den Wiederverkauf der gewonnenen Altrohstoffe, die wieder der Produktion zugeführt werden. »Der Großteil der Recyclingwirtschaft in Österreich ist nicht auf Förderungen aufgebaut, lediglich im sozialökonomischen Bereich erfolgt ein Zuschuss vom Sozialstaat – meist um Langzeitarbeitslose wieder zurück ins Arbeitsleben zu führen. Die Sammlung und Verwertung wird durch die Lizenzentgelte finanziert, die HerstellerInnen und ImporteurInnen an die Sammelsysteme in Österreich bezahlen müssen, wenn sie ihre Produkte in Verkehr setzen«, erklärt Elisabeth Giehser. Marion Mitsch sagt dazu: »Die Einnahmen


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Elektroschrott-Entsorgung

41 setzen sich einerseits aus den Entsorgungsbeiträgen der Sammel- und Verwertungssysteme für das Recycling der gesammelten Geräte zusammen und andererseits zum Großteil aus den Rohstofferlösen. Die durch das Recycling gewonnenen sogenannten Sekundärrohstoffe werden verkauft und in den Kreislauf zurückgeführt. Wir betreiben eine Onlineplattform für Sekundärrohstoffe, die europaweit VerkäuferInnen und KäuferInnen von Sekundärrohstoffen zusammenbringt: secontrade.com.« Die durch die Digitalisierung bedingte Ausweitung des Onlinehandels mit Sekundärrohstoffen fördert den Einsatz von Recyclingmaterial in der Industrie – und bringt damit Einsparungen von Primärrohstoffen in der Fertigung und eine Steigerung der Ressourceneffizienz sowie der Rohstoffproduktivität. Grundsätzlich ist die Altstoffwirtschaft ein sehr regionales Geschäft, nicht nur, aber auch, weil zum Beispiel Kühlschränke durch die großen Hohlräume teuer zu transportieren sind. Marion Mitsch von ufh: »Die Regionalität spielt eine große Rolle, rund 80 Prozent der von uns behandelten Kühlgeräte stammen aus Österreich. Hier ist natürlich die Logistik ein wesentlicher Kostenfaktor.« In der Aufbereitung – also in erster Linie dem Zerlegen von Altgeräten in ihre Bauteile und unterschiedlichen Stoffe – basiert viel auf alten physikalischen Methoden, die etwa LandwirtInnen früher zur Trennung von Spreu und Weizen nutzten. Dazu kommen elektronische Methoden wie etwa Farberken-

Umweltbildung Die eak setzt sich für eine verstärkte Umweltbildung in Schulen ein, um schon Kindern die Relevanz von Recycling nahezubringen. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Elektroaltgeräte- und Altbatterien-Schulkoffer, der 2014 gemeinsam mit Österreichs AbfallberaterInnen entwickelt wurde. Neben altersgerechten Lehrmaterialien enthält er auch Proben von geschredderten Metallen und Kunststoffen. Seit 2018 organisiert die eak pro Jahr 2–3 große Schulprojekte gemeinsam mit den jeweiligen Abfallwirtschaftsverbänden, bei denen sich gesamte Schulstandorte bei mehrtägigen Workshops, Exkursionen und Schüler-Pressekonferenzen intensiv mit dieser Thematik beschäftigen und die SchülerInnen insbesondere lernen, dass Elektroaltgeräte und Altbatterien keinesfalls in den Restmüll geworfen werden dürfen, sondern getrennt gesammelt und an den Sammelstellen abgegeben werden sollen.


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Elektroschrott-Entsorgung

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Mit Methoden, die oft auf einfachen psysikalischen Prinzipien basieren und schon lange in der Landwirtschaft eingesetzt werden, werden die Altgeräte in ihre Grundstoffe zerlegt.

nung und bei Kunststoffen chemische Prozesse. Werden Altgeräte illegal – etwa nach Afrika – exportiert, werden sie der dortigen Abfallwirtschaft zugeführt. Zum Großteil arbeitet diese deutlich weniger umweltschonend und stellt ein gesundheitliches Risiko für die auf diesen Halden arbeitenden und lebenden Menschen dar. Die eak appelliert so aus mehreren Gründen immer wieder »an die Bevölkerung, Elektroaltgeräte nicht an informelle/illegale SammlerInnen weiterzugeben und Elektroaltgeräte und Altbatterien keinesfalls in den Restmüll zu werfen«. Wenn es generell um die Vermeidung von Müll geht, müssen auch die ProduzentInnen in die Pflicht genommen werden, hier spielen nicht nur Themen wie geplante Obsoleszenz eine Rolle, sondern auch das gerade erst wieder in Mode kommende Reparieren von Geräten. Denn, so Marion Mitsch, auch »die Industrie ist gefordert, bereits beim Produktdesign auf die Recyclingfähigkeit der Geräte zu achten«. Auch wenn KonsumentInnen durch ihr Kauf- und Entsorgungsverhalten viel beeinflussen können, manches ließe sich auch in größeren Zusammenhängen ändern. Etwa durch politische Entscheidungen und gesetzli-

» Mittelfristig muss für Elektrogeräte ein Pfand erhoben werden.« – Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der duh

che Regelungen, die den ProduzentInnen vorschreiben oder diese motivieren, Geräte besser reparierbar zu machen, geplante Obsoleszenz vielleicht auch verbieten. Oder durch Maßnahmen wie den Verzicht auf die Mehrwertsteuer bei Reparaturservices. Auch Entwicklungen verändern die Branche und hier gibt es durchaus die berechtigte Hoffnung, dass sich international noch viel im Bereich Technologie tun wird. So wird etwa der leichte Rückgang der Sammelmenge bei Batterien auf eine länger werdende Nutzungsdauer zurückgeführt. Die chemische Zusammensetzung von Gerätebatterien hat sich durch Lithiumbatterien stark verändert. War vor zehn Jahren noch die Schadstoffbelastung – vor allem durch Nickel-Cadmium-Batterien, aber auch durch quecksilber- und bleihaltige Batterien – ein Thema, hat sich das Risiko nun eher auf mögliche Brandgefahren verlagert. Dies stellt die Abfall­wirtschaft vor große Herausforderungen und Investitionen, um die Recyclinganlagen vor Brandgefahren zu schützen. Aber auch das seit vielen Jahrzehnten kommunizierte Problem mit dem Sammeln von Batterien existiert noch immer: »Trotz des sehr dichten Sammelnetzes von mehr als 2.000 kommunalen Sammelstellen in Österreich obsiegt – vor allem in den Städten – oft die Bequemlichkeit und ein Teil der Batterien landet im Restmüll oder verschwindet in Laden im Haushalt«, benennt Elisabeth Giehser das Problem. Die eak setzt hier auf Aufklärung. Sie sieht gerade in Großstädten noch viel Aufholbedarf und informiert nicht nur über Sammelstellen, sondern auch darüber, dass Altgeräte nicht Müll sind, sondern auch wertvolle Ressourcen beinhalten.


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Eco design

Pay per wash Wie ein Social Entrepreneur neue Standards für langlebige Elektrogeräte erkämpft und an der »100-jährigen Waschmaschine« schraubt. Text

Thomas Weber

H

inter vorgehaltener Hand haben Sepp Eisenriegler sogar IndustrievertreterInnen, deren Vorgehen der unternehmerische Aktivist aus Wien sonst tatkräftig konterkariert, bereits gratuliert. Man wisse natürlich längst, dass es mit den immer kürzeren Nutzungszeiten von Elektrogeräten so nicht weitergehen könne. Mit der Obsoleszenz – also dem kalkulierten Verschleiß von Produkten, damit möglichst rasch neue Gerätschaft gekauft werden muss – hat es die Branche übertrieben. Von sich aus könne aber kein Hersteller den Wettbewerbsnachteil besonders langlebiger Geräte riskieren. Das Engagement Eisenrieglers, in dessen Reparatur und Service Zentrum (r.u.s.z.) Langzeitarbeitslose im Reparaturhandwerk ausgebildet werden und wo kaputten Geräten zu einem »Second Life« verholfen wird, setzt gleich in vielerlei Hinsicht neue Standards.

Bild Istock.com / Jo Lin, BSH Hausgeräte Gesellschaft mbH

Dienstleistung statt Elektroschrott Einerseits bietet das r.u.s.z. die Produktdienstleistung »saubere Wäsche« an. Wer ein Wäsche-Abo nimmt, bekommt eine hochwertige Waschmaschine geliefert, zahlt im ersten Jahr monatlich 18 Euro Miete – und sowohl Waschmaschine als auch nötige Wartungsarbeiten bleiben im Verantwortungsbereich von Eisenriegler. Nach einem Jahr wird beim Service ausgelesen, wie oft tatsächlich gewaschen wurde. Wer weniger als vier Mal wöchentlich gewaschen hat, zahlt fortan reduzierte Mietpreise. Bei mehr Waschgängen erhöht sich die Miete. Eisenriegler spricht von »Pay per Wash«, weil es sonst »unfair wäre, wenn ein altes Mutterl gleich viel zahlen müsste wie eine WG oder eine Großfamilie«. 50 Abos wurden bislang abgeschlossen. Storno gab es kein einziges. Vom Leasingmodell einiger Waschmaschinenhersteller unterscheidet sich das Saubere-Wäsche-Angebot dadurch, dass das Abo seitens des r.u.s.z. unbe-

fristet läuft. »Bei den Leasingangeboten der Industrie gehen die Waschmaschinen nach fünf Jahren ins Eigentum der Nutzer über – also genau dann, wenn statistisch eigentlich die gröberen Reparaturen losgehen.« Im Interesse Eisenrieglers hingegen sind möglichst langlebige, reparaturfreundliche Waschmaschinen. Ein Forschungsprojekt, das Sepp Eisenriegler gemeinsam mit dem Designer Peter Knobloch bei der orf-Nachhaltigkeitskampagne Mutter Erde eingereicht hat – und nun umsetzt –, nennt sich durchaus ernst gemeint »Die 100-jährige Waschmaschine«. Andererseits verkauft das r.u.s.z. an seinen Standorten in Wien (14., Lützowgasse 12–14) und Graz (Ägydigasse 15) auch besonders langlebige Geräte. »Auf Basis von Tests und aufgrund unserer langjährigen Reparaturerfahrung verkaufen wir deshalb Kaffeemaschinen von De’Longhi, Rührmaschinen von Kitchen­ Aid, Waschmaschinen von Miele und Siemens und Geschirrspüler von Bosch Siemens.« Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium sucht Eisenriegler nun auch international nach FranchisenehmerInnen für sein »So­ cial Franchising r.u.s.z.«, wofür bereits ein eigenes Franchisehandbuch verfasst wurde. Die Basis der konkreten Produktempfehlungen des r.u.s.z. ist eine von Eisenriegler gemeinsam mit dem österreichischen Umweltministerium und dem Normungsinstitut definierte, weltweit einzigartige Norm für die Messung von reparaturfreundlichem Design. Diese wiederum ist nun die Grundlage jener neuen EU-weit gültigen Norm, an der die cen-cenelec-Normungsinstitute der EU gemeinsam mit über 120 IndustrievertreterInnen arbeiten. Das Ziel – Material Efficiency for Eco Design of Energy Related Products – findet auch die Industrie gut. Zumindest hinter vorgehaltener Hand.

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Schrottplatz Afrika

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Irina Zelewitz Ilustration

Andrea Bauernfeind

»A PARADISE FOR BUSINESSMEN« Systemkritik: Der Film »Welcome to Sodom« ruft derzeit bildkräftig die Konsequenzen der Wegwerfgesellschaft ins Gedächtnis. Was macht unser Müll in Afrika?

D

er Stadtteil Agbogbloshie der westafrikanischen Millionenmetropole Accra bildet die Lebensgrundlage für rund 6.000 Frauen, Kinder und Männer. Und zwar als Elektromülldeponie, die von den BewohnerInnen auch Sodom genannt wird. Das Wort Deponie wird dem Treiben an diesem Ort allerdings nicht gerecht. Elektroschrott bedeutet dort vor allem: Kupfer, Eisen, Aluminium. Und somit eine Einnahmequelle für diejenigen, die diese Rohstoffe von den anderen Bestandteilen der Geräte trennen. Die simplen Techniken, mit denen diese Materialien gewonnen werden, haben verheerende Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, auf die Luft in Accra wie auch auf das Grundwasser.

Agbogbloshie ist nur einer von vielen solcher Orte. »Es gibt solche Deponien auch außerhalb Afrikas. In Indien und in China etwa«, erklärt Lisa Kernegger, Ökologin bei Global 2000. Der Elektroschrott, der sich auf diesen illegalen Deponien sammelt, ist auch, aber keineswegs nur aus der Region, in der sie sich befinden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist ein System gewachsen, das darauf basiert, dass nicht nur Europa, sondern maßgeblich auch die usa und Asien Elektroschrott in den globalen Süden exportieren. Dies erfolgt meist getarnt als Export noch funktionierender Elektroaltgeräte. Wie viele von ihnen einmal in Österreich oder Deutschland in Gebrauch waren, lässt sich nur schwer schätzen.


45 Die Deutsche Umwelthilfe beispielsweise schätzt, dass jährlich 400.000 Tonnen Elektroschrott illegal aus Deutschland exportiert werden. »Ein Großteil davon geht nach Afrika. Dort führt dessen wiederum illegale Entsorgung zu verseuchten Landschaften, kranken Menschen und unwürdigen Arbeitsbedingungen«, so die Organisation für Umwelt- und Verbraucherschutz. Aber wie lassen sich verhältnismäßig gut ausgebaute Recyclingsysteme für Elektroaltgeräte und gesetzliche Verbote des Exports von Elektroschrott mit diesen Exportmengen vereinbaren? Lisa Kernegger betont: »Ja, wir haben hier in Österreich, und auch in Deutschland, verhältnismäßig gut ausgebaute Systeme. Doch es werden auf diffuse Weisen Geräte zusammengekauft – online und offline – und diese dann international gehandelt.« Dass eines unserer Elektrogeräte in Afrika lande, sei wahrscheinlicher, als die meisten sich das vorstellten. Wenn sie genau wüsste, auf welchen Bahnen die defekten Altgeräte Europa verlassen, hätte sie schon Anzeige erstattet, sagt sie, sprich: Das weiß niemand so genau. Kernegger verweist auf nachgewiesene Fälle aus Deutschland und Spanien, in denen Geräte, die sich bereits im Recyclingsystem befunden haben, dieses sogar wieder verlassen haben und nach Afrika gelangt sind. Festzuhalten sei: Auch wenn unbekannt ist, wie viel auf den afrikanischen Deponien aus Österreich oder Deutschland stammt, sehr viel des Schrottes kommt aus Europa.

Der Elefant durchs Nadelöhr Vermutlich mehrere Millionen Tonnen – wie kann Schrott in diesen Mengen unbemerkt die europäischen Häfen verlassen? Die Strafen für die exportierenden Unternehmen wie auch für die Prüfunternehmen, die falsche Unterlagen zur Verfügung stellen, seien zu niedrig, aber vor allem seinen die Kontrollen schlicht zu we-

nige, ist Kernegger überzeugt: »Das ist simpel: Ein Risiko muss sich rechnen. Wenn man selten erwischt wird, geht das auf. Wenn man die Zulassung verliert, gründet man eben ein neues Unternehmen.« Nur eine Handvoll Kontrolleure ist in den großen europäischen Häfen dafür bereitgestellt, stichprobenartige Kontrollen der Containerinhalte in diesem Bereich durchzuführen. Die Ökologin weist darauf hin, dass auch beim Beladen der Container ein alter Trick zur Anwendung kommt: Der Elektroschrott wird zuerst geladen, dann kommt gegen Ende noch ein bisschen funktionierende Gebrauchtware dazu und bei einer Überprüfung ist ohne eine komplette Entladung des Containers dann auch nur die Gebrauchtware sichtbar und zugänglich. In dieser und auch in anderer Hinsicht vergleicht Kernegger den Handel von Elektroschrott mit anderen nur illegal handelbaren Warengruppen, etwa Drogen, und fasst zusammen: »Man kann Geld damit verdienen, und womit man Geld verdienen kann, das findet seine Wege.«

» Wir haben eine gute Gesetzgebung, aber es gibt zu wenig Kontrolle.« – Lisa Kernegger, Ökologin bei Global 2000


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Schrottplatz Afrika

46 In Österreich ist man stolz darauf, die Recyclingquote, die sich die Mitglieder der EU verordnet haben, mit 63 Prozent – derzeit noch – überzuerfüllen, auch in Deutschland geht es sich noch mit Ach und Krach aus. Sehr zufriedenstellen kann das noch nicht. Um den Anteil weiter zu steigern, wird derzeit vor allem auf Aufklärungsarbeit gesetzt. Und hier nicht nur auf Information zu sachgerechter Entsorgung, sondern auch auf eine umfassende Sensibilisierung für den Wert eines Produkts und der enthaltenen Rohstoffe. Nicht zuletzt, weil es unrealistisch scheint, dass wir uns unseren Elektromüll in Europa künftig sehr bald einfach behalten, auch wenn das Bewusstsein für den Wert der im Schrott enthaltenen Rohstoffe auch in Europa zunimmt und die Technologien zu deren Recycling laufend verbessert werden.

Angebot und Nachfrage Lisa Kernegger weist einmal mehr auf den systemischen Charakter des Problems hin: So etwa beim Produktdesign, das oft bewusst auf Wegwerfprodukt ausgelegt sei, von gezielten Anstrengungen punkto Reparierbarkeit und Upgradefähigkeit ganz zu schweigen. »Da sind natürlich auch die ProduzentInnen gefordert. In den Handys sind teilweise die Batterien verklebt! Stellen wir uns mal ein Auto vor, bei dem die Reifen oder die Autobatterie angeklebt wären. Und wenn davon etwas kaputt ist, muss ich das Auto wegschmei-

ßen.« Hier kämen aber auch die KonsumentInnen ins Spiel, die ihre Rechte einfordern müssten. Last, but not least: die Gesetzgebung. Kernegger hat eine lange Wunschliste: Erstens solle Langlebigkeit als Kriterium für Produktdesign durch gesetzliche Ge- und Verbote gestützt werden. Ein Anfang wäre, endlich ernsthaft gegen die geplante Obsoleszenz vorzugehen. Zweitens müsse auf EU-Ebene eine Reuse-Quote her. Für deren Einhaltung wäre, wie auch bei der bestehenden Recyclingquote, der Nationalstaat verantwortlich. Und in einem weiteren Bereich unterstützt Global 2000 einen auch andernorts beliebten Ansatzpunkt: eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Reparaturen. Reduce! ist auch hier das Credo, noch vor reuse! und recycle! Elektroschrott ist einer der am schnellsten wachsenden Müllberge. Einer Studie der Vereinten Nationen aus dem Herbst 2018 zufolge wird die Menge des weltweit anfallenden Elektroschrotts von 44,8 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2021 auf über 52 Millionen Tonnen ansteigen. Der Film »Welcome to Sodom« zeigt vordergründig prototypisch einen Ort, an dem diese Tonnen zum Teil landen werden. Während die Bilder aus Agbogbloshie vermitteln, unter welch widrigen Bedingungen Menschen sich noch einrichten können, laufen im Subtext eine Systemkritik der kapitalistischen Wegwerfgesellschaft und Porträts ihrer VerliererInnen. Und doch gilt dieser Ort, wie ein Protagonist des Films es formuliert, als »Paradise for Businessmen«.

Ghana ist einer der weltweit größten Importeure von Elektroschrott. Vom Hafen Thema ist es noch eine Autostunde bis zur Hauptstadt Accra, in deren Stadtteil Agbogbloshie der Film »Welcome to Sodom« gedreht wurde.

Bild welcome-to-sodom.de

Die Quote stimmt



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hambacher forst

Text

Thomas Stollenwerk

Vor lauter Symbol den Wald nicht sehen Kann man einen Wald zum Symbol erklären? Oder bleibt ein Wald vielleicht doch ein Wald?

o call a spade a spade« lautet eine englische Redewendung. Mit ihr lässt sich einfordern, etwas als das zu bezeichnen, was es ist, zum Beispiel einen Spaten als Spaten oder einen Wald als Wald. Der Hambacher Forst zwischen Köln und Bonn wird häufig weniger als Wald, dafür immer öfter als Symbol bezeichnet. Als Symbol für die Umwelt, für den Widerstand gegen die Macht von Energiekonzernen oder für die Widersprüche zwischen klimapolitischen Absichtserklärungen und der Realität der Stromerzeugung aus Braunkohle. Zum Beispiel auch vom Chef jenes Konzerns, der ihn roden will und ihn möglicherweise auch roden wird: »Ob wir heute in Hambach mit der Braunkohleförderung aufhören oder nicht – der Hambacher Forst wird weichen müssen, denn wir brauchen die Flächen dort, um die Böschungen standfest zu machen«, erklärte Rolf Martin Schmitz, ceo von rwe, in einer Diskussionsrunde Ende September 2018. »Das heißt, der Wald ist wirklich nur ein Symbol. Es ist den Menschen auch klar, dass dieses Stück Wald nicht zu retten ist.« Außerdem habe das Unternehmen schon elf Millionen Bäume zur Rekultivierung gepflanzt. »Dieser Wald ist

nicht zu ersetzen, durch keine Rekultivierung dieser Welt«, entgegnete ihm Antje Grothus, die Vorsitzende der Initiative zum Schutz des Walds. Hier trafen zwei Vorstellungen aufeinander. Und zwar jene, wonach der Hambacher Forst ein austauschbares Symbol für Wald ist, und jene, wonach er nicht bloß Symbol, sondern eben auch ein tatsächlicher, schützenswerter Wald ist. Nach einer Emnid-Umfrage waren im September 2018 drei Viertel der Deutschen dafür, den Hambacher Forst zwischen Köln und Aachen stehen zu lassen und ihn nicht zu roden, um die Braunkohle darunter abzubauen. In Nordrhein-Westfalen, wo der Wald liegt und in dem das Verbrennen von Kohle zur Erzeugung von Stahl und Strom jahrzehntelang quasi zum Teil der regionalen Identität erklärt wurde, sprachen sich gar 79 Prozent gegen die Rodung aus. Dass sich acht von zehn Leu-

» Der Wald ist wirklich nur ein Symbol. Und es ist den Menschen auch klar, dass dieses Stück Wald nicht zu retten ist.« – Rolf Martin Schmitz, rwe-Chef

Bild Leon Enrique

»T


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ten bei einer politischen Frage einig sind, kommt nicht allzu oft vor. Schon gar nicht, wenn es um Umweltschutz geht. Der niederländische Politologe und Raumplaner Maarten Hajer liefert eine Antwort auf die Frage, wie Positionen zum Umweltschutz mehrheitsfähig werden oder eben nicht. Für Hajer sind es anschlussfähige Storylines, die eine ganz zentrale Bedeutung haben, wenn es darum geht, Menschen in Umweltdiskursen hinter einer gemeinsamen Forderung zu versammeln. Solche Storylines verbinden Menschen zu dem, was er »Discourse Coalitions« nennt. Dabei ist es laut Hajer gar nicht so wichtig, dass die Angehörigen solcher Koalitionen dieselben Interessen haben oder dieselben Vorstellungen davon, worum es bei einer politischen Entscheidung geht. Viel wichtiger sei es, dass sie alle eine bestimmte Storyline für glaubwürdig halten. Eine Storyline funktioniert als verdichtete Erzählung, die in Diskussionen als eine Art Abkürzung benutzt wird, eben wie eine Art Symbol.

Der bedrohte Hambi Eine solche Abkürzung gibt es auch in den Diskussionen um den Hambacher Forst. Es lässt sich aus seinem Namen ganz hervorragend das Diminutiv Hambi bilden. Und Hambi wird von gigantischen Schaufelradbaggern

Eine Initiative von Mit freundlicher Unterstützung von

Foto: © David Faber


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hambacher forst

50 bedroht. Wenn das keine anschlussfähige Storyline ist, was dann? Die Kommunikation über das Waldstück lässt erahnen, dass es ganz unterschiedliche Gründe für die Ablehnung der Waldrodung gibt, die sich gegenseitig nicht ausschließen, aber eben auch nicht alle identisch sind. Manchen GegnerInnen der Rodung geht es um den Erhalt des Es heißt, der Hambacher Forst sei ein Symbol für die Umwelt konkreten Waldstücks als Lebensoder ihren Schutz. Doch wo soll man Umwelt schützen, wenn raum für seltene Tierarten. Andesie dort, wo sie bedroht ist, zum Symbol erklärt wird? ren geht es beim Protest darum, ein Zeichen gegen den Einfluss großer Konzerne zu setzen. Manche sehen in der Waldbesetzung einen überzeugenden Beitrag der laut Umweltschutzverbänden ein schützenswerter zum Kampf gegen den Kapitalismus. Und wieder andere Rückzugsraum für seltene Vögel ist, kann man ebenfalls bringt die allzu offensichtliche Unvereinbarkeit mit dem als zynische Pointe von Umwelt-Symbolpolitik sehen. erklärten Ziel Energiewende zur Weißglut. Die Storyline Zumal es eigentlich niemanden überraschen kann, dass vom bedrohten Waldstück verbindet die unterschiedRWE jenen Wald roden will, der vor Jahrzehnten zu lichen Aspekte zur Forderung, den Hambacher Forst genau diesem Zweck gekauft wurde. Macht all die KriWald bleiben zu lassen, und die unterschiedlichsten tik am Protest den Wald zum Symbol oder bleibt er am AkteurInnen zu einer »Discourse Coalition«. Es steckt Ende doch schützenswerter Wald? Umweltpolitische Diskussionen zu führen ist nicht leicht, wenn kaum also durchaus einige Symbol-Qualität im Hambacher Forst. Und solche Symbole sind wichtig für politische jemand glaubwürdig für Belange der Umwelt eintreten kann, weil alle in einem strukturell umweltschädlichen Diskussionen. System feststecken. Umso schwerer wird es, Umwelt zu Im Wald mehr Symbol als Wald zu sehen kann das Debattieren über Umweltschutz allerdings auch schützen, wenn sie dort, wo sie ganz konkret bedroht ist, erschweren. Wie soll man ernsthaft über den Schutz auf ihren Symbolcharakter reduziert wird, so als gäbe es der Natur sprechen, wenn schon ein Wald mit 46.000 irgendwo anders die echte, nichtsymbolische Umwelt. Bäumen, unzähligen Tieren und 20.000 Hektar Fläche Kann die Umwelt Symbol nur noch ein Symbol für Natur sein soll? Viel konkreter als im Wald direkt an der Abbruchkante eines Braunfür Umwelt sein? kohle-Tagebaus lässt sich doch kaum für Umweltschutz In der Politik haben es das Klima und die Umwelt allgestreiten, sollte man annehmen. Wieso also vom Hammein schwer. Sie haben nämlich keine eigene Stimme. bacher Forst als Symbol sprechen, statt anzuerkennen, Auch der Hambacher Forst kann nicht selbst für seinen dass man Natur eben dort schützen muss, wo sie stattfinErhalt eintreten. Wenn eine endgültige Entscheidung zugunsten seiner Rodung fällt, gerät mit dem noch verbliebenen Waldstück der allerletzte Rest des ehemals größten Walds im ganzen Rheinland unter die Bagger. Man kann darin ein Symbol sehen. Oder eben den Verlust eines Walds. Wenn umweltpolitische Debatten so weit abstrahiert werden, dass die Umwelt darin als Symbol für Umwelt vorkommt statt als Umwelt, wird daraus am det? Es gibt nicht wenige Leute, die es verlogen finden, dass drei Viertel der Deutschen gegen die Rodung eines Ende eine Diskussion auf einer Ebene, deren Ort schwer Waldstücks sind, obwohl sie gleichzeitig kaum bereit zu bestimmen ist. Dabei sind bedrohte Orte wie der sind, ihren gigantischen ökologischen WohlstandsHambacher Forst gar nicht schwer zu bestimmen. Der fußabdruck zu reduzieren. Und dass die Rodungsgegletzte Rest vom Wald neben dem Tagebau lässt sich ganz nerInnen zu Tausenden an jenem Ort demonstrieren, leicht finden, sehen und sogar anfassen. Noch.

Bild flickr/Bluecloud9

In der Politik haben es das Klima und die Umwelt allgemein schwer. Sie haben nämlich keine eigene Stimme.


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Wasser Aktiv

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Bild wasseraktiv.at

Daria Daria hilft Plastik zu vermeiden! Mach auch du mit und schau dir ihre Tipps an! www.wasseraktiv.at

Wasser schützen – auf vielen Wegen Plastik vermeiden

Hilf mit!

In der Natur befinden sich seit der Erfindung des Supermaterials Plastik schon tonnenweise Reste der Polymer-Verbindung, die sich unter der Lupe betrachtet recht bald als großes Umweltproblem herausstellte. Die jahrhundertelange Abbauzeit des Materials ist nur ein Aspekt des Problems. Zeit zu handeln! Daria Daria hat 6 Tipps für einen bewussten Umgang mit Plastik.

Verzichte auf Plastiksackerl Verwende Plastikprodukte mehrmals

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Entsorge Plastik in einer Sammelstelle Verwende Glasflaschen Vermeide unnötige Plastikverpackungen Sei ein Vorbild und informiere andere

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Die Umwelt von Plastikmüll erlösen, mit Wasser sorgsam umgehen und bewusst einkaufen – diese drei und noch viele weitere Möglichkeiten haben wir, um unsere Gewässer zukunftsfit zu machen. Wir sagen dir, wie.


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Wasser aktiv

Virtuelles Wasser mitberechnen

Bilder Istock.com / Anar Abasov, Istock.com / LueratSatichob, Istock.com / Stefan Ilic, Istock.com / musmellow, Istock.com / cajoer, Istock.com / Macrostore, BMNT/Paul Gruber

Virtuelles Wasser ist jene Menge an Wasser, die deine Lebensmittel und deine Kleidung bei der Herstellung benötigen. Diese Mengen sind unsichtbar, da sie in Herstellungsländern und oft sehr weit weg von Österreich genutzt werden. Trotzdem sind sie real. Erst wenn man diese Mengen kennt, wird einem bewusst, wie hoch

der Wasserverbrauch eines Menschen wirklich ist und dieses Bewusstsein kann beim täglichen Konsumieren angewandt werden. Virtuelles Wasser ist keine PhantasieZahl – es ist die realistische Berechnung der Wassermenge, die in der gesamten Produktionskette zum Einsatz kommt.

Der Wasserfußabdruck: Alles was wir benutzen, kaufen, essen oder als Gewand tragen benötigt in der Herstellung Wasser. Und das oft in größeren Mengen als wir uns vorstellen. Unter waterfootprint.org findest du interessante Informationen zum Wasserfußabdruck verschiedener Produkte und auch zu dem Land, in dem du wohnst.

15.000 l/kg

130 l/Tasse

2500 l/T-Shirt

Rindfleisch

Kaffee

Baumwoll-T-Shirt

2500 l/kg

790 l/kg

280 l/kg

Reis

Banane

1 kg Kartoffeln

Quelle: waterfootprint.org

Das kannst du tun: Produkte aus deiner Region einkaufen, Obst und Gemüse saisonal einkaufen, Bewusst konsumieren – »weniger ist mehr«,

WasserVeranstaltungen Stakeholderkonferenz zu Plastik und Miroplastik

Für groSSe Entscheid n e g un

Am 20. November fand die 2. Stakeholderkonferenz zur Eliminierung von Plastik und Mikroplastik statt. Wissenschaft, Gesellschaft und Politik handeln gemeinsam – und da passiert viel: Die EU wird eine Kunststoffstrategie beschließen und Einwegplastik reduzieren. Auf der Konferenz wurden die nächsten Schritte definiert, um Plastik und Mikroplastik in der Umwelt zu reduzieren. Auf geht’s, weiter geht’s – gemeinsam für eine saubere Umwelt! umweltbundesamt.at/plastik-konferenz/

io-Produkte bevorzugen – diese haben einen B wesentlich kleineren Wasserfußabdruck. Schau rein unter wasseraktiv.at um mehr zu erfahren!

BürgerInnen-Event: Graz bewegt Europa – Europa bewegt Graz Am 27. und 28. Oktober stand beim BürgerInnenEvent am Grazer Hauptplatz auch das Thema Wasser im Zentrum. Beim bmnt Glücksrad gab es tolle Preise zu gewinnen, das Kindermuseum FRida & freD bot Wasserexperimente an und im Generation Blue ChilloutBereich wurden die neuesten Wasser-Videos präsentiert. Immer wieder gibt es von der Generation Blue Events zum Mitmachen und Mitgestalten – packen wir das Thema Wasser gemeinsam an! generationblue.at/mitmachen/


Wasser Nutzen DurchschnittsbürgerInnen in Österreich verbrauchen bis zu

130 Liter 1/3

53

fließt die Klospülung hinunter, ein weiteres Drittel wird beim Baden und Duschen genutzt.

Wasser pro Tag.

Wofür brauchst du dein tägliches Wasser?

3%

Nur des Wassers landen im Essen und in den Trinkgläsern.

Hast du deinen Wasserverbrauch schon mal gemessen? Dein Wasserzähler verrät's dir, im Durchschnitt brauchen ÖsterreicherInnen 130 Liter pro Tag. Im internationalen Vergleich sind Österreicherinnen und Österreicher damit aber sogar eher sparsam. Am wenigsten Wasser wird mit 112 Litern pro Tag in Frankreich gebraucht, während in Italien stolze 213 Liter verwendet werden. (Quelle: övgw – Österreichische Vereinigung für Gas- und Wasserfach)

Zahlreiche Berufe arbeiten direkt oder indirekt mit Wasser und dem Gewässerschutz. So sind zum Beispiel FischereibiologInnen und die Wissenschaft damit beschäftigt, herauszufinden, welche Mechanismen sich positiv auf die Gewässer auswirken und welche man verbessern muss. Dr. Hubert Gassner ist Fischereibiologe am Bundesamt für Wasserwirtschaft in Scharfling (OÖ) am Institut für Gewässerökologie, Fischerei­biologie und Seenkunde und beschäftigt sich mit den Fischarten in österreichischen Seen.

Wie wird der fischökologische Zustand Seen ermittelt? Seit 2003 untersuchen wir den fischökologischen Zustand von 43 österreichischen Seen und vergleichen deren Zustand vor der Industrialisierung. Dafür haben wir mit historischen Daten eine Vergleichsgrundlage erarbeitet. In Österreich sind bis auf ein paar wenige Seen alle in gutem bis sehr gutem Zustand. In den mäßig eingestuften Seen fehlen Kleinfischarten und es gibt Defizite bei den Leitfischarten. Wie verschwinden Fischarten aus heimischen Seen? Das kann unterschiedliche Gründe haben. Im Vergleich zu 1850 haben wir in vielen Seen neue Raubfisch-

arten. Früher waren es nur die Seeforelle oder der Hecht, heute finden sich auch Zander, Aal und Wels. Parallel sorgt die Klimaerwärmung dafür, dass die Seen in den letzten 30 Jahren um 2°C wärmer geworden sind. Das spüren die Lebewesen im Wasser stark. Der Uferbereich wird dann zu warm und gerade die Kleinfischarten müssen in tiefere Schichten ausweichen, wo sie vermehrt auf die Räuber treffen. Das betrifft nicht nur österreichischen Seen, sondern auch die Seen in Bayern und in der Schweiz. Was kann man tun? Aufklären, verstehen, handeln. In den 50er- und 60erJahren wurden viele Speisefische wie Zander, Aal oder Wels in den Seen angesiedelt und man dachte nicht an die langfristigen Folgen. Man sollte auch keine Aquarienfische in Seen »entsorgen«, denn falls die sich vermehren siedeln sie sich unwiderruflich an. Mit jeder eingewanderten Fischart ändert sich das Ökosystem. Was hat sich seit den 1950er Jahren getan? Sehr viel: Inzwischen versteht man besser, wie sich komplexe Seenökosysteme verhalten. Wir wissen heute, dass man gewisse Fehler einfach nicht machen darf – die sind in Ökosystemen irreversibel. Am Institut führen wir Wiederbesiedelungsprogramme durch, machen Beobachtungen und arbeiten an einer Datengrundlage, mit der überhaupt erst sichtbar wird, was in den Seen eigentlich passiert.

Bilder Istock.com / Manuela Weschke, Bundesamt für Wasserwirtschaft

Wasserberufe: Fischereibiologie


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Pro/Contra erlend Handyverbot an schulen

54 54 Kommentar

Heinz Faßmann

Pro/Cont

ra:

Handy­ verbot

Braucht es ein Handy­verbot an Schulen? Nein … es braucht eine sinnvolle Einbindung in den Unterricht!

orweg: Ich bin davon überzeugt, dass ein geneoder Schulforum ab. Damit sind alle AkteurInnen direkt relles bundesweites gesetzliches Verbot von Mobil­in die Regelungen schulpartnerschaftlich einbezogen. telefonen an Österreichs Schulen keine probate AntDies halte ich für wichtig und richtig, schließlich müswort auf die digitale Herausforsen diese AkteurInnen die getrofderung darstellt. Was ist die Ausfene Regelung auch mittragen und umsetzen. gangslage? Im Unterricht sind Mobiltelefone in den meisten Ein bundesweites Verbot geht Schulen verboten. Es gibt auch meiner Meinung nach überdies Schulen, in denen vereinbart ist, an der Lebenswirklichkeit von SchülerInnen vorbei. Laut aktudass die Smartphones den ganzen Tag oder aber nur während des ellen Studien besitzen 97 Prozent Unterrichts ausgeschaltet bleiben der Jugendlichen in Österreich müssen. zwischen zwölf und 19 Jahren ein Umgekehrt wird mancherorts eigenes Smartphone, 81 Prozent das Smartphone bereits in den dieser Jugendlichen benutzen Unterricht integriert. Wann und in dieses für den Zugang zum InterHeinz Fassmann welchem Rahmen mobile Endgenet. Ob wir wollen oder nicht: räte an Schulen verwendet werden geboren in Düsseldorf, ist seit Das Smartphone ist in der MitJänner 2018 parteiloser, von dürfen, kann in Österreich aktuell te der Gesellschaft angekomder övp nominierter Minister per Hausordnung bestimmt wermen und hat sich nicht nur als für Bildung, Wissenschaft und den. Über diese stimmen Eltern, Kommunikationsmittel, sondern Forschung; Universitätsprofessor SchülerInnen und LehrerInnen auch zur Informationsbeschaffung der Universität Wien für im Schulgemeinschaftsausschuss etabliert. Angewandte Geographie, Raumforschung und Raumordnung.

bild iStock/Shirinosov (oben), Martin Lusser (unten)

V


© Waldviertel Tourismus | Studio Kerschbaum

Waldviertler Häferlgucker

Zwischen totaler Abstinenz und völligem Laisserfaire brauchen wir aber einen vernünftigen Mittelweg. Ich plädiere daher für eine sinnvolle Einbindung in den Unterricht, etwa für Recherchezwecke oder durch gemeinsame Nutzung guter Applikationen. Dies kann für die Medienkompetenz der jungen Menschen sehr hilfreich sein. Darüber hinaus muss man zur Kenntnis nehmen, dass man für fast alle Berufe digitale Kompetenzen benötigt, und dazu gehört weit mehr, als mit dem Smartphone Fotos zu machen oder Spiele online zu spielen. Aber: SchülerInnen sollten auch lernen, den Gebrauch des Handys zu dosieren und kommunikative Prioritäten richtig zu setzen. Das Abschalten oder das Nicht-beachten des Handys kann auch Freiheit und nicht Einschränkung be­deuten. Wer dauernd erreichbar ist, der verliert auch etwas von der individuellen Selbstbestimmtheit, auf die man großen Wert legen sollte. Junge Menschen sollen also bewusst und kritisch mit digitalen Medien und Technologien umgehen können und diese beherrschen und nicht von ihnen beherrscht werden. Das ist mein Credo.

Hobbyköche aufgepasst! Ausgewählte Schnupperkurse laden zu einer Auszeit ins winterliche Waldviertel ein. Sie können aus verschiedenen und abwechslungs­ reichen Workshops auswählen: Es gibt Schnup­ perkurse bei der berühmten Mohnwirtin sowie beim Haubenkoch des Restaurants Bärenhof, Einführungsseminare in veganes und vegeta­ risches Kochen bei Sonnentor, Brotbackkurse, Karpfenworkshops und jede Menge Wissens­ wertes zu den Themen Regionalität und Bio. Und natürlich stellt der Genuss der zubereiteten Spezialitäten den krönenden Abschluss dar!

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Pro/Contra erlend Handyverbot an schulen

Kommentar

Henning Kullak-Ublick

Pro/Cont

ra:

Handy­ verbot

Braucht es ein Handy­verbot an Schulen? Ja … denn Medienmündigkeit beginnt mit Medienabstinenz.

enn es unbedingt ein »Ja« oder »Nein« sein muss, der Wind, der Himmel oder was immer uns umgibt. dann »Ja, sie gehören verboten!«. Aber es ist ein bissUnsere Sinne sind das Tor zur Welt, aber hindurchgechen wie bei dem Londoner Richter, der den Angeklaghen müssen wir schon selbst, indem wir sie immer feiner ten anherrschte: »Man kann jede Frage mit Ja oder Nein schulen. Warum sonst hätten die Schotten 421 Wörter beantworten!«, worauf dieser höflich darum bat, eine für Schnee? Es geht aber weiter mit der Bewegung der Beine, die Frage stellen zu dürfen, und, als ihm dies gewährt wurde, fragte: »Herr Richter, stimmt es, dass Sie aufgehört mich von hier nach da bringen, manchmal sogar rückhaben, Ihre Frau zu schlagen?« wärts (was immer weniger Kinder sich zutrauen). Eine Warum also trotzdem »Ja, sie der interessantesten Erfahrungen gehören verboten!«? Weil die Schuder französischen LehrerInnen ist, le einer der letzten verbliebenen dass die Kinder seit dem HandyOrte ist, an denen die Kinder ungeverbot in den Pausen wieder viel mehr rennen und spielen. Das gilt stört über viele Stunden am Tag natürlich auch für die feinmotoeine direkte Beziehung zur Welt herstellen können. Das gilt schon rischen Bewegungen der Arme, für ihre unmittelbaren ErfahrunHände, Finger und Augen, die viel mehr zu tun bekommen, wenn sie gen mit den Sinnen, also für den nicht auf einen Bildschirm fixiert Zusammenklang von Farben, Gerüwerden. Und es gilt für die innere chen, der haptischen Beschaffenheit der Dinge, ihrer Wärme oder Bewegung, wenn Langeweile nicht Kälte, ihrem Klang, ihrem Gewicht, mehr technisch überspielt werden Henning Kullak-Ublick kann, sondern in Phantasie umgeihrem Geschmack und vielem mehr, die alle zusammen erst die GanzWaldorflehrer und Vorstands­ münzt werden muss. Dadurch entsprecher im Bund der Freien heit im sinnlichen Erfassen eines stehen ein anderes Sozialverhalten Waldorfschulen e. V.; davor »Gegenübers« ausmachen, sei dies und Lust am Denken, das immer aus Landwirtschaftsstudium ein Ding, eine Pflanze, ein Tier, ein dem Zusammenwirken von eigenem und Gründungsmitglied der Handeln, von den dabei durchlebten Mensch, sei es die Luft, das Wasser, deutschen Grünen und der Volksinitiative »Schule in Freiheit« in Schleswig-Holstein.

bild iStock/Planets (oben), Charlotte Fischer/Bund der Freien Waldorfschulen (unten)

W


FARBEN

Kraftvolle sind ein Markenzeichen des indischen Subkontinents, zum Beispiel das sonnige Gelb der Kurkuma und das tiefe Blau des Pfaus, der Schönheit und Unsterblichkeit symbolisiert.

Gefühlen und der Beobachtung des Vorgefundenen und Bearbeiteten entsteht. Kann man all das oben Gesagte nicht auch mit dem Smartphone erfahren? Nein, kann man nicht. Smartphones unterstützen Tätigkeiten, die wir ohne sie selbst ausführen müssten, nur tun sie das alles viel schneller. Mit ihnen kann man ohne Ende Informationen abrufen, mit anderen in Verbindung bleiben, allerlei Prozesse vereinfachen und sogar die eigene Aufmerksamkeit substituieren, weil die Geräte so konstruiert sind, dass sie uns immer bei der Stange halten. Genau deshalb bin ich aber gegen ein absolutes Smartphone-Verbot an der Schule: Natürlich gehört eine so zentrale Technologie in die Schule, denn wenn wir den SchülerInnen helfen wollen, vernünftig damit umzugehen, können wir sie nicht einfach verbannen. Aber es ist eine Frage des Alters, der Vorerfahrungen, der bereits gebildeten sensorischen, sozialen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten. Bis zur Pubertät geht es vor allem darum, den eigenen Erfahrungen, den eigenen Handlungen, den eigenen Wahrnehmungen und dem eigenen Denken vertrauen zu lernen. Das geht am besten analog. Dann aber geht es darum, mit diesem Können ein souveränes Verhältnis im Gebrauch der modernen Technologie zu erlernen. Medienmündigkeit beginnt mit Medienabstinenz, aber sie bleibt nicht dabei stehen.

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Städtetrips

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Fahrtdauer Die Länge der Linien zwischen den Städten entspricht der jeweiligen Zugfahrtdauer. 1h 3h

Entfernungen gemessen in Zeit im Zug Wie viel Zeit verbringt man ab Hamburg oder Wien im Zug, bis man an großartigen Orten aussteigen kann?

Geschwindigkeit Die Farbe der Linie zeigt, mit welcher Geschwindigkeit die fiktive Luftlinie zu einem Ziel mit der Bahn zurückgelegt werden kann. 30 km/h 60 km/h ab 100 km/h

Stockholm 11 h

edinburgh 15,5 h

Kopenhagen 5,5 h

Sylt Dresden 10

h

7,5 h

HAmBuRG

13,

5h

Berlin Prag 5

5,5 h

h

7, 5

h

Frankfurt

11 h

Warschau Krakau

5h 4h 3h 2h 1h

8,

Amsterdam

Paris

8,5 h

7,5 h

London

Wien

8,5 h

Budapest

Salzburg Zürich 9h

Hallstatt

Graz Balaton Timisoara 9 �h

Gardasee 9h

Biarritz 17 h

Florenz 10,5 h

Rom 13 h

Split Barcelona 23,5 h

14 h Grafik

Lisa Weishäupl


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Text

Franziska Bechtold

SpaSSbremse Umwelt? Schnell mal übers Wochenende weg, möglichst viel von der Welt sehen? Solche Kurztrips machen sich schnell massiv auf dem CO2-Konto bemerkbar. Das muss nicht sein.

bild Stock/Ole Slobodeniuk

S

ich Gedanken um die Umwelt machen und trotzdem übers Wochenende mal schnell nach Italien jetten – das passt nicht gut zusammen. Einer im Mai veröffentlichten Studie zum ökologischen Fußabdruck zufolge beträgt der Anteil reisebedingter Treibhausgasemissionen acht Prozent. Parallel sprießen Billigairlines wie Laudamotion und Wizz Air nur so aus dem Boden. Laut Emissionsrechner des Unternehmens Atmosfair kostet – ja, kostet! – ein Flug von Wien nach Rom pro Kopf etwa 409 kg und nach Berlin durchschnittlich 247 kg CO2. Der Schienenverkehr kostet die Umwelt, also uns alle, hingegen durchschnittlich 13,6 Gramm Bukarest CO2 pro Personenkilometer, 19,5 h der Fernbus 55,9 (nach Tabelle des Bundesumweltamtes). Gerade für Kurztrips ist das Reisen mit Bus und Bahn bequem und unkompliziert, für 60 Euro kommt man gemütlich über Nacht von Wien nach Florenz und zurück. Das Unternehmen Flixbus testet außerdem aktuell auf Kurzstrecken Elektrobusse mit Strom von Greenpeace Energy und will damit langfristig einen

weiteren Schritt in Richtung umweltschonendes Reisen machen. Firmenangaben zufolge spart der eine E-Bus auf der Teststrecke Frankfurt–Mannheim insgesamt 82 Tonnen CO2 jährlich gegenüber einem Bus mit Verbrennungsmotor ein.

Airbnb or not Airbnb? Hin und zurück kommen ist aber nur die halbe Miete: Geht man ins Hotel, oder sucht man sich ein schönes Airbnb? Ursprünglich war es die Idee der Plattform, ungenutzten Wohnraum zu teilen und damit für alle Beteiligten einen Vorteil zu schaffen. Reisende können günstig wohnen und Hosts verdienen etwas an sonst leerstehendem Raum. Inzwischen hängt das Unternehmen irgendwo zwischen undurchsichtig und illegal, während die Regierungen nach Regelungen suchen. Größte Probleme haben Tourismusregionen mit der gewerblichen Nutzung von Wohnraum, der ausschließlich für Reisende angeboten wird, und fehlenden Abgaben, denn diese werden bei Vermietung über Airbnb oft einfach nicht abgeführt. So brach die Stadt Wien im Oktober die Verhandlungen


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Städtetrips

60 mit dem Unternehmen über die Ortstaxe ab. Sie sollte gesammelt von Airbnb verwaltet und überwiesen werden, das Unternehmen war hierzu nicht bereit. Bis auf Weiteres müssen die Abgaben daher von den einzelnen VermieterInnen abgeführt werden, doch: Die Wohnungen sind selten angemeldet und es ist kaum nachvollziehbar, wer wie viel mit Airbnb verdient und welche Abgaben zu leisten sind. Gleichzeitig wird an der Einführung von Airbnb Plus gearbeitet. Hier sind zwar Design, Ausstattung und Komfort wichtige Elemente, damit die Datenbank mit Einzigartigkeit gefüllt wird. Darüber, wie stark der

damit überflüssig macht. Diese Liste ist bisher noch relativ überschaubar und nicht sehr übersichtlich gestaltet, aber immerhin ein erster Ansatz und ein erstes Angebot für alle, die jene GastgeberInnen, die überhaupt Angaben zu umweltrelevanten Faktoren machen, unterstützen wollen.

Biowein mit Locals trinken Nehmen wir also an, Reisende suchen tatsächlich authentische und besondere Erfahrungen abseits von Museum und TouristInnenfallen: Es ist für Fremde eben oft gar nicht so einfach, sich unter die Einheimischen und in deren Freizeitaktivitäten zu mischen. Da muss man mitunter schon der Typ für experimentelle Kennenlernaktionen sein. Auch hier gibt Airbnb Hilfestellung, um Erlebnisse abseits vom Mainstream zu ermöglichen – teilweise sogar explizit familienfreundlich: »Entdeckungen« bzw. »Experiences« heißt das im Airbnb-Sprech. Als Alleinreisende und aus Neugier wurde meine ganze Reise um genau diese herumgeplant. So saß ich vormittags mit einem Rotwein in einem winzigen Laden auf einer Trittleiter, aß Hühnerleberpastete vom regionalen Bauernhof auf selbst gebackenem Brot und ließ mich aus dem Wissensfundus einer Historikerin mit Kulinarikschwerpunkt berieseln. Ich entdeckte ein System hinter Unterschieden bei mir an sich bekannten Gerichten – die verschiedenen Küchentraditio-

Nachhaltigkeit ist kein Kriterium auf der Plattform Airbnb.

Aufenthalt in einer der Airbnb-Wohnungen den eigenen ökologischen Fußabdruck vergrößert, wird aber nichts verraten – nicht einmal in einer Feigenblattversion. Nachhaltigkeit ist kein Kriterium. Die finnische Biokraftstofffirma Neste erstellte deshalb gemeinsam mit der Agentur TBWA Helsinki die Kategorie »Sustainable Home«. Auf der Website Zerobnb.com findet sich nach eigener Aussage so lange eine Liste von nachhaltigen Unterkünften auf Airbnb, bis Airbnb die Kategorie selbst einführt und Zerobnb


nen Italiens. Nachmittags traf ich auf einer Street-ArtWalking-Tour eine der KünstlerInnen und erfuhr, dass die Wandkunst in einer von der Renaissance geprägten Stadt vor allem versucht, diese Kunst modern interpretiert aus dem Museum auf die Straße zu holen und damit zugänglich zu machen. Und in einer Weinbar wurde ich nebenbei zur Expertin für EU-Richtlinien für biozertifizierten Wein, während ich selbst gemachte Bioravioli aß. Diese Erfahrungen waren nicht nur interessant, weil die Themen so spannend waren, sondern weil die Menschen, die die »Experiences« anboten, mit viel Freude dabei waren und sie so tatsächlich besonders machten. Man kann auf Airbnb aus sehr guten Gründen generell verzichten. Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe, denn meine Erfahrungen haben meinen Aufenthalt in Florenz besser gemacht. Ich konnte mit Locals und ExpertInnen ihre Leidenschaft teilen und habe dabei nie mehr als 40 Euro bezahlt. Die meisten »Erfahrungen« bei Airbnb sind nicht explizit »bio« oder wirken direkt ökologisch nachhaltig, aber: Es dauert nicht lange, bis man in den Kategorien »Natur« und »Essen & Trinken« auch in dieser Richtung fündig wird. Und außerdem werden viele dieser Aktivitäten dadurch nachhaltig, dass sie umweltschonende Alternativen zu einem ansonsten oft recht umweltschädlichen TouristInnenver­ halten darstellen. Diese Möglichkeit hätte sich ohne so eine Plattform – und es gibt eben aktuell noch nichts Vergleichbares in dieser Größenordnung – wohl kaum ergeben.

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Biorama Nº. 58

Biogastronomie

Text

Micky Klemsch

Ausgezeichnet! Auf der Bio Österreich in Wieselburg wurden von Bio Austria und biorama die besten zertifizierten Biobetriebe mit der Bio-Gastro-Trophy ausgezeichnet.

BildEr weinfranz

E

s gibt wahrlich schlimmere Aufgaben, als Bio­ gastronomiebetriebe zu testen. Und deshalb bereitet die Bio-Gastro-Trophy den TestesserInnen aus den Reihen der biorama-Redaktion jedes Jahr besondere Freude. Über 60 Partnerbetriebe der Bio Austria wurden auch 2018 nach verschiedenen Kriterien getestet und beurteilt. Am Ende wurden Preise für das beste Biorestaurant, das beste Biofrühstück und eine Trophäe für besonderen Einsatz um den Biogedanken verliehen. Als Newcomer konnte sich in diesem Jahr das Gasthaus Kleebauer im Mühlviertel an die Spitze des Teilnehmerfeldes setzen. Und das schon im ersten Jahr seines Bestehens! Nicht nur die zu 100 Prozent biozertifizierten Speisen konnten bei der Jury punkten. Auch das Ambiente im Lokal, der Einsatz der Wirtsleute und die Weitergabe des Biogedankens in Kochkursen und

Workshops haben die Jury von diesem innovativen Betrieb überzeugt. Österreichweit setzen viele Gastronomiebetriebe verstärkt auf Biofrühstück. Grund genug, dafür einen eigenen Preis zu verleihen. Die getesteten Hotels und Cafés reichen zum Start in den Tag selbst gemachte Produkte, regionale Wurst- und Käsespezialitäten sowie Getränke in Bioqualität. Das beste Biofrühstück 2018 servierte der Frienerhof in der steirischen Ramsau, der schon 1999 komplett auf Bio umgestellt hat. Der Preis für das größte Bioengagement ging an Familie Hansinger im niederösterreichischen Kilb, die auch im Onlinevoting, zu dem den ganzen Sommer lang auf richtiggutessen.at aufgerufen war, die meisten Stimmen erzielen konnte. In dem traditionsreichen landwirtschaftlichen Betrieb spielt Biomilch seit Langem eine wichtige Rolle. Als Bioeis hat sie hier ihre köstlichste Veredelung gefunden.

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Biomarkt

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Text

Thomas Weber

Die Bio­produkte des Jahres Erstmals zeichneten biorama und die Messe Wieselburg auf der »Bio Österreich« das »Bio-Produkt des Jahres« aus – in vier Kategorien. Die Gewinner im Porträt.

S

chon die Shortlist war beeindruckend: 49 Bioprodukte waren in die engere Wahl fürs »Bio-Produkt des Jahres« gekommen. Nominiert waren hochwertige handwerkliche Produkte von bäuerlichen DirektvermarkterInnen ebenso wie Konzernprodukte. Die Shortlist reichte von Almdudler Organic bis zu einem Fruchtriegel vom Zagler Müslibär. Auf der »Bio Österreich« in Wieselburg wurde Mitte November die Entscheidung der Jury präsentiert. »Die Konkurrenz war groß, die Qualität beeindruckend, wir haben alle Produkte ausführlich diskutiert und geprüft«, berichtet Gertraud Grabmann von der Jurysitzung. Neben Grabmann in der Jury: Kulinarikjournalistin Katharina Seiser (Süddeutsche Zeitung, Falter), Reinhard Gessl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Koch und Catering-Einkäufer Michael Schwarzmann (DoN Group), Messeorganisator René Leichtfried sowie biorama-Herausgeber Thomas Weber.

Jurysitzung im Wiener Biowirtshaus »Gustl kocht«.

Farm & Craft: Wiener Würze Hersteller: Genusskoarl Produktbeschreibung: Würzsauce auf Basis von Lupine, Hafer, Wasser und Salz Ursprungsort: Wolkersdorf in Niederösterreich Enthält: keine Zusatzstoffe Eine Meinung aus der Jury: »Geschmack braucht keine künstlichen Geschmacksverstärker, das wissen Bioliebhaber schon lange. Diese Sauce bestätigt dies ganz eindrucksvoll auch in einem Bereich, der bisher vor allem von Glutamat-Produkten dominiert wurde«, so Gertraud Grabmann. Soll dieses Produkt ersetzen: »Ich selbst sehe die Wiener Würze im Dreieck aus flüssigem Suppenwürfel, Sojasauce-Alternative und flüssigem Maggi-Ersatz in Bioqualität«, so Hersteller Karl Severin Traugott. Wo erhältlich: im Biofachhandel (in Österreich und in Teilen Deutschlands), in Österreich bei DM und www.genusskoarl.at


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BildEr Gustl kocht, Wiener Würze/Benedikt Stonawski, Hermann, Riegelfabrik, Biohof Harbich

Retail & Big Brand: Hermann Bratstreifen Hersteller: Hermann (vormals: Hermann Fleischlos) Produktbeschreibung: Fleischersatz auf Basis von Kräuterseitling, Reis, Ei und Kräutern Ursprungsort: Ulrichsberg in Oberöster­ reich (Pilze); Reis aus Italien Enthält: keine Zusatzstoffe Eine Meinung aus der Jury: »Man kann über die Sinnhaftigkeit von Fleischersatzprodukten leidenschaftlich diskutieren. Aber wenn, dann sollten sie genau so sein: aus anständigen Biozutaten, ohne unnötige Zusatzstoffe und ebenso anständig in Geschmack und Konsistenz«, urteilt Katharina Seiser. Soll dieses Produkt ersetzen: »Zwei Mal wöchentlich Fleisch reicht völlig. Wir bieten die schmackhafte, gesunde und ökologisch vertretbare Alternative«, so Hersteller Thomas Neuburger. Wo erhältlich: im Biofachhandel (z. B. bei Denn’s), Merkur, Unimarkt und Interspar – sowie online (Biohof Adamah, Achleitner) etc. – hermann.bio

#Railjetset: True Love Kürbis-Nuss-RiegeL Hersteller: Riegelfabrik Produktbeschreibung: sanft-süßer Knusperriegel als gesunder Snack Ursprungsort: Kremsmünster Enthält: Mehrkornflocken, Kürbiskerne, Erdnüsse, Sultaninen und Reissirup Eine Meinung aus der Jury: »Ein köstlicher süßer veganer Snack, hand­ werklich hergestellt und in allerbester Bioqualität«, so Michael Schwarzmann.

Farm & Craft Niederösterreich: WeideBeef Biltong Hersteller: Biohof Harbich Produktbeschreibung: Trockenrindfleisch gewürzt mit Koriander und Salz Ursprungsort: Aderklaa im Marchfeld Enthält: sehr viel Protein, keine Zusatzstoffe Eine Meinung aus der Jury: »Alte Rassen, Mutterkuhhaltung in Biofreilandhaltung, liebevolle Herdenbetreuung, Hofschlachtung sowie regionale Verarbeitung und Vermarktung sind bei den Harbichs schon immer selbstverständlich. Das WeideBeef Biltong erinnert erfreulich an das originale Bündnerfleisch. Konzentrierter kann man Rindfleisch in allerbester Bioqualität nicht genießen«, schwärmt Reinhard Gessl. Soll dieses Produkt ersetzen: »Eigentlich haben wir mit Biltong experimentiert, weil ein Freund, der Bodybuilder ist, meinte, dass in der Szene viel Trockenfleisch unklarer Herkunft und importiertes Beef Jerky gegessen wird. Er hat angeregt, so was in ordentlicher Bioqualität regional herzustellen«, erklärt Biobauer Vinzenz Harbich. Wo erhältlich: ausschließlich freitags von 15 bis 19 Uhr im Hofladen von Julia und Vinzenz Harbich in 2232 Aderklaa 28 – weidebeef.at

Soll dieses Produkt ersetzen: »Ungesunde Snacks – wir bieten eine gesunde SnackAlternative für zwischendurch, die schnell Energie liefert«, so Geschäftsführerin Tina Dobetsberger. Wo erhältlich: bei Reform Martin, im Maximarkt, in ausgewählten Sonnentor-Läden, neben 15 anderen Bioriegeln unter truelove.at – sowie ab 20. Dezember für drei Monate im DoN-Catering der ÖBB-Züge.


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Lisa Weishäupl Ein halbantikes UKW-Radio bereitet FreundInnen von Mid-Century-Design und Digital Detox nicht nur akustisch Freude. Zu finden auf willhaben.at und auf dem Flohmarkt. Die Kamerafilter von Gobe erweitern den Spielraum für Hobby- und ProfifotografInnen. Mit dem Kauf werden Wiederaufforstungsprojekte weltweit unterstützt. mygobe.at An kalten Tagen wohlige Freude macht der kuschelige und GOTS-zertifizierte Sweat­ hoody von Grüne Erde. grueneerde.com

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lastik ist out. Das ist die große Comeback-Chance für die festen Alternativen zu Shampoo in der Flasche. Verpackung: im Idealfall gar keine oder ein Papiereinband. Diese festen Shampoostücke sind außerdem nicht nur umweltschonend, sondern auch platzsparend und somit praktisch auf Reisen. Entgegen vieler Werbeversprechen, dass die Inhaltsstoffe eines Shampoos bis tief in die Haarwurzeln eindringen, ist es viel mehr die Kopfhaut, die mit den Inhaltsstoffen eines Shampoos klarkommen muss. Viele Inhaltsstoffe können zu Haar- und Kopfhautirritationen führen, schädigen und austrocknen. Deswegen kann als Faustregel gelten: Je weniger Inhaltsstoffe ein Shampoo enthält, desto besser für die Kopfhaut. Zugegeben: Die richtige Haarseife zu finden, ist nicht ganz einfach. Wer unter einer trockenen Kopfhaut leidet, kann auf eine Seife mit Mandel- oder Olivenöl setzen. Traubenkernöl, Bienenwachs und Kokos eignen sich für die Anwendung auf schnell fettendem Haar. Glanzloses Haar mag Zitronengras, schuppige Kopfhaut die

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Kraft des Rosmarins. Verseift werden die Öle idealerweise mit pflanzlichem (Bio-)Glycerin – es entsteht bei der Spaltung pflanzlicher und tierischer Fette.

Achtung, Verwechslungsgefahr! Seife sagt man zu allem Möglichen, das richtige als Waschstück bzw. als »Bar« bezeichnet wird. Im Bereich Haarpflege gibt es jedoch – wie auch zur Körperpflege – echte, gesiedete, Haarseifen und feste Shampoos. Letztgenannte sind vereinfacht gesagt Shampoo, dem das Wasser entzogen wurde und haben auch die typischen Inhaltsstoffe von Shampoos. Haarseifen hingegen bestehen aus den Grundzutaten Fett und Lauge, die bei der Herstellung miteinander verseifen. Da sich Haare und Kopfhaut von den Inhaltsstoffen herkömmlicher Haarpflegeprodukte erst entwöhnen müssen, kann es einige Haarwäschen dauern, bis sich die Haare nach dem Waschen wieder frisch und sauber anfühlen. Das heißt: An einer kurzen Phase des Herumprobierens kommt man unter Umständen nicht vorbei.


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Irina Zelewitz Elisabeth Weingartner

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Es kostet, zumindest LanghaarträgerInnen, durchaus Überwindung, sich diese langen Haare einzuseifen. Sie lohnt sich!

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1 // Die »NN Bioseifen« werden seit 2016 in der Wald-

3 // Ganz neu im Angebot von »Alverde«: zwar nicht bio,

viertler NN-Bioseifen-Manufaktur in Handarbeit hergestellt. Darunter auch zwei biozertifzierte Haarseifen. So die »Bio Pflanzenölseife Kräuter Shampoo« mit dem Wirkstoff Biokräutertee. Besonders fein für langes Haar – gestestet, wie vom NN explizit empfohlen, in Kombination mit lauwarmer Apfelessig-Rinse.

aber nach natrue-Standard zertifizierte Naturkosmetik mit einigen Bioinhaltsstoffen. »Festes Shampoo Kokos« und »Mandarine-Basilikum« duften fein und ganz anders als die echten Haarseifen. Weil es eben keine Seifen sind. Dafür sehr unkompliziert im Handling. Perfekt für den Einstieg in die Shampooflaschenfreiheit!

2 // Die Biohaarseife der »ReinSeiferei« ist wie alle Produkte des Klimabündnis-Betriebs biozertifiziert mit dem bios-Siegel. Sie wird aus Kokosfett, Rizinus-, Oliven und Lavendelöl kaltgerührt. Herstellerin Barbara Maier empfiehlt, die Haarseife unter fließendem Wasser auszubürsten, um die Kalkseife zu entfernen. Das erfordert, je nach Haarlänge, ein bisschen Fingerspitzengefühl. Doch es lohnt sich, damit sich die Haare auch trocken noch sauber und geschmeidig anfühlen.

4 // Sowohl Festes Bio-Shampo als auch fester BioConditioner von »Rosenrot« haben gerade die Cosmos/ Ecocert-Kontrolle durchlaufen und erwarten einen positiven Abschluss und somit die Biozertifizierung ab Februar 2019. Das Shampoo enthält ein mildes Tensid auf Kokosbasis, ätherische Öle und Honig und duftet zurückhaltend. Der Conditioner ist vegan, Kakaobutter pflegt, während Lindenblütenhydrolat für Glanz sorgt.

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DIY Schnaps

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Jürgen Schmücking

Saltbrennt Eine Homestory mit Geist und Geistrohr.

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altbrennt? Sucht man nach dem Begriff im Internet, tauchen unzählige Einträge zu einer Tiroler Folkund Bluesband aus Imst auf. Fragt man die Jungs (oder irgendeineN OberländerIn), was »Saltbrennt« bedeutet, grinsen sie verschmitzt. »Selbst gebrannt«. Schnaps aus der Wohnküche oder dem Fahrradkeller. Die Leute im Oberland haben darin eine so lange Tradition, dass sie dafür sogar einen eigenen Namen haben. Überall anders ist Selberbrennen ein diy-Trend mit Potenzial. Aber Achtung! Suchtpotenzial in doppeltgebrannter Hinsicht. Wir zeigen, wie es geht. Destilliert wird seit Jahrhunderten. Am Anfang sind es die Pfaffen und AlchimistInnen gewesen, die mit dem Feuer gespielt und dem Ganzen die Aura des Geheimnisvollen, Mystischen verpasst haben. Das wäre überhaupt nicht notwendig gewesen. Die Idee der Destillation ist nämlich grundsimpel und lässt sich mit einem Topf Wasser demonstrieren. Man stellt ihn auf den Herd, gibt einen Deckel drauf und bringt das Wasser zum Kochen. Wenn dann der Deckel runtergenommen wird, sind auf seiner Unterseite Wassertropfen. Die sind dort, weil das Wasser zu dampfen beginnt, der Dampf aufsteigt, auf den kühlen Deckel trifft und dort wieder zu Wasser kondensiert. Voilà. Die einfachste Destillation ever. Sie bringt zwar an sich nichts, aber das Prinzip lässt sich nutzen.

»Das Wesen der Destillation ist eigentlich recht einfach. Der Teufel (der ja bekanntlich auch den Schnaps gemacht hat) steckt im Detail..« – Josef Farthofer (Niederösterreich)


Nachdem nichts praktischer als eine gute Theorie ist, bleiben wir kurz dabei. Das Prinzip Destillation ist wie gesagt simpel. Aus einer Flüssigkeit oder Maische, in der bereits ein bestimmter Anteil Alkohol enthalten ist, wird durch Destillation dieser Alkohol entzogen und separat gesammelt. Die alkoholische Flüssigkeit ist dabei ein Gemisch aus Flüssigkeiten mit unterschiedlichen Siedepunkten. Wasser kocht bei 100 Grad Celsius, Alkohol hingegen schon bei 78,3. Das heißt also, wenn die Maische oder alkoholhaltige Flüssigkeit erwärmt wird, dampft der Alk, lange bevor das Wasser dampft. Dieser Alkoholdampf wird aufgefangen, abgeleitet und abgekühlt. Die kondensierte Essenz, die dabei entsteht, ist reiner Alkohol. Wie funktioniert das konkret? Beginnen wir mit dem Rohstoff, der alkoholischen Flüssigkeit, die Grundlage jedes Destillats ist. Natürlich kann man die Äpfel oder Birnen aus dem Garten nehmen. Oder die Zwetschken, Marillen oder Kriecherl. Sie müssen dafür nur gewaschen, entkernt, zerkleinert und eine Zeitlang stehen gelassen werden. Bis es blubbert. Nur ist das schon »Heimbrennen für Fortgeschrittene«. Man muss auf so viele Dinge achten. Bei der Vorgärung ist die Maische noch nicht durch die Kohlensäure geschützt und daher für Schimmel anfällig (ein grauenhafter Ton im späteren Destillat), bei der Hauptgärung ist auf konstante Temperatur zu achten und wenn die Gärung selbst einmal überhaupt nicht anspringen will, muss mit Reinzuchthefen nachgeholfen werden. Für den Einstieg empfehlen wir den kurzen Dienstweg. Wein, Bier oder Most. Saubere Flüssigkeiten mit ausreichend Alkohol. Keine Vorbereitung notwendig, die perfekte Resteverwertung.

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Motive


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DIY Schnaps

74 Beim Brennen selbst gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man investiert zwischen 150 und 300 Euro in eine kleine Tischbrennerei. Die sieht aus wie die Minimundus-Ausgabe einer gewerblichen Brennblase, hat aber alles, was erforderlich ist. Wärmequelle, Brennblase, Helm, Geistrohr, Kühlvorrichtung, Auffangbehälter. Wenn man das Prinzip verstanden hat und handwerklich einigermaßen fit ist, kann man die Brennerei auch selbst bauen. Die einfachste Variante ist, einen alten Druckkochtopf (aka Kelomat) als Brennblase zu nehmen, anstatt des Druckventils einen Gartenschlauch anzusetzen und den Schlauch durch einen Zylinder zu führen, den man beim Brennen mit Eiswürfeln füllen kann. Beim Brennen ist wichtig, dass das Erwärmen der Maische oder der alkoholischen Flüssigkeit behutsam geschieht. Nur so ist eine präzise Trennung von Wasser und Alkohol möglich. Außerdem sollte das erste Destillat, der Raubrand, auf alle Fälle ein zweites Mal destilliert werden, weil beim ersten Durchgang das Ethanol (der Alkohol, den wir uns wünschen) nicht ausreichend vom Methanol und den Fuselölen (die Bestandteile, die wir uns definitiv nicht wünschen) getrennt wird.

» Um herauszufinden, wo das Herzstück beginnt, ist einige Übung notwendig. Sobald der stechende Geruch, der an Lösungsmittel erinnert, nicht mehr wahrnehmbar ist, sind wir, wo wir hingehören.« – David Gölles (Steiermark) Das Wohl und Weh von Vor- und Nachlauf Viele Produzenten erzählen gern die Geschichte vom »Herzstück«. »Nur das Beste« darf ins Destillat, bla, bla, bla. Das stimmt zwar, ist aber so, als würde ein Autohersteller sagen: »Wir produzieren nur Autos mit Motoren. Ohne Motor verlässt bei uns kein Wagen die Fabrik.« Es ist einfach eine Selbstverständlichkeit. Die ersten Alkohole, die bei der Destillation extrahiert werden, sind leichtflüchtige Substanzen wie Methanol, Acetaldehyd oder Ethylacetat. Stoffe, die nicht nur unangenehm stechend riechen, sondern der Gesundheit durchaus nicht zuträglich sind. Sie sind aber mit einer halbwegs geübten Nase leicht zu erfassen. Beim Brennen geht man am besten so vor, dass man, sobald der Alkohol zu rinnen beginnt, immer wieder ein Glas unter den Hahn hält

und daran riecht. Die unangenehmen Aromen werden sukzessive weniger. Sobald sie nicht mehr wahrnehmbar sind, kann das Destillat in einem größeren Behälter gesammelt werden. Das Gleiche gilt dann noch einmal am Schluss. Die letzten Alkohole nach dem Herzstück riechen zwar nicht mehr ganz so unangenehm wie der Vorlauf am Anfang, aber ein süßlicher, an Seifenlauge erinnernder Grundton ist auch nicht das, was man in einem klaren Destillat haben will. Alles in allem ist es Übungssache. Wir empfehlen, mit ein paar Flaschen Wein zu beginnen. Wenn man nach ein paar Runden die Basics im Griff hat, kann man anfangen, kreativer zu werden. Auch in der kleinsten Brennblase lassen sich Teesiebe mit Wacholderbeeren oder Gewürzen unterbringen und im Nullkommanix hat man den ersten eigenen Gin. Wenn der erste selbstgebrannte Schnaps aus dem Hahn tropft, stellt sich erfahrungsgemäß ein erhabenes Gefühl der Zufriedenheit ein. Saltbrennt! Die Premiere. Volles Verständnis für alle, die dabei Feuer fangen und mehr wollen. Nur sei denen noch ein letzter Rat ans Herz gelegt: immer schön den Ball flach halten. Zoll und Finanz sind – wenn es um Schnaps geht – spaßbefreit, unentspannt und meist wenig einsichtig.


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Marktplatz Schaumwein

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Jürgen Schmücking

Sekt sells! Hier geht es um Sekt. Genauer gesagt geht es um Biosekt. Hauptsächlich aus Österreich. Aber auch aus Frankreich. Lasst die Korken knallen.

Grüner Veltliner Brut nature 2015 1  Weingut Zuschmann-Schöfmann

Es ist sicher kein Zufall, dass das östliche Weinviertel das Einkaufsparadies für Schaumweinproduzenten ist. Hier finden sie Grundweine für die Sektproduktion, und das in herausragender Qualität. Dass ambitionierte Betriebe früher oder später selbst Hand anlegen und Sekte keltern, kann da nicht überraschen. Das Weingut Zuschmann-Schöfmann ist so ein Betrieb. Mit dem Jahrgangssekt Grüner Veltliner Brut nature 2015 präsentiert das Winzerpaar den ersten biozertifizierten Schaumwein des Weinguts. Die Premiere ist gelungen. Brillant funkelndes und strahlendes Goldgelb, hochfeine Perlage und elegant apfelduftig. agoravino.com

lanc de Noirs Brut 2  BChampagne Fleury

Champagne Fleury wird wachen Beobachtern der Bioszene bestimmt ein Begriff sein. Das Champagnerhaus aus Courteron gehört zu den Urgesteinen am Markt. Die Flaschen mit den markanten roten Etiketten und der geschwungenen goldenen Schrift waren sogar in den kleinsten Bioläden zu finden. In der Zwischenzeit hat sich auf dem Weingut vieles verändert. Die Linie wurde straffer, die Etiketten moderner. Gearbeitet wird biodynamisch und die Champagner selbst haben einen gewaltigen Sprung gemacht. Der Blanc de Noirs besticht durch zart-filigranes Mousseux, in der Nase durch ein Potpourri an reifen Früchten wie Birne und Mandarine hin zu feinem Blütenhonig. wagnerweb.at


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013 Blanc de Blancs GroSSe Reserve 015 Blaufränkisch-Rosé-Sekt 3  Weingut 5  2Weingut Loimer Feiler-Artinger Ich habe lange nachgedacht, ob ich diesen Sekt hier überhaupt empfehlen soll. 48 und mehr Monate Hefelagerung sind ein ziemliches Machtwort, und der Schaumwein braucht jetzt vor allem eines: Zeit und Ruhe. Die ersten, von der Neugier getriebenen Kostproben lassen jedenfalls Großes erwarten. Unglaubliche Tiefe und Komplexität, warmes Hefegebäck, eine vibrierende Mineralik, die sich wie leicht salziges, feines Steinmehl am Gaumen bemerkbar macht. Ein recht sortentypischer Blanc de Blancs, vorwiegend aus ChardonnayTrauben, aber auch Weiß- und Grauburgunder (alle aus Langenloiser Ortslagen) mischen ein wenig mit. Am besten jetzt kaufen und einlagern. Oder wirklich guten FreundInnen schenken. Mit dem Hinweis, dass sie sich bis Ende 2020 zurückhalten sollen. wagnerweb.at

Das kommt also dabei heraus, wenn ein Winzer, der in allen Disziplinen von Weiß- über Rot- und Rosé- hin zu den Dessertweinen erstklassige Ergebnisse liefert, beschließt, einen Sekt zu machen. Und weil ihm RoséChampagner besonders gut schmeckt, hat er auch gleich das entsprechende Vorbild. Kurz: Mit diesem Sekt ist Kurt Feiler ein großer Wurf gelungen. BlaufränkischTrauben aus den besten Lagen und frühe Lese (weil das für guten Sekt einfach notwendig ist) garantieren die hohe Qualität, die man aus dem Haus Feiler-Artinger kennt und gewohnt ist. In der Nase präsentiert sich der Sekt frisch und rotfruchtig. Ribisel, Erdbeeren. Alles sehr reif, alles sehr fein. Unglaublich lebendig das Ganze. feiler-artinger.at

Authentique 4  PEricoiréBordelet

015 Puntini (für Partysanen) Pet Nat 6  2Rosé, Weingut Markus Altenburger

Mit dem Poiré von Bordelet ist hier ein kleiner Pirat am Start. Der einzige Schaumwein, der nicht aus Trauben gemacht wird, sondern – wie der Name schon sagt – aus Birnen. Bordelets Birnen sind allerdings eine Besonderheit und eine kleine Sensation. Auf seinem Gut in der Normandie hat Bordelet Apfel- und Birnbäume. 10 Hektar, 20 Apfel- und 14 Birnensorten. Die Bewirtschaftung erfolgt biodynamisch, und der Boden, das Terroir, hat bei ihm höchste Priorität. Dementsprechend sind die Cidres und Poirés von Eric Bordelet keine weichen Fruchtschmeichler. Vielmehr entstehen in seinem Keller kristallklare, mineralische und extrem geradlinige Obstschaumweine, jeder einzelne eine Zierde seiner Art. kateandkon.com/at

Der Pet Nat im Bunde. Etwas lauter und kurz herausgepfeffert, klingt das eher wie ein Befehl eines zornigen Unteroffiziers. Das – rein sprachmelodisch – angenehmere »Pétillant naturel« kommt dem geschmeidigen Schäumer schon viel näher. Bei der Methode wird nicht zwischen erster und zweiter Gärung unterschieden. Der Most kommt samt Hefe in die Flasche und darf dort weitermachen. Zu erkennen an den herrlich aromatischen Heferückständen, die sich in der Flasche – wenn sie steht – am Boden absetzen. »Für Partysanen« schreibt Markus Altenburger drauf und trifft auch damit den Kern der Sache. Der Puntini ist ein fröhlicher Wein für ebensolche Anlässe. Und für ausgelassene Stunden mit der oder dem Liebsten. Oder mit FreundInnen – kann nämlich locker sein, dass sich die Weihnachtsfeier mit ihnen dann anders entwickelt und ... Egal, lassen wir das. wagnerweb.at


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strassergut kocht gut

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Sven Strasser

Ein Fest für Gaumen, Börserl und Umwelt E

Schonkost fürs Portemonnaie und den Planeten, aber großer Geschmack: Dieses vegetarische Feiertagsmenü ist einfach und unter zehn Euro pro Gaumen nachgekocht.

s soll ja vorkommen, dass man erst kurz vor einem Fest weiß, wo, wie und mit wem man feiert. Kurzfristig können es dann auch noch mehr oder weniger MitesserInnen werden. Einfach und günstig wäre wichtig, biologisch und nachhaltig ist selbstverständlich und festlich natürlich auch. Das

Ganze hat durchaus Stresspotenzial. Ein viergängiges Menü, das nicht nur geschmacklich sensationell punktet, sondern auch preiswert, vegetarisch und ohne große Mühe nachzukochen ist. Viel Vergnügen beim Feiern mit der Familie, FreundInnen und oder NachbarInnen!


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Japanischer Selleriesalat mit Haselnuss-Mayonnaise Der japanische Selleriesalat bedeutet zwar viel Schnippelarbeit, belohnt aber mit feinem, elegantem Geschmack. Die perfekte Vorspeise zu Silvester sozusagen. Dazu noch unschlagbar günstig in der Kreation. 1 Stück Sellerieknolle, groß 2 EL Reisessig 1 EL Sojasoße

1 Stück Karotte 2 EL Traubensaft 50 g Haselnusskerne Für 6 Personen: rund 14 Euro.

Für die Haselnuss-Mayonnaise: 1 Ei 50 ml Haselnussöl, kaltgepresst 1 TL Limonensaft Salz, Pfeffer, Chilipulver

1 TL Dijonsenf 30 ml Sonnenblumenöl etwas Agavendicksaft etwas Teriyaki-Sauce

Die Sellerieknolle putzen, schälen und in hauchdünne Scheiben schneiden, was am besten mit einer Aufschnittmaschine gelingt. Die feinen Blätter in dünne Streifen schneiden. Ebenso mit der Karotte verfahren. Die Gemüsefäden mit Reisessig, Sojasoße und Traubensaft marinieren. Haselnusskerne grob hacken und fettfrei rösten. Die noch warmen Haselnusssplitter leicht salzen und abkühlen lassen. Das zimmerwarme Ei mit dem Senf verrühren. Die Öle tropfenweise zugeben und mit dem Schneebesen oder Mixer eine Emulsion (Mayonnaise) herstellen. Kräftig mit den restlichen Zutaten abschmecken. Den Salat schön auf Teller setzen und mit den Haselnüssen bestreuen. Die Mayo darüberträufeln und mit etwas Kräutern oder Salaten garnieren. Für 6 Personen: etwa 10,50 Euro.

Festliche Maronisuppe mit Topinambur Die Maronisuppe ist nicht nur wärmend und mollig, sie lässt sich ideal schon am Vortag zubereiten, damit am Festtag mehr Zeit zum Feiern bleibt. 400 g Maroni (essfertig) 2 EL ÖL 1 Stange Lauch Salz, Pfeffer, Muskatnuss, Zimt, Chili 1 Stück Knoblauchzehe 4 cl Cognac 2 TL Majoran 50 g Butter 200 g Topinambur

125 g Topinambur 2 Stück Zwiebeln, weiß 100 g Petersilienwurzel 750 ml Gemüsebrühe oder Misosuppe 4 cl Cognac 80 ml Weißwein 1 TL Korianderkörner 150 ml Obers Öl zum Frittieren

Ein Drittel der Maroni für die Einlage beiseitestellen. Zwiebeln, Petersilienwurzel, Topinambur und Lauch putzen und in kleine Würfel schneiden. Öl in einem Topf erhitzen und das Gemüse darin goldgelb anschwitzen. Maroni klein schneiden und zugeben. Mit Cognac ablöschen und komplett einkochen lassen. Knoblauch pressen und in den Topf geben. Mit Weißwein erneut ablöschen und einkochen lassen. Mit Brühe aufgießen, Majoran und Koriander zugeben und 15 Minuten köcheln lassen. Mit einem Mixer pürieren, durch ein Sieb gießen und mit dem Obers erneut kurz aufkochen. Elegant abschmecken und die kalte Butter mit einem Zauberstab untermixen. Die beiseitegestellten Maroni in der heißen Suppe 3–4 Minuten erwärmen. Topinambur putzen, schälen und in feine Scheiben schneiden. Am besten gelingt dies wieder mit einer Aufschnittmaschine. Scheiben leicht salzen und für 5 Minuten auf einem Küchentuch entwässern. Abtupfen und in 175° C heißem Öl frittieren. Die heiße Suppe in Tassen füllen und mit den knusprigen Topinamburscheiben servieren.


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strassergut kocht gut

80 Ofen-Rote-Rüben mit RadicchioRisotto und Pastinaken Festliche Rüben, cremiges Risotto und knusprige Chips Ofen-Rote-Rüben: 6 Stück Rote Rüben 3 EL Olivenöl 1 TL Kümmel 1 EL Zitronensaft

2 EL Dattelsirup 3 EL Kräuter: Thymian, Rosmarin, Salbei, Petersilie Meersalz, Pfeffer, Cayenne

Die Roten Rüben kräftig mit einer Bürste schrubben und gründlich waschen. Rüben halbieren bzw. vierteln, je nach Größe. Restliche Zutaten in einem Mörser zu einer Paste verarbeiten und die Rüben damit großzügig einreiben. Den Ofen auf 170° C vorheizen und die Roten Rüben darin 2 Stunden garen. Gelegentlich umdrehen. Vor dem Servieren mit Meersalz und Pfeffer würzen.

Pastinakenchips: 100 g Pastinaken Meersalz

Olivenöl Chilipulver

Die Pastinaken gründlich putzen und mit Schale in etwa 1 mm dicke Scheiben schneiden. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech auflegen, mit Olivenöl beträufeln und leicht salzen bzw. zart mit Chilipulver würzen. Ein zweites Backpapier darauflegen und mit einem zweiten Backblech beschweren. Im vorgeheizten Backofen bei 170° C 14–15 Minuten goldgelb backen. Übrigens: Die Chips können gemeinsam mit den Roten Rüben in den Ofen. Für 6 Personen: rund 12 Euro.

Radicchio-Risotto: 350 g Risottoreis, Sorte: Carnaroli 100 g Pastinaken, in kleine Würfel geschnitten 2 Schalotten 125 ml Wermut 100 g Butter

1 Stück Radicchio Salz, Pfeffer, Chilipulver, Orangenabrieb 2 EL Olivenöl 1 Knoblauchzehe 800—1000 ml Gemüsebrühe 100 g Parmesankäse

Schalotten in kleine Würfel schneiden und in Olivenöl farblos anschwitzen. Den Reis zugeben und mitbraten, bis der Reis glänzt und leicht knistert. Pastinaken zugeben und mit Wermut ablöschen. Die zerdrückte Knoblauchzehe zum Reis geben und weiterrühren, bis der Wein verkocht ist. Die heiße Brühe kellenweise zugeben und den Reis kräftig rühren. Ist die Brühe vom Reis aufgesaugt, die nächste Kelle, und so weiter. Kurz vor Ende den fein geschnittenen Radicchio zugeben. Die Kochzeit des Reises beträgt etwa 18–20 Minuten. Die Butter und den geriebenen Parmesan zugeben und abschmecken. Der Reis sollte noch einen kleinen festen Kern haben.

Für 6 Personen: rund 23,50 Euro.

Passionsfrucht-Crémeux mit Schokolade und Mango Ein himmlischer Abschluss, schnell zubereitet. Bei dieser Kombination kann man nichts falsch machen, sie schmeckt Alt und Jung. 4 Dotter, Größe-M-Eier 2 cl Cognac 70 g brauner Zucker 125 g Obers 125 g geschlagenes Obers eine Prise Zimtblüte, gemahlen

1 Ei 200 ml Passionsfruchtsaft 120 g Butter 120 g Schokolade, 65% 1 TL Zucker Garnitur: Mango, Ananas etc.

Passionsfruchtsaft mit dem braunen Zucker aufkochen. Etwas abkühlen lassen. Ei und Dotter mit dem Cognac verrühren und langsam unter ständigem Rühren zum Saft geben. Langsam wieder erhitzen, bis die Masse cremig und dick ist. Vom Herd nehmen und die in Würfel geschnittene Butter mit einem Stabmixer einarbeiten. Noch heiß in Gläser füllen und abkühlen lassen. Das Obers mit Zucker aufkochen und auf die gehackte Schokolade gießen. Zu einer glatten Masse rühren und auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Vorsichtig das geschlagene Obers unterheben und mit einem Hauch Zimtblüte würzen. Die Masse behutsam auf die Passionsfruchtcreme gießen und erkalten lassen. Vor dem Servieren mit etwas Obstsalat garnieren.


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200 Jahre Stille Nacht

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Kay-Michael Dankl

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Stille Nacht, Kitschige Nacht? »Stille Nacht« ist der Sound zum ruhig-besinnlichen Familienfest. Immer schon? Zu Weihnachten gehört das Lied »Stille Nacht«. Beides wird gegen Instrumentalisierung, gegen Konsumwahn und Kitsch verteidigt, gemeint ist damit dann meist: gegen »Last Christmas« im Shoppingcenter. Eine Spurensuche zeigt, dass die Verkitschung des 200 Jahre alten Weihnachtsliedes alles andere als neu ist. Fast genauso alt

1. Stille Nacht! Heilige Nacht! Alles schläft; einsam wacht Nur das traute heilige Paar. Holder Knab im lockigten Haar, Schlafe in himmlischer Ruh! Schlafe in himmlischer Ruh!

wie die Wandlung von Weihnachten vom sakralen Kirchenfest zum profanen Familienfest. 1816 als Gedicht geschrieben, wurde Stille Nacht eher zufällig zu einem Lied, als der Salzburger Pfarrer Joseph Mohr den Lehrer Franz Xaver Gruber am 24. 12. 1818 fragt, ob er bis zur Mette am Abend schnell eine Melodie machen kann. Er konnte.

1. Diese Zeile gilt den ProtestantInnen Deutschlands 1844 als zu barock und wird ersetzt durch »das im Stall zu Bethlehem war«. Die via Hamburg auswandernden Missionare verbreiten diese Variante über die ganze Welt.

2. Stille Nacht! Heilige Nacht! Gottes Sohn! O wie lacht Lieb´ aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund`.  Jesus in deiner Geburt! Jesus in deiner Geburt! 3. S tille Nacht! Heilige Nacht! Die der Welt Heil gebracht, Aus des Himmels goldenen Höhn Uns der Gnaden Fülle läßt seh´n Jesum in Menschengestalt, Jesum in Menschengestalt 4. Stille Nacht! Heilige Nacht! Wo sich heut alle Macht Väterlicher Liebe ergoß Und als Bruder huldvoll umschloß Jesus die Völker der Welt, Jesus die Völker der Welt. 5. Stille Nacht! Heilige Nacht! Lange schon uns bedacht, Als der Herr vom Grimme befreit, In der Väter urgrauer Zeit Aller Welt Schonung verhieß, Aller Welt Schonung verhieß. 6. Stille Nacht! Heilige Nacht!   Hirten erst kundgemacht Durch der Engel Alleluja, Tönt es laut bei Ferne und Nah:   Jesus der Retter ist da! Jesus der Retter ist da!

2. Verkehrte Welt: 1941, in einer der dunkelsten Stunden für die Alliierten, singen Churchill und Roosevelt am Balkon des Weißen Hauses just ein deutschsprachiges Weihnachtslied: Silent Night. Jahrelang setzte der Oberndorfer Philosoph Leopold Kohr im US-Exil auf das Lied, um für die Wiederherstellung eines österreichischen Staates nach der Befreiung Europas zu werben. 3. Gestrichen! Die Strophen 3–5 des kirchlich-religiösen Liedes fallen dem Kitsch zum Opfer – in den 1830ern! Ihr abstrakter theologischer Inhalt eignet sich nicht für die idyllisch-romantische Weihnachtserzählung, zu der sich das Lied entwickelt. 4. »Stille Nacht, traurige Nacht, rings umher Lichterpracht! In der Hütte nur Elend und Not, kalt und öde, kein Licht und kein Brot, schläft die Armut auf Stroh«: Spätere Umdichtungen, wie die Arbeiter-Stille-Nacht von 1890, ersetzen Idylle durch Kritik, spirituelle Erlösung durch politische Kampfansage. Die jüngste: »Silent Night in Aleppo« aus dem kriegsgeplagten Syrien eines unbekannten Autors von 2015. 5. Der Retter ist da – aber nicht in der Kirche: 1782 verbietet der letzte Salzburger Fürsterzbischof Colloredo das Krippenspiel in Kirchen. Er will eine religiöse Rückbesinnung statt volkstümlicher Frömmelei. Dass Mohr und Gruber 30 Jahre später »Stille Nacht« nach dem Krippenspiel aufführen können, verdanken sie den Franzosen: In den Wirren der napoleonischen Kriege versinkt die Herrschaft der Erzbischöfe. 6. »Stille Nacht« als »Ächtes Tiroler Volkslied«? Der Zillertaler Orgelbauer Carl Mauracher trägt das Lied von Oberndorf nach Tirol. Von dort verbreiten es arme Handwerkerfamilien, die zu Werbezwecken als Volksliedsänger auf Tournee gehen, nach Deutschland, England, Russland bis in die USA. Freilich: in Text und Melodie verändert, mit viel Tiroler Tracht. Eine, wie man anlässlich des aktuellen 200-Jahr-Jubiläums der Erstaufführung sagen kann, nachhaltige Interpretation.

Eine Ausstellung »200 Jahre Stille Nacht« ist bis 3. 2. 2019 im Salzburg Museum zu sehen.


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Kolumne elternalltag

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Ursel Nendzig

Schla-was? Seit es diese Kolumne gibt, drücke ich mich davor, über das Schlafen zu schreiben. Es ist einfach ein beschissenes Thema. Mit Lichtblicken zwar, aber na ja.

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igentlich lief es noch nie »gut«. Was soll das überhaupt heißen, »gut«? Da werd ich schon grantig, was meinen die Leute, wenn sie sagen: Gut schlafen. Gibt es schlechten als zwei, drei Stunden schaffte er nie Schlaf? Seit ich Mutter bin, gibt es diese Nuancen in diesem Bett. Das ist übrigens sehr, nicht mehr, für mich gibt es nur Schlaf, ob der dann sehr, sehr lange so geblieben. gut oder schlecht ist, ist mir eigentlich egal. Ich weiß, dass Sie sich jetzt fragen, Der große Bub war von Anfang an ein so derwie es eigentlich dazu kommen konnte, maßen mieser Schläfer, man kann sich das kaum dass ein weiteres Kind gezeugt wurde. vorstellen. Er hat nur dann geschlafen, wenn er Wenn ich ehrlich bin, frage ich mich sich a) im Tragetuch an einem sich bewegenden das auch manchmal. Mit zwei Kindern Menschen, b) im von einem Menschen bewegten waren gewisse Dinge dann aber witzigerweise einfacher: Der große Bub war jetzt Kinderwagen oder c) auf dem Arm eines sich begrößer, tagsüber bis auf einen kleinen Mitwegenden Menschen befand. Sie erkennen das tagsschlaf wach und er schlief, zwar nach Problem? Der Mensch, der sich bewegen muss, wie vor in Etappen, aber immerhin, nachts. ist es, genau! Denn ein Mensch, der Tragetuch/ Kind trägt oder einen Wagen schiebt, was kann Und: Er war in der Lage, einzuschlafen, der nämlich nicht? Richtig! Selbst schlafen! Muss ich erwähnen, dass der große Bub auch alle zwei Stunden gestillt werden wollte, tagsüber und in der dunklen Hälfte des Tages, formerly known as »Nacht«? Es war unglaublich anstrengend, ich will und kann das nicht verwährend man ihm vorlas und er einem zugleich klären oder schönreden. Ich war so müde, mit seinen Klebefingern den Oberarm abfumdass mir die Dings, die, na, also die Wörter melte, so ein Tick von ihm. Egal! Alles besser als dieses Herumgetrage! nicht mehr eingefallen sind. Wie heißt das Bis heute kommt der große Bub, achteinnoch? Wortfindungsstörung. Total praktisch für meinen Job auch. halb Jahre alt, gerne und oft in »unser« Bett, also das, was manche als »ElternIrgendwann versuchten wir, das Baby abends ins Bett zu legen, lustibett« bezeichnen. Für uns ist es einfach gerweise jeden Tag von der Vorsteldie Ecke, in der wir in Ohnmacht fallen. Jedenfalls ist es schon nett, wenn dann lung getrieben, es würde wie durch Zauberhand zwölf das Kind daherkommt, sich warm und Stunden darin liegen weich anschmiegt, eichhörnchenund morgens würde uns familienartiges Superkuscheln. Ansein fröhliches Glucksen geblich. Ich weiß es ja nicht, ich beAutorin Ursel Nendzig, wecken, wir alle gut gefinde mich im Koma/Schlaf, sobald Mutter zweier Söhne, launt, erholt und ohne sich mir auch nur der Hauch einer berichtet live aus der Augenringe. Haha! Mehr Gelegenheit bietet. Achterbahn.

illustration Nana Mandl

» Seit ich Mutter bin, gibt es für mich nur Schlaf. Ob der dann gut oder schlecht ist, ist mir eigentlich egal.«


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