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K U NST ST OF F IN L A N DW IR TSCHA F T & GA R TE N

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WENIGER IST SCHWER Der Einsatz von Kunststoff in der Landwirtschaft nimmt zu, weithin sichtbar auch auf Biobetrieben. Was das bedeutet, wird gerade erst erforscht.

BILD ISTOC K.C OM/GANNET 77

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eit bald zehn Jahren beschäftigt Elke Brandes alles, was aus der Landwirtschaft im Wasser landet. Traditionell sind das überschüssige Nährstoffe aus Düngern, Gülle, aber auch Arzneimittel aus Ställen. »Neuerdings ist das auch Mikroplastik«, sagt sie. Am Thünen-Institut in Braunschweig trägt ihre Arbeitsgruppe Gewässerschutz Datensätze von Bund, Ländern und Behörden zusammen und versucht daraus Schlüsse zu ziehen und Forschungsfragen zu formulieren. Woher kommt es? Wie und wo lässt es sich vermeiden? Welche Schäden richtet es im Ökosystem an? Wo ist der Einsatz von Kunststoff alternativlos geworden – und wie lässt sich trotzdem verhindern, dass dieser zu Mikroplastik wird? »Das nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf. Wir forschen an vorderster Front«, sagt die Ökophysiologin. Wirklich Aussagekräftiges gibt es deshalb noch nicht. Aber nach einer ersten Analyse für Deutschland doch viele Vermutungen und Thesen, die die Wissenschafterin nur zögerlich und mit gebotener Vorsicht äußert – »mit sehr vielen Annahmen und Unsicherheiten und wirklich noch sehr groben Daten«.

KLÄRSCHLAMM, KOMPOST UND FOLIEN So wurden in Braunschweig drei »Eintragspfade« definiert, über die Mikroplastik auf Äckern, Feldern und Wiesen landet und von dort letztlich in Gewässern. »An erster Stelle steht Klärschlamm, gefolgt von Kompost sowie Mulchund Abdeckfolien«, berichtet Brandes. Durch die Düngeverordnung, die den Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft deutschlandweit neu regelt, werde dieser in absehbarer Zeit abnehmen. Vor allem Kompost und Folien gewinnen als Eintragspfade allerdings stark an Bedeutung. Beim Kompost liegt das einerseits am Abfallaufkommen und andererseits am gesellschaftlichen Gebot, Bioabfall nicht zu verbrennen, sondern im Kreislauf zu halten und durch den Kompost außerdem den Boden zu verbessern. »Sowohl die Kompostmengen als auch das Mikroplastik im Kompost nehmen zu.« Wobei dafür kaum die Landwirtschaft verantwortlich zu machen ist – »Es ist ja durchaus eine Dienstleistung der Landwirtschaft an der Gesellschaft, ihr diese Abfälle abzunehmen« –, sondern eher, was in Komposttonnen gesammelt und auf Abfallplätzen zusammengetragen wird.

TEXT Thomas Weber


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