Brauerei Forum 1-2/2015

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Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

Ausgabe 1-2 | 30. Januar 2015 | 30. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

ein Widerspruch?

 Bericht 43. Internationales Braugersten-Seminar  Brau-Börsen-Bilanz  Programm 102. Brau- und maschinentechnische

Arbeitstagung der VLB Berlin in Dresden

www.brauerei-forum.de

 Craft-Biere vs. deutsches Reinheitsgebot –


18. VLB-Logistikfachkongress Der führende Branchentreff rund um die Getränkelogistik 23. bis 25. März 2015 in Mönchengladbach

● Zukunftstrends und Logistik ● Intralogistik ● Leergutlogistik ● Getränkedistribution ● Arbeitsrechtliche Aspekte ● Innovationen Fahrzeugtechnik Besichtigungsprogramm: Brauerei Mönchengladbach – Zweigniederlassung der Oettinger Brauerei PRIMARK Fashion – DHL Logistikzentrum in Mönchengladbach ESPRIT Distribution Center Europe – Fiege Logistik Mönchengladbach

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Inhalt

 Menschen & Unternehmen 4

VLB aktuell: Nils Rettberg neuer Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Spezialanalytik

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Max Straubinger ist neuer Präsident des Deutschen Instituts für Reines Bier / Bundesverdienstkreuz für Peter Hahn

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Deutscher Hopfenwirtschaftsverband: Josef Grauvogl 30 Jahre Geschäftsführer / Private Brauereien Deutschland: Detlef Projahn neuer Verbands-Präsident

 Technik & Technologie 7

VLB aktuell: VLB-Tagungen in Moskau – Erfolgreich trotz schwieriger Rahmenbedingungen

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RFID: Smarte Getränkeverpackungen schaffen Transparenz und Effizienz

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Brauer-Schule: Fachfragen für Auszubildende – Chemie für Brauer

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Bericht 43. Internationales Braugersten-Seminar: Gute Ernten 2014 entlasten Markt für Braugerste

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Craft-Biere vs. deutsches Reinheitsgebot – ein Widerspruch?

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Programm 102. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung der VLB Berlin in Dresden

 Betriebswirtschaft 18

Kostenrechnung: Verschlanktes Portfolio: Chancen für Brauereien?

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VLB aktuell: VLB Berlin als offizielle Weiterbildungseinrichtung zertifiziert

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Brau-Börsen-Bilanz international: Wechselkurs und Wetter belasten 3. Quartal 2014

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Brau-Börsen-Bilanz national: Warsteiner mit Umsatzplus, Krombacher investiert 12 Mio. €

7 Trotz der aktuell großen Schwierigkeiten in Russland ist das Interesse nach Weiterbildung im Bereich der Brauereitechnologie ungebrochen. Diese Erfahrung machte die VLB Berlin auf ihren Tagungen im November 2014 in Moskau

8 Experten sind sich einig: Transponder für die Chargenverfolgung haben in der Brau- und Getränkeindustrie eine große Zukunft. Wie der Stand der Technik aussieht, zeigt die VLB-Fachtagung „Track and Trace“ im April in Bamberg

 Markt & Marken 26

Bier entdecken und selber brauen – ein Besuch auf der 80. Internationalen Grünen Woche

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Brauerei Ganter veröffentlicht Firmenchronik / Distelhäuser Brauerei: In diesem Bier steckt Freundschaft

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Brewers Association: Fazit für 2014 – Craft-Biere erreichen die breite Masse / önig Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg: Offizieller Partner des Deutschen Skiverbandes / K Stadtführer Bier: Die neue Berliner Bier-Bibel

10 Mit einem interessanten Programm hat auch das 43. Internationale BraugerstenSeminar sein Publikum gefunden. Zu der Veranstaltung als Teil der 101. VLB-Oktobertagung kamen knapp 200 Teilnehmer

 Institutionen & Verbände 29

VLB aktuell: TU München zu Gast an der VLB Berlin / Certified Brewmaster Course 2015 gestartet

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DBMB Berlin-Brandenburg: Fachexkursion in den Norden Deutschlands

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DBMB Berlin-Brandenburg: Jahreshauptversammlung / Wolfgang Brinitzer gestorben

 Sonstiges 30

Impressum / Lösungen Brauer-Schule

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Veranstaltungskalender

Titelbild: © Luis Monteiro - Fotolia.com

26 Auf der 80. Internationalen Grünen Woche war der Deutsche Brauer-Bund mit einem neuen größeren Stand vertreten. Zahlreiche Besucher kamen und informierten sich rund ums Thema Bier

Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Menschen & Unternehmen  VLB aktuell

Nils Rettberg neuer Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Spezialanalytik Das Forschungsinstitut für Spezialanalytik (FIS) der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin wird seit 1. Januar 2015 von Dr. Nils Rettberg geleitet. Er folgt in dieser Funktion auf Prof. Dr. Leif-Alexander Garbe, der im vergangenen Jahr einen Ruf als Professor an die Hochschule Neubrandenburg angenommen hat. metabolites” zum Dr.-Ing. promoviert und wechselte vollständig an die VLB Berlin. Als neuer Leiter sieht Rettberg die künftigen Arbeitsschwerpunkte des FIS in der Entwicklung und Anwendung leistungsfähiger Analysemethoden für die immer komplexer werdenden Fragestellungen der Brauereiund Getränkeindustrie. Dabei wird er durch ein junges Team von derzeit zehn wissenschaftlichen Mitarbeitern der Fachrichtungen Brauereitechnologie, Biotechnologie, Chemie und Le-

bensmittelchemie unterstützt. Durch seinen Lehrauftrag für „Spezialanalytik in der Brauerei“ bleibt er der TU Berlin eng verbunden und leistet seinen Beitrag zur universitären Ausbildung am Campus Seestraße. Hintergrund für diese Veränderung war der Wechsel des bisherigen FIS-Leiters Prof. Dr. Leif-Alexander Garbe an die Hochschule Neubrandenburg, wo er im Studiengang Lebensmittel- und Biotechnologie die Chemie biogener Rohstoffe und Produkte lehrt.

Foto: oh

(oh) Mit Dr. Nils Rettberg (31) übernimmt ein junger Nachwuchswissenschaftler die Position als Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Spezial­ analytik. Dieses Institut unter dem Dach der VLB Berlin beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Analyse geschmacks- und aromaaktiver Schlüsselkomponenten in Bier, Getränken und ihren Vorstufen. Nils Rettberg erlernte von 2002 bis 2005 den Beruf des Brauers und Mälzers bei der Binding-Brauerei in Frankfurt am Main. Nach erfolgreichem Studium zum Diplom-Ingenieur für Biotechnologie mit Schwerpunkt Brauwesen an der TU Berlin startete er 2011 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bioanalytik der TUB unter Leitung von Prof. Dr. Leif-Alexander Garbe. Gleichzeitig war er am VLBForschungsinstitut für Spezialanalytik in zahlreiche brauereispezifische Fragestellungen und Forschungsprojekte im Bereich der Spurenanalytik mittels Gaschromatographie-Massenspektroskopie eingebunden. Im Juni 2014 wurde er mit seiner Arbeit “Comprehensive analysis of hop secondary

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Foto: dp

Dr. Diedrich Harms (l.), Leiter VLB-Zentrallabor, und VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine (r.) verabschiedeten Ilona Persch (M.) in den Ruhestand. Ilona Persch war seit 1969 als Laborantin im VEB Getränkekombinat Berlin tätig. 1991 wechselte sie an die VLB und arbeitete dort 24 Jahre im Zentrallabor


Menschen & Unternehmen  Nachrichten

Max Straubinger ist neuer Präsident des Deutschen Instituts für Reines Bier Die Mitglieder des Deutschen Instituts für Reines Bier e.V. (DIRB) haben den Parlamentarischen Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Max Straubinger, zum neuen Präsidenten gewählt. (BF) Das Deutsche Institut für Reines Bier (DIRB) wurde 1974 gegründet,um den damaligen Kampf der deutschen Brauer für den Erhalt des Reinheitsgebotes parlamentarisch zu unterstützen. Heute zählt das DIRB 150 Mitglieder – knapp die Hälfte Politiker aus Bundestag, Landtagen und Kommunalparlamenten, die andere Hälfte aus Verbänden, Organisationen oder der Brauwirtschaft. Bei der Neuwahl im Dezember wurde der langjährige Vorsitzende und ehemalige Bundestagsabgeordnete Herbert Frankenhauser aus München zum Ehrenpräsidenten des DIRB ernannt. Vize-Präsidenten des DIRB sind die stellvertretende Vorsitzende des schleswig-holsteinischen FDP-Landesverbands, Christine AschenbergDugnus, der Vize-Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Bundestag, Dietmar Bartsch, der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz von Baden-Württemberg, Alexander Bonde (Grüne), der FDP-Politiker Jürgen Koppelin sowie der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider.

Auf einem parlamentarischen Abend zum 40-jährigen Bestehen des DIRB im Dezember in Berlin begrüßten der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes (DBB), Dr. Hans-Georg Eils, und DBBHauptgeschäftsführer Holger Eichele zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Medien im Bier-Restaurant „Meisterstück“ am Berliner Gendarmenmarkt. Das Parlament war hochrangig vertreten durch den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Johannes Singhammer (CSU), die Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt (CSU) sowie den Vorsitzenden der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU). Der mehrfache Bierbotschafter hielt die Laudatio auf den langjährigen Präsidenten des DIRB, Herbert Frankenhauser. In seiner Rede würdigte Kauder den engagierten Einsatz Frankenhausers für die deutsche Brauwirtschaft und den Erhalt des weltweit einmaligen Reinheitsgebotes. Der amtierende „Botschafter des Bieres“ und Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Cem Özdemir, würdigte in seiner Ansprache das

Foto: DBB/CHLietzmann

Bundesverdienstkreuz für Peter Hahn (BF) Der frühere Hauptgeschäftsführer des Deutschen BrauerBundes, RA Peter Hahn, ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Damit werden seine Verdienste unter anderem für die deutsche Brauwirtschaft sowie die vor- und nachgelagerten Wirtschaftskreise gewürdigt. Die Verleihung durch den rheinland-pfälzischen Minister für Jus­tiz und Verbraucherschutz, Prof. Dr. Gerhard Robbers, fand im Dezember in Berlin statt.

gesellschaftliche Engagement der deutschen Brauer und sagte dem Bundesverband insbesondere bei seinem Eintreten für eine strenge Regulierung von Fracking seine Unterstützung zu. Eine Botschaft, die nicht nur die vertretenen Brauer, sondern auch die anwesenden Mitglieder des „ForumBier“ gerne hörten, darunter ForumBier-Vorsitzender Rudolf Eisemann, der neue Vorsitzende des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes (DHWV), Peter Hintermeier (Barth-Haas-Gruppe), sein Stellvertreter Pascal Piroué (Simon H. Steiner) sowie der Nürnberger Unternehmer Stephan J. Barth und DHWV-Geschäftsführer Josef Grauvogl. Die knapp 200 geladenen Gäste des Parlamentarischen Abends genossen unter Anleitung von Dr. Michael Zepf, Doemens, verschiedene ausgewählte Biere mit dazu passenden Speisen. Gemeinsam für das deutsche Bier: Cem Özdemir mit Gattin Pía Maria Castro, Hans-Georg Eils und Max Straubinger auf dem Parlamentarischen Abend in Berlin Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Menschen & Unternehmen Deutscher Hopfenwirtschaftsverband e.V.

Josef Grauvogl 30 Jahre Geschäftsführer Seit 1985 engagiert sich Josef Grauvogl als Geschäftsführer des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes für die Belange des deutschen und internationalen Hopfens. (F.) „Ohne die Verdienste von Josef Grauvogl stünde die deutsche Hopfenwirtschaft sicherlich nicht so erfolgreich da wie heute.“ So würdigte Peter Hintermeier, Vorsitzender des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes DHWV, die Verdienste von DHWVGeschäftsführer Josef Grauvogl. Am 1. Januar 1985 wurde Grauvogl Geschäftsführer des Verbandes der Hopfenkaufleute und -veredler, wie der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband damals noch hieß. Seit dieser Zeit habe sich Grauvogl unermüdlich aus Überzeugung für die Belange der deutschen, europäischen und internationalen Hopfenwirtschaft eingesetzt. In diesen 30 Jahren habe Grauvogl zahlreiche Neuerungen in der Hopfenindustrie aktiv begleitet und gestaltet. Hintermeier betonte als

herausragende Leistungen die Vermarktungsvereinbarung, die den Anspruch der deutschen Hopfenpflanzer auf die Beihilfe der Europäischen Union sicherte, und die Einführung der Alphaklausel in die Hopfenlieferverträge. „Mit Überzeugungs- aber auch Integrationskraft, mit einem festen Ziel vor Augen und, nachvollziehbarer, logischer Argumentation, mit seinem juristischen Sachverstand und wenn es sein musste, mit der sprichwörtlichen Hallertauer Hartnäckigkeit führte er die notwendigen Verhandlungen“, so Hintermeier. Nicht immer seien die positiven Ergebnisse seiner Arbeit sofort erkannt worden, aber sie hätten stets im Interesse der gesamten Hopfenwirtschaft gelegen. „Josef Grauvogl hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass sich die inter-

Josef Grauvogl nationale Hopfenvermarktung ständig an die sich wandelnden Bedürfnisse des Marktes anpasste und damit eine kontinuierlich positive Entwicklung nehmen konnte. Die Hopfenwirtschaft, Pflanzer, Verarbeiter und Vermarkter haben ihm viel zu verdanken“, so Hintermeier.

Private Brauereien Deutschland e.V.

Detlef Projahn neuer Verbands-Präsident Detlef Projahn, geschäftsführender Gesellschafter der Vereinsbrauerei Apolda löst Renate Scheibner als Präsident des Verbandes Privater Brauereien Deutschlands ab.

(F.) Der Verband Private Brauereien Deutschland e.V. mit seinen rund 800 Mitgliedsbetrieben hat einen neuen Präsidenten. Einstimmig wählte die Delegiertenversammlung des Verbandes im Dezember den geschäftsführenden Gesellschafter der Vereinsbrauerei Apolda/Thüringen, Detlef Projahn, in das Präsidentenamt. Er tritt die Nachfolge von Renate Scheibner, Glückauf Brauerei Gersdorf/Sachsen, an, die aus gesundheitlichen Gründen nach 15-jähriger Präsidentschaft ihr Amt vorzeitig übergab. Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland, Roland Demleitner, die scheidende Präsidentin, Renate Scheibner, und der neu gewählte Präsident Detlef Projahn bei der „Stabübergabe“

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Detlef Projahn wurde am 11. Mai 1957 in Gardelegen geboren. Der 57-jährige Diplom-Kaufmann ist seit 1990 in der Braubranche tätig. Seit 2000 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Vereinsbrauerei Apolda, einer erfolgreichen mittelständischen Brauerei in Thüringen, die für Tradition und Innovation gleichermaßen steht. In der Arbeit des Verbandes Private Brauereien Deutschland ist er seit Jahren als Delegierter aktiv und gilt in der Branche als Vordenker für die Lösung der künftigen Herausforderungen, denen sich der brauwirtschaftliche Mittelstand in Deutschland gegenübersieht. Der neue Präsident dankte seiner langjährigen Vorgängerin, Renate Scheibner, für ihre engagierte und erfolgreiche Tätigkeit und würdigte ihre Verdienste insbesondere bei der Durchsetzung der Pfand- und Rücknahmepflicht für Einweggetränkeverpackungen und die Etablierung des European Beer Star als mittlerweile weltweit bekannter und anerkannter internationaler Bierwettbewerb.


Technik & Technologie   VLB aktuell

VLB-Tagungen in Moskau – Erfolgreich trotz schwieriger Rahmenbedingungen Trotz der politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation in Russland, die sich auch auf die Braubranche auswirkt, versammelten sich vom 25. bis 27. November 2014 insgesamt 150 Brauereiexperten aus den GUS-Staaten und anderen europäischen Ländern auf den Tagungen der VLB Berlin im Moskauer Hotel Milan. (BF) Während das russische VLB-MicroBrew Seminar für Gasthausbrauer in diesem Jahr in seine 5. Runde ging, fand das VLB-Seminar für die Brauund Getränkeindustrie in Russland bereits zum 10. Mal erfolgreich statt. Gleich am ersten Tag ging es für die Teilnehmer des MicroBrew Seminars auf Exkursion. In drei Gruppen aufgeteilt, durften sie die Gasthausbrauereien „Odna Tonna“, „Velka Morava“ und „Stamm Bier“ besichtigen. Den Betreibern sei herzlichst dafür gedankt, dass die Gäste äußerst interessante Einblicke in ihre Prozesse gewinnen, mit Brauerei-Technologen Meinungen austauschen und die jeweiligen Biersorten verkosten durften. Am Abend des 25. Novembers fand für die Teilnehmer beider Tagungen im Restaurant Borisovskiy der gemeinsame Begrüßungsabend statt. Der Getränkehersteller „Ochakovo“ sponserte hierfür die Getränke und ermöglichte für 60 Seminarteilnehmer eine Betriebsbesichtigung am

27. November. Ein großes Dankeschön deshalb auch an „Ochakovo“. In Erinnerung bleibt den Teilnehmern der zweite Tag vor allem durch die Verkostung verschiedener Craft-BierSorten, organisiert durch die Firma „Premium Pivovarni Peterburga“. Die Teilnehmer konnten acht verschiedene Biere verkosten, die mit amerikanischen Hopfensorten der Firma Yakima Chief Inc. gebraut worden waren. Des Weiteren bekamen die Teilnehmer praktische Ratschläge betreffend der Brau­technologie und Hopfungsmöglichkeiten. Der zweite Tag wurde mit einem Get-Together abgeschlossen, für das die Firmen „Strategiya XXI“ und „Premium Pivovarni Peterburga“ das Bier gesponsert hatten. Auch in diesem Jahr bietet die VLB Berlin ihre Veranstaltungen für russische Brauer an. So findet vom 2. bis 27. Februar 2015 in Berlin ein Craft Brewers Course in russischer Sprache statt. Wir danken folgenden Firmen für ihre Unterstützung bei der Tagung in Moskau. Sie haben wesentlich zum Seminar-Erfolg beigetragen: •• „Polus Analyt Pribor“ •• The Union of Russian Brewers •• Anton Paar GmbH •• KHS GmbH •• Yakima Chief Inc. •• „LaBEERint“ •• Premium Breweries in St. Petersburg •• Rauh GmbH & Co. Blechwaren­­­fa­ brikations KG •• Novozymes A/S

Fotos: Jan Biering

Mit großer Begeisterung verkosteten die Teilnehmer verschiedene CraftBier-Sorten

Durch ihre Fragen und Kommentare schafften die Teilnehmer eine sehr konstruktive Stimmung in den beiden Seminaren •• Braumaster GmbH •• FINKTEC GmbH •• LLC „Bang & Bonsomer“ •• Saint Petersburg State University IFMO, Faculty of Biotechnology •• Fachverlag Hans Carl •• Bühler AG •• Haffmans Pentair Filtration & Process •• „Castle Malting“ •• „Strategiya XXI“ •• Publishing company „Professiya“ Vielen Dank auch an die Brauereien: •• CJSC Moscow beer and alcohol-free plant “Ochakovo” •• „Velka Morava“ •• „Odna Tonna“ •• „Stamm Bier“ Kontakt VLB Berlin, Anna Heydorn heydorn@vlb-berlin.org VLB Berlin, Ludmila Linke linke@vlb-berlin.org Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Technik & Technologie  RFID

Smarte Getränkeverpackungen schaffen Transparenz und Effizienz Dipl.-Ing. Ingo Pankoke, Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) der VLB Berlin

Der Einsatz von Radio Frequency Identification (RFID) Technology ist in der Getränkeindustrie seit Langem ein Thema. Um die möglichen Potenziale dieser Technologie auszuschöpfen, sind aber nach wie vor verschiedene Herausforderungen zu meistern. Das VLB-Forschungsinstitut für Management und Getränkelogistik (FIM) stellt auf der VLB-Fachtagung „Track & Trace“ im April gemeinsam mit verschiedenen Industriepartnern und der Privatbrauerei Rittmayer neueste Forschungsergebnisse und praktische Umsetzungen dieser Technologie in der Brau- und Getränkeindustrie zur Diskussion.

Der Einsatz von RFID kann auch für mittelständische Brauereien sinnvoll sein – hier bei der Privatbrauerei Rittmayer

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Um die Transparenz in den Beständen von Mehrwegverpackungen und Mehrwegladungsträgern aller Art zu erhöhen, können RFID-Transponder in der Brau- und Getränkebranche sinnvoll genutzt werden. Über den Transponder an der Verpackung können viele Prozesse unterstützt oder sogar aktiv gesteuert werden. Neben den reinen technischen Aspekten, sind bei unternehmensübergreifenden Anwendungen immer auch organisatorische Prozessabsprachen zu berücksichtigen. Dabei kann die Beachtung von Datenstandards langfristig helfen, das Zusammenwachsen von einzelnen Unternehmensanwendungen zu einer übergreifenden Branchenanwendung zu fördern. Der „intelligente“ Getränkekasten Bei Mehrweggetränkekästen stehen die Brauer oft vor der Herausforderung, dass die aktuelle Anzahl der vorhandenen Kästen sowie deren Umlaufzeit nur grob geschätzt werden können. Des Weiteren gibt es eine

Vielzahl von Prozessen, bei denen eine eindeutige Identifizierung der Kästen hilfreich wäre, beispielsweise innerhalb der Distributionskette oder auch bei der Überprüfung der Leergutqualität. Daher hat die VLB im Rahmen eines Forschungsprojektes (MF 11172) zusammen mit Entwicklungspartnern ein RFID-System konzipiert, welches eine „kastenindividuelle Messung der Leergutqualität“ ermöglicht und auch die Zuordnung zu bestimmten Lieferscheinen, Touren oder Kundenkreisen gestattet. Datentechnisch wird dabei auf den GRAI-Code zurückgegriffen, welcher weltweit sicherstellt, dass eine Kasten-ID-Nummer nur einmal vergeben wird. Außerdem wurde eine einheitliche Einbauempfehlung für die Position eines UHF-Transponders in den Getränkekästen ausgesprochen. Diese soll sicherstellen, dass die Ausrichtung der Transponder innerhalb von großen Kastenpulks ein optimales Leseergebnis liefert. Kern der Empfehlung ist die Anbringung des Transponders im oberen linken Bereich auf der langen Kastenseite. In der Brauerei können RFID-Anlagen fest in der Abfülllinie installiert werden. So können z.B. alle in die Produktion laufenden Bierkästen einzeln erfasst und damit die Umlaufdaten der Bierkästen erfasst werden. Auch kann eine RFID-Anlage in eine bereits vorhandene Leergutsortieranlage (mit automatischer Flaschenerkennung im Kasten) integriert werden. Hierdurch kann dann die Leergutqualität sofort der eindeutigen Nummer des einzelnen Bierkastens zugeordnet werden. In einem Pilotprojekt wurde dies bereits für eine Erkennung der Firma recop umgesetzt. In einem weiteren Forschungsprojekt, das im Rahmen der Initiative INNOKOM-Ost (MF 140058) aus Mitteln des

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BMWi gefördert wird, soll nun dieses RFID-System weiter entwickelt werden, damit es auch für den Vollgutbereich genutzt werden kann. Dabei stehen die physische Pulkerfassung bzw. software-technische Lösungen zur Chargenverfolgung im Vordergrund. VLB-Fachtagung „Track und Trace“ Um die neuesten Forschungsergebnisse und ersten Umsetzungen in der Brauindustrie der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren, veranstaltet die VLB eine Fachtagung zum Themenkomplex Chargenverfolgung und Rückverfolgbarkeit (engl. track and trace). Am 22. und 23. April stehen in Vorträgen, Diskussionsforen und einer Besichtigung die folgenden Themen auf der Agenda: • Effiziente Gebinde- & Inventarverwaltung zur Bestandsführung und Pfandwertermittlung • Einfache Steuerung von QSProzessen (Chargenverfolgung, Instandhaltung, Dokumentation, Rückverfolgbarkeit), Identifikationstechnologien (RFID, Barcode und Co.) • Erfahrungsberichte aus verschiedenen Forschungsprojekten • Exkursion zur Brauerei Rittmayer, Hallerndorf, wo 2014 eine Kastenidentifikation mittels RFID umgesetzt wurde Zielgruppe sind Mitarbeiter aus den Bereichen Abfüllung, Logistik und Vertrieb aus Brauereien, Mineralbrunnen, Fruchtsaft- und AfG-Produzenten sowie dem GFGH. Insgesamt 60 Besucher können teilnehmen. Die Veranstaltung findet im Residenzschlosshotel Bamberg statt. Anmeldung und Information unter: www.vlb-berlin.org/trace2015


Technik & Technologie   Brauer-Schule

Fachfragen für Auszubildende

Chemie für Brauer Der Fragenkatalog thematisiert chemische Grundkenntnisse der Brauer. Die Formeln lassen sich zwar in der bekannten Literatur nachlesen. Dennoch sollte ein gewisses Grundwissen jederzeit abrufbereit vorhanden sein. 1. Velcorin® ist ein zugelassenes Mittel zu Kaltentkeimung von Erfrischungsgetränken. Es zerfällt etwa vier Stunden nach dem Zusatz in Methanol und Kohlendioxid. Welche Summenformel hat das Methanol? a) C2H5OH b) CH3OH c) C6H12O6 d) COOH e) CO2 2. Die Nichtkarbonathärte besteht aus den Salzen der Mineralsäuren. Diese sind z.B. Phosphor-, Salpeter-, Salz- und Schwefelsäure. Die Salze einer Mineralsäure sind trotzdem im Brauwasser unerwünscht. Welche Mineralsäure ist das? a) H3PO4 b) HNO3 c) HCl d) H2SO4 e) H2CO3 3. Beim Maischen wird bei 62 °C aus der Stärke vor allem Maltose abgespalten. Welche Summenformel hat die Maltose? a) C2H4O2 b) C2H12O12 c) C12H24O12 d) C6H12O6 e) C12H22O11 4. Bei der Gärung wird die Maltose durch Hefeenzyme in Glucosemoleküle gespalten. Nach welcher Reaktionsgleichung erfolgt diese enzymatische Spaltung? a) C12H22O11 + H2O → 2 C6H12O6 b) C12H24O12 → 2 C6H12O6 c) C2H4O2 + C2H4O2 + C2H4O2 → 2 C6H12O6 d) C6H12O6 → C6H12O6 e) C6H12O6 → 2 C2H5OH + 2 CO2 + Energie

Brauerei Forum: Brauer-Schule 2014 Der Jahrgang 2014 der „Brauer-Schule“ steht Abonnenten und VLB-Mitgliedern kostenlos als PDF-Datei zur Verfügung. Mail an: redaktion@brauerei-forum.de

5. Bei der Vergärung mit obergäriger Hefe entstehen vergleichsweise viele geschmacksintensive Ester. Welche funktionelle Gruppe kennzeichnet die Ester? a) R1-COOR2 b) R-COOH c) R-OH d) R-HO e) R1-O-O-R2 6. Glycerin entsteht beim Fettabbau, wird aber auch als Frostschutzmittel für Manometer an Spundapparaten eingesetzt. Glycerin ist ...? a) 1,3-Butadien b) Propan-2-ol c) 1-Acetoxyethylen d) Dimethyldicarbonat e) Propan-1,2,3-triol

Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

7. Bei der Nachgärung entstehen durch die Reaktion von Alkoholen und Carbonsäuren neue Verbindungen. Diese Verbindungen sind: a) Aldehyde b) Ketone c) Ester d) Zuckeralkohole e) Fettsäuren 8. Durch die Reifung des Bieres werden Fehlaromen abgebaut. Eine geschmacklich negativ wahrnehmbare Verbindung ist das Diacetyl. Welche Summenformel hat Diacetyl? a) C6H10O5 b) C2H5OH c) CH4 d) C4H6O2 e) C4H10O2 9. Unangenehme Fehlaromen werden u. a. durch Phenole verursacht (z. B. die Korknote durch Trichloranisol). Welches Kennzeichen weisen die Phenole auf? a) Sie bestehen nur aus Kohlenstoff- und Wasserstoff- atomen b) Sie sind dreiwertige, tertiäre Alkohole c) Sie enthalten alle einen Benzolring d) Sie enthalten immer eine Dreifachbindung e) Sie enthalten immer zwei Ketogruppen (Lösungen S. 30) Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Technik & Technologie   Braugersten-Seminar

Gute Ernten 2014 entlasten Markt für Braugerste Mit einem interessanten Programm hat auch das 43. Internationale Braugersten-Seminar am 30. September 2014 sein Publikum gefunden. Zu der Veranstaltung am Dienstagnachmittag als Teil der 101. VLB-Oktobertagung kamen knapp 200 Teilnehmer. Zur Diskussion gestellt wurden fünf Vorträge zu den Schwerpunktthemen Gerste und Hopfen. Den Vorsitz hatte Prof. Dr. Frank Rath, Leiter des VLB-Forschungsinstitutes für Rohstoffe (FIR). (dp) Wie gewohnt, begann das Braugersten-Seminar mit einer Einschätzung der weltweiten Ernteprognosen für Braugerste, wie sie aus Sicht von Ende September 2014 vorgenommen werden konnte. Als Fachmann hier-

Beim Keimverhalten sind Sommergersten wie ein Turbo, Wintergersten wie ein alter Dieselmotor: Frank Rath

Die Erträge der Braugerstenernte 2014 waren in vielen Regionen überdurchschnittlich gut: Michael Fleischer für hatte sich Michael Fleischer, RMI Analytics, Luzern, Schweiz, zur Verfügung gestellt, ein alter Bekannter im Braugersten-Seminar. Seit vielen Jahren kommt der Rohstoffexperte nach Berlin, um seine Analysen vorzustellen. Diese standen im September im Hotel Berlin unter dem Titel: Braugersten­ bilanz 2014: Entspannung oder Ruhe vor dem Sturm? Der Vortrag wartete mit guten Nachrichten auf angesichts der präsentierten Zahlen. Demnach ging Fleischer davon aus, dass die weltweiten Ernten 2014 zu einem Überschuss an Braugerste in Höhe von ca. 0,75 Mio. t führen könnten. Als größten Nettoexporteur mit ca. 2,2 Mio. t nannte er Australien, gefolgt von den

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EU-27-Staaten (1,35 Mio. t), Kanada (1,2 Mio. t) und Argentinien (1 Mio. t). Demgegenüber schätzte er, dass allein China und Asien für ihren Bedarf an Braugerste Importe in Höhe von 3,1 Mio. t benötigen. Weiteren Importbedarf sah er vor allem für Süd- und Mittelamerika (1,2 Mio. t), für die USA (0,5 Mio. t) und für Afrika (0,125 Mio. t). „Damit haben wir eine relativ ent­ spann­te Situation“, sagte Fleischer und erinnerte daran, dass dies auch an Russland liege. So habe das Land „keinen Importbedarf“ an Braugerste, da dort der Bierabsatz stagniert oder zurückgeht. Im Hinblick auf Europa zeichnete der Referent folgendes Bild. So bezifferte er die zu erwartenden Erntemengen auf gut 8,9 Mio. t, den europäischen Bedarf an Braugers­te auf ca. 8 Mio. t. Dies entspricht einem theoretischen Überschuss von gut 0,9 Mio. t. Als europäische Exportländer für Braugers­te nannte er vor allem Frankreich, Dänemark, Großbritannien und Tschechien. Allein in Frankreich sollte die Erntemenge von Braugerste um ca. 850 000 t über dem nationalen Bedarf liegen. Die Anbaufläche von Sommergerste lag dort im Jahr 2014 bei knapp 530 000 ha, davon 61 % für Braugerste. Weitere Überschüsse sollten von Dänemark (0,817 Mio. t), Großbritannien (0,311 Mio. t) und Tschechien (0,117 Mio. t) kommen. Als Defizitländer wurden vor allem die Beneluxstaaten (–1,2 Mio. t) sowie Deutschland (–0,8 Mio. t) eingeschätzt. Angesichts der insgesamt guten Versorgungslage in Europa verwies Fleischer im September 2014 auf das relativ niedrige Preisniveau für Brauund Futtergerste. Dieses entstand als Folge der Überkapazitäten und des großen Wettbewerbs bei Malz in Deutschland. Ein Vorteil für die Brauereien, die dadurch finanziell entlastet werden konnten. Als Ausblick auf die Braugerstenernte 2015 machte der Referent folgende Aussagen. So rechnete er nicht, wenn überhaupt, mit großen

Brauerei Forum  –  Januar/Februar 2015

Überschüssen aus der Ernte 2014. Vielmehr könnte die Bilanz 2015/16 enger ausfallen, hinzu kommt das Risiko steigender Preise. Keine Veränderungen seien hingegen bei den EU-Anbauflächen für Sommergerste zu erwarten. Prof. Dr. Andreas Graner, Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), Gatersleben, referierte über Aktuelle Entwicklungen in der Genomforschung von Gerste. Der hoch wissenschaftliche Vortrag bot zahlreiche Einblicke in die komplexe Welt der Pflanzengenetik. Deutlich wurde dabei vor allem, dass die Entschlüsselung des Gerstenge-


Technik & Technologie

Foto: Wikipedia / Magnus Manske

noms eine äußerst aufwendige Aufgabe ist für hoch spezialisierte Fachleute. Bevor der Referent hierzu ins Detail ging, machte er auf folgenden Sachverhalt aufmerksam. So hätten sich in den vergangenen 20 Jahren große Veränderungen innerhalb der Pflanzengenetik ergeben mit weitreichenden Auswirkungen auf die Züchtung von Braugerste. „Sie ist der Beginn der Wertschöpfungskette, auf der Sie alle aufbauen“, unterstrich der Referent, um dann im Schnelldurchgang Erkenntnisse zum Gerstengenom zu skizzieren. Es besteht aus 5 Giga-Basenpaaren und ist damit doppelt so groß wie das Humangenom, ohne jedoch mehr Gene zu haben. Stattdessen wird die Größe des Gerstengenoms vor allem von sogenannter repetitiver DNA bestimmt, also von Genabschnitten, die immer wieder auftreten. Trotz der Größe des Gerstengenoms konnte es vollständig entschlüsselt und kartiert werden. Maßgeblich erleichtert wurde dies durch die Entwicklungen innerhalb der Sequenzierungstechnologie, die immer billiger geworden ist. Kostete die Entschlüsselung von 1 Mega-Base Gerstengenom im Jahr 2000 noch 10 000 $, fiel der Preis bis 2014 auf ca. 30 Cent. Graner nannte die

Kartierung des Gers­tengenoms eine „enorme Hilfe bei genetischen Experimenten und der Identifizierung von Genen für Merkmale wie Proteingehalt, 1000-Korn-Gewicht, Extraktausbeute, Krankheitsresistenz und vieles mehr“. Die Kartierung ist dabei als Voraussetzung anzusehen, um die Züchtung von Gerste zu optimieren. Ziel sind aber nicht nur hohe Erträge, sondern auch die Erhaltung von qualitativ hochwertigem Malz und Bier. Als Grundannahme dient dabei die Einschätzung, dass gute und schlechte Malzqualitäten sich auf Unterschiede in der Genstruktur der Gerste zurückführen lassen. Abschließend fasste Graner die großen Vorteile zusammen, die sich aus der genetischen Kartierung des Gerstengenoms ergeben. Demnach bietet sie einen Zugang zu einer Fülle von DNA-Markern, mit denen sich nahezu alle Gene untersuchen lassen. Dadurch wandelt sich die bisherige Gerstenzüchtung zunehmend vom empirischen zum vorhersagenden Prozess. Dieser ermöglicht es, neue Gerstensorten zu entwickeln, die genau auf die Anforderungen von Landwirten und Brauindustrie zugeschnitten sind. Dr. Elisabeth Wiesen, Barth-HaasGroup, Nürnberg, stellte den Einfluss von Hopfeninhaltsstoffen auf Gushing zur Diskussion. Der Vortrag beleuchtete einen neuen Aspekt bei dem noch immer rätselhaften Phänomen. Schon seit einigen Jahrzehnten wird es akribisch erforscht, ohne dass bisher tatsächlich eine voll befriedigende Erklärung gefunden werden konnte. Bevor die Referentin die Ergebnisse ihrer eigenen Untersuchung vorstellte, erinnerte sie an gesicherte Erkenntnisse zu diesem Thema. Dabei berief sie sich auf Guy Derdelinckx, Privatdozent an der KU Leuven. Dieser hatte auf dem Brewing Summit 2014, Chicago, USA, folgende Aussage getroffen: „Ein kontaminiertes Malz aus derselben Charge kann kein, leichtes oder starkes Gushing verursachen.“ Damit scheint Gushing immer für eine Überraschung gut zu sein: Es kann sowohl auftreten, wenn man es nicht vermutet, als auch unauffindbar bleiben, wenn man fest mit ihm rechnet. Angesichts dieser Situation dürfte der Forschungbedarf noch lange groß bleiben. Dies gilt besonders, da Gu­shing laut Derdelinckx von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird. Dazu zählte er sowohl die Brauereien selbst (Sudhaus, Gärkeller usw.) als auch den jeweiligen Biertyp sowie die Art des Ausschanks und das Gebinde (Flasche, Dose). Als

Auslöser für Gushing werden nach Angaben von Wiesen drei Ursachen angesehen: Feste Partikel wie CaOx, Gasreste an Fremdpartikeln (Kieselgur) sowie stabilisierte Mikroblasen. Letztere verursachen Gushing, sofern sie in der Flasche in ausreichender Anzahl mit kritischem Durchmesser vorhanden sind. Sie wachsen sofort durch den Druckabfall an, wenn die Flasche geöffnet wird. Um Gushing auszulösen, müssen aber Entbindungskeime in der CO2-haltigen Flüssigkeit vorhan-

Die Entschlüsselung des Genoms bei Gerste beschleunigt den Fortschritt in der Pflanzen­ züchtung: Andreas Graner

Die Bitter- und Aromasubstanzen des Hopfens beeinflussen Gushing: Elisabeth Wiesen den sein. Wie Wiesen weiter erläuterte, wird Gushing wesentlich durch die zahlreichen Inhaltsstoffe des Hopfens beeinflusst. Dazu zählen neben den Hopfenharzen und -ölen auch die Polyphenole und Fettsäuren. Einige der Substanzen wirken dabei verstärkend, andere hemmend. Gushing-fördernd ist etwa die dehydrierte Humulinsäure. Sie entsteht bei der Herstellung von Hopfenextrakt. Ähnliche Effekte haben Polyphenole und gesättigte Fettsäuren wie Palmitin- und Stearinsäure, die ebenfalls das Überschäumvolumen begünstigen. Im Gegensatz hierzu verringern große Mengen an (Iso-)Humulonen während der Würzekochung das Potenzial für Gushing. Dies gilt auch für Substanzen der Hopfenöle, die schon ab einer Konzentration von 1 ppm Gushing unterdrücken, ohne dabei die Schaum­ eigenschaften des Bieres zu beeinträchtigen. Bei den Substanzen der Hopfenöle haben die Sesquiterpene aus der Kohlenstoffwasserstoff­fraktion Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Technik & Technologie das größte Potenzial, Gushing zu verhindern. Dies kann aber auch durch spezielle Zusätze erreicht werden, die als Anti-Gushing-Mittel im Handel erhältlich sind. Eines davon wird von der Barth-Haas-Group hergestellt und als Hop Aid®Antifoam vertrieben. Ob sein Einsatz mit dem deutschen Reinheitsgebot im Einklang steht, müsste aber noch geprüft werden, so die Referentin abschließend.

Die Lipide des Hopfens können Gushing reduzieren: Nils Rettberg Ähnlich wie bei seiner Vorrednerin ging es auch bei Dr. Nils Rettberg, VLB Berlin, um Gushing. Hierzu skizzierte er zunächst die Analytische Charakterisierung der Hopfenlipide, um anschließend ihren Beitrag zum Gushingphänomen zu diskutieren. Zur Einstimmung erinnerte der Referent daran, dass zahlreiche Sekundärmetabolite des Hopfens Einfluss auf primäres Gushing nehmen können. Es soll nach aktuellem Wissensstand durch Polyphenole, gesättigte Fettsäuren und Alkane verstärkt werden. Als abschwächend hingegen werden Bitterstoffe, Terpene, ungesättigte Fettsäuren sowie die Emulsionen von Hopfenlipiden angesehen. Um tiefer in das Thema einzutauchen, nahm Rettberg zunächst die Lipide unter die Lupe. Ausführlich erläuterte er deren Eigenschaften, Struktur und Funktion. Sie sind wasserunlösliche (hydrophobe) Stoffe, die bei Pflanzen grundlegende Bedeutung haben. Als integraler Bestandteil der Zellstruktur dienen sie nicht nur als Energiereservoir, sondern auch als Schutz vor Wasserverlust und Schädlingen. Hinzu kommen Aufgaben als Botenstoffe. Wichtige Lipide sind u.a. Fette, Öle, Phospholipide und Wachse. Zur genauen Analyse der Lipide wurden an der VLB zahlreiche Extraktions- und Trennungsverfahren entwickelt. Zum Einsatz kam dabei die Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (GC-MS). Sie ist unverzichtbar, da die komplexe Zusammensetzung des

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Hopfens mit einfacheren Extraktionsund Analyseverfahren nicht entschlüsselt werden kann. Als Zwischenergebnis präsentierte der Referent eine Vielzahl von Erkenntnissen. So bestehen Hopfenlipide zum Großteil (ca. 80 %) aus unpolaren Speicherfetten, wobei Pellets Typ 90 in Abhängigkeit von der Hopfensorte ca. 3,5 % bis 5 % Lipide enthalten. Als Hauptfettsäuren des Hopfens konnten die Linolsäure und die Linolensäure sowie die Palmitinsäure bestimmt werden. 80 % der Gesamtfettsäuren liegen als ungesättigte Fettsäuren vor. Die Verteilung der Fettsäuren wird maßgeblich von der Lipidfraktion bestimmt. Schließlich korreliert die Lipidkonzentration außerdem mit Bitterstoffen und Öl. Weitere Erkenntnisse des Vortrages bezogen sich auf die kommerziell erhältlichen Emulsionen der Hopfen­lipide. Sie sind theoretisch und praktisch in der Lage, Gushing zu reduzieren. Darauf machte Rettberg aufmerksam, der diese Wirkung mit der Zusammensetzung der Emulsionen erklärte. Sie enthalten – ähnlich wie die Lipide selbst – einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Hinzu kommt, dass die Konzentration von Sesquiterpenen und Alkanen eher gering ist. Neben den Emulsionen erhöht auch Hopfenextrakt den Lipidanteil im Bier. Bei konventioneller Hopfengabe wird der Hauptteil der Lipide während der Würzeklärung im Whirlpool und durch Adsorption an Hefe während der Gä-

rung entfernt. Es ist fraglich und bisher nicht bekannt, ob der verbleibende Rest fähig ist, Gushing zu verhindern, so Rettberg.

Brauerei Forum  –  Januar/Februar 2015

Prof. Dr. Frank Rath, VLB Berlin, informierte über Mehrzeilige Wintergersten und Hybridgersten – Neue Impulse für den Ausbau von Braugerste? Der Vortrag unterstrich zum einen, welch große Chancen mit der Züchtung und dem Anbau von Winterbraugersten verbunden sind. Zum anderen aber auch, dass sich dem Gerstenanbau mit Hybriden neue Perspektiven bieten. Bevor Rath hierzu ins Detail ging, erinnerte er daran, dass in Deutschland die Anbauflächen von Sommergers­te nach wie vor rückläufig sind. Sie umfassten 2014 etwa 350 000 ha, davon ca. 250 000 ha Sommerbraugerste. Im Gegensatz hierzu blieb die Anbaufläche bei Wintergerste mit 1,2 Mio. ha (Wert von 2013) relativ stabil. Angesichts dieser Menge sah Rath große Möglichkeiten, den Anbau von Winterbraugerste auszuweiten. Vom Bundessortenamt offiziell zugelassen sind 44 zweizeilige Wintergersten, davon neun Braugersten, sowie 49 sechszeilige Wintergersten, davon eine Braugers­te und 6 sechszeilige Hybridsorten. Letztere sollen durch die Nutzung des Heterosiseffekts eine höhere Ertragsleistung sowie eine bessere Ertragsstabilität bieten. Rath ver­glich ausführlich die agronomischen Eigenschaften der zwei- und sechszeiligen Gersten sowie der Hybridsorten. Betrachtet wurden Faktoren wie Ertragsleistung, Kornqualität und Ertragsstabilität sowie die Malzqualität. Dabei ergaben sich zahlreiche Erkenntnisse. So wird etwa das Flächen- und Ertragspotenzial der Wintergerste in Deutschland für Braugerste bisher kaum genutzt. Erfolgreiche Züchtungs­ programme waren nur auf die zweizeilige Winterbraugerste gerichtet. Dadurch wurden deren Qualitätseigenschaften zwar sehr stark verbessert. Allerdings ohne tatsächlich die hohe Ertragskraft wie bei den sechszeiligen Winter-/ Futtergersten zu erreichen. Die Malz- und Brauqualität der sechszeiligen Wintergerste reicht kaum über das Niveau von Futtergersten hinaus. Als mögliche Ansatzpunkte für züchterische Verbesserungen nannte Rath das Keimverhalten sowie die Enzymbildung und -verteilung bei der sechszeiligen Wintergerste. Nach seiner Einschätzung ist die Verwendung von Hybridgerste prinzipiell möglich. Teilweise sind deren agronomische Vorteile aber nicht zu erkennen. Überschätzt werden hingegen deren Inhomogenitäten.


Technik & Technologie

Craft-Biere vs. deutsches Reinheitsgebot – ein Widerspruch? Dr. Peter Lietz, Sophienstädt

Im Zuge der in den vergangenen Jahren aufkeimenden Popularität der Craft-Biere, also handwerklich gebrauter Biere mit besonderen Geschmacksprofilen, kommt es immer wieder auch zu Diskussionen über das deutsche Reinheitsgebot. Für zahlreiche „junge Wilde“ gilt es als Hemmschuh für kreatives Brauen oder bloß als reines Marketinginstrument der „Traditionalisten“. Der Autor Peter Lietz sieht dagegen die Ursprünge des deutschen Reinheitsgebotes klar in der Tradition des Verbraucherschutzes und ist von dessen Aktualität und Relevanz für den Konsumenten von heute überzeugt. Seit einiger Zeit drängen sogenannte Craft-Biere auch aus dem Ausland auf den deutschen Markt und werben mit der Wiederbelebung der handwerklichen Braukunst. Die deutschen Brauer anzuhalten, ihr traditionelles Handwerk wieder neu zu erfinden, erscheint seltsam. Sowohl die in den heutigen Großbrauereien, als auch in den zahlreichen mittelständischen Betrieben und Hausbrauereien praktizierten Technologien basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und langer Erfahrung bei der Bierherstellung. Die Protagonisten der US-amerikanischen Craftbrewer-Szene haben sich das Ziel gesetzt, charakterstarke Biere zu produzieren. Sie sehen dies als Gegenbewegung zu den aus ihrer Sicht „langweiligen“ und einförmig schmeckenden „Industriebieren“. In diesem Punkt haben die Kollegen aus Übersee nicht ganz unrecht. In der Vergangenheit waren viele Biere, – auch sogenannte Premiumbiere – dank ihres charakteristischen Geschmacks­ profils leichter unterscheidbar. Die verwendeten Malzsortimente, die betriebsindividuellen Heferassen und Sudrezepte waren der sensorischen Vielfalt förderlich. Allerdings kam es auch oft zu Kontaminationen mit bierschädlichen Mikroorganismen. Als Folge entstanden „individuelle“ Geschmacksmuster durch Sarcinen und wilde Hefen. Auch dadurch waren so manche Biere leicht wiedererkennbar – allerdings nicht unbedingt im positiven Sinne. Diese Kontaminationen sind auf Grund fortgeschrittener Produktionstechnik im 21. Jahrhundert kein Thema mehr. Wasser, Malz, Hopfen, Hefe + X? Die Craftbrewer aus Übersee setzen in der Regel auf den Einsatz besonderer Malzqualitäten und Hopfensorten. Dagegen ist nichts einzuwenden, zumal dies zur bewährten Verfahrensführung deutscher Braumeister gehört. Aber

unsere jungen Kollegen schrecken dagegen nicht davor zurück, Zusatzstoffe, wie Beeren, Kaffee, Gewürze oder Säuren ihren Bieren beizumischen. Dies ist nach geltendem deutschem Recht (Biersteuergesetz) verboten. Auffallend ist auch, dass viele Craft-Biere bedeutend mehr Alkohol enthalten als die klassischen deutschen Biere – wodurch bleibt ihr Geheimnis. Denn eine untergärige Bierhefe erreicht Alkoholgehalte von bis zu 13 % nicht. Generell ist dieser erhöhte Alkoholgehalt zwiespältig: Das klassische deutsche Bier zeichnete sich von jeher durch einen mäßigen Ethanolgehalt zwischen 4 und 5 Vol.-% aus. Treibt man den Alkoholgehalt weiter in die Höhe, dann konvertiert Bier zu einem reinen Genussmittel. Eine solche Entwicklung wäre in der heutigen Zeit, in der Bier in den Medien oft in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch gestellt wird, fatal und kaum wünschenswert. Reinheitsgebot reines Marketing? Greg Koch, Mitinhaber der Stone Brewing Company in Escondido, Kalifornien, hat unlängst seine Pläne zur Errichtung einer Brauerei in Berlin-Marienfelde vorgestellt. Auf den ersten Blick ein Konzept nach dem Vorbild deutscher Gasthausbrauereien. Grundsätzlich ist jede neue Brauerei, die noch dazu für unser traditionsreiches Brauhandwerk wirbt, herzlich willkommen. Aufhorchen lässt jedoch die Haltung von Koch zum deutschen Reinheitsgebot. Dieses sei viel zu streng und werde falsch verstanden. Nach seiner Interpretation habe es im Ursprung nichts mit Reinheit zu tun gehabt, sondern sei aus steuerrechtlichen Gründen eingeführt worden – hier irrt er, der Kollege aus Übersee! Lebensmittelrechtliche Vorschriften hatten von jeher auch die Aufgabe, den Verbraucher vor leichtfertig beigemischten, gesundheitsgefährdenden bzw. bedenklichen Zusatzstoffen zu schützen. Deshalb haben die bereits

im Mittelalter formulierten Ordnungen, die schließlich im Reinheitsgebot für Bier mündeten, auch im 21. Jahrhundert ihre volle Berechtigung. So ent­wickelte sich die deutsche Brau­tradition mit dem Ziel, den Konsument unabhängig von seinem Geldbeutel ein gesundes, bekömmliches und haltbares Bier zu kredenzen. Diese bewährte Tradition sollte auch im 21. Jahrhundert in Deutschland Bestand haben. Fehlendes Wissen führte zu „kreativen Kunstgriffen“ beim Brauen Unsere Altvorderen hatten es ungleich schwerer. Seinerzeit versuchte man durch den Zusatz verschiedener Kräuter (Grut) und Mineralien das

Sonderpostwertzeichen aus dem Jahre 1983 zum deutschen Reinheitsgebot – eine neue Marke hat die Deutsche Post für das Jubiläumsjahr 2016 angekündigt

schnelle Verderben der Biere zu verhindern. Dabei war oft ein zu geringer Alkoholgehalt die Fehlerursache. Daher wurden Gewürze des täglichen Lebens wie Wachholder, Schlehe, Enzian, Wermut, Anis, Lorbeer, Schafgarbe, Rosmarin, Johanniskraut eingesetzt. Wermutbier sollte Galle, Leber und Milz reinigen. Salbeibier den Magen stärken, gut für die Blase und Niere sein und sogar wacklige Zähne kurieren. Ysopbier wurde gegen Brust- und Atembeschwerden empfohlen, Beifußbier Frauen als Mittel gegen Unfruchtbarkeit. Vielen von diesen Kräutern wurden und werden auch heute noch Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Technik & Technologie

Biervielfalt ist auch innerhalb der Vorgaben des deutschen Reinheitsgebotes machbar

gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. Sie sind deshalb auch unbedenklich. Gehören solche Kräuter deshalb aber auch in das Bier? Aus meiner Sicht eindeutig nein! Bier ist und sollte ein Lebensmittel bleiben und kein Medikament. Um fehlenden Alkohol zu kaschieren, wurden aber auch oft Bilsenkraut, Engelwurz, Tollkirsche, Seidelbast und gemeiner Stechapfel dem Bier zugesetzt. Diese Ingredienzen waren keineswegs unbedenklich. Mit dem Bilsenkraut gelangten die Alkaloide Hyoscymin und Scopolamin ins Bier. Diese Alkaloide sind in geringen Konzentrationen hochwirksame Arzneimittel, in höheren Dosierungen jedoch giftig. Weshalb griff aber im Mittelalter so mancher Brauer zu diesen Kräutern, obwohl man bereits damals durchaus einige Risiken kannte? Seinerzeit war noch wenig über die biochemischen und mikrobiologischen Vorgänge des Brauprozesses bekannt. Man kannte weder Thermometer noch Extraktspindel – beides unverzichtbare Instrumente des Brauers. Man verwendete zwar schon die Hefe und kannte ihre prinzipielle Wirkung. Die physiologischen Hintergründe und Mechanismen der Gärung waren aber unbekannt. Die ganze Kunst des Braumeisters und seiner Gehilfen bestand darin, das Feuer unter der Maische so zu führen, dass am Ende der Sud gelang. Unter solchen Bedingungen war es mehr oder weniger dem Zufall überlassen, ob eine Maische ordentlich verzuckerte und so in der anschließenden Gärung ausreichend Alkohol gebildet werden konnte. War die Maische in der Verzuckerungsrast

zu heiß oder zu kalt geworden, blieb die Alkoholbildung aus. Das Bier enthielt dann viele Dextrine, klebte ordentlich, bestand zwar den berühmten „Sitztest“, aber die Wirkung des Alkohols fehlte. Daher griffen die Brauer oft zu berauschenden Kräuterzusätzen. Der unkontrollierte Zusatz dieser Pflanzen führte bei den Konsumenten immer häufiger zu schweren gesundheitlichen Problemen. Daher waren die Rats- bzw. Landesherren gefordert, entsprechende Brauordnungen zum Schutz der Bevölkerung zu erlassen. In diesen ging es vordringlich darum, den Zusatz jedweder gesundheitsschädlicher Stoffe in das Bier zu unterbinden. Dies war auch im Sinne von verantwortungsvollen Brauern, die mit dem Verbot solcher Zusätze schon frühzeitig um einen guten Trunk bemüht waren und so ihren Berufsstand schützen wollten. Schutz vor gesundheitsbedenklichen Zutaten stand im Vordergrund Wann zum ersten Mal eine solche Ordnung erlassen wurde, lässt sich heute nicht mehr genau feststellen. In den Jahrhunderten, die seitdem vergangen sind, haben Kriege, Brände und Seuchen viele in dieser Zeit auf Papier hinterlegte Zeugnisse vernichtet. Interessant sind die Motive, die zu diesen lebensmittelrechtlichen Bestimmungen geführt haben. Die überlieferten Dokumente lassen deutlich erkennen, dass es den verantwortlichen Politikern (Ratsherren, Landesherren) in erster Linie darum ging, dass die Lebensmittel – und dazu gehörte auch das Bier – keine die Gesundheit schädigenden Stoffe enthalten. Ein weiterer Grund war der Schutz der

Brotversorgung. Entsprechende Beschlüsse untersagten daher zeitweilig die Verwendung von Brotgetreide zur Bereitung von Bier und Branntwein. Schließlich sollten im Interesse einer kontinuierlichen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln die Bürger davor geschützt werden, dass Lebensmittel als Spekulationsobjekt missbraucht werden. Auch wenn der Begriff „Reinheitsgebot“ erst Ende des 19. Jahrhunderts auftaucht, so ist die Gestaltung dieser ersten Lebensmittelgesetze in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends im deutschsprachigen Raum – und nicht nur dort – vorbildlich für die Entwicklung der Lebensmittelgesetzgebung in Europa. Zahlreiche „Reinheitsgebote“ Ein Gebot zum Schutz des Bieres ist uns z.B. auch aus Frankreich überliefert. Im Jahre 1258 hatten sich in Paris 37 Braumeister zu einer Kooperation zusammengeschlossen und ihrem König „Ludwig dem Heiligen“ ein Statut zur Beschlussfassung vorgelegt. Danach durfte Bier nur unter der Verwendung von Wasser und Korn, d.h. Gerste und Molzer (Mischkorn bestehend aus Roggen und Weizen zu gleichen Teilen), hergestellt werden. Der Zusatz von Beeren, Gewürzen und Harzpech war unter Strafe verboten. Weitere bekannte Brauordnungen, die die Verwendung von ausschließlich Gerste, Malz, und Hopfen vorschrieben, sind uns vor allem auch aus dem bayrischen und Thüringer Raum überliefert, z.B. • Nürnberg (1290): nur Gerstenmalz • Weimar (1348): Bier nur Malz und Hopfen, aber kein Steinwurz und Harz

Foto: Deutscher Brauer-Bund

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Technik & Technologie • München (1420): keine fremden Ingredienzen außer getrocknete Benediktenwurzeln • Augsburg (1433): nur Hafer • München(1453 und 1487): nur Gerste, Hopfen und Wasser • Regensburg (1454, 1466 ,1469) • Landshut (1457): keine Samen, Wurzeln, Gestrüpp in das Bier hängen • Landshut (1493): Malz, Hopfen und Wasser Diese Entwicklung gipfelte schließlich im bayrischen Reinheitsgebot von Ingolstadt (1516): „… – zu kainen Pier/ merer Stuckh/ dann allain Gersten/ hopfen/ und Wasser/ genommen …“. In Berlin erließ der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. für Bernau (1723) eine Brauordnung, in der u.a. festgelegt wurde: „nur reines Wasser darzunehmen, keines weges aber Post, Toback, Rost, brennenden Kien und dergleichen Dinge, die es ungesund machen.“ Damit wurde zum ersten Mal auch die Bedeutung der Wasserqualität berücksichtigt. Steuerliche Aspekte kommen hinzu Ausgang des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Brauer hinsichtlich der Verwendung unterschiedlicher Getreidesorten wie Roggen, Dinkel, Weizen einschließlich der anteiligen Verwendung von Rohfrucht verschiedene Möglichkeiten, ein charakterstarkes und leicht wiedererkennbares Gebräu zu kredenzen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts ging man dazu über, ausschließlich Gerstenmalz zuzulassen. Diese Reglementierung geschah im Wesentlichen zum Schutze des deutschen Marktes vor ausländischen Konkurrenten, die unter Mitverwendung billigerer Rohstoffe, zumeist Rohfrucht, ihre Biere kostengünstiger herstellen konnten. Dies mündete schließlich in den bekannten deutschen Biersteuergesetzen. Die ursprünglich lebensmittelrechtlich geprägten Brauordnungen wurden durch wirtschaftlich/steuerliche Bestimmungen abgelöst. 1871: Erstes Gesetz zur Brausteuer im Deutschen Reich Auf der Grundlage des Art. 35 Abs.1 der Reichsverfassung von 1871 erging am 31. Mai 1872 das 1. Reichsgesetz wegen der Erhebung der Brausteuer. Seine Gültigkeit beschränkte sich auf das Reichsgebiet, mit Ausnahme der Südstaaten (Bayern und Baden-Würt­ temberg), Hamburgs und Bremens sowie einiger kleinerer Landesteile. Diese Verordnung spiegelte die in Deutschland – mit Ausnahme Bayerns – praktizierte Bierherstellung wider.

Die Mitverarbeitung von Surrogaten, unter anderem Reis, Stärke und Zucker, stieß vor allem in Bayern auf heftige Kritik. Dort verlangte man, dass auch außerhalb der Grenzen Bayerns keine Surrogate verwendet werden dürfen. Diese Forderung wurde jedoch von der Mehrzahl der Brauereien in Norddeutschland zunächst abgelehnt. Das 1. Reichsgesetz von 1872 erfuhr seine Änderung am 3. Juni 1906. Das neue Brausteuergesetz, wiederum nur gültig für das Deutsche Reich, ausgenommen die Königreiche Bayern und Württemberg, das Großherzogtum Baden, Elsass-Lothringen, das Großherzoglich Sächsische Vordergericht Ostheim, das Herzogliche Sachsen-Coburg und das Gothaische Amt Königsberg, wurde am 7. Juni 1906 vom damaligen Reichskanzler Fürst von Bülow erlassen. Hier findet sich die Festlegung bezüglich der Rohstoffe, wie sie auch heute noch im Biersteuergesetz im § 9 (1) ihre Gültigkeit besitzt, und als deutsches Reinheitsgebot bekannt ist. Das Biersteuergesetz des Deutschen Reiches erfuhr 1909 eine entscheidende Erweiterung, die bis 1990 Bestand hatte: Im § 14 des Biersteuergesetzes – Verkehr mit Bier – wird nun bestimmt: „…dass unter der Bezeichnung Bier nur solche Getränke in den Verkehr gebracht werden dürfen, zu dessen Herstellung nur Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser verwendet wurden“. Dies wurde erst nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 12. März 1987 mit der Bierverordnung vom 2. Juli 1990 aufgehoben. Von da an konnten ausländische Brauer auch Biere auf dem deutschen Markt anbieten, zu deren Herstellung neben Gerstenmalz auch weitere, in ihren Heimatländern zugelassene Rohstoffe wie z. B. Weizen, Roggen, Dinkel, Mais verwendet wurden. Auch wenn diese Zusatzstoffe deklariert werden müssen, wurde damit der deutsche Markt für Biere geöffnet, die nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wurden. Aktuell gilt das Biersteuergesetz in der Fassung vom 16. Juni 2011. Mögliche Modifikationen Im deutschen Biersteuergesetz wird hinsichtlich der Verarbeitung zugelassener Rohstoffe zwischen untergärigen und obergärigen Bieren unterschieden. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist die­se Differenzierung zwischen Untergärung – mit Hilfe der Art Saccharomyces cerevisiae – und Obergärung – mit Hilfe der gleichen Art Saccharomyces cerevisiae – nicht begründbar. Selbstverständlich gibt es technologische Unterschiede zwischen den beiden

Heferassen. Jedoch begründen sie keinesfalls die Erzeugung eines „unreinen Bieres“, wenn beispielsweise eine mit Roggenmalz- oder Weizenmalzschrotanteilen bereitete Würze anschließend mit einer untergärigen Bierhefe vergoren wird. Würde man in Zukunft wieder, wie im bayrischen Recht von 1516, auf eine Differenzierung zwischen obergärigen und untergärigen Bieren verzichten, erhielten auch die deutschen Brauer in der Zukunft einen bedeutend größeren Spielraum bei der Gestaltung bekömmlicher Biersorten im Sinne des Reinheitsgebots. Eine Möglichkeit wäre, den Teil des Biersteuerrechts, der die Verwendung der Roh- und Zusatzstoffe regelt (§ 9 Abs. 1 und 2) in das Lebensmittelrecht zu transferieren. Gleichzeitig sollten klare Vorgaben hinsichtlich der Verwendung der Roh- und Zusatzstoffe formuliert werden. In diesem Zusammenhang wäre auch zu prüfen, inwieweit der Begriff „hergestellt nach dem deutschen Reinheitsgebot“ in einem solchen Gesetz verankert werden kann. Weitere Zutaten, wie z.B. Kräuter, Säuren, Ethanol (auch Bierdestillate) und dergleichen mehr, sollten jedoch im Sinne des Reinheitsgebotes grundsätzlich untersagt bleiben. Weiterhin sollte nicht mehr zwischen ober- und untergärigen Bieren unterschieden werden, sondern die Verwendung von Bierhefe der Art Saccharomyces cerevisiae vorgegeben werden, die nicht durch molekularbiologische Methoden in ihrem Leistungsspektrum verändert wurde. Durch die Mitverwendung z.B. von Weizenmalz und anderer vermälzter Getreidearten könnte in Zukunft die Rohstoffpallette zur Herstellung untergäriger Biere auch in deutschen Brauereien wesentlich erweitert werden. Das wäre im Interesse der Verbraucher ein deutlicher Beitrag zur Entwicklung der Geschmacksvielfalt im Sinne des Reinheitsgebotes und unter Berücksichtigung fairer Wettbewerbsbedingungen.

In der vom bayerischen Herzog Wilhelm IV. im April 1516 in Ingolstadt erlassenen Landesordnung werden für Bier der Verkaufspreis und die Zutaten für dessen Herstellung reguliert (Reinheitsgebot)

Fazit: Reinheitsgebot auch nach 500 Jahren aktuell Ist das Reinheitsgebot von 1516, dessen Jubiläum des 500-jährigen Bestehens im kommenden Jahr gefeiert wird, als eine der ersten lebensmittelrechtlichen Bestimmung noch zeitgerecht? Eindeutige Antwort: Ja! Dieses Gebot sollte sogar grundsätzlich für alle Getränke gelten, sowohl für die, die als Bier deklariert sind, als auch für solche Getränke, die beim Verbraucher den Eindruck hinterlassen sollen, es handle sich um Bier. Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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102. Internationale Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung der VLB Berlin Montag, 16. März 2015 10.00 bis 17.00 Uhr Arbeitssitzungen der Fachausschüsse des TechnischWissenschaftlichen Ausschusses der VLB Berlin im Maritim Congress Center Dresden (auf besondere Einladung)

11.30 Uhr Intelligente Whirlpool-Systeme: Einsatz von Dekantern bei der Würzerückgewinnung Dr. Deniz Bilge (VLB Berlin) / Rok Podobnikar (Alfa Laval, Kopenhagen, Dänemark) (Eng*)

ab 17.00 Uhr Beginn Teilnehmer-Registrierung

12.00 Uhr Aktuelle technologische Fragestellungen der Brauereipraxis Dr. Roland Pahl (VLB Berlin)

ab 18.00 Uhr Get-together für alle Teilnehmer im Maritim Congress Center Dresden, Terrassenfoyer

12.30 Uhr Mittagspause mit Fachausstellung

0.00 Uhr Ende

Dienstag, 17. März 2015 8.00 Uhr Teilnehmer-Registrierung Vorsitz:

Dr. Paul Panglisch (Radeberger Gruppe c/o Radeberger Exportbierbrauerei)

Optimierungsmöglichkeiten im Brauprozess 8.30 Uhr Begrüßung und Einführung 8.40 Uhr Zurück in die Zukunft der Brautechnologie – Ist das Wissen von gestern das Morgen von heute? Klaus Wasmuht (Ziemann International, Ludwigsburg) 9.10 Uhr Optimierung von Energieverbrauch und Qualität im Sudhaus-Trockenteil Marc Eckert (Bühler, Uzwil, Schweiz) 9.40 Uhr Dekanter-Einsatz im Sudhaus – Herausforderung und Potential für die Zukunft Dr. Rudolf Michel (GEA Brewery Systems, Kitzingen)

Neues aus Qualitätswesen und Laboranalytik 14.00 Uhr Begrüßung und Einführung 14.05 Uhr Risikomanagement möglicher Kontaminanten in der Brau- und Getränkeindustrie – Fundament für Verbrauchersicherheit und die Bewahrung von Märkten und Marken Dr. Andreas Ludwig (Radeberger Gruppe, Frankfurt am Main) 14.35 Uhr Gaschromatographie TandemMassenspektrometrie – Auf Spurensuche in Bier und Getränken Dr. Nils Rettberg (VLB Berlin) 15.05 Uhr Getränkeprobenvorbereitung leicht gemacht – CO2-frei durch Membranentgasung Dr. Diedrich Harms / Susy Büssing (VLB Berlin) (Eng*) Vortrag auf Englisch

Rahmenprogramm Dienstag 16:00 Uhr Abfahrt mit Bussen zu den technischen Besichtigungen (wahlweise):

 Radeberger

 Feldschlößchen

 Freiberger Brauhaus,

10.20 Uhr Pause mit Fachausstellung 11.00 Uhr Langjährige Praxiserfahrungen mit dem Maischefilter MEURA 2001 Dr. Gerd Bender (Karlsberg Brauerei, Homburg/Saarpfalz)

Exportbierbrauerei, Radeberg

Brauerei, Dresden

Freiberg

20.00 Uhr Begrüßungsabend im Hausbräu im Ballhaus Watzke, Kötzschenbroder Straße 1, 01139 Dresden – Ballsaal Bustransfer zurück zum Maritim Hotel ab 22:30 0.00 Uhr Ende des Veranstaltungstages


16. bis 18. März 2015, Dresden, Maritim Hotel & Congress Center Mittwoch, 18. März 2015 Vorsitz: Karsten Uhlmann (Feldschlößchen Aktiengesellschaft, Dresden)

Abfüll- und Verpackungstechnik

11.30 Uhr Dosenverschließer und Hygiene – ein Widerspruch? Thomas Triebel (Ferrum, Schafisheim, Schweiz) 12.00 Uhr Mittagspause und Fachausstellung

8.30 Uhr Begrüßung und Einführung

  Inspektionstechnik

  Einweg-Kegs

13.00 Uhr Automatische Selbstüberwachung der Bodeninspektion am Leerflascheninspektor Dr. Markus Grumann (miho Inspektionssysteme, Ahnatal)

8.40 Uhr Einweg-Kegs – Übersicht und technischer Status quo Dr. Georg Wenk (VLB Berlin) 9.10 Uhr PetainerKeg™ – Kostenfaktoren, Produktqualität und Umweltaspekte von Einweg-Kegs Herman Green (Petainer Germany, Schwarzenbach)

13.30 Uhr Fremdkörpererkennung in befüllten Behältern Dr. Thomas Jahnen (Heuft Systemtechnik, Burgbrohl)   Verpackung

9.40 Uhr BEVkeg – die innovative Lösung für den Einwegfass-Markt Ute John-Unterburger (KIC Krones, Neutraubling) / Thomas Hutschenreuter (Micro Matic Deutschland, Köln)

14.00 Uhr Validierung von Verpackungsmaterialien in der Radeberger Gruppe – ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung Carsten Hennicke (Radeberger Gruppe, Frankfurt am Main)

10.10 Uhr Pause mit Fachausstellung

14.30 Uhr Blechdickenreduzierte Kronenkorken – ein Update Ingrid Weber / Susan Dobrick (VLB Berlin)

  Getränkedose 11.00 Uhr Innovative Technologie zur sauerstoffarmen und hygienischen Abfüllung in Getränkedosen Ludwig Clüsserath (KHS, Dortmund)

Allgemeine Information Veranstaltungsort

Die 102. Internationale Brau- und maschinentechnische Arbeits­ tagung der VLB findet im Maritim Hotel & Internationales Congress Center Dresden, Ostra-Ufer 2, 01067 Dresden, statt.

Tagungssprachen

15.00 Uhr Ende der Veranstaltung

In den Tagungsgebühren sind enthalten:  Teilnahme am Vorabendtreffen

(Gesamtkarte, Tageskarte Dienstag)  Teilnahme am Begrüßungsabend am Dienstag (alle Karten)  Teilnahme am Vortragsprogramm  Pausengetränke und Mittagsimbiss am Dienstag und Mittwoch

Die Vorträge werden in Deutsch oder Englisch gehalten. Es wird eine entsprechende Simultanübersetzung angeboten. Die Tagungsdokumentation ist wahlweise in Deutsch oder Englisch verfügbar.

 Teilnahme und Bustransfer zu den Besichtigungen

Hotelzimmer

Stornobedingungen

Die Übernachtung ist nicht Bestandteil der Teilnahmegebühren und muss extra gebucht werden. Wir haben für unsere Veranstaltung in Dresden Zimmerkontingente reserviert. Eine aktuelle Liste steht unter www.vlb-berlin.org/frueh2015 zur Verfügung.

Teilnahmegebühren

Brauereien, Getränkehersteller, Handelsmälzereien alle anderen Gesamtkarte 990* € 1350* € Tageskarte Dienstag 790* € 990* € Tageskarte Mittwoch 660* € 850* € * 25 % Rabatt für VLB-Mitglieder alle Preise zuzügl. gesetzlicher MwSt.

 Tagungsunterlagen wahlweise in Deutsch oder Englisch  Simultanübersetzung der Vorträge (Deutsch/Englisch)

Für Stornierungen, die bis spätestens 27. Februar 2015 bei uns eingehen, erfolgt eine Rückerstattung abzüglich einer Bearbeitungsgebühr in Höhe von 50,00 € zzgl. MwSt. Für Stornierungen nach diesem Termin ist keine Rückerstattung der Teilnahmegebühren mehr möglich. Maßgebend ist der Zeitpunkt der Stornierung. Namensänderungen sind jederzeit möglich.

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Betriebswirtschaft   Kostenrechnung

Verschlanktes Portfolio: Chancen für Brauereien? Christoph Th. Schneider, Diplom-Ökonom, Essen

Obwohl viele Großbrauereien neue Produkte in den Markt bringen, ist die Anzahl der produzierten Sorten bei den meisten Brauereien zurückgegangen. Eine systematische Optimierung erfolgte dabei jedoch kaum. Der vorliegende Beitrag zeigt auf, wie sich die Wirtschaftlichkeit oder Unwirtschaftlichkeit einer produzierten Sorte bestimmen lässt. Neue Perspektiven können sich aber selbst dann ergeben, wenn Brauereien ihr Sortiment verkleinern. Noch immer existieren Brauereien als klassische Vollsortimenter. Allerdings ist es eher die Ausnahme, dass ihr Portfolio eine zweistellige Anzahl an Getränkesorten umfasst. Manche mittelständische Brauereien haben jedoch den Anspruch, die Konsumenten in ihrem Absatzgebiet mit allen Sorten zu versorgen. Loyale Kunden erwarten dies sogar noch gelegentlich von ihren Brauereien, obwohl diese Einstellung in zunehmendem Maße seltener wird. Das Kundenverhalten hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Unabhängig von der tatsächlichen Qualität der Produkte werden meist Sorten von Spezialisten bevorzugt. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Kompetenz auf wenige Sorten konzentrieren, ihren Auftritt in der Öffentlichkeit entsprechend steuern und damit die Produkte von Vollsortimentsbrauereien immer mehr verdrängen. Letztere verfügen in der Regel nicht über die finanziellen Möglichkeiten, alle Produkte in ihrem Portfolio zu bewerben. Da einzelne Sorten ein Schattendasein führen, baut sich eine Abwärtsspirale auf. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Ist es nicht sinnvoller, auf diese wenig nachgefragten Sorten ganz zu verzichten, ihre Produktion also einzustellen? Bevor eine solche Entscheidung fällt, wird in der Regel eine umfassende Analyse vorgenommen. Dabei werden häufig selbst geringe Umsätze als Argument gegen die Einstellung einer Getränkesorte verwendet. Hinzu kommt, dass Brauereien sich davor scheuen, Mitbewerbern Möglichkeiten zu geben, neuen Umsatz zu generieren. Hat ein Konkurrent erst mal in einem fremden Absatzgebiet Fuß gefasst, könnte er sogar weitere Sorten bedrängen. So verbreitet solche Einschätzungen auch sein mögen, so wenig beruhen sie aber häufig auf belastbaren Fakten. Im weiteren Text wird eine systematische Vorgehens-

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weise entwickelt, auf deren Basis die Entscheidung für oder gegen die weitere Produktion einer bestimmten Sorte getroffen wird. Kommt die Geschäftsführung einer Brauerei zu dem Ergebnis, dass eine Einstellung der Produktion die beste Alternative darstellt, wird das weitere Vorgehen für diesen Fall beschrieben. Systematische Fehler Um eine Entscheidung zu fällen, ob eine Sorte eingestellt werden soll, werden alle relevanten Daten herangezogen. Diese dürften in den meis­ ten Brauerei übersichtlich sein, da die Produktions- und Absatzmengen automatisch dokumentiert werden. Die exakten Kosten auf Basis der einzelnen Sorten sind allerdings meist nicht feststellbar. Die Ermittlung der Kos­ten mit Hilfe einer Äquivalenzrechnung kann allenfalls Hinweise geben. Tendenziell werden aber so die Kosten der umsatzstarken Sorten zu hoch, die der umsatzschwachen zu niedrig ausgewiesen. Eine pauschale Betrachtung der Randsorten wird meistens zwei systematische Fehler enthalten: Einerseits sind die Kosten oft zu hoch angesetzt, weil nicht entscheidungsrelevante Gemeinkosten berücksichtigt werden. Andererseits aber auch zu niedrig, weil ein erhöhter Aufwand, etwa bei der Abwicklung kleinerer Aufträge, nicht angemessen ausgewiesen wird. Die folgenden Korrekturen der Kos­ tenrechnung tragen dazu bei, die Entscheidungsfindung auf eine belastbare Grundlage zu stellen. Bestimmung der Ist-Situation Die meisten Brauereien verfügen über freie Kapazitäten. Diese Situation wird sich nicht verändern, wenn ein bestimmtes Bier mit geringem Umsatzanteil nicht mehr gebraut wird. Unter dieser Vorrausetzung sind die Fix­kosten nicht entscheidungsrele-

Brauerei Forum  –  Januar/Februar 2015

vant. Ist der Deckungsbeitrag positiv, liegen also die Einnahmen oberhalb der variab­len Kosten, ist eine Weiterführung der Produktion aus kaufmännischer Sicht sinnvoll. Nur in seltenen Fällen werden spezielle Aggregate für das Brauen der Spezialprodukte vorgehalten, diese sind dann mit ihren vollen Kosten anzusetzen. Dies kann etwa im Bereich der Filtration oder Abfüllung der Fall sein, wenn die Haltbarkeit verlängert werden soll. Völlig anders stellt sich allerdings die Situation dar, wenn die Anlagen ausgelastet sind, d.h. eine Ware nur eingeschränkt hergestellt werden kann. Bei einem solchen Engpass in der Produktion ist dieser mit seinen engpassbezogenen Deckungsbeiträgen zu berücksichtigen, da hier das Spezialbier andere Sorten verdrängt. (Die Bestimmung der engpassbezogenen Deckungsbeiträge wird in diesem Artikel nicht vorgenommen. Es sei auf die entsprechende Spezial­ literatur zur Kostenrechnung verwiesen.) In fast allen Fällen wird in einer derartigen Situation die Beendigung der Produktion der Randsorte die bes­ te Alternative darstellen. Nur wenn der Engpass mit relativ geringem finanziellem Aufwand beseitigt werden kann, sollte eine Investitionsrechnung durchgeführt werden. Die meisten Brauereien haben saisonale Produktionsspitzen im Sommer, dann sind die Kapazitäten der Anlagen ohnehin ausgelastet. Die Herstellung einer speziellen Sorte würde die Hauptsorte entsprechend verdrängen. In diesem Fall müssten auch die so entgangenen Deckungsbeiträge addiert werden, wodurch die Produktion meis­tens unwirtschaftlich wird. Daher empfiehlt sich eine Herstellung von Nischenprodukten immer in den ausstoßarmen Monaten. Eine Praxis, die weit verbreitet ist, bieten viele Brauereien ihre Saisonbiere ja meist nur zwischen Herbst und dem kommenden


Frühjahr an. Diese Vorgehensweise drückt die relevanten Kosten. Daneben gibt es aber andere Sachverhalte, die verdeckte Kosten enthalten. So werden etwa die meisten Aggregate nicht fortlaufend genutzt. Werden sie für jede einzelne Charge in Betrieb genommen, erhöhen sich die Kosten auf den Hektoliter bezogen bei geringeren Mengen. Dabei ist neben dem Energie- auch der Wasserverbrauch zu berücksichtigen. Vor- bzw. Nachläufe werden in gleicher Höhe anfallen, unabhängig davon, wie viele Hektoliter verarbeitet werden. Gleiches gilt für Umrüstzeiten, etwa in der Abfüllung. Kommen Spezialmalze oder -hopfen zum Einsatz, die aufgrund der geringeren Verbrauchsmengen länger gelagert werden, ist auch hier der mögliche Ansatz der Zinskosten zu prüfen. Gleiches wird für die Etiketten und Werbeartikel gelten. Auch bei der Auslieferung ist festzustellen, ob und welche zusätzlichen Kosten anfallen. Werden ohnehin belieferte Kunden zusätzlich versorgt, fallen praktisch keine Kosten an. Gleiches gilt bei einer Abholung. Müssen dagegen mit den eigenen Fahrzeugen zusätzliche Touren vorgenommen werden, schlagen die Kosten bei geringen Mengen pro Hektoliter überproportional ins Gewicht. In der Verwaltung stellen sich die gleichen Fragen wie in der Produktion. Verursacht die betrachtete Sorte einen tatsächlichen Mehraufwand oder werden die entsprechenden Aufgaben ohnehin während der normalen Arbeitszeit wahrgenommen? Für spezielle Sorten wird meistens kaum Werbung gemacht. Erfolgt diese doch, handelt es sich selbstverständlich um entscheidungsrelevante Einzelkosten. Tabelle 1 zeigt die Kostenbereiche von wenig nachgefragten Biersorten. Auf genaue Eurobeträge wurde hier verzichtet, da sich die einzelnen Brauereien zu stark unterscheiden. Ein Sonderfall liegt vor, wenn ein spezielles Aggregat ausschließlich für die Produktion der betrachteten Sorte

Foto: Foto: Wikipedia Wikipedia

Betriebswirtschaft

eingesetzt wird. Ist die Produktion grundsätzlich noch profitabel, gilt es auf Basis einer Investitionsrechnung die maximalen Kosten festzulegen, welche im Falle einer Reparatur, Überholung oder Erneuerung anfallen dürfen. Die­se Kennzahlen sind im Vorfeld festzulegen, um bei einem plötzlichen Ausfall schnell handeln zu können. Künftige Entwicklung Die dargestellten Berechnungen werden auf Basis des Absatzes des vergangenen Geschäftsjahres vorgenommen. Selbstverständlich lassen sich diese Daten nicht linear in die Zukunft fortschreiben. Wie sich die tatsächliche Entwicklung vollzieht, bleibt unklar. Selbst bei allem Bemühen der Entscheider, eine neutrale Einschätzung abzugeben, werden die persönlichen Wünsche bezüglich der Fortführung oder Einstellung einer Getränkesorte allzu leicht in die Planung einfließen. Ein Austausch der Argumente kann leichter zum Streit führen als zu einer gemeinsamen Einschätzung. Auch die Bildung eines Durchschnittswertes aus den verschiedenen Vorstellungen hilft hier kaum weiter. Deshalb sollte von einer linearen Fortsetzung der Ent-

Tab. 1: Kostenbereiche wenig nachgefragter Biersorten Kosten

Unterschiede zu „normalen“ Sorten

Malz

Einsatz von Spezialmalz, längere Bevorratung, höherer Preis je Kilogramm

Sudhaus Gär- und Lagerkeller Filterkeller Abfüllung Vertrieb und Verwaltung

Geringe Ausschlagmengen. Deshalb höhere prozentuale Energiekosten und Verluste beim Abläutern je Hektoliter Prozentuale höhere Vor- und Nachlaufmengen Geringe Durchlaufzeiten bis zur Filterreinigung Umstellung erfolgt häufiger, spezielle Etiketten sind teuer Einzelne Kunden werden auch für geringe Mengen angefahren

wicklung der vergangenen fünf Jahre ausgegangen werden. Allerdings kann eine lineare Entwicklung nicht bis zum Nullpunkt fortgeschrieben werden. So gibt es fast immer Kunden, die dem Produkt treu bleiben. Eine gewisse Mindestmenge ist außerdem schon allein durch die Ausschlagsmenge und dem Anspruch der Brauerei, frische Produkte anzubieten, vorgegeben. Bei einzelnen Sorten wird zwar gerne auf die überproportional gute Entwicklung hingewiesen. Bei genauer Betrachtung betrifft dies aber fast nur die Brauereien, die sich mit großer Intensität um weniger stark nachgefragte Sorten kümmern. Derartige Möglichkeiten sind schon aufgrund der finanziellen Restriktionen bei mittelständischen Brauereien kaum gegeben. Die Darstellung der tatsächlichen Entwicklung kann einfach mittels herkömmlicher Tabellenkalkulationsprogramme vorgenommen werden. Die Ermittlung der exakten Auswirkung auf die Kosten ist selten wirklich notwendig. Allgemein kann festgehalten werden, dass sich die Kosten je Hektoliter bei weiteren Mengenrückgängen keinesfalls wesentlich verringern werden. Dabei versteht es sich von selbst, dass solche zusätzlichen Kosten an die Kunden nicht weitergegeben werden können. Ergänzend sind mögliche Wechselwirkungen im Vertrieb zu berücksichtigen. Dass der Absatz der Hauptsorten wegen der Einstellung einer Randsorte insgesamt zurückgeht, ist relativ unwahrscheinlich. Trotzdem sollte diese Frage mit den Vertriebspartnern des Getränkehandels diskutiert werden. Wird nach Abwägung der Argumente eine Fortführung der Produktion beschlossen, gilt es gewisse Mindestabsatzmengen und/

Ab wann rechnet sich für Brauereien eine eigene Abfüllung in Bügelverschlussflaschen?

Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Foto: Deutscher Brauer-Bund

Betriebswirtschaft

Produktvielfalt: Der Verbraucher freut sich, aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht immer sinnvoll

oder eine Erlöshöhe festzulegen, bei deren Unterschreitung eine erneute Entscheidung notwendig wird. Produktionsbeendigung Ist es beschlossen, eine Sorte einzustellen, ist die beste Vorgehensweise festzulegen. Spätestens jetzt sind die Diskussionen für oder wider eine Produktionseinstellung zu beenden und das gesamte Team auf das Ziel eines bestmöglichen Ausstieges zu verpflichten. Da es auch jetzt noch bedeutende Chancen und Risiken gibt, werden alle Entscheidungsträger bei der Umsetzung des weiteren Vorgehens benötigt. Zentrale Grundlage wird die Entscheidung über einen möglichst „geräuschlosen“ Ausstieg oder die eindeutige Kommunikation der Beendigung der Produktion sein. Da die Entscheidung direkte Auswirkungen auf die Erlöse hat, gilt es, alle Parameter zu berücksichtigen. Bei einer stetigen, aber langsamen Reduktion der Absatzmenge ist es nicht entscheidend, ob

Autor

Nach einer Lehre zum Brauer und Mälzer bei der Kronenbrauerei, Dortmund, studierte Christoph Th. Schneider Betriebswir tschaftslehre in Marburg und Dortmund. Heute arbeitet er im Rechnungswesen bei einem internationalen Konzern im Bereich der Investitionsgüter.

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eine unmittelbare Einstellung erfolgt oder sich der Zeitpunkt der Einstellung um einige Monate nach hinten verlagert. Demgegenüber bedarf die Festlegung eines endgültigen Abschluss­ punktes einer exakteren Planung. Wesentliches Entscheidungskriterium sind die vorhandenen Vorräte. Dabei werden Roh- und Betriebsstoffe den größten Kostenfaktor ausmachen. Hier kann es sich je nach Produkt um seltene Malze oder Hopfen handeln, während Etiketten meistens von geringem Wert sind. Besondere Gebinde werden kaum vorgehalten. In wenigen Fällen sind spezielle Filterstoffe und -hilfsmittel im Einsatz. Reichen diese Vorräte jedoch noch für mehr als ein Jahr Produktion aus, sollte die Abwägung eher in Richtung einer raschen Produktionseinstellung anstelle eines vollständigen Verbrauches gehen. Der vertrauensvolle Umgang mit den Kunden ist nicht durch eine unerwartete Einstellung der Belieferung zu belasten. Deshalb sollten sie mindestens ein Quartal vor Lieferstopp informiert werden. Ergänzend ist die Vertragsgestaltung zu prüfen, ob feste Lieferzusagen vorliegen. Ist dies der Fall, gilt es vor der endgültigen Entscheidung, eine Übereinkunft zu erzielen. Öffentlichkeitsarbeit Manch ein Brauereiverantwortlicher versteht die Verschlankung des Portfolios als Niederlage. Dabei ist dies ein oft notwendiger Schritt, um das Überleben der Brauerei zu sichern. Entsprechend gibt es keinen Grund, solche Entscheidungen schamhaft zu verschweigen. In fast allen Fällen wird eine sorgfältig geplante Abschluss­

Brauerei Forum  –  Januar/Februar 2015

aktion die bessere Alternative darstellen. Dabei können einmalige Werbeaktionen mit der Information der Öffentlichkeit abgestimmt werden. Ergänzt kann der Zeitpunkt des letzten Sudes bekanntgegeben und die Käufer aufgefordert werden, sich entsprechend zu bevorraten. Bei den Vertriebspartnern können Bestelllisten ausgelegt werden. Verbunden mit einer attraktiven Rabattstaffel kann sich so eine letzte Absatzerhöhung ergeben. Weiterhin bietet sich eine Zugabe noch vorhandener Werbeartikel an. Mit der Bekanntgabe der Produktionseinstellung können die Konsumenten um ihre Stellungnahme gebeten werden. Oftmals gibt es interessante Geschichten rund um die Sorte. Freundschaften wurden geschlossen, wichtige Entscheidungen bei einem Bier besiegelt. Kann die Lokalpresse zur Veröffentlichung bewogen werden, wird kostenlose Werbung mitgeliefert. Vielleicht wird auch ein Wettbewerb ausgelobt, wobei die originellsten Geschichten mit einem Preis bedacht werden, etwa das letzte abgefüllte Fass oder der letzte Bierkasten. Entsprechende Aktionen in der Öffentlichkeit können durchaus die in Vergessenheit geratene Sorte zu neuem Leben erwecken. Deshalb sollte sich die Brauerei mit endgültigen Aussagen zurückhalten. Zwar wird daraus nur in wenigen Fällen eine dauerhafte und nachhaltige Steigerung der Absatzmenge resultieren. Manchmal jedoch ergeben sich neue Optionen, etwa saisonale Angebote aufzulegen, anstatt eine Sorte vollständig einzustellen. In diesem Zusammenhang wird häufig diskutiert, die Produktion zwar abzugeben, um sie dann unter eigenem Namen weiter zu vertreiben. Ob so eine dauerhafte Lösung zu finden ist, darf bei mittelständischen Brauereien bezweifelt werden. Früher oder später würde es sich zumindest im unmittelbaren Umfeld der Brauerei herumsprechen, wo tatsächlich produziert wird. Dies zu verschleiern, würde dem Anspruch eines vertrauensvollen Umganges mit den Kunden nicht gerecht. Dies gilt besonders, da es Beispiele einzelner Marken gibt, die ähnliche Entwicklungen genommen haben, ohne jedoch so eine dauerhafte Lösung zu erreichen. Nutzung der Vertriebskanäle Auch wenn sie sich nicht mehr der allgemeinen Beliebtheit der Konsumenten erfreuen, haben bestimmte Biersorten dennoch oft eine treue Anhängerschaft. Für diese Gruppe kommen andere Sorten nicht in Frage. Daher können Brauereien nicht darauf setzen, diese Menschen zu motivieren,


Betriebswirtschaft   VLB aktuell

VLB Berlin als offizielle Weiterbildungseinrichtung zertifiziert Seit Januar 2015 ist die VLB Berlin offiziell als Bildungsträger für Maßnahmen der Arbeitsförderung anerkannt. Die Zertifizierung erfolgte durch ein unabhängiges Unternehmen gemäß der gesetzlichen Vorgaben. Damit sind jetzt die Weichen gestellt, mittelfristig auch staatlich geförderte Angebote für die berufliche Weiterbildung von Mitarbeitern der Brau- und Getränkeindustrie anbieten zu können. (dp) Sie gelten als unverzichtbar, um die professionelle Arbeitsweise von Firmen zu dokumentieren: offizielle Zertifizierungen und Akkreditierungen. Weltweit anerkannt, weisen sie nach, dass qualitätssichernde Standards in den Arbeitsabläufen implementiert wurden. Kaum ein Unternehmen, das noch auf diese Art des Qualitätsnachweises verzichtet. Vor diesem Hintergrund lässt auch die VLB Berlin schon seit vielen Jahren ihre kommerziell arbeitenden Laboratorien akkreditieren. Grundlage hierfür ist die internationale Norm DIN EN ISO/IEC 17025, die die Vorgängernorm DIN EN 45001 im Jahr 2000 abgelöst hat. Jetzt hat die VLB Berlin auch die Anerkennung als Bildungsträger für Maßnahmen der Arbeitsförderung erhalten. Damit ist es künftig möglich, staatlich geförderte Bildungs­ angebote Mitarbeitern aus der Brauund Getränke­industrie anzubieten.

die Rahmenbedingungen für die Ausund Weiterbildung an der VLB Berlin ausgearbeitet. Das Konzept musste die strengen Auflagen erfüllen, die der Gesetzgeber in einer speziellen Verordnung (AZAV) zwingend vorschreibt. Die Erstellung eines kundenorientierten Leitbildes, die Beschreibung der Organisation von Bildungsmaßnahmen und die Beobachtung des Arbeitsmarktes sind nur einige

Qualifizierte Weiterbildungen „Wir erhalten immer wieder Anfragen bezüglich spezieller Weiterbildungen“, erläutert Heyer. Dabei geht es sowohl um berufsbegleitende Kurse als auch um Seminare zu bestimmten Themen, wie z.B. der mikrobiologischen Probenahme. Hier sind jeweils maßgeschneiderte Lösungen gefragt, die die VLB Berlin künftig noch stärker als bisher anbieten möchte. Eine Erweiterung der Bildungsangebote und der Zielgruppen sind zur Fertigstellung des neuen VLB-Fortbildungszentrums das erklärte Ziel.

Umfassende Dokumentation „Wir sind sehr froh über diese Zertifizierung“, sagt Norbert Heyer, Leiter des VLB-Forschungsins­titutes für Management und Getränkelogis­tik (FIM). Gemeinsam mit den Mitarbeitern und der Qualitätsmanagement­b e­ auftragten der VLB hat er maßgeblich

auf andere Produkte des Hauses umzusteigen. In den meisten Fällen wird es aber Anbieter geben, die Interesse hätten, eingestellte Biersorten weiterzubrauen. Solche Brauereien könnten die nicht mehr belieferten Kunden übernehmen, um so ihren Vertrieb zu erweitern. Vor diesem Hintergrund ist zu überlegen, ob nicht schon vor der Entscheidung, eine Sorte einzustellen, Kontakt zu anderen Brauereien aufgenommen werden sollte. Geeignet wären Unternehmen mit ähnlichen Produkten. Voraussetzung hierfür wäre eine Einigung bei den Preisvorstellungen für

Forderungen, die es zu erfüllen galt. Zusammengefasst wurde das alles in dem „Qualitätsmanagement-Handbuch für die Aus- und Weiterbildung“. Es dient zum einen als Nachweis der hohen Ansprüche der VLB Berlin an ihre eigenen Weiterbildungsmaßnahmen. Zum anderen aber auch als Orientierungshilfe für Firmen, die an Weiterbildungsangeboten der VLB interessiert sind.

Kontakt Dipl.-Ing. Norbert Heyer FIM Seestraße 13, 13353 Berlin Tel. (030) 450 80 -239 heyer@vlb-berlin.org

die Übernahme der Kontakte. Dabei sollte sich die Bezahlung nicht an pauschalen Werten orientieren. Stattdessen ist ein bestimmter Wert je abgesetzten Hektoliter in einem gewissen Zeitraum nach der Übernahme festzulegen. Bei der meist überschaubaren Anzahl der Vertriebspartner ist die Ermittlung der Absatzmenge relativ einfach. Die­se Regelung stellt sicher, dass sich beide Vertriebspartner darum bemühen, einen möglichst hohen Anteil der bisherigen Kunden zum Wechsel zu bewegen. Auf Grundlage mehrerer Angebote kann eine Auswahl erfolgen. Ist eine Vereinbarung getroffen, gilt es

die Vertriebspartner gemeinsam aufzusuchen. So wird gewährleistet, dass das neue Produkt schon vor der Beendigung der Belieferung durch die eigene Brauerei als Alternative angeboten wird. Ein gemeinsamer Marktauftritt, bei dem der neue Lieferant als designierter Nachfolger vorgestellt wird, trägt zusätzlich zu einer hohen Wechselquote bei. Im Idealfall lassen sich andere Brauereien finden, die ihrerseits eine Sorte nicht mehr einbrauen wollen, die aber weiterhin von der eigenen Brauerei hergestellt wird. Vom oben dargestellten Austausch können beide Seiten profitieren. Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Betriebswirtschaft   Brau-Börsen-Bilanz

Wechselkurs und Wetter belasten 3. Quartal 2014 Im November 2014 tendierten die deutschen Börsen per Saldo sehr fest: Der Dax30 (FAZ-Index) legte im Monatsschluss-Vergleich +7,0 (+6,8) % zu auf 9980,85 (2042,29) Indexpunkte. Zum Jahresschluss 2014 dann zeigte er sich –1,8 (–1,2) % leichter auf 9805,55 (2017,52) Zähler. Während unsere 30 blue chips im Jahresvergleich zu 2013 +2,7 % gewannen, zeigte sich der FAZ-Index mit unseren 100 deutschen Spitzenvaloren +0,6 % freundlicher. Am 16. Januar 2015 – und damit am Folgetag der Entkopplung des Schweizer Franken vom Euro durch die Schweizerische Nationalbank – schloss der Dax30 mit 10 167,77 Punkten auf einem historischen Hoch, indes der FAZ-Index bei 2092,02 Punkten aus dem Markt ging. Im Konzern um die Heineken NV zeigte sich der konsolidierte Absatz in den ersten 9 Monaten 2014 gut behauptet bei 156,8 (156,2) Mio. hl. Dabei legte Bier zu auf 136,3 (134,2) Mio. hl: Aus Firmenabgaben (Finnland-Tochter Hartwall ab August 2013) kamen –0,6 Mio. hl, vergleichbar mehr verkauft wurden +2,6 Mio. hl. Hinzu kamen 14,0 (14,6) Mio. hl Lizenzen und sonstige Getränke und 6,5 (7,4) Mio. hl Handelsware. Die Amsterdam-Quote am Absatz von Gemeinschaftsunternehmen und Beteiligungen stieg auf 17,8 (17,4) Mio. hl Getränke, davon 12,9 (12,6) Mio. hl Bier. Damit meldete Heineken 174,6 (173,6) Mio. hl Gruppengetränkeabsatz, davon 149,2 (146,8) Mio. hl Bier. Vom konsolidierten Bierabsatz wurden regional 32,7 (32,4) Mio. hl in Westeuropa verkauft. Unter Ausblendung des Hartwall-Minus verkaufte Amsterdam hier vergleichbar +0,9 Mio. hl mehr. Beide Amerika setzten 39,2 (37,6) Mio. hl Bier ab. Auf Gruppenebene kamen konstant 2,6 Mio. hl aus Beteiligungen hinzu. Afrika/ Nahost gewann auf 18,2 (16,8) Mio. hl, dazu kamen konstant 2,9 Mio. hl Beteiligungsquote. Asien/Pazifik weiteten ihren Absatz auf 13,1 (12,4) Mio. hl aus, hinzu kamen 4,4 (4,1) Mio. hl Beteiligungsanteil. Rückläufig tendierte allein Mittel- und Osteuropa auf 33,1 (35,0) Mio. hl sowie konstant 3,0 Mio. hl Beteiligungsquote (inkl. BHI). Die Marke „Heineken“ zeigte sich im Premiumsegment, also außerhalb der Niederlande, +5,3 % fester auf 21,9 Mio. hl. Für Zuwächse waren alle Regionen gut, vornweg Westeu­

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ropa (+9,0 % auf 6,3 Mio. hl) und Afrika/ Nahost (+8,0 % auf 2,7 Mio. hl).

Brasilien, Mexiko, Taiwan, Russland, Kanada (MolsonCoors-Kooperation) und Großbritannien gelobt wurden.

3. Quartal 2014 in Westeuropa Allein das 3. Quartal 2014 stand für Nettogewinn behauptet trotz 55,4 (56,4) Mio. hl Getränke im Konzern Wechselkursdruck und 61,5 (62,3) Mio. hl in der Gruppe. Der Netto-Konzernumsatz von IFRSBei Bier waren es konsolidiert 48,0 Bilanziererin Heineken, der zum (48,3) Mio. hl und in konsolidierten Absatz der Gruppe 52,4 (52,5) passt, zeigte sich in Mio. hl. Afrika/Nahost den ersten 9 Monaten Heute in der tendierte beim konsoli2014 knapp behauptet Brau-Börsen-Bilanz dierten Bierabsatz +6 % bei 14,37 (14,53) Mrd. €. fest auf 5,7 Mio. hl. Hier Das leichte Minus kam • Bosten Beer machte Äthiopien Freumit –0,40 Mrd. € aus der • Carlsberg de und Nigeria lag weWährungsumrechnung • Heineken gen der Regenzeit konund mit –0,22 Mrd. € • SABMiller stant. Fest auch Asien/ aus Firmenabgaben • Warsteiner u.a. Pazifik mit vergleichbar (vornehmlich Hartwall). +9 % auf 4,7 Mio. hl unAuf vergleichbarer Bater 2-stelligem „Tiger“sis konnte Amsterdam Plus. Beide Amerika tendierten +3 % ihren Umsatz indes +0,46 Mrd. € ausfreundlich auf 13,5 Mio. hl dank Mexiko weiten. Umgelegt auf den Absatz und der Karibik. Heineken stellte das erlös­te Heineken 92 (93) €/hl. Westanhaltende Wachstum in diesen drei europa erlöste 5,71 (5,74) Mrd. € (verRegionen heraus. Westeuropa lag (ver- gleichbar +0,13 Mrd. € bzw. +2,3 %). gleichbar –3 %) schwächer bei 11,9 Mio. Beide Amerika setzten 3,40 (3,37) hl, wobei Amsterdam ein zu nasses Mrd. € um (vergleichbar +0,23 Mrd. € 3. Quartal 2014 anmerkte. Und Mittel- bzw. +6,9 %). Afrika/Nahost weiteten und Osteuropa zeigten sich –7 % auf ihren Umsatz auf 1,90 (1,86) Mrd. € 12,2 Mio. hl schwach. Auf Gruppen­ aus (vergleichbar +0,10 Mrd. € bzw. ebene, also inkl. BHI-Anteil, wurde +5,2 %). Asien/Pazifik erlösten 1,48 hier von Deutschland-Absatzplus im (1,47) Mrd. € (vergleichbar +0,09 Mrd. € 3. Quartal 2014 gesprochen. Marktan- bzw. +6,3 %). Und der Umsatz aus Mitteilsgewinne brachte das 3. Quartal tel- und Osteuropa stellte sich auf 2,25 2014 in den USA, Vietnam, Brasilien, (2,42) Mrd. € – er tendierte vergleichSpanien oder den Niederlanden. Au- bar –0,09 Mrd. € bzw. –3,8 %, das verßerhalb der NL wurden 7,8 Mio. hl „Hei- bleibende Minus kam weitgehend aus neken“ verkauft (+3 %), wobei China, Wechselkursen. (Der anteilige Umsatz

Brauerei Forum  –  Januar/Februar 2015

„Angesichts unserer relativ kleinen Position in Russland haben wir die klare Wahl getroffen, uns auf den Premiumanteil unseres Portfolios zu konzentrieren. Und wir sehen, dass das in einem rückläufigen russischen Markt sehr gut läuft, und wir sehen

aus diesem Premiumportfolio heraus solides Wachstum, was letztlich auch zu einer positiven Gewinnentwicklung in Russland trotz niedrigerer Absätze führt.“ René Hooft Graafland, HeinekenFinanzvorstand, zum 3. Quartal 2014


Betriebswirtschaft von Gemeinschaftsunternehmen und Beteiligungen, der nicht zum Konzernumsatz gehört, wurde mit 1,40 nach 1,48 Mrd. € angegeben, wobei der Rückgang mehrheitlich aus Amerika kam.) Allein das 3. Quartal 2014 stand für 5,10 (5,18) Mrd. € Konzernumsatz bei +0,6 % Umsatz/hl. (Der zurechenbare Beteiligungsanteil habe für diesen Zeitraum bei 0,48 nach 0,49 Mrd. € gelegen). Der Nettoüberschuss für das 3. Quartal 2014 wurde mit 0,46 (0,48) Mrd. € gemeldet, im 1. Halbjahr 2014 waren es 0,63 (0,64) Mrd. €. Amsterdam bezeichnet als Nettoüberschuss diejenigen Anteile des Konzerngewinns, die den NV-Aktionären zuzurechnen sind, also ohne die Minderheitsanteile. Insgesamt stellte Heineken fürs 3. Quartal 2014 Umsatzplus trotz un-

sicherem internationalen Umfeld und schlechtem Europa-Wetter heraus und für die ersten 9 Monate eine Ergebnisentwicklung, die von nachhaltigem Invest in langfristigen Markenaufbau, Innovation und Absatzkraft profitierte. Ihren Ausblick für das Gesamtjahr 2014 hielt Amsterdam in der letzten Oktoberdekade 2014 stabil. Bei der bulgarischen Zagorka-Brauerei hat Heineken ihre Beteiligung auf 98,86 % aufgestockt. Verkauft wurden 80 % an der bisherigen 100-%-Tochter Brasserie Lorraine auf Martinique. Und in Nigeria stimmten die Aktionäre der Heineken-Mehrheitsgesellschaften Nigerian Breweries Plc und Consolidated Breweries Plc Dezember 2014 für die Verschmelzung der letztauf die erstgenannte Gesellschaft,

9 Monate 2014

Getränkeabsatz (Mio. hl)

die börsennotiert bleiben soll. Als Heineken-Finanzvorstand soll nach der Hauptversammlung am 23. April 2015 Laurence Debroux (45), derzeit Finanz- und Verwaltungsvorstand der JC Decaux SA, auf René Hooft Graafland folgen. Und die von der Niederländischen Akademie der Wissenschaften verliehenen Heineken-Preise für Wissenschaft und Kunst wurden Oktober 2014 von Charlene de Carvalho-Heineken im Beisein von König Willem Alexander ausgereicht. Bei BHI-Tochter Kulmbacher Brauerei AG wurde am 3. Dezember 2014 Roland Tobias, Sprecher der BHI-Geschäftsführung, zum neuen Aufsichtsratschef gewählt. Zum neuen AR-Mitglied an der Plassenburg

Nettoumsatz (Mio. €)

Normalis. EBIT (Mio. €)

Umsatz/hl (€)

Betriebsmarge (Normalis. EBIT % Umsatz)

9067

3474

98

38,3

konsolidiert Nordamerika

92,8

Lateinamerika Nord

89,2

5762

2293

65

39,8

Asien/Pazifik

67,1

2932

448

44

15,3

Lateinamerika Süd

25,8

1459

525

57

36,0

Mexiko

29,0

2559

969

88

37,9

Europa

34,1

2799

518

82

18,5

Globaler Export, Holdings Anheuser-Busch InBev (0,74 €/US-$)

7,7

1262

–59

345,6

25 840

8167

75

31,6

konsolidiert Afrika/Nahost

23,1

1899

82

Beide Amerika

40,2

3396

84

Asien/Pazifik

13,4

1476

110

Mittel- und Osteuropa (mit Deutschland)

34,8

2246

65

Westeuropa

45,3

5713

126

–355

156,8

14 375

92

Nicht zugeordnet Heineken (€)

pro rata

nur Getränke

Westeuropa (mit Deutschland)

50,7

3911

583

14,9

Osteuropa

31,0

1528

324

21,2

Asien

30,6

1275

228

17,9

16

–124

112,3

6730

1012

15,0

Nicht zugeordnet Carlsberg (0,13 €/DKK)

Quelle: Zwischenbericht (ABI und Carlsberg) bzw. Zwischenmitteilung (Heineken) für das 3. Quartal und neun Monate 2014 (IFRS). Wechselkursschätzung sowie Umsatz/hl und regionale Margen für ABI: S.W. Umsatz/hl und Betriebsmarge bei ABI für Nordamerika und in Summe beeinflusst durch Nichtgetränke-Umsätze. Normalisiertes EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis und Ertragsteuern, bereinigt um Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/ Aufwendungen). Die Zuordnung von Absatzgebieten zu Regionen ist unternehmensspezifisch, regionale Vergleiche werden hierdurch eingeschränkt Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Betriebswirtschaft bestellt wurde bereits am 20. November 2014 Willem C. A. Hosang. Carlsberg: Mehrabsatz in 3 Quartalen 2014 durch China-Zukauf Die Gruppe um die Carlsberg A/S hat in den ersten 9 Monaten 2014 105,3 (108,4) Mio. hl Bier und 17,4 (16,4) Mio. hl sonstige Getränke verkauft. Eingeschränkt auf die KopenhagenAnteilsquoten an ihren Gruppengesellschaften stieg der Absatz von Bier +4 % auf 96,3 (92,8) Mio. hl und von sonstigen Getränken +6 % auf 16,0 (15,0) Mio. hl. Die Biermengen tendierten auf vergleichbarer Basis –2 % leichter. Zukäufe, vornehmlich die Chongqing-Konsolidierung nach Anteilsaufstockung 2013, steuerten +6 %punk­te bei. Regional kam das Bierplus denn auch aus Asien mit einem komplett zugekauften 25,6-%-Sprung auf 28,0 (22,3) Mio. hl. Dabei seien die ChinaVerkäufe auf vergleichbarer Basis zurückgegangen, auch wegen Unruhen in der Provinz Xinjiang. Westeuropa macht Freude, Osteuropa unter Druck Westeuropa tendierte bei Bier aus dem laufenden Geschäft +3 % fester auf 38,8 (37,6) Mio. hl bei einem um 0 bis 1 % weiteren Gesamtmarkt. Entsprechend gewann das Elefantentor hier Marktanteile, wobei Mehrabsätze in Frankreich (+13 % im „Kronenbourg“-Jubeljahr), Dänemark, Polen (+6 % dank „Kasz­ telan“, „Harnás“ und Okocim), Norwegen und auch Deutschland gelobt wurden. „Somersby“ kam hierzulande neu. Osteuropa brach bei Bier –10,3 % ein auf 29,5 (32,9) Mio. hl. Der russische Gesamtmarkt habe sich in den ersten 9 Monaten –6 bis –7 % verengt bei allerdings höherem Wert. Der Absatz von Carlsberg (shipments) habe dort –11 % tendiert und ihr Marktanteil sei –1,1 %punkt auf 37,6 % zurückgegangen (Nielsen Retail Audit, Urban & Rural Russia), vornehmlich bei Preiswert sowie durch kleinere Gebinde zur Dämpfung von Preiserhöhungen. Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2014 habe sich der Marktanteil im 3. Quartal aber laut Nielsen auf mengenmäßig 37,9 % erhöht. (Efes habe im 3. Quartal bei 13,5 % gelegen, ABI und Heineken bei je 12,9 % vom russischen Biermarkt.) Der wertmäßige Rückgang indes sei deutlich weniger ausgeprägt gewesen und „Baltika 7“ und „9“ hätten

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Freude gemacht. In der Ukraine habe Kopenhagen –12 % Absatz verloren bei einem um ca. –10 % engeren Gesamtmarkt (Westukraine relativ stabil, Ostukraine hingegen über –20 %). Unter den Marken sprang „Tuborg“ +23 % dank China und Indien, „Carlsberg“ gewann in seinen Premium­märkten +3 % Absatz. „Somersby“ sprang +43 % und „Grimbergen“ +30 %. Allein im 3. Quartal 2014 wurden pro rata 34,3 (32,7) Mio. hl Bier verkauft: Westeuropa stand dabei für konstant 14,1 Mio. hl, Osteuropa gab auf 10,0 (11,0) Mio. hl ab und Asien sprang auf 10,2 (7,6) Mio. hl. Carlsberg-Erfolgsrechnung Ihren Konzernumsatz konnte IFRSBilanziererin Carlsberg in den ersten 9 Monaten 2014 +2 % auf netto 50,2 (49,2) Mrd. DKK ausweiten. (1 € galt zuletzt 7,435 DKK.) Auf vergleichbarer Basis stieg er +3 %, wobei –1 % aus dem vergleichbaren Gesamtabsatz deutlich überkompensiert wurden durch +4 %punkte aus Preis/ Sortimentsmix. Zukäufe steuerten +5 %punkte bei, während die Wechselkurse –6 %punkte aufzehrten. Regional sprang Asien +37,6 % auf 9,5 (6,9) Mrd. DKK (bei +24,4 % Getränkeabsatz): Vergleichbar wurden +11 % mehr umgesetzt, aus dem China-Zukauf kamen +33 %punkte und Wechselkurse verzehrten –6 %punkte. Westeuropa kam vergleichbar +3 % voran auf 29,2 (28,4) Mrd. DKK. Und Osteuropa brach –17,1 % ein auf 11,4 (13,7) Mrd. DKK: Auf vergleichbarer Basis tendierte der Umsatz nur –1 % leichter dank starken +9 %punkten aus Preis/ Sortimentsmix durch Preiserhöhungen, positiven Mix und kleinere Gebinden in Russland, denen –9,9 % aus dem Absatz gegenüberstanden. Der Einbruch kam mit –16 %punkten aus den Wechselkursen (Rubel –13 % und Hrywna –33 %). Seinen Betriebsgewinn vor Einmaleffekten konnte der Carlsberg-Konzern mit 7,44 (7,42) Mrd. DKK behaupten (+5 % vergleichbar, +3 %punkte aus Zukäufen und gegenläufig –8 %punkte aus der Währungsumrechnung). Davon wurden 7,54 (7,52) Mrd. DKK aus Getränken erwirtschaftet gleich 15,0 (15,3) % Umsatzmarge auf dieser Ebene. Westeuropa kam dank Mehrabsatz und Effizienzgewinn voran auf 4,35 (4,10) Mrd. DKK (14,9 nach 14,4 % Marge), Osteuropa brachte 2,42 (2,99)

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Mrd. DKK (21,2 nach 21,7 %) und Asien 1,70 (1,45) Mrd. DKK (mit Margenrückgang auf 17,9 nach 20,9 % auch durch Chongqing) bei –0,92 (–1,01) Mrd. DKK zentralem Aufwand. Einmaleffekte saldierten sich auf –0,22 (–0,17) Mrd. DKK. Davon kamen –0,08 (–0,07) Mrd. DKK Aufwand aus der Geschäftsstandardisierung in Westeuropa, –0,07 (–0,06) Mrd. DKK aus Umstrukturierungen und Abschreibungen in China und –0,05 (–0,07) aus der Umstrukturierung der norwegischen Ringnes. Das Finanzergebnis zeigte sich mit –1,01 (–1,05) Mrd. DKK Aufwandssaldo wenig verändert. Nach –1,55 (–1,50) Mrd. DKK Ertragsteuern schloss der Carlsberg-Konzern mit 4,66 (4,70) Mrd. DKK Neunmonatsgewinn, von denen 4,25 (4,34) Mrd. DKK den Aktionären der Kopenhagener Mutter zuzurechnen waren. Carlsberg stellte angesichts der Herausforderungen an den Osteuropa-Märkten ihre auf vergleichbarer Basis positive Ergebnisentwicklung heraus. Direkt im Eigenkapital gebucht wurden –4,90 (–5,31) Mrd. DKK Minderung, fast ausschließlich aus der Bilanzumrechnung von Fremdwährungstöchtern. Die Carlsberg-Konzernbilanz kürzte sich zum 30. September 2014 im Vergleich zum Ultimo 2013 auf 148,8 (150,0) Mrd. DKK. Rückläufig tendierten auf der Vermögensseite vornehmlich die immateriellen Werte bei höherem Umlaufvermögen und auf der Finanzierungsseite das Eigenkapital auf 69,5 (71,5) Mrd. DKK bei insgesamt leicht gestiegenen Verbindlichkeiten: Bei den zu verzinsenden Schulden gingen die kurzfristigen auf 1,7 (9,4) Mrd. DKK zurück, während die langfristigen auf 37,6 (30,2) Mrd. DKK stiegen. Der Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit zeigte sich in den ersten 9 Monaten 2014 mit 6,0 (6,2) Mrd. DKK wenig verändert. Im Investitionsbereich flossen –3,4 (–3,7) Mrd. DKK ab, davon netto –3,3 (–3,2) Mrd. DKK Betriebsinvest. Und im Finanzierungsbereich flossen –2,8 (–5,0) Mrd. DKK ab, davon –1,0 (–3,5) Mrd. DKK Schuldentilgung. Die Nettofinanzschulden beliefen sich zum 30. September 2014 auf 35,9 Mrd. DKK. Ihren Ausblick auf das Gesamtjahr 2014 beließ Carlsberg zur Novembermitte 2014 unverändert. Für Griechenland avisiert wurde die Verschmelzung von Carlsberg-100-%-Tochter Mythos, Thessaloniki, die im Zuge der S&N-Aufspal-


Betriebswirtschaft tung zu Kopenhagen kam, auf die griechische Nr. 3, die Olympic-Brauerei („Fix“). Die fusionierte Brauerei werde als dann starke Nr. 2 ca. 29 % vom griechischen Markt auf sich vereinigen und zu 51 % bei Carlsberg und zu 49 % bei den derzeitigen OlympicAnteilseignern liegen. Das künftige Verhältnis der Anteilseigner werde in einer Aktionärsvereinbarung geregelt. Kopenhagen stelle Aufsichtsrats- und Vorstandschef der neuen Gesellschaft. Die griechische Wettbewerbskommission musste noch zustimmen. SABMiller: Fusion afrikanischer Coca-Cola-Abfüller SABMiller gab Ende November 2014 bekannt, dass sich The Coca-Cola Co., die Gutsche Family Investments (GFI) als Mehrheitsaktionär von Coca-Cola Sabco Port Elizabeth und SABMiller London auf die Zusammenlegung ihres AfG-Abfüllgeschäfts in Süd- und Ostafrika verständigt haben: Eine neue Coca-Cola Beverages Africa, an der London nach Stimmen 50 % plus 1 Aktie, GFI 35 % und Atlanta 15 % halten sollen (wirtschaftlich sollen es am Ende einer zweistufigen Transaktion 57,0 % für London, 31,7 % für GFI und 11,3 % für Atlanta werden), ziehe in die internationale Top 10 der „CocaCola“-Abfüller ein und vereinigte in 12 afrikanischen Ländern mit starkem Wachstum ca. 40 % vom „Coca-Cola“Volumen im schwarzen Kontinent. Die neue Unternehmung, die von Port Elizabeth in Südafrika als größtem Markt

mit Phil Gutsche als Chairman aus gesteuert werden soll, stünde für pro forma 2,9 Mrd. US-$ Jahresumsatz bei 41 Mio. hl (gleich 729 Mio. unit cases) aus >30 Abfüllfabriken mit >14 Tsd. Mitarbeitern. SABMiller steuert dazu pro forma bei 21 Mio. hl (gleich 369 unit cases), 1,53 Mrd. US-$ Umsatz und 286 Mio. US-$ Gewinn vor Steuern. Über eine mehrheitlich vom neuen AfrikaAbfüller gehaltene Südafrika-Tochter sollen die bisherigen EmpowermentAktionäre eingebunden werden. Boston Beer mit Absatzsprung Und die Boston Beer Co. hat ihren Absatz im 3. Quartal 2014 +23,5 % auf 1,44 (1,17) Mio. hl ausweiten können (bei 1,173 hl = 1 Beer Barrel). In den ersten 9 Monaten wurden damit +26,2 % auf 3,66 (2,90) Mio. hl Getränke verkauft („Sam Adams“, „Angry Orchard“, „Twisted Tea“). Der Nettoumsatz der US GAAP-Bilanziererin stieg im 3. Quartal überproportional +24,6 % auf 270 (216) Mio. US-$. Für die ersten 9 Monate 2014 waren es gleichfalls oberhalb der Absatzrate +28,4 % auf 685 (534) Mio. US-$. Die direkten Umsatzkosten erhöhten sich in diesem Zeitraum +29,7 % auf 329 (253) Mio. US-$. In Marketing und Vertrieb gingen 192 (150) Mio. US-$, unterdurchschnittlich stieg der Verwaltungsaufwand auf 48 (45) Mio. US-$. Der Neunmonatsüberschuß von Sam legte zu auf 71,7 (52,3) Mio. US-$. Die Boston-Bilanz sprang zum 27. September 2014 gegenüber 28. Dezember 2013 auf 572 (444) Mio.

US-$. Auf der Vermögensseite sprangen vornehmlich die Sachanlagen auf 372 (267) Mio. US-$ bei 57 (50) Mio. US-$ Kasse. Auf der Finanzierungsseite legte das Eigenkapital zu auf 412 (302) Mio. US-$ bei konstant <1 Mio. US-$ Bankschulden. Der Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit sprang in den ersten 9 Monaten 2014 auf 103 (67) Mio. US-$. Im Investitionsbereich flossen –128 (76) Mio. US-$ ab. Und im Finanzierungsbereich flossen 33 (–22) Mio. US-$ zu (Vorjahreszeitraum: ab), wobei die Zuflüsse 2014 überwiegend aus der Ausübung von Aktienoptionen kamen, während 2013 noch eigene Aktien zurückgekauft wurden. Chairman und Gründer Jim Koch sprach von einer aufregenden Zeit und vertraute auf die langfristigen Perspektiven von Craft-Bier wie von „Sam Adams“. Fürs Gesamtjahr 2014 sollen unverändert 20 bis 24 % Absatzplus erarbeitet werden, wobei das 4. Quartal leicht hinter den Planmengen zurückbleiben könnte. (Das Gesamtjahr 2013 stand für 4,01 Mio. hl.) Und die Investitionen in Brauanlagen und KegGebinde sollen bei 150 bis 160 Mio. US-$ herauskommen. Nun gelte es, durch verstärkte Personalschulungen den vollen Nutzen aus dem Kapazitätssprung 2013/14 zu ziehen. Aus Sicht Oktober 2014 wurde für 2015 vorläufig ausgegangen von 10 bis 15 % Absatzplus (auf deutlich höherer Basis), 1 bis 2 % Preiserhöhungen national und 80100 Mio. US-$ Invest (womöglich auch wesentlich mehr). S.W.

Warsteiner mit Umsatzplus, Krombacher investiert 12 Millionen Euro Warstein: 2014 mit Ausstoßminus und Umsatzplus Als erster großer Pilsbrauer nannte das Haus Cramer Zahlen für 2014. Bei den Sauerländern stellte sich der Bierausstoß in der Warsteiner Gruppe und damit inkl. Paderborn, Herford, Frankenheim, KaltenbergBeteiligung und Auslandsgeschäft –5,5 % auf 4,3 Mio. hl. 2013 waren es im Vergleich zu 2012 konstant 4,56 Mio. hl. Der Rückgang kam aus dem nationalen Geschäft von „Warsteiner“ und wurde mit der Preiserhöhung beim „Premium verum“ begründet. Vielversprechend seien mit „Warsteiner Herb Alkoholfrei“ und „Warsteiner Weihnacht“ die Novitäten 2014 gelaufen. Und im Ausland habe „Warsteiner“ +3,1 % Mehrabsatz auf 0,6 Mio. hl erzielt, auch durch ein besonders erfolg-

reiches Lizenzgeschäft. Generell sei das Auslandsgeschäft deutlich besser gelaufen. Mehrabsatz hätten auch die Regionalmarken des Hauses Cramer gemacht: Für „Paderborner“, „Herforder“ und „König Ludwig“ wurde von einstelligem Zuwachs und ausgebauter Marktposition gesprochen. Entgegen der Mengenentwicklung habe die Warsteiner Gruppe ihren konsolidierten Umsatz +1,2 % auf 524 (nach 519, 530 und 522) Mio. € ausweiten können. Hohe Investitionen bei Krombacher Die Krombacher Brauerei erweitert ihre Kapazität bei Gär- und Lagertanks: Frühjahr 2015 sollen 3 Tanks à 1500 hl (14 m Länge bei 4 m Durchmesser) und 6 à 7 Thl (22 m Länge bei 7,2 m Durchmesser) aus dem Hause Ziemann CIMC ENRIC, Bürgstadt/Main, in Betrieb ge-

hen. Das Invest­volumen belief sich inkl. Gebäude-Baumaßnahmen auf ca. 12 Mio. €. Die großen Tanks wurden direkt in Kreuztal-Krombach gefertigt. Verlängert haben die Siegerländer ihren Vertrag als Exklusivpartner des VfB Stuttgart bis 30. Juni 2020. Krombach-Mitinhaberin Barbara Lambrecht-Schadeberg erhielt Dezember 2014 den mit 25 Tsd. € dotierten James Simon Preis der gleichnamigen Stiftung für ihr Engagement bei der Förderung evangelischer Schulen im deutschsprachigen Raum wie in Osteuropa über ihre Barbara-Schadeberg-Stiftung oder bei der Förderung des Museums für Gegenwartskunst, Siegen, über die von ihr maßgeblich mitgetragene Peter-Paul-Rubens-Stiftung. S.W.

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Markt & Marken

Bier entdecken und selber brauen – ein Besuch auf der 80. Internationalen Grünen Woche Die weltgrößte Ausstellung für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau wartete im Januar 2015 mit 1658 Ausstellern aus 68 Ländern auf. Es wurden mehr als 415 000 Besucher (100 000 Fachbesucher) registriert, die sich in diesem Jahr mit durchschnittlich 117 € Pro-Kopf-Ausgaben sehr konsumfreudig zeigten. Auch die Beteiligung von über 70 Landwirtschaftsministern unterstrich den Stellenwert der Internationalen Grünen Woche als Leitmesse für das gesamte Agribusiness.

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Fotos: jr

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(jr) Als Anlaufpunkt für unzählige bierbegeisterte Messebesucher diente auch in diesem Jahr wieder der Deutsche Brauer-Bund (DBB). Mit seinem neuen vergößerten Stand stellte er Informationsmaterial zum Thema Bier und dessen Herstellung zur Verfügung. Die Mitarbeiter standen außerdem allen interessierten Verbrauchern persönlich Rede und Antwort. Aber auch viele hochrangige Gäste aus der Politik wurden von Dr. Hans-Georg Eils, Präsident des DBB, und dem DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele begrüßt. So stattete z.B. Cem Özdemir, Bundesvorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und amtierender Bierbotschafter, dem Deutschen Brauer-Bund einen Besuch ab. Unter den Ausschänken, die die Besucher rund um den DBB-Stand mit Bier versorgten, war auch die Berliner Brauerei Lemke vertreten. Für den Gründer und Geschäftsführer Oliver Lemke war nicht nur die Teilnahme an der Grünen Woche eine Premiere, sondern auch der Außer-Haus-Verkauf seiner Bierspezialitäten. Abgefüllt in Flaschen, die mit stilvollen und aufwendig gestalteten Etiketten versehen sind, stehen Lemkes Craft-Biersorten dem Bierliebhaber seit der Grünen Woche auch für zuhause zur Verfügung. Ein Infoflyer mit dem Titel „Bier is coming home“ informierte über die Charakteristika der sieben verschie-

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denen Spezialbiere der Brauerei. Von deren Geschmack „live“ überzeugen konnte sich das Publikum bei den Verkostungen, die Lemke täglich auf dem Stand des DBB veranstaltete. Ebenfalls auf der Grünen Woche vertreten war die Firma Speidel mit ihren Heimbrauanlagen. Unter dem Motto „Jetzt kann wirklich jeder Bier brauen“ fingen die glänzenden Kessel die Blicke etlicher interessierter Messebesucher ein. Auf die Frage, ob dem AmateurHeimbrauer nicht das nötige Hintergrundwissen fehlt, um so gutes Bier zu brauen, dass sich die Investition in solch eine Anlage lohnt, antwortete Ralf Leukart, Vertriebsgruppenleiter, überzeugt: „Gutes Bier brauen heißt nicht, ich muss fünf Jahre studieren“ – hilfreich wär‘s aber manchmal schon… Abbildungen: 1. Oliver Lemke erklärt bei einer Ver­ kos­tung die Geschmacksprofile seiner Bierspezialitäten 2. Besuch aus der Politik am DBBStand: DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele (l.), DBB-Präsident Dr. Hans-Georg Eils (2. v.r.) und Landesminister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in BadenWürttemberg Alexander Bonde (r.) 3. Der DBB mit neuem Stand 4. Auftritt der Brauerei Lemke

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Markt & Marken gibt tiefe Einblicke in die Welt des früheren und heutigen Bierbrauens und skizziert nicht zuletzt die Familiengeschichte der Familie Ganter.

  Neue Produkte Brauerei Ganter

Ganter veröffentlicht Firmenchronik Für die Brauerei Ganter in Freiburg ist das Jahr 2015 ein ganz besonderes. Denn vor 150 Jahren im Jahr 1865 war die offizielle Geburtsstunde der Brauerei Ganter, der Tag der Eintragung ins Handelsregister. (F.) Ludwig Ganter, geboren 1841, kaufte damals seine kleine Hausbrauerei am ehemaligen Wohnsitz des Humanisten Erasmus von Rotterdam in der Freiburger Innenstadt. Die Geschichte der Brauerei Ganter, die bis heute in Familienhand ist, nahm damit ihren Anfang. Nun hat die Brauerei ein Buch mit dem Titel „Brauerei Ganter – 150 Jahre - Brau-, Stadt- und Familiengeschichte“ veröffentlicht. Geschrieben von der Biographin Sabine Frigge (Rombach Bio-

graphien), zeichnet das Buch, die spannenden Geschichten des Freiburger Traditions­ unternehmens nach. Sabine Frigge führte mit den Mitgliedern und Mitarbeitern der Familie Ganter zahlreiche Interviews, diese Recher­ chearbeit dauerte über ein Jahr. Herausgekommen ist ein Buch, das sich einfach und spannend lesen lässt. Es ist keine Aneinanderreihung von Zahlen und Fakten – obwohl diese natürlich auch vorkommen. Vielmehr fängt das Buch die besondere Seele des Unternehmens ein, zeigt die Parallelen zu Freiburgs Stadtgeschichte,

Neues Lager im alten Gewand Anlässlich der Buchpräsentation stellte Katharina Ganter-Fraschetti auch das neue Lager-Bier der Brauerei vor. Es kommt mit einem alten Original-Etikett in der 0,5-l-Bügelflasche auf den Markt. Mit der neuen Spezialität, die nach altem Rezept aber mit modernster Brautechnik gebraut wird, stellt Ganter erneut seine Leistungsfähigkeit beim Brauen hochwertiger Spezialitätenbiere unter Beweis. Das Buch: Sabine Frigge Brauerei Ganter 150 Jahre Brau-, Stadt- und Familiengeschichte 132 S., zahlr. Abb. Erhältlich im Brauereishop Preis: 14,00 €

Distelhäuser Brauerei

In diesem Bier steckt Freundschaft Blue-Jeans, VW-Käfer und jetzt noch „Conflux No 3“. Die USA sind empfänglich für europäische Ideen. Neuestes Beispiel ist der Doppel-Dinkelbock der Deschutes-Brewery. (F.) Unter dem Slogan „Conflux No 3 – a collaboration brew“ bietet die Brauerei aus dem US-Bundesstaat Oregon jetzt ein Bier an, das aus der langjährigen Freundschaft zwischen Deschutes-Chefbrauer Larry Sidor und den beiden Brauspezialisten der Distelhäuser Brauerei, Roland Andre und Robert Schlagbauer, entstanden ist. Exklusiv für die Freunde der Dis­ telhäuser Biere wurden nun exakt 800 limitierte Flaschen des AusnahmeGebräus aus dem fernen Nordwesten der USA in Distelhausen angeliefert, sozusagen als kulinarisches Zeichen der deutsch-amerikanischen Freundschaft! Weil es unter Bierbrauern üblich ist, sich gelegentlich in der Welt draußen

ein wenig umzusehen, kamen der Dis­ telhäuser Braumeister Robert Schlagbauer 2011 bei einer gemeinsamen Hopfenfahrt durch den Nordwesten der USA und seine Kollegen aus der Deschutes-Brewery auf die Idee, ein gemeinsames Bier zu brauen. Hopfen spielt beim „Craft Beer“ eine der Hauptrollen. Aber auch längst

vergessene Getreidesorten kehren im Zuge des „Craft Beer“-Hypes auf die

Bierbrauer-Bühne zurück. Dinkel zum Beispiel, der in Tauber-Franken weite Verbreitung hat. Hier kennt man diese Urform des Weizens als „Spelz“ oder „Schwabenkorn“ seit 8000 Jahren. Den Distelhäuser Braumeister gelang es vor ein paar Jahren, ein Dinkel-Bier herzustellen. Nur wenige Brauereien in Deutschland haben diesen Trank in ihrem Angebot. Das im Taubertal so erfolgreiche Dinkel-Bier ist nun gerade dabei, auch in den USA als DinkelDoppelbock mit 8,5 Prozent Alkohol die Bierkenner zu begeistern. Die ersten 1200 hl „Conflux No 3“ dürften nach Einschätzung von Marktkennern rasch verkauft sein. 800 Flaschen des begehrten Bieres gingen als kleines „Thank you“ an die Dis­telhäuser. Diese Flaschen sind nicht im Handel erhältlich, sondern können nur im Brauhaus der Distelhäuser Brauerei gekauft werden. Die 0,75-l-Flasche kostet 14,99 €. Nur solange Vorrat reicht! Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Markt & Marken   Nachrichten Brewers Association

Stadtführer Bier

Fazit für 2014 – Craft-Biere erreichen die breite Masse

Die neue Berliner Bier-Bibel

Die US-amerikanische Brewers Association zieht eine äußerst positive Bilanz für den Craft-Bier-Sektor im Jahr 2014.

Im 18. Jh.brauten etwa 300 Brauereien Bier in Berlin und Potsdam. Heute sind es immerhin 25. Damit ist Berlin wieder die deutsche Bierhauptstadt.

(F.) Mit über 3200 Betrieben (Stand: November 2014) und mehr als 4500 Brauerei-Lizenzen im 1. Halbjahr befindet sich die Anzahl der Brauereien in den USA auf einem historischen Niveau. Durchschnittlich 1,5 Brauereien wurden 2014 täglich eröffnet. Die Craft-Brauereien waren der Wachstumspunkt der gesamten Bierindustrie. Bis Juni verzeichneten sie einen 18 %-igen Anstieg des Ausstoßes, wobei das India Pale Ale (IPA) der beliebteste Stil unter den Bierspezialitäten blieb. Laut dem US-Einzelhandel gab es bei den IPAs einen 47 %-igen Ausstoßwachstum sowie eine 49 %-ige Umsatzsteigerung bei einem Volumenanteil von 21 % und Umsatzanteil am Außerhausverkauf von

23 %. Ebenso hatten die Multiboxen mit verschiedenen Sorten ein starkes Jahr. Hier betrug der Umsatzsteigerung der Menge 21 % und die des Dollarbetrages 24 % bei einem Mengenanteil von 9 % und einem 7 %-igen Dollar-Anteil. Bemerkenswerte Entwicklungen gab es auch in der Craft-Bier-Konsumentengruppe: 38 % der Haushalte in den USA kauften im vergangenen Jahr wenigs­ tens ein Craft-Bier (2010 29 %). 32 % des Craft-Bier-Austoßes konsumierten Frauen, von denen fast die Hälfte zwischen 21 und 34 Jahren alt war. „Immer mehr Brauereien werden Innovationen antreiben und somit Möglichkeiten schaffen, lokale Braustätten zu entdecken. Dies wirkt sich tiefgreifend auf die Wirtschaft auf regionaler, bundesstaatlicher und nationaler Ebene aus,“ erklärt Bart Watson, Leitender Ökonom, Brewers Association.

(F.) Biersommelier und Bestsellerautor Markus Raupach hat alle Berliner Brauereien besucht und jeden Brauer ausführlich interviewed. Das Ergebnis sind 25 spannende Portraits voller Überraschungen und kerniger Zitate,

König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg

Offizieller Partner des Deutschen Skiverbandes Offizielle Partner: Prinz Luitpold von Bayern (l.) und der Deutsche Skiverband mit seinem Präsidenten Dr. Franz Steinle (M.) sowie Brauerei-Marketingchef Thomas Lillpopp

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Seit Beginn der Wintersaison 2014/15 ist die König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg neuer Offizieller Partner des Deutschen Skiverbandes (DSV) und der deutschen Ski-Nationalmannschaft. (F.) Bei einem Treffen von Prinz Luitpold von Bayern und DSV-Präsident Dr. Franz Steinle kurz vor Weihnachten in Schloss Kaltenberg wurde mit königlichem Bier auf die Kooperation angestoßen. „Ich freue mich sehr über diese Kooperation mit dem weltweit erfolgreichsten W i n t e r s p o r t v e rband“, sagte Prinz Luitpold, der selbst ein begeisterter Skifahrer ist. DSVPräsident Dr. Steinle zeigt sich genauso begeistert wie Prinz Luitpold: „Das ist eine tolle neue Partnerschaft“, sagte er. „Die Skisport-Affinität von Prinz Luit-

pold und die Begeisterung des ganzen Teams der König Ludwig Brauerei sind Garant für eine ganz besondere Qualität in der Zusammenarbeit.“ Königsklasse Ski Alpin Die Wintersportpräsenz der Brauerei ist in den nächsten Monaten an mehreren Orten eindrucksvoll zu erleben: Der Skicross-Weltcup (31. Januar/1. Fe­ bruar 2015) in Ostin/Tegernseer Tal, der Snowboard-Weltcup (7. Februar 2015) in Bayrischzell sowie der Abfahrtslauf und Riesen­slalom der Herren (28. Februar/1. März 2015) in Garmisch-Partenkirchen versprechen Wintersport der Extraklasse. Für Brauerei-Marketingchef Thomas Lillpopp ergänzt die Zusammenarbeit mit dem DSV die vielfältigen Aktivitäten des Unternehmens optimal. Denn neben den zahlreichen Partnerschaften in Gesellschaft und Kultur hat sich die König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg auch im Sport in den vergangenen Jahre immer stärker präsentiert, sei es beim Eishockey, Handball, Fußball oder Motorsport. Nun also auch bei den Sportarten Snowboard, Ski Cross und Ski Alpin.

Brauerei Forum  –  Januar/Februar 2015

die manch Bierfreund den Berliner Brauern gar nicht zugetraut hätte. Vom Kochtopf im Keller bis zum industriellen Riesensudhaus ist alles dabei. Neben den ca. 200 Seiten über die Berliner und Potsdamer Brauereien findet der Leser Berliner Biertouren und die 200 wichtigsten Adressen für Bierfreunde in der Bundeshauptstadt: Beerstores, Craft-Bier-Cafés, urige Kneipen und die Berliner Bierakademien und Institute. Ein unterhaltsames und lesenswertes Buch mit vielen bierigen Überraschungen, tollen Fotos und jeder Menge Informationen aus erster Hand. Das Buch: Markus Raupach und Bastian Böttner Bierhauptstadt Berlin – Berlin Beer Guide GuideMedia Verlag Bamberg 292 Seiten Preis: 19,90 €


Institutionen & Verbände  VLB aktuell

TU München zu Gast an der VLB Berlin Im Rahmen einer Exkursion zur Grünen Woche nach Berlin waren Studierende, Mitarbeiter und Professoren der Studienfakultät Brauund Lebensmitteltechnologie der Technischen Universität München am Abend des 21. Januars zu Gast an der VLB Berlin. (oh) Mit dabei waren auch der Studiendekan Prof. Dr. rer. nat. Horst-Chris­ tian Langowski, Prof Dr. Werner Back und Prof. Dr. Ludwig Narziß. „Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit und eine große Ehre, unsere Weihenstephaner Kollegen hier an der VLB begrüßen zu dürfen“, so VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. Bei einem frischen Berliner Bier gaben er und verschiedene Institutsleiter einen kurzen Einblick in die aktuellen Arbeiten an der VLB. Es folgten ein Rundgang sowie die Besichtigung der Spirituosenmanufaktur. Ein zünftiger Imbiss

Certified Brewmaster Course 2015 gestartet Am 12. Januar begann der internationale Certified Brewmaster Course 2015 an der VLB mit rund 40 Teilnehmern aus 17 Nationen. (oh) Der sechsmonatige Kurs, der in diesem Format seit 2006 von der VLB Berlin angeboten wird, umfasst alle technisch-technologischen Bereiche der Brauerei von den Rohstoffen über Malzherstellung über Sudhaustechnologie bis hin zu Qualitätssicherung, Verpackung und Logistik. Am Morgen des 12. Januar begrüßten die beiden Kurskoordinatoren Heike Flohr und Burghard Meyer die 39 angehenden Braumeister in Berlin. Bei den Herkunftsländern ist in diesem Jahr ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen Asien, Nord- und Südamerika, Europa und Afrika zu verzeichnen. Auffällig ist der über die Jahre kontinuierlich gestiegene Anteil von Frauen im Kurs. Nach den ersten Vorlesungen erfolgte

bei weiteren Bieren und vielen Gesprächen rundete den Besuch ab. „Wir danken der VLB für die Gastfreundschaft und diesen schönen Abend“, so Matthias Stephan Ebner von der Studienfakultät Brauwesen, der diese Exkursion nach Berlin organisiert hatte. Am Tag nach dem VLB-Besuch standen für die Gruppe Termine auf

der Grünen Woche und ein Empfang in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin auf dem Programm. Geschätzte Kollegen an der VLB Berlin: Prof. Dr. Werner Back, Prof. Dr. Ludwig Narziß und Prof. Dr. Horst-Christian Langowski in der ersten Reihe im Hörsaal „ehem. VLBer“

Foto: oh

die obligatorische Begrüßungsfeier im Lichthof der VLB, bei der sich die Studenten und die VLB-Dozenten bei Bier und Brotzeit miteinander bekannt machen konnten. Der Kurs endet am 26. Juni 2015.

Erster Tag im Hörsaal „Hövelhaus“: Angehende Braumeister aus 17 Nationen treffen zum ersten Mal aufeinander

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IMPRESSUM

  Nachrichten

Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestrasse 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr) rahl@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Wolfgang Kunze (WK), Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Autoren in dieser Ausgabe Peter Lietz, Robert Pawelczak, Christoph Th. Schneider und Stefan Wirth Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit 10 Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 1-2/15 (= Jan./Febr.-Ausgabe): 30.1.2015 Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47, Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver­ vielfältigung oder Weiterverarbeitung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrückli­ cher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.

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DBMB Berlin-Brandenburg

Fachexkursion in den Norden Deutschlands Nach kurzweiliger Fahrt erreichte unsere mit 35 Teilnehmern gut besetzte Gruppe die Mälzerei Avangard Malz in Bremen. Bei herrlichem Sonnenschein wurden wir von Peer Klepczynski, Dieter Beck und dem gesamten Mitarbeiterteam herzlichst empfangen. Nach kurzer Stärkung ging es in 4er-Gruppen über das Gelände. Die 1983 bis 1988 erbaute und direkt am Bremer Hafen gelegene Mälzerei beschäftigt 22 Mitarbeiter. Dieses Team verarbeitet ca. 350 000 t Gerste im Jahr, die per Schiff oder per Lkw angeliefert werden. Nach der Anlieferung wird die Gerste zunächst gelagert, vor der Verarbeitung dann gereinigt. Schließlich werden 185 t in einer Waschtrommel angefeuchtet. Danach wird das Getreide in einen der sechs Keimkästen gefüllt. Dort wird das gesamte Becken einmal mit Wasser bei ca. 12 ° bis 17 °C befüllt. Nach der Keimphase von ca. 6 Tagen werden 240 t Grünmalz in die Darre überführt. Dort wird das Getreide bei 80 °C getrocknet. 155 t Malz werden so in 24 Stunden hergestellt. Die Malz- und Wurzelkeimlinge werden anschließend entfernt und als Kraftfutter weiterverkauft. Das Malz selbst wird in einem der 50 Silozellen, die 150 bis 450 t

Fassungsvermögen haben, bis zum Verkauf gelagert. Das Malz kann als lose Contai­nerware, als Sackware (50 kg bis 1000 kg) per Lkw oder per Schiff verladen werden. Nach diesem eindrucksvollen Rundgang mit gigantischem Blick über Bremen mussten wir uns von der Mälzerei auch schon wieder verabschieden. Nach kurzer Fahrt erreichten wir unser gemütliches Hotel in Jever, ehe uns dann der Bus zum friesischen Brauhaus zu Jever brachte. Brauerei Jever Dort wartete auf uns ein wundervoller Abend mit „nächtlicher“ Brauereiführung. Es begrüßten uns Werner Jansen und Christian Schmidt im Schalander der Brauerei. Nach einem deftigen Abendessen durften wir die Brauerei und das historische Brauereimuseum besichtigen. Die 1848 gegründete Brauerei liegt in der Mitte der Stadt Jever mit wenig Platz. Daher wird alles in kleinsten Mengen angeliefert. Die 1991 gebaute Sudhausstraße glänzte wunderschön in der Dunkelheit. Die zur Radeberger Gruppe gehörige Brauerei produziert dort das herbe Jever Pils mit 40 Bittereinheiten, seit 1988 das Jever Light (alkoholreduziert auf 2,7 Vol.-%) und seit 1991 das

Brauer-Schule: Lösungen von Seite 9 Fachfragen 1. b) CH3OH 2. b) HNO3 3. e) C12H22O11 4 a) C12H22O11 + H2O → 2 C6H12O6 5. a) R1-COOR2 6. e) Propan-1,2,3-triol 7. c) Ester 8. d) C4H6O2 9. c) Sie enthalten alle einen Benzolring

Brauerei Forum  Forum  –  Januar/Februar 2015 Brauerei

Brauerei Forum: Inhaltsverzeichnis 2014 Unter www.brauerei-forum.de ist das Inhaltsverzeichnis 2014 als PDF-Datei verfügbar.


Institutionen & Verbände

DBMB Berlin-Brandenburg

Jahreshauptversammlung Am 9. Januar 2015 trafen sich 72 Mitglieder, Fördermitglieder und Gäste der Landesgruppe zur Jahreshauptversammlung in der Berliner-KindlSchultheiss-Brauerei. Der Landesgruppen-Vorsitzende, Jens Kemmel, begrüßte die Anwesenden, darunter Elmar Barlet als Gastgeber. Kemmel würdigte den 80. Geburtstag von Gerhard Werk und Prof. Oswald Müke sowie den 75. von Dr. Rüdiger Teichert. Auf Vorschlag des Landesgruppenvorstandes erhielten Prof. Gerolf Annemüller und Dr. Hans-Jürgen Manger einstimmig die Ehrenmitglied-

schaft in der Landesgruppe für besondere Verdienste für die Brauwirtschaft in Forschung, Lehre und als Fachbuchautoren. In seiner Laudatio würdigte Kemmel den beruflichen Werdegang von Annemüller und Manger. Der Schriftführer, Jürgen Richter, trug den Jahresbericht der Landesgruppe für das Jahr 2014 vor. Es fanden fünf Mitgliederversammlungen, ein Sommerausflug und eine Fachexkursion in den Norden Deutschlands statt. Einige statistische Angaben zur Landesgruppe rundeten den Bericht ab. Den Bericht

Jever Fun. Bei dem als Pils eingebrauten Bier wird anschließend der Alkohol durch Destillation abgetrennt.

vorbei, aber wir wollten noch in Delmenhorst die dortige KronenkorkenFabrik besichtigen.

Marktführer bei Bierhefe Nach dem Frühstück machten wir uns am Freitagmorgen im dichten Nebel auf nach Bramsche. Dort war unser Gastgeber die Firma Leiber GmbH. Wir wurden vom Geschäftsführer Michael von Laer, Beate Peltzer und Rainer Haag begrüßt. Frau Peltzer präsentierte uns die Firmengeschichte und die Produktpalette der Firma. Da das Firmengelände auch hier zu wenig Platz aufweist, wurde ein neuer Standort in der Nachbargemeinde errichtet. Die 1954 gegründete Firma ist mittlerweile Marktführer für Bier­ hefeprodukte. 180 Mitarbeiter erzeugen Produkte für die Tierernährung, Lebensmittel und Gesundheit. Bei einem Rundgang durch die Firma erkundeten wir in Bramsche den Produktionsteil für Tierernährung. Dort wird die Bierhefe in bis zu 150 bis 160 Lkws pro Tag angeliefert. Sie wird nach ausführlicher Qualitätskontrolle in Lagertanks gefüllt und anschließend weiterverarbeitet. Es folgt die Kühlung, die Separation und dann die Trocknung, anschließend die Vermahlung und je nach Kundenwunsch die Abfüllung des Produktes. In Engter, der zweite Standort der Firma, wurde 2010 die Sprühtrocknungsanlage mit Hochregallager erbaut, das 2014 mit einer zweiten Sprühtrocknungsanlage erweitert wurde. Wir erklommen dort etliche Stufen, um die riesigen Anlagen zu bestaunen. Es war unglaublich beeindruckend, wie groß das Gebäude und die Anlagen sind. Auch hier ging die Zeit viel zu schnell

Delmenhorster Kork-Fabrik Harald Eggers, die Geschäftsführer Edgar und Andreas Linck und ihre Mitarbeiter begrüßten uns herzlich. Anschließend konnten wir die seit 50 Jahren am Standort ansässige Firma besichtigen. Dort arbeiten 70 Mitarbeiter die Stahl, Aluminium und Kunststoffkorken/Verschlüsse produzieren. Wir sahen den Lackierprozess von Alublechen, die anschließend je nach Kundenwunsch bedruckt wurden. Danach gingen die 0,2 mm dicken Bleche á 1200 pro Paket in die Stanzung. Es werden 100 Kronenkorken pro Sekunde erzeugt, welche in Paketen á 87 000 Stück ausgeliefert werden. Nach der wunderbaren Führung trafen wir uns mit den Mitarbeitern der Firma und Kerstin Kumbera und Herrn Jensen (Landesgruppe Weser-Ems) im alten Graftspeicher in Delmenhorst zum Abendessen. Am Samstagmorgen ging es zurück nach Bremen. Dort erwarteten uns zwei Stadtführer, die uns auf sehr humorvolle Weise durch die Altstadt führten. Es war zwar nach 1,5 Stunden sehr kalt, einigen froren die Füße, aber wir konnten einen wundervollen Eindruck der Stadt mit in die Gasthausbrauerei Schüttinger nehmen. Dort trafen wir auf den Nikolausstammtisch der Landesgruppe Weser-Ems. Nach der Begrüßung durch Kerstin Kumbera und dem Braumeis­ter Palle Jensen gab es ein deftiges Mittag­essen. Wer noch in Laune war, konnte sich die kleine Brauerei anschauen. Auch hier wird kreativ auf sehr begrenztem

des Schatzmeisters zur Kassenlage und zum Stand der Beitragseinnahmen hielt Kemmel in Vertretung für den erkrankten Sjörn Pahl. Kassenprüfer, Stephan Knoth, berichtete, dass die am 6. Januar 2015 durchgeführte Kassenprüfung keine Einwände ergab, und stellte den Antrag auf Entlas­tung des Vorstandes für 2014. Das Beiratsmitglied, Dr. Josef Fontaine, dankte dem Landesgruppenvorstand für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit und bat um Entlastung des Vorstandes, die einstimmig erfolgte. Zum Abschluss der Jahreshauptversammlung gab Kemmel aktuelle Informationen zur Jahresplanung der Landesgruppe, zum Braumeistertag 2015 in Bamberg sowie zum Sommerausflug zur BUGA in Rathenow. Jürgen Richter

Raum Bier produziert. Dies bildet in Bremen einen tollen Kontrast zur „riesigen“ Konkurrenz. Wir danken allen Gastgebern für ihre Herzlichkeit und Großzügigkeit und hoffen, dass wir uns alle bald wiedersehen. Katrin Pankoke

Brauerei Forum  – Januar/Februar 2015

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Unsere nächste Ausgabe erscheint am 16. März 2015

Veranstaltungen VLB-Termine

Weitere Termine

 16. bis 18. März 2015 102. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung, Dresden

 9. Februar 2015 12. Rohstoffseminar, Freising-Weihenstephan

 23. bis 25. März 2015 15. VLB-Logistikfachkongress, Mönchengladbach  22./23. April 2015 VLB-Fachtagung „Track & Trace“, Bamberg  15./16. Juni 2015 International Brewing Conference Bangkok, Thailand  3. Juli 2015 VLB-Sommerfest, Berlin  8./9. September 2015 13. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Mainz  21. bis 23. September 2015 6. Iberoamerikanisches Symposium der VLB, Hupeva (Campinas SP), Brasilien  5./6. Oktober 2015 102. VLB-Oktobertagung, Berlin  9. November 2015 4. European MicroBrew Symposium, Nürnberg

 10.-12. und 23.-25. Februar 2015 48. Technologisches Seminar, Freising-Weihenstephan  6. bis 8. März 2015 Braukunst Live, München  14. April 2015 Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hopfenforschung, Wolnzach  14. bis 17. April 2015 Craft Brewers Conference & BrewExpo America, Portland, Oregon, USA  15. bis 17. Mai 2015 Brasil Brau, São Paulo, Brasilien  24. bis 28. Mai 2015 35th EBC Congress, Porto, Portugal  11. Juni 2015 Deutscher Brauertag, Berlin  10. bis 12. November 2015 BrauBeviale, Nürnberg

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