BRAUEREI
FORUM Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner
Ausgabe 6-7 | 30. Juni 2017 | 32. Jahrgang | ISSN 0179-2466
IN DI
ESER AUSG IfGB ABE: AKTU ELL – Bren nerei I en un nformati on d Spi rituo en für sen-H erste ller
Bericht 104. Frühjahrstagung in München Bericht 20. Logistikfachkongress
in München
Beer & Health Brau-Börsen-Bilanz
Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin
www.brauerei-forum.de
VLB LABOTECH – IHR SPEZIALIST FÜR LABOR-EQUIPMENT Labor-Equipment und mikrobiologische Nährmedien für die Analyse von Rohstoffen,
Symposium for craft and micro brewers from Germany Zwischen- und Endprodukten sowie Nebenprodukten für & European countries 7 November 2016,und Nuremberg, Germany + die BrauMalzindustrie
+ die Spirituosenindustrie
+ Hersteller von alkoholfreien Erfrischungsgetränken
+ Brennereien VLB LaboTech GmbH, Seestrasse 13, 13353 Berlin – Germany Phone: +49 30 450 80-220, Fax: +49 30 453 55 17 labotech@vlb-berlin.org
www.vlb-berlin.org/labotech
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Erfrischend anders. Erfrischend persönlich. Trends erkennen. Innovationen erleben. In neue Lösungen investieren. Und im Austausch mit Experten aus über 180 Ländern Ideen entwickeln. Willkommen auf der drinktec, der Leitmesse der internationalen Getränke- und Liquid-Food-Industrie. drinktec. Go with the flow.
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Weltleitmesse für die Getränkeund Liquid-Food-Industrie Herstellung + Abfüllung + Verpackung + Marketing
11.–15. September 2017 Messe München, drinktec.com
INHALT
MENSCHEN & UNTERNEHMEN 4 VLB aktuell: VLB Berlin und Preussische Spirituosen Manufaktur besiegeln langfristige Kooperation / Organisatorische Änderungen an der VLB Berlin 5 Deutscher Brauer-Bund: Stefan Kreisz übernimmt Vorsitz des Wifö-Beirates / Christian Eisenbeiss gestorben
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TECHNIK & TECHNOLOGIE 6 drinktec 2017: International agieren in herausfordernden Zeiten
Mit zwei eigenen Innovationen hat sich die VLB Berlin auf dem Mittelstandstag am 18. Mai in BerlinPankow präsentiert.Neben einer neu entwickelten Mini CIP-Anlage gab es auch die Motion Base zu sehen
7 EBC-Kongress überzeugt in Slowenien 8 VLB aktuell: VLB Berlin auf dem Innovationstag Mittelstand 2017 10 Bericht Symposium Beer & Gesundheit 14 Dresdner Brauertag: Zwischen Rohstoffen, Digitalisierung und Produktvielfalt 17 Brauer-Schule: Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende – Welches Maischverfahren? 18 Fachrechnen: Dimensionierungsentwurf einer kontinuierlichen Gäranlage für die Bierproduktion 20 Bericht 104. VLB-Frühjahrstagung: „Nessie“ sorgte in München für Furore
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23 Das neue LOGIKeg Pool-Fass belebt den Fassbier-Markt
Zum 8. Mal hat die europäische IfGB AKTUELL Plattform „Beer & Health“ zu einem
24 Vereinigung der Destillateurmeister tagte in Lüneburg / Thomas Ernst – BSI-Präsident 25 Regionale Wurzeln – globale Reichweiten: World Wide Distilled Spirits Congress sehr erfolgreich
Symposium nach Brüssel eingeladen. Rund 150 Teilnehmer diskutierten Ende April über die Zusammenhänge von Konsum alkoholischer Getränke und der menschlichen Gesundheit
26 IfGB-Forum – Anmeldung gut angelaufen 27 Programm 15. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei in Dresden-Radebeul
BETRIEBSWIRTSCHAFT 28 Brau-Börsen-Bilanz: Marge vor Menge gilt weiter
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30 Brau-Börsen-Bilanz international: ABI und Carlsberg 32 Bericht 20. VLB-Logistikfachkongress: Paulaner Brauerei – Neuer Standort setzt Maßstäbe in der Logistik
MARKT & MARKEN 35 Holsten: Gleicher Geschmack, neues Design / Binding-Bier trifft auf Apfel-Wein / Karlsberg: Mixery mit Markenrelaunch
Rund 80 Brauereiexperten trafen sich Ende April auf dem 23. Dresdner Brauertag. Die Tagung wird seit 1992 gemeinschaftlich vom Sächsischen Brauerbund und der VLB organisiert
INSTITUTIONEN UND VERBÄNDE 36 VLB aktuell: VLB Berlin schult internationale Doktoranden 37 Brauring tagte im Hopfenmuseum Tettnang
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39 DBMB: Mitgliederversammlung im Frankfurter Brauhaus / Verein für Brauerei geschichte Berlins: Verein aufgelöst / Literatur: Auf Hamburgs Wohlergeh‘n!
SONSTIGES 38 Impressum / Lösungen Brauer-Schule 40 Veranstaltungskalender
Titelseite: Die Cu Chi Brauerei der SABECO Gruppe in Ho Chi Minh City, Vietnam Foto: oh
Im Mai hat die VLB einen von der EUgeförderten Kurs für Doktoranden der Lebensmittelwissenschaften ausgerichtet. Auf dem Lehrplan standen u.a. Kurse zur Kleinmälzung, Prozess automation, Getränkeverpackung sowie Wirtschaftswissen
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MENSCHEN & UNTERNEHMEN
VLB AKTUELL
VLB Berlin und Preussische Spirituosen Manufaktur besiegeln langfristige Kooperation Die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) und die Preussische Spirituosen Manufaktur (PSM) haben im Mai einen neuen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Damit wurde die Zusammenarbeit der beiden Institutionen im Bereich der Aus- und Weiterbildung für Destillateure und Brenner am traditionsreichen Standort Seestraße 13 für die nächsten 20 Jahre manifestiert. (oh) Mit dem Umzug der VLB in den Neubau im September werden die Nutzungsrechte auf dem Gelände Seestraße 13 in Berlin-Wedding neu geordnet. Dabei geht ein Großteil der Altgebäude an die Technische Universität Berlin über. Gemeinsam mit der Charité wird
erfolgreiche Modell wurde jetzt für die kommenden 20 Jahre weiter gefestigt: „Mit diesem langfris tigen Kooperationsvertrag sichern wir die Zukunft der Brenner- und Destillateurfortbildung bei uns an der Seestraße“, sagt Dr. Josef Fontaine, Geschäftsführer der VLB Berlin. „Mit Unterstützung der PSM möchten wir dieses Tätigkeitsfeld fortführen und weiter ausbauen.“ So soll mittelfristig eine Brennerei in der Alten Mälzerei in Betrieb genommen werden. Dabei steht die Aus- und Fortbildung im Vordergrund. Die Kooperation wird auf Seiten der VLB über die Stabsstelle „IfGB“ durch Wiebke NöthlichKünnemann betreut. „Unser Herz hängt an der Seestraße 13 mit seiner langen Tradition im Bereich der Spirituosenentwicklung und Herstellung“, so Prof. Dr.
Ulf Stahl. „Wir freuen uns daher sehr, dass unsere Zukunft hier am Standort gemeinsam mit der VLB jetzt langfristig gesichert ist.“ Aus- und Weiterbildung Das Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin (IfGB) blickt auf rund 120 Jahre Geschichte bei der Aus- und Weiterbildung und der Forschung auf den Gebieten der Brauerei- und Brennereitechnologie am Standort Seestraße 13 in Berlin-Wedding zurück. Seitdem die Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation und Fermentationstechnologie (VLSF) im Jahre 2002 ihren Geschäftsbetrieb aufgegeben hat, führt die VLB Berlin Teile des Angebotes zur Aus- und Weiterbildung sowie in der Analytik für Brenner und Dest illateure weiter.
Organisatorische Änderungen an der VLB Berlin
VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine, Prof. Dr. Ulf Stahl und Gerald Schroff (v.l.)
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dort in den kommenden Jahren ein moderner Campus entstehen. Weiterhin in der Nutzung der VLB bleibt die „Alte Mälzerei“, in der auch die ehemalige Versuchslikörfabrik des IfGBs – seit rund 10 Jahren als „Preussische Spirituosen Manufaktur (PSM)“ – ihren Sitz hat. Die beiden Betreiber der PSM, Prof. Dr. Ulf Stahl und Gerald Schroff, stellen nach traditionellen Rezepten und mit historischem Equipment besondere Spirituosen her. Gleichzeitig bringt die PSM ihre umfangreichen Erfahrungen in die Fortbildungs angebote ein, die die VLB unter dem Label „IfGB“ anbietet. Dieses Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
Auf der Sitzung des VLB-Verwaltungsrates am 17. Mai wurden unter anderem verschiedene personelle und organisatorische Angelegenheiten beschlossen. (BF) Der Vertrag mit dem Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine wird ab Januar 2018 für weitere fünf Jahre bis Ende 2022 verlängert. Als Stellvertreter des Geschäftsführers wurden Dr. Roland Pahl als Chief Operating Officer (COO) und Gerhard Andreas Schreiber als Chief Financial Officer (CFO) benannt. Im Fall einer Abwesenheit des Geschäftsführers wird dieser durch Roland Pahl im operativen Geschäft und
Gerhard Schreiber in allen kaufmännischen Belangen vertreten. Im operativen Bereich wird zum 1. Juli 2017 als neue organisatorische Einheit das „Facility Management“ unter Leitung von Michael Sack eingerichtet. Im Bereich des Qualitätswesens wurden Erik Wagner und Jens Strohmeyer als Qualitätsmanagementbeauftragte für die Laborakkreditierung der VLB ernannt. Neue Sicherheitsbeauftragte der VLB ist Katherina Baron, die gleichzeitig Qualitätsmanagementbeauftragte für den Bereich Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV) ist.
NACHRICHTEN
Stefan Kreisz übernimmt Vorsitz des Wifö-Beirates (F.) Der Beirat dankte Dr. Lehmann für sein langjähriges Engagement und seinen hohen persönlichen Einsatz und wählte Dr. Kreisz bei der jüngsten Beiratssitzung in Frankfurt/Main einstimmig zum neuen Vorsitzenden. „Aufgrund seiner erstklassigen wissenschaftlichen Qualifikation und seiner großen Erfahrung im Bereich der angewandten Forschung und Entwicklung bringt Stefan Kreisz die idealen Voraussetzungen für die Übernahme dieser Aufgabe mit“, so das Urteil des Beirates. Dr.-Ing. habil. Stefan Kreisz arbeitet seit 2015 bei Erdinger Weißbräu als Leiter Qualitätsmanagement, Forschung und Entwicklung. Vor seinem Wechsel nach Erding war Kreisz als Vizepräsident Entwicklung für die Carlsberg Group in Dänemark und Frankreich tätig. Promoviert hatte Kreisz an der TU MünchenWeihenstephan; er arbeitete am dortigen Brauerei-Lehrstuhl, wo er u.a. das Malzlabor leitete. Seine Habilitation schloss er während seiner Zeit beim dänischen Biotechnologieunternehmen Novozymes ab. Der langjährige Beiratsvorsitzende Dr. Jörg Lehmann bedankte sich bei dem Gremium für die enge Zusammenarbeit: „Gemeinsam ist es uns gelungen, die Wifö mit ihrem Forschungsnetzwerk zu einer unverzichtbaren Plattform zur Förderung von Innovation auszubauen. Dass heute die gesamte Branche von einer breit aufgestellten Forschungsförderung profitiert, ist nicht zuletzt das Ergebnis intensiver ehrenamtlicher Arbeit im Beirat – der persönliche Einsatz und das Fachwissen dieses Gremiums sind und bleiben die bedeutendste Ressource der Wifö“, so Lehmanns Fazit. Mit Stefan Kreisz als neuem Vorsitzenden des Beirates liege die künftige Entwicklung der Wifö im
Foto: Foto: DBB, DBB, Berlin Berlin
Dr. Stefan Kreisz ist neuer Vorsitzender des Beirates der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V. (Wifö). Kreisz übernimmt das Amt von Dr. Jörg Lehmann, der elf Jahre an der Spitze des Wifö-Beirates stand und im Juni zum neuen Präsidenten des Deutschen Brauer-Bundes gewählt werden soll.
Der neue Vorsitzende des Wifö-Beirates Dr. Stefan Kreisz (v.l.) mit Beiratsmitgliedern 60. Jahr ihres Bestehens „in besten Händen“. Brauereitechnische Forschung Die 1957 gegründete Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V. ist die größte national tätige Institution, die Forschung im Brauereisektor fördert. Dabei werden ausschließlich
Projekte, die der gesamten Brauwirtschaft, großen wie kleinen Betrieben, zu Gute kommen, unterstützt. Der Beirat der Wifö ist das Entscheidungsgremium für die Vergabe der Fördermittel, er setzt sich aus Personen zusammen, die aktiv in Brauereien tätig sind. Die Mitglieder des Beirates wählen aus ihrer Mitte ihren Vorsitzenden.
Christian Eisenbeiss gestorben Im April 2017 ist Christian Eisenbeiss im Alter von 61 Jahren gestorben. Der gebürtige New Yorker war bis 2003 Vorsitzender des Aufsichtsrats der HolstenBrauerei, Hamburg. (BF) Eisenbeiss studierte Finanzmathematik an der Columbia Universität New York und arbeitete als Investmentbanker. Von seinem Vater übernahm er 1985
einen Sitz im Aufsichtsrat der Holsten-Brauerei. Später erwarb er deren Aktienmehrheit, um als Hauptaktionär Holsten zur damals größten Braugruppe in Deutschland zu entwickeln. Eisenbeiss, Sohn deutscher Eltern, kaufte u.a. die Brauereien Lübzer, Licher und König. 2004 übernahm schließlich der dänische Bierkonzern Carlsberg die Holsten Gruppe für rund 1 Mrd. €.
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
drinktec 2017
International agieren in herausfordernden Zeiten Schlagworte wie Protektionismus, Nationalismus, Populismus oder Brexit dominieren heute die Titelseiten. Was aber bedeutet es für die international operierenden Unternehmen der deutschen Getränke- und Zulieferindustrie, wenn aus Zuversicht Angst, aus Stabilität Unsicherheit und aus einem „Wir gemeinsam“ ein „Ich zuerst“ wird? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion im Rahmen eines Fachpressetreffens im Vorfeld der drinktec 2017.
Wie macht man Geschäfte in politisch unsicheren Zeiten? Moderator Kilian Reichert, Prof. Dr.-Ing. Matthias Niemeyer (KHS), Dr. Reiner Brambach (EnviroChemie), Mario Mais (Sinalco International Brands), Volker Kronseder (Krones) und Georg Schneider (Schneider Weisse G. Schneider & Sohn / Präsident Bayerischer Brauerbund) (v.l.)
(F.) „Die Welt war schon immer im Umbruch“, so Georg Schneider. Erfahrungen mit wechselnden Herausforderungen, auch mit protektionistisch abgeschotteten Märkten sind nichts Neues. Grundsätzlich gebe es darauf drei Antworten: Gar nicht liefern, die geforderten Einfuhrzölle akzeptieren oder vor Ort produzieren. Letzteres habe Vor- und Nachteile. In einer globalen Welt könne man nicht mehr alles alleine stemmen, hob Prof. Dr. Matthias Niemeyer hervor: „Auch das macht den Protektionismus zur falschen Strategie“. Volker Kronseder wies darauf hin, dass man im Getränkemaschinenbau wesentlich geringere Stückzahlen produziere als zum Beispiel in der Autoindustrie: „Für 20 Füller lohnt sich der Aufbau einer eigenen Produktion nicht.“ Allerdings könne der deutsche Maschinenbau selbstbewusst auftreten: „Viele Maschinen von uns haben so eine hohe
Foto: drinktec
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Qualität, dass ein Getränke- oder Lebensmittelproduzent diese auch bei einem abgeschotteten Markt nicht durch lokale Alternativen ersetzen kann – geschweige denn will.“ Eine Meinung, die Matthias Niemeyer teilt: „Wir beobachten zurzeit ein deutliches Auftragsplus aus den USA. Scheinbar werden Investitionen bewusst vorgezogen, um den drohenden Zöllen zuvorzukommen.“ Die Runde war sich einig: Grundsätzlich sei Protektionismus für den Lieferanten zwar immer herausfordernd, aber auch lösbar. „Wenn keine globale Krise wie 2007 herrscht, dann gleichen andere Märkte den Ausfall eines abgeschotteten in der Regel aus“, so Niemeyer. In Zeiten der Krise ist laut Dr. Reiner Brambach zudem Gelassenheit und Standfestigkeit gefragt: „Wir hatten in den vergangenen drei Jahren in Russland fast keine Projekte mehr. Dennoch waren wir weiter präsent
und haben unser Netzwerk gepflegt. Jetzt zieht es in der Region wieder deutlich an.“ Einen weiteren positiven Aspekt des Freihandels stellte Volker Kronseder heraus: „Lokaler Service wird von lokalen Arbeitskräften geleistet.“ Und das bedeutet mit anderen Worten: Nicht nur Maschinen und Dienstleis tungen werden geliefert, sondern qualifiziert Arbeitsplätze geschaffen. Ein ganz wichtiger Baustein für die positive Entwicklung vieler Weltregionen. Protektionismus hin, Populismus her, eines, auch da war sich die Runde einig, dürfe man bei allen politischen Widrigkeiten nicht vergessen: Geschäfte werden von Menschen gemacht. Daher sind persönliche Beziehungen und Netzwerke bei der Anbahnung von Geschäften unentbehrlich. Damit ließen sich auch politische Hemmnisse oft überbrücken. Und was erwarten sich die Diskussionsteilnehmer von der drinktec 2017? In seiner Antwort auf die Schlussfrage von Kilian Reichert betonte Mario Mais die Internationalität des Publikums und die Angebotsbreite: „Wir können auf der drinktec neue Lizenznehmer treffen und ihnen geeignete Maschinen und Anlagen empfehlen, über die sie sich auch gleich informieren können.“ Dr. Reiner Brambach und Georg Schneider stellten, ebenso wie Prof. Dr. Niemeyer, die Mensch-zuMensch-Komponente in den Mittelpunkt: „Auf der drinktec trifft man Freunde aus der ganzen Welt. Diese Internationalität macht einfach Spaß.“ Und Volker Kronseder, übrigens auch Präsident des drinktecFachbeirats, war sich sicher, dass „die drinktec der Branche erneut Impulse gibt, welche die nächsten vier Jahre bestimmen werden.“
Brewing Future: Scie
EBC-Kongress überzeugt in Slowenien Im Jahr ihres 70. Jubiläums setzte die European Brewery Convention (EBC) mit ihrem 36. Kongress Mitte März im slowenischen Ljubljana ein erfreuliches Glanzlicht. Angereist waren rund 550 Brauereiwissenschaftler aus Europa und Übersee. (oh) Alle zwei Jahre lädt die EBC zu ihrem brauwissenschaftlichen Kongress in ein anderes Mitgliedsland ein. Nachdem die Veranstaltung vor zwei Jahren in Portugal überzeugt hatte, lag die Messlatte für die slowenischen Brauer recht hoch. Um es gleich vorwegzunehmen: Der diesjährige EBC-Kongress gefiel wieder durch große Gastfreundschaft, ein umfangreiches wissenschaftliches Programm, ein breites Spektrum an Teilnehmern, ein ansprechendes Rahmenprogramm und eine Fachausstellung. Und nicht zuletzt bot das frühsommerliche Ljubljana mit seiner schönen Lage und der stimmungsvollen Altstadt ein tolles Umfeld für den Kongress. EBC-Präsident Dr. Tiago M. Brandão, Unicer, Portugal, hob bei der Kongresseröffnung insbesondere das große Engagement des Slowenischen Brauereiverbandes bei der Organisation und Durchführung der Veranstaltung hervor. Matej Oset, Präsident des Slowenischen Brauerbundes, der in diesem Jahr das Jubiläum seines 20-jährigen Bestehens feierte, gab die Komplimente zurück: „Wir
danken der EBC und den Brewers of Europe, dass sie Slowenien wieder auf die Karte der europäischen Brauwirtschaft gebracht haben“. Auch wenn Slowenien mit etwas mehr als 2 Mio. Einwohnern ein vergleichsweise kleines Land in Europa ist, spielt neben dem Wein das Bier dort traditionell eine große Rolle. Der Pro-KopfVerbrauch liegt aktuell bei 78 l/ Kopf, was sich auf eine Gesamtproduktion von insgesamt 2 Mio. hl pro Jahr addiert. Rund ⅔ dieser Menge liegt in der Hand von zwei Brauereien, Pivovarna Union und Pivovarna Laško, die beide mehrheitlich von Heineken kontrolliert werden. Die Biersteuer ist nach Skandinavien die höchste in der EU. Der Markt ist sehr preissensitiv. Daneben entwickelt sich in Slowenien aber auch eine lebhafte Craft Beer-Szene, die erfreulicherweise auch auf dem EBC-Kongress präsent war. Und nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass Slowenien inzwischen über eine nennenswerte Hopfenwirtschaft verfügt. Das umfangreiche wissenschaftliche Programm umfasste 52 Vorträge und mehr als 100 Po-
ster. Thematisch wurden alle relevanten Schwerpunkte von den Rohstoffen über Brauereitechnik/technologie bis hin zu Qualitätsaspekten diskutiert. Als bester Vortrag ausgezeichnet wurde Eric Steffen et.al. von der University of Cork, Irland, über „Polyols as natural sweeteners from lactic acid bacteria in oat wort-based beverages“. Das nach Meinung der Jury beste Poster kam von Atsushi Tanigawa et. al., Sapporo Breweries, Japan, und thematisierte „Identification of geranic acid contributing to varietal aroma Sorachi Ace and synergy with other hop-derived flavor compounds“. Auf der Abschlussveranstaltung kündigte EBC Executive Officer John Brauer dann auch die nächs ten Termine an: Der 37. Kongress der European Brewery Convention soll vom 2. bis 6. Juni 2019 in Antwerpen, Belgien, stattfinden. Für das kommende Jahr stehen zwei EBC-Symposien im Juni in Brüssel und im September in Nürnberg und Spalt auf der Agenda.
ONLINE REG www.ebc2017.
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Weitere Informationen: europeanbreweryconvention.eu
Der Cankarjev Dom in Ljubljana bot ausreichend Platz für den EBC Kongress (l.) Das VLB-Team in Slowenien (r.): Olaf Hendel, Henrike Vorwerk, Dr. Deniz Bilge und Philipp Zeuschner
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
VLB AKTUELL
VLB Berlin auf dem Innovationstag Mittelstand 2017 200 Neuheiten aus Forschung und Entwicklung mittelständischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen präsentierte der jüngste Innovationstag Mittelstand. Zu der Leistungsschau am 18. Mai in Berlin-Pankow auf dem Gelände der AiF-Projekt GmbH kamen 300 Aussteller sowie 1800 Besucher. Die VLB stellte zwei ihrer Projekte vor. Neben einer neu entwickelten Mini CIP-Anlage gab es auch die Motion Base zu sehen.
Investition in die Zukunft Veranstaltet wird der Innovationstag Mittelstand vom Bundesminis terium für Wirtschaft und Energie (BMWi) einmal im Jahr in Berlin. Ziel ist es zu zeigen, was aus den technologie- und branchenoffenen Projekten geworden ist, die das BMWi finanziell unterstützt hat. Hierfür stehen mehrere Fördertöpfe zur Verfügung. Dazu gehören das zen-
trale Innovationsprogramm Mittelstand ZIM, aber auch die „Industrieforschung für Unternehmen“. Letzteres beinhaltet die beiden Förderlinien Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) und Innovationskompetenz (INNO-KOM). Nach Angaben von AiF-Vizepräsident Prof. Matthias Rehahn sollen die Mittel für das ZIM auf jährlich mindestens 700 Mio. € und die für die IGF auf jährlich mindestens 200 Mio. € erhöht werden. In diesem Sinne empfiehlt auch das Hightech-Forum der Bundesregierung, die beiden Förderprogramme weiter auszubauen. Bereits im Februar hatte die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem Jahresgutachten das ZIM und die IGF als bedeutende Instrumente der technologieoffenen Förderung bezeichnet. Welche beeindruckende Vielfalt an Projekten letztlich gefördert wurde, zeigte ein Rundgang über das Ausstellungsgelände. An den Ständen erläuterten die Firmen
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
Fotos: dp
(dp) Damit empfahl sich auch in diesem Jahr die VLB als innovatives Forschungsinstitut einem breiten Publikum. „Wir hatten an beiden Ständen viele Kontakte und gute Gespräche. Schon allein deshalb hat sich unsere Teilnahme gelohnt“, sagte der kaufmännische Leiter und Forschungskoordinator der VLB Gerhard Andreas Schreiber: „Gerade für uns ist es wichtig, öffentlich aufzutreten. So kann sich jeder darüber informieren, wie die Ergebnisse unserer Forschungsprojekte aussehen.“
ihre Produkte wie ein mehrfach faltbares Flügeltor für Grundstücks einfahrten oder spezielle Reinigungsverfahren für Wasser ohne den Einsatz von Chemie. Entwickelt wurde auch ein Lasergerät für die 100-%-Qualitätskontrolle und vieles andere mehr. Je nachdem, wie die Produkte entstanden sind, unterscheiden die Förderprogramme zwischen Einzel-, Kooperations-, Handwerks- und Netzwerkprojekten. Mini CIP-Anlage Wie im vergangenen Jahr hatte die VLB auch im Mai 2017 ihr Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser (FIBW) nach Pankow geschickt. Zusammen mit der Wiedenbauer Apparatebau KG und dem Steinbeis Forschungszentrum Angewandte Messtechnik wurde diesmal der Protoptyp einer Mini CIP-Anlage vorgestellt. Sie ist das Ergebnis der gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeit innerhalb des ZIM-Kooperationsprojekts ZF 4000103. Die übergeordnete Zielstellung bestand in der Entwicklung einer mobilen Mini CIP-Anlage für die automatisierte Reinigung von Produktionsanlagen bzw. Anlagenbereichen der Lebensmittel und Pharmazeutika herstellenden Industrie, die nicht in bestehende CIP-Kreisläufe integriert werden können oder sollen. Die angestrebte Innovation des gesamten Konzepts basiert auf einem speziellen, neu entwickelten Sensor. Er wurde in die Anlagenund Prozesssteuerung so integriert, Florian Wiedenbauer, Wiedenbauer Apparatebau, Stefan Reimann, VLB Berlin, Forschungsinstitut für Biotechnologie und Wasser, Jasmin Baum und Michael Meyer, Steinbeis Forschungszentrum Angewandte Messtechnik (v.l.)
INTERNATIONAL MICROBREW SYMPOSIUM Market – Technology – Quality 11th September 2017, Munich Christian Raschke (M.), FIM, erläutert das Prinzip der Motion Base dass der Reinigungserfolg abschließend verifiziert werden kann. Dies geschieht durch Detektion eventuell verbliebener, oxidierbarer, (an)organischer Produktionsrückstände in Form der Auswertung des Farb umschlags eines Indikators. „Mich persönlich freut es sehr, die Zielstellung des F&EProjekts mit den Kooperationspartnern in Form des hier ausgestellten Prototyps erfüllt zu haben“, so Stefan Reimann. Weitere Informationen sind über die Projektpartner (florian.wiedenbauer@wiedenbauer.de bzw.ruediger.jung@stw. de) erhältlich. Motion Base Mit der Motion Base stellte die VLB ihr zweites Förderprojekt auf dem Innovationstag Mittelstand vor. Entwickelt vom eigenen Forschungsins titut für Management und Getränkelogistik (FIM), dient die mobile Plattform dazu, Bewegungen zu simulieren, wie sie beim Transport von Getränken auftreten. Damit lassen sich dynamische Versuche auch vor Ort, d.h. direkt bei Brauereien bzw. Getränkeherstellern, durchführen. „Veränderungen an Ladeeinheiten, wie Wickelmodi oder
Packschema, können so sofort auf ihre Stabilität getes tet werden“, erläuterte FIMMitarbeiter Christian Raschke. „Durch die Zeitersparnis von mehreren Tests an einem Tag verkürzen sich die Entwicklungszeiten.“ Zudem können individuelle Programmabläufe für jede Ladeeinheit unterschiedliche Beanspruchungen simulieren. Da solche Tests ohne menschliche Beeinflussung stattfinden, sind sie immer wieder identisch reproduzierbar und damit vergleichbar. Mitarbeiter, die für den sicheren Transport zuständig sind, können darüber hinaus auch direkt auf die Durchführung von Versuchen Einfluss nehmen und so ihre Erfahrungen mit einbringen. Diese und weitere Informationen erhielten alle, die den Weg zum zweiten VLB-Stand gefunden hatten. „Nicht nur für uns war es eine wertvolle Erfahrung, die Motion Base einmal in einem größeren Rahmen zu präsentieren“, sagte Raschke. „Auch die Besucher unseres Standes haben meist viel gelernt, wie man die Sicherheit von Ladungen testen kann.“ Die Motion Base wurde im Rahmen der Förderrichtlinie INNOKOM OST, Forschungsvorhaben MF 130089 gefördert.
The International MicroBrew Symposium is an industry event that addresses professional brewers from brewpubs and craft breweries from around the world. Topics ++ Technological / Technical aspects ++ Overview of the international market trends ++ General concepts for small-scale brewery plants ++ Raw materials ++ Yeast ++ Quality control The symposium is co-located to the drinktec 2017, the world’s leading trade fair for the beverage and liquid food industry. SUPPORTED BY
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www.vlb-berlin.org/en/microbrew2017 VLB Berlin, Seestraße 13, D-13353 Berlin – Germany Tel: +49 30 450 80-245, Fax: +49 30 450 80-210 rahl@vlb-berlin.org
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
Symposium Bier & Gesundheit Zum 8. Mal hat die europäische Plattform „Beer & Health“ Ende April zu einem wissenschaftlichen Symposium nach Brüssel eingeladen. Rund 150 Teilnehmer aus Industrie, Wissenschaft, Verbänden und Presse diskutierten bereits bekannte und neue Erkenntnisse über die Zusammenhänge von Konsum alkoholischer Getränke und der menschlichen Gesundheit. (oh) Beim Thema Alkohol und Gesundheit gehen die Meinungen auseinander. Auf der einen Seite gehören alkoholische Getränke seit mehreren Jahrtausenden zum festen Bestandteil der menschlichen Ernährung und Kultur. Zahlreiche wissenschaftliche Studien
daher nach wie vor kontrovers und oft sehr emotional geführt.
Prof. Dr. CorinaAurelia Zugravu von der Universität für Medizin und Pharmazie Bukarest leitete das 8. Symposium Beer & Health in Brüssel
weisen darauf hin, dass ein moderater Alkoholkonsum auch positive Effekte auf die menschliche Gesundheit haben kann. Unbestreitbar ist auch, dass die Mehrheit der Bevölkerung weltweit alkoholische Getränke bewusst und verantwortungsvoll genießt. Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass Alkoholmissbrauch zu schweren gesundheitlichen und sozialen Schäden führt. Die öffentliche und politische Diskussion wird
Jahr seit 1999 zum 8. Mal in Brüssel stattfand. „Wir wollen hier nicht unkritisch den Alkoholkonsum verherrlichen. Wir stehen vielmehr für moderaten Konsum, der seinen Platz auch in einer modernen Gesellschaft hat“, betonte Prof. Dr. Corina-Aurelia Zugravu, Leiterin des Departments of Nutrition and Environmental Health der Universität für Medizin und Pharmazie Bukarest und Vorsitzende des diesjährigen Symposiums.
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
Diskussion versachlichen Diesen Disput auf die Grundlage wissenschaftlicher Fakten zurückzuführen, ist das Ziel des Symposiums „Beer & Health“, das in diesem
Fotos: Brewers of Europe
Über die neuesten Entwicklungen bei der Umsetzung von Richtlinien zum Konsum alkoholischer Getränke berichtete Helena Conibear, Geschäftsführerin der Non-Profit Organisation „AIM Alcohol in Moderation“. Der Alkoholkonsum in den entwickelten Ländern ist in den vergangenen 25 Jahren rückläufig. Nur in den Schwellenländern und Osteuropa beobachtet die WHO noch steigende Konsumraten. Weltweit trinken geschätzte 2 Mrd. Menschen alkoholische Getränke. Dies resultiert in einen Durchschnittsverbrauch an reinem Alkohol von 6,2 l pro Jahr und hat sich in diesem Zeitraum kaum verändert. Der sich daraus ableitende Tageskonsum von 13,5 g reinem Alkohol verteilt sich statistisch zu 50 % auf Spirituosen, zu 35 % auf Bier und zu 8 % auf Wein. Die offiziellen Empfehlungen zum Konsum alkoholischer Getränke sind weltweit unterschiedlich. Nicht einmal bei der Definition eines „Standard-Drinks“ sind sich die Experten einig. Lediglich bei der Punktnüchternheit für bestimmte Gruppen, z.B. Schwangere, herrsche Konsens. Grundsätzlich sollten bei solchen Guidelines zwischen kurzund langfristigen Auswirkungen unterschieden werden. So ist beispielsweise die Empfehlung von komplett alkoholfreien Tagen für starke Trinker sicherlich sinnvoll. Für moderate Konsumenten gilt dagegen eher die Regel, trinke wenig, dafür aber regelmäßig, so die Referentin. Allerdings gebe es auch Wissenschaftler, die die positiven gesundheitlichen Effekte von geringem Alkoholkonsum grundsätzlich anzweifeln. Dabei wird argumentiert, dass moderate Trinker einen bewussteren Lebensstil pflegen und dies der eigentliche Grund für bessere Gesundheit sei. In der jüngsten Vergangenheit hat sich der Fokus der Risikobetrach-
tung weg vom Herz-Kreislauf-Sys tem und hin auf das Krebsrisiko verschoben. Aber auch wenn ein Zusammenhang von bestimmten Krebserkrankungen und Alkoholmissbrauch möglich ist – diese Erkrankungen sind komplex und häufig multikausal. Generell unstrittig sei der physiologische Unterschied zwischen Männern und Frauen, der eine entsprechende Differenzierung bei den Guidelines erforderlich macht. Auch bei älteren Trinkern gibt es Unterschiede, da diese in der Regel einen geringeren Gehalt an Körperflüssigkeit aufweisen. Außerdem werde die Kombination von Trinken und Essen bei vielen Guidelines nicht ausreichend berücksichtigt. Die Faktenlage zum Thema hat sich in den vergangenen Jahren kaum geändert. Die bekannte J-Kurve, nach der bei geringem Alkoholkonsum das Sterblichkeitsrisiko abnimmt, bei höherem Konsum allerdings schnell ansteigt (s. Abb. S. 12), entspricht nach wie vor dem Stand der Forschung, so Conibear. Es ist vielmehr die stärkere Fokussierung auf Krebs, die in den vergangenen Jahren dazu geführt hat, die Empfehlungen für den Konsum alkoholischer Getränke seitens der WHO zu verschärfen. Neuer Ansatz Einen neuen Ansatz zur Verifizierung der Aussage, ob moderater Bierkonsum tatsächlich eine positive Auswirkung auf die menschliche Gesundheit hat, stellte Dr. Luc Djoussé, Forschungsdirektor im Fachgebiet Aging am Brigham and Women‘s Hospital und Associate Professor of Medicine an der Harvard Medical School, Boston, vor. Zahlreiche Metastudien weisen darauf hin, dass das Risiko der Erkrankung des Herz-Kreislaufsys tems bei moderatem Alkoholkonsum abnimmt. Allerdings gebe es auch Studien, die zu gegenteiligen Schlussfolgerungen kommen. Eine Ursache dafür ist u.a. die Auswahl der Stichprobe. So muss man bei der Gruppe von Abstinenzlern beispielweise unterscheiden, ob die Person ihr Leben lang keinen Alkohol getrunken hat oder ob es sich um einen Menschen handelt, der auf Grund von Problemen mit dem Alkoholkonsum aufgehört hat. Bei der letzteren Gruppe hat ein moderater Alkoholkonsum keine positive
Wirkung mehr. Grundsätzlich kann Alkoholkonsum unterschiedliche positive und negative Effekte auf die menschliche Gesundheit haben. Dies wird allerdings häufig von verschiedenen anderen Effekten beeinflusst bzw. überlagert, was eine differenzierte Betrachtungsweise erfordert. Eine biostatistische Methode, die solche Wechselwirkungen bei epidemologischen Studien berücksichtigt, ist die Mendelsche Randomisierung (MR) auf der Basis ins trumenteller Variablen (IV). Dabei werden auf genetischer Ebene verschiedene Einflussfaktoren, die zu einem bestimmten Krankheitsbild führen können, bewertet. Mit den richtigen instrumentellen Variablen und einer geeigneten Probandenzusammensetzung kann die Mendelsche Randomisierung künftig eine differenzierte Betrachtungsweise über die wirklichen Zusammenhänge von Alkoholkonsum und Gesundheit liefern, so der Referent. Unabhängige Forschung Den aktuellen Stand der Forschung über die Zusammenhänge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und fermentierten Getränken fasste Prof. Dr. Demosthenes Panagiotakos, Harokopio University, Athen, zusammen. Bei seiner Analyse wies er darauf hin, dass es nach wie vor unterschiedliche Meinungen zu der Frage gibt, ob die Art des alkoholischen Getränkes bei
der Betrachtung eine Rolle spielt. Dabei sei es eindeutig, dass man zwischen Wein-, Bier- und Spirituosenkonsum unterscheiden müsse. Insbesondere der letzten Getränkekategorie maß er keine positive gesundheitliche Relevanz bei. Auf der Basis der aktuellen Daten sei ein moderater Konsum von Bier und Wein daher durchaus akzeptabel. Allerdings sprach er sich dagegen aus, abstinent lebenden Menschen aus gesundheitlichen Gründen den moderaten Konsum alkoholischer Getränke zu empfehlen. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde insbesondere der Einfluss der Industrie auf die Ergebnisse von medizinischen Studien erörtert. Nach Ansicht von Prof. Djoussé würde kein seriöser Wissenschaftler für eine Projektfinanzierung seine wissenschaftliche Karriere riskieren. Insbesondere bei Metastudien liegen alle Daten offen. Eine falsche oder tendenziöse Auswertung würde früher oder später auffallen und den Ruf des Wissenschaftlers beschädigen. Auch Prof. Panagiotakos verneinte den Einfluss der Industrie auf die meis ten großen Meta-Analysen.
Rund 150 Repräsentanten aus Wissenschaft, Presse, Verbänden und Industrie diskutierten im Naturkunde-Museum in Brüssel über Bier und Gesundheit
Das Symposium „Beer & Health“ wurde unterstützt von den Brewers of Europe
Bier und Diabetes Über den Stand des Wissens hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Bierkonsum und Diabetes Typ 2 berichtete Prof. Dr. Kjeld Hermansen von der Universitätsklinik Aarhus, Dänemark. In Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
Frauen
relatives Sterberisiko
Männer
Alkoholverzehr (g/Tag) Bekannt unter der Bezeichnung „J-shaped curve“: Diese Kurven beschreiben das relative Sterberisiko als Folge von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems in Abhängigkeit regelmäßigen Alkoholkonsums. Dabei sinkt das Risiko bei moderatem Verzehr zunächst, um ab einer bestimmten Menge wieder zu steigen. Bei starkem Alkoholkonsum ist das Sterberisiko dann deutlich erhöht. Diese Kurve wurde in zahlreichen Studien bestätigt. Auch der unterschiedliche Verlauf bei Männern und Frauen gilt als unstrittig. Unterschiedliche Schlussfolgerungen bestehen aber in Bezug auf die sich daraus abgeleiteten Empfehlungen zur Menge des Alkoholverzehrs.
Quelle: Aus „Beer and Health – Moderate consumption as part of a healthy lifestyle“, 5th Edition, 2016, Kennisinstituut Bier / Beer & Health, www.beerandhealth.eu
den westlichen Ländern weisen 20 bis 25 % der Erwachsenen ein Metabolisches Syndrom auf. D.h. sie sind übergewichtig, haben einen niedrigen HDL-Cholesteringehalt, hohen Blutdruck und einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Damit steigt ihr Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, um das Fünffache. Dies wiederum hat zur Folge, dass ihre statistische Lebenserwartung um 6 Jahre sinkt. Hermansen stellte in diesem Zusammenhang mehrere medizinische Studien vor, die auf einen schützenden Effekt des moderaten Konsums von Bier oder Wein (20-30 g Alkohol pro Tag) vor Diabetes Typ 2 hinweisen. Alkohol und Übergewicht Auch der Einfluss von Alkoholkonsum auf das Körpergewicht ist immer wieder Gegenstand von Untersuchungen. Dabei wurde kein genereller Zusammenhang zwischen moderatem Bierkonsum und Übergewicht nachgewiesen. Unstrittig ist allerdings, dass starkes Trinken zur Gewichtszunahme führt. Für den Blutzuckerspiegel gilt: Ein geringer Genuss von alkoholischen Getränken sei nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft auch für Di-
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abetiker unbedenklich. Grundsätzlich wäre es sinnvoll, die Rolle von Bier als Teil einer Diät für Diabetiker genauer zu untersuchen, insbesondere im Zusammenspiel mit neuen antidiabetischen Wirkstoffen, so der Referent. Alkohol und Gehirn Über den Zusammenhang von moderatem Alkoholkonsum mit der Alterung des Gehirns sprach Prof. Dr. María José Gonzáles, vom Department of Biomedical Science der Universität Alcalá, Madrid. Alzheimer ist die am meisten verbreitete Demenzkrankheit. Ihre Ursachen sind noch nicht gänzlich verstanden. Eine der gängigen Erklärungsversuche ist die Free Radical Hypothese. Diese geht davon aus, dass unser Gehirn nur eine begrenzte antioxidative Kapazität hat. Wird diese überlastet, führt dies zum Absterben von Hirnzellen. Als besonders neurotoxisches Element in diesem Zusammenhang gilt Aluminium. Ein therapeutischer Effekt wird dagegen Silizium zugeschrieben. Dabei wurde in jüngster Zeit insbesondere die Wechselwirkung zwischen Ortho-Silikonsäuren und
Aluminium in Bezug auf die Reduzierung des Aluminiumgehalts im Körper untersucht. Im Mittelpunkt stand dabei die These, dass Silizium die Aufnahme von Aluminium im Magen-Darm-Trakt hemmt. Im Tierversuch mit Mäusen wurde nachgewiesen, dass der Konsum alkoholhaltiger Biere die Aufnahme von Aluminium und damit die Oxidationsreaktionen im Gehirn mindert. Bei alkoholfreien Bieren sei dieser Effekt weniger ausgeprägt. Im Verlauf dieser Untersuchungen wurde auch das Lernvermögen von Mäusen getestet: Dabei wurde ein negativer Effekt von Aluminium beobachtet, der bei den Testmäusen, die mit hopfenhaltigen Bieren ernährt wurden, wesentlich geringer ausfiel. Silizium, auch in Kombination mit Bier und Hopfen, kann den negativen Einfluss von Aluminium auf die Gehirnleistung reduzieren und damit einen positiven Effekt auf die Erkrankung bei Alzheimer haben, so die Hypothese der Referentin. Bier und Rehydratisierung Der Frage, ob Bier ein geeignetes Getränk zur Rehydratisierung nach sportlichen Aktivitäten ist, ging Prof. Dr. Ronald J. Maughan von der St Andrews University, Schottland, nach. Grundsätzlich äußert sich starker Flüssigkeitsverlust im menschlichen Körper unter anderem in einem Rückgang der Konzentrations- und Leistungs fähigkeit. Bei der Rehydratisierung kommt es darauf an, sowohl genügend Flüssigkeitsvolumen als auch bestimmte Mineralien zuzuführen. Alkoholhaltige Getränke sind in der Regel diuretisch, d.h. es wird nach Genuss mehr Flüssigkeit ausgeschieden, als aufgenommen wurde. Bei Flüssigkeiten mit niedrigen Alkoholgehalten wie z.B. Bier sei dieser Effekt allerdings vernachlässigbar. Daher ist Bier zur Rehydratisierung nach körperlicher Anstrengung grundsätzlich geeignet. Was Bier zum idealen Sportgetränk fehlt, ist Natriumchlorid. Allerdings kann Natrium auch durch andere Natriumsalze ausgeglichen werden, die weniger geschmacksaktiv sind. Bier und Lebensstil Passt Bierkonsum zu einem gesundheitsbewussten Lebensstil? Dieser Frage ging Prof. Dr. Giovanni de Gaetano, Director, Department
Epidemiology and Prevention, Ins tituto Neurologico Mediterraneo NEUROMED, Pozzilli, Italien, nach. Er berichtete von den Aktivitäten eines internationalen Expertengremiums, das den aktuellen Stand des Wissens über die Effekte eines moderaten Alkoholkonsums in einer Publikation zusammengestellt hat. Der Artikel „Effects of moderate beer consumption on health and disease: A consensus document“ wurde 2016 im Journal „Nutrition, Metabolism & Cardiovascular Diseases“ veröffentlicht. Bei der Auswertung der vorhandenen Studien kam immer wieder die Frage auf, ob die beobachteten positiven Effekte auf den Genuss von Alkohol zurückzuführen sind oder ob vielleicht andere Einflussgrößen entscheidender sind. Dies führt immer wieder dazu, dass auf Basis gleicher oder ähnlicher Daten unterschiedliche Aussagen bezüglich eines positiven oder negativen Einflusses von Alkohol getroffen werden. In der jüngsten Vergangenheit ist Alkoholkonsum zunehmend auch in Zusammenhang mit dem Krebs risiko betrachtet worden. Hier wird
In Zusammenarbeit mit dem Dutch Beer Institute hat das Forum „Beer & Health“ eine Broschüre zum Thema herausgegeben. Auf 126 Seiten werden dort zahlreiche Aspekte des Themas erläutert und mit wissenschaftlichen Quellen verbunden. Die englischsprachige Broschüre kann unter www.beerandhealth.eu kostenlos heruntergeladen werden.
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln, geht der regelmäßige Alkoholkonsum junger Menschen in Deutschland seit den 1970-er Jahren kontinuierlich zurück. Besonders deutlich zeigt sich die rückläufige Entwicklung bei den 18- bis 25-Jährigen. Befragt wurden 7003 Personen im Alter von 12 bis 25 Jahren im Zeitraum März bis Juni 2016. Als regelmäßiger Konsum Quelle: BGzA Mai 2017 gilt dabei der Alkoholverzehr mindestens einmal pro Woche. selbst moderatem Konsum eine grundsätzlich negative Wirkung zugesprochen. Nach Ansicht des Referenten sei der negative Effekt bei Krebs (5 %) allerdings im Vergleich zur positiven Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System (25 %) deutlich geringer. Ob sich daher daraus eine grundsätzliche Empfehlung für Abstinenz ableiten lässt, stellte der Referent in Frage. Bier und Ernährung Einen Schwerpunkt widmete der Referent der Kombination von moderatem Bierkonsum und mediterraner Ernährung. Hier gebe es eine besonders auffällige positive Wechselwirkung. Der Einfluss wurde mit etwa 20 % angegeben. Die Daten würden auch Hinweise darauf geben, dass in dieser Kombination auch das Krebsrisiko positiv beeinflusst werde. Die Zusammenhänge seien aber derzeit noch nicht ganz klar. Insgesamt scheinen die Wechselwirkungen zwischen der Menge und der Art alkoholischer Getränke und der entsprechenden Ernährung größer zu sein als bislang angenommen. Öffentliche Wahrnehmung In der Abschlussrunde wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass
die öffentliche Diskussion des Themas Alkohol und Gesundheit nicht immer faktenbasiert verläuft. Daher sei es die Aufgabe der Branche, den Entscheidungsträgern aus der Politik immer wieder wissenschaftliche Grundlagen für ihre Entscheidungsfindung zur Verfügung zu stellen. Ein europäischer Standard für die Empfehlungen zum Alkoholkonsum wäre ein weiterer wichtiger Schritt in dieser Richtung. Auch sei zu Bedenken, dass bei der Ernährung emotionale und soziale Faktoren eine Rolle spielen. Eine davon losgelöste Betrachtung mit der Fokussierung auf rein „harte“ Fakten wie Nähstoffe und Flüssigkeitshaushalt gehe daher an den menschlichen Bedürfnissen vorbei. Gleiches gelte auch für moderne Analysentechnologien, die Ursache-Wirkungs-Prinzipien auf genetischer Ebene betrachten. Für zahlreiche Eigenschaften gibt es nicht das „eine“ Gen, sondern es ist vielmehr eine komplexe Kette von Wechselwirkungen, die letztendlich die Gesundheit des Einzelnen beeinflusst. Alle Präsentationen des 8. Symposiums „Beer & Health“ stehen unter www.beerandhealth.eu zur Verfügung. Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
VERANSTALTUNG
Dresdner Brauertag: Zwischen Rohstoffen, Digitalisierung und Produktvielfalt Rund 80 Brauereiexperten aus Sachsen und den benachbarten Bundesländern trafen sich Ende April zum 23. Dresdner Brauertag. Die Fachtagung wird seit 1992 gemeinschaftlich vom Sächsischen Brauerbund und der VLB Berlin organisiert. Die Veranstaltung wurde moderiert von Uwe Helmsdorf, Geschäftsführer der Köstritzer Schwarzbierbrauerei.
Uwe Helmsdorf führte duch das Programm des Dresdner Brauertages
Das Berliner Programm ist eine einzige Erfolgs geschichte: Frank Rath
Veränderungen bei den Parametern des Berliner Programms haben seine Aussagekraft weiter erhöht: Henrike Vorwerk
Die Bedingungen für die Einspeisung von Strom haben sich verschlechtert: Jens Fischer
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(oh) Über das Berliner Programm 3.0 – Ziele, Veränderungen und Auswirkungen am Beispiel aktueller Versuchsergebnisse sprachen Prof. Dr. Frank Rath und Henrike Vorwerk, beide VLB Berlin. Das „Berliner Programm“ ist ein in Deutschland etabliertes Programm zur Beurteilung von Braugerstensorten in der Phase der Neuzüchtung. Es wurde seit dem Start in 2002 immer wieder optimiert, zuletzt 2016. Dabei standen die Eigenschaften bei einem reduzierten Weichgrad im Fokus, da sich daraus ein großes wirtschaftliches Potenzial bei der Malzherstellung ableitet. Weitere Verbesserungen betrafen die Voraussage der Vergärungseigenschaften sowie die Aktivität der Amylasen und Grenzdextrinasen. Wichtig sei die Reproduzierbarkeit der einzelnen Analysen. Diese wurden in umfangreichen Labortests mit verschiedenen Gerstensorten an der VLB Berlin und an der TU München evaluiert. Gesetzliche Rahmenbedingungen beim Einsatz von Kraft-WärmeKopplungsanlagen (KWK) stellte Jens Fischer vom Bundesverband der Energieabnehmer vor. Der Betrieb solcher Anlagen wird in ers ter Linie von staatlichen Faktoren beeinflusst, z.B. Steuern, Netznutzungsgebühren, EEG-Umlage. Seit 1.1.2017 ist das novellierte KWKGesetz in Kraft getreten. Dabei wurde die Attraktivität der StromEinspeisung für kleinere industrielle Erzeuger reduziert. So ist bei Anlagen mit mehr als 100 kWelt der feste Abnahmepreis weggefallen und muss frei verhandelt werden. Dies kann dazu führen, dass der Betreiber je nach Angebot auf den Spotmärkten für die Einspeisung
sogar bezahlen muss. Die steigende Anzahl von gesetzlichen Meldepflichten sowie die Dokumentation von Drittverbrauchern im Unternehmen (z.B. Kantinen, extern betriebene Getränkeautomaten etc.) haben den Verwaltungsaufwand weiter erhöht. Bis 100 kWelt sei es derzeit besser, den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen. Erst bei Anlagen ab 500 kWelt kann die Einspeisung wirtschaftlich güns tiger sein, so der Referent. Über den Nanny-Staat sprach Marc-Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauer-Bund. Der Einfluss von Verbraucherorganisationen auf die öffentliche und politische Willensbildung steigt zunehmend. Sobald ein Thema mit Bier zu tun hat, steigt die öffentliche Aufmerksamkeit. Jüngstes Beispiel war die Glyphosat-Kampagne im Frühjahr 2016. Auch erleben wir im Bereich der Nahrungs- und Genussmit-
tel eine Konjunktur der Verbote. Dieser Domino-Effekt startete beim Tabak und läuft weiter über Zucker, Fett bis hin zum Alkohol und Bier. Bei der Diskussion über Maßnahmen zur Einschränkung des Genusses alkoholischer Getränke spielen die EU-Kommission und die World Health Organisation (WHO) eine wichtige Rolle. Insbesondere die WHO verfolgt dabei eine Abschottungsstrategie und will die Hersteller aus den weiteren Verhandlungen ausschließen. In der EU werden aktuell Warnhinweise auf Flaschen, Einschränkung von Werbung, Sponsoring und Online-PR diskutiert. Forderungen nach einer EU-weiten Mindeststeuer für Bier, einer Erhöhung des Abgabealters von 16 auf 18 Jahre oder die Einführung geschützter Umgebungen („alkoholfreie Räume“ in Gaststätten und bei Veranstaltungen) wurden über eine Resolution des Europaparlaments abgelehnt. Über ausgewählte Anwendungsfelder für die digitale Vernetzung der Brauwirtschaft sprach Prof. Dr. Ronny Kunz, unamera GmbH. In der deutschen Brauwirtschaft ist der Grad der Digitalisierung sehr heterogen. Während die interne Digitalisierung bei größeren Betrieben weit fortgeschritten ist, ist der Stand bei der externen Digitalisierung allgemein noch recht gering. Dabei ist die Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette ein wesentliches Merkmal der Digitalisierung. Die Firma unamera ist angetreten, diesen Systembruch zu überwinden.
Es wurde ein digitaler Marktplatz aufgebaut, auf dem aktuell verschiedene Brauereien, Mälzereien und Hopfenhändler vertreten sind. Die Finanzierung erfolgt durch eine Transaktionsgebühr. Aktuell sind auf der Plattform eine zweistellige Zahl von Nutzern aktiv. Das durchschnittliche Anfragevolumen liegt bei 170 T€. Die Angebotsrate liegt bei 90 %, die maximal erzielte Preisersparnis liegt bei 8 % bis 15 %, im Durchschnitt seien es 3 %. Als weiteren Vorteil habe ein Käufer einen einfacheren Zugang zu mehreren Lieferanten. Künftig sollen auch Zertifizierungsketten mit abgebildet werden. Damit entstehen zusätzliche Vorteile, die die Prozesskosten weiter reduzieren können. Über das neue Sudhaus der Sternquell-Brauerei berichteten Dr. Jörg Lehmann, Kulmbacher Brauerei, und Matthias Schmidt, GEA . Die Sternquell-Brauerei wurde seit 1995 in Teilabschnitten (Gärkeller bis Logistik) an einen neuen Standort am Stadtrand verlagert. Da das ursprünglich geplante Sudhaus nicht realisiert werden konnte, wurde die Würze per Tankwagen von der alten Brauerei zum neuen Standort transportiert. Rund 25 Jahre nach der letzten Modernisierung war es aber dann doch an der Zeit, nach Lösungen für eine neue Sudanlage zu suchen. Um die Investitionskosten zu minimieren, sollte daher eine bestehende Halle genutzt werden. Da die maximale Hallenhöhe bei 6,25 m lag, musste sie bei der Dimensionierung der Anlage berücksichtigt werden. Im Juli 2015 begann die Firma GEA mit der Planung des neuen 230-hlSudwerkes, das auf Grund der limitierten Raumhöhe sehr kompakt ausgeführt wurde. Die Montage begann im Januar 2016, der erste Sud wurde im Mai 2016 ausgeschlagen. Die Spezifikationen konnten eingehalten werden bzw. wurden bei einigen Parametern sogar noch übertroffen. So konnte der Energieverbrauch um 20 % gesenkt werden. Wie mit innovativen Methoden Abfüllprozesse
Diskussionen um das Thema Bier werden in der Öffentlichkeit aufmerksam wahrgenommen: Marc-Oliver Huhnholz
Bisher bleibt die externe Digitalisierung hinter ihren Möglichkeiten zurück: Ronny Kunz
Nach 25 Jahren Dauerbetrieb war es Zeit, in eine neue Sudanlage zu investieren: Jörg Lehmann
Beim neuen Sudhaus sank der Energieverbrauch um 20 %: Matthias Schmidt überwacht und optimiert werden können, darüber sprach Dr. Roland Pahl, VLB Berlin. Bei schnellen Vorgängen, etwa dem Abfüllprozess von Flaschen, kann der Einsatz einer Hochgeschwindigkeitskamera entscheidende Hinweise für Problemlösungen geben. In einem Beispiel wurde gezeigt, wie damit ein fehlerhafter Beleimungsvorgang bei der Etikettierung korrigiert werden konnte, der als Ursache einer ständigen Faltenbildung identifiziert wurde. Auch die Untersuchung des Berstverhaltens von Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
Hochgeschwindigkeitskameras können helfen, Probleme zu lösen: Roland Pahl
Der Preis ist ein beliebtes Mittel um den Absatz zu steuern: Matthias Grall
Bei 240 Hopfensorten ist es nicht leicht, die richtige zu finden: Florian Schüll
Die Produktdeklaration von Getränken sollte immer Chefsache sein: Jörg Maxminer
Glasflaschen im Füller gab überraschende Erkenntnisse über die Flugbahnen einzelner Glassplitter. Ein weiteres Thema ist die Vollflaschen-Inspektion. Ein aktuelles Forschungsprojekt mit der Dresdner Fraunhofer-Gesellschaft will dazu die optische Kohärenztomografie nutzen, ein in der Medizin bereits verbreitetes Verfahren auf der Basis der Nahinfrarot-Spektroskopie. Eine akustische Kamera kann wertvolle Erkenntnisse bei der Detektion von Lärmquellen im Flaschenkeller
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liefern. Weitere Themen waren die mikrobiologisch induzierte Korrosion über Biofilme oder der Einsatz eines Raster-Elektronenmikroskops in Kombination mit energiedispergiver Röntgenspektroskopie (EDX) zur Analyse von Oberflächen auf atomarer Ebene. Den Einstieg in das Thema Produktvielfalt bereitete Matthias Grall, Geschäftsführer der Landskron Brauerei Görlitz. Es gibt keine schlechten Biere am Markt, aber die Geschmacksvielfalt vor allem bei Pilsbieren ist marginal. Der Absatz wird daher häufig über den Preis gesteuert, der kontinuierlich sinkt. Eine Alternative für den Mittelstand können Bierspezialitäten sein. Diese bieten die Möglichkeit, sich am Markt zu differenzieren und gleichzeitig trotz größerem Produktionsaufwand durch höhere Abverkaufspreise bessere Gewinnmargen zu erzielen. Landskron bietet heute 12 verschiedene Biere an, von denen einige nur saisonal verfügbar sind. Dabei versteht sich Landskron nicht als Craft Beer Brauer, der extreme Biere herstellen möchte. „Drinkability steht bei uns im Vordergrund“, so Grall. Der Aufbau von Sortenkompetenz am Markt ist ein langfristiger Prozess. Ein Pils dunkel einzufärben, um es als neues Spezialbier zu verkaufen, sei nicht ausreichend. Im Anschluss wurden verschiedene limitierte „Editionsbiere“ aus dem Hause Landskron verkostet, die zum Teil für 8 € pro 0,75-l-Flasche über den eigenen Online-Shop ihre Liebhaber finden. Orientierungshilfe bei der Auswahl der richtigen Hopfensorten gab Dr. Florian Schüll, HVG. Bei der Rezeptentwicklung ist die Wahl der geeigneten Hopfensorten keineswegs trivial. Die Herausforderung wird durch die ständig steigende Sortenvielfalt nicht geringer, waren doch 2016 rund 240 Hopfensorten auf dem Markt. Das Aroma des Rohhopfens findet sich häufig nicht im gleichen Maße im Bier wieder. Daher ist eine alleinige Auswahl auf Basis sensorischer Eindrücke nicht ausreichend. Mit den zusätzlichen Werten der chemischen Analyse ergibt sich damit eine Vielzahl von Kriterien, die eine Beschreibung diffizil machen. Wichtige Parameter seien u.a. das Verhältnis der Begleitbitterstoffe oder der Anteil
an Iso-Cohumolon. Polyphenole im Bier haben wegen der Gefahr der Trübungsbildung einen schlechten Ruf, tragen aber zur Vollmundigkeit bei, haben ein antioxidatives Potenzial und können sich damit positiv auf die Geschmacksstabilität auswirken. Bei der Hopfenkomposition sollte der Brauer versuchen zu verstehen, welche Effekte die einzelnen Sortenbestandteile auf das spätere Produkt haben. Am Ende entscheiden aber leider oft ökonomische Gründe über die Auswahl der Hopfensorten. Über Stolpersteine bei der Deklaration neuer Bier- und Getränkekreationen sprach Dr. Jörg Maxminer, VLB Berlin. Im Getränkemarkt entstehen immer mehr Nischen. Um ein verkehrsfähiges Produkt auf den Markt zu bringen, ist nicht nur die eigentliche Produktentwicklung wichtig. Genauso entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg ist die korrekte Deklaration. Die diesbezügliche Beanstandungsquote lag 2015 in Deutschland bei Bier bei etwa 15 %, bei alkoholfreien Erfrischungsgetränken sogar bei 30 %. Als neuestes Regelwerk ist die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) Ende 2016 in Kraft getreten, die eine ganze Palette an verpflichtenden Angaben definiert. Trotzdem existieren aber nach wie vor Grauzonen. Ein Beispiel sei die „Fassbrause“, bei der es noch keine gefestigte Verkehrsauffassung gibt. Dies habe in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu Streitfällen geführt. Bei der Verwendung von Spirituosen und Bier bewegt man sich in den Bereich der Spirituosenverordnung. Hier ist die Kennzeichnung streng reguliert und variiert beim Einsatz unterschiedlicher Spirituosen. Auch bei gesundheitsbezogenen Angaben muss man vorsichtig sein. So wurde etwa die Angabe „vitalisierend“ bei einem alkoholfreien Bier beanstandet. Weitere typische Problemfelder sind geografische Herkunftsangaben, die Nährwertkennzeichnung oder die Werbung mit Selbstverständlichkeiten. Jeder Hersteller neuer Getränke sollte sich vor der Markteinführung eine Strategie für die Produktdeklaration zurechtlegen, insbesondere wenn es keine klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt, so die Empfehlung von Maxminer.
BRAUER-SCHULE Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende
Welches Maischverfahren? Seit 2014 wird zur Bewertung neuer Braugerstensorten nur noch das Isotherme-65 °C-Maischverfahren angewendet. Diese Umstellung erfolgte im Rahmen des Berliner Programms. Es versteht sich als Kooperationsprojekt, an dem der DBB, die Braugerstengemeinschaft (München), das Bundessortenamt (Hannover), das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (LfL, München), die TU München, Freising-Weihenstephan, sowie die VLB Berlin beteiligt sind. 1. Für die Braugerstenevaluierung verwendet man seit einigen Jahren statt des Kongressmaischverfahrens das Isotherme-65 °C-Maischverfahren. Was ist der Grund? Die heutigen Malze … a) sind homogener b) enthalten seit einigen Jahren deutlich mehr Eiweiß als früher c) enthalten deutlich mehr Stärke d) haben einen viel höheren Friabilimeterwert e) sind cytolytisch und proteolytisch besser gelöst 2. Welche Temperatur-Zeit-Zuordnung ist für die beiden Maischverfahren korrekt? a) Kongressmaische: 30 Minuten Rast bei 45 °C und 60 Minuten Rast bei 70°C – Isotherme-65 °C: 60 Minuten Rast bei 65 °C b) Kongressmaische: 30 Minuten Rast bei 50 °C und 60 Minuten Rast bei 70 °C – Isotherme-65 °C: 60 Minuten Rast bei 65 °C c) Kongressmaische: 60 Minuten Rast bei 45°C und 30 Minuten Rast bei 70°C – Isotherme-65 °C: 60 Minuten Rast bei 65 °C d) Kongressmaische: 30 Minuten Rast bei 45 °C und 60 Minuten Rast bei 70°C – Isotherme-65 °C: 30 Minuten Rast bei 65 °C e) Kongressmaische: 60 Minuten Rast bei 45 °C und 60 Minuten Rast bei 70 °C – Isotherme-65 °C: 60 Minuten Rast bei 65 °C 3. Beim Isothermen-65 °C-Maischverfahren findet keine Eiweißrast statt. Deshalb erreicht man beim Kongressmaischverfahren mit dem gleichen Malz auch höhere FAN-Werte. Welcher FANGehalt sollte beim Kongressmaischverfahren mit Sommergerstenmalzen erreicht werden? a) 15 g FAN pro 100 g Malztrockensubstanz b) 25 g FAN pro 100 g Malztrockensubstanz c) 150 mg FAN pro 100 g Malztrockensubstanz d) 250 mg FAN pro 100 g Malztrockensubstanz e) 500 mg FAN pro 100 g Malztrockensubstanz 4. Bei beiden Labormaischverfahren ist der pHWert der abgeläuterten Würze mit 5,8 bis 6,2 etwas höher als der pH-Wert einer Praxiswürze.
Woher rührt diese Abweichung? a) Das Schrot für die Labormaischverfahren ist feiner b) Das Schrot für die Labormaischverfahren ist gröber c) Bei den Labormaischverfahren wird mit deioni- siertem Wasser eingemaischt d) Die Würzen der Labormaischverfahren werden nach der Maischarbeit verdünnt e) Es gibt keine Abweichung, da der pH-Wert der Praxiswürzen auch zwischen 5,8 und 6,2 angesiedelt ist
Die Aufgaben stellte Studienrat Robert Pawelczak, Staatliche Berufsschule Main-Spessart/ Karlstadt
5. Die Analyse eines der angeführten Malzqualitätsmerkmale lässt die besten Rückschlüsse über die cytolytische Lösung eines Malzes zu. Welche ist das? a) Bestimmung der Dichte nach MEBAK b) Bestimmung des FAN-Gehaltes nach der Nin- hydrinmethode c) Berechnung des Eiweißlösungsgrades nach MEBAK d) Ermittlung der Viskosität mit dem Kugelfallvis- kosimeter nach MEBAK e) Ermittlung des Endvergärungsgrades der fil- trierten Würze nach MEBAK Fachrechnen 1) Beim Kongressmaischverfahren werden 50 g Malzschrot mit 200 ml Wasser eingemaischt. Kurz vor der Filtration wird die Maische noch auf 450 g Gesamtmasse aufgewogen. a) Berechnen Sie das Verhältnis Hauptguss zu Schüttung zu Beginn und am Ende des Maisch vorgangs. (0,1 dt/hl) b) Wie weit sinkt die Temperatur der Maische ab, wenn der Hauptguss genau 45,0 °C aufweist und das Malzschrot eine Temperatur von 23,5 °C hat? (0,1 °C) (Hinweis: Spezifische Wärmekoeffiz ienten vernachlässigen) c) Welche Trebermenge mit 80 % Wassergehalt ist zu erwarten, wenn folgende Vorgaben gelten sollen: Wassergehalt des Malzes 4,5 % und wasserfreie Extraktausbeute 80,5 %. (Lösungen S. 38) (0,01 g) Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
FACHRECHNEN
Dimensionierungsentwurf einer kontinuierlichen Gäranlage für die Bierproduktion (Teil 1) Gerolf Annemüller / Hans-J. Manger
Wie berechnet man den Durchsatz einer kontinuierlichen Gäranlage für die Bierproduktion? Antworten hierzu liefert der folgende zweiteilige Fachartikel. 1. Modellvorstellung • Der kontinuierliche Gär- und Reifungsprozess des Bier- V = 10 hL/h nach folgender Gleichung: • es mit einem kalkulierten Durchsatz von V = 10 hL • Bier/h gliedert sich grob mindestens in folgende vier V1 = V • τ = 10 hL/h • 28 h = 280 hL Teilstufen, deshalb wird eine Verfahrenstechnik mit vier Reaktionsbehältern gewählt (s. Abb. 1): Kalkuliert man einen zusätzlichen Steigraum für Kräusen von ca. 25 % ein, bezogen auf das erforderliche 1. Stufe: Propagation der Würze, Anstellen der Würze, Arbeitsvolumen, so ergibt dies das folgende erforderHefevermehrung mit Angärung und Gärungsneben- liche Bruttovolumen V1 für Fermenter 1: produktbildung in Verbindung mit der gesteuerten V1 = 280 hL + (0,25 • 280 hL) = 350 hL Hefevermehrung mit folgenden technologischen Richtwerten: Das Propagationsfermenter-Volumen V1 muss etwa St AW = 12 %, Vsend = 80 %, Esend = 2,4 %, Sauerstoffge- 350 hL betragen halt der Würze cO2 = 8 mg O2/L, Fermenterüberdruck zur Dämpfung der Gärungsnebenproduktbildung 2.1 Berechnung der erforderlichen kontinuierlichen pü = 0,3 bar, ϑWürze = 12 °C, Anstellhefekonzentration Hefedosage in die Anstellwürze cH0 = 15 • 106 Zellen/mL; Geht man von einer normalen dickbreiigen Satzhefe 2. Stufe: Vergärung des Extraktes bis zu einem mit einer Hefekonzentration von scheinbaren vergärbaren Restextrakt von ΔEs ≈ 1 % cH = 3 • 109 Zellen/mL aus, so ergibt sich die erforder • unter einem Überdruck von pü = 0,3 bar, Esterbildung, liche stündliche Hefedosage DH für V = 10 hL/h ( 106 Beginn der Hefeklärung, Temperaturanstieg auf ϑBier mL/h) und für eine Anstellhefekonzentration von cH0 = 15 °C; = 15 • 106 Zellen/mL wie folgt: 3. Stufe: Vergärung des vergärbaren Restextraktes bis Vs ≈ Vsend, CO2-Sättigung mit 5…6 g CO2/L Bier 6 / mL • 106 mL = 5 • 103 mL/h unter einem Überdruck von pü = 0,9…1 bar, Reduktion DH = 15 • 10 Zellen 6 3 • 10 Zellen / mL • h der Jungbierbukettstoffe (Gesamtdiacetylgehalt cVD < 0,1mg/L, Acetaldehydgehalt c Ald < 10 mg/L), Hefe- = 5 L Satzhefe/h klärung bis cH ≈ 5 • 106 Zellen/mL; 4. Stufe: Abkühlung des Biers im Durchlaufverfahren auf ϑ = 0 °C, Restklärung der Hefe, Ausbildung der 2.2 Kalkulation des erforderlichen Sauerstoff- bzw. Kältetrübung Luftbedarfes für den erwünschten Hefezuwachs Nach [1] werden pro 1 g Zuwachs an Hefetrockensubs 2. Propagationsfermenter V1 tanz (HTSZ) 120 mg Sauerstoff benötigt und es können Ziel ist eine Hefevermehrung von cH0 = 15 • 106 Zellen/ durchschnittlich 2,5 • 10 -14 kg Zelltrockenmasse pro mL (= N0) auf cH ≈ 75 • 106 Zellen/mL (= Nt). Bei 12 °C Hefezelle angesetzt werden. • beträgt die Generationszeit der Bierhefe t G = 12 h [1], Für den kontinuierlichen Durchsatz von V = 10 hL/h daraus ergibt sich die erforderliche Prozessdauer t wurde folgender Zuwachs an Hefezellen kalkuliert: für diese Hefevermehrung nach folgender Gleichung: Nt – N0 = 75 • 106 Zellen/mL – 15 • 106 Zellen/mL = 60 • 106 Zellen/mL tG(InNt – InNo) 12 h (In 75 • 106 Zellen/mL – In 15 • 106 Zellen/mL) t = = In2 In2 = 27,87 h ≈ 28 h Setzt man die erforderliche Prozessdauer t mit der theoretischen Verweilzeit τ im Fermenter 1 gleich, so ergibt sich das dafür erforderliche Arbeitsvolumen V1 für Fermenter 1 bei einem Durchsatz von
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
Bezogen auf den Durchsatz von 10 hL/h ergibt dies einen Hefezellenzuwachs von: 60 • 1012 Zellen/(10 hL • h). Der zu kalkulierende Hefetrockensubstanzzuwachs HTSZ beträgt damit: 60 • 1012 Zellen 2,5 • 10 -14 kgHTS 10 • = hL • h Zelle
1500 g HTSZ 120 mgO2 = • = g • HTSZ 10 hL • h 180 000 mg O2/(10 hL • h) = 180 g O2/(10 hL • h) Die normal belüftete Anstellwürze enthält ca. 8 mg O2/L, dies ergibt bei 10 hL/h: = 8000 mg O2/(10 hL • h) = 8 g O2/(10 hL • h) Damit besteht ein Fehlbetrag von 172 g O2/(10 hL • h), der durch zusätzliche Belüftung des Fermenters 1 gedeckt werden muss. 2.3 Berechnung der für die zusätzliche Belüftung erforderlichen Luftmenge 1 mL O2 entsprechen unter Normbedingungen (0 °C, 1,01325 bar) = 1,429 mg O2 Bezogen auf 10 hL und h sind 172 000 mg O = 2 = 120 363,9 mL O2 1,429 mg O2 / mL ≈ 120,4 L O2/(10 hL • h) erforderlich. Bei einem Sauerstoffvolumenanteil von 0,2093 L O2/1 L Luft beträgt die zur Zusatzbelüftung erforderliche Luftmenge 120,4 L O2 1L Luft = • = 0,2093 LO2 10 hL • h
Unter Verwendung der festgelegten Daten für die Anstellwürze ergibt sich folgende erforderliche Prozessdauer für die Vergärung bis zu einem vergärbaren Restextrakt von ΔEs ≈ 1 %: tHG = 10,86 • 12 % + 1,44 • 80 % - 130,67 = 114,85 h ≈ 115 h Da man davon ausgehen kann, dass bereits eine Teilvergärung im Propagationsfermenter V1 stattgefunden hat, reduziert sich die erforderliche Gärdauer im Fermenter V2 auf τ = 115 h – 28 h = 87 h Unsere Literaturempfehlung:
Das erforderliche Arbeitsvolumen V2 für die Durchführung der Hauptgärung beträgt damit:
•
V2 = τ • V = 87 h • 10 hL/h = 870 hL.
Ziel dieses Fachbuches ist es, einen Überblick über technologische Berechnungen und Richtwerte für die Praxis der Brauerei und Mälzerei zu geben. Die Autoren ergänzen dies durch selbst ermittelte Korrelationen und statistisch abgesicherte Beziehungen. Es soll den Auszubildenden, Praktikern und Studenten der Brauerei-, Mälzerei- und Getränketechnologie helfen, die Verfahrensführung der Bierherstellung zu optimieren. Weiterhin werden die für die technologischen Berechnungen erforderlichen Tabellen und Grafiken beigefügt, um eine zügige Aufgabenlösung ohne langes Suchen zu ermöglichen.
Geht man von einem Kräusensteigraum von 25 %, bezogen auf das Arbeitsvolumen, als Sicherheit aus, so ergibt sich das Bruttobehältervolumen für den Fermenter V2 aus: Neben den Rechenansätzen werden auch zahlreiche Beispielrechnungen durchgeführt, um dem Leser mit diesem Fachbuch den Einstieg in diese Materie zu erleichtern. Aus den Rechenansätzen und Beispielrechnungen können dann betriebsspezifische Aufgabenstellungen abgeleitet werden. Speziell für Kleinbrauereien, die keine große analytische Untersuchungskapazität besitzen, werden einfachere technologische Näherungslösungen vorgeschlagen. Für die Lösung der Aufgaben reichen die Kenntnisse über die Handhabung eines normalen Taschenrechners mit seinen integrierten trigonometrischen, logarithmischen und einfachen statistischen Funktionen aus. Die Verwendung der angegebenen Gleichungen für die Erstellung von universell nutzbaren Berechnungsunterlagen auf der Basis von gängigen Tabellenkalkulations-Programmen wird von den Autoren aber ausdrücklich empfohlen.
Fachrechnen für Mälzerei- und Brauereitechnologen
Da 1 g HTSZ = 120 mg O2 benötigen, beträgt der stündliche Sauerstoffbedarf im Fermenter 1:
scheinbaren vergärbaren Restextrakt von ΔEs ≈ 1 % in h St = Stammwürze in % Vsend = Scheinbarer Endvergärungsgrad in %. Es wurde eine durchschnittliche Vergä rung von Gd = 155 kg Ew/(100 hL • 24 h) im Ansatz verwendet.
Fachrechnen für Mälzerei- und Brauereitechnologen Technologische Berechnungen, Richtwerte und Korrelationen zur Optimierung des Verfahrens
Gerolf Annemüller / Hans-J. Manger
V2 = 870 hL + (0,25 • 870) hL = 1087,5 hL ≈ 1100 hL.
575,3 L Luft/(10 hL • h)
Das Volumen des Gärfermenters V2 muss etwa 1100 hL betragen. (wird fortgesetzt)
3. Gärfermenter V2 Unter Verwendung von Ergebnissen aus diskontinuierlichen, großtechnischen Gärversuchen in ZKT [2] wird folgende ermittelte Regressionsgleichung zur Abschätzung der erforderlichen Gärdauer bei dem vorliegenden kontinuierlichen Gärmodell verwendet: tHG = 10,86·St + 1,44·Vsend – 130,67 Bmult = 99,7 % ** (entspr. 99 %iger Sicherheit) tHG = Dauer der Hauptgärung bis zu einem
Quellennachweis [1] Annemüller, G., Manger, H.-J. u. P. Lietz: Die Hefe in der Brauerei, 3. Aufl., Berlin: Verlagsabteilung der VLB Berlin, 2013 [2] Annemüller, G.: Verfahren zur beschleunigten diskontinuierlichen Gärung und Reifung von hellen Vollbieren in zylindrokonischen Großtanks, Dissertation A, Humboldt-Univ. zu Berlin, 1975
ISBN 978-3-921690-78-9
Annemüller / Manger
150 • 10 -2 kg HTSZ/(10 hL • h) = 1,5 kg HTSZ/(10 hL • h)
VLB-Fachbücher
Im Verlag der VLB Berlin ISBN 978-3-921690-78-9 49 € Jetzt auch in Englisch erhältlich!
Abb. 1: Schema einer vierstufigen Konti-Gär- und Reifungsanlage AW Anstellwürze FB Fertigbier zum Puffertank/Filteranlage V1 bis V4 Behälter V• = 10 hL/h H1 bis H3 Abschlämmhefe ϑ1 etwa 15 °C ϑ2 etwa 0 °C p1 und p2: pü = 0,3 bar p3 und p4 = pü = 0,9…1 bar Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
VLB-FRÜHJAHRSTAGUNG
„Nessie“ sorgte in München für Furore Drei Schwerpunktthemen standen am Mittwoch (8. März), dem zweiten Vortragstag der Frühjahrstagung, auf dem Programm im Münchner Sheraton-Hotel. Dort trafen sich erneut rund 200 Teilnehmer im großen Tagungsraum, um sich über neueste Entwicklungen im Brauereisektor zu informieren. Durch das Programm führten – wie schon am Tag zuvor – der Paulaner Geschäftsführer Technik Dr. Stefan Lustig und der technische Betriebsleiter Christian Dahncke.
Die Lobby im Sheraton-Hotel bot viel Raum für Diskussionen und Networking
(dp) Innovative Sudhaustechnologie – Ein neues Verfahren zur Maischefiltration war das Motto für den ersten Themenblock. Dieser stand ganz im Zeichen von „Nessie“, einer neuartigen Maische filtration aus dem Hause Ziemann Holvrieka, Ludwigsburg. Über das innovative Verfahren selbst bzw. über seine analytischen Ergebnisse informierten allein drei Referenten. Den Anfang machte Konstantin Ziller von Ziemann Holvrieka, der zum Apparativen Aufbau und Funktion der neuartigen Läutertechnik (s.a. BF 3/17, S. 8) Stellung bezog. Bevor der Referent hierzu ins Detail ging, erinnerte er daran, welche Anforderungen heute an eine neue Läutertechnik gestellt werden. Diese muss zunächst sowohl im Batchverfahren als auch im kontinuierlichen Prozess betrieben werden können. Zudem muss sie äußerst flexibel sein im Hinblick auf die Sudgröße und
die Verwendung von unterschiedlichsten Rohstoffen. Gefordert werden außerdem, eine möglichst hohe Ausbeute sowie eine Verkürzung der gesamten Prozessdauer, ohne die Qualität der Würze zu verschlechtern. Darüber hinaus muss die Anlage aber auch Maischekonzentrationen im Bereich von HighGravity und höher verarbeiten können, CIP-fähig sein und einen kompakten und modularen Aufbau aufweisen. „Alle diese Ziele lassen sich mit Nessie erreichen“, sagte Ziller, um dann die Eckdaten der Maischefiltration zu präsentieren. Herzstück der Technik sind vier rotierende Drehscheibensiebfilter. Diese sind jeweils in einem Gehäuse untergebracht und kaskadenförmig hintereinander auf einem Gestell angeordnet. Durch die Rotation der Siebfilter werden drei Prozessschritte vollzogen:
Zunächst die Separation von Tre-
bern und Würze,
dann die Extraktion im Gegen-
stromverfahren und
schließlich die dynamische Wa-
schung der Feststoffe und ihre Abtrennung.
„Durch die Drehbewegung halten sich die Siebflächen automatisch frei. Dies führt zu einer nahezu unendlichen Filterfläche, was dieses System im kontinuierlichen Betrieb einsatzfähig macht“, erläuterte Ziller. Abschließend wies er u.a. darauf hin, dass Nessie individuell einsetzbar ist, je nach der benötig ten Braukapazität. Ob vom Maischbottich 5, 15 oder 50 hl kommen, sei unerheblich. Nessie werde immer die Läuterwürze in derselben Qualität produzieren. Als weiteren Vorteil der neuen Maischefiltration nannte der Referent deren verschleißarme Materialien, die lange Produktionszeiten ermöglichen. Dr. Roland Pahl, VLB Berlin, thematisierte den photometrischen Jodwert – Analytik von gestern oder eine Antwort auf alle Fragen? Der Vortrag stellte die Bedeutung des Jodwertes bei der Würzeanalytik in den Mittelpunkt der Betrachtung. Dabei wurden vor allem zwei Sachverhalte deutlich. Zum einen, dass das jeweilige Maischverfahren den Jodwert der Würze beeinflusst. Zum anderen aber auch, dass der Jodwert nicht automatisch mit dem Lösungsgrad von Stärke in der Würze korreliert. Daher kann es beim Maischen durchaus zu einer paradoxen Situation kommen. Etwa dann, wenn die Jodprobe einen hohen Anteil von Stärke anzeigt, obwohl das bisherige Maischen tatsächlich zu einer hohen Ausbeute geführt hat. Was widersinnig zu sein scheint, konnte der Referent aber folgendermaßen erklären. Demnach hat
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
die Temperaturzunahme beim Maischen einen gegenläufigen Effekt auf die Enzyme. Je höher die Temperatur, desto höher ist auch der Stoffumsatz. Allerdings führen zu hohe Temperaturen zwangsläufig zur Denaturierung von Enzymen, was ihre Aktivität vermindert bzw. ganz beendet. Pahl: „Wenn Sie aber eine entsprechende Schrotung gefahren haben, ist immer noch gelöste Stärke vorhanden, und dann geht der Jodwert immer wieder leicht hoch.“ Vor diesem Hintergrund sollte beim Maischen nicht zu viel gemacht werden. Dies gilt besonders, da die Optimaltemperatur eines Enzyms schon sehr nah an der Inaktivierungstemperatur liegt. Daher könnte dieser paradoxe Effekt eventuell dann auftreten, „wenn ich zulange auf der Rast rummaische“, sagte der Referent. Besonders gut zu veranschaulichen ist dieser Sachverhalt, wenn die Jodwerte von Kongresswürzen mit denen von isothermen Labormaischen im Bereich der α- und der β-Amylase verglichen werden. Letztere zeigten in eigenen Untersuchungen einen Anstieg auf erstaunlich hohe Jodwerte nach zwei Stunden Rast auf Optimaltemperatur der Amylasen. Dies sei auf die ausschließliche Betonung einzelner Enzyme zurückzuführen, so Pahl abschließend. Es braut sich was zusammen – Technologische Ergebnisse beim Einsatz der neuartigen Läutertechnik nannte Privatdozentin Dr. Annette Schwill-Miedaner, Sonthofen, ihren Vortag. Sie informierte wie schon Konstantin Ziller über die neue Maischefiltration Nessie. Allerdings weniger unter technischen Aspekten. Vielmehr legte die Referentin den Fokus auf die analytischen Unterschiede von Würzen, die entweder mit einem konventionellen Läuterbottich oder aber mit Nessie hergestellt worden waren. Um hierzu Erkenntnisse zu gewinnen, wurden zahlreiche Versuche durchgeführt. Diese erfolgten sowohl im Pilot- als auch im Industriemaßstab mit 10 hl bis 140 hl. Demnach lässt sich mit dem Einsatz von Nessie die Würzeherstellung beschleunigen. Dies liegt an der kürzeren Trennzeit sowie dem kürzeren Maischen. Je nach Sudhauskonzept kann die Zeiteinsparung bis zu 30 % betragen, was die Flexibilität in der
Sudhausarbeit erhöht. Da auch die thermische Belastung bei Nessie geringer sei, blieben die wertgebenden Inhaltsstoffe, wie etwa Zink, erhalten. Einen weiteren Vorteil sah die Referentin darin, „dass der Jodwert garantiert niedrig eingestellt werden kann“. Auch sei mit einer erhöhten Hopfenausbeute zu rechnen.
Die Entwicklung von Nessie dauerte mehr als drei Jahre: Konstantin Ziller
Den Schlusspunkt zu Nessie setzte Tobias Becher, Ziemann Holvrieka, der nahtlos an seine Vorrednerin anknüpfte. Becher zeigte nun, dass positive Effekte auch beim Bier auftreten, wenn dessen Würze von Nessie stammt. Dies war die Hauptbotschaft seines Vortrags Fermentationsergebnisse nach neuartiger Würzebereitung. Wie der Referent zunächst erläuterte, entstanden die vorgestellten Ergebnisse aus aufwändigen Versuchen in einer Brauerei mit zwei parallelen und unabhängigen Sudlinien. Zur einen gehörte ein konventioneller Läuterbottich, zur anderen das Nessie-System. Ziel war dann, aus den jeweiligen Würzen ein konventionelles Lagerbier zu brauen mit 14 ° Plato Stammwürze bzw. 5 Vol.% Alkohol. Der Rohstoffeinsatz für die Hopfenbittere war bei beiden Bieren identisch, um hinterher vergleichbare Ergebnisse zu bekommen. Insgesamt sah Becher beim Bier, das mit der Würze aus dem NessieSystem hergestellt wurde, einige Vorteile. Dazu zählte er u.a. die Erhöhung der Geschmacks- sowie der koloidalen Stabilität. So hätte Nessie-Bier 30 Warmtage problemlos überstanden, während das Läuterbottich-Bier nur vier Tage erreichte. Auch die Schaumzahl erhöhte sich um 5 Punkte nach Ross und Clark. Verkostungen hätten zudem keine Auffälligkeiten ergeben, so Becher: „Das heißt, wir können Bier von vergleichbarer Qualität herstellen.“
Nessie kann von den Mitarbeitern jeder Brauerei gewartet werden: Tobias Becher
Im zweiten Themenblock an diesem Morgen ging es um Trends in Technik und Technolgie. Hierzu informierte zunächst Otmar Hien, Tensid-Chemie, Muggensturm, über das Laugenmanagement in der Flaschenreinigung. Der Vortrag stellte einen Trommelfilter von TensidChemie für die Feinfiltration von Lauge aus der Flaschenwaschmaschine vor. Bevor der Referent die technischen Spezifikationen des
Die Anforderungen an das heutige Laugenmanagement haben sich deutlich erhöht: Otmar Hien
Bei bestimmten Konstellationen korreliert der Jodwert nicht mit dem Zuckergehalt in der Würze: Roland Pahl
Der Abläuterprozess ist zum limitierenden Faktor im Sudhaus geworden: Annette SchwillMiedaner
Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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TECHNIK & TECHNOLOGIE
Bei der Abfüllung in Bügelverschlussflaschen gibt es spezielle Anforderungen: Markus Grumann
Wie effizient arbeiten wir wirklich?: Klaus Bonfig
Fotos: dp
Das Berliner Programm hilft, frühzeitig neue Braugerstensorten zu bewerten: Henrike Vorwerk
Die VLB bietet eine Vielzahl von Lösungen an im Bereich der Mikrobiologie: Martin Hageböck
Gerätes erläuterte, skizzierte er die Herausforderungen an das Laugenmanagement in der heutigen Getränkeindustrie. Dazu gehören etwa die Etikettenzerfaserung und Verstopfung der Spritzdüsen. Hinzu kommt eine erhöhte Schmutzfracht, die sich aus den kürzeren Standzeiten, synthetischen Klebstoffen und die geringere Laugenverschleppung neuer Flaschen-
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
reinigungsmaschinen ergibt. „Der neue Trommelfilter bietet hier eine ideale Lösung“, sagte Hien. „Die relativ geringen Anschaffungs- und Folgekosten machen den Trommelfilter sehr attraktiv gegenüber der deutlich teureren Membranfil tration. Etikettenreste und Fasern werden effektiv entfernt und die Verschleppung in nachfolgende Zonen wirkungsvoll unterbunden“. Als weitere Vorteile des neuen Trommelfilters nannte der Referent die sehr einfache und robuste Bauweise, den geringen Strom- und Wasserverbrauch sowie die weitgehende Wartungsfreiheit. Dr. Markus Grumann , miho Inspek tionssysteme, Ahnatal, widmete sich Der Bügelflasche: Neues, ganzheitliches Inspektionskonzept aufgrund der gestiegenen Qualitätsanforderungen. Der Vortrag machte vor allem deutlich, dass Bier in Bügelverschlussflaschen voll im Trend liegt. Allerdings sind die Anforderungen an eine solche Abfüllung deutlich höher als bei anderen Flaschen. Vor diesem Hintergrund hat miho Inspektionssysteme ein neues Kontrollsystem für Bügelverschlussflaschen entwickelt. Es nutzt eine ausgefeilte Technik aus Kamera, Beleuchtung und Software, um alle Bereiche der Flasche und des Bügelverschlusses zu kontrollieren. Klaus Bonfig, Gea Brewery Systems, Kitzingen, referierte über Nachhaltiges Engineering – Vorteile eines Energieanlagenverbundes im Brauereibetrieb. Der Vortrag bot interessante Einblicke, wie sich der Ressourcen- und Energieverbrauch in Brauereien und Getränkebetrieben senken lässt. Um hier Einsparungen zu realisieren, werden zunächst ganzheitliche Konzepte erstellt. Ziel ist dabei auszuloten, welches Potenzial zur Effizienzverbesserung in den einzelnen Prozessschritten vorhanden ist. Anschließend werden dann Systemlösungen erarbeitet. Diese können sehr vielfältig sein und reichen vom Einbau neuester Energiespartechnik bis hin zur weiteren Nutzung von Abwärme bzw. aufgeheiztem Wasser. Das letzte Schwerpunktthema nahm die Rohstoffe unter die Lupe. Hierzu skizzierte zunächst Henrike
Vorwerk, VLB Berlin, die Braugerstenzüchtung: Das Berliner Programm 3.0 – Ziele, Veränderungen, Auswirkungen (Vgl. hierzu den Bericht zum Dresdner Brauertag auf S. 14). Zum Abschluss der Frühjahrstagung referierte Dr. Martin Hageböck, VLB Berlin, über Die VLB-Stammsammlung – Neue Potenziale für die Entwicklung von Bieren und Getränken. Der Vortrag zeigte vor allem, dass sich die VLB auch im Bereich der Mikrobiologie als innovativer Partner für die Brau- und Getränkeindustrie versteht. Zum Portfolio gehören aber nicht nur Analysen, die die gesamte Breite dessen abdecken, was Brauer und Getränkehersteller für ihre Qualitätskontrolle benötigen. Vielmehr stellt die VLB auch bei der Optimierung und Neuentwicklung von Getränken allen interessierten Firmen ihre wissenschaftliche Kompetenz zur Verfügung. Der Grundstein hierfür wurde bereits vor 100 Jahren von Paul Lindner gelegt, der seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt schon früh in der Isolierung und Erforschung verschiedenster Mikroorganismen gesehen hatte. Daher kann das VLB-Forschungsinstitut für Bio t echnologie und Wasser (FIBW) heute 120 relevante Hefen und Bakterien anbieten. Für Forschungszwecke werden weitere 1500 Stämme vorgehalten. „Wir können bei vielen Aufgaben helfen“, sagte Hageböck und nannte etwa die Entfernung von Alkohol bzw. die Reduzierung von Zucker in Getränken. Je nach Kundenwunsch können natürlich auch Hefen optimiert oder Getränke mit ungewöhnlichen oder gemischten Mikroorganismen entwickelt werden. Zum Schluss wies der Referent darauf hin, dass sich an der VLB Berlin neue Möglichkeiten für Brauversuche ergeben haben. So werden sich mit dem neuen VLBTechnikum (ZKTs bis zu 20 hl) und verschiedenen Gär- und Lagertechnologien nicht nur die maximale Kapazität der Pilotbrauerei deutlich erhöhen. Vielmehr wird auch die anschließende Peripherie (z.B. Filtration, Separation, Pasteurisation und Abfüllung) erweitert. Dadurch wird insgesamt das Serviceangebot für die Brau- und Getränkeindus trie an der Seestraße 13 nachhaltig verbessert.
NACHRICHTEN
Das neue LOGIKeg Pool-Fass belebt den Fassbier-Markt In Hamburg wurde im April mit dem LOGIKeg ein Fasspool-System vorgestellt, das es für Brauereien, GFGH und Gastronomie nach Angaben des Herstellers einfacher und wirtschaftlicher macht, den Gästen künftig eine größere Vielzahl frischer Bierspezialitäten anzubieten. (F.) Besonders in der Gastronomie erwarten heute immer mehr Gäste frisch gezapfte Bierspezialitäten. Sie sind bereit, dafür mehr zu zahlen als für Flaschenbiere. Für Brauereien war es bisher sehr aufwändig und teuer, der Gastronomie Fassbier-Spezialitäten anzubieten. Für den GFGH war der logistische und organisatorische Aufwand sehr hoch, da kleine Mengen mit großer, individueller Fassvielfalt gehandelt werden mussten.
deutlich die Gefahr von Qualitätsverlusten durch das Aufkarbonisieren im Anstich. Der LOGIPACK Prozess bedeutet für den GFGH eine schnelle Entpfandung und reduziert den Sortieraufwand sowie die Transportwege erheblich. Das LOGIKeg ist besonders für Bierspezialitäten geeignet und bietet Brauern, GFGH und Gastronomie eine pragmatische, effiziente und nachhaltige Fassbier-Lösung.
Pragmatisch, effizient und nachhaltig Das neue LOGIKeg Poolfass-System ermöglicht völlig neue Perspektiven. Es wird vom Brauer einfach nach Bedarf gemietet. Die schlanke Form benötigt wenig Platz, sodass in eine klassische Unterthekenkühlung anstelle eines konventionellen 30- oder 50-l-Fasses bis zu drei 20-l-LOGIKegs passen. Für die Mitarbeiter ist dieses Fass leicht zu handhaben und gewährleistet gleichzeitig die Frische des Produktes. Die schlanke Form und die geringere Oberfläche reduzieren
Expertenrunde LOGICircle Um die Aspekte des neuen LOGIKeg Systems zu diskutieren, trafen sich 80 Experten aus allen Bereichen der Getränkewirtschaft zum LOGICircle im Störtebeker in der Elbphilharmonie. Diese Gastronomie ist besonders prädestiniert, da der Ausschank von bis zu 21 frischen Fassbieren für die Gastronomen schon aus Platzgründen eine logist ische Herausforderung darstellt. Unter der Moderation von Dirk Omlor, Meininger Verlag, vertraten Günther Guder vom BV GFGH
und Torben Veen von Getränke Essmann die Sichtweise des GFGH, während Brauer wie Jürgen Nordmann, A xel Ohm, Oliver Lemke und Oliver Wesseloh ihre besonderen Anforderungen an Fasslogistik beschrieben. Wie groß die Potenziale von frischem Fassbier in der Gastronomie sind, verdeutlichte Prof. Dr. Markus Zeller von der Uni Heilbronn anhand von Beispielen aus der Praxis.
Foto oben: Bierkeller in der Elbphilharmonie Foto links: Andreas Vogel, Torsten Hiller, Jürgen Nordmann, Detlef Lohnau (v.l.)
Positive Resonanz auf LOGIKeg und LOGICircle Die beiden Geschäftsführer von LOGIPACK und LOGICircle-Initiatoren, Torsten Hiller und Detlef Lohnau, zeigten sich sehr zufrieden. „Gerade in der Getränkewirtschaft ist die Logistikkette besonders vielschichtig. Deshalb freut es uns, dass unserer Einladung zum ersten LOGICircle so viele unterschiedliche Experten aus allen Bereichen gefolgt sind. Zusätzlich freut uns natürlich auch die positive Resonanz auf das LOGIKeg System sowie die große Nachfrage aus der Brauindustrie“, sagte Tors– ten Hiller im Anschluss an die Veranstaltung. Daher wird es weitere LOGICircle mit neuen Themen rund um die Getränkewirtschaft geben und die Diskussion wird in einer geschlossenen Benutzergruppe auf XING weitergeführt. Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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IFGB AKTUELL
VERBÄNDE Vom 18. bis zum 21. Mai traf sich die Vereinigung der Destillateurmeis ter in Lüneburg zur Jahrestagung. Rund 80 Destillateurmeisterinnen und Destillateurmeister mit ihren Begleitern und Begleiterinnen sowie weitere Branchenvertreter waren der Einladung der Heinz Eggert GmbH gefolgt. (WiK) Das war eine Veranstaltung mit Vortragsprogramm, Mitgliederversammlung und beeindruckendem Rahmenprogramm. Die Betriebsbesichtigung gab Einblick in das sehr moderne Werk des Spirituosenherstellers Heinz Eggert in Bad Bevensen, bekannt durch seine Heide-Spezialitäten, die charakteristischen Dreiecksflaschen, aber auch durch die Rum-Kompetenz von Rum-Albrecht. Ute Eggert präsentierte das Familienunternehmen, das sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters 2004 gemeinsam mit ihrem Bruder Arne und ihrer Mutter führt.
BSI
Thomas Ernst – BSI-Präsident Die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e.V. (BSI) hat am 17. Mai 2017 ihr Präsidium neu gewählt. (BF) Thomas Ernst, Geschäftsführender Gesellschafter, August Ernst GmbH & Co. KG, wurde zum Präsi-
VD
Vereinigung der Destillateurmeister tagte in Lüneburg
Foto: WiK
Lauschen konzentriert der Firmenpräsentation von Ute Eggert: Arne Eggert, Heinz-Detlef Fritz, 1. Vorsitzender der Vereinigung der Destillateurmeister, Friedrich Springob und Brigitte Gassner, beide Redaktion Kleinbrennerei, sowie Martin Erdmann, Vorstand der Vereinigung der Destillateurmeister (v.r.)
denten gewählt. Er war bisher sechs Jahre Stellvertretender Präsident des BSI. Seine aktuellen Stellvertreter sind David Haworth, Vorsitzender der Geschäftsführung-CEO, Pernod Ricard Deutschland GmbH (seit drei Jahren Mitglied im BSIPräsidium) und Christof Queisser, Vorsitzender der Geschäftsführung, Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH. Queisser war bereits früher ein Jahr Stellvertretender Präsident und zuletzt zwei Jahre
Foto: BSI
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
BSI-Geschäftsführerin mit dem neuen (Thomas Ernst, l.) und dem scheidenden (Christof Queisser) BSI-Präsidenten
Präsident des BSI. Zu den Präsidialmitgliedern des BSI wurden folgende Personen gewählt: Dr. Andreas Brokemper, Geschäftsführer/Sprecher der Geschäftsführung, Henkell & Co. Sektkellerei KG, Manfred Jus, Managing Director Western Europe, Beam Suntory Deutschland GmbH, Markus Kramer, Chief Executive Officer (CEO), BorcoMarken-Import Matthiesen GmbH & Co. KG, Dr. Patrick Mier, Geschäftsführender Gesellschafter, Schilkin GmbH & Co. KG Berlin Spirituosenherstellung, Wolfgang Rieber, Vorstand, Hardenberg-Wilthen AG, Torsten Römsch, Direktor Marketing/Vertrieb Deutschland, MastJägermeister SE, Friedrich Schwarze, Geschäftsführender Gesellschafter, Schwarze und Schlichte Markenvertrieb GmbH & Co. KG, Stephan Tenhaef, Managing Director Germany, BACARDI GmbH, und William Verpoorten, Geschäftsführender Gesellschafter, Verpoorten GmbH & Co. KG. Torsten Helbig, Vice President Strategy & Commercial Development. Die August Ernst GmbH & Co. KG ist langjähriger Partner der VLB Berlin und unterstützt das IfGB u.a. bei der Planung der Lehrbrennerei.
Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin
TAGUNGEN
Regionale Wurzeln – globale Reichweite: World Wide Distilled Spirits Congress sehr erfolgreich Vom 29. Mai bis zum 1. Juni tagte die 6. World Wide Distilled Spirits Conference in Glasgow. Knapp 400 Experten der Spirituosenindustrie, der Forschungsinstitute und Universitäten kamen aus 40 Ländern der ganzen Welt, um ihr Wissen zu teilen und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren. Gastgeber der Veranstaltung war die schottische Sektion des Institute of Brewing & Distilling (IBD). Die VLB Berlin war erneut mit zwei Delegierten vertreten. (WiK) Die Tagung startete mit einer Exkursion zu den Brennereien Glen Turner und Glenmorangie. Es folgten drei Tage kompaktes Vortragsprogramm zu allen Themen der Spirituosenherstellung und -vermarktung, von der Rohstoff analytik über Wege der Energieeinsparung in der Brennerei bis hin zu Qualitätssicherung und Verbrauchererwartungen. Die Präsentationen waren flankiert von einer umfangreichen Posterausstellung und Break-out-Sessions. Die Fachausstellung und tolle Abend-Events boten Raum fürs Networking. In seiner Eröffnungsrede skizzierte Dr. James Brosnan, Direktor des Scotch Whisky Research Institute, wie stark sich die Branche seit der ersten Tagung 2002 verändert hat: „Wenn wir uns alle drei Jahre auf dieser Konferenz treffen, hat sich die Wissenschaft weiterentwickelt, z.B. mit neuen Wegen der Bewertung von Destillaten – sensorisch und analytisch.“ Der Vorsitzende der Tagung Dr. Alan Kennedy betonte: „Produktpiraterie ist weltweit ein ernstzunehmendes Problem.“ Entsprechend wird die Analytik zur Authentizitätsbestimmung ständig weiterentwickelt. „Sehr interessant waren die Vorträge zur Bestimmung der Authentizität von Spirituosen u.a. im Rahmen des FoodintegrityProgramms der EU“, sagte Johannes Fuchs. Besonders spannend war ein Beitrag zur Altersbestimmung von Whiskys mittels BeschleunigerMassenspektrometrie und Radiocarbonanalyse. „Mir haben neben den Analytikvorträgen im Haupt-
programm vor allem die Break-outSessions zu Sensorik und Analysetechnologien wertvolle Informationen vermittelt“, so Fuchs. Mit dem Poster zur Ursachenforschung bei Trübungen in Spirituosen traf der Leiter des VLB-FISAS ein aktuelles Thema und beantwortete in der Posterpräsentation zahlreiche Einzelfragen. „Die WDSC bietet ausgezeichnete Möglichkeiten fürs Networking, sei es für internationale Forschungskooperationen oder Zusammenarbeit im Fortbildungsbereich“, sagte Wiebke Künnemann. „Außerdem ist die Konferenz ein wunderbarer Seismograph für Branchen-Entwicklungen. 2008 trafen wir hier einen der ersten US-amerikanischen Craft Distiller. In diesem Jahr gab es dann eine eigene Break-outSession zum Thema Craft Distilling.“ Der geringe Anteil an Vorträgen und Postern aus dem deutschen Sprachraum illustriert aufs Beste die prekäre Situation der Spirituosenforschung in diesen Ländern. Es bleiben drei Jahre Zeit, um dies zu verändern.
Fotos: WiK
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Abbildungen: 1 Johannes Fuchs präsentiert seine Arbeit zur Trübungsforschung 2 Paul Hughes, Oregon State University, und Johannes Fuchs (r.) diskutieren Analytikprobleme 3 Richard Beattie vom IBD-Organisationskomitee und Wiebke Künnemann freuen sich über die gelungene Tagung
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IFGB AKTUELL
IfGB-FORUM
IfGB-Forum – Anmeldung gut angelaufen Die ersten Anmeldungen zum 15. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei bieten einen guten Querschnitt der Stammteilnehmer. Brennereien und Spirituosenhersteller sind dabei, Extrakt- und Aromenhersteller, die Generalzolldirektion, der Alkoholhandel, aber auch die Fachpresse. Die Veranstaltung am 26. und 27. September in Dresden-Radebeul bietet auch im Vortragsprogramm eine gute Mischung aus Gesetzgebung, technisch-technologischen Themen und Vorträgen zu einzelnen Spirituosenkategorien. Die Besichtigung beim Gastgeber Jägermeister im Werk Kamenz sowie der dort stattfindende Begrüßungsabend am Dienstag werden besondere Highlights sein. Hauptsponsor
Co-Sponsor
(WiK) „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir durch die Unterstützung ganz unterschiedlicher Unternehmen und Branchenexperten ein Vortragsprogramm zusammenstellen konnten, dass den beeindruckenden Facet tenreichtum der Spirituosenbranche widerspiegelt“, sagt IfGB-Koordinatorin Wiebke Künnemann. „Dass wir mit Jägermeister einen so starken und kompetenten Partner gewonnen haben, hat die Referentenakquise in diesem Jahr vereinfacht“, ergänzt Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine. Mit Spannung wird der Vortrag des Gastgebers „Jägermeister – zwischen Tradition und Moderne“ erwartet, der von einem Rohstoffbeitrag flankiert wird. Co-Sponsor Lallemand, ein ausgewiesener Hefespezialist, bereichert die Tagung um ein weiteres Themensegment. Dieser Hefeschwerpunkt wird von Dr. Martin Senz, VLB Berlin, eröffnet. Schließlich gelang es den Organisatoren Vorträge zum Energieeinsatz
in Brennereien und zur Vollflascheninspektion einzuwerben. Mit dem Radisson Blu Parkhotel Radebeul hat das IfGB einen modernen Tagungsort gewählt, dessen Foyers ausreichend Platz für eine Fachausstellung bieten. Hauptsponsor Jägermeister Am ersten Vortragstag beschreibt Gastgeber Jägermeister seinen Weg vom lokalen Kräuterlikörhersteller zum Global Player. Anschließend lädt das Unternehmen in sein Werk Kamenz zur Betriebsbesichtigung ein und richtet dort auch den Begrüßungsabend aus. Deutschlands erfolgreichste Markenspirituose rangiert unter den Top Ten der inter nationalen Premium-Spirituosen. Gründe hierfür sind u.a. die hohe Produktqualität und das innovative Marketing. Jägermeister ist im Geschäftsjahr 2016 erneut gewachsen. Das Unternehmen steigerte den weltweiten Absatz der Marke Jägermeister von 88,3 Mio. 0,7-lFlaschen (2015) auf 91,4 Mio. Fla-
schen (2016). Mittlerweile werden rund 80 % des Gesamtabsatzes im Ausland erzielt. Jägermeister wird rund um den Globus in 129 Märkten vertrieben. Co-Sponsor Lallemand Lallemand ist ein führender Entwickler und Hersteller von Fermentationszutaten wie spezifischen Aktivh efen, Bakterienkulturen, Hefenährstoffen und biologischen Substanzen. Das Unternehmen hat Produktionsstandorte in fünf Kontinenten und offeriert Produkte und Anwenderberatung in 40 Ländern. Internationale Forschungskooperationen und die Unterstützung der Kunden mit Teams von technischen Anwendungsberatern ermöglichen Lallemand eine effiziente und flexible Dienstleistung. Lallemand Bio fuels & Distilled Spirits (LBDS) bietet mit der traditionsreichen „The Alcohol School“ ein international anerkanntes Forum für Prozessoptimierung und innovative Lösungen. www.ifgb.de/dresden2017
Abb.: Jägermeister
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Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin 15. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei / 26. BIS 27. SEPTEMBER 2017, DRESDEN-RADEBEUL
15. IfGB-FORUM SPIRITUOSEN UND BRENNEREI: 26./27. SEPTEMBER 2017 + Rahmenbedingungen der Spirituosenproduktion und -vermarktung + Kräuterspirituosen und -liköre + Fermentation im Fokus / Tequila und Mezcal – neue Trendspirituosen ? + Schokolade und Spirituosen – Rum oder Rhum ?
RAHMENPROGRAMM DIENSTAG: Betriebsbesichtigung und Begrüßungsabend im Jägermeister-Werk Kamenz RAHMENBEDINGUNGEN DER SPIRITUOSENPRODUKTION UND -VERMARKTUNG Begrüßung: Jüngste Entwicklungen und Perspektiven am Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin / VLB Berlin
Dr. Josef Fontaine
IfGB / VLB Berlin
Brennereien und Spirituosenhersteller vor einer neuen Ära. Neues Kennzeichnungs- und Alkoholsteuerrecht
Werner Albrecht
BMEL, Bonn
Markenschutz im Überblick
RA Lucia Schwab
Rotkäppchen Mumm Sekt‑ kellereien, Eltville am Rhein
Bio-Spirituosen: Von der Idee bis in die Flasche
Margit Mähringer
Alte Kurhaus Brennerei Hans Hertlein, Streitberg
Energieeinsatz in großen Brennereien
Prof. Dr. Carsten Fichter
EnergieSynergie, Ovelgönne
Aktuelle Themen der Spirituosenbranche
Angelika Wiesgen-Pick
BSI, Bonn
Von der Pflanze zum Rohstoff für Kräuterspirituosen
Jan Müggenburg
Müggenburg, Bad Bramstedt
Jägermeister – zwischen Tradition und Moderne
Heinz-Detlef Fritz
Mast-Jägermeister SE Wolfenbüttel
KRÄUTERSPIRITUOSEN UND -LIKÖRE
FERMENTATION IM FOKUS / TEQUILA UND MEZCAL – NEUE TRENDSPIRITUOSEN ? Branntwein der mexikanischen Götter: Mezcal und Tequila
Dr. Enriqueta Martinez
Mayahuel, Berlin / Hochschu‑ le Neubrandenburg
Fermentation im Fokus
Dr. Martin Senz
VLB Berlin
Selektion und Anwendung von spezifischen Hefen für Fermentationskonzepte
Karl Burger
Lallemand, Wien
Detektion von Fremdpartikeln in Flaschen
Stefan Schober
Krones, Neutraubling
Schokolade & Spirituosen – Wer hat es erfunden ?
Hubertus Vallendar Eberhard Schell
Brennerei H. Vallendar, Kail Schell Schokoladenmanufaktur
Deutscher Rum: lebendige Kulturgeschichte ?
Joachim Alt-Enderle
Alt-Enderle Edelbrand- & Likörmanufaktur, Rosenberg
Rhum Agricole, der neue Whisky und Martinique, das neue Islay ?
Sebastian Trommsdorff
Séraline. Rhum Martinique Berlin
SCHOKOLADE UND SPIRITUOSEN – RUM ODER RHUM ?
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BETRIEBSWIRTSCHAFT
BRAU-BÖRSEN-BILANZ
Marge vor Menge gilt weiter Die deutschen Börsen haben im 1. Quartal 2017 sehr fest tendiert. Der Dax30 legte im Vergleich zum Ultimo 2016 +7,2 % auf 12 313 Punkte zu, der breitere FAZ100 +6,5 % auf 2426 Zähler. Auch im April tendierte der Dax30 (FAZIndex) mit +1,0 (+1,1) % freundlich auf 12 438 (2453) Punkte. Der Getränkeabsatz im Konzern der Kulmbacher Brauerei AG zeigte sich 2016 mit Handelswaren und ohne Lohnfertigung behauptet bei 3,194 (3,190) Mio. hl (+0,1 %). Die Gastronomie habe vornehmlich auf dem Land –4,0 % abgegeben, der Handel +2,5 % zugelegt, und die Ausfuhr +6,3 % dank China und Russland. Das Biersegment tendierte +1,4 % freundlich auf 2,252 (2,220) Mio. hl. Die Oberfranken verglichen sich mit +0,1 % beim Gesamtabsatz der deutschen Brauwirtschaft und mit –1,1 % bei den bayerischen Brauereien. Alkoholfreie Biere und Biermixes seien im Konzern um +16,4 % gesprungen. Gut liefen auch Kleingebinde. Allein die Muttergesellschaft verkaufte 1,533 (1,429) Mio. hl Eigenbier (+7,3 %). Für „Mönchshof“ als Bügelverschluss-Marktführer wurde von nun >20 % nationalem Marktanteil gesprochen, „Natur Radler“ verkaufte >130 Thl. „Kapuziner“-Weißbier sei unter Marktanteilsgewinn gewachsen. „Kulmbacher“ gab trotz Alkoholfrei-Plus ab, das „Edelherb“ sei weiter mark t führend in Nordbayern. Auch „ EKU “ gab ab. Die Würzburger „Keiler“ und „Sternla“ gewannen hinzu, dabei „Sternla“ erneut zweistellig auch dank Erlangen und Nürnberg. Für Scherdel Hof wurde „Zoigl“Kellerbier gelobt. Sternquell Plauen verlor im schwierigen Heimatmarkt, wobei „Bierbrause“ und Retro-„Bürgerbräu“ im 9er-Kasten liefen. Auch Braustolz Chemnitz gab ab. Und AfG tendierten –2,9 % auf 0,942 (0,970) Mio. hl und kamen aufs Niveau 2014 zurück.
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
Absatz und Umsatz stabil genkapital (68,8 nach 61,7 Mio. € Der Nettoumsatz von IFRS-Bilanzie- gleich 40,9 nach 39,2 % EK-Quote). rerin Kulmbach zeigte sich 2016 im Seinen Mittelzufluss aus betriebKonzern gut behauptet mit +0,3 % licher Tätigkeit konnte der Konauf 220,7 (220,0) Mio. € (Auslands- zern 2016 auf 26,45 (20,7) Mio. € anteil: 10,8 nach 9,9 Mio. €). Mit ausweiten. Im Investitionsbereich Bier wurden netto flossen –17,9 (–14,0) 165,5 (162,8) Mio. € Mio. € ab, davon brutHeute in der erlöst und mit AfG to –17,1 (–12,4) Mio. € Brau-Börsen42,5 (43,6) Mio. €, Rest in Sachanlagen. HeBilanz Sonstiges. Der Materausgestellt wurden rialaufwand sank auf dabei der 1. Bauab• ABI 77,6 (79,3) Mio. € dank schnitt einer neuen • Bitburger Energiepreisen und Bügelverschluss-Ab• Carlsberg Verpackungskosten. füllung in Kulmbach • Einbecker Der sonstige betriebund die Fertigstellung • Karlsberg liche Aufwand stieg der neuen Sudhausan• Kulmbacher leicht (78,6 nach 78,4 lagen in Plauen/Neu• MinKGA u.a. Mio. €), deutlicher die ensalz. Im FinanzieAbschreibungen auf rungsbereich flossen Sachen und Rechte (18,7 nach 17,4 –1,5 (–4,7) Mio. € ab, vornehmlich in Mio. €, dort 0,7 nach 0,2 Mio. € au- Dividende der AG (–0,7 nach –0,4 ßerplanmäßig) und der Personal- Mio. €) und Tilgung (–0,4 nach –4,2 aufwand (48,7 nach 47,1 Mio. €). Be- Mio. €). schäftigt wurden durchschnittlich 882 (886) Mitarbeiter, davon 484 Ausblick auf 2017 zurückhaltend (483) in der AG. Der Betriebsgewinn Die Kulmbacher AG setzte nach erhöhte sich so auf 10,0 (8,2) Mio. €. IFRS 46,9 (47,0) Mio. € um und inDas Finanze rgebnis verbesserte vestierte 12,5 (7,7) Mio. € in Sachen sich auf –0,8 (–0,9) Mio. € Aufwand. und Rechte. Sternquell,Plauen, erDer Plassenburg-Konzern schloss löste 12,3 (13,0) Mio. €, investierte mit 8,44 (5,45) Mio. € Jahresgewinn. 3,6 (2,9) Mio. €, schloss operativ im Direkt im Eigenkapital gebucht Plus, unter Vorjahr, und mit HGBwurden –0,63 (+0,26) Mio. € Min- Gewinn. Die Würzburger Hofbräu derung (Vorjahr: Mehrung) aus der setzte 6,1 (5,8) Mio. € um, inveNeubewertung der Pensionsrück- stierte 0,5 (0,4) Mio. € und machte stellungen. Der Kulmbach-Vorstand HGB-Gewinn, wobei nach Verrechfreute sich über ein sehr gutes Er- nung mit dem Bilanzverlust aus gebnis und erfüllte Erwartungen 2015 ein Bilanzgewinn verblieb. 2016. Gezahlt hat die Tochter von Braustolz, Chemnitz, erlöste 1,5 BHI bzw. alsbald Paulaner Gruppe (1,3) Mio. € aus Lohnfertigung infür 2016 1,00 (0,22) €/Stückaktie nerhalb der Gruppe und schloss gleich 3,4 (0,7) Mio. € Dividenden- rot. Scherdel setzte 4,4 (3,5) Mio. € summe. um, invest ierte 0,6 (0,9) Mio. € und schloss positiv. Bad Brambach erBilanzstärkung an der Plassenburg löste 19,6 (20,0) Mio. €, investierte Die Bilanz längte sich zum Ultimo erneut 1,0 Mio. € und machte 2016 ggü. Vorjahresultimo auf 168 HGB-Gewinn. Die Erfrischungs(158) Mio. €. Beim Vermögen waren Getränke Union, sie wickelt in der mehr Liquida zu sehen (17,5 nach Gruppe den Absatz ab, erlöste 147,8 10,4 Mio. €), bei der Finanzierung (145,3) Mio. €, investierte 2,4 (2,2) etwas höhere kurzfristige Verbind- Mio. € in Sachen und Rechte und lichkeiten und vor allem mehr Ei- reichte konstant 2,2 Mio. € Kunden-
darlehn aus. GAM Markgrafen-Getränkevertrieb setzte 63,6 (64,3) Mio. € um und investierte 0,3 (0,2) Mio. €. Beide Vertriebstöchter lieferten HGB-Gewinne ab. Für 2017 plante die KulmbachGruppe aus Sicht Februarultimo einen klein einstelligen Mehrumsatz auch durch BügelverschlussPreiserhöhung Dezember 2016, und 8 Mio. € Betriebsgewinn auf Basis EBIT (2016: 10,0 Mio. €). Der Free Cashflow solle sich mit über 7 Mio. € solide entwickeln (2016: 8,6 Mio. € als Summe der Mittelflüsse aus betrieblicher und Inves titionstätigkeit). Setzen will die Plassenburg auf neue Spezialitäten, verbesserte Positionierung ihrer Sachsentöchter und nicht zuletzt auf Modernisierungen und Neu filialen bei ihren GAM. Einbeck 2016 Der Gesamtbierabsatz der Ein becker Brauhaus AG stellte sich 2016 –3,2 % auf 585 (605) Thl. Dabei stiegen die Eigenbierverkäufe +5,2 % auf 471 (448) Thl, erstmals unter Einbeziehung der HärkeBiere. Die Ausfuhr stagnierte bei konstant 2 Thl. Der Rückgang ggü. 2015 kam von den Handelsmarken. Sie sanken –27,5 % auf 113 (155) Thl, fast komplett durch beendete Lohnbrauverträge (–41 Thl). Netto umgesetzt hat HGB-Bilanziererin Einbeck 2016 konstant 32,57 (32,56) Mio. €, schon nach Abschlag von 4,9 nach 5,1 Mio. € Biersteuer. (Mit dem Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz BilRUG werden u.a. nun auch nach HGB die Verbrauchsteuern bereits am Kopf der Erfolgsrechnung vom Umsatz abgeschlagen.) Trotz höherem Materialaufwand wurden 1,4 (1,3) Mio. € Betriebsergebnis erwirtschaftet. Das Finanzergebnis verbesserte sich auf –0,2 (–0,8) Mio. € Aufwand durch +0,6 Mio. € nicht ausschüttungsfähigen Einmalertrag aus der Neubewertung von Pensionsverpflichtungen. Ertragsteuern zahlen die Südniedersachsen nicht. So stieg der Jahresüberschuss dank Einmalertrag auf 1,05 (0,44) Mio. €. Vorgeschlagen wurden für 2016 0,08 (0,07) €/Stückaktie gleich
0,22 Mio. € Dividendensumme. Beschäftigt hat das Traditionshaus durchschnittlich 134 (140) Mitarbeiter. Seine Bilanz kürzte sich zum Ultimo 2016 auf 34,5 (35,4) Mio. € bei 14,8 (14,0) Mio. € Eigenkapital (gleich 42,9 nach 39,5 % EK-Quote) und rückläufigem Bankkredit. An Buchinvest 2016 gingen 2,1 (6,2) Mio. € in Sachen und 0,65 Mio. € in Wirtedarlehn. Bitburg stabil vor 200. Jubelfeier Bei den Privaten seien 7,0 (7,1/7,2/7,5) Mio. hl Gesamtabsatz der Bitburger Braugruppe in 2016 nachgetragen. „Bit“ stand dabei für 3,8 (3,8/3,9/ca. 4) Mio. hl. „König Pilsener“ habe erstmals seit vielen Jahren stabil gelegen. Freude gemacht hätten Alkoholfrei inkl. Biermixes und Malztrunk mit insgesamt knapp +9 % auf 484 Thl in der Gruppe (dabei „Bitburger Alkoholfrei 0,0 %“ +15,7 %). „Benediktiner Weissbier“, das nun auch im Handel kommt, sei hoch zweistellig gesprungen. In der Gastronomie sei das in 7. Generation handelnde Haus Simon weiter nationaler Fassbierprimus. Ihren Bruttoumsatz hielt die Eifel stabil bei 786,0 (786,6/787,7/770) Mio. €. Axel Dahm setzt als Sprecher der Geschäftsführung im 200. BitburgJubeljahr 2017 auf die Bewerbung von Qualität, Herkunft und Einzigartigkeit vom „Bit“. „Köpi“ soll wieder wachsen. Sommer 2017 startet im Stammhaus eine neue Entalkoholisierung. Und das Ausfuhrgeschäft soll nach Sortimentsstraffung 2017 mittelfristig ausgebaut werden. Karlsberg gibt auch 2016 Discountmengen auf Die Karlsberg Brauerei GmbH, Homburg (Saarpfalz), hat für 2016 Einschnitte bei margenschwachen Mengen vornehmlich im Discountsektor gemeldet. „MiXery“ habe sich im leicht rückläufigen Markt behauptet, Marktanteile arrondiert und seine nationale Marktführerschaft bei alkoholhaltigen Biermixes bestätigt. Alkoholfrei„Gründel‘s“ ist weiter Marktführer in Saarland und Umgegend. „Karlsberg UrPils“ habe seine Marktfüh-
rerschaft im schwierigen Kernmarkt gehalten. Freude hätte die Vermarktung internationaler Spezialitäten in Deutschland gemacht. Und vorangekommen sei die Ausfuhr (ohne Discountmengen). Betriebsergebnis höher Umgesetzt hat HGB-Bilanziererin Karlsberg Brauerei 2016 netto 159,2 (166,3) Mio. €, schon nach Abschlag von 7,7 (7,9) Mio. € Verbrauchsteuern. Der Rückgang kam überwiegend aus den Bierumsätzen im Ausland (77,2 nach 84,3 Mio. €). Auch Inlandbier tendierte brutto rückläufig auf 76,3 (79,8) Mio. €. Die Mindererlöse seien dabei vornehmlich aus den Einschnitten bei Discountmarken gekommen. Das Markensegment tendierte leichter. Sonstige Getränke erlösten mehr auf 4,5 (3,2) Mio. €. Die sonstigen Umsätze stiegen auf 8,8 (6,9) Mio. €. Beschäftigt wurden durchschnittlich 310 (328) Mitarbeiter. Das Betriebsergebnis stieg auf 6,3 (1,3) Mio. €, vornehmlich weil sämtliche Aufwandspositionen bis auf die Abschreibungen zurückgingen, und dies insgesamt stärker als der Umsatz. (Für den Vergleich mit 2015 ist zu berücksichtigen, dass außerordentliche Erträge und Aufwendungen des Vorjahrs nun auf den ordentlichen betrieblichen Positionen stehen.) Das Finanzergebnis drehte auf –1,3 (+7,5) Mio. € Aufwand (Vorjahr: Ertrag) nach Wegfall von Einmaleffekten (s. BF Juni-Juli 2016, S. 25). Das Geschäftsergebnis stellte sich auf 5,05 (8,72) Mio. €. Nach –0,3 (–0,2) Mio. € sonstigen Steuern gingen 4,78 (8,53) Mio. € Jahresgewinn an Mutter Karlsberg Brauerei KG Weber. Die Bilanz der Saarpfälzer längte sich zum Ultimo 2016 ggü. Vorjahresschluss auf 147 (143) Mio. €, hauptsächlich im Vermögen bei Sachanlagen und in der Finanzierung bei sonstigen Verbindlichkeiten. Dies resultiert aus dem seit Dezember 2016 aktiven MotorenBlockheizkraftwerk in Homburg (ca. 20 Tsd. MWh Strom p.a.), das als Finance lease beide Bilanzseiten anspricht. Das Eigenkapital lag bei konstant 42,6 Mio. € (gleich 29,0 Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
29
BETRIEBSWIRTSCHAFT
nach 29,7 % EK-Quote). Investiert wurden 2016 brutto 12,2 (7,7) Mio. € in Sachen und 1,9 (2,4) Mio. € in Wirtedarlehn. Insgesamt habe sich die Karlsberg Brauerei 2016 auch mit Blick auf den Markt gut behauptet. 2017 gehe es erneut ums Marken- und Spezialitätengeschäft national wie international. „MiXery“ kommt nun auch alkoholfrei. Ihre Mengen im Discountgeschäft will Homburg hingegen weiter stark reduzieren. Entsprechend erwartete die Karlsberg Brauerei An-
fang März fürs Gesamtjahr 2017 einen erneut und deutlich rückläufigen Umsatz bei gleichzeitiger Verbesserung der betrieblichen Ertragssituation. Das EBIT werde höherer Abschreibungen halber im Vergleich zu 2016 zurückgehen (2016: 8,1 Mio. € ), dies aber bei höherer EBIT-Marge (2016: 5,1 % vom Nettoumsatz). MinKGaA mit operativem Plus Der Konzern der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach GmbH & Co. KGaA, hier hält das Haus Weber die Stimmenmehrheit, meldete für 2016 bei seinen A-Marken insgesamt leichten Mehrabsatz. Wasser habe dabei deutlich zugewonnen, indes Saft leicht abgab. Deutlich
gestiegen seien Lohnfüllungen, bei auskömmlichen Deckungsbeiträgen. Umgesetzt hat die MinKGaA daraus 2016 im Konzern nach HGB 139,8 (137,2) Mio. €. Das Betriebsergebnis erhöhte sich leicht auf 4,6 (4,5) Mio. €. Das Finanzergebnis drehte auf +0,2 (–1,9) Mio. € Ertrag (Vorjahr: Aufwand) durch geänderten Rechnungszins auf die Pensionsrückstellungen und höhere Habenzinsen. Die MinKGaA zeigte so 4,37 (2,11) Mio. € Konzerngewinn. Nach Abschlag von Gewinnanteilen Dritter und Verrechnung mit dem Verlustvortrag schloss der Konzern 2016 mit einer schwarzen Null (+0,03 nach –1,12 Mio. €). Für 2016 ausschütten wollte die KGaA 2,7 (2,4) Mio. €. S.W.
Brau-Börsen-Bilanz international: ABI und Carlsberg Die neue Anheuser-Busch InBev hat im 1. Quartal 2017 147,9 Mio. hl Getränke verkauft, davon 117,7 Mio. hl Eigenbier. Leuven vergleicht sich mit einer Bezugsbasis von 142,8 bzw. 117,8 Mio. hl, die den heutigen Konzernzuschnitt mit dem bei ABI verbliebenen SABMiller-Geschäft auf die Vorjahreszahlen legt. (Die alte ABI brachte im Vorjahresquar tal 104,9 Mio. hl Getränke, davon 93,9 Mio. hl Eigenbier). Hinter dem
Anstieg bei Getränken standen 5,7 Mio. hl aus Konzernveränderungen im Segment Europa/Nahost/Afrika, die nicht zum laufenden ABI-Geschäft gehören. Bereinigt zeigte sich der Absatz damit knapp behauptet. Der Getränkeabsatz in Nordamerika tendierte auf dieser Bezugsbasis schwach (25,8 nach 26,9 Mio. hl). Europa/Nahost/Afrika zeigte sich ohne Konzernveränderungen schwächer auf 27,2
(28,0) Mio. hl. Hier habe Südafrika gedrückt, indes Nigeria und Uganda Freude machten. Lateinamerika West lag mit 25,5 (25,7) Mio. hl knapp behauptet, wobei Mexiko gewann und Kolumbien abgab. Lateinamerika Nord legte dank Brasilien zu auf 30,4 (29,7) Mio. hl. Lateinamerika Süd machte Freude mit 9,1 (8,8) Mio. hl. Und Asien/Pazifik kam dank China voran auf 23,7 (23,3) Mio. hl.
AB InBev im Übergang: 1. Quartal 2017 im Vergleich zum 1. Quartal 2016 jeweils wie berichtet Getränkeabsatz (Mio. hl)
Umsatz (Mio. US-$)
Normalis. EBIT (Mio. US-$)
Regionen 1. Q. 2017
Regionen 1. Q. 2016
1. Q. 2017
1. Q. 2016
1. Q. 2017
1. Q. 2016
1. Q. 2017
Nordamerika
Nordamerika
25,84
26,91
3514
3532
1173
Lateinamerika Nord
Lateinamerika Nord
30,42
29,14
2335
1845
Asien/Pazifik
Asien/Pazifik
23,68
19,79
1801
Europa/Nahost/Afrika
Europa
32,92
8,39
Lateinamerika West
Mexiko
25,53
Lateinamerika Süd
Lateinamerika Süd
Globaler Export, Holdings
Globaler Export, Holdings
Gesamt
US-$/hl Getränke
Betriebemarge (%, Basis normalis. EBIT)
1. Q. 2017
1. Q. 2016
1. Q. 2017
1. Q. 2016
1194
136
131
33.4
33,8
696
755
77
63
29,8
40,9
1258
437
163
76
64
24,3
13,0
2341
740
462
57
71
88
19,7
7,7
10,29
1976
854
769
292
77
83
38,9
34,2
9,09
9,02
872
749
349
321
96
83
40,0
42,9
0,40
1,33
83
422
–165
–89
–
–
–
–
147,87
104,87
12 922
9400
3721
2693
87
90
28,8
28,6
1.Q. 2016
Quelle: AB InBev-Pressemitteilung zum 1. Quartal 2017 bzw. 2016 (Basis: geprüfter IFRS-Konzernabschluss). Für 2016 sind die berichteten Zahlen in US-$/hl und EBIT-Rendite: S.W. US-$/hl für Nordamerika und in Summe verzerrt durch Nichtgetränke-Umsätze. EBIT = Gewinn vor Finanzergebnis u. Ertragsteuern; normalisiert = ohne Einmaleffekte (außerordentliche Erträge/Aufwendungen)
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
Betriebsgewinn der neuen ABI Umgesetzt hat der Konzern von IFRS-Bilanziererin ABI daraus im 1. Quartal 2017 netto 12,9 Mrd. US-$. (1 € galt zum Märzultimo 2017 1,07 US-$.) Die alte ABI stand im Vorjahresquartal für 9,4 Mrd. US-$. Im Vergleich zu 12,1 Mrd. US-$ Bezugsbasis kamen +0,4 Mrd. US-$ Mehrumsatz aus dem lfd. Geschäft (hl-Umsatz +4,3 %), +0,3 Mrd. US-$ aus den Wechselkursen und +0,1 Mrd. US-$ aus Konzernveränderungen. Konstant zeigten sich Nordamerika mit 3,5 Mrd. US-$ und Lateinamerika West inkl. Mexiko mit 2,0 Mrd. US-$. Lateinamerika Nord kam dank Wechselkursen voran auf 2,3 (1,9) Mrd. US-$, während der hl-Umsatz in Brasilien sank. Europa/Nahost/Afrika kam ohne die 0,3 Mrd. US-$ aus Konzernveränderungen voran auf 2,0 (1,9) Mrd. US-$ auch dank Umsatzplus in Südafrika. Ähnlich lag A sien/Pazifik mit 1,8 (1,7) Mrd. US-$. Und Lateinamerika Süd sprang auf 0,9 (0,7) Mrd. US-$. Die drei Weltmarken legten beim Umsatz in Summe +12,1 % zu (dabei „Budweiser“ +7,3 %). Als Betriebsgewinn brachte die neue ABI im 1. Quartal 2017 3,7 Mrd. US-$ (im Vergleich zu 2,7 Mrd. US-$ der alten im 1. Quartal 2016), vor –0,2 (–0,0) Mio. US-$ Einmaleffekten. Damit liegt die neue ABI über den 3,2 bzw. 3,1 Mrd. US-$ Betriebsgewinn der alten in den 1. Quartalen 2015 bzw. 2014. Das Finanzergebnis verbesserte sich auf –1,4 (–1,9) Mrd. US-$ und der Quartalsgewinn im Konzern auf 1,77 (0,42) Mrd. US-$, von denen 1,40 (0,13) Mrd. US-$ den Aktionären der Mutter zuzurechnen waren. Carlsberg im 1. Quartal 2017 Der Konzern um die Carlsberg N/V hat im 1. Quartal 2017 pro rata 24,2 (24,7) Mio. hl Bier verkauft. Der Rückgang um –2 % kam je hälftig aus dem lfd. Geschäft und aus Konzernveränderungen. Asien stellte sich weitgehend durch Konzernveränderungen auf 8,3 (8,7) Mio. hl. Osteuropa tendierte im lfd. Geschäft –2 % schwächer auf 6,1 (6,3) Mio. hl, wobei Russland wegen der gesetzlichen Beschränkungen bei PET, aber auch wegen des generellen Markttrends wie erwartet abgab. Westeuropa lag freundlich bei 9,8 (9,7) Mio. hl, wobei auch Deutschland Freude machte. Hinzu kamen pro rata 4,7 (4,6) Mio. hl
sonstige Getränke. „Tuborg“ kam nur noch +1 % voran, wobei IndienMinus China-Plus aufzehrte. „Carlsberg“ hingegen legte +8 % zu auch dank Russland. Der Nettoumsatz von IFRS-Bilanziererin Carlsberg stieg im Konzern auf 13,7 (13,0) Mrd. DKK. (1 € galt zum Märzultimo 2017 7,44 DKK.) 4 %punkte vom
Plus kamen aus dem lfd. Geschäft (Preis/Sortimentsmix) und weitere 3 %punkte aus den Wechselkursen, während die Konzernveränderungen für –2 %punkte standen. Asien erlöste 3,6 (3,5) Mrd. DKK, wobei operatives Plus von den Konzernveränderungen kompensiert wurde. S.W.
Konzernabschlüsse 2016 im Überblick AB InBev
Heineken
Carlsberg
Konzernabschluss nach
IFRS
IFRS
IFRS
US-GAAP
Abschlusswährung
US-$
€
DKK
US-$
Jahresdurchschnitt Abschlusswährung / €
1,11
–
7,44
1,11
Umsatz netto
41 094
20 792
8411
4410
Betriebsergebnis vor Einmaleffekten
11 986
3540
1108
709
Geschäftsjahr 2016 (31.12)
Molson Coors
Mio. €
Betriebsergebnis Marge vor Einmaleffekten (%)
29,2
17,0
13,2
16,1
Einmaleffekte
–356
–785
34
2279
Finanzergebnis
–7732
–493
–168
–247
14
150
[44 im Betriebserg.]
[452 im Betriebserg.]
Beteiligungsergebnis Ertragsteuern
–1456
–673
–321
–949
Gewinn/Verlust aus nicht fortgeführtem Geschäft
43
–
–
–3
Konzernjahresüberschuss
2500
1739
652
1789
Umsatzrendite (%) inkl. Einmaleffekte
6,1
8,4
7,8
40,6
Sonstige erfolgsneutrale Eigenkapitalveränderung
–1318
–929
679
132
Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit
9128
3718
1253
1017
Cashflow aus Investitionstätigkeit
–54 239
–2007
–96
–11 093
davon Betriebsinvest netto (ABI: Sachen + Rechte, MCBC: brutto)
–4305
–1945
–477
–309
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
45 801
–672
–1237
10 218
Jahressultimo Abschlusswährung/€
1,05
–
7,43
1,05
Bilanzsumme
245 120
39 321
17 070
27 836
Immaterielle Vermögenswerte in den Aktiva
171 806
17 424
10 322
21 138
8139
3035
471
532
77 246
14 573
7216
11 025
31,5
37,1
42,3
39,6
206 633
73 525
42 062
ca. 17 400
Konsolidierter Getränkeabsatz
500,2
227,8
138,8
–
Konsolidierter Bierabsatz (MCBC: financial volume
433,9
200,1
116,9
46,9
Mio. €
Liquidität in den Aktiva Eigenkapital in den Passiva Eigenkapitalquote (%) VBE Jahresdurchschnitt (ABI: SABMiller-Anteil zum Jahresende; MCBC: Jahresende) Mitarbeiter (ABI: SABMiller-Anteil zum 31.12) Mio. hl
ABI mit dem verbleibenden SABMiller-Geschäft in Absatz und G+V für das 4. Quartal 2016. Molson Coors mit 100 % MillerCoors ab 11.10.16 in Absatz und G+V ab Umsatz (zuvor 42 % nur in G+V ab Betriebsergebnis). ABI neu: 615,9 Mio. hl Bezugsbasis für den konsolidierten Getränkeabsatz 2016. Molson Coors neu: 101,9 Mio. hl pro forma für den Bierabsatz 2016 (financial volume). Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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BETRIEBSWIRTSCHAFT
VLB-LOGISTIKFACHKONGRESS
Paulaner Brauerei: Neuer Standort setzt Maßstäbe in der Logistik Der 20. Logistikfachkongress der VLB Berlin zog vom 26. bis 27. März 2017 rund 220 Fachbesucher nach München. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung beschäftigte sich mit den internen und externen logistischen Konzepten der neuen Paulaner Brauerei in München-Langwied. (oh) Das Projekt- und Change Management beim Brauerei-Neubau in München-Langwied stellten Thomas Lekar und Fritz Seeger-von Klitzing, beide Paulaner, vor. Auf Grund der limitierten Platzverhältnisse und der Lage in der Münchener Innenstadt waren Veränderungen am alten Paulaner-Standort Nockherberg unumgänglich. Eine feste Rahmenbedingung für alle
Am alten Standort am Nockherberg konnte sich Paulaner nicht mehr weiterentwickeln: Fritz Seeger-von Klitzing
Fotos (6): oh
Paulaner nutzte das ChangeManagement, um die Mitarbeiter für die neue Brauerei zu begeistern: Thomas Lekar
Bei Paulaner werden pro Tag bis zu 280 Lkw abgefertigt: Martin Fehn
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Überlegungen war, dass die Bierproduktion im Münchener Stadtgebiet verbleiben musste. 2011 fiel dann die Entscheidung für einen Brauerei-Neubau auf der Grünen Wiese am Münchener Stadtrand. Nach umfangreichen Diskussionen mit Planern und Behörden wurde am neuen 15 ha großen Standort in München-Langwied erst einmal die erforderliche Infrastruktur errichtet (u.a. Wasser-/Abwassernetz, Straßenanbindung, Strom, Nahverkehr). Als besondere Herausforderung musste eine quer über das Gelände verlaufende Hochspannungsleitung in einen unterirdischen Tunnel verlegt werden. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen dann Anfang 2014. Im August 2015 wurde der erste Sud ausgeschlagen, im September 2015 die Abfüllung in Betrieb genommen und im März 2016 der Brau- und Abfüllbetrieb am Nockherberg stillgelegt. Insgesamt konnte der enge Zeitplan eingehalten werden, das Projektbudget wurde mit etwa 300 Mio. € nur leicht überzogen, die Produktionskapazität beträgt in der aktuellen Ausbaustufe 3,5 Mio. hl. Thomas Lekar ergänzte den Vortrag über das Change-Management des Projektes. Insgesamt gab es keine Bereiche, die von den Veränderungen nicht betroffen waren. Dabei stand die Transparenz der Abläufe im Vordergrund. Arbeitsplätze haben sich teilweise komplett geändert, die Digitalisierung der Prozesse wurde deutlich vorangetrieben. Ein Schwerpunkt des Change-Managements war, alle Mitarbeiter für das neue Unternehmen fit zu machen. So wurden zahlreiche Schulungsprogramme aufgelegt, zunächst für „Key-User“, später dann für das weitere Personal. Insgesamt ist das Change-Manage-
ment aber ein dauerhafter Prozess, der ein ständiges Hinterfragen und Aktualisieren des Maßnahmenplans erfordert, so Lekar. Digitalisierte Arbeitsabläufe im gesamten Lagerbereich Die Organisation der Logistik und Auftragsabwicklung bei Paulaner stellte Martin Fehn, Paulaner, vor. Jeder Lkw wird vor der Einfahrt auf das neue Werksgelände zunächst überprüft. Im Schnitt werden pro Tag 230 bis 280 Lkw abgefertigt. Jeder erhält am Self-Checkin-Terminal eine Transportnummer und einen Pager, über die der gesamte Ablauf der Ent- und Verladung gesteuert wird. Die Leergutmengen werden
Das Sortiervolumen betrug 2016 rund 15,5 Mio. Kästen und 1,7 Mio. Fässer. Im Vollgutlager wurde ein SAP Extended Warehouse Management (EWM) eingeführt, über das Chris tian Benz von der Firma prismat berichtete. Die interne Erfassung der Warenbestände durch das EWM beginnt mit der automatisierten Übergabe des Vollgutes in das Vollgutlager. Auf der Abholerseite steuert das EWM ab der Einfahrt den Durchlauf der Lkw. Nachdem der Verladeprozess im SAP-ERP angelegt worden ist, wird er als Transporteinheit an das EWM übergeben. Das Leergut wird weiter über das ERP verwaltet, die Ent- und Verladung dagegen steuert das EWM. Ist die Verladung abgeschlossen, erfolgt eine automatische Rückmeldung an das ERP, das dann die erforderlichen Papiere erzeugt. Als weitere Optimierungsmöglichkeiten werden bei Paulaner die Einbindung des SAP-Tourenmanagements oder auch der Einsatz von Smartphones zur Verarbeitung von Informationen zur Verladung diskutiert. Von der Absatzprognose zur Produktionsplanung Über „Sales & Operation Planning bei der Paulaner Brauerei – Vom Ab-
Im Vollgutlager wird für die Kommissionierung ein SAP Extended Warehouse Management eingesetzt: Christian Benz
In die neue Brauerei wurde ein integriertes Absatz- und Produktionsplanungssystem eingeführt: Marcel Metzmeister satz-Forecast zur Supply-Planung“ sprach Marcel Metzmeier, Paulaner. Die Produktionsplanung ist bei Paulaner ein bereichsübergreifender Prozess zur Abstimmung der Vertriebsaktivitäten mit Produktion und Abfüllung. Zielsetzung sind eine optimale Warenverfügbarkeit, effiziente Produktionsprozesse und ständiges synchronisieren der WaFoto: „Paulaner Brauerei“
digital erfasst und eine LeergutGutschrift erstellt. Anschließend fährt der Lkw auf einen der 12 Verladeplätze. Danach erfolgt die Erstellung und Übergabe der Verladedokumente. Bei der Ausfahrt werden alle Lkw gewogen, um überladene Fahrzeuge direkt abzufangen. Beim endgültigen Verlassen des Werksgeländes wird der Pager zurückgegeben. Der Vorgang ist damit dokumentiert und abgeschlossen. Als laufendes Projekt wird derzeit eine Anbindung an die FIN-Datenbank der VLB Berlin eingerichtet, in der alle relevanten Fahrzeug-Daten in Bezug auf die Zertifizierung zur Ladungssicherheit gepflegt werden und direkt beim Checkin online abgerufen werden können. Das Vollgutlager hat eine Fläche von 16 000 m² und verfügt über rund 23 000 Stellplätze. Die Übergabe des Vollgutes in das Lager erfolgt mittels 23 Laser-Guided Vehicles (LGV). Ein zusätzliches Blocklager steht für Neuglas und Dosen zur Verfügung. In einem weiteren Lager (General Store) werden alle anderen produktionsrelevanten Materialien gelagert. Die Leergutsortierung wird auf einer Fläche von 8000 m² von einem externen Dienstleister durchgeführt. Ein Sortierroboter schafft 2500 Kästen pro Stunde.
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Foto: „Paulaner Brauerei“
BETRIEBSWIRTSCHAFT
renbestände mit dem Bedarf. Bislang wurde dies bei Paulaner mit einer Individual-Software durchgeführt, die auf statistischen Algorithmen und Erfahrungswerten basierte. Dennoch gab es unternehmensintern weitere zahlreiche Insellösungen, die einen hohen Kommunikationsaufwand erforderten. In der neuen Brauerei wurde daher ein neues integriertes Absatzund Produktionsplanungssystem eingeführt. Dieses soll den Infor-
Paulaner exportiert etwa 240 Artikel in 80 Länder: Matthias Genthe mationsfluss zwischen Vertrieb, Logistik und Produktion bündeln und eine sichere Prognose der benötigten Artikelmengen liefern. Eine Herausforderung war es, die unterschiedlichen Datenquellen zu vereinheitlichen. Der neu entwickelte Algorithmus setzt auf dem Forecast der Key Account Manager auf. Dieser wird um die Einschätzungen der Verkaufsleiter ergänzt. Darüber hinaus fließen noch statis tische Prognosen und systemgestützte Artikelverteilungen mit ein. Die Software errechnet daraus eine
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Vorhersage auf Wochenebene, die aber bei Bedarf manuell angepasst werden kann. Der Forecast fließt laufend in das ERP-System ein und steht somit zur Produktionsplanung im Braubetrieb und Abfüllung zur Verfügung. Darüber hinaus wird kontinuierlich ein ManagementReport generiert, der alle wesentlichen Faktoren für die Produktionsplanung zusammenfasst und auf Engpässe frühzeitig hinweist. Supply-Chain-Integration im Export Über den Aufbau einer integrierten internationalen Supply-Chain berichtete Matthias Genthe, Paulaner. Rund ein Drittel des Paulaner-Absatzes (etwa 1 Mio. hl) geht in den Export. Das Ausfuhr-Sortiment umfasst rund 240 Artikel, die in mehr als 80 Länder verkauft werden. Dabei liegt der Fassbieranteil bei knapp 50 %. In 2016 wurden dafür 3500 Lkw und 2400 Container verladen. Die Fokusmärkte liegen in Italien, Frankreich, USA, China und Russland. Am Beispiel Paulaner China wurde die internationale SupplyChain des Unternehmens erläutert. Basis ist auch hier das ERP-System von SAP. Grundsätzlich sind die Anforderungen und Formalismen beim Import in China bei allen Einfuhrhäfen ähnlich. Unterschiede gebe es lediglich bei den Durchlaufzeiten. Inzwischen sind alle Logistik-Dienstleister von Paulaner über verschiedene Kennzahlen in ein internes Bewertungssystem eingebunden. Dies bietet die Basis
zur Optimierung der Prozesskette. Die Chancen einer integrierten Supply Chain sieht Genthe in einer besseren Warenverfügbarkeit, einer optimierten Bestandsführung und einer besseren Vernetzung aller Beteiligten. Allerdings ist mit einem relativ hohen Aufwand bei der Implementierung der Prozesse auf Grund der großen Komplexität zu rechnen. Auch gebe es bei den einzelnen Prozessteilnehmern oft unterschiedliche Interessenslagen. Und nicht zuletzt könne mit einem integrierten System auf kurzfristige Änderungen, z.B. bei sich ändernden Einfuhrbestimmungen, Streiks oder gesetzlichen Rahmenbedingungen, oft nur verzögert reagiert werden. Abschließend wurde die Frage nach der Leergutrückführung bei Fassware diskutiert. Diese wird in den einzelnen Ländern unterschiedlich gehandhabt. So gibt es in den USA eine gebündelte Rückführung der leeren Edelstahlfässer gemeinsam mit anderen Brauereien. In China sei dies schwieriger, da die Fässer über den Port, über den sie eingeführt worden, auch wieder ausgeführt werden müssen. Im Bereich Export wären Einweg-Fässer sicherlich ein Thema, wurden aber im Hause Paulaner noch nicht eingesetzt. In der anschließenden Besichtigung in München-Langwied konnten sich die Teilnehmer des 20. VLBLogistikfachkongresses selbst ein Bild von der Produktion und den logistischen Prozessen der neuen Paulaner Brauerei machen.
MARKT & MARKEN
NEUE PRODUKTE Holsten
Gleicher Geschmack, neues Design Nordisch-mild ist sein Charakter und das sieht man jetzt auch: Seit März 2017 überzeugt Holsten EDEL mit einem neuen Verpackungsdesign, bleibt seinem Geschmack aber weiterhin treu. (F.) Mit dem frischen Design und der neuen Geschmacksbeschreibung „nordisch-mild“ stärkt die Marke ihre Positionierung als norddeutsches Original im Biermarkt. Die Sorte Holsten EDEL ist neben der gewohnten 0,33-l-SteinieFlasche seit April auch als 0,5-lLongneckflasche erhältlich. Als eines der beliebtesten Biere Norddeutschlands wird Holsten EDEL seit 1879 mit viel Erfahrung und Leidenschaft nach traditio-
nellem Rezept der Holsten Braumeister gebraut und überzeugt seit Generationen mit seinem unvergleichlich fein-herben und mildgehopften Charakter. Die starke Verbundenheit zur Heimat spiegelt sich nun auch in dem neuen Verpackungsdesign: Auf dem aktuellen Flaschenetikett, das modern und
Kalsberg
Mixery mit Markenrelaunch Ultimativer Geschmack auf einem neuen Level: MiXery bringt ab Juli gleich drei neue Produkte auf den deutschen Markt.
Binding
Binding-Bier trifft auf Apfelwein Seit Mai steht der neue Binding Bembel in vielen hessischen Rewe-Märkten. Die saisonale Spezialität vereint zwei Frankfurter Originale. Jedes für sich allein schon ein echter Klassiker. (F.) Warum also nicht einfach beide vereinen? Aus der Idee ist eine neue Spezialität entstanden. Binding Bembel heißt der Bier-Apfelwein-
in einem frischen goldgelben Farbton gehalten ist, sind neben dem Holsten-Logo einige typisch norddeutsche Bauwerke zu erkennen, u.a. die Hamburger St. Michaeles Kirche und die Elbphilharmonie.
Mix, feinherb-fruchtig schmeckt er. Plus ein Schuss Apfelsaft zur Abrundung. Bezug zu Frankfurt Auch mit dem Namen war der Bezug zur Heimatstadt Frankfurt schnell hergestellt: Bembel als Bezeichnung für die dickbauchige Steinzeugkanne zum Ausschank von Apfelwein signalisiert sofort, dass in dieser Binding-Dose ein Mix mit dem lecker Stöffche steckt. Und weil man das typische Apfelweinglas wegen seiner rautenförmigen Außenstruktur in der Region nur als „Geripptes“ kennt, bekam auch Binding Bembel das typische Muster aufgedruckt. Begleitet wird die Markteinführung mit PR-, Onlineund Social Media-Aktivitäten, ergänzt um Probieraktionen auf Binding-Events.
(F.) Mit MiXery Ultimate liefert der Marktführer im Biermischmarkt ein starkes Upgrade für ganz neue Verwendungsanlässe bei 6 Vol.-% Alkohol. Gleich in drei neuen Geschmacksrichtungen erscheint MiXery Ultimate. MiXery Ultimate Tequila – endlich ein ultimatives Tequilabier, das Lust macht auf Sonne, Strand und mehr. MiXery Ultimate Energy bietet den unverwechselbaren Energy-Geschmack mit dem ExtraKick an Guarana. MiXery Ultimate Lemon: Wer den Geschmack von spritzigfrischer Limette mag, wird MiXery Ultimate Lemon lieben. Neues Design Im Rahmen der Produkteinführung hat MiXery an seinem Auftritt gefeilt: Prägnant und mit hohem Wiedererkennungswert präsentiert sich MiXery mit neuem Logo und Produktdesign. Ab sofort erscheint die gesamte Range mit neuen Etiketten im zeitgemäßen Look. Diese sorgen für klare Orientierung beim Konsumenten in punkto Geschmack und Alkoholgehalt.
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Foto: dp
INSTITUTIONEN & VERBÄNDE
VLB AKTUELL
Die acht Teilnehmer des Europäischen Doktoranden-Programms für Lebensmittel wissenschaften 2017 zusammen mit ihren Dozenten. Ganz rechts Dr. Roland Pahl, Kursleiter und VLB-Repräsentant
VLB Berlin schult internationale Doktoranden Auf dem Lehrplan standen Kurse zur Kleinmälzung, Prozessautomation, Getränkeverpackung sowie Wirtschafts- und Managementwissen. (BF) Acht Doktoranden aus ganz Europa haben im Mai die Möglichkeit genutzt, an der Seestraße 13 im Rahmen eines internationalen Doktoranden-Programms vor allem an praktisch orientierten Kursen teilzunehmen. Eine einmalige Chance für die jungen Nachwuchswissenschaftler aus den angrenzenden Bereichen rund um die Lebensmittelwissenschaften. Hinter diesem Besuch steht das EUROPEAN JOINT DOCTORATE Programm. An ihm beteiligt sind insgesamt sechs europäische Universitäten (University of Agriculture in Krakow, University of Copenhagen, University of Nottingham, Ghent University, TU Berlin, KU Leuven) und vier Industriepartner (FlavorActiv, Carlsberg Group, Boortmalt, VLB Berlin). Die EU fördert dieses ambitionierte europäische Großprojekt mit Mitteln aus dem Horizon 2020 Programm. Ziel ist es, acht hochkarätige Spezialisten in einem wegweisenden Netzwerk aus renommierten Hochschulen und erfolgreichen Industriepartnern zu qualifizieren. In den Top 1000 EU-FuE-Unternehmen kommen nur fünf aus der Getränke produzierenden Industrie; vier davon sind Brauereien. Damit ist offensichtlich, dass es dem Arbeitsmarkt
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an kompetenten, professionellen Forschern und Wissenschaftlern fehlt, die nicht nur sehr fundiertes technologisches Wissen haben, sondern auch Fähigkeiten des Managements besitzen. Benötigt werden Wissenschaftler, die in der Lage sind, mit Industriepartnern zu verhandeln und später ihre Forschungsergebnisse effektiv zu verbreiten, um andere Beteiligte zu ermutigen, diese entsprechend umzusetzen. Die VLB agiert innerhalb des Doktorandenprogramms als Konsortiumspartner. „Wir zeigen den Nachwuchswissenschaftlern, wie die unterrichteten Inhalte vor allem in der Praxis vorzufinden und umzusetzen sind“, sagt Dr. Roland Pahl, Leiter des Forschungsinstituts für Bier- und Getränkeproduktion (FIBGP), Promotionsstipendien Initiator des 36-monatigen Doktorandenprogramms ist Dr. Aleksander Poreda, University of Agriculture in Krakow, Polen). Im Herbst 2016 fiel der Startschuss mit dem Kick-Off Meeting in Kraukau, zu dem alle sechs Universitäten und vier Industriepartner gekommen waren. Diese Veranstaltung zog schon vor Ort ein großes Medienaufsehen nach sich. Daran im
Anschluss erfolgte die Rekrutierungsphase, in der es galt, die acht besten und ambitioniertesten Nachwuchswissenschaftler für die Teilnahme am Programm zu identifizieren. Im Februar schließlich erfolgte die Verteilung der acht internationalen Promotionsstudenten an die jeweiligen Partner universitäten. Aufgabenstellung aller Promotionsvorhaben ist es, die Umweltauswirkungen der Malz- und Bierproduktion mittels geringerem Energieaufwand zu reduzieren. Darüber hinaus wird jeder Promotionsstudent für mindestens einen Monat entsandt, um bei den Konsortiumspartnern aus der Industrie praktische Erfahrungen zu sammeln. So etwa im Mai, als die Wissenschaftler vier Wochen an der VLB zu Gast waren, um an den stark praktisch ausgerichteten Kursinhalten zu Themen wie Malzherstellung, Prozessautomation, Getränkeverpackung und Managementwissen teilzunehmen. Besuch vor Ort In der letzten Woche der Schulung kam auch der Initiator Dr. Aleksander Poreda nach Berlin. Als leitender Projektkoordinator überzeugte er sich selbst vor Ort von der hohen Qualität der Schulung.
VERANSTALTUNG
Brauring tagte im Hopfenmuseum Tettnang Ende April wehte die Brauring-Fahne am Hopfenmuseum in Tettnang, wo sich die Mitgliedsbrauereien der Kooperation zur diesjährigen Auszeichnung mit dem Brauring Qualitätssiegel getroffen haben.
Ausgezeichnete Brauereien Quasi als Hausherr begrüßte der Vorsitzende des Hopfenpflanzerverbandes Tettnang Wolfgang Ruther die Teilnehmer und beschrieb kurz das Hopfengebiet Tettnang. Dr. Johann Pichlmaier skizzierte in seiner Ansprache die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Hopfens. Dabei betonte er die gegenseitige enge Beziehung von Brauern und Hopfenpflanzern, da es die einen ohne die anderen nicht geben würde. Diese enge Verknüpfung von Hopfen und Bier wird in der Zeit der Craft Brewer auch durch neue Hopfensorten verdeutlicht. Daher bedauerte Pichlmaier, dass der Hopfen sehr lange nur auf seine Alphasäuren reduziert wurde. Hopfen ist viel mehr. Bevor die angereisten BrauringMitglieder als Vertreter ihrer Brau-
ereien mit dem Brauring Qualitätssiegel ausgezeichent wurden, bedankte sich BrauringVorsitzender Eckhard Himmel bei Dr. Johann Pichlmaier und Dr. Reinhold Kugel mit dem Brauring-Krug sowie bei den Hopfenprinzessinnen mit einem besonderen Glas für ihre Unterstützung. Himmel zeichnete anschließend zusammen mit Dr. Pichlmaier und den Hopfenprinzessinnen die Brauereien aus, die ihre Biere bei unabhängigen Instituten den Qualitätsprüfungen erfolgreich unterzogen hatten und nun das Qualitätssiegel ein Jahr lang werblich verwenden können. Als äußeres Zeichen erhielten die Brauereien eine Urkunde sowie das goldene Qualitätssiegel. Hopfenmuseum Tettnang Nach dem Mittag e ssen nutzten die Mitglieder des Braurings die Gelegenheit, das Hopfenmuseum unter fachkundiger Führung zu besichtigen. Dabei erhielten sie viele Informationen zum Hopfenanbau der Familie Locher sowie zur Verarbeitung des Hopfens.
Abb. 1: Brauring-Vorsitzender Eckhard Himmel, Dr. Johann Pichlmaier und BrauringGeschäftsführer Matthias Hajenski (v.l.) Abb. 2: Das Hopfenmuseum in Tettnang Foto: Wikipedia
(F.) In den herrlichen Räumen des Hopfenmuseums mit Kleinbrauerei im Hintergrund begrüßte Brauring-Vorsitzender Eckhard Himmel die Kollegen. Besonders begrüßte er die Hopfenprinzessinnen AnnKathrin Heine und Sarah Hillebrand, den Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes Tettnang Jürgen Weishaupt, den Vorsitzenden des Hopfenpflanzerverbandes Tettnang Wolfgang Ruther sowie als Ehrengast den Präsidenten der deutschen Hopfenpflanzer Dr. Johann Pichl maier. Besonders dankte er der Fa. Joh. Barth & Sohn, vertreten von Dr. Reinhold Kugel, für die Unterstützung dieser Veranstaltung. In seiner Eröffnungsrede wies Himmel auf die Bedeutung des Rohstoffes Hopfen für die Brauerzunft hin. Er unterstrich, wie wichtig das Qualitätssiegel in einem Markt sei, der weiter von Niedrigpreisen der Großbrauereien geprägt werde. Anschließend erläuterte BrauringGeschäftsführer Matthias Hajenski die Grundidee dieser Auszeichnung. Nur für mittelständische
Brauereien konzipiert, biete sie die Möglichkeit, sich genau mit diesen Werten zu profilieren, die die Mittelständler von Konzernen unterscheide. Als Privatbrauerei seit Generationen geführt und regional aktiv, werden sie ausgezeichnet im Sinne der Nachhaltigkeit. Dies sei ein Vertrauenssignal gegenüber dem Verbraucher, dass dieser mit diesen Bieren qualitativ hochwertige Produkte erwirbt.
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IMPRESSUM
Brauerei Forum Unsere Job-Börse im Internet:
Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Informationsservice der VLB Berlin
jobs.vlb-berlin.org
www.brauerei-forum.de ISSN 0179–2466 Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin Redaktionsanschrift Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-245 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de Redaktion Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org Juliane Rahl (jr), rahl@vlb-berlin.org Dieter Prokein (dp) prokein@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org Redaktionsbeirat Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger Autoren in dieser Ausgabe Gerolf Annemüller, Hans-J. Manger, Robert Pawelc zak, Stefan Wirth Anzeigenkontakt VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise Erscheint mit 10 Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch. Erscheinungsdatum BF 6-7/17 (Juni/Juli-Ausgabe): 30.06.2017 Bezugskosten / Abonnement Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Kündigung des Abonnements jeweils zum Jahresende Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 745 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Verv ielfältigung oder Weiterverarbei tung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandte Manus kripte wird keine Haftung übernommen.
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Brauer-Schule: Lösungen von Seite 16 Fachfragen 1. e) Die heutigen Malze sind cytolytisch und proteolytisch besser gelöst 2. a) Kongressmaische: 30 Minuten Rast bei 45 °C und 60 Minuten Rast bei 70 °C – Iso therme-65 °C-Maische: 60 Minuten Rast bei 65 °C 3. c) 150 mg FAN pro 100 g Malztrockensubstanz 4. d) Die Würzen der Labormaischverfahren werden nach dem Maischen verdünnt 5. d) Ermittlung der Viskosität mit dem Kugelfallviskosimeter nach MEBAK Fachrechnen 1. a) 200 mL Wasser = 200 g Wasser 50 g Malzschrot + 200 g Wasser Verhältnis Schrot zu Wasser = 1 : 4
Daraus folgt: 1 dt Schrot + 4 dt Wasser = 1 dt Schrot + 4 hL Wasser Rechnung: 50 g Malzschrot 200 mL Wasser 1 dt Malzschrot x hL Wasser
x =
200 mL • 1 dt • 100 000 g = 400 000 mL = 400 L = 4 hL 50 g • 1 dt
Auf 1 dt Malzschrot kommen 4 hL Wasser. Das Verhältnis beträgt 1 : 4. Bei Maischende beträgt das Verhältnis 450 g Maische – 50 g Schrot = 400 g Wasser Verhältnis Schrot zu Wasser = 50 g : 400 g = 1 : 8
Daraus folgt: Das Verhältnis Schrot zu Wasser beträgt bei Maischende 1 : 8.
1. b) Temperatur der Maische = 200 g Wasser • 45 °C + 50 g Schrot • 23,5 °C = 40,7 °C 250 g 1. c)
100 g Malz lftr. 4,5 g Wasser TS = 95,5 g / 100 g Malz lftr. 47,75 g TS/50 g Malz lftr.
Extraktausbeute 80,5 % = 80,5 g TS/100 g Malz lftr. = 40, 25 g TS/50 g Malz lftr. Rest-TS aus 50 g Malz: 47,75 g – 40,25 g = 7,5 g TS/50 g Malz lftr. Treber mit 80 % Wasser: 80 g Wasser + 20 g TS 20 g TS 80 g Wasser 7,5 g TS x g Wasser x = (80 g / 20 g) • 7,5 g = 30 g Wasser
Die Trebermenge aus 50 g Malz lftr. beträgt: 30 g Wasser + 7,5 g TS = 37,5 g
Brauerei Forum Forum – Juni/Juli 2017 Brauerei
INSTITUTIONEN & VERBÄNDE
VERANSTALTUNG DBMB Landesgruppe Berlin-Brandenburg
Mitgliederversammlung im Frankfurter Brauhaus Am 21. April 2017 war die Frankfurter Brauhaus GmbH in Frankfurt (Oder) für 31 Teilnehmer der Gastgeber zum Braumeister- und Malzmeisterabend. Der Landesgruppenvorsitzende, Jens Kemmel, begrüßte alle Anwesenden sowie besonders die Ehrenmitglieder Prof. Gerolf Annemüller und Dr. Hans-Jürgen Manger. In einer Schweigeminute gedachten Verein für Brauereigeschichte Berlins
Verein aufgelöst Mit Beschluss der Mitgliederversammlung am 31.3.2017 ist der Verein für Brauereigeschichte Berlins aufgelöst worden. (BF) Da Michael Weidner nach 27 Jahren als Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung stand und kein Bewerber in dieses Amt nachfolgen wollte, wurde der Verein satzungsgemäß aufgelöst. Allerdings wird die Arbeit des Vereins auch weiterhin im kleineren Rahmen als „Freundeskreis Berliner Brauerei geschichte“ fortgeführt.
die Anwesenden an das am 13. März 2017 im 81. Lebensjahr verstorbene Mitglied Ludwig Wiegleb. Kemmel würdigte eine Reihe von Geburtstagen: den 80. von Prof. Gerolf Annemüller und Gerd Häntze, den 60. von Prof. Frank Rath sowie den 50. von Thore Schön. Als neues Mitglied wurde Mathias Heusler einstimmig in die Landesgruppe aufgenommen. Fachvortrag Den Fachvortrag hielt Ehrenmitglied Dr. Hans-Jürgen Manger zum Thema Zur aktuellen Abfülltechnik in Brauereien. Manger begann seinen Vortrag mit einem Blick in die Historie der Flaschenfüllung vor etwa 100 Jahren. So füllten in der Schultheiss Abteilung 2, Berlin-Kreuzberg, 200 Mitarbeiter an 18 Füllkolonnen pro Tag etwa 250 000 Flaschen. Seit 1906 gab es in Berlin und später in der Mark Brandenburg die Einheits-Ringflaschen. Heute haben wir eine Vielfalt von Flaschen, Kästen, Etiketten und Verschlüssen. Eine Abfülllinie mit bis zu 60 000 Flaschen pro Stunde bzw. bis zu 120 000 0,331-l-Dosen wird von drei bis vier Arbeitskräften bedient. Geringste Sauerstoffaufnahme bei der Abfüllung, enge Fülltoleranzen, CIP-fähige Vakuumpumpen und Schaumreinigungsan-
lagen sind Standard. Verändert hat sich auch die Antriebstechnik, die sich weg vom zentralen Antrieb mit Getrieben hin zu synchronisierten Einzelantrieben entwickelt hat. Manger erläuterte verschiedene Fülltechniken von Flaschen und Dosen . Mult isegment-Ausleitungen gewährleisten eine sichere Ausschleusung von fehlerhaften Gebinden. Ausgeklügelte Transportbandsteuerungen und -regelungen führen zu einer deutlichen Verringerung des Lärmpegels in der Abfüllung. Aseptische Getriebe-Synchronmotoren senken den Elektroenergiebedarf. Fahrerlose Transportsysteme finden Einzug in moderne Anlagen und Logistik bereiche. Eine ausgiebige Diskussion beendete den sehr interessanten Vortrag. Kemmel bedankte sich beim Referenten für den Vortrag und beim Gastgeber für die Ausrichtung der Veranstaltung. Jürgen Richter
Dr. Manfred Siebert und Prof. Gerolf Annemüller (v.l.) lauschen Hans-J. Mangers Vortrag über Abfülltechnik
LITERATUR Auf Hamburgs Wohlergeh‘n. Der Bierführer für die Hansestadt. Von Konstantin Meisel, Jonathan Seipp und Peter Stahmer, 1. Auflage, 192 S., Klappenbroschur mit ca. 200 Farb-Abb., 17 x 13 cm, 14,90 € ISBN 978-3-88506-787-0 (F.) Zurzeit sind in der Hansestadt über 20 Brauereien ansässig – dank des Booms kleiner Handwerksbrauereien mit steigender Tendenz. Dieser Bierführer erschließt das heutige Hamburger Brauwesen von der großen Industriebrauerei bis zum experimentellen Craftbeer-Brauer
und bietet einen Wegweiser zu den Zapfhähnen der Stadt sowie ins Umland. Auf die Beschreibung einer Brauerei und der Besonderheiten ihrer Biere folgen jeweils die Verkostung durch einen Biersommelier und die Vorstellung von drei Orten, an denen das Bier getrunken werden kann – ein brauereieigener Ausschank, eine Kneipe mit langen Öffnungszeiten und ein besonderer Ort außerhalb der üblichen Szenestadtteile. Ergänzt werden die Brauerei- und Bierporträts durch einen historischen Abriss zur Hamburger Braugeschichte. Brauerei Forum – Juni/Juli 2017
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Unsere nächste Ausgabe erscheint am 25. August 2017
VERANSTALTUNGEN
VLB-Termine 7. Juli 2017 VLB-Sommerfest, Berlin
26. bis 28. Februar 2018 21. VLB-Logistikfachkongress, Sinsheim
6. bis 8. September 2017 Workshop „Real Craft Brewing – Brewing like 1900“, Vielau, Deutschland
5. bis 7. März 2018 105. Brau-und maschinentechnische Arbeitstagung, Dortmund
11. September 2017 International MicroBrew Symposium, München
Weitere Termine
18. bis 29. September 2017 Workshop „Craft Brewing in Practice“, Berlin 26./27. September 2017 15. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei, Dresden-Radebeul 15. bis 17. Oktober 2017 104. VLB-Oktobertagung, Berlin 23. bis 25. Oktober 2017 8. Iberoamerikanisches Symposium, Guatemala 6. bis 10. November 2017 Workshop „Applied Microbiology“, Berlin 6./7. Dezember 2017 Kompaktseminar „Brauen für Nicht-Brauer“, Berlin
18. Juli 2017 DBMB Landesgruppe Berlin-Brandenburg, Sommerausflug 26. bis 28. Juli 2017 Brasil Brau, São Paulo, Brasilien 11. bis 15. September 2017 drinktec, München VLB Berlin, Halle B1, Stand 340 22./23. November 2017 Craft Beer Italy – Conference and Exhibition, Mailand, Italien 27. Februar bis 1. März 2018 Beviale Moscow, Russland
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