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THERMISCHE VERWERTUNG? Einiger Kunststoff wird mit dem Restmüll verbrannt. Diese Nutzung ist problematisch.

Furane Polychlorierte Dioxine und Furane sind organische Schadstoffe, die in der Umwelt schwer abgebaut werden. Für Menschen und Tiere sind sie giftig.

Müllexport Als Teil des Europäischen Green Deals und des Aktionsplans zur Kreislaufwirtschaft hat die Europäische Kommission den Export von unsortiertem Kunststoffmüll in Nicht-OECD-Länder verboten.

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er als Kind mit Lagerfeuer und offenem Feuer hantierte, erinnert sich wohl noch an die lebhaften Warnungen, keine Kunststoffe mit dem Holz und Papier zu verbrennen. Denn hier entstehen giftige Stoffe, die man nicht einatmen sollte. Die Filter, Anlagen und Prozesse zur Säuberung von Abluft, die von Müllverbrennungsanlagen in die Luft geblasen wird, sind in den vergangenen Jahrzehnten ebenso besser geworden wie die entsprechenden Regulierungen strenger. Die Giftstoffe – Dioxine beziehungsweise Furane – entstehen bei Verbrennung von Kunststoffen aber immer noch. So belastete Filteraschen und Stäube werden heute beispielsweise in Salzgestein in unterirdischen Stollen endgelagert. Wobei noch weitgehend unklar ist, was in Zukunft damit geschehen soll oder was künftige Generationen einmal mit dem giftigen Abfall tun sollen.

GESAMMELT – UND DANN? Das ist aber nicht der einzige Grund, warum die Verbrennung von Kunststoffen – auch »thermische Verwertung« genannt – nur dann sinnvoll ist, wenn vorher alle anderen Methoden der Wiederverwendung und Aufbereitung ausgeschöpft wurden. Und davon ist man noch weit entfernt. Eine Studie aus dem Jahr 2019 in

Deutschland zum »Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland« der Kunststoffindustrie hat ergeben, dass im Jahr 2019 in Deutschland 20,2 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert wurden – dem gegenüber stehen im gleichen Jahr 6,3 Millionen Tonnen an Kunststoffabfällen. 99 Prozent der Kunststoffabfälle wurden verwertet, davon 47 Prozent stofflich und 53 Prozent energetisch. 2019 wurden in Deutschland also rund 3,3 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle verbrannt. Ein Grund: Noch immer sind viele der in gelben Säcken und Tonnen gesammelten Verpackungen nicht sortier- und recyclingfähig. Was selbstverständlich erscheint, ist es jedoch nicht. Verbindliche Standards zur Recyclingfähigkeit werden vom Gesetzgeber nicht vorgegeben.

IMPORTIERTER ABFALL Laut der 2020 veröffentlichten und von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie »Mehrweg statt Müllberge« des Österreichischen Ökologie-Instituts fallen in Österreich pro Jahr 900.000 Tonnen Plastikabfall an. Bis zum Jahr 2021 wird das Aufkommen an Kunststoffabfällen laut Schätzungen des Umweltbundesamtes, auf die sich die Studie beruft, auf rund eine Million Tonnen anwachsen. Davon wurden 2017 nur 28 Prozent recycelt – rund 70 Pro-

BILD ISTOCK.CO M/SIMO NKR

TEXT Martin Mühl


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