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Businesstrends mit Zukunft – ein Corona-Update
Unternehmen müssen die Perspektive wechseln Anstatt der „alten Normalität“ nachzutrauern, kennzeichnet den Unternehmer der Zukunft Mut zu Kontrollverlust und intuitiver Führung. Wenn es an Pla nungssicherheit fehlt, wollen Strategien und Produkte stärker am Wohl des gro ßen Ganzen, am gemeinschaftlichen Wohl ausgerichtet werden. Kürzere In novations- und Produktzyklen rücken noch stärker in den Fokus: ein schnelles Kreieren und Proben von Abläufen oder Testen von Prototypen – ob Produkt oder Service – zeichnet die Wirtschaft von morgen aus.
Zukunftsforscher sprechen von einer „Dekonstruktion gegenwärtiger Struktu ren und Rollen“; alte Hierarchien zerfallen, neuartige Kollektive und Interessensgemeinschaften entstehen, die bspw. mit in die Produktentwicklung eingebunden werden wollen. Unterneh merisch betrachtet, braucht es daher eine noch ausgeprägtere Fähigkeit zum Perspektivenwechsel als bislang. Es braucht daher eine ganzheitliche Pers pektive, die dabei hilft, die Wirkungen und Potenziale der momentanen Situa tion schnell zu erfassen. Folglich sind Schnelligkeit und Kreativität sowie die Fähigkeit, Dinge schnell zu adaptieren und sich selbst gut zu organisieren, wichtige Parameter für das Arbeiten – in der Gegenwart gleichermaßen wie in der Post-Corona-Wirtschaft.
Auswirkungen auf den Arbeitsplatz der Zukunft Plötzlich funktionieren Dinge, von denen man vor Corona noch dachte, man müsse dafür erst sukzessive entspre chende Rahmenbedingungen schaffen. Markantes Beispiel hierfür ist die be schleunigte Digitalisierung auf den unterschiedlichsten Ebenen. Während Online-Meeting-Anbieter wie die Plattform Zoom zu Beginn des Jahres täglich noch 10 Millionen Nutzer zählte, waren es im April bereits 200 Millionen. Auch wenn zwischenzeitlich vielerorts wieder Prä senzmeetings stattfinden, setzt sich dieser Trend fort. Zahlreiche Unternehmen haben ihre Meeting- und Konferenzkul tur bereits grundlegend umgestaltet; wöchentliche Update-Calls und Sta tus-Meetings etwa finden ausschließlich im virtuellen Raum statt und sollen so auch künftig fortgesetzt werden. Auch der deutlich flexiblere Umgang mit Ho meoffice-Lösungen für Mitarbeiter ist eine weitere, Corona-bedingt verstärkte Entwicklung, die nachhaltig sein dürfte.
Ebenso werden uns vermutlich ver schärfte Hygienestandards und der Kontaktlos-Trend erhalten bleiben – sei es die bargeldlose Bezahloption oder mög licherweise künftig über Tablets und Smartphones individuell anwählbare und steuerbare Trainingsgeräte. In die sen Bereichen – Hygiene und kontaktlose Bedienbarkeit – wird es langfristig darum gehen, derzeitige Provisorien durch dauerhafte, tragfähige Lösungen zu ersetzen. Nicht nur für die Fitness branche bedeutet dies ein Neudenken und -gestalten von Arbeits- und Bedien flächen, Büroräumlichkeiten, Thekensituationen sowie von Gerätebereichen und Trainingsflächen. Gleiches gilt für den anhaltenden Trend, Prozesse und Abläufe zu automatisieren.
Trends nach Corona: Resilienz statt Effizienz Für Unternehmer aller Branchen und Märkte lassen sich im Wesentlichen sechs große Trends herausstellen:
W Resilienz statt Effizienz
Resiliente Unternehmen und Menschen bleiben beweglich – physisch wie mental; sie passen sich auch in Krisen phasen bestmöglich an. Sie sind sich darüber bewusst, dass Effizienzsteige rung endlich ist. Resiliente Menschen wissen um die Intensität von Transfor mationsprozessen und um die Komplexität der sie umgebenden Welt; sie arbeiten mit Methoden, Prinzipien und Strategien, die genau das berücksichti gen. Resiliente Menschen und Mitarbeiter kennen sich genau und können sich auch in stressigen Phasen gut selbst ausbalancieren. Sie können mit Störun gen von außen so umgehen, dass diese ihnen nicht schaden; außerdem behal ten sie ihren Fokus und richten sich regelmäßig neu daran aus.
Auch der Gesundheitsbegriff wird da her künftig noch umfassender gedacht werden müssen, um auch Mindset und Methoden zur Stressbewältigung und Regeneration zu integralen Bestandtei len der persönlichen Lebens- und Arbeitswelt zu machen.
W Zeit der Visionäre und Generalisten
Viele gute Geschäftsideen wurden in Krisenphasen geboren oder sind aus Kri sen heraus entstanden, wie etwa der Mitfahrdienst Uber, Airbnb – als On line-Marktplatz für die Vermietung von Unterkünften – oder der Online-Ver sandhändler Zalando. Zukunftsforscher sprechen hier von „manything goes“ – vieles ist genau JETZT möglich! Ob hyb ride Geschäftsmodelle, einzigartige neue Dienstleistungen oder das völlige Sich-selbst-neu-Erfinden, wie es aktuell insbesondere die Tourismus-, Freizeitund Eventbranche erlebt – all das will jetzt erdacht, gestaltet und auf den Weg gebracht werden. Ob ausgelagerte Yo gaeinheiten im Stadtpark, virtuelle Rückenschulen im Seniorenzentrum oder Liveübertragungen der studioeigenen Fitnesskurse auf die heimischen Note books der Mitglieder – die Wirtschaft der Zukunft fußt auf dem Mut der Voraus denker, derer, die alte Strukturen einreißen, Brücken bauen und Visionen mit Leben füllen können.
Zudem zeigt sich zurzeit, wie wichtig Generalisten sind, wenn es darum geht, schwierige Situationen zu bewältigen oder geschäftliches Neuland zu betre ten. Gerade im Hinblick auf die Digitalisierung reichen ausgeprägtes Spezialistentum und der Blick auf die Technik nicht aus. Hier braucht es jene, die die Dinge schnell einordnen und mit ent
Wer mit anderen zusammenarbeiten und Kooperationen lenken kann, baut schneller neue Lesitungen oder Produkte auf und schafft schneller neue Innovationen
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sprechendem Engagement ein großes Ganzes daraus wachsen lassen können.
W Individualisierbare Weiterbildung
Wie führe ich ein Team, das ich noch nie gesehen habe; oder wie organisiere ich ein Team, das keinen persönlichen Kontakt zu mir hat? Fernarbeit, die soge nannte Remote Work, ist zwar ein unaufhaltsamer Trend, erfordert aber auch neue Kompetenzen – insbesondere auf seiten der Führungskräfte. Weiterbildungsprogramme und Seminare/Workshops der Zukunft werden tendenziell zeitlich deutlich kürzer und inhaltlich komprimierter gestaltet sein, um den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden. Praxisbegleitende Formate, die indivi duell angepasst werden können, sowie direkt anwendbare Inhalte und vermit telte Tools/Techniken prägen demnach die Weiterbildungswelt der Zukunft.
Führungskräfte von morgen bringen hierfür die entsprechende Lernbereit schaft, Realismus für neue Arbeitsformen wie Remote Work und ausreichend Pioniergeist mit.
W Ad-hoc-Kooperationen und lokale
Partnerschaften
Wer ad hoc mit anderen zusammenarbeiten und Kooperationen lenken kann, baut schneller neue Leistungen und Produkte auf beziehungsweise schafft schneller Innovationen, als es im Rahmen einer eigenständig erbrachten einzelnen Leistung möglich wäre. Auch die Bedeutung lokaler/regionaler Part nerschaften wächst – nicht zuletzt durch die während der Pandemie erlebten Lieferengpässe oder -ausfälle im Kontext eines internationalen Warenverkehrs. Denn Corona hat – etwa bezogen auf die Unternehmenslogistik – gezeigt, wie fra gil Lieferketten sein können. So könnten regionale Nähe und eine schnelle Ver fügbarkeit in Zukunft zu Wettbewerbsvorteilen werden.
Die Fähigkeit, komplexe Projekte zu strukturieren und dabei, je nach Bedarf, auch virtuelle Teams leiten zu können, wird in der Personalentwicklung der Zu kunft eine noch größere Rolle spielen als in Zeiten vor Corona.
W Nähe zur Natur
Ob Fahrrad, Camping oder Urban Gardening: Der Trend zu mehr Naturnä he und -erleben scheint durch Corona noch Verstärkung erfahren zu haben. Auch steigt die Anziehungskraft ländli cher Regionen stark an, nachdem durch Homeoffice-/Wohnbüro- und Remo te-Work-Trend die Grenzen zwischen Wohn- und Arbeitsraum weiter zu ver schwimmen scheinen.
Gerade unter den Gesichtspunkten der Resilienz und der Regeneration er fährt dieser Naturtrend weiteren Aufschwung, was auch im Fitnesskontext berücksichtigt sein will.
W Sehnsucht nach Begegnung
Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht menschliche Wärme und Begeg nung. Auch wenn zur Infektionskontrolle „Social Distancing“ gefordert wird, so sinkt damit nicht der Bedarf an zwi schenmenschlichem Kontakt, an Nähe und Austausch miteinander. Folglich stellen sich die Fragen: Wie kann öffent licher Raum neu gedacht und gestaltet werden? Was kann die Begegnung mit Vielen und die Erlebniswelt z. B. einer Großveranstaltung „ersetzen“ bzw. als Überbrückungshilfe dienen, bis diese wieder möglich sind?
Auch im Studiokontext will Begeg nung neu gedacht werden, braucht es Plattformen und Möglichkeiten zum Austausch mit anderen. Könnten hier zum Beispiel wöchentliche Q&A-Sessi ons (online) – zu Motivationszwecken, als Update zum Trainingsverlauf oder zu bestimmten Fragestellungen und The men der Mitglieder – eine Alternative sein? Gibt es Möglichkeiten, Trainings flächen, die sich auf verschiedenen Ebenen oder in verschiedenen Niederlassungen befinden, miteinander zu verbinden, etwa Kurse zuzuschalten oder Menschen virtuell co-trainieren zu las sen? Welche Maßnahmen eignen sich darüber hinaus zur Vernetzung von Per sonal und/oder den Mitgliedern?
Fazit Wer mit den genannten Trends und aktuellen Entwicklungen arbeiten und diese auf das eigene Unternehmen transferie ren möchte, sollte sich tiefergehend damit beschäftigen und frühzeitig Prioritäten setzen. Ansonsten besteht die Gefahr, in blinden Aktionismus zu verfallen. Fest steht aber: Die Zukunft ist gestalt bar und liegt damit größtenteils in Ihren eigenen Händen. Mirja Krönung
Literatur
1 www.zukunftsinstitut.de/artikel/roadmap-in-die-postcorona-oekonomie/
Mirja Krönung ist Kommunikationstrainerin und Coach für Mind-Body-Balance, Selbstführung, Stressreduktion und bewusste Lebensgestaltung. Seit über 15 Jahren ist sie für Unternehmen aus den Bereichen Healthcare, Fitness und Kosmetik tätig; sie trainiert und berät hinsichtlich Public Relations und marketing-strategischer Fragen. Weiterführende Informationen: www.in-deiner-kraft.de; E-Mail: praxis@in-deiner-kraft.de