Brauerei Forum 1-2/2017

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BRAUEREI

FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Ausgabe 1-2 | 27. Januar 2017 | 32. Jahrgang  |  ISSN 0179-2466

 Neue Brauereien in Berlin  Hefeimmobilisierung  Getränketransport auf der Schiene  Brau-Börsen-Bilanz

Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin

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Sensorik 7 + November 2016, Nuremberg, Germany + Rezept- und Produktentwicklung + Explosionsschutz

+ Fachpraxis Likörfabrik, QS-Labor + Technologie (Brennerei / Spirituosenherstellung

+ Qualitätsmanagement Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin (IfGB) c/o VLB Berlin Seestraße 13, 13353 Berlin  +49 30 450 80-270, Fax: +49 30 450 80-210,  kuennemann@ifgb.de

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INHALT

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 Gerolsteiner Brunnen: Robert Mähler wird Vorsitzender der Geschäftsführung bei Gerolsteiner / VLB aktuell: Gerhard Andreas Schreiber neuer kaufmännischer Leiter der VLB Berlin 5 Heinrich Becker gestorben / Brewers of Europe: Christian Weber in das Präsidium der „Brewers of Europe“ gewählt

6 BRŁO Brwhouse in Berlin neu eröffnet

8 Die kontinuierliche Gärung gilt als technisch anspruchsvoll, bietet dafür aber viele Vorteile. Ein neues Ver­ fahren soll es erstmals ermöglichen, diese Art der Gärung auch im Lang­ zeitbetrieb nutzen zu können

7 Brauhaus Lemke am Alexanderplatz in Berlin nach Umbau wieder eröffnet

 TECHNIK & TECHNOLOGIE 8 Neue Entwicklungen bei der Hefeimmobilisierung 12 Ausschreibung Henrich-Funke-Pschorr-Stiftungspreis 2017 / VLB Berlin bündelt ihre brauereibiologischen und mikrobiologischen Kompetenzen 13 Craft Beer Italy – neues Partnerprojekt von NürnbergMesse Italia, Doemens und VLB Berlin

14 Bericht 46. Informationstagung der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung: Moderne Landwirtschaft erfordert Pflanzenschutz

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16 Brauer-Schule: Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende – Etikettierung 17 Fachrechnen: Berechnungen zur Flaschengärung

Mit ihrem abwechslungsreichen Programm hat auch der zweite Tag der Technischen Veranstaltung im Rahmen der Oktobertagung Akzente gesetzt. Auf dem Programm stand die Digitalisierung und die Bieranalytik

18 Programm 104. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung der VLB Berlin 20 Bericht VLB-Oktobertagung: Cyber-Kriminalität stark angestiegen

 BETRIEBSWIRTSCHAFT 24 Brau-Börsen-Bilanz: Asahi kauft „Pilsner Urquell“ 25 Oetker verkauft Hamburg Süd an Maersk 28 Schienenverkehr: Wie geschaffen für Getränke

 MARKT & MARKEN 31 Veltins geht nach erfolgreichem Jahr 2016 optimistisch und investitionsstark in die Zukunft / Bühne für Bier-Spezialisten: Internationale DLG-Prüfung für Bier, Craft-Bier und Biermischgetränke 2017 32 Das Craft-Bier-Jahr 2016 in den USA 33 Schweizer Brauerei Verband: Braujahr 2015/16 – Spezialitätenbiere weiter auf dem Vormarsch / The Brewers of Europe: Beer statistics 2016 erschienen

28 Welche Kräfte wirken auf Getränke beim Güterverkehr auf Schienen ein? Dieser Frage ist das VLB-Forschungs­ institut für Management und Logistik (FIM) in einer Studie nachgegangen

 INSTITUTIONEN UND VERBÄNDE 35 VLB Certified Brewmaster Course geht in eine neue Runde / DBMB Berlin-Brandenburg: Jahreshauptversammlung

 SONSTIGES

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34 Impressum / Lösungen Brauer-Schule 36 Veranstaltungskalender

Titel: Blick in den Gastraum des neuen BRŁO Brwhouse in Berlin Foto: oh

Alle Jahre wieder heißt es nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern auch im Januar, wenn der neue Certified Brew­ master Course an der VLB beginnt. In diesem Jahr fanden sich 52 Teilneh­ mer aus 25 Ländern und fünf Konti­ nenten an der Seestraße 13 ein

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

Gerolsteiner Brunnen

Robert Mähler wird Vorsitzender der Geschäftsführung bei Gerolsteiner Robert Mähler

Robert Mähler (47) wird die Verantwortung für Strategie, Marketing und Vertrieb beim Gerolsteiner Brunnen übernehmen.

(F.) Die Position bei Deutschlands führendem Brunnen war neu zu besetzen, da sein Vorgänger Axel Dahm im vergangenen Jahr zur Bitburger Braugruppe wechselte. Robert Mähler hat sich nach einer kaufmännischer Ausbildung und dem Studium der Betriebswirtschaft der Lebensmittelbranche verschrieben: Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Beratung der Pahnke Markenmacherei, Hamburg, war er in den zwölf Jahren bei der August Storck KG zum Deutschland-Geschäftsführer aufgestiegen. Danach verantwortete er drei Jahre die internationale GeschäftsfeldEntwicklung der Haribo-Gruppe. „Wir sind zuversichtlich, mit Robert

Mähler und seinen Geschäftsführer-Kollegen Joachim Schwarz (58) sowie Ulrich Rust (53) die erfolgreiche Entwicklung des Gerolsteiner Brunnen fortsetzen zu können. Zudem verstärkt Axel Dahm seit Anfang Dezember den Beirat, sodass wir auch weiterhin von seiner Expertise profitieren werden“, erläutert Matthäus Niewodniczanski, Vorsitzender des Beirats beim Gerolsteiner Brunnen. Der Gerolsteiner Brunnen ist Anbieter der meistgekauften Mineralwassermarke auf dem deutschen Markt und zugleich der bedeutendste Mineralwasser-Exporteur der Branche. 2015 konnte der Gesamt-Nettowarenumsatz von Mineralwasser und mineralwasserbasierten Erfrischungsgetränken um 8,5 % auf 255,4 Mio. € gesteigert werden. Der Gesamtabsatz stieg um 6,1 % auf 6,99 Mio. hl. Derzeit arbeiten im Unternehmen 778 Mitarbeiter, 46 davon sind Auszubildende.

Foto: Gerolsteiner

VLB Berlin

Gerhard Andreas Schreiber neuer kaufmännischer Leiter der VLB Berlin Zum 1. Februar 2017 übernimmt Gerhard Andreas Schreiber die kaufmännische Leitung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Er folgt auf Manuela Hauffe, die die VLB auf eigenen Wunsch Ende Dezember verlassen hat. (BF) Gerhard Andreas Schreiber (56) studierte Geologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen und absolvierte eine Ausbildung zum EDV-Kaufmann. Während seiner beruflichen Laufbahn war er in verschiedenen leitenden und Geschäftsführungspositionen in führenden Industrieunternehmen tätig. Darin verantwortete er unter anderem die kaufmännischen Bereiche. Darüber hinaus ist er als Gutachter für EU-Forschungsprojekte bestellt. Schreiber wechselte 2012 an die VLB Berlin und übernahm dort die Stabsstelle Forschungskoordination, Risikomanagement und Transfer. Seit dieser Zeit hat die VLB die Generierung von Drittmitteln aus nationalen und internationalen Förderprogrammen signifikant gesteigert. Als neu-

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Gerhard Andreas Schreiber

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er kaufmännischer Leiter wird er die Finanzbuchhaltung, das Personalwesen, die Steuerung und Optimierung der kaufmännischen Prozesse einschließlich des Reportings sowie die Forschungskoordination verantworten. „Wir sind froh, dass wir nach dem überraschenden Weggang von Frau Hauffe die entstandene Lücke mit Gerhard Andreas Schreiber schnell und kompetent schließen konnten“, so VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. „Durch seine bisherige Tätigkeit ist er mit unseren Abläufen und internen Strukturen bestens vertraut, sodass die kontinuierliche Arbeit und weitere Optimierung unserer kaufmännischen Abteilung gewährleistet sind.“


† Heinrich Becker gestorben Am Abend des 19. Januar 2017 verstarb Heinrich Becker, Gesellschafter der Kölner Privtabrauerei Gaffel Becker & Co., im Kreise seiner Familie. (BF) Heinrich Becker, geboren am 29. August 1946 in Köln, wurde bereits in jungen Jahren von seinem Vater in die 1908 gegründete Privatbrauerei Gaffel eingeführt. Nach Studium der Brauereitechnologie in München trat er 1972 als geschäftsführender Gesellschafter in die Familienbrauerei ein. In mehr als 40 Jahren entwickelte sich die Privatbrauerei Gaffel zu einer der bekanntesten Brauereien Deutschlands. Heinrich Philipp Becker: „Mein Vater ist nach einem langwierigen und schweren Kampf, den er bis zuletzt mit Größe und Würde ge-

fochten und erduldet hat, friedlich im Kreise seiner Familie von uns gegangen. Er hat in 42 Jahren bei der Gaffel die Firma durch seine Werte, seine Klarheit und sein Geschick geprägt.“ Mit seiner Frau Angela war Heinrich Becker 40 Jahre verheiratet. Neben ihr hinterlässt er zwei erwachsene Söhne und eine erwachsene Tochter sowie vier Enkelkinder. Heinrich Becker engagierte sich Zeit seines Lebens in zahlreichen Gremien und Ehrenämtern. Unter anderem war er von 1986 bis 2012 Mitglied im Verwaltungsrat der VLB Berlin. Hopsteiner wurde 1845 gegründet.

Brewers of Europe

(F.) Das Präsidium (Board) unter der Leitung des Präsidenten Pavlos Photiades (Zypern) ist das oberste Entscheidungsgremium des europäischen Dachverbandes „Brewers of Europe“ und setzt sich aus jeweils

Christian Weber

Jahr

Heute gehören wir zu den weltweit größten Handelshäusern mit eigenen Hopfenfarmen und Veredelungswerken.

Christian Weber in das Präsidium der „Brewers of Europe“ gewählt Christian Weber, Generalbevollmächtigter und Vorsitzender der Unternehmensleitung der Karlsberg Brauerei in Homburg/Saar, ist von der Generalversammlung der „Brewers of Europe“ einstimmig in das Präsidium gewählt worden.

im

drei Repräsentanten mittelständischer und internationaler Brauereien zusammen. Die „Brewers of Europe“, ein Zusammenschluss von 29 nationalen Brauerei-Verbänden, vertreten die Interessen von 6500 Brauereien in Europa. Deutschland ist mit rund 1400 Brauereien und einem jährlichen Bierabsatz von 95 Mio. hl mit Abstand das größte Mitglied des europäischen Spitzenverbandes. Der 37-jährige Weber folgt auf Georg Schneider, der im Mai 2016 zum Präsidenten des Bayerischen Brauer-Bundes gewählt worden war. Christian Weber war im Jahr 2010 als Prokurist zur Karlsberg-Gruppe gekommen und fungiert seit 2012 im Unternehmen seiner Familie als Generalbevollmächtigter. Christian Webers Vater Richard stand von 1992 bis 1996 als Präsident an der Spitze der europäischen Brauer.

Wir möchten den Trends in der Branche auch künftig immer einen Schritt voraus sein, um den Markt stets mit dem richtigen Hopfen und den gewünschten Produkten versorgen zu können.

Unsere Erfahrung und Kompetenz sind ein solides Fundament, wenn es um die Erschließung neuer Horizonte und die individuelle Betreuung unserer Partner geht.

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

BRŁO Brwhouse in Berlin neu eröffnet Die boomende Berliner Craft-Bier-Szene ist um eine weitere Brauerei reicher geworden: Am 14. Januar feierte das BRŁO Brwhouse die Eröffnung seiner neuen Brauerei mit Bar, Restaurant und Biergarten. Zentral in Berlin im Park am Gleisdreick gelegen, überrascht BRŁO mit einem Gebäude, das aus 38 Überseecontainern errichtet wurde. (oh) Die Craft-Bier-Szene in Berlin boomt. Neben den klassischen Gasthausbrauereien, die bereits seit den 1980er-Jahren existieren, schwappt seit einigen Jahren eine Gründerwelle durch die Stadt. So tauchen neue Biermarken geradezu im Wochentakt auf. Allerdings geht nicht jeder Jung-Unternehmer das Wagnis einer eigenen Brauanlage ein. Und so werden zahlreiche Craft-Biere bei bestehenden Brauereien gebraut und von den Gründern dann unter eigenen Namen vertrieben.

Links: Das BRŁO Brwhouse ist eine Konstruktion aus 38 Containern Rechts: Das BRŁOTeam bei der Eröffnungsfeier: Michael Lembke, Christian Laase, Ben Pommer und Katharina Kurz

BRŁO-Gründung in 2014 Genau nach diesem Prinzip startete Ende 2014 das Team um Katharina Kurz, Christian Laase und Michael Lembke das Projekt BRŁO. Zunächst auch als „Nomaden-Brauer“ unterwegs, stand aber von Anfang an der Wunsch nach einer eigenen Brauerei mit Gastronomie im Raum. Fündig wurde man dann in Berlin im Park am Gleisdreieck, der zwischen 2011 und 2014 mit einer Größe von 31,5 ha auf den Brachflächen des ehemaligen Anhalter- und Potsdamer Güterbahnhofs als öffentliche Grünund Erholungsanlage entstand.

In unmittelbarer Nähe zum U-Bahnhof Gleisdreieck wurde dann im vergangenen Jahr ein ganz spezielles Brauhaus-Konzept umgesetzt: Das BRŁO Brwhouse wurde aus 38 gebrauchten Überseecontainern erstellt und beherbergt ein Restaurant mit Bar und der dazugehörigen Infrastruktur sowie die Brauanlage. Das Ensemble wird ergänzt durch einen Biergarten, der bereits im Juni 2016 eröffnet wurde. Entsprechend dem rauhen, industriellen Charme des Baumaterials ist das Brwhouse innen dunkel gehalten. Es bietet 130 Sitzplätze auf zwei Ebenen und 20 Zapfhähne an der Bar. Im Biergarten warten noch einmal 300 Sitzplätze auf Gäste. Die nagelneue Brauerei kommt von der Firma Braukon aus Oberbayern und hat eine Ausschlagmenge von 20 hl pro Sud (siehe Titelfoto). Braumeis­ ter Michael Lembke verfolgt dabei das typische Craft-Bier-Prinzip: Angeboten werden handwerklich gebraute Biere, die sich nicht nur an den einheimischen, sondern auch an internationalen Bierstilen orientieren. Das Standard-Portfolio umfasst die Sorten Porter, Helles, Pale Ale, German IPA und Berliner

Fotos: oh

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Weisse. Am Zapfhahn sind in wechselnder Reihenfolge aber auch lokale und internationale Biere von befreundeten Brauereien verfügbar. Außerdem sollen regelmäßige saisonale Bierkreationen, Kooperationen mit anderen Brauern und kulturelle Veranstaltungen für Abwechslung sorgen. Für eine ambitionierte, aber zum Bier passende Küche gewann das BRŁO-Team den Berliner Koch Ben Pommer als Küchenchef. „Wir sehen unser Brwhouse als Plattform für Kultur, Kulinarik, Bier und für ein freundliches und weltoffenes Berlin“, so Katharina Kurz auf der Eröffnungsparty am 14. Januar. Temporäre Nutzung Das Brauerei-Konzept ist im Übrigen auf eine temporäre Nutzung ausgelegt. Das Grundstück gehört der Berliner Immobilien-Gruppe COPRO, die das Areal unter dem Projektnamen „Urbane Mitte“ entwickeln wird. Der Baubeginn für das Projekt soll allerdings nicht vor 2018 erfolgen. Übrigens: BRŁO ist der Alt-Slawische Ursprung des Namens „Berlin“ und wird „Berlo“ ausgesprochen. www.brlo.de


Brauhaus Lemke am Alexanderplatz in Berlin nach Umbau wieder eröffnet Nach zweijähriger Umbauzeit hat im Dezember die Brauerei Lenke ihr Brauhaus am Alexanderplatz wieder eröffnet. Mit 600 Sitzplätzen innen und weiteren 400 Terrassenplätzen hat Gründer und Inhaber Oli Lemke die Kapazität des Brauhauses mehr als verdoppelt. (oh) Die Brauerei Lemke gehört seit mehr als 16 Jahren zur expandierenden Berliner GasthausbrauereiSzene. Angefangen 1999 in einem S-Bahnbogen in Berlin-Mitte, übernahm Lemke 2004 das ehemalige Leopold‘s Brauhaus am Alexanderplatz mit seiner 15-hl-Brauerei. Als Teil des Shopping-Centers „BerlinCarré“, wurde es als „Brauhaus Mitte“ eine feste Größe in der Berliner Gastronomielandschaft. 2014 begannen dann Planungen, das in die Jahre gekommene Center komplett umzubauen. Nach zähen Verhandlungen einigte sich Lemke mit dem Eigentümer des Centers auf eine Fortführung seines Pachtvertrages und setzte durch, dass er die Brauerei während des Umbauprozesses weiter betreiben durfte. Im Januar 2015 wurde der Gastronomiebetrieb dann geschlossen. Und wie es bei Bauprojekten heutzutage üblich zu sein scheint, wurde das Ziel der Neueröffnung im März 2016 nicht ganz gehalten. Aber Ende November 2016 war es dann soweit: Das neue Brauhaus

Lemke am Alexanderplatz wurde in neuem Glanz eröffnet. Mit 600 Sitz- und 400 Terrassenplätzen auf einer Fläche von 700 m² auf zwei Geschossen ist ein Brauhaus entstanden, in dem die Ballance zwischen klassischer Brauhaus-Kultur und modernem Craft-Bier-Ambiente stimmig umgesetzt wurde. 12 eigene Biersorten plus ausgesuchte Spezialitäten „Wir möchten, dass sich in unserem Brauhaus alle Freunde von handwerklich gebrauten Bieren wohl fühlen“, so Oli Lemke bei seiner Ansprache auf der Eröffnungsfeier am 12. Januar. Unter dem Motto „Geschmack ist unser Bier seit 1999“ werden 12 eigene Biersorten vom Fass angeboten. In der ­„ Barrel-Lounge 132“ werden weitere holzfassgelagerte Spezialitäten befreundeter Brauer serviert und mit einem wechselnden Speisenangebot zu einem Gesamterlebnis kombiniert. Das Interieur, ob im Kaminzimmer am warmen Feuer, im Jagdzimmer oder im großen Gast-

raum, schafft trotz der Größe eine individuelle Atmosphäre. Und bei der Auswahl der Bierstile und den dazu passenden Speisen steht den Gästen geschultes Personal beratend zur Seite. Zeichen stehen auf Expansion Neben den Brauhäusern am Hackeschen Markt, am Alexanderplatz und am Schloss Charlottenburg gehört noch die Traditionsgaststätte „Tiergartenquelle“ zur Brauerei Lemke Berlin. Die gesamte Bierproduktion beträgt mehr als 5000 hl, beschäftigt werden rund 150 Mitarbeiter. Auch die Brauanlagen wurden in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. So verfügt Lemke seit 2015 über eine eigene Flaschenabfüllung und erweiterte Lagerkapazitäten in den S-Bahnbögen am Hakeschen Markt. Als nächstes Projekt steht die Erweiterung der Sudhauskapazität auf der Agenda des rührigen Brauers. Ein neues 30-hl-Sudwerk ist bereits in Planung. www.lemke.berlin

Links: Brauereigründer und Inhaber Oli Lemke in seinem Lager- und Abfüllkeller, der in einem S-Bahn­ bogen in der Nähe des Brauhauses untergebracht ist Rechts: Blick in den oberen Gastraum des Brauhauses mit klassischem Kupfer-Sudhaus

Fotos: oh

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VLB AKTUELL

Neue Entwicklungen bei der Hefeimmobilisierung Burghard Meyer, VLB-Forschungsinstitut für instrumentelle Bier- und Getränkeanalytik (FIBGA), und Gerrit Oelkers, Beuth Hochschule, Berlin

In einem mehrteiligen Artikel stellt der Autor sein aktuelles Forschungsprojekt Entwicklung eines kontinuierlichen Gärverfahrens mittels Immobilisierung der Hefe in einem Crossflowreaktor vor. Das Projekt wird vom Bundesminis­ terium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Burghard Meyer

Vorbemerkung Was lange gärt, wird endlich Wut… Über zehn Jahre nach dem Abschluss meiner Diplomarbeit im Themen­g ebiet „kontinuierliche Gärung“ kam mir die Idee, wie das Problem der Konti-Gärung gelöst werden könnte. Eine Diplomarbeit erfolgreich abzuschließen, ist das Eine, ein technisches Problem mit anwendbaren Ergebnissen lösen zu können, das Andere. So musste ich vor zehn Jahren einsehen, dass damals die Langzeitstabilität der kontinuierlichen Gärung nicht zu gewährleisten war. Geht nicht, gibt’s nicht! Hier nun also der nächs­te Versuch, mit modernen Technologien und vielen guten alten Ansätzen und Erfahrungen, eine neue Idee umzusetzen. Forschungsprojekt Ziel des Forschungsprojektes ist es, mit modernen Technologien – hier im Speziellen mit Hilfe modernster Cross-Flow-Filtrations-Technologie – ein kontinuierliches und immo­ bilisiertes Gärverfahren zu ent­ wickeln. Es berücksichtigt alle Forderungen und Qualitäts­ansprüche der modernen Brauerei und nutzt darüber hinaus die Vorteile der kontinuierlichen Hauptgärung. Die­ se konnten Brauereien allerdings bisher nicht im Dauerbetrieb einsetzen, weil die Langzeitstabilität unzureichend war. In der kontinuierlichen Hauptgärung soll Bier produziert werden, dessen Qualität konstant den Anforderungen eines Bieres aus konventioneller Chargengärung entspricht. Hierzu ist die Langzeitstabilität des in der Hauptgärung angewendeten Reaktorsystems ein entscheidendes Kriterium. So sollte eine kontinuierlich hohe und gleichbleibende Qualität der

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Abb. 1: Vereinfachtes Übersichtsschema Crossflow­reaktor

Biere über die gesamte Laufzeit des Reaktor­betriebes gewährleis­ tet sein. Ein entscheidender Faktor für die Bierqualität ist der physiologische Zustand der Hefe, der auf unterschiedliche Qualitätsparameter Einfluss nimmt. Im Verlauf der Gärung im kontinuierlichen Sys­ tem verändern sich die Mengen an Gärungsneben­produkten und aufgenommenen Aminosäuren. Bei den Gärungsnebenprodukten sind hier vor allem die unterschiedlichen Gehalte an vicinalen Diketonen, Acetaten, höheren Alkoholen und Estern zu nennen. Darüber hinaus beeinflusst die kontinuierliche Hauptgärung aber auch die weiteren Qualitätsparameter, wie etwa den pH-Wert, die Farbe, die Bittere und den FAN-Gehalt des Bieres. Eine weitere Beeinflussung der Bierqualität ergibt sich durch den eingesetzten Reaktor und das jeweilige Anlagenprinzip.

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Verfahrenstechnik Für das Forschungsprojekt wurde zunächst ein neues Reaktorkonzept entwickelt, das hinsichtlich der qualitätsbestimmenden Parameter ständig optimiert wird. Grundlage für das gesamte Konzept ist ein spezielles Crossflow-Gärmodul. Auf moderner Crossflow-Filtrationstechnologie basierend „immobilisiert“ es die Hefe im System. Ziel ist, dass das Gärmodul die zur Gärung eingesetzte Hefe im Gärbereich zurückhält. Das Verfahren beginnt dabei im Gär- und Hefeabsetztank. Hier soll die in das System vorgelegte Würze bis zu einem SteadyState (angestrebter Vergärungsgrad) vergoren werden. Ist dieser Punkt erreicht, wird die Zirkulation durch das Crossflow-Modul gestartet. In diesem wird nun kontinuierlich das Jungbier abgezogen und zur Lagerung weitergeleitet. Die auf der Retentatseite verbleibende Hefe wird in den Gär- und Absetz-


tank zurückgeführt, wobei vitale, schwebende Zellen weiter durch das System zirkulieren. Geschwächte und ausflockulierende Hefe wird sich absetzen und kann dem System entnommen werden. Durch einen kontinuierlichen Zulauf von Würze in den 30 l fassenden Gärtank – bei gleichzeitigem Abzug des Jungbiers über die Filtrationsmembran – beträgt der Durchfluss zurzeit ca. 0,5 l/h. Anlagen- und verfahrensbedingt erfolgt die Gärung im Reaktor bei 18 °C und einem Druck von 1,8 bar, was zu einer Forcierung der Gärung bei gleichzeitiger Kontrolle der Gärungsnebenprodukte führt. Die gealterte Hefe setzt sich trotz Umwälzung und Durchmischung des Reaktorvolumens über die Filtrationspumpe gut im konischen Teil des Reaktors ab und kann dem Sys­tem regelmäßig entnommen werden. Die erforderliche Hefevermehrung für eine möglichst konstante und hohe Zelldichte wird über eine angepasste Belüftung umgesetzt (Abb. 1). Die konstante Zudosierung von frischer Würze in das System soll durch den stetigen Abzug von Jungbier im Crossflow-Modul geregelt werden und damit den angestrebten Vergärungsgrad innerhalb der Hauptgärung konstant halten. Sollte das Reaktorkonzept wie beschrieben funktionieren, ergibt sich ein zusätzlicher Vorteil. Eine weitere Filtration wäre dann überflüssig, sofern während der Lagerung ein zweites Filtrationsmodul zum Einsatz kommt. Dadurch würden sich wiederum Einsparungen im Produktionsprozess ergeben. Wird immobilisierte Hefe hinter einer Barriere zurückgehalten, lassen sich biotechnologische Prozesse optimieren. Folgende Ergebnisse können dabei erwartet werden:  Erleichterungen beim kontinuierlichen Betrieb durch die vereinfachte Zurückhaltung von Bio­ masse,  die Erzielung von höheren Zelldichten pro Reaktorvolumen und damit eine erhöhte volumen­ bezogene Produktivität des Reaktors sowie  eine einheitlichere Qualität des Produktes.

 ein reduziertes Reaktorvolumen

und damit eine deutliche Platz­ ersparnis sowie ein geringerer Raumbedarf,  ein vermindertes Risiko für Kontaminationen und  eine einfachere Überwachung des Produktionsprozesses und der einzelnen Verfahrensparameter. Hinzu kommen weitere wirtschaftliche Vorteile:  Niedrigere Investitionskosten,  weniger gebundenes Kapital in Zwischenprodukten,  geringere Reinigungskosten,  geringere Produktverluste und  ein höherer Ertrag durch vermindertes Hefewachstum. Historische Entwicklung Eine Einteilung der Fermentationen mit immobilisierter Hefe kann grundsätzlich nach der Wahl des verwendeten Trägermaterials und den eingesetzten Reaktortypen erfolgen. Bereits am Ende des 19. Jh. hatte Delbrück auf dem 7. Deutschen Brauertag vorgeschlagen, Bierfermentationen mit immobilisierten Hefen durchzuführen. Aus diesen Überlegungen heraus wurden dann die ersten Versuche mit immobilisierten Hefen durchgeführt. Allerdings konnte kein für die Praxis relevantes System entwickelt werden. In den 1960er-Jahren wurde die Idee der Immobilisierung wieder aufgegriffen. Ein von BerdelleHilge damals entwickeltes System

arbeitete mit einer porösen Hefeschicht, welche mit einem Auflockerungsmittel auf ein Filterelement aufgetragen wurde. Als nachteilig an diesem Verfahren erwies sich jedoch die geringe Standzeit der Filterelemente. Ab 1985 wurden dann weitere Sys­ teme entwickelt. Mittlerweile stehen verschiedene von ihnen für Haupt- und Teilgärungen zur Verfügung. Bei Letzteren konnten schon Biere mit annähernd der Qualität produziert werden, wie sie bei konventionellen Verfahren üblich sind. Dagegen gab es bei den Hauptgärungen noch starke Unterschiede zu den konventionell hergestellten Bieren. Die Ursache für diese Unterschiede ist der veränderte physiologische Zustand der immobilisierten Hefe. Verschiedene Prozesse bzw. Reaktortypen zur Konzeption einer kontinuierlichen Hauptgärung wurden hierfür in der Vergangenheit entwickelt, konnten sich aber aufgrund der oben genannten Nachteile und Schwachstellen nicht in der Brauerei einführen lassen bzw. durchsetzen. Einen weiteren modernen Ansatz stellt der Kaskadenreaktor nach Müller-Auffermann dar. Erste Erkenntnisse Die im ersten Hauptversuch produzierten Jungbiere wurden u.a. auf den Alkoholgehalt, den tatsächlichen Extraktgehalt, die Farbe, Bittere, Ester, höhere Alkohole und kurzkettige Fettsäuren getestet. Aus Abbildung 2 geht hervor, dass zu Beginn des Versuchs noch sehr

Abb. 2: Verlauf von Alkohol-, Extrakt-, FAN- und Acetaldehyd­ gehalt sowie des Fermentationsgrads über die Dauer des ersten Hauptversuchs

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Für eine Hauptgärung mit immobilisierter Hefe lassen sich prinzipiell einige Vorteile anführen:  Höhere Gärraten,


TECHNIK & TECHNOLOGIE

Abb. 3: Diacetyl- und 2,3-PentandionGehalt der Jungbiere des ersten Hauptversuchs

Abb. 4: Der Prototyp der Hefeimmobilisierung

viel Extrakt unvergoren im Jungbier vorlag. Nach einer kurzen Adaptionsphase schwankte der Rest­ extrakt im Jungbier zwischen 5,6 und 4,6 %. Die Biere erreichten ab

Fass 4 einen stetig steigenden Fermentationsgrad. Es gelang jedoch nicht, den Extrakt unter 4,6 (Fass 9) zu senken, was einem Vergärungsgrad von rund 61 % entsprach. Ab Fass 9 gelang es trotz akzeptabler ICP-Werte und Lebendzellzahlen nicht, den Extraktgehalt wieder auf ein annehmbares Niveau zu senken. Der FAN-Gehalt sank in dieser Phase allmählich ab. Obwohl dies auf eine erhöhte Aufnahme von Aminostickstoff in die Hefezellen und damit eine gesteigerte Vermehrung hindeutet, wurde keine vermehrte Fermentationsleistung oder eine erhöhte Zellzahl festgestellt. Möglicherweise ist dieser Effekt auf die Kontamination zurückzuführen, die sich zu diesem Zeitpunkt u.a. bei der Betrachtung unter dem Lichtmikroskop bemerkbar machte. Der Ethanolgehalt war für ein Jungbier mit etwa 4 % im Normbereich.

Der Gehalt von Diacetyl und 2,3-Pentandion in den Jungbieren war wie zum Ende der Hauptgärung zu erwarten noch erhöht und verlief über die gesamte Dauer des Versuchs bei annähernd gleichbleibender Konzentration. Der 2,3-Pentandiongehalt überschritt zu keiner Zeit den Geschmacksschwellenwert von 0,5–0,6 mg/L. Verkostungen ergaben, dass Diacetyl in allen Jungbieren deutlich präsent war, in Fass 9 und 10 allerdings am gerings­ten war. Dies bestätigen die Analysenergebnisse. In Fass 5 waren nach einem vorherigen Absinken der Konzentrationen der vicinalen Diketone erneut höhere Werte zu beobachten. Zwischen Tag 15 bis 18 war eine erhöhte Gäraktivität verbunden mit höherer Temperatur und Stoffwechselleistung zu beob­ achten, was diesen Anstieg erklärte. Im darauf folgenden Zeitraum konnte die Temperatur recht kons­ tant gehalten werden. Dies könnte der Grund für den erneuten Abfall von Diacetyl- und 2,3-PentandionKonzentration im Jungbier sein. Der Anstieg in Fass 10 und 11 ist möglicherweise auf die Kontamination zurückzuführen. Auch die höheren Alkohole zeigen einen recht einheitlichen Verlauf (Abb. 5). Für Isobutanol, 2-Methyl1-Butanol und 1-Propanol waren mit geringen Schwankungen nahezu konstante Anstiege über die Dauer des Versuchs zu beobachten. Dabei lag jeweils eine sehr geringe Konzentration aller Alkohole in Fass 4 vor. Während Tag 7 bis 10 lag zeitweise eine Temperatur von lediglich 14 °C vor, was eine geringere Produktion von höheren Alkoholen zur Folge gehabt haben könnte. Die darauf folgenden Schwankungen von Temperatur und Zellzahl könnten die unregelmäßigen Konzentrationen der Alkohole bedingt haben. Die Konzentrationsveränderungen der Fettsäuren in den Jungbieren ist in Abbildung 6 dargestellt. Capryl- und Capronsäure (C8 und C6) zeigten einen ähnlichen Verlauf. Sie wiesen eine maximale Konzentration bei Fass 4 auf. Die Hefe erfuhr in dieser Zeit Temperaturschwankungen zwischen 15 und 28 °C. Da die Belüftung nicht ausreichend Abb. 5: Verlauf der Konzentrationen an höheren Alkoholen in den Jungbieren während des ersten Hauptversuchs

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dokumentiert werden konnte, ist es nicht möglich, einen daraus resultierenden Effekt zuzuordnen. Die Konzentrationen der Fettsäuren fielen von Fass 5 bis 12 nahezu konstant auf etwa ein Drittel ihres Maximalwerts ab. Caprinsäure wies einen ähnlichen Verlauf auf, jedoch in einem deutlich geringeren Konzentrationsbereich. Ein Maximalwert wurde hier allerdings zu einem späteren Zeitpunkt in Fass 6 (Tag 20 bis 25) gemessen. Laurinsäure war zu Beginn etwa doppelt so hoch konzentriert, wie über die restliche Versuchsdauer. N-Valeriansäure wies während des gesamten Versuchs Konzentrationen unterhalb der Nachweisgrenze von 0,05 mg/L auf. Da Iso-Valeriansäure von der Hefezelle aus Isoleucin synthetisiert wird, war eine Beziehung zum FAN-Gehalt der Biere zu erwarten. Es scheint, als synthetisiere die Hefe bei einer höheren FAN-Konzentration mehr Iso-Valeriansäure, da ein gegensätzliches Verhalten der Konzentrationen relativ zuein­ ander zu erahnen ist. Die alkoholischen Bestandteile des 2-Phenylethylacetats (2-Phenyl­ ethanol), Isoamylacetats (3-Methyl1-Butanol) und des Ethylacetats (Ethanol) sind zwar über die gesamte Dauer der Gärung in hohen Konzentrationen vorhanden (Abb. 2 u. Abb. 5), jedoch wird zu Beginn das benötigte Acetyl-CoA dabei vorwiegend zur Synthese von Fettsäuren genutzt, da für diesen Prozess Sauerstoff notwendig ist. Nach dessen Verbrauch wäre folglich mehr Acetyl-CoA für die Estersynthese verfügbar. In Abbildung 7 zeigt sich

Abb. 6: Fettsäurekonzentrationen im Jungbier während des ersten Hauptversuchs jedoch ein entgegengesetzter Verlauf der Konzentrationen von Isoamylacetat und Ethylacetat. Möglicherweise war durch die Belüftung des Bieres die Bildung von Estern vermindert. Gleichzeitig zeigt sich aber eine recht konstante Konzentration des 2-Phenylethylacetats, das den gleichen Bedingungen unterlag. Der erste Hauptversuch im Crossflow-Gärreaktor diente in erster Linie dazu, die Hefe unter den gegebenen Versuchsbedingungen ken­ nenzulernen, Versuchsparameter zu optimieren sowie die Anlage im Betrieb optimal zu steuern. Trotz standortbedingter Problemstellungen (Hygiene, jahreszeitlich bedingte Temperaturschwankungen usw.) gelang es, einen relativ sta-

Abb. 7: Verlauf der Ester-Konzentrationen im ersten Hauptversuch

bilen Reaktorbetrieb umzusetzten. Dies zeigt sich sehr deutlich an den in Abbildung 8 dargestellten Verkostungsergebnissen. Verteilt über die Reaktorlaufzeit wurden Verkos­ tungen anhand des FIBGP-Verkos­ tungsschemas durchgeführt. Die Ergebnisse aus der sensorischen Analyse weisen eine hohe Stabilität im Geschmack des hergestellten Jungbieres auf, welche von Beginn bis zum Ende des Versuches nahezu deckungsgleich sind. Der 1. Hauptversuch in diesem Forschungsprojekt wurde somit mit einer grundsätzlich positiven Bilanz abgeschlossen. Die Erkenntnisse wurden im 2. Hauptversuch, welcher nach achtwöchigem stabilem Betrieb beendet wurde, erfolgreich umgesetzt. (wird fortgesetzt) Abb. 8: Verkostungsergebnisse

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V.

Ausschreibung Henrich-Funke-Pschorr-Stiftungspreis 2017 Die Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e. V. lädt junge Wissenschaftler/innen ein, innovative und anwenderbezogene Arbeiten aus dem Bereich der Brauwirtschaft für den Henrich-Funke -Pschorr-Stiftungspreis 2017 einzureichen. (F.) Die Henrich-Funke-PschorrStiftung verfolgt als gemeinnützige Stiftung des Deutschen BrauerBundes den Zweck, die deutsche Brauwissenschaft zu fördern. Mit dem Ziel, innovative und anwenderbezogene Arbeiten aus dem Bereich der Brauwirtschaft auszuzeichnen, wurde die Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V. mit der Ausschreibung des Stiftungspreises beauftragt, der seit dem Jahr 2005 alle zwei Jahre vergeben wird. Zur Einreichung berechtigt sind junge Wissenschaftler/innen aus dem deutschsprachigen Raum, die ein für die Brauwirtschaft relevantes Forschungsvorhaben bearbeiten oder bearbeitet haben, wobei der Abschluss des Forschungsvorha-

bens nicht länger als zwei Jahre zurückliegen sollte. Ausgewählt werden Forschungsarbeiten, die für die deutsche Brauwissenschaft einen größtmöglichen Praxisnutzen erkennen lassen. Die Einreichfrist für den Stiftungspreis 2017 endet am Dienstag, 28. Februar 2017. Der Forschungspreis ist mit insgesamt 2000 € dotiert und soll dem/ der Preisträger/in die Teilnahme an einem wissenschaftlichen Kongress ermöglichen. Die Bewerbungen sind ausschließlich in elektronischer Form bei der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V., Dr. Erika Hinzmann, hinzmann@ brauer-bund.de, einzureichen. Der Beschreibung der Forschungsar-

beit (max. 3 Seiten) soll ein kurzes Curriculum Vitae des/der Wissenschaftlers/in vorangestellt werden. Eine Vorauswahl trifft der Beirat der Wissenschaftsförderung, der im April kommenden Jahres über die eingereichten Bewerbungen beraten wird. Die Wurzeln der Henrich-FunkePschorr-Stiftung gehen auf das Jahr 1901 zurück. Zunächst als HenrichStiftung zur Unterstützung hilfsbedürftiger Brauerei-Betriebsangehöriger gegründet, liegt der Stiftungszweck seit dem Jahr 2004 in der Förderung junger Wissenschaftler im Bereich der Brauwissenschaften. Die Preisverleihung findet im Rahmen des Deutschen Brauertages am 29. Juni 2017 in Berlin statt.

VLB bündelt ihre brauereibiologischen und mikrobiologischen Kompetenzen Zum 1. Januar 2017 hat die VLB Berlin ihr Biologisches Labor mit dem Fachgebiet Bioprozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie zusammengelegt. Damit steht den Mitgliedern und Kunden der VLB ein gebündelter Pool von mikrobiologischem Wissen und Serviceleistungen zur Verfügung, der auf einem Erfahrungsschatz von mehr als 100 Jahren aufbaut. (BF) Mit der Entscheidung, die beiden bisher in ihren Märkten erfolgreichen mikrobiologischen Labore zusammenzufassen, will die VLB ihre Dienstleistungen und Entwicklungsarbeiten für die Brau- und Getränkeindustrie weiter ausbauen. Gemeinsam können die beiden VLB-Stammsammlungen intensiver für Forschung und Entwicklung genutzt und relevante Stämme den Brauereien aus einer Hand angeboten werden. Damit wird das hohe Know-how zur Verfügbarkeit, Kultivierung und Herstellung von flüssigen und trockenen Hefe-/Bakterienpräparaten sowie der damit verbundenen Analytik gebündelt. Organisatorisch ist das neue Bio-

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logische Labor im Fachgebiet Bio­ prozesstechnik und Angewandte Mikrobiologie des VLB-Forschungsinstituts für Biotechnologie und Wasser angesiedelt. Eine klare Zuordnung des Dienstleistungsspektrums und der Kompetenzen nach außen, insbesondere zu Mitgliedsunternehmen und externen Kunden, geht einher mit einer nun enger verzahnten internen Zusammenarbeit des VLB-Forschungs­ instituts für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP) und dem VLB-Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW). Die in beiden Instituten vorhandenen langjährigen Erfahrungen lassen sich so zur Entwicklung innovativer Gesamt-

Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

konzepte für Bier und Getränke nutzen. Auch im neuen Aus- und Weiterbildungszentrum der VLB werden durch diese Fusion künftig rationelle und effektive Arbeitsabläufe zum Vorteil aller Beteiligten ermöglicht. „Mit der Entscheidung, die beiden bereits bisher erfolgreichen Labore zu einer schlagkräftigen Einheit zusammenzufassen, wird die Marktposition der VLB in diesem Bereich gestärkt“, so VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. „Darüber hinaus können so auch die Lehrinhalte der VLB für unsere wichtige Säule Aus- und Weiterbildung erweitert werden.“ Kontakt: senz@vlb-berlin.org


 NACHRICHTEN

Craft Beer Italy – neues Partnerprojekt von NürnbergMesse Italia, Doemens und VLB Berlin Erstmalig im November 2017 wird in Mailand die Craft Beer Italy durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Ausstellung und Konferenz für italienische Craft- und Heimbrauer, die ab Frühjahr 2019 jährlich in Italien stattfinden soll. hierfür von Doemens, der dritten Partei im Bunde, eingeladen.

Foto: Andreas Hofbauer, Doemens

Konferenz-Konzept Der Fokus der Craft Beer Italy 2017 liegt auf der Wissenvermittlung. So wird am 22. und 23. November in Mailand eine zielgruppenorientierte Konferenz durchgeführt. Hierfür erarbeiten die beiden in diesem Bereich lange erfahrenen und spezialisierten Organisationen Doemens und VLB Berlin gemeinsam mit der NürnbergMesse Italia ein Vortragsund Workshop-Programm. Auf der Teilnehmerseite sprechen die Veranstalter vor allem Vertreter der italienischen Craft- und Gasthausbrauereien an. Das Konzept sieht mehrere hinter­ein­ander stattfindende Vortrags-Sessions zu verschiedenen Themenblöcken vor. Parallel dazu finden Workshops für eine kleinere Anzahl an Teilnehmern statt. Während der zwei Tage werden für CraftBrauer relevante Aspekte u.a. aus den Gebieten Rohstoffe, Sensorik,

Qualitätssicherung, Sudhausarbeit und Hefe beleuchtet. Die Vorträge und Workshops werden auf Italienisch gehalten bzw. simultan ins Italienische übersetzt. Ausstellung findet bereits Anklang Begleitet wird die Konferenz von einer Ausstellung. Hier präsentieren sich Zulieferer und Dienstleister aus den Bereichen Rohstoffe, Maschinen, Logistik und Marketing für die Bierwelt mit dem Hauptaugenmerk auf Craft Beer. Erste Standanmeldungen sind bereits eingegangen. Dieser Teil des Projektes profitiert natürlich von dem weltweiten Netzwerk der NürnbergMesse, Veranstalterin der BrauBeviale, die mit ihrer Tochtergesellschaft NürnbergMesse Italia verantwortlich für allgemeine Organisation des Gemeinschaftsprojektes ist. Nach der BrauBeviale, Craft Beer China und Beviale Moscow ist die Craft Beer Italy das vierte Mitglied der Beviale Family. Als reine b2b-Veranstaltung stellt sie eine Plattform dar, auf der nachhaltige Geschäftsbeziehungen zwischen Brauereien und Zulieferern geknüpft werden können. Vertreter der Projektpartner NürnbergMesse Italia, Doemens und VLB Berlin trafen sich Anfang Dezember 2016 bei Doemens in Gräfelfing

Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

22.–-23. November 2017, Talent Garden Milano Calabiana, Italien – www.craft-beer-italy.it

(jr) Auch in Italien erlebt die CraftBier-Szene seit Jahren einen Boom. Und mit ihm entstehen im ganzen Land immer mehr Gasthausbrauereien sowie Brauereien für Craftund Spezialbiere. Während es im Jahr 2006 noch 128 registrierte Brauereien gab, waren es vier Jahre später 294 und nochmal fünf Jahre später, also 2015, sogar 674 Brauereien (Quelle: Annual Report Assobirra & Unionbirrai, 2015). Es ist ein Markt entstanden, der einem Veranstaltungsformat wie der Craft Beer Italy durchaus fruchtbaren Boden bietet. Daher wurde auf der BrauBeviale 2016 der lange vorbereitete Kooperationsvertrag von allen drei Projektpartnern unterschrieben. Ein erstes Meeting, um die konkrete Organisation der Craft Beer Italy anzustoßen, gab es kurz darauf in Gräfelfing, Bayern. Die beiden Projektpartner NürnbergMesse Italia, eine Tochtergesellschaft der NürnbergMesse, und VLB Berlin wurden

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Berlin-Brandenburgische Gesellschaft für Getreideforschung e.V.

Moderne Landwirtschaft erfordert Pflanzenschutz Die Rolle von Pflanzenschutzmitteln in der modernen Agrarwirtschaft und Lebensmitteltechnologie war ein Thema der 46. Wissenschaftlichen Informationstagung der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung, die am 18. und 19. Januar in Berlin stattfand. Ohne Einsatz moderner Agartechnik sei die Ernährung der Weltbevölkerung nicht möglich, so ein Fazit des Tages. (oh) Die Herausforderungen bei der Versorgungssicherheit von Nahrungsmitteln skizzierte Prof. em. Dr. Dr. h.c. Harald von Witzke, Humboldt Forum for Food and Agriculture, Berlin. Die Rahmenbedingungen der Landwirtschaft haben sich seit der Jahrtausendwende entscheidend verändert. Die Periode zwischen 1870 und 2000 wurde bestimmt durch die „landwirtschaftliche Tretmühle“. Diese Phase war geprägt durch einen stetig steigenden Nahrungsbedarf,

Die Rolle vonPflanzenschutzmitteln stand im Mittelpunkt des ersten Veranstaltungstages

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der zu immer geringeren Erzeugerpreisen gedeckt werden musste. Diese Situation hat sich seit 2000 geändert. Bedingt durch Anstieg von Bedarf und Kaufkraft insbesondere in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern hat sich die Nachfrage seitdem schneller entwickelt als das Angebot. Auch die Kosten für Energie trugen ihren Teil zu dieser Preisentwicklung bei. Insgesamt führte dies zu steigenden Weltmarktpreisen für Agrargüter. Eine Entwicklung, die sich laut von Witzke in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen wird. Er prognostiziert, dass sich der Weltbedarf an Nahrungsgütern bis 2050 um 120 % erhöhen wird.

Wie aber kann die Agrarwirtschaft darauf reagieren? Da die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit begrenzt ist, bleibt nur die Möglichkeit, die Flächenproduktivität zu steigern. Allerdings sind die Produktivitätsfortschritte derzeit rückläufig. Darüber hinaus wird in vielen Regionen der Welt Wasser knapp und der Klimawandel wirkt sich insbesondere in vielen strukturschwachen Regionen weiter negativ aus. Außerdem steht der Anbau von Nahrungsmitteln in steigender Konkurrenz zu NichtNahrungsgütern wie Baumwolle, Pflanzen für Bioenergie oder Zierpflanzen. Der Referent prognostizierte daher, dass die Weltmarktpreise für Agrargüter jährlich weiter um 2-4 % steigen werden – bei ansteigenden Ölund Energiepreisen entsprechend mehr. Wachsendes Marktvolumen und steigende Preise seien grundsätzlich positiv für die Agrarwirtschaft. Problematisch bleiben aber politische Instabilitäten großer Regionen und globale Marktverschiebungen. Insbesondere die EU-Staaten haben sich zu einem der größten Importeure von Nahrungsmitteln entwickelt. Die derzeit in die EU eingeführten Agrarprodukte erfordern eine „virtuelle“ Ackerfläche, die in etwa der Fläche der Bundesrepublik Deutschland entspricht. Daraus folgert von Witzke, dass jeder Prozentpunkt Ertragssteigerung der EU-Landwirtschaft den Bedarf an virtuellem Ackerland außerhalb der EU um 1,2 Mio. ha senkt. Die­

Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

se Flächen würden dann für den Anbau zur Eigenversorgung zur Verfügung stehen oder könnten als natürliche Lebensräume erhalten bleiben – Stichwort Rodung. Kritisch betrachtete er in diesem Zusammenhang den Ökolandbau. Durch weitgehenden Verzicht auf Pflanzenschutz liegen dort die Flächenerträge deutlich niedriger als beim konventionellen Landbau. Bei Getreide sind diese etwa 50 % weniger. Die Ausdehnung von ökologisch bewirtschafteten Ackerflächen würde daher zu sinkenden Erträgen führen, was wiederum den Importbedarf der EU weiter steigert – mit allen negativen Konsequenzen für Wirtschaft und Umwelt in den Erzeugerländern. In der Gesamtbilanz habe eine ertragsstarke und innovative Landwirtschaft bei uns zahlreiche positive Effekte auf Umwelt und die Versorgungssicherheit der Weltbevölkerung, so das Fazit des Referenten. Über die Einschätzung der von Pflanzenschutzmitteln in der Getreideproduktion ausgehenden gesundheitlichen Risiken berichtete Anke Richter vom Bundesins­ titut für Risikobewertung. Der deutsche Verbraucher reagiert auf Meldungen über Rückstände in Lebensmitteln sensibel. Allerdings orientiert sich die öffentliche und mediale Meinungsbildung nicht immer an Fakten. So werden mögliche Risiken von „Pestiziden“ breit dargestellt, während der Nutzen von Pflanzenschutzmitteln weitgehend unerwähnt bleibt. Alleine durch die Wortwahl wird hier oft ein negativer Grundtenor erzeugt. Gängigen Umfragen zufolge sind etwa ⅔ der Verbraucher der Meinung, dass in Lebensmitteln keinerlei Rückstände von Pflanzenschutzmitteln vorhanden sein dürfen. Diesem „ge-


Prof. Dr. Eckhard Flöter, TU Berlin und Vorsitzender der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung, war Gastgeber der 46. Wissenschaftlichen Informationstagung fühlten“ Risiko stehen in der Praxis die gesetzlich festgelegten Höchstmengen entgegen. Die Bewertung, welche Substanzen in welcher Menge unbedenklich sind, obliegt in Deutschland dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Dabei ergibt sich ein Grenzwert für eine Substanz aus seiner Toxizität, der zugehörigen Dosis ohne erkennbare schädliche Wirkung (NOAEL) und einem Unsicherheitsfaktor. Als Ergebnis einer Risikobewertung entstehen unter anderem zwei wichtige Kennzahlen: ADI (Acceptable Daily Intake), die Menge, die ein Verbraucher täglich ein Leben lang ohne erkennbares Gesundheitsrisiko aufnehmen kann (→ chronisches Risiko) ARfT (Acute Reference Dose), die Menge, die ein Verbraucher innerhalb eines Tages ohne erkennbares Gesundheitsrisiko aufnehmen kann (→ akutes Risiko) Schwierigkeiten bereitet nach wie vor die Bewertung der relevanten Einflüsse bei der Verarbeitung des Getreides. Diese wird über empirisch ermittelte Verarbeitungsfaktoren abgeschätzt. Dieser Faktor gibt an, ob sich die Rückstandsmenge im Verarbeitungsprozess anreichert (Faktor größer 1) oder

ob er sich verringert (Faktor kleiner 1). Bei Bier gibt es derzeit Verarbeitungsfaktoren für etwa 90 Substanzen, davon ist einer größer 1 (Fluoxastrobin). Für die Ermittlung dieser Verarbeitungsfaktoren sucht das BfR auch weiterhin die Zusammenarbeit mit der verarbeitenden Industrie. Bei Getreide sind in Deutschland derzeit rund 500 Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die größte Gruppe mit 45 % sind die Herbizide, gefolgt von den Fungiziden mit 25 %. Die Überwachung der Lebensmittelsicherheit obliegt nicht dem BfR, sondern liegt in der Kompetenz der Bundesländer. In 2014 lag das Verhältnis von Getreideproben ohne Rückstände zu Proben mit Rückständen unterhalb der Grenzwerte etwa gleichauf. Nur 2 % der Proben wiesen Pflanzenschutzmittelrückstände oberhalb der zulässigen Höchstgehalte auf. Von daher seien die Nahrungsmittel in Deutschland aus Sicht des BfR sicher, so Richter. Über die Folgen des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sprach Dr. Udo Pollmer vom Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E.), München. Nach Ansicht des wortgewaltigen Lebensmittelchemikers hat der Einsatz moderner Pflanzenschutzmittel dazu geführt, dass heute weniger giftige Substanzen in unseren Lebensmitteln enthalten sind. Am Beispiel

der Wildmöhre erläuterte er, dass in den Ursprungsformen vieler Kulturpflanzen oft auch gefährliche Substanzen in signifikanter Menge vorhanden waren (bei der Möhre das Carotatoxin). Diese sogenannten primären Pestizide sind eine Strategie der Pflanze zum Schutz vor Fressfeinden. Im Laufe der Kultivierung wurden diese Wirkstoffe aus den Wildformen herausgezüchtet, sodass viele Pflanzen damit überhaupt erst für den menschlichen Verzehr geeignet wurden. Um diese „wehrlosen“ Kulturformen trotzdem vor Schädlingen zu schützen, ist der Einsatz sekundärer Pflanzenschutzmittel notwendig. Dabei sind die Rückstandsmengen heute wesentlich geringer als die Gehalte an primären Pestiziden bei alten Pflanzensorten. Pollmer kritisierte den leichtfertigen Umgang mit diesem Thema. Vor dem Hintergrund einer vermeintlich ökologischen Ernährung werden wissenschaftliche Fakten oft ausgeblendet. Er empfahl den Erzeugern einen deutlich offensiveren und vorausschauenden Umgang mit möglichen Risikothemen auf der Basis von klar belegbaren Fakten. In der abschließenden Podiumsdiskussion betonten die Referenten, dass die Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen von Pflanzenschutzmitteln auf der Basis wissenschaftlich belegbarer Fakten erfolgen sollte und weniger auf gefühltem Halbwissen.

Die Kommunikation über die Vorund Nachteile von Pflanzenschutzmitteln in „postfaktischen“ Zeiten war Gegenstand der Podiumsdiskussion

Fotos: oh

Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Etikettierung Seit Dezember 2011 ist die EU-Verordnung zur Information der Verbraucher über Lebensmittel, die sogenannte Lebensmittel-Informationsverordnung oder LMIV, in Kraft. Die Verordnung gilt in allen Mitgliedstaaten der EU. Mit der neuen Regelung wurden Kennzeichnungsvorschriften aus zahlreichen EU-Richtlinien zusammengefasst und die Rechtsvorschriften an neue Verbraucherbedürfnisse und Entwicklungen auf dem Lebensmittelmarkt angepasst. Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt

1. Gemäß der LMIV, die auf der EU Verordnung 1169/2011 fußt, besteht für alle abgepackten Lebensmittel die Pflicht zur Nährwertdeklaration. Welches der angeführten Getränke fällt nach Artikel 29 unter den Einfluss der LMIV? a) Vollbier b) Biermischgetränk aus Vollbier und zucker­- haltiger Limonade c) Biermischgetränk aus entalkoholisiertem Voll- bier und zuckerhaltiger Limonade d) Mineralwasser e) Mit Aromen und CO2 versetztes Tafelwasser 2. Warum ist Bier, das in Deutschland produziert und verkauft wird, von der Nährwertdeklarationspflicht befreit? a) Bier entspricht dem Reinheitsgebot b) Bier darf nicht an Kinder verkauft werden c) Bieretiketten sind kleiner als die Etiketten auf Flaschen alkoholfreier Getränke d) Bier enthält mehr als 1,2 Vol.-% Alkohol e) Bier hat so viele Inhaltstoffe, dass diese gar nicht alle erwähnt werden können

Foto: Krones AG

3. Ist eine Nährwertdeklaration erforderlich, so sind bestimmte Angaben erforderlich. Wie viele Angaben sind verpflichtend? a) 2 b) 4 c) 7 d) 10 e) 15

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4. In welchem Beispiel entspricht die Aufzählung nicht der verpflichtenden Nährwertdeklaration nach Artikel 30 LMIV? a) Brennwert, Fett, davon gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, davon Zucker, Eiweiß, Salz b) Brennwert, Fett, davon ungesättigte Fettsäu- ren, Kohlenhydrate, davon Zucker, Eiweiß, Salz c) Energie, Fett, davon gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, davon Zucker, Eiweiß, Salz d) Brennwert, Fett, davon gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, davon Zucker, Protein, Salz e) Energie, Fett, davon gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, davon Zucker, Protein, Salz Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

5. Als freiwillige Angabe dürfen auch signifikante Mengen von Mineralstoffen und Vitaminen erwähnt werden. Welcher Stoff darf nicht deklariert werden? a) Polyphenole b) Niacin c) Folsäure d) Vitamin B 12 e) Vitamin A 6. Auf dem Etikett ist der Brennwert pro 100 ml Getränk anzugeben. Erlaubt ist zusätzlich die Angabe des Brennwertes pro Portion. Was ist im rechtlichen Sinne unter einer Portion zu verstehen? a) Die Portionsgröße legt der Gesetzgeber fest b) Die Portionsgröße legt der Hersteller des Ge- tränkes fest c) Eine Portion entspricht immer der Gebinde- größe d) Eine Portion entspricht immer einem Zehntel der Gebindegröße. e) Eine Portion wird so gewählt, dass der Brenn- wert der Portion ein Zehntel des durchschnitt- lichen Tagesbedarfs eines Erwachsenen ist 7. Was müssen Sie bezüglich der Angabe des Brennwertes auf einem Etikett beachten? a) Der Brennwert darf nur in kJ angegeben sein b) Der Brennwert darf nur in kcal angegeben sein c) Der Brennwert muss erst in kJ und dann in kcal angegeben sein d) Der Brennwert muss erst in kcal und dann in kJ angegeben sein e) Der Hersteller kann auswählen, in welcher Einheit der Brennwert deklariert wird Fachrechnen Eine Brauerei möchte von ihrer Limonade auch eine „light“-Version verkaufen. Die Limonade enthält bisher 10,5 % Zucker und hat einen Nährwert von 190 kJ pro 100 ml. Wie viel Zucker ist pro Liter durch ein brennwertfreies Süßungsmittel zu ersetzen, damit die neue Limonade verkehrsfähig ist? (volle g) Anmerkung: Dichte der Limonade vernachlässigen! (Lösungen S. 34)


  FACHRECHNEN

Berechnungen zur Flaschengärung Gerolf Annemüller / Hans-J. Manger

WIR BRAUEN FÜR DIE BIERE DER WELT

Bei der Flaschengärung entscheiden der vergärbare Restextrakt zum Zeitpunkt des Spundens bzw. die Menge und Zusammensetzung der Speise bei der Dosage unmittelbar vor der Abfüllung über die CO2-Menge, die sich in der Flasche bildet.

Röstmalzbier Malzextrakte K u l ö r/ C a r a m e l B r a u s i r u p Flüssigzucker Mischsirupe

Berechnungsbeispiel zur Dimensionierung der Speise für die Erhöhung des CO2-Gehaltes bei einer Flaschengärung:

Berechnung der in der Anstellwürze (Speise) enthaltenen vergärbaren Extraktmenge Gehalt des wirklich vergärbaren Extraktgehaltes in der Speise vEw: vEw = (12,80 – 2,30) ∙ 0,81 = 8,5 % Hinweis: 0,81 = Balling’scher Umrechnungsfaktor des scheinbaren Vergärungsgrades bzw. des scheinbar vergärbaren Extraktes in den wirklichen Vergärungsgrad bzw. in den wirklich vergärbaren Extrakt. In 1000 g Speise (St = 12,8 %) sind vEw = 85 g wirklich vergärbarer Extrakt enthalten. Umrechnung auf Volumen: Dichte der 12,8 %igen Speise ρ20/4 = 1,04982 kg/L 1,0 kg Speise entsprechen 1 kg ∙ L V = = 0,95254 ≈ 0,9525 L 1,04982 kg In 0,9525 L Speise sind 85 g wirklich vergärbarer Extrakt und damit sind in 1,0 L Speise: 85 g ∙ 1 L = 89,24≈ 89,2 g vEw 0,9525 L

Berechnung der möglichen CO2-Bildung Hinweis: Nach der Balling’schen Bilanzgleichung für die Biergärung ergibt die Vergärung von: 1 g Ew/L = 0,4629 g CO2/L Bei der vollkommenen Vergärung von 89,2 g Ew/L werden gebildet: 89,2 g Ew 0,4629 g CO2 1 L ∙ ∙ = 41,29 g CO2/L Würze 1L 1 g Ew 1L Berechnung der Speisemenge für 100 L (1 hL) Fertigprodukt mit der Mischungsformel: (100 L – x) ∙ 2 g CO2/L + x ∙ 41,29 g CO2/L = 100 L ∙ 8 g CO2/L 200 g CO2 – x ∙ 2 g CO2/L + x ∙ 41,29 g CO2/L = 800 g CO2

Ziel dieses Fachbuches ist es, einen Überblick über technologische Berechnungen und Richtwerte für die Praxis der Brauerei und Mälzerei zu geben. Die Autoren ergänzen dies durch selbst ermittelte Korrelationen und statistisch abgesicherte Beziehungen. Es soll den Auszubildenden, Praktikern und Studenten der Brauerei-, Mälzerei- und Getränketechnologie helfen, die Verfahrensführung der Bierherstellung zu optimieren. Weiterhin werden die für die technologischen Berechnungen erforderlichen Tabellen und Grafiken beigefügt, um eine zügige Aufgabenlösung ohne langes Suchen zu ermöglichen.

x ∙ 39,29 g CO2/L = 600 g CO2

Neben den Rechenansätzen werden auch zahlreiche Beispielrechnungen durchgeführt, um dem Leser mit diesem Fachbuch den Einstieg in diese Materie zu erleichtern. Aus den Rechenansätzen und Beispielrechnungen können dann betriebsspezifische Aufgabenstellungen abgeleitet werden. Speziell für Kleinbrauereien, die keine große analytische Untersuchungskapazität besitzen, werden einfachere technologische Näherungslösungen vorgeschlagen. Für die Lösung der Aufgaben reichen die Kenntnisse über die Handhabung eines normalen Taschenrechners mit seinen integrierten trigonometrischen, logarithmischen und einfachen statistischen Funktionen aus. Die Verwendung der angegebenen Gleichungen für die Erstellung von universell nutzbaren Berechnungsunterlagen auf der Basis von gängigen Tabellenkalkulations-Programmen wird von den Autoren aber ausdrücklich empfohlen.

Unsere Literaturempfehlung:

Fachrechnen für Mälzerei- und Brauereitechnologen

Frage: Welche Speisemenge (Würze) ist je 1 hL Fertigprodukt erforderlich?

45478 Mülheim-Ruhr, Tel. (02 08) 58 89 80 www.aspera.de

Fachrechnen für Mälzerei- und Brauereitechnologen Technologische Berechnungen, Richtwerte und Korrelationen zur Optimierung des Verfahrens

Gerolf Annemüller / Hans-J. Manger

600 g CO ∙ L x = 2 = 15,27 L ≈ 15 L 39,29 g CO2

Der Verschnitt besteht damit aus 85 L endvergorenem Grundbier mit 2 g CO2/L und 15 L Speise, die bei vollkommener Vergärung 41,29 g CO2/L Speise ergeben! ISBN 978-3-921690-78-9

Kontrollrechnung: 85 L ∙ 2 g CO2/L + 15 L ∙ 41,29 g CO2/L ≈ 790 g CO2/100 L Fertigprodukt = 7,9 g CO2/L Produkt Wenn man mit nicht abgerundeten Zahlen rechnet (15,27 L Speise), kommt man auf genau 8 g CO2/L.

Annemüller / Manger

Ausgangswerte:  Stammwürze der Speise und des Ausgangsbieres: St = 12,80 %  Spindelanzeige der Endvergärungsprobe Es,end = 2,30 %  CO2-Gehalt des endvergorenen, drucklosen Grundbieres cCO2 = ca. 2 g/L (1,9…2,4 g/L)  Gewünschter CO2-Gehalt im Endprodukt (Flaschengärung) cCO2 = 8,0 g/L

ASPERA BRAUEREI RIESE GMBH

VLB-Fachbücher

Im Verlag der VLB Berlin ISBN 978-3-921690-78-9 49 €

Für die Speisemenge ergibt sich daher die folgende Empfehlung: 85 L Grundbier + 15 L Speise bzw. 100 L Grundbier + 17,6 L Speise Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

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104. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung / 6. BIS 8. MÄRZ 2017, MÜNCHEN

104. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung der VLB Berlin 6. bis 8. März 2017 Sheraton München Arabellapark

MONTAG, 6. MÄRZ 2017 10.00 bis 17.00

Sitzung des Technisch-Wissenschaft­ lichen Ausschusses (TWA) der VLB (auf besondere Einladung)

16.00

Beginn Tagungsanmeldung

17.15

Abfahrt der Busse nach München-Langwied

18.15

Besichtigung Paulaner Brauerei

12.30 Vorsitz 14.00

0.00

Get-together im Veranstaltungsfoyer des Tagungshotels

Christian Dahncke (Paulaner Brauerei) Gesamtkonzeption der Abfüll- & Verpackungs­technik bei der neuen Paulaner Brauerei Kilian Garus (Paulaner Brauerei) / Edgar George Petsche (KHS) / Wolfgang Augel (KHS)

14:40

anschließend Rücktransfer zum Get-together im Tagungshotel ab 18.00

Mittagspause & Fachausstellung

Inspektionstechnik im Spannungsfeld zwischen Hochleistung und Produktvielfalt Hans Kolovitsch (HEUFT SYSTEMTECHNIK GMBH)

15:00

Ende

Logistikprozesse in der neuen Paulaner Brauerei Martin Fehn (Paulaner Brauerei)

DIENSTAG, 7. MÄRZ 2017 ab 7.30

Anmeldung

DIE NEUE PAULANER BRAUEREI IN MÜNCHEN-LANGWIED – KONZEPTE UND UMSETZUNG Vorsitz

Begrüßung und Einführung

8.40

Das Neubauprojekt Paulaner Brauerei im Überblick Friedrich Seeger-von Klitzing (Paulaner Brauerei)

Auslegung und Entscheidungskriterien zur Technologieauswahl bei der neuen Paulaner Brauerei Christian Dahncke (Paulaner Brauerei)

9.40

Paulaner Brau- und Gärverfahren featured by Steinecker Technology Peter Gattermeyer (Krones)

10.20

Kaffeepause & Fachausstellung

11.00

Die Biermembranfiltration bei Paulaner Dr. Roland Folz (Pentair)

11.30

Die PVPP Stabilisierung als Teil der kontinuierlichen Bierherstellung Reiner Gaub (Pall)

12.00

Abfahrt der Busse nach München-Langwied

16.45

Besichtigung Paulaner Brauerei anschließend Rücktransfer zum Begrüßungsabend

20.00

Die Energieversorgung in der neuen Paulaner Brauerei Rainer Kansy (Paulaner Brauerei)

– ÄNDERUNGEN VORBEHALTEN –

Begrüßungsabend Paulaner's Wirtshaus im Arabellapark

Dr. Stefan Lustig (Paulaner Brauerei)

8.30

9.10

15.45

0.00

Ende

MIT UNTERSTÜTZUNG VON:


104. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung / 6. BIS 8. MÄRZ 2017, MÜNCHEN

MITTWOCH, 8. MÄRZ 2017 ab 8.00

TRENDS IN TECHNIK UND TECHNOLOGIE

Einlass und Begrüßungskaffee

INNOVATIVE SUDHAUSTECHNOLOGIE – EIN NEUES VERFAHREN ZUR MAISCHEFILTRATION Vorsitz

11.00

11.30

Begrüßung und Einführung

8.40

Schnell, kompakt und effizient – Apparativer Aufbau und Funktion der neuartigen Läutertechnik Konstantin Ziller (Ziemann Holvrieka)

Der photometrische Jodwert – Analytik von gestern oder eine Antwort auf alle Fragen? Dr. Roland Pahl (VLB Berlin)

9.20

Es braut sich was zusammen – Technologische Ergebnisse beim Einsatz der neuartigen Läutertechnik

12.00

ROHSTOFFE IM FOKUS 12.30

Diskussion

10.10

Kaffeepause & Fachausstellung

Braugerstenzüchtung: Das ‚Berliner Programm 3.0‘ – Ziele, Veränderungen, Auswirkungen Henrike Vorwerk (VLB Berlin)

Die VLB-Stammsammlung – Neue Potenziale für die Entwicklung von Bieren und Getränken Dr. Martin Hageböck (VLB Berlin)

Tobias Becher (Ziemann Holvrieka) 10.00

Nachhaltiges Engineering – Vorteile eines Energieanlagenverbundes im Brauereibetrieb Klaus Bonfig (GEA)

13.00

Fermentationsergebnisse nach neuartiger Würzebereitung – Gärverlauf und Qualität der Biere

Die Bügelflasche: Neues, ganzheitliches Inspektionskonzept auf Grund der gestiegenen Qualitätsanforderungen Dr. Markus Grumann (miho Inspektionssysteme)

PD Dr. Annette Schwill-Miedaner (Sonthofen) 9.40

Laugenmanagement in der Flaschenreinigung Otmar Hien (Tensid-Chemie)

Dr. Stefan Lustig (Paulaner Brauerei)

8.30

9.00

Christian Dahncke (Paulaner Brauerei)

Vorsitz

13.30

Mittagsimbiss

14.30

Ende der Veranstaltung

ALLGEMEINE INFORMATION Veranstaltungsort

In den Tagungsgebühren sind enthalten:

Die 104. Internationale Brau- und maschinentechnische Arbeits­ tagung der VLB findet im Sheraton München Arabellapark, Arabellastraße 5, 81925 München, statt.

++ Teilnahme am Vorabendtreffen (Gesamtkarte, Tageskarte Dienstag)

Tagungssprachen

++ Teilnahme am Vortragsprogramm

Die Vorträge werden in Deutsch gehalten. Es wird eine entsprechende Simultanübersetzung ins Englische angeboten. Die Tagungsdokumentation ist wahlweise in Deutsch oder Englisch verfügbar.

++ Pausengetränke und Mittagsimbiss am Dienstag und Mittwoch

Hotelzimmer Die Übernachtung ist nicht Bestandteil der Teilnahmegebühren und muss extra gebucht werden. Im Veranstaltungshotel ist ein Zimmerkontingent reserviert. Weitere Informationen zur Buchung unter www.vlb-berlin.org/frueh2017.

Teilnahmegebühren Gesamtkarte Tageskarte Dienstag Tageskarte Mittwoch

Brauereien, Getränkehersteller, Handelsmälzereien

alle anderen

990* € 790* € 660* €

1350* € 990* € 850* €

* 25 % Rabatt für VLB-Mitglieder / alle Preise zuzügl. gesetzlicher MwSt.

Die VLB Berlin ist ein zugelassener Träger nach Akkreditierungsund Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV). Die Teilnahme wird als Schulungs- bzw. Weiterbildungsmaßnahme anerkannt. Die Ausstellung eines entsprechenden Zertifikates kann bei der Tagungsanmeldung angefordert werden.

++ Teilnahme am Begrüßungsabend am Dienstag (alle Karten)

++ Teilnahme an und Bustransfer zu der Besichtigung am Montag oder Dienstag ++ Zugang zu den elektronischen Tagungsunterlagen (Deutsch/Englisch) ++ Simultanübersetzung der Vorträge (Deutsch/Englisch)

Stornobedingungen Für Stornierungen, die bis spätestens 17. Februar 2017 bei uns eingehen, erfolgt eine Rückerstattung abzüglich einer Bearbeitungsgebühr in Höhe von 50,00 € zzgl. MwSt. Für Stornierungen nach diesem Termin ist keine Rückerstattung der Teilnahme­ gebühren mehr möglich. Maßgebend ist der Zeitpunkt der Stornierung. Namensänderungen sind jederzeit möglich.

Information und Anmeldung VLB Berlin e.V., Veranstaltungsbüro, Seestraße 13, 13353 Berlin T (030) 450 80-215  F (030) 450 80-210 brewmaster@vlb-berlin.org

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

  VLB-OKTOBERTAGUNG

Cyber-Kriminalität stark angestiegen

Fotos: dp

Mit zwei Themenblöcken wartete am 25. Oktober der Dienstagvormittag der 103. Oktobertagung auf. Zunächst ging es im Hotel Berlin, Berlin um die Digitalisierung in der Brauindustrie, danach um Aktuelle Trends in der Bieranalytik. Den Vorsitz teilten sich Dr. Paul Panglisch, Radeberger Gruppe, und Dr. Nils Rettberg, VLB Berlin, die nacheinander knapp 200 Teilnehmer durch das Programm führten.

Paul Panglisch hatte den Vorsitz beim ersten Vortragsblock

Die Digitalisierung bietet der deutschen Wirtschaft große Chancen: Thorsten Käseberg (dp) Nach dem entspannten Begrüßungsabend am Montag bei Stone Brewing Berlin forderte der Dienstagmorgen wieder alle Aufmerksamkeit der Teilnehmer. Sie hörten zunächst vier komplexe Vorträge zur Digitalisierung. Diese wird auch künftig die Welt der Brauer intensiv begleiten und ist darüber hinaus ein wichtiges Thema für die Wirtschaft in Deutschland. Darauf wies Dr. Paul Panglisch zum Auftakt hin in seiner Anmoderation. Welche Haltung die Bundesregierung zur Digitalisierung einnimmt, erläuterte Dr. Thorsten Käseberg in einem Überblicksvortrag. Der Referatsleiter vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin, informierte über Keynote: Digitalisierung und Industrie 4.0 – Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Der Vortrag beschrieb zunächst die Kernelemente der Digitalisierung,

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um dann deren Folgen darzustellen. Den Abschluss der Ausführungen bildete die Vorstellung der Digitalen Agenda 2014–2017. Diese Absichtserklärung der Bundesregierung zur Digitalisierung zielt darauf ab, die digitale Infrastruktur in Deutschland großflächig zu modernisieren. Erreicht werden soll dies durch die Einführung neuester Technologien bzw. deren Weiterentwicklung. Bevor der Referent hierzu Stellung nahm, erinnerte er daran, was Digitalisierung bedeutet. Dazu zählte er die umfassende Vernetzung (Sammlung und Analyse von Daten), die Automatisierung (Internet der Dinge) sowie die Plattformisierung (Amazon usw.). Künftig sei darüber hinaus auch noch die stärkere Entwicklung hin zu Assistenzsystemen (künstliche Intelligenz) zu erwarten. „Welche Auswirkungen hat das Ganze?“, fragte Käseberg und verwies auf Chancen und Risiken. Bei Ersterem nannte er die Möglichkeit, völlig neue Produkte und Prozesse zu entwickeln, die nicht zuletzt Kos­ tenvorteile bieten. Bei den Risiken sah er eine wesentliche Gefahr für Unternehmen. Diese könnten im schlimmsten Fall ganz vom Markt verschwinden, sofern es ihnen nicht gelingt, ihre Marktstellung durch die Erkenntnisse der Digitalisierung zu verbessern. Im Hinblick auf die Brauindustrie skizzierte der Referent viele Ansatzpunkte für den Einsatz von digitaler Technik. So könnten sich etwa komplette Produktions- und Lieferketten von den Produzenten der Rohstoffe bis hin zum Kunden vernetzen. Auch bei der Qualitätskontrolle, der Simulation von neuen Anlagen oder dem Marketing ließen sich digitale Lösungen einsetzen. Abschließend unterstrich Käseberg, dass die Bundesregierung mit der

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Digitalen Aganda ein ganzes Bündel von Maßnahmen verabschiedet hat, um die Vernetzung in Deutschland voranzutreiben. So ist der Ausbau von Breitbandnetzen und WLAN geplant, sollen spezielle Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren zur Sensibilisierung und Förderung der Digitalisierung beitragen. Noch weiterreichende Pläne verfolgt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie selbst. Es strebt an, Gigabitnetze in Deutschland bis 2025 einzurichten, so Käseberg. Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann, Hochschule Hannover, berichtete über die Informationssicherheit in der Prozessautomatisierung. Der Vortrag warf ein Schlaglicht darauf, dass mit der zunehmenden Digitalisierung nicht nur Vorteile verbunden sind, sondern auch reale Gefahren entstehen. Durch die Vernetzung eröffnen sich Einfallstore,


und Monitoringsys­teme sowie anderes mehr. Allerdings erfolgen nicht alle Angriffe von außen. Nach einer Studie sollen Hackerangriffe gegen Unternehmen immerhin am zweithäufigsten von den eigenen Mitarbeitern begangen werden. Insgesamt bot Niemanns Vortrag einen guten Überblick, wie sich heutzutage Prozessanlagen schützen lassen. Neueste Entwicklungen in diesem Bereich werden darüber hinaus die Abwehrmöglichkeiten noch erweitern. Wie der Referent erläuterte, geht der Trend im Bereich Industrie 4.0 zu deutlich flacheren Netzwerkarchitekturen mit einer durchgehenden Internetbasierten Kommunikation. Damit verschärft sich das Problem der Zugangsüberwachung zum Netzwerk. Deshalb werden etwa Konzepte benötigt, die die fälschungssichere Authentifizierung von Teilnehmern garantieren. Um Manipulationen an Daten auszuschließen, sollen zudem Nachrichten eine zweite Prüfsumme erhalten. Industrial Security in der Prozess­ industrie nannte Oliver Narr, Siemens, Nürnberg, seinen Vortrag. Dieser bot einen Einblick, welche Lösungen Siemens als Industrie­ unternehmen für den Bereich der IT-Sicherheit anbietet. Sie wird nicht zuletzt auch durch aktuelle Trends beeinflusst, von denen der Referent vier skizzierte:  professionelle Angreifer

Foto: Wikipedia

die Infrastrukturen und Produktionsstätten verwundbar machen für Angriffe von Kriminellen. Wie groß das Ausmaß dieser Bedrohung ist, zeigte der Referent am Beispiel des sogenannten Honeynet-Projekts. Dieses hatte der TÜV Süd 2015 ins Leben gerufen, um die Aktivitäten von Hackern zu erforschen. Als Köder diente ein virtuelles und standardmäßig geschütztes Wasserwerk im Internet. Die Hardware und Software waren real, die Umgebung simuliert. „Innerhalb von acht Monaten gab es 60 000 Hackerangriffe aus 150 Ländern“, sagte Niemann und betonte, warum der Schutz der Prozess­ sicherheit so wichtig sei. So wären früher Hackerangriffe eher zufällig in die Produktionsanlagen geraten. Heute gebe es dafür spezielle Angriffssoftware. Vor diesem Hintergrund empfahl der Referent ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um Cyber-Attacken abzuwehren. Als heutiger Stand der Technik bei der IT-Security gelten „Defense in depth-Konzepte“. Sie arbeiten mit einer mehrstufigen Abschottung. Ausgangspunkt ist die Trennung des Office-Bereiches von den Produktionsanlagen, die dann über Firewalls und Zugangsbegrenzungen geschützt werden. Kritische Komponenten können auch in besonders gesicherte Bereiche verlagert werden. Eingesetzt werden zudem Netzwerküber­ wachungen, Mitarbeiterschulungen

Seit Jahren steigt weltweit die Bedrohung durch Cyber-Kriminalität. Dazu zählen u.a. HackerAngriffe, Datendiebstahl sowie die vorsätzliche Verbreitung von Schadsoftware. 2015 gab es allein in Deutschland 45 000 polizeilich gemeldete Fälle, der Schaden betrug mehr als 45,5 Mio. €

Warten Sie nicht auf die globale Lösung, sondern machen Sie die ersten oder weitere Schritte: Karl-Heinz Niemann

Jedes Update von Computerprogrammen verrät, wo sich Sicherheitslücken befinden: Oliver Narr

 Sicherheitslücken  Vernetzung  rechtliche Rahmenbedingungen

„Das Internet ist voll von professionellen Angreifern“, sagte Narr. „Es sind Experten, die Geld haben, um die neuesten Tools für Angriffe zu kaufen.“ Als zweiten Trend nannte der Referent die Sicherheitslücken im Bereich der IT-Technologie und als dritten das große Thema der Vernetzung. Je stärker sie vorangetrieben wird, desto größer sei auch die Gefahr für Angriffspunkte. Beim vierten Trend verwies Narr darauf, dass die Gesetze bzw. Vorgaben für die Nutzung von IT-Technologie länderspezifisch sind. Was in einem Land eher unverbindlich geregelt wird, kann in einem anderen streng vorgeschrieben sein. So etwa in Deutschland, in dem im Mai 2016 das neue IT-Sicherheitsgesetz in Kraft getreten ist. Betroffen sind Unternehmen aus den Sektoren Energie, Informationstechnik und Telekommunikation, Wasser sowie Ernährung. Sie müssen sich u.a. beim Bundesamt für Informationssicherheit (BSI) registrieren, sofern sie mehr als 500 000 Kunden haben. Angesichts dieser Trends empfahl Narr ebenfalls ein Defense in depth-Konzept zum Schutz von Infrastruktur und Produktionsanlagen. Ansatzpunkte sind

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TECHNIK & TECHNOLOGIE

Maßnahmen im Hinblick auf die Anlagen- und Netzwerksicherheit sowie die Systemintegrität. Hierzu bietet Siemens eine Vielzahl von Dienstleistungen an, die – je nach Kundenwunsch – unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Im Angebot sind etwa Tools für den Know-how- und Kopierschutz, die Authentifizierung und Benutzerverwaltung, Firewalls und VPN-Netzwerke sowie die Systemhärtung. Hinzu kommt noch ein spezielles Update-Management und vieles andere mehr.

Die Bedeutung von Metabolit­ analysen wird zunehmen: Nils Rettberg

Nach den beiden Vorträgen zur IT-Sicherheit stellten sich die Fragen: Wie aber sieht die Praxis aus? Wie verhindern denn tatsächlich Unternehmen Angriffe auf ihre Netzwerke und Anlagen? Welche Erfahrungen gibt es hier innerhalb der Brau- und Getränkebranche, die vielleicht auch für andere Unternehmen hilfreich sind? Antworten hierauf lieferte Dr. Ralf Schmiedgen von der Radeberger Gruppe, Dortmund. Er informierte über die ITSicherheit in Brauereien aus Sicht des Betreibers. Der Praxisbericht zeigte vor allem, welchen Aufwand die Radeberger Gruppe betreibt, um ihre 120 Dienstleistungsserver allein am Hauptstandort der Radeberger Gruppe zu schützen. Dort befinden sich zudem alle Zu- und Abgänge für externe Dienstleister, also die Möglichkeit für die Fernwartung. Wie Schmiedgen erläuterte, kommuniziert die Radeberger Gruppe mit ihren externen Dienstleistern über das Rechenzentrum der Dr. Oet­ker Gruppe (OEDIV). Der Zugriff von Externen erfolgt über einen zentralen Internet-Zugangspunkt per VPN. Als Protokoll wird im besten Fall RDP verwendet. Ausgehende Verbindungen sind geroutet und nutzen HTTP-Proxy. Insgesamt sah sich Schmiedgen mit einem Bündel von Maßnahmen gut aufgestellt, die IT-Sicherheit zu gewährleisten. Dazu zählte er  den zentralen Internet-Zugang über VPN,  das abgeschottete VLAN (pro Dienstleister nur ein „Brandabschnitt“),  nur einen RDP-Zugang beim Verwaltungsserver,  nur zugelassene Geräte im VLAN (MACMON),  personifizierte AD-Accounts zur Authentifizierung,  WSUS und Virenschutz auf den Systemen sowie  ein Verbot von „wildem“ WLAN.

Trotz MALDI-TOF bleibt die PCR unverzichtbar: Frank Homann

Nach dem Vortragsblock zur Digitalisierung widmete sich das zweite Schwerpunktthema am Dienstagmorgen den Aktuellen Trends in der Bieranalytik. Dabei beleuchteten zwei Referenten hintereinander zunächst das Thema Metabolomics. Als erster Referent trat Dr. Nicolas Schauer, Geschäftsführer der Metabolomics Discoveries GmbH aus Potsdam, ans Rednerpult. Schauer

Drahtlose Netzwerke lassen sich leichter angreifen als kabel­ gebundene: Ralf Schmiedgen

Metabolite Profiling bietet eine Fülle von Einsatzmöglichkeiten: Nicolas Schauer

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verfügt über jahrelange Erfahrung im Bereich Metabolomics. In seinem Vortrag Metabolite Profiling – Anwendung und Nutzung in der Rohstoff- und Lebensmittelanalytik gab er dem Auditorium eine Zusammenfassung der wesentlichen Kernaspekte dieser noch vergleichsweise jungen Technologie. Dabei ging Schauer zunächst auf die grundsätzliche Strategie von Metabolite-Profiling-Ansätzen ein und stellte die Abgrenzung zu klassischen Analysenmethoden von Rohstoffen und Lebensmitteln dar. Dabei hob Schauer hervor, dass die Anwendung moderner Analytik die Zielstellung verfolgt, alle Metabolite einer Probe, d.h. Moleküle in einer Größe zwischen 50 und 1700 Da, zu detektieren. Zu diesem Zweck kommen moderne und leis­ tungsfähige Analysenmethoden, z.B. GC-MS und LC-MS, zum Einsatz, die sowohl eine qualitative als auch quantitative Analytik ermöglichen. Im Vergleich zu klassischen Analysenmethoden, die üblicherweise gezielt nach wenigen Stoffwechselprodukten suchen, umfasst die Bandbreite der Metabolomics z.B. Primär- und Sekundärstoffwechselprodukte von Pflanzen, Hormone, aber auch flüchtige Stoffen. Schauer erläuterte, dass basierend auf dieser Arbeitsweise „der tatsächlichen Ist-Stand der Probe, also sein Profil,“ ermittelt werden kann. Als großen Vorteil dieser umfassenden Datensammlung folgerte Schauer, dass aus der genauen Beobachtungen von Veränderungen bzw. Vergleichen zwischen Proben, Rückschlüsse auf Umwelteinflüsse, Enzymwirkung bis hin zur Genetik gemacht werden können. Um aus großen Datensätzen, Informationen zu gewinnen, kommen neben der eigentlichen Analytik verschiedenste statistische bzw. bioinformatische Verfahren zum Einsatz. Ziel sei es, komplexe Fragestellungen zu lösen bzw. bekannte Phänomene auf eine molekulare Basis zu stellen. Abschließend unterstrich der Referent die Vielseitigkeit des Metabolite Profilings und skizzierte praktische Anwendungsbeispiele z.B. aus der Produktentwicklung. Aufbauend auf dem Vortrag seines Vorredners stellte Dr. Nils Rettberg, VLB Berlin, unter dem Titel Entwicklung und Anwendung einer Bier-Metabolomics-Plattform –


Auf dem Begrüßungsabend der 103. Oktober­tagung in Berlin-Marien­felde dankte Dr. Josef Fontaine der Stone Brewing für die Gastfreundschaft. Rechts im Bild: Thomas Tyrell, Mitarbeiter von Stone Brewing Ein Statusbericht die Ergebnisse eines Forschungsprojektes vor, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert worden war. Das Kooperationsprojekt wurde im Rahmen des „Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand“ von 2014 -2016 gemeinsam von der Metabolomics Discoveries GmbH aus Potsdam und der VLB bearbeitet. Zielstellung war die Etablierung einer umfassenden Metabolitanalytik für Bier. Ähnlich wie sein Vorredner unterstrich auch Rettberg zunächst die großen Chancen, die die Metabolomics-Technologie bieten kann. Hierbei fokussierte er sich auf brauereirelevante Fragestellungen, konkretisierte die von Schauer angedeuteten Schwächen der zielgerichteten Analytik im Hinblick auf Fragestellungen aus der Brauereipraxis. Hieraus leitete Rettberg Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale für Metabolomics in der Bier und Getränkeanalytik ab. Hinsichtlich der Entwicklung und Anwendung einer MetabolomicsPlattform für Bier, stellte Rettberg kurz eine Zusammenfassung der durchgeführten Arbeiten vor und verglich Ergebnisse aus der klassischen Bieranalytik mit Ergebnis-

sen aus Metabolomics-Ansätzen. Anhand eines Langzeitversuchs in vier Baustätten demonstrierte er Variationen im Metabolitspektrum eines Produkts zwischen Produktionsort und Zeitpunkt und verglich diese mit Variationen in grundlegenden Biereigenschaften (Geschmack, Geruch, etc.). Dabei hob er hervor, welche Informationen erst durch geeignete graphische Darstellung komplexer Datensätze sichtbar werden. Basierend auf den vorgestellten Ergebnissen unterstrich Rettberg seine Eingangsthese, nach der die Metabolitanalytik in naher Zukunft stärkeren Einzug in die Bieranalytik finden wird. Den Abschluss der Technischen Veranstaltung bildete ein Praxisbericht von Frank Homann. Der Technische Direktor Qualitätsmanagement Warsteiner Brauerei, Haus Cramer, berichtete über MALDI-TOF: Proteomics versus Genomics – Ergänzung oder Ersatz für die PCR? Erste Erkenntnisse für einen potenziellen Routinebetrieb im mikrobiologischen Labor. Der Vortrag informierte über eine eigene Untersuchung der Warsteiner Brauerei zum Einsatz von MALDI-TOF. Ziel war es herauszufinden, ob dieses

Verfahren für die Analyse von Routineproben geeignet ist. Diese untersucht Warsteiner standardmäßig mit der PCR (Polymerase chain reaction), die jedoch einige Nachteile hat. So ist der Aufwand für die DNA-Extraktion nicht nur hoch, sondern auch mit hohen Kosten verbunden. Gleichzeitig besteht die Gefahr von Sekundärkontaminationen. Hinzu kommt die lange Auswertungszeit von 120 bis 150 Minuten für etwa 30 Proben. Darüber hinaus lassen sich Proben aus unterschiedlichen Kits nicht miteinander kombinieren. Allerdings weist nach Angaben von Homann auch MALDI-TOF Nachteile auf. So ist z.B. die Identifizierung von gemischten Kontaminationen nur sehr schwer möglich. Spuren von Kontaminanten, wie etwa Bakterien in Hefeproben, sind zudem nicht nachweisbar. Nach einer Testphase von drei Monate zog Warsteiner folgendes Fazit: „Bei Routineproben ist MALDITOF in vielen Fällen eine sehr kos­ tengünstige Alternative zur PCR“, sagte Homann. „Die PCR bleibt aber wegen ihrer Spezifität und für den Nachweis von Spurenkontaminationen unverzichtbar.“

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

  BRAU-BÖRSEN-BILANZ

Asahi kauft „Pilsner Urquell“ Der DAX mit den deutschen Top30-Aktien (FAZ mit den Top100) hat 2016 mit 11 481 (2277) Punkten geschlossen. Damit haben die 30 Blue chips in einem wechselhaften Börsenjahr insgesamt +6,9 % fest tendiert, der breiter gefasste FAZ-Index nur +2,9 % fester. Allein im 4. Quartal legte der DAX30 um +9,2 % zu, und auch der FAZ-Index zeigte sich mit +7,2 % fest. Die japanische Asahi Group Holdings, Ltd. nutzt die SABMillerÜbernahme durch ABI als Türöffner, um selbst eine materielle Rolle am europäischen Biermarkt zu spielen: Zunächst hatte sie von ABI die Marken „Peroni“, „Grolsch“ sowie Craft-„Meantime“ inkl. Produktion und Vertrieb aus dem SABMillerPortfolio gekauft und damit ca. 7,3 Mio. hl Getränkeabsatz und ca. 0,75 Mrd. € Nettoumsatz 2015/16 (31.3.). Am 13. Dezember 2016 meldete ABI dann den Verkauf des bisherigen SABMiller-Geschäfts in Mittel- und Osteuropa, eine Vorbedingung der EU-Kommission zur Genehmigung der Elefantenhochzeit am Weltbraumarkt aus europäischer Sicht, gleichfalls an Asahi. Die Japaner kaufen damit Unternehmensanteile in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien. Asahi steigt vor allem zur Volleignerin der Plzeňský Prazdroj a.s. auf mit ihrer Ikone „Pilsner Urquell“, ausgenommen dessen Markenrechte für die USA und Puerto Rico, die Molson Coors mitgekauft hat. Für Pilsen wurden bei dieser Gelegenheit 1959 Beschäftigte per März­ultimo 2016 genannt. Zum tschechischen Portfolio gehören weiter „Kozel“ („Bock“) aus Velké Popovice, der zuletzt in über 40 Länder exportiert wurde und volumenmäßig das bestverkaufte tschechische Ausfuhr-Lager sei, sowie Konsum-„Gambrinus“ und Alkoholfrei-„Birell“. In der Slowakei kaufen die Japaner die kompletten Pivovary Topvar a.s. In Polen wird die SABMiller Poland BV übernommen mit der kompletten Kompania Piwowarska SA, Poznań (Posen), Braustätten in Poznań, Tychy (Tichau) und Dojlidy Białystok, letztere einst bei Binding, und den Spitzenmarken „Lech“ und „Tyskie“, auch hier ohne deren

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Rechte für die USA und Puerto Rico, einen Netto-Konzern­umsatz (ohne sowie „Žubr“. In Rumänien sind es Gemeinschaftsunternehmen und 99 % der einst auch von Brau und Assoziierte, vornehmlich AnadoBrunnen geführten Ursus Bre- lu Efes-Anteil) von gut 2,8 Mrd. weries SA mit Preiswertmarke „Ci- US-$ gleich 2,53 Mrd. € gemeldet. ucas“. Mit der ungarischen Dreher Dieses Erbe treten nun die JapaSörgyárak Zrt. kommt ner an. Asahi hofft auf ein weiterer großer eine „WachstumsmaHeute in der Name aus der europäschine“ vornehmlich Brau-Börsenischen Braugeschichte via Spitzen-Premium. Bilanz zu Asahi, der untrennZum Vergleich: Im Ka-

bar mit dem Wiener lenderjahr 2015 hat • ABI Lager verbunden ist. Heineken in seinem • Asahi Schließlich stecken Segment Europa und • Bosten Beer SABMiller Brands Eudamit ohne Osteu• Carlsberg rope a.s., SABMiller ropa mit Russland • Distell Brands Korea Yuhan net to 10,2 Mrd. € • Heineken Hoesa und SABMiller umgeset z t , Carls• Oetker Europe AG im Überberg jeweils netto in • Punch Taverns nahmepaket. Westeuropa 39,0 Mrd. • SABMiller u.a. Für das Geschäftsjahr DKK und in Osteuropa 2015/16 (31.3.) wur11,0 Mrd. DKK gleich den die Bilanzsumme dieser Firmen insgesamt 6,7 Mrd. €, und die alte mit 1,98 Mrd. €, ihr Nettoumsatz mit ABI in ihrem Segment Europa net1,64 (Vorjahr: 1,66) Mrd. €, ihr Um- to 4,0 Mrd. US-$ gleich 3,6 Mrd. €. satzüberschuss vor Zinsen, Steuern Das Europa-Geschäft der alten und Abschreibungen (EBITDA) mit Molson Coors (mit „Staropramen“ 0,49 (0,51) Mrd. € und ihr Betriebs- Prag) stand 2015 für 1,9 Mrd. US-$ gewinn (EBIT) mit 0,36 (0,38) Mrd. € gleich 1,7 Mrd. € Nettoumsatz. Die angegeben. Ihr Unternehmenswert Radeberger Gruppe erlöste netto wurde auf einer cash- und schul- knapp 1,9 Mrd. €, indes inklusive denfreien Basis mit 7,3 Mrd. € ge- Handelsgeschäft. Der Barth-Bericht nannt (gleich 888 Mrd. Yen bei 2015/16 nannte für die bisherige knapp 122 Yen/€ Stichtagskurs). Asahi 20,5 Mio. hl Bierausstoß 2015. Bezogen auf die Ergebnisse der letzten drei vollen Geschäftsjahre London-Anteile an CCBA und Dis­ wird das Übernahmeobjekt so mit tell verkauft dem 4,4-fachen vom Nettoumsatz, Am 15. Dezember 2016 meldete dem 14,7-fachen vom EBITDA und Leuven den Verkauf der von der dem 20-fachen vom EBIT bewer- früheren SABMiller kommenden tet. Die EU muss dem Kauf noch 26,4-%-Schachtel an die Distell zustimmen. Abgeschlossen werden Group Ltd. Käufer dieser Beteilisoll die Übernahme im 1. Halbjahr gung, deren Abgabe die südafri2017 und damit zum 175. Jubiläum kanische Kartellbehörde im Zuge von „Pilsner Urquell“, dem ersten der Elefantenhochzeit gefordert Pils(e)ner der Welt als bayerisch- hatte, ist eine Public Investment böhmischer Koproduktion von anno Corporation (SOC) Ltd., die für 1842. den Pensionsfonds der südafrikaFür ihr letztes komplettes Ge- nischen Regierungsbeschäftigten schäftsjahr 2015/16 (31.3.) hatte handelt. Zuvor hatten Remgro Ltd. SABMiller in der Region Europa und Capevin Holdings Ltd. auf die

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Ausübung ihrer Vorkaufsrechte an diesen Anteilen verzichtet. Am 21. Dezember dann wurde der Verkauf des von London kommenden 54,5-%-Eigenkapitalanteils an Coca-Cola Beverages Africa (CCBA) von ABI an die Coca-Cola Co. für 3,15 Mrd. US-$ bekanntgegeben. (1,05 US-$ standen zum Jahresultimo 2016 für 1 €.) CCBA ist in Südafrika, Namibia, Kenia, Uganda, Tansania, Äthiopien, Mosambique und Ghana sowie auf Mayotte und den Komoren aktiv. Überdies einigten sich Atlanta und Leuven grundsätzlich über den Verkauf der ABI-Anteile an Abfüller in Sambia, Simbabwe, Botswana, Swasiland, Lesotho sowie El Salvador und Honduras für einen ungenannten Kaufpreis. Die Transaktionen stehen noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung von Kartellbehörden und Minderheitsaktionären und sollen Ende 2017 abgeschlossen sein. Coca-Cola Co. werde die Geschäfte vorübergehend selbst halten, bis sie an neue Franchisenehmer vergeben sind. ABI-CEO Carlos Brito sprach von einem raschen und für alle Teile befriedigenden Ergebnis. Carlsberg im 3. Quartal 2016: Osteuropa-Absatz erholt Carlsberg hat für ihr 3. Quartal 2016 einen Pro-Rata-Bierabsatz von 33,9 (34,4) Mio. hl gemeldet. Der Rückgang um –1 % ggü. Vorjah-

reszeitraum kam aus dem laufenden Geschäft. Im Pro-rata-Volumen sind die Mengen der vollkonsolidierten Gesellschaften sowie der internationalen Gruppenmarken komplett enthalten und die Absätze von Gemeinschaftsunternehmen und Assoziierten entsprechend den Carlsberg-Beteiligungsquoten. Dabei tendierte Westeuropa –5 % schwach auf 13,8 (14,6) Mio. hl, während Kopenhagen für den Gesamtmarkt in der Region ein leichtes Plus von 1 bis 2 % schätzte. Ihren Absatztrend erklärte Carlsberg aus Lagerabbau im Handel nach der UEFA-EM 2016 sowie aus der Reduzierung margenschwacher Mengen in Großbritannien, Finnland und Polen. In Frankreich machte die Gastronomie Freude. Und für Polen wurde von Preiskämpfen berichtet. Asien tendierte gleichfalls –5 % auf 10,4 (11,0) Mio. hl. Der Rückgang kam vornehmlich aus China auch als Folge der dortigen Brauereischließungen. Ohne das Reich der Mitte sei der Asienabsatz vergleichbar +4 % gestiegen, wobei Indien (ungeachtet Bihar-Alkoholverbot), Nepal, Laos und Myanmar Freude machten. Und Osteuropa erholte sich deutliche +10 % auf 9,7 (8,8) Mio. hl, wobei Kopenhagen für den Gesamtmarkt in der Region ein leichtes Plus schätzte dank warmem Sommer 2016. Überdies hätten sich russische Konsumenten

letztmalig mit PET-Gebinden größer 1,5 Liter eingedeckt: An deren Verkaufsverbot ab Anfang 2017 passte sich Kopenhagen im 4. Quartal 2016 an. In Russland habe Kopenhagen ca. 16 % Absatz gewonnen (davon 1 bis 2 %punkte aus den PET-Großflaschen). Auch in einem engeren Ukraine-Biermarkt konnte Carlsberg dank „Lvivske“ mehr verkaufen. Und die Weltmarken? „Tuborg“ legte +10 % zu dank Indien, China und Türkei-Lizenz. Neu kommt der Durstige Mann nach Kambod­scha und Vietnam. Und auch „Carlsberg“ tendierte +7 % fest, wozu vornehmlich Russland (nach Neupositionierung der Marke), die Ukraine und gleichfalls Indien beitrugen. „1664 Blanc“ machte Freude in China. An sonstigen Getränken verkaufte Carlsberg 6,1 (5,8) Mio. hl. Der Getränkeabsatz von Kopenhagen zeigte sich damit pro rata mit 40,0 (40,2) Mio. hl im 3. Quartal 2016 behauptet. In ihren ersten 9 Monaten 2016 verkaufte Carlsberg so pro rata 93,0 (94,8) Mio. hl Bier. Asien gab –4 % ab auf 29,4 (30,8) Mio. hl. Westeuropa tendierte –3 % schwächer auf 38,0 (39,2) %. Und Osteuropa erholte sich +3 % auf 25,6 (24,8) Mio. hl, wobei Kopenhagen den Gesamtmarkt in der Region in diesem Zeitraum leicht rückläufig sah. Die sonstigen Getränke lagen +4 %

Oetker verkauft Hamburg Süd an Maersk Den Generationswechsel im Haus Oetker markiert ein Paukenschlag: Am 1. Dezember 2016 meldete die Dr. August Oetker KG, sie habe einen Vorvertrag mit Maersk Line A/S Kopenhagen über den Verkauf ihrer Schifffahrtssparte unterzeichnet. Abgeben will Bielefeld ihre Hamburg Süd mit allen Aktivitäten, Töchtern und dem wesentlichen Geschäftsvermögen. Nach Unternehmensprüfung und Verhandlung des Kaufvertrags muss die Transaktion bei vielen Kartellbehörden angemeldet werden. Oetker ging daher vom Vollzug frü-

hestens Ende 2017 aus. Das Familienunternehmen begründete den Schlussstrich unter gut 80 Jahre Branchenengagement mit dem Konsolidierungsdruck in der Containerlinienschifffahrt, in deren Top 10 Hamburg Süd mitspiele, und dem mit einer aktiven Teilnahme an diesem Konzentrationsprozess verbundenen zusätzlichen Kapitalbedarf, der den Risikoausgleich innerhalb der Oetker-Gruppe empfindlich stören würde. Bielefeld gebe dabei ein Unternehmen ab, das sich im Branchenvergleich gut behauptet habe, deutlich über dem Markt gewachsen sei und sich weitgehend aus dem eigenen Mittelzufluss finanziert

habe. Die Schifffahrt stand 2015 für 6,06 Mrd. € Umsatz, knapp 6000 Mitarbeiter und 437 Mio. € laufende Investitionen und damit für 50 % vom Umsatz, 19 % von der Beschäftigtenzahl und 59 % vom laufenden Invest im OetkerKonzern. Am 12. Dezember 2016 teilte Bielefeld mit, dass auf Richard Oetker als Vorsitzender der Geschäftsführung des Nahrungsmittelunternehmens Dr. Oetker GmbH im Laufe des Jahres 2017 Dr. Albert Christmann folge. Er werde die Lebensmittelsparte auch in der Gruppenleitung vertreten. Der bisherige Finanzchef der Gruppe war zuvor Chef der Radeberger Gruppe. S.W.

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

fester auf 17,0 (16,3) Mio. hl. Insgesamt verkaufte Kopenhagen damit in den ersten 9 Monaten 2016 pro rata 110,0 (111,1) Mio. hl Getränke. Dabei habe „Grimbergen“ +11 % zugelegt. Und für „Baltika 0“ mit 60 % Anteil am Alkoholfrei-Markt in Russland wurden ohne Basis knapp 20 % Mehrabsatz genannt. Weniger Währungsdruck auf den Umsatz im 3. Quartal Ihren Nettoumsatz meldete IFRSBilanziererin Carlsberg für das 3. Quartal 2016 im Konzern mit 17,5 nach 18,3 Mrd. DKK, ein Rückgang um –4 %. (7,45 DKK standen zum Septemberultimo 2016 für 1 €.) Auf vergleichbarer Basis erlös­ te der Konzern +1 %punkt mehr dank besserem Preis/Sortimentsmix. Aus Veränderungen im Konzern kam –1 %punkt. Und Wechselkurse verzehrten –4 %punkte. Westeuropa setzte dabei 10,4 (11,1) Mrd. DKK um, wobei der Rückgang zu 2/3 aus dem laufenden Geschäft kam und zu 1/3 aus den Wechselkursen. Verbesserungen im Preis/ Sortimentsmix wurden von kräftigen Zuwächsen bei der Ausfuhr und beim „Tuborg“-Lizenzgeschäft in der Türkei nivelliert. Asien stellte sich auf 4,0 (4,2) Mrd. DKK, hier kam der Rückgang je hälftig aus Konzernveränderungen und Wechselkursen (vornehmlich China und Malaysia) bei +2 %punkten im laufenden Geschäft. Und Osteuropa legte +5 % auf 3,15 (3,0) Mrd. DKK zu. Aus dem laufenden Geschäft kamen hier +16 %punkte Mehrumsatz (davon +5 %punkte aus Preiserhöhungen vor Sommeranfang und verbessertem Mix), die auch –11 %punkte aus Wechselkursen nicht nivellieren konnten. Ergebniserwartung für 2016 etwas angehoben In den ersten 9 Monaten 2016 setzte der Carlsberg-Konzern damit netto 48,8 (50,7) Mrd. DKK um. In diesem Zeitraum resultierte der Rückgang noch mit –6 %punkten aus den Wechselkursen. Aus dem Verkauf von Danish Malting Group und Carlsberg Malawi kam –1 %punkt. Das laufende Geschäft erlöste +3 %punkte mehr dank +4 %punkten aus Preis/Sortimentsmix. Dabei stand Westeuropa für 29,2 (30,0) Mrd. DKK bei stabilem laufendem Geschäft, Asien für 11,6 (12,2) Mrd. DKK bei +3 %punkten

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Mehrumsatz aus dem laufenden Geschäft und Osteuropa für 7,9 (8,6) Mrd. DKK bei +11 %punkten aus dem laufenden Geschäft. Kopenhagen zeigte sich zufrieden mit ihrem 3. Quartal, wobei CEO Cees ’t Haart von Osteuropa-Ergebnissen sprach, die besser als erwartet ausgefallen seien. Ihre Erwartung ans Gesamtjahr 2016 hat Carlsberg deshalb Anfang November 2016 angehoben: Der vergleichbare Betriebsgewinn soll nun ca. +5 % zulegen und nicht mehr nur klein einstellig. Die Belas­ tungen aus Wechselkursen sollen etwas geringer ausfallen als gedacht. Und verbessern sollen sich die Finanzierungskennzahlen. Vor Dezembermitte wurde mitgeteilt, dass Kopenhagen-Großaktionär BlackRock, Inc. seine direkte und indirekte Beteiligung am Aktienkapital der Carlsberg A/S auf unter 5 % reduziert hat.

Holsten-Tochter Lübzer Brauerei freute sich fürs 1. Halbjahr 2016 über gut +18 % Mehrabsatz bei ihrer Dachmarke ggü. Vorjahreszeitraum. Dabei hätten „Lübzer Pils“ +13,8 %, seine Alkoholfrei-Variante ca. +10 % und „Lübzer Lemon“ ca. 1/4 zugelegt, während „Lübzer Grapefruit“ sein Volumen gut verdoppelt habe (Nielsen Market Track, D-Ost). Heineken stärkt britisches PubGeschäft Heineken teilte Mitte Dezember 2016 mit, ihre GroßbritannienTochter Heineken UK habe mit Vine Acquisitions Ltd. den Kauf von Punch Securitisation A (Punch A) mit ca. 1900 Pubs im Vereinigten Königreich in einem back-to-backDeal vereinbart. Zuvor hatte Vine ein Barübernahme-Angebot für die britische Pub-Nr. 2 nach Objektzahl, die Punch Taverns plc, abgegeben, dessen Annahme die Punch-Unternehmensführung ihren Aktionären empfiehlt. Heineken UK zahle 305 Mio. GBP gleich 363 Mio. € (bei

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ca. 0,84 GPB/€) für die Punch AAnteile sowie Verbindlichkeiten von Punch A gegenüber Punch Taverns. Die Verbindlichkeiten von Punch A gegenüber Dritten (zum Nennwert) und aus Derivaten beliefen sich zum Geschäftsjahresultimo 2015/16 (20.8.) auf insgesamt 962 Mio. GBP, von denen Punch Taverns zum 1. November 2016 65 Mio. GBP getilgt hat. Voraussetzungen für den Vollzug, der gegen Ende des 1. Halbjahrs 2017 erwartet wird, sind die erfolgreiche Punch Taverns-Übernahme durch Vine sowie das Placet der Kartellbehörde. Hinter Vine steht die Kapitalanlagegesellschaft Patron Capital mit Hauptsitz in London. Nach vorläufigen Zahlen fürs Geschäftsjahr 2015/16 (20.8.) hat der Vermögenskomplex Punch A 243 Mio. GBP umgesetzt und daraus 110 Mio. GBP Umsatzüberschuss vor Steuern, Zinsen, Ergebnis aus Vermögenstransak tionen und Abschreibungen (EBITDA) erwirtschaftet. Heineken will die Objekte nach 6 Monaten Übergangszeit ab Vollzug, in denen eine Dienstleis­ tungsvereinbarung mit Vine greife, in ihr eigenes Pub-Netz eingliedern. Letzteres rührt von der Scottish & Newcastle-Übernahme her, führt unter der Firma Star Pubs & Bars derzeit 1049 Objekte, bringe laut Amsterdam eine attraktive Rendite und sei strategisch wichtig fürs britische Geschäft. Nach erfolgreichem Abschluss stiege Heineken in Großbritannien zur Nr. 3 in einem zersplitterten Pub-Markt auf. IFRS-Bilanziererin Punch Taverns plc, Burton upon Trent, hat 2015/16 (20.8.) insgesamt 407 (421) Mio. GBP umgesetzt, daraus 177 (178) Mio. GBP EBITDA erwirtschaftet und mit +65 (–83) Mio. GBP Jahresergebnis geschlossen. Das Jahresergebnis enthielt +23,5 (–132) Mio. GBP außerordentliche Anteile. Ihre Bilanz schloss zum 20. August 2016 mit 2,49 Mrd. GBP. Die Vermögensseite wurde geprägt von 2,04 Mrd. GBP Sachanlagen und 0,23 Mrd. GBP Kasse, die Finanzierungsseite von 1,38 Mrd. GBP langfristigen Ausleihungen, 0,15 Mrd. GBP Derivaten und 0,78 Mrd. GBP Eigenkapital. Insgesamt führte Punch Ta­ verns Ende 2015/16 3276 Pubs, von denen 3224 zur Besicherung der langfristigen Schuldverbriefungen (securitisations) dienten, über die sich die Pub-Kette überwiegend fi-


nanziert – neben den 1895 Pubs aus der Punch A-Verbriefung weitere 1329 aus der Punch B-Verbriefung. (Zum Vergleich: Die FAZ hatte 2009 noch ca. 7600 Häuser für Punch Taverns gemeldet.) Heineken würde somit knapp 60 % der bisherigen Punch Taverns kaufen. Sam spürt verlangsamtes Wachstum bei US-Craftbier Bei der Boston Beer Co., Inc. hat sich der Rückwärtsgang im 3. Quartal 2016 verstärkt. Ihr Absatz stellte sich –11,9 % (nach –4,0 % und –6,2 % im 2. und 1. Quartal) auf 1,33 (1,51) Mio. hl (Basis: 1,173 hl = 1 US Beer barrel). Der Abverkauf im Handel (depletions) sank nur –8 %. Freude hätten „Twisted Tea“ und „Truly Spiked & Sparkling“ gemacht. Der Nettoumsatz ging mit –13,5 % noch etwas stärker zurück auf 253 (293) Mio. US-$: Der hlUmsatz tendierte leichter auf 191 (195) US-$/hl. (Zum Vergleich: Der durch das Nicht-Getränkegeschäft etwas überhöhte hl-Umsatz von ABI in Nordamerika belief sich in den ersten 3 Quartalen 2016 auf 134 US-$/hl.) Daraus erwirtschaftete Boston bei zurückgenommenem Medienaufwand einen Reingewinn von 32 (39) Mio. US-$. Chairman und Gründer Jim Koch erklärte diesen Trend auch aus einem generell verlangsamten Wachstum beim USCraftbier. In den ersten 9 Monaten

2016 hat Sam damit –9,2 % weniger ausgeliefert auf 3,57 (3,87) Mio. hl, die Abverkäufe im Handel sanken –6 %. Die Erlöse entwickelten sich in diesem Zeitraum im Gleichlauf mit dem Absatz –9,2 % auf 687 (745) Mio. US-$ gleich 192 (193) US-$/ hl. Der Reingewinn stellte sich auf 65 (82) Mio. US-$. Die Boston-Bilanzsumme kürzte sich zum 24. September 2016 ggü. 26. Dezember 2015 auf 627 (645) Mio. US-$. Auf der Vermögensseite ging bei konstanten Sachanlagen vornehmlich die Kasse zurück auf weiter beachtliche 77 (94) Mio. US-$. Auf der Vermögensseite wurden die Verbindlichkeiten um –7 Mio. US-$ zurückgeführt, das Eigenkapital ging um –11 Mio. US-$ zurück auf nach wie vor bemerkenswerte 450 (461) Mio. US-$. Sam kommt unverändert ohne Bankkredit aus. In den ersten 9 Monaten 2016 flossen aus Betriebstätigkeit 108 (142) Mio. US-$ zu. Im Investitionsbereich flossen nur mehr –37 (–56) Mio. US-$ ab. Und im Finanzierungsbereich flossen –88 (–29) Mio. US-$ ab, vornehmlich –138 (–84) Mio. US-$ in den Rück-

kauf eigener Aktien, denen +37 (+41) Mio. US-$ Zuflüsse aus der Ausübung von Aktienoptionen gegenüberstanden. Ihre Erwartungen ans Steuerjahr 2016, das 1 Woche länger ist als 2015, nahm Boston Beer in der 2. Oktoberhälfte weiter zurück: Ausgegangen wurde nun von –2 bis –6 % Absatzrückgang (depletions wie shipments), und investiert werden sollten 2016 zwischen 55 und 65 Mio. US-$. Sam setzt für seine Rückkehr auf den Wachstumspfad auf neue Gebinde und Biere, mehr Kommunikation und eine 5. Angebotssaison. Freiwerdende Mittel aus Effizienzverbesserungen sollen in Markenaufbau zurückfließen. Ein neuer Auftritt für „Samuel Adams Boston Lager“ wurde bereits gestartet. 2017 soll der Marketing- und Vertriebsaufwand um +10 bis +20 Mio. US-$ steigen. Und in Sachanlagen sollen dann mindestens 40 bis 60 Mio. US-$ fließen. Kurzfristig ging Boston Beer von weiter gedämpftem Wachstum bei Craftbier und Cider und weiter verstärktem Wettbewerbsdruck aus, zeigte sich indes unverändert optimistisch auf die lange Sicht. S.W.

Getränkeabsatz von ABI, Heineken und Carlsberg in den ersten 9 Monaten 2016 und 2015 ABI (konsolidiert)

Heineken (konsolidiert)

Carlsberg (pro rata)

Mio. hl

2016

2015

Delta %

2016

2015

Delta %

2016

2015

Delta %

Amerika

44,0

42,0

+5

Nordamerika

90,4

90,8

–1

Mexiko

33,7

30,7

+10

Lateinamerika Nord

84,1

88,2

–5

Lateinamerika Süd

22,9

25,7

–11

33,8

32,1

+5

32,1

32,7

–2

76,6

73,7

+4

Westeuropa

50,4

51,3

–2

Osteuropa

27,3

26,3

+4

72,9

72,7

0

17,9

14,4

+24

32,3

33,5

–4

4,7

5,1

–8

340,8

345,9

–1

172,3

162,2

+6

110,0

111,1

–1

Afrika/Nahost/Osteuropa Europa

Asien/Pazifik Asien Globaler Export, Holdings Gesamt

Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

Quelle: Quartalsbericht von ABI und Zwischenmitteilungen von Heineken und Carlsberg zum 3. Quartal und den ersten 9 Monaten 2016. ABI: Vollabsatz konsolidierter Gesellschaften, Lohnbrau, Handelswaren Heineken: Vollabsatz konsolidierter Gesellschaften, Handelswaren, Lizenzmengen von Konzernmarken bei Dritten Carlsberg: Vollabsatz konsolidierter Gesellschaften und internationaler Marken bei Assoziierten/ Joint ventures, anteiliger Absatz von deren lokalen Marken

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

  LOGISTIK

Schienenverkehr: Wie geschaffen für Getränke Welche Kräfte wirken auf Getränke beim Güterverkehr auf Schienen ein? Dieser Frage ist das VLB-Forschungsinstitut für Management und Logistik (FIM) in einer Studie nachgegangen. Untersucht wurde, welche Beschleunigungen bei Getränken auftreten, die als Ladung von Lkws bzw. Sattelanhängern in Güterwaggons unterwegs sind. Nach den Ergebnissen sind die Querbeschleunigungen auf Schienen sogar deutlich niedriger als im Straßenverkehr.

Abb. 1: Der Startpunkt für die Testfahrten war Altdorf im Kanton Uri

Sie gelten als das erste Stückgut, das die deutsche Eisenbahn in ihrer Geschichte befördert hat: zwei Bierfässer in der 3. Klasse. Der Transport erfolgte 1836 von Nürnberg nach Fürth. Auf der Strecke war bereits ein Jahr zuvor der erste mit Dampflokomotiven betriebene Personenverkehr aufgenommen worden. Was klein begann, ist heute ein riesiges Geschäf t. Allein aus Deutschland kommen jährlich etwa 15 Mio. hl Bier, die weltweit verschickt werden. Haupttransportmittel sind nach wie vor Lkws, doch auch Containerschiffe und der Zugverkehr haben eine große Bedeutung. Letzterer erhielt in Europa erst jüngst neue Impulse, als 2016 in der Schweiz der neue Gotthard-Basistunnel fertiggestellt wurde. Offiziell am 1. Juni eröffnet, steht er seit Mitte Dezember auch für den Personen- und Gütertransport zur Verfügung. Um den sicheren Betrieb des Tunnels zu gewährleis­ten, fanden im Vorfeld zahlreiche Test- und Probefahrten statt. Bei einer dieser Erprobungen

war auch das Forschungsinstitut für Management und Logistik (FIM) direkt vor Ort. Dessen Aufgabe bestand darin, das Verhalten von Getränkeladungen bzw. das Verhalten der Fahrzeuge zu analysieren, die nach VDI 2700 Blt. 12 für den Getränketransport zertifiziert sind. Dafür wurden neben Sattelanhängern auch komplette Lkws (Rola) auf Güterwaggons geladen und durch den Gotthard-Basistunnel geschickt. Insgesamt fanden zehn solcher Testfahrten statt. Der Tunnel Der 57 km lange Gotthard-Basis­ tunnel unterquert u.a. das Gotthardmassiv. Damit ist er nicht nur der derzeit längs­te Eisenbahntunnel der Welt. Vielmehr weist er auch die weltweit höchste GesteinsÜberdeckung mit bis zu 2450 Meter hohen Gebirgsschichten auf. Der etwa 12 Mrd. € teu­re Tunnel (Bauzeit 17 Jahre) ist ein Teilstück der neuen Schweizer Eisenbahn-Alpentransversale. Sie verbindet den deutschsprachigen Kanton Uri mit

dem italienischsprachigen Kanton Tessin. Damit lassen sich nicht nur Menschen und Güter in der Schweiz schneller als bisher transportieren. Auch der internationale Güterverkehr profitiert von der neuen NordSüd-Verbindung. Durch sie soll künftig der Lkw-Transitverkehr vor allem von Deutschland nach Italien von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Durch den flacheren Bahnverlauf im Tunnel können nun längere und schwerere Züge die Strecke passieren. Der Tunnel besteht aus zwei parallel verlaufenden Röhren (Ost und West), deren Abstand meist ca. 40 m beträgt. Die Röhren ermöglichen es den Zügen, an zwei Stellen einen Gleiswechsel vorzunehmen. Zudem gibt es 176 Verbindungsstollen zwischen den Röhren (Querschläge). Sie dienen im Fall einer Störung zur Evakuierung. Die Mission Im normalen Straßenverkehr fah­ren Lkws kurzfristig maximal 95 km/h. Dabei entstehen durch den Luft-

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2 Abb. 2: Vor der Abfahrt installiert Ingo Pankoke, FIM, die Datenlogger an die Getränkekästen widerstand dem unebenen Fahrbahnbelag und den Kurvenfahrten entsprechende Belastungen, für die das Fahrzeug bzw. der Sattelanhänger aber ausgelegt ist. Beim Bahntransport werden die Sattelanhänger per Kran auf ein Bahnchassis gestellt (kombinierter Verkehr) oder komplette Lkws fahren als „rollende Landstraße“ (Rola) auf dem Zug mit. Dabei fah­ren die Züge auch für längere Zeit mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 120 km/h. Für den Gotthard-Tunnel waren sogar bis zu 140 km/h im Gespräch. Vor diesem Hintergrund versuchte das FIM zu ermitteln, bei welchen Geschwindigkeiten Belastungsgrenzen erreicht oder überschritten werden. Da zudem nicht gewährleistet werden kann, dass ein Lkw immer vorwärts durch einen Tunnel fährt, musste auch das Verhalten bei „Rückwärtsfahrt“ überprüft werden. Das Projekt Ende 2015 hatte die Schweizer Bahn (SBB Cargo) das FIM-Team angesprochen, Testläufe durch den neuen Gotthard-Basistunnel zu begleiten. Durchgeführt werden sollten Messungen mit dem VLB-Sensorsystem für den Kombinierten Verkehr bzw. den Güterverkehr. Ziel war es, mit Hilfe der Sensordatenlogger eine Vielzahl von Daten zu ermitteln

und zu dokumentieren, um dann mit diesen Ergebnissen die anderen Messteams (z.B. ­DEKRA) zu unterstützen. Untersucht wurden etwa die auftretenden Beschleunigungen an der Ladung und am Aufbau, das Vibrationsverhalten von Lkw-Planen, Druckstöße beim Tunnelein- und -austritt sowie der Temperaturverlauf und Veränderungen der Luftfeuchtigkeit. Dazu wurden zunächst entsprechende Getränkeladungen in Deutschland zusammengestellt. Die Warsteiner Brauerei stellte dankenswerterweise einen 43-Fuß-Container mit Leergut bereit. Schmitz-Cargobull, Altenberge, lieferte eine VollgutTestladung auf einem Schiebepl anen -Sat tel anhänger. Vom Terminal Köln Eifeltor gelangten die Testladungen per Bahn über Basel und Aarau nach Limmattal (RBL Zürich). Dort wurden die Sensorsys­ teme und zusätzlich Kameras (Action Cams) an der Ladung und im Transportaufbau angebracht. Am 16. und 18. Januar 2016 fanden die ersten 6 Testfahrten zwischen Altdorf und Biasca statt. Für die Messungen traf sich vor Ort ein gemischtes Expertenteam. Es setzte sich zusammen aus Mitarbeitern der Deutschen Prüforganisationen und Nutzfahrzeug­industrie sowie der Rollenden Landstraße und der Bahn aus der Schweiz und Italien. Nach jeder Tunneldurchfahrt, die je nach Geschwindigkeit ca. 30 bis 45 Minuten dauerte, wurden die Anhänger und die Ladung inspiziert und die Daten aus den Sensorsystemen ausgelesen. Da die Sensoren zur Beschleunigungsmessung mit einer Taktung von 200 Hertz betrieben wurden, entstanden pro einer Minute Tunnelfahrt 12 000 Datenzeilen. Damit fielen sehr schnell sehr große Mengen von Mess­ daten an, die auch gespeichert werden mussten. Das war eine technische Herausforderung. Ähnliches gilt auch für die Aufnahmen mit der akkubetriebenen Videotechnik und ihrer Beleuchtung. Denn zwischen Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

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BETRIEBSWIRTSCHAFT

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Abb. 3: Vergleich max. 100 km/h versus max. 140 km/h im Tunnel Abb. 4: Temperaturverlauf während der Testfahrt Abb. 5: Der neue Gotthardtunnel von innen

sel von der Ost- in die West-Röhre bei 135 km/h gemessen wurden, lagen bei 1,5 m/s². Vergleicht man das Vibrationsprofil bei der Durchfahrt mit nur 100 km/h im Gegensatz zur Durchfahrt mit 140 km/h, so ist eine deutliche Zunahme der Amplitude zu erkennen (Abb. 3). Die Temperatur zu Fahrbeginn lag bei –3 °C, die Temperatur stieg im Tunnel bis auf 35 °C. Die Durchfahrtsdauer betrug ca. 30 Minuten. Im Auflieger stieg die Temperatur kurzfristig bis auf 25 °C (Abb.4). Schweizerische Bundesbahn (SBB) „Die Versuchsfahrten haben gezeigt, dass bei einer Geschwindigkeit bis 100 km/h keine wesentlichen Unregelmäßigkeiten bei der Tunneldurchfahrt zu erwarten sind. Für den betriebssicheren Transport

müssen aus heutiger Sicht die geltenden Vorgaben umgesetzt, eingehalten und vor jeder Zugsabfahrt überprüft werden.“ Ausblick Der Transport von Bier und Getränken wird auch künftig immer wieder neue Fragestellungen aufwerfen. Das FIM der VLB hat sich diesem Themengebiet angenommen und wird weiterhin besonders die Bereiche Ladeeinheitensicherung, Lkw-Aufbauten für Getränke und Transportanalyse bearbeiten. Ziel ist es, immer neue Möglichkeiten auszuloten, wie sich die Getränkelogistik optimieren lässt. Norbert Heyer/Ingo Pankoke Kontakt heyer@vlb-berlin.org

Foto: Alptransit Gotthard AG

Abb. 6: Die Fahrt des Testzugs endete nach 57 km in Biasca im Frühling

den 3 Testfahrten stand kaum Zeit für den Austausch von Akkus oder Speicherkarten zur Verfügung. Ergebnisse Die schnelle Fahrt durch den Tunnel hatte keine negativen Auswirkungen auf die untersuchten Getränkeladungen. Insgesamt ist der neue Gleisabschnitt im Tunnel von sehr guter Qualität. Daher „glitten“ die Züge sehr ruhig und ohne starke Vibrationen, Stöße oder Schläge über die Schienen. Im Vergleich zum Straßentransport sind im Gotthard-Basistunnel zudem die Kurvenradien viel länger. Damit treten auch bei hohen Geschwindigkeiten vergleichsweise niedrige Querbeschleunigungen auf. Die maximalen Querbeschleunigungen, die bei einem Spurwech-

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MARKT & MARKEN

 NACHRICHTEN

Veltins geht nach erfolgreichem Jahr 2016 optimistisch und investitionsstark in die Zukunft Mit einem Zuwachs von +2,4 % auf 2,85 Mio. hl hat die Brauerei C. & A. Veltins, Meschede-Grevenstein, im Geschäftsjahr 2016 ein Ausstoßrekord erzielt und an die Wachstumsdynamik deutlich über Wettbewerbsniveau angeknüpft. (F.) Erfolgsbringer waren die Traditionssorte Pils sowie das Landbier Grevensteiner Original, das allein um 57,5 % zulegte. „Der deutsche Biermarkt beweist angesichts des robusten Konsumklimas für einzelne starke Marken

eine unverändert erfreuliche Dynamik – wir fühlen uns sehr wohl und sehen erfreuliche Zukunftsperspektiven“, bilanzierte VeltinsGeneralbevollmächtigter Michael Huber den Grund für die erfolgreiche Unternehmensentwicklung der vergangenen Jahre. Der Umsatz des Traditionsunternehmens belief sich auf 315 Mio. € (+1,9 %). Der Umsatz der gesamten VeltinsGruppe mit den Beteiligungen in Getränkefachgroßhandel, Facheinzelhandel und Logistik erreichte damit 812 Mio. €.

Das gastronomische Engagement bleibt auf absehbare Zeit ein wichtiger Imageträger. Die Brauerei C. & A. Veltins sieht in der Präsenz eine wichtige Erlebnisfacette

Bühne für Bier-Spezialisten: Internationale DLG-Qualitätsprüfung für Bier, Craft-Bier und Biermischgetränke 2017 Das Testzentrum Lebensmittel der DLG (Deutsche LandwirtschaftsGesellschaft) hat jetzt den 2. Prüftermin der Internationalen Qualitätsprüfung für Bier, Craft-Bier und Biermischgetränke 2017 ausgeschrieben. Zugelassen sind Biere, die nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut werden. Auf Grundlage der Testergebnisse vergibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Bundesehrenpreise. (F.) Das DLG-Testzentrum Lebensmittel prüft jedes Jahr in aufwendigen Verfahren die Qualität von Bieren und Biermischgetränken. In Laboruntersuchungen werden eine Bieranalyse und eine Prüfung der biologischen Haltbarkeit durchgeführt. In der Bieranalyse kontrollieren die Experten die Stammwürze, die Haltbarkeit des Schaums, die Farbe, den Trübungsgrad sowie den Kohlendioxid- und Ethanolgehalt des Bieres. In den abschließenden sensorischen Tests bewerten die Sachverständigen, ob das Endprodukt in seinen Geruchs- und Geschmackseigenschaften typisch für die Biersorte ist. In der sensorischen Qualitätsbewertung wird der sogenannte Genusswert ermit-

telt, der für die Verbraucherakzeptanz eines Produktes entscheidend ist. Charakteristik von Craft-Bieren Auch die Qualitätsprüfung für Craft-Biere wird in Zusammen­ arbeit mit den beiden BrauereiInstituten, der VLB Berlin und dem Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität, durchgeführt. Die

Craft-Biere werden im Rahmen der Prüfung von Experten in umfangreichen sensorischen Tests bewertet. Dabei wird im Gegensatz zur klassischen DLG-Bierprüfung nur eine Probe untersucht, da hier die besondere Charakteristik der Biere im Mittelpunkt der sensorischen Bewertung steht und nicht die Geschmacksstabilität zweier unterschiedlicher Abfüllungen. Im Labor werden zusätzlich Stammwürze, Alkoholgehalt, Scheinbarer Extrakt, Vergärungsgrad, Bierfarbe, pH-Wert und biologische Haltbarkeit untersucht sowie eine Bitterstoffbestimmung durchgeführt. Abschließend findet eine Deklarationsprüfung statt. Craft-Biere, die die Expertentests bestehen, werden mit den DLG-Medaillen in Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet. Jedes Gold-prämierte Craft-Bier erhält zudem zusätzlich zur DLG-Medaille ein von Experten definiertes Geschmacksprofil. Die Anmeldeunterlagen sind erhältlich im Internet unter www.dlg.org/bier und www.dlg.org/craftbier Anmeldeschluss für die DLG-Qualitätsprüfung ist der 13. Februar 2017.

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MARKT & MARKEN

 NACHRICHTEN Brewers Association

Das Craft-Bier-Jahr 2016 in den USA Die Interessenvertretung für kleine und unabhängige US-amerikanische Brauereien, die Brewers Association (BA), veranschaulichte zum Ende des vergangenen Jahres die aktuelle Bedeutung von CraftBrauereien in den USA. (F.) Als beachtenswert im Jahr 2016 nennt die BA an erster Stelle die Anzahl der Brauereien: und zwar 5005 Brauereien, wobei das Segment der Craft-Brauereien bis Mitte 2016 um 8 % gewachsen sei.

IPAs sind weiterhin in Mode und machen etwa ein Viertel des CraftBier-Volumens aus. Doch auch andere Sorten, wie z.B. Golden Ales, Pilsener und Pale Lager, sind zunehmend beliebt. Ihr Anteil wuchs im vergangenen Jahr um ca. 33 %.

Und genau diese Vielfalt ist laut Umfragen für ca. 65 % der CraftBier-Liebhaber der Grund, warum sie eher Craft-Biere trinken. Nach dem Zusammenschluss der zwei größten Braukonzerne ABInbev und SAB Miller 2016 hatte sich die BA für einen fairen Wettbewerb für die kleinen und unabhängigen USamerikanischen Handwerksbrauer eingesetzt. So soll ihnen weiterhin der Zugang zum Markt und den Kunden die Wahl aus einer Vielzahl von verschiedenen Biersorten er­mög­ licht werden. Auch der Homebrew-Sektor ist von hoher Relevanz. Die National Homebrew Competition ist mit

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bedeutet, dass eine gute Chance besteht, diesen überparteilichen Gesetzes­entwurf durchzukriegen.

7962 Einsendungen nach wie vor der weltweit größte Bierwettbewerb. Nach aktuellen Messungen der American Homebrewers Association haben seine bisher 1,2 Mio. Teilnehmer mehr als 11 000 Arbeitsplätze geschaffen und mehr als 700 Mio. US-$ Umsatz erzeugt.

Auf ein steigendes Interesse am Bier-Tourismus reagierend, erstellte das Unternehmen Travelocity mit Hilfe der BA den erste Beer Tourism Index. Darüber hinaus präsentierte die American Homebrewers Association eine Liste der Städte in den USA, wo Homebrewing auf dem Vormarsch ist. Das Exportvolumen von Craft-Bier aus den USA hat sich um 16,3 % erhöht. Somit wurden 2016 von mehr als 100 Brauereien insgesamt fast 532 000 hl Craft-Bier im Wert von 116 Mio. US-$ ins Ausland exportiert.

Im Jahr 2015 wurde der Craft Beverage Modernization and Tax Reform Act vorgestellt. Ein Jahr später unterstützten ihn bereits mehr als die Hälfte des US-Kongresses, was

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Mit Unterstützung der BA verkündete das Smithsonian‘s National Museum for American History, dass es eine dreijährige Initiative in Gang setzt, die die Geschichte des Brauens, der Craft-Brauer und Bier-Industrie in Amerika sammeln, dokumentieren und bewahren soll.

Die bewusste Kombination von Bier mit Speisen ist ebenfalls ein großes Thema. 73 % der Craft-BierKäufer gaben in einer Umfragen an, dass „Ergänzungen zur Mahlzeit“ ein wichtiges oder sehr wichtiges Auswahlkriterium bei ihrer Bierwahl ist, wenn sie im Restaurant essen gehen. 63 % wählen Bier auf der Grundlage der Lebensmittel oder Mahlzeit, die bestellen oder zubereiten wollen. Julia Herz, Craft Beer Program Director, Brewers Association, sagt: „Ein Großteil des Dialogs im Jahr 2016 konzentrierte sich auf die Craft-Brauer-Definition, wer sich als kleiner und unabhängiger Brauer qualifiziert, was Unabhängigkeit für Bierliebhaber bedeutet, auf Bierqualität und Bier-Wertschätzung. Im Namen unserer Mitglieder und der Biertrinker auf der ganzen Welt werden wir im Jahr 2017 unsere Bemühungen fortsetzen.“


 NACHRICHTEN

Schweizer Brauerei-Verband

Braujahr 2015/16: Spezialitätenbiere weiter auf dem Vormarsch Der schweizerische Gesamtbiermarkt im Braujahr 2015/16 (1. Oktober 2015 bis 30. September 2016) verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Minus von 0,6 %. Hauptgrund hierfür war der nasskalte Frühling 2016. Das Berichtsjahr ist weiter geprägt durch das Wachstum des Segmentes der Spezialitätenbiere, welches mittlerweile einen Marktanteil von über 10 % aufweist. (F.) Der gesamte Biermarkt Schweiz nahm im Braujahr 2015/16 leicht ab um 0,6 % auf 4 621 928 hl Bier. Das Resultat ist geprägt durch eine Abnahme des Gesamt-Inlandausstoßes aller Schweizer Brauereien um 0,7 % auf 3 435 045 hl (Vorjahr: 3 458 261 hl), was einem Gesamtmarktanteil von 74,3 % (Vorjahr: 74,4 %) entspricht. Die Bierimporte verzeichneten ebenfalls ein Minus von 0,3 % und weisen dementspre-

chend einen Anteil von 25,7 % auf. Das meist getrunkene Bier der Schweiz ist das untergärige Lagerbier. Es erreicht einen Marktanteil von ca. 80 %. Die Spezialbiere (oft etwas stärker gehopft; kräftiger eingebraut) weisen gegen 10 % auf. Die Spezialitätenbiere (meist obergärig, z. B. Weizenbier, India Pale Ale, Porter) erreichen neu über 10 %. In den vergangenen Jahren ist ein stetes Wachstum der Spezialitätenbiere zu beobachten. Brauszene Schweiz 99,2 % des Schweizer Bieres werden von 49 Brauereien gebraut. Ihnen gemein ist, dass sie alle über 1000 hl Bier ausstoßen und das Bierbrauen hauptberuflich betreiben. In diesen Brauereien wirken gelernte Bierbrauer und Braumeister. Per 30. September 2016 wurden total

734 Braustätten im „Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien“ der Eidgenössischen Zollverwaltung geführt. Davon brauten rund 570 Kleinstbraustät ten zwischen 0 und 50 hl Bier. „0 hl“ ist dabei wörtlich zu nehmen, da rund 100 Braustätten nicht aktiv brauen. Als Braustätte gilt, wer berufsoder hobbymäßig mehr als 4 hl Bier pro Jahr braut oder dieses unabhängig von der Menge verkauft – sprich in Verkehr bringt. Eines ist allen Brauereien, ob groß oder klein, ob Profi oder Hobby, gemeinsam: Sie stehen für Biervielfalt und Kreativität. Neuste Resultate einer aktuellen Image-Studie attes­ tieren den Schweizer Brauereien zudem eine sehr große Anerkennung und Wertschätzung innerhalb der Bevölkerung. Die Biersteuereinnahmen des Bundes belaufen sich jährlich auf ca. 114 Mio. Franken.

The Brewers of Europe

„Beer statistics 2016“ erschienen Im November 2016 haben The Brewers of Europe ihren jüngsten Bericht über den europäischen Biermarkt auf Englisch veröffent­licht. Abgedeckt wird der Zeitraum von 2010 bis 2015. (F.) Die Europäische Union ist Heimat von 7500 Brauereien. Europa steht für eine lebendige Geschichte der Braukultur, die Jahrtausende währt. Heute sichert die Brauwirtschaft in Eu­ropa rund 2,3 Mio. Jobs – in der Branche selbst sowie in den vor- und nachgelagerten Bereichen, wie etwa der Gastronomie. Der europäische Dachverband The Brewers of Europe hat hierzu eine aktuelle Statistik erstellt sowie

wichtige Fakten zum Beitrag der Branche zur europäischen Wirtschaft zusammengetragen. Die Daten stammen zum größten Teil von den nationalen Brauerei-Verbänden, teilweise wurden aber auch andere Quellen herangezogen, wie etwa Eurostat. Die Publikation umfasst 25 Grafiken und Tabellen. Diese skizzieren die wirtschaftliche Bedeutung des europäischen Biermarktes. Informiert wird etwa über den nationalen Pro-Kopf-Verbrauch von Bier, die Anzahl von Brauereien, Exportquoten und vieles andere mehr. Die „Beer statistics 2016“ liegen auf den Webseiten der Brewers of Europe zum Download bereit. www.brewersofeurope.org Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

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Brauerei Forum Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin

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Brauer-Schule: Lösungen von Seite 16 Fachfragen 1. c) Biermischgetränk aus entalkoholisiertem Vollbier und zuckerhaltiger Limonade 2. d) Bier enthält mehr als 1,2 Vol.-% Alkohol. 3. c) 7 4. b) Brennwert, Fett, davon ungesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, davon Zucker, Eiweiß, Salz 5. a) Polyphenole 6. b) Die Portionsgröße legt der Hersteller des Getränkes fest 7. c) Der Brennwert muss erst in kJ und dann in kcal angegeben sein Fachrechnen 1. Ursprünglicher Brennwert der Limonade pro Liter: 190 kJ • 10 = 1900 kJ

Ursprünglicher Zuckergehalt der Limonade pro Liter: 100 %  1000 g Limonade (Dichte wird vernachlässigt) 10,5 %  x g Zucker x = (1 000 • 10,5)/100 = 105 g Zucker

Brennwert, der bei der „light“-Limonade erreicht werden muss: „light“-Produkte müssen gegenüber dem vergleichbaren Lebensmittel um mindestens 30 % brennwertreduziert sein. 100 %  1 900 kJ (100 – 30) %  x kJ x = (1 900 • 70)/100 = 1 330 kJ

Brennwert, der eingespart werden muss: 1900 kJ – 1330 kJ = 570 kJ Menge des Zuckers, der ersetzt bzw. „weggelassen“ werden muss: Der Brennwert von einem Gramm Zucker beträgt 17 kJ. 570 kJ : 17 kJ/g = 33,53 g = 34 g Zucker Es müssen 34 Gramm Zucker weggelassen werden.

Brauerei Forum  Forum  –  Januar-Februar 2017 Brauerei


INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

52 CBC-Teilnehmer aus Afrika, Asien, Australien, Europa sowie Nord- und Süd­ amerika am ersten Kurstag

Foto: jr

VLB Certified Brewmaster Course geht in eine neue Runde Mit der derzeit maximalen Anzahl von 52 Teilnehmern hat am 9. Januar an der VLB der internationale Certified Brewmaster Course 2017 begonnen. (jr) Aufnahmestopp für den Kurs war wie schon im vergangenen Jahr seit mehreren Monaten, denn die Nachfrage an der englischsprachigen VLB-Ausbildung zum Certified Brewmaster ist ungebrochen hoch. Die Teilnehmer, die es in diesem Jahr in den Kurs geschafft haben, kommen aus 25 Ländern aus Europa, Nord- und Südamerika, Asien, Afrika und Australien. Sie

werden bis Ende Juni 2017 in Berlin leben und ganztägig in Vorlesungen sowie Praktika mit allen technischtechnologischen Bereichen der Brauerei vertraut gemacht – von den Rohstoffen über Malzherstellung und Sudhaustechnologie bis hin zu Qualitätssicherung, Verpackung und Logistik. In das sechsmonatige Lehrprogramm sind 23 Dozenten aus den verschiedenen Forschungsinstituten der VLB involviert. Koordiniert wird der Kurs von Heike Flohr, die am Morgen des ersten Kurstages zusammen mit dem Leiter der internationalen Brauerkurse Burghard Meyer die

angehenden Brau­m eis­ter an der VLB begrüßte. Da die Intensität des Unterrichts und der praktischen Übungen in einer so großen Runde nur schwer gewährleistet werden kann, wurden die Teilnehmer gleich zu Beginn für die gesamte Kurszeit in zwei Gruppen mit jeweils 26 Studenten eingeteilt. Am Nachmittag des ersten Tages folgte eine Willkommensfeier im Lichthof der VLB. Dies war für die Teilnehmer eine erste Gelegenheit, sich bei Bier und Brotzeit und in lockerer Atmosphäre untereinander und mit den VLB-Dozenten bekannt zu machen.

Deutscher Braumeister- und Malzmeister-Bund (DBMB)

Jahreshauptversammlung der DBMB-Landesgruppe BerlinBrandenburg in der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei Am 13. Januar 2017 trafen sich 60 Mitglieder, Fördermitglieder und Gäste der Landesgruppe zur Jahreshauptversammlung in der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei. Der Landesgruppen-Vorsitzende, Jens Kemmel, begrüßte alle Anwesenden, insbesondere die Ehrenmitglieder Prof. Gerolf Annemüller, Dr. Hans-Jürgen Manger und Peter Weichenhain sowie Elmar Barlet als Gastgeber. Kemmel würdigte den 80. Geburtstag von Jürgen Wolff, den 70. von Karl-Heinz Pritzkow und Reinhardt Koop, den 50. Geburtstag von Mar-

co Krapf und Wolfram Bienert sowie die 50-jährige Mitgliedschaft im DBMB von Hans-Joachim Heinrich und weiteren 9 Mitgliedern für die 25-jährige Mitgliedschaft. Als neues Mitglied wurde Dr. Martin Senz einstimmig in die Landesgruppe aufgenommen. Der Schriftführer, Jürgen Richter, trug den Jahresbericht 2016 vor. Es fanden vier Mitgliederversammlungen, die Fahrt zum Jubiläumsbraumeistertag nach Ingolstadt und ein Sommerausflug statt. Einige statistische Angaben zur Landesgruppe Berlin-Brandenburg rundeten seinen Bericht ab.

Schatzmeister Sjörn Pahl berichtete zur Kassenlage und zum Stand der Beitragseinnahmen. Kassenprüfer Stephan Knoth bestätigte, dass die am 11. Januar 2017 durchgeführte Kassenprüfung keinerlei Einwände und Unregelmäßigkeiten ergab. Ehrenmitglied Prof. Dr. Gerolf Annemüller richtete im Namen aller anwesenden Mitglieder seinen Dank an den Landesgruppenvorstand für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit und bat die anwesenden Mitglieder um die Entlastung des Vorstandes. Diese erfolgte einstimmig. Nächster Termin Mitgliederversammlung der DBMBLG Berlin-Brandenburg in Frankfurt (Oder) am 21. April 2017. Jürgen Richter

Brauerei Forum  –  Januar-Februar 2017

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Unsere nächste Ausgabe erscheint zur 104. Internationalen Brau- und maschinentechnischen Arbeitstagung der VLB Berlin am 6. März 2017

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine  27. Februar bis 2. März 2017 VLB-Seminar für Brauer, Moskau, Russland  6. bis 8. März 2017 104. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung, München  26. bis 28. März 2017 20. VLB-Logistikfachkongress, München

 26./27. September 2017 IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Raum Dresden  16./17. Oktober 2017 104. VLB-Oktobertagung, Berlin  16. Oktober 2017 Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V., Berlin

 28. April 2017 23. Dresdner Brauertag

 23. bis 25. Oktober 2017 8. Iberoamerikanisches Symposium, Guatemala

 4. Mai 2017 Workshop „Duchflusszytometrie“, Berlin

Weitere Termine

 10./11. Mai 2017 Sensorik-Workshop, Berlin

 14. bis 16. Februar 2017 50. Technologisches Seminar, Weihenstephan

 15. bis 22. Mai 2017 Workshop „Micro Malting in Practice“, Berlin

 10. bis 13. April 2017 Craft Brewers Conference / BrewExpo America, Washington, D.C., USA

 11. bis 13. Juni 2017 Brewing Conference Bangkok, Thailand  7. Juli 2017 VLB-Sommerfest, Berlin

 21. April 2017 DBMB Berlin-Brandenburg, Mitglieder versammlung in Frankfurt (Oder)

 6. bis 8. September 2017 Workshop „Real Craft Brewing – Brewing like 1900“, Vielau, Deutschland

 14. bis 18. Mai 2017 36. Congress European Brewery Convention (EBC), Ljubljana, Slowenien

 11. September 2017 International MicroBrew Symposium, München

 11. bis 15. September 2017 drinktec, München

 18. bis 29. September 2017 Workshop „Craft Brewing in Practice“, Berlin

 22./23. November 2017 Craft Beer Italy – Conference and Exhibition, Mailand, Italien

redaktion@brauerei-forum.de


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