Brauerei Forum 11/2022

Page 1

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner Ausgabe 11 | 18. November 2022 | 37. Jahrgang | ISSN 0179-2466 FORUM BRAUEREI Informationsservice der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin  Erfolgreiche VLB-Jahrestagung in Berlin  BrauBeviale 2023 mit neuem Auftritt  Bericht VLB-Mitgliederversammlung: Verwaltungsrat bestätigt  Braumeisterkurs 2021/2022 beendet IN DIESER AUSGABE: IfGB AKTUELL – Informationen für Brennereien und Spirituosen-Hersteller www.brauerei-forum.de
Reinzuchthefen & Starterkulturen Hefestämme und funktionelle Mikroorganismen für die Brauerei, die Spirituosen- und Getränkeindustrie www.vlb-berlin.org/hefe VLB Berlin – Biologisches Labor Seestraße 13, 13353 Berlin biolab@vlb-berlin.org + obergärige Hefestämme + untergärige Hefestämme + Hefen für alkoholarmes Bier und Spezialbiere (z.B. Sauerbier) + Brennerei-, Wein- und Champagnerhefen + Milchsäurebakterien zur biologischen Säuerung + Kulturen für alternative Gärgetränke (z.B. Kombucha oder Wasserkefir) Versand als Schrägagar oder Hefekonzentrat books.vlb-berlin.org VLB Online-Buch-Shop

 MENSCHEN & UNTERNEHMEN

4 Nachrichten: Stabwechsel im Vorstand des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes e. V. / Dr. Peter Lietz verstorben

5 Paulaner unterzeichnet Übernahme der Gothaer Brauerei / Privatbrauerei Bischoff stellt Betrieb ein

6 Nateco2: Runder Geburtstag: 60 Jahre Extraktion der Essenzen aus der Natur / „Hopfenprodukte aus Bayern sind global erfolgreich“

7 „Alte Biersteuermengenstaffel“ wird dauerhaft wiederhergestellt

 TECHNIK & TECHNOLOGIE

8 Die VLB-Jahrestagung in Berlin war ein toller Erfolg

9 VLB-Jahrestagung 2022: „Technologien sind da, wir müssen sie nutzen“

12 Private Brauereien Bayeren e.V.: Bundesleistungswettbewerb 2022 –der Bundessieger kommt aus Erlangen

13 BarthHaas Grants 2022: Förderpreis geht an Wissenschaftler aus München und Berlin

14 Brauer-Schule – Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende: Obergärige Biere

15 Messen: BrauBeviale 2023 mit neuem Markenauftritt 

IfGB AKTUELL

16 Prämierungen: Bundesehrenpreise für Spirituosen 2022 17 Tagungen: IfGB-Forum in Krisenzeiten: Perspektiven für Kornbrenner und Spirituosenhersteller 21 Messen: Bar Convent Berlin (BCB) feierte erfolgreiches Comeback 

EHEM. VLBER

Vom 9. bis 11. Oktober fand die VLBJahrestagung in Berlin statt. Die Vorträge drehten sich u.a. um die Frage, was die Betriebe aus der derzeitigen Energiekrise lernen können

Zuversichtlich starteten die 100 Spirituosen-Experten aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz in das 20. IfGBForum im Münsterland

22

VLB-Mitgliederversammlung 2022: Positives Geschäftsjahr 2021 und Verwaltungsrat neu gewählt 24 Der deutschsprachige Kurs zum/r Brau- und Malzmeister/in erfolgreich beendet 

INSTITUTIONEN & VERBÄNDE

26 Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V.: GGB-Jahrbuch 2022 jetzt erhältlich 27 Veranstaltungsreigen an der VLB Berlin / Lösungen Brauer-Schule / Impressum

SONSTIGES

28 Veranstaltungskalender

 redaktion@brauerei-forum.de

Titelseite: Autosampler mit Probentrays für die vollautomatisierte Probenaufgabe im VLB-Forschungsinstitut für Rohstoffe und Getränkeanalytik (Foto: ew)

Die ordentliche Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V. fand im Rahmen der VLB-Jahrestagung statt. Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde der bisherige Verwaltungsrat für weitere vier Jahre bestätigt

Im Rahmen des Meisterumtrunks nahmen am 7. Oktober die Absolventen der Weiterbildung zum/r Brau- und Malzmeister/in (HWK) die VLB-Zertifikate entgegen

3 Brauerei Forum – November 2022 INHALT INHALT
17 8 22
24

Pascal Piroué (o.) ist der neue 1. Vorsitzende des DHWV, Peter Hintermeier scheidet aus diesem Amt aus

Stabwechsel im Vorstand des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes e. V.

Pascal Piroué ist neuer 1. Vorsitzender des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes e.V. (DHWV), der als Berufsverband die Interessen seiner Mitglieder auf nationaler und internationaler Ebene vertritt.

(F.) Auf Pascal Piroué fiel das Votum bei der ordentlichen Mitgliederversammlung Mitte Oktober. Der 59-Jährige tritt die Nachfolge von Peter Hintermeier an, der für eine weitere Kandidatur nicht mehr zur Verfügung stand.

Pascal Piroué, der von 1991 bis 1997 Prokurist bei der Hopfenhandelsfirma Fromm, Mayer-Bass GmbH in München war, ist seit 2013 Geschäftsführer der Simon H. Stei -

ner, Hopfen, GmbH und seit acht Jahren im DHWV engagiert, bisher als 2. Vorsitzender. Im Juli dieses Jahres wurde er zum Vize-Präsidenten der International Hop Growers Convention (IHGC) gewählt. Der neue 1. Vorsitzende bedankte sich bei seiner Antrittsrede für das Vertrauen und sicherte den Anwesenden Einsatz und Engagement für seine neue Aufgabe zu. Schließlich stelle die aktuelle gesellschaftliche und weltwirtschaftliche Situation die Hopfenwirtschaft und den DHWV vor große Aufgaben. Unterstützt wird Pascal Piroué künftig von Stephan Schinagl als 2. Vorsitzenden. Der 41-jährige leitet bei BarthHaas GmbH & Co. KG den Einkauf. Für Stephan Schinagl ist es

Dr. Peter Lietz verstorben

Am 14. Oktober 2022 verstarb Dr. Peter Lietz im Alter von 89 Jahren. Der studierte und promovierte Brauer war einer der Vorreiter beim Einsatz von bio technologischen Methoden in der DDR. Von 1980 bis 1990 war er stellvertretender Generaldirektor und Direktor für Wissenschaft und Technik des VEB Kombinat Spirituosen, Wein und Sekt. Zuletzt wirkte er als Co-Autor an verschiedenen Fachbüchern der VLB Berlin und anderen Publikationen mit.

(oh) Geboren am 17. Mai 1933 in Berlin, absolvierte Peter Lietz eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer in der Kindl-Brauerei in Berlin-Weißensee. Daran schloss er das Studium der Fachrichtung Gärungstechnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin an, das er 1956 mit Diplom abschloss. Nach verschiedenen beruflichen Stationen in der Brau- und Malzindustrie der DDR kehrte Lietz 1959 als Assistent an das Institut für Mikrobiologie der Humboldt-Universität zurück, wo er in Forschung und Lehre arbeite -

te. 1965 wurde er dort zum Thema „Charakterisierung und Differenzierung untergäriger Heferassen“ zum Doktor der Agrarwissenschaften promoviert. Anschließend widmete er sich der Entwicklung eines kontinuierlich arbeitenden Gär- und Reifungsverfahrens für Bier, das sich im industriellen Maßstab allerdings nicht durchsetzen konnte. 1975 wurde Lietz Direktor des Instituts für Gärungs- und Getränkeindustrie in Berlin (Ost). Als Forschungsleiter für Technische Enzyme machte er sich dort einen Namen als Vorreiter beim Einsatz von biotechnologischen Methoden zur Produktion von technischen Enzymen. 1980 wurde er stellvertretender Generaldirektor und Direktor für Wissenschaft und Technik des damals in Berlin neu gegründeten VEB Kombinat Spirituosen, Wein und Sekt. Diesem waren alle Großbetriebe der Spirituosen-, Wein-, Sekt-, Essig- und Senfproduktion der DDR sowie das Institut für die Gärungsindustrie unterstellt. Diese Position behielt er bis zur Auflösung des Kombinats im Jahre 1990. Nach der Wende wurde das Kombinat in

das erste Amt im DHWV. Der neue Vorstand des DHWVs wird komplettiert durch ein bewährtes Team: Rudolf Eisemann (H. Eisemann GmbH & Co. KG), Joachim Gehde (Simon H. Steiner, Hopfen, GmbH) und Thomas Kastner (BarthHaas GmbH & Co. KG). Erstmalig gewählt wurden zudem Dr. Bernhard Ramsauer (Hopfenveredlung St. Johann GmbH), der die Nachfolge von Dr. Martin Biendl (Hallertauer Hopfenveredelungsgesellschaft mbH) antritt, sowie Barbara Berger (BayWa AG) als Ersatzmitglied des Vorstandes. Die Kassenprüfung bleibt in den Händen von Oliver Bergner (BarthHaas GmbH & Co. KG) und Peter Höckmeier (HHV Hallertauer Hopfenveredelungsgesellschaft mbH).

eine GmbH umgewandelt mit Peter Lietz als Geschäftsführer. Mit dem Verkauf der Gesellschaft durch die Treuhand 1992 ging Lietz in den Vorruhestand. Bis zuletzt gab er sein umfangreiches Fachwissen in zahlreichen Publikationen weiter. So war er Co-Autor der VLB-Fachbücher „Die Hefe in der Brauerei“, „Die Berliner Weiße – ein Stück Berliner Geschichte“ und „Die Brau- und Malzindustrie in Deutschland-Ost zwischen 1945 und 1989“. Als Verfasser zahlreicher brauhistorischer Fachartikel publizierte er regelmäßig im Brauerei Forum und im Jahrbuch der Geschichte des Brauwesens (GGB). Wir werden Peter Lietz in guter Erinnerung behalten.

4 Brauerei Forum – November 2022 MENSCHEN & UNTERNEHMEN
Foto: Privat
Dr. Peter Lietz (17.5.1933 – 14.10.2022)
 NACHRICHTEN
Fotos: DHWV

Paulaner unterzeichnet Übernahme der Gothaer Brauerei

Die Paulaner Brauerei Gruppe GmbH & Co. KGaA und die Oettinger Brauerei GmbH haben am 14. Oktober 2022 den Vertrag zur geplanten Übernahme des Gothaer Standorts durch Paulaner unterschrieben. Dieser wurde dem Bundeskartellamt zur Prüfung vorgelegt.

(BF) Die Paulaner Brauerei Gruppe übernimmt die Bereiche Herstellung, Abfüllung, Logistik und Zentrale Dienste mit rund 170 Arbeitsplätzen. Die in Gotha beschäftigten 23 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Abteilungen Vertrieb, Export und Marketing sollen bei Oettinger verbleiben.

„Um der stetig wachsenden Beliebtheit des Sortiments und den entsprechenden Absatzsteigerungen der vergangenen Jahre Rechnung zu tragen und weiteres nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, haben wir Produktionsstandorte und attraktive Zukäufe geprüft. Das haben wir in Gotha gefunden. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir dem laufenden Verfahren nicht vorgreifen möchten“, erklärt Dr. Jörg Lehmann, CEO der Paulaner Braue -

rei Gruppe. Die Oettinger Brauerei hatte in den vergangenen Jahren intensiv in die Region investiert und so betont Hauptgesellschafterin und Geschäftsführerin Pia Kollmar: „Wir freuen uns sehr, dass mit dem Verkauf an Paulaner die Arbeitsplätze der Brauerei in Gotha erhalten bleiben. Gleichzeitig ist dies für uns bei Oettinger ein wichtiger Schritt unseres Unternehmensumbaus mit einer für alle Beteiligten guten Lösung.“

Die Zustimmung der Kartellbehörden vorausgesetzt, soll der Standort Gotha rechtswirksam zum 1. Januar 2023 an Paulaner übergehen. Bezüglich des Kaufpreises haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart.

NGG begrüßt den Schritt

„Die Belegschaft, der Betriebsrat, die Gewerkschaft NGG und die Bevölkerung von Gotha, sie alle haben sich mit viel Herzblut für den Erhalt der traditionsreichen Braustätte eingesetzt. Das ist ihr Erfolg“, kommentiert Tim Lubecki von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die geplante Übernahme des Oettinger-Standorts in Gotha. Die

Privatbrauerei Bischoff stellt Betrieb ein

Mitte August hat die Gläubigerversammlung das Ende besiegelt. Danach wurden noch die Aufträge abgearbeitet. Inzwischen sind die Maschinen, Tanks und Leitungen gereinigt und der Betrieb der Privatbrauerei Bischoff wurde eingestellt.

(F.) „Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass es für einen Erhalt der Brauerei in ihrer bisherigen Form leider nur noch sehr geringe Chancen gibt. Grundsätzlich wäre der Einstieg eines Investors zwar immer noch möglich. Die notwendigen Investitionen, um den Brauereibetrieb wieder wirtschaftlich aufnehmen zu können, waren aber

allen Interessenten zu hoch“, sagt Insolvenzverwalter Dr. Jürgen Erbe. Die stark gestiegenen Energiepreise und die aktuellen Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von CO2 sowie die damit verbundene weitere Verteuerung des Produktionsprozesses hätten eine große Rolle gespielt, so Erbe weiter. Hinzu kamen die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Die finanziellen Reserven der Brauerei sind in den eineinhalb Jahren des Eigenverwaltungsverfahrens seit Ende 2020 in der Hoffnung auf die Übernahme durch einen Investor komplett aufgebraucht worden.

„Meine Aufgabe als Insolvenzverwalter ist es auch, die Insolvenzmasse zu sichern, aus der die For-

Oettinger Brauerei GmbH hatte Mitte des Jahres angekündigt, den Standort in Gotha zu schließen. „Wir freuen uns, dass Oettinger schließlich eingelenkt und den Weg frei gemacht hat für die Übernahme durch Paulaner“, so Lubecki weiter. Sorgen bereite allerdings nach wie vor die Zukunft der verbleibenden Oettinger-Betriebsstätten in Braunschweig, Mönchengladbach, Walldorf und Oettingen. „Für diese Betriebe gilt es, ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln.“

derungen der Gläubiger der Brauerei befriedigt werden“, sagt Rechtsanwalt Erbe. Er führe daher bereits Gespräche mit möglichen Käufern u.a. für die Anlagen der Brauerei oder für das Grundstück, auf dem die Brauerei stehe.

„Dass die Brauerei-Geschichte meiner Familie nach 156 Jahren zu Ende geht, macht mich sehr traurig“, sagt Dr. Sven Bischoff, der geschäftsführende Gesellschafter der Privatbrauerei. „Wir haben während der ganzen Sanierungsbemühungen an das Potenzial von Bischoff geglaubt und in der Vergangenheit viel in die Brauerei investiert. Es ist aber schlicht nicht mehr möglich, die Brauerei wirtschaftlich weiterzuführen.“

5 Brauerei Forum – November 2022  NACHRICHTEN
Foto: Paulaner Brauerei PaulanerGeschäftsführer Dr. Jörg Lehmann

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Ministerpräsident Markus Söder bei der Eröffnungsfeier des Hopfenextraktionswerks der Hopfenveredelung St. Johann

Runder Geburtstag: 60 Jahre Extraktion der Essenzen aus der Natur

Vom kleinen Hopfenextraktionswerk zum Großanbieter für CO2Lohnextraktion: NATECO2 ist das Joint Venture von BarthHaas GmbH & Co. KG und HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft e.G. Es bietet seit 60 Jahren Pflanzenextrakte für die Lebensmittel-, Getränke-, Kosmetik- und Pharmaindustrie.

(F.) 1962 gründete der Hopfenspezialist BarthHaas, damals noch Joh. Barth & Sohn, ein kleines Hopfenextraktionswerk. Dort wurden in einem technischen Verfahren Bitter- und Aromastoffe aus dem Hopfen gelöst und konzentriert. Das damals noch völlig neue Produkt Hopfenextrakt eröffnete dem Unternehmen Chan -

cen im Export, denn sein Versand war lange nicht so kostspielig wie die Logistik für Rohhopfen. Hinzu kam: Im Vergleich zu frischen Hopfendolden zeichnet sich Hopfenextrakt durch eine längere Haltbarkeit aus.

Aus dem kleinen Hopfenextraktionswerk ist nach sechs Jahrzehnten ein weltweit agierender Anbieter für CO2-Lohnextraktion geworden. Von Algenextrakten für Pflegeprodukte, über Antioxidantien zur Nahrungsergänzung bis zur Kakaobutter für Schokolade entstehen nördlich von München wertvolle Pflanzenextrakte für die Lebensmittel-, Getränke-, Kosmetik- und Pharmaindustrie.

Nachdem man in den Anfangsjahren nur Wasser und organische Lösemittel zur Extraktion verwendet hatte, wurde 1979 eine Anlage zur Extraktion mit überkritischem CO2

(scCO2) installiert. Dadurch konnte ein zweiter Geschäftsbereich, nämlich die Lohnextraktion von weiteren Naturstoffen, etabliert werden. Was ursprünglich als Nebengeschäft begann, um das Werk außerhalb der Hopfensaison auszulasten, ist heute das Feld der NATECO2. Die wichtigsten Produktgruppen sind aktuell Kakao, Sonnenblumen, Hanf, Algen und Hirse.

Die Hopfenextraktion ist inzwischen aus Wolnzach verschwunden und an den Standort St. Johann/ Train umgezogen, an dem 2020, laut Unternehmen, die weltweit größte und modernste Verarbeitungsanlage für Hopfenextrakt in Betrieb genommen wurde (s.u.). Beide Werke werden gemeinsam von der BarthHaas GmbH & Co. KG und der HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft e.G. als „Hopfenveredlung St. Johann GmbH“ betrieben.

Die feierliche Eröffnung des Hopfenextraktionswerks in St. Johann Ende Oktober ließ sich Bayerns Politelite nicht entgehen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nannte die Hopfenveredelung St. Johann ein gelungenes Beispiel für die Rolle des Mittelstands. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hob den unternehmerischen Mut hervor.

(BF) „Projekte wie der Neubau des Hopfenextraktionswerks in St. Johann sind ein Paradebeispiel dafür, dass der Mittelstand das Herzstück unserer Wirtschaft ist – und dass landwirtschaftliche Produkte aus Bayern wie der Hopfen global erfolgreich sind“, sagte Aiwanger bei der feierlichen Eröffnung am 31. Oktober in St. Johann. Die Menschen vor Ort können zu Recht stolz sein, dass ihre Hopfenerzeugnisse in der ganzen Welt zu Hause sind. Markus Söder sagte, Bayerns Dreiklang hei -

ße „Hightech, Heimat, Hopfen“ und machte deutlich: „Ihr seid prägend für unser Land.“

Das neue Hopfenextraktionswerk liegt im Herzen des weltweit größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiets. Von den 2021 in Deutschland geernteten 47 900 t Hopfen wuchsen 41 100 t in der Hallertau. Das Verarbeitungswerk in St. Johann ist das weltweit größte. Hier werden 26 % der globalen

Hopfenernte zu Pellets und konzentriertem Hopfenextrakt verarbeitet und an Brauereien in 100 Ländern verschifft. Die Hopfenproduktion und -verarbeitung ist sehr energieintensiv. In St. Johann versorgt das werks interne Blockheizkraftwerk den Extraktionsprozess mit Wärme und Strom. Zusätzlich benötigter Strom wird durch Ökostrom aus Deutschland abgedeckt.

Die Hopfenveredelung St. Johann ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Hopfenverwertungsgenossenschaft HVG in Wolnzach und dem Nürnberger Hopfenhändler BarthHaas. Rund 65 Mio. € flossen in den Bau des Werks. Das sei eine stolze Summe, so Söder, aber: „Unser bay erisches Bier wird immer erfolgreich sein.“

6 Brauerei Forum – November 2022 MENSCHEN & UNTERNEHMEN NATECO2
„Hopfenprodukte aus Bayern sind global erfolgreich“
Foto: StMWi

Der Deutsche Bundestag hat am Donnerstag, 22. September 2022, den von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf eines 8. Gesetzes zur Änderung von Verbrauchsteuergesetzen angenommen. Damit wird die vor Inkrafttreten des Haushaltsbegleitgesetzes 2004 geltende „alte Biersteuermengenstaffel“ nun dauerhaft, also über den 31. Dezember 2022 hinaus, wiederhergestellt.

(F.) Damit folgt die Politik einer fast zwei Jahrzehnte währenden Forderung des Verbandes Private Brauereien. „Seit fast 20 Jahren arbeiten wir als Vertreter der kleinen und mittelständischen Brauereien in ganz Deutschland auf die Wiederherstellung der ,alten Biersteuermengenstaffel‘ hin. Gerade im Hinblick auf die derzeitig schwierige Lage der Brauwirtschaft ist die Entfristung der ermäßigten Steuersätze im Rahmen der Biersteuermengenstaffel eine dringend notwendige Entlas tung“, kommentiert Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbands Private Brauereien Deutschland e.V., die Entscheidung. Bereits im Mai 2021 hatte sich der Bundesrat mehrheitlich dafür ausgesprochen, die bis zum 31. Dezember dieses Jahres vorgenommene zeitweise Wiederherstellung der „alten Biersteuermengenstaffel“ zu

entfristen und damit die vor Inkrafttreten des Haushaltsbegleitgesetzes 2004 geltenden ermäßig ten Biersteuersätze unbefristet gelten zu lassen.

Die ermäßigten Biersteuersätze nach § 2 Abs. 2 BierStG dienen dem Strukturerhalt einer mittelständischen Brauwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland und sollen einen Beitrag dazu leisten, die größenbedingten Wettbewerbsnachteile kleiner, unabhängiger Brauereien im Vergleich zu großen Braukonzernen zumindest teilweise auszugleichen.

„Mit der Wiederherstellung der ,alten Biersteuermengenstaffel‘ erkennt die Politik nicht nur die existenzgefährdende Situation an, in der sich die mittelständische Brauwirtschaft nach zwei Jahren Corona-Pandemie und der derzeitigen Energiekrise befindet. Kleine und mittlere Brauereien sind mit dieser Entscheidung auch als regionale Arbeitgeber wieder mehr in den Fokus der Politik gerückt“, freut sich Demleitner.

Auch der Deutsche BrauerBund begrüßt diese Entscheidung des Bundestages: „In einer Zeit, in der immer mehr Brauereien mit dem Rücken zur Wand stehen, sind die Beschlüsse von Regierung und Parlament ein Schritt in die richtige Richtung“, kommentiert Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes in Berlin.

7 Brauerei Forum – November 2022 
NACHRICHTEN
„Alte Biersteuermengenstaffel“ wird dauerhaft wiederhergestellt
Foto: Adobe Stock/Fotolia_74858130 www.vlb-berlin.org/stralsund2023 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-269, Fax: 030 450 80-210 event@vlb-berlin.org 107. BRAU- UND MASCHINENTECHNISCHE ARBEITSTAGUNG 6. bis 8. März 2023, Stralsund Störtebeker Brauquartier Montag, 6. März 2023 + Sitzung des
Ausschusses (TWA) der VLB (auf
+ Besichtigung Störtebeker Braumanufaktur + Get-together Dienstag, 7. März 2023 + Technisches Vortragsprogramm + Betriebsbesichtigungen + Begrüßungsabend Mittwoch, 8. März 2023 + Technisches Vortragsprogramm Fachtagung für die Brau- und Getränkeindustrie Mit begleitender Fachausstellung
Technisch-Wissenschaftlichen
besondere Einladung)

Die VLB-Jahrestagung in Berlin war ein toller Erfolg

Nach mehr als 100 erfolgreichen Frühjahrs- und Oktobertagungen hat die VLB Berlin im Zuge der Corona-Pandemie beide Veranstaltungen vorübergehend zu einer fusioniert: Zum ersten Mal seit 2019 in Präsenz fand vom 9. bis 11. Oktober 2022 die VLB-Jahrestagung in Berlin statt. Die Vorträge aus den Bereichen Brauereitechnologie und Brauereirohstoffe drehten sich um die Fragen, was die Betriebe aus der derzeitigen Energiekrise lernen und wie sie sich für die Zukunft wappnen können. Zu der Veranstaltung im Hotel Berlin, Berlin kamen rund 250 Teilnehmer.

(ew) Die Fachtagung startete mit einem Get-together am Sonntagabend im Veranstaltungshotel. Am Montagvormittag fanden die Fachausschusssitzungen des TechnischWissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB Berlin statt. Ein weiterer Punkt auf der Agenda war die ordentliche Mitgliederversammlung der VLB Berlin e.V. am Montagabend (siehe S. 26).

Mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer den ersten der insgesamt vier Vortragsblöcke über das Thema Energie als Herausforderung für die Brau- und Malzindustrie. Es herrschte Konsens darüber, dass Lösungsansätze technisch mach- und verfügbar sind, man müsse lediglich zur Tat schreiten. Am Dienstagvormittag traf die Übersicht über aktuelle Forschungsvorhaben an der VLB auf große Resonanz. Der Block Brauprozesse neu gedacht lieferte u.a. mit einem Vortrag zur innovativen Nutzung von Prozessnebenströmen Denkanstöße für Brauereien, alternative Geschäftsfelder zu etablieren und aus Brauabfällen Geld zu machen.

Das 51. Internationale BraugerstenSeminar hat sich ganz dem Thema

Auswirkungen des Klimawandels auf das Getreide verschrieben. Auch hier spielte der Aspekt des technischen Fortschritts für eine nachhaltige Produktion eine große Rolle. Dr. Nils Rettberg, Leiter des neuen VLB-Forschungsinstituts für Rohstoffe und Getränkeanalytik (FIRGA), hatte erstmals den Vorsitz inne. Rettberg stellte den Zuhörern das FIRGA vor, das sich nach dem Weggang von Henrike Vorwerk durch die Fusion der Forschungsinstitute für Rohstoffe und Getränkeanalytik formiert hatte. Ein attraktives Rahmenprogramm begleitete die Jahrestagung. In einer Fachausstellung präsentierten sich Zulieferfirmen der Brau- und Getränkeindustrie bzw. ihre Dienstleister. Besonders hervorzuheben ist der Begrüßungsabend: Die Teilnehmer genossen die ausgelassene Atmosphäre in der Lobby des VLBNeubaus. Etliche Gäste nutzten die Chance und nahmen an spontanen Führungen durch das WilfriedRinke-Technikum teil. Der Dank für die Bier - und Getränkeversorgung geht an die Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei und den Gerolsteiner Brunnen.

8 Brauerei Forum – November 2022 TECHNIK & TECHNOLOGIE
1 1:
2: v.l.:
3: Florian
Fotos: ew 4: Prof. Dr.
Carlsberg, stand nach ihrem Vortrag für Fragen zur Verfügung; 5: Kennenlernen in der Fachausstellung 2 3 4 5
Die VLB-Geschäftsführer Gerhard Andreas Schreiber (l.) und Dr. Josef Fontaine eröffnen den Begrüßungsabend
Roberto Biurrun (VLB), Konstantin Ziller (Ziemann Holvrieka), Jürgen Speck (Siemens), Chris Bergtholdt (VLB)
Schrickel war einer der VLB-Mitarbeiter, die interessierte Gäste durch das Wilfried-Rinke-Technikum führten
Birgitte Skadhauge,

„Technologien sind da, wir müssen sie nutzen“

Die knappen Energieressourcen sind derzeit die Herausforderung für die Wirtschaft. Wie Unternehmen aus der Brau- und Getränkeindustrie mit dieser Herausforderung umgehen bzw. sich ihr stellen können, war Thema des ersten Vortragsblocks der diesjährigen VLB-Jahrestagung im Hotel Berlin, Berlin. Am Montagnachmittag, 10. Oktober 2022, entwarfen fünf Referenten tragfähige Energiekonzepte und Szenarien für die Zukunft.

(ew) Pünktlich um 14.00 Uhr begrüßte VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine die Teilnehmer zum ersten Vortragsblock der VLB-Jahrestagung 2022. Er verlieh seiner Freude Ausdruck, sich endlich wieder persönlich begegnen zu können.

Die Einführung in die Session zum Thema „Zukunftsfähige Energiekonzepte für die Brau- und Getränkeindustrie“ lieferte Prof. Dr. Frank Behrendt , TU Berlin, mit seinem Vortrag Energieerzeugung als Herausforderung für die Brau- und Malzindustrie – Gasersatz, fossile Brennstoffe, Wasserstoff, erneuerbare Energien

Wie sehen die Energiesys teme der Zukunft aus? Öl und Gas sind zwar endlich, allerdings aufgrund technologisch fortgeschrittener Förderungsmethoden besser zugänglich als noch vor wenigen Jahrzehnten. Die Abkehr von fossilen Energieträgern erfolgt also hauptsächlich des Klimas wegen – der motivierende Faktor heißt CO2 , denn das Treibhausgas verursacht externe Kosten. Etwa um 1980 herum etablierte sich in Deutschland der Begriff Energiewende und bezog sich zunächst auf den Ausstieg aus der Nukleartechnik und den Ausbau erneuerbarer Energien. Bis zum Jahr 2050 soll der Umbau der Energieversorgung ohne fossile Energieträger vollzogen und damit die sog. Energiewende abgeschlossen sein. Vergleicht man den Primärenergieverbrauch von heute mit 1990, lässt sich folgendes Zwischenfazit ziehen: Der Anteil der Kohle ist von 56 % auf 41 % zurückgegangen. Kern energie spielt

kaum noch eine Rolle (Rückgang von 11 % auf 6 %). Die erneuerbaren Energien haben sich verzwölffacht (ein Anstieg von 1,3 % auf 16 %) und der Erdgasanteil hat sich beinahe verdoppelt (von 15 % auf 27 %). Das sei zwar im Sinne des Klimas, so Behrendt, allerdings habe das zu fatalen Abhängigkeiten geführt, deren Folgen wir derzeit zu spüren bekommen.

Um unsere elektrischen Energiesysteme zukunftsfähig zu machen, müssen Speicherkapazitäten ausgebaut werden – der Ausbau gewährleistet eine stabile Versorgung, gleicht Schwankungen aus und entlastet Versorgungsnetze.

Die gute Nachricht ist: Speichertechnologien, bspw. Pumpspeicher oder Batteriekraftwerke, solarthermische Warmwasserspeicher, Öloder Kraftstofftanks, stehen uns längst zur Verfügung, d.h. das Rad muss nicht neu erfunden werden.

Die Stromerzeugung wird vorrangig durch Photovoltaik und Wind erfolgen. Was den Wind angeht, werden rund 65 000 Anlagen notwendig sein, das sind etwas mehr als doppelt so viele wie heute. „65 000 Anlagen entsprechen einer Fläche von 500 km2. Wenn man bedenkt, dass Berlin 900 km2 groß ist, muss man sagen, dass das absolut machbar ist“, betont der Referent.

Bei Photovoltaik herrscht ein Zubaubedarf von insgesamt 17 % aller deutschen Dachflächen. „Auch das ist machbar. Diese Größenordnungen sind nicht jenseits von Gut und Böse“, so Behrendt weiter. Ein zusätzliches Schlüsselelement werde der Wasserstoff sein. Es wird bis 2050 eine Verzehnfachung des Bedarfs erwartet. Gleichzeitig sol-

Fotos: ew

len bis 2030 etwa 96 % unseres heutigen Erdgastransportsystems wasserstofftauglich sein. Die aktuelle Preisentwicklung hinsichtlich Energie und Rohstoffe macht die Optimierung aller Prozesse unverzichtbar. Das erfordere vielfältige Maßnahmen: Der Gebäudebestand müsse energetisch saniert werden. Im Verkehr bringe die Elektrifizierung weitere Effizienzsteigerungen. Und durch energieflexible Fabriken solle der Primärenergiebedarf bis 2050 im Vergleich zu 2008 halbiert werden. Behrendt empfiehlt Unternehmen, sich zu Konsortien zusammenzuschließen, sich abzusprechen und Erfahrungen auszutauschen. Denn gemeinsam lassen sich solide und ökonomisch tragfähige Lösungen innerhalb weniger Jahre schaffen.

Prof. Dr. Frank Behrendt, TU Berlin, appelliert an die Unternehmen, sich zusammenzutun, um gemeinsam tragfähige Energielösungen für die Zukunft zu schaffen

Die VLB Berlin dankt den Sponsoren:

9 Brauerei Forum – November 2022 VLB-JAHRESTAGUNG 2022

Peter Gattermeyer, Steinecker GmbH, ermutigt Brauereien, Braureststoffe gewinnbringend zu verwerten

Im Verbund hat man auch größere politische Macht, bspw. bei einem Antrag für Förderprogramme. „Es ist wichtig, dass wir jetzt damit anfangen.“

Peter Gattermeyer (Steinecker) skizzierte in seinem Vortrag Reststoffupcycling zur energetischen und stofflichen Nutzung als einen Baustein der Brewnomic-Brauerei ein Konzept der Zukunft: Stoffliche und energetische Verwertung organischer Reststoffe mittels Brewnomic, sprich: Die Brauerei fungiert als Kraftwerk. Die Ener gie aus den Reststoffen Treber, Malzstaub, Hefe, Abwasser etc. wird in Form von Biogas gewonnen und mittels Blockheizkraftwerk und Biogaskessel in thermische und elektrische Energie umgewandelt. Ein weiterer Vorteil der Reststoff-Verwertung: Die in Trebern und Co. enthaltenen pflanzlichen Proteine sind ein nährstoffreicher und damit begehrter Rohstoff, der zur Herstellung von Fleisch- oder Milchersatzprodukten verwendet werden kann. Auch Ammonium, das ein Grundstoff für Mineraldünger ist und in der Landwirtschaft dringend benötigt wird, kann durch die Brauerei gewinnbringend veräußert werden und als zusätzliche Einnahmequelle dienen. Mit dem Brewnomic-Konzept lassen sich laut Gattermeyer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Neue Rohstoffe werden zur Einnahmequelle und machen zudem aus der Brauerei ein energieautarkes und CO2-neutrales Unternehmen. Die Biomasse-Konversion mit dem Steinecker-Produkt Phoenix BMC soll im kommenden Jahr in der Praxis erprobt werden.

gefährlich. Die Fachleute sind sich einig. Wir können noch etwas tun.“ Und auch der Referent ist überzeugt: „Nichts ist schlimmer, als nichts zu tun. Mit den bestehenden Technologien sind Lösungen sofort umsetzbar.“

GEA bietet keine Insellösungen an, vielmehr lautet die Vorgabe: Energieströme verknüpfen. Heiz- und Kühlbedarfe müssen bei der Planung der Prozesse mitgedacht werden. Wer einzelne Anlagenteile oder Prozessschritte isoliert optimiert, verbessert die Effizienz zwar graduell. „Substanzielle Verbesserungen für Energieverbrauch und CO 2Fußabdruck lassen sich jedoch nur durch ganzheitliche Betrachtung erreichen“, betont Schneeberger. Dabei gibt er ein Beispiel aus der Praxis: Die GEA Group AG konzipierte eine komplett nachhaltige Energieversorgung für Innocent, einen in Europa führenden Smoothieund Safthersteller. Innocents neue Produktionsstätte in den Niederlanden ging im Frühjahr 2022 in Betrieb. GEA war für die Prozess-, Kälte- und Wärmetechnologie zuständig, die maßgeblich zum Erreichen der Klimaziele des Unternehmens beitragen. Eine Wärmepumpe gewinnt die Abwärme aus den Kühlsystemen zurück und verwendet sie in anderen Prozessschritten wieder. So lässt sich bspw. die Temperatur für die Pas teurisierung von 95o Celsius auf 90 o Celsius senken und die Energiebilanz um 3 % verbessern. Dadurch konnte GEA eine Wärmepumpe einpassen, die z. B. gefrorene Säfte mit

Mark Schneeberger, GEA Brewery Systems, spricht sich für ganzheitliche technologische Lösungen aus, um Klimaneutralität zu erreichen

warmem Wasser statt mit Dampf auftaut. Innocent nutzt zwei getrennte Heizkreise für die Reinigungshygiene mit 65o Celsius und 90 o Celsius. „Wärmepumpen kosten Geld“, räumt der Referent ein. „Aber ein finanzieller Anreiz sind die Steuerersparnisse durch die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Und je früher wir damit anfangen, desto günstiger wird es.“ Innocent habe andere Unternehmen aus der Branche eingeladen, von ihren Erfahrungen zu profitieren.

Horst Müller (l.), Efes Beer Group, prostet nach der VLB-Mitgliederversammlung am Montagabend in die Kamera

Dr. Mark Schneeberger (GEA Brewery Systems) stellte Ganzheitliche Prozess- und Anlagenkonzepte für nachhaltige Getränkeproduktion vor. Schneeberger verdeutlicht mit einem Zitat von Professor Harald Lesch, dass dringender Handlungsbedarf besteht: „Der Klimawandel ist real. Wir sind die Ursache. Er ist

10 Brauerei Forum – November 2022 TECHNIK & TECHNOLOGIE

Dr. Thomas Hens , Gerolsteiner Brunnen, stellte in seinem Vortrag Vermeidung/Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen die Frage: Was kann die Branche leisten? Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen die Aspekte Klimaziele, Decarbonisierungsstrategie und technologische bzw. technische Maßnahmen . Wir alle haben gesellschaftliche Verantwortung, unseren Planeten für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Der Klimawandel ist ein Kernthema unserer Zeit. Doch was tut Gerolsteiner, um die Klimaziele zu erreichen?

In Scopes 1 bis 3 lassen sich die Treibhaus gasemissionen einordnen: Zu Scope 1 gehören die eingesetzten Brennstoffe wie Erdgas oder Heizöl. Scope 2 beinhaltet Sekundärenergieträger wie eingekaufter Strom. Und unter Scope 3 subsumieren sich indirekte Emissionen wie Transporte oder Produktionsabfälle. 90 % des Ausstoßes bei Gerolsteiner entfallen auf die dritte Kategorie. Ein Grund dafür: die riesige Transportflotte und Einwegverpackungen. Entsprechend habe man seit etwa fünf Jahren auf Ökostrom gesetzt, fast alle Stapler auf Elektromobilität umgestellt oder die Bahnverladung ausgeweitet – um nur einige kurzfristige Gegenmaßnahmen zu nennen. Um langfristig Einsparungen zu erzielen, plane das Unternehmen ein Biomasse-Kraftwerk, um sich bspw. mit Holz aus der Umgebung autark mit Energie zu versorgen. Man werde zudem vermehrt nachhaltigen Kunststoff (rPET) einsetzen. Der

Verpackungsmüll sei ein immenses Problem, das man gemeinsam mit Kunden und Lieferanten angehen wolle. Und last but not least: der Einstieg in alternative Transportmöglichkeiten. Das 1,5o -Ziel ist eine enorme Herausforderung, allerdings gewinnen auch die Maßnahmen aufgrund der CO2-Bepreisung an finanzieller Attraktivität.

Durch konsequentes Handeln können erhebliche Kosten eingespart werden, so der Referent.

„Die wesentliche Frage lautet: Was kostet es, wenn ich nichts tue? Das wird teuer. Packen wir es an!“

Im letzten Vortrag des Tages ging es um den Einsatz von E-Mobility in der Getränkedistribution Thomas Meenken (Renault Trucks Deutschland) schilderte anschaulich die

Möglichkeiten und Herausforderungen . Viele europäische Metropolen haben bis zum Jahr 2030 den Ausschluss von Dieselfahrzeugen beschlossen. Entsprechend hat Renault Trucks eine Dekarbonisierungsstrategie herausgegeben: Der Anteil an Elektrofahrzeugen im Verkauf soll bis 2030 35 % betragen, bis 2050 strebt das Unternehmen eine 100 % fossilfrei fahrende Flotte an. 2023, so Meenken, kommt eine neue Akkugeneration auf den Markt, die der geplanten Elektrifizierung noch einmal Schub verleihen soll. Denn dann lassen sich mit geschätzten Reichweiten von ca. 500 km Lösungen für den Fernverkehr schaffen. Das heißt, auch große Trucks oder schwere Baustellenfahrzeuge mit bis zu 44 t können künftig elektrisch betrieben werden. Mit dem französischen Energieunternehmen

Total Energies ist Renault eine strategische Partnerschaft eingegangen, um die Ladeinfrastruktur innerhalb Europas massiv auszubauen. In Deutschland sollen an etwa 1000 Ladepunkten Hubs für Lkws errichtet werden. Dass die Strategie von Renault bereits Früchte trägt, zeigt sich in der Praxis: 20 E-Tech-Lkws fahren bei Feldschlösschen in Rheinfelden, Schweiz, auch Siemens

Die begleitende Fachausstellung bot die Möglichkeit, sich in den Vortragspausen über Produkte zu informieren (l.)

Die Vorträge sorgten einmal mehr für angeregte Diskussionen. Prof. Jan Schneider, TH OstwestfalenLippe, hat anscheinend eine kritische Anmerkung (r.)

11 Brauerei Forum – November 2022
Dr. Thomas Hens, Gerolsteiner, skizzierte in seinem Vortrag, welche Maßnahmen der Getränkehersteller ergreift, um die Klimaziele zu erreichen (l.) Thomas Meenken (Renault Trucks) ist überzeugt: Mit einer neuen Akkugeneration nimmt die Elektrifizierung schwerer Lkws an Fahrt auf (r.)

Die Teilnehmer am Bundesleistungswettbewerb 2022 im Wettbewerbsberuf Brauer und Mälzer (v.l.): Florian Gewalt, Timm SchulteÜbbing, Nicklas Mathesdorf, Nils Schubert mit Benedikt Meier, Private Brauereien Bayern e.V.

in Berlin-Spandau nutzt E-Laster von Re nault. Zu guter Letzt wies Meenken auf die Förderprogramme des Bundes für den Einsatz von klimaschonenden Nutzfahrzeugen hin.

Der Vortrag von Thomas Meenken war eine gelungene Überleitung zum Begrüßungsabend an der VLB Berlin. Denn neben reichlich Getränken, gutem Essen und ebenso guten Gesprächen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich einen E-Truck von Renault anzuschauen.

Der Lkw parkte zwischen VLB-Neubau und Zunfthaus. Im Zunfthaus wiederum durfte nach 22 Uhr weitergefeiert werden.

Die Berichte über das VLB-Forschungskolloquium und das Internationale Braugersten-Seminar erscheinen in Heft 12 am 16. Dezember 2022.

Ein besonderes Highlight des Begrüßungsabends: Interessierte Teilnehmer hatten vor dem VLB-Neubau die Gelegenheit, einen Renault-E-Truck in Augenschein zu nehmen

Bundesleistungswettbewerb 2022: Der Bundessieger kommt aus Erlangen

Der diesjährige Bundesleistungswettbewerb der Brauer und Mälzer fand am 3. November 2022 bei der Schwind Bräu in Aschaffenburg statt. In einer Prüfung, bestehend aus Fachtheorie, Fachrechnen und mehreren Praxis-Stationen, wurde bei der „Deutschen Meisterschaft im Brauer- und Mälzer-Handwerk“ der neue Bundessieger ermittelt.

(F.) Mit den Leistungswettbewerben soll der hohe Stellenwert der Lehrlingsausbildung zum Brauer und Mälzer gerade in mittelständischen Privatbrauereien aufgezeigt werden. Außerdem soll der begabte junge Nachwuchs in seiner beruflichen Entwicklung gefördert werden. Am Bundesleistungswettbewerb 2022 teilgenommen haben

vier Landessieger aus den Bundesländern Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein. Gegeneinander angetreten sind Florian Gewalt, ausgebildet bei Steinbach Bräu in Erlangen (Landessieger Bayern), Nicklas Mathesdorf, ausgebildet bei der Ricklinger Landbrauerei in Rickling (Landessieger Schleswig-Holstein), Nils Schubert, Privatbrauerei Specht in Ehrenfriedersdorf (Landessieger Sachsen), und Timm Schulte-Übbing, ausgebildet bei der Eulchen Brauerei in Mainz (Landessieger RheinlandPfalz).

Von einer unabhängigen Fachjury wurde im Rahmen einer mehrstündigen Prüfung nicht nur theoretisches Fachwissen geprüft, sondern auch praktische Aspekte des Brauer- und Mälzer-Handwerks. Alle vier Teilnehmer absolvierten die anspruchsvollen Aufgaben erfolgreich und stellten einmal mehr ihr Können unter Beweis. Am Ende konnte Florian Gewalt den Wettbewerb für sich entscheiden. Als Bundessieger 2022 im Wettbewerbsberuf Brauer und Mälzer ausgezeichnet, ist er somit bester handwerklicher „Nachwuchsbrauer“ Deutschlands.

12 Brauerei Forum – November 2022 TECHNIK & TECHNOLOGIE
Private Brauereien Bayern e.V. Foto: Private Brauereien Bayern

Förderpreis geht an Wissenschaftler aus München und Berlin

Der Hopfenspezialist BarthHaas hat Natalia Svedlund und Dr. Frederico Magalhães, Wissenschaftler des Fachgebietes für Brauerei- und Getränketechnologie der TU Berlin, mit seinem Förderpreis BarthHaas Grants 2022 ausgezeichnet. Mit einem weiteren Grant wird das Projekt von Dr. Mathias Hutzler, Dr. Hubertus Schneiderbanger und Dr. Martin Zarnkow vom Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität der TU München bedacht.

(F.) Das Team um Svedlund und Magalhães untersucht in seinem Forschungsprojekt, welche Bedingungen bei der Kalthopfung und Gärung für eine Intensivierung der fruchtigen und blumigen Aromen in Cider sorgen können. Ihren Fokus richten die Wissenschaftler auf die Eignung verschiedener Apfel- und Hopfensorten sowie Hefestämme zur Kalthopfung. Das Team um Hutzler, Schneiderbanger und Zarnkow testet im Rahmen der Kalthopfung eine bestimmte hochkonzentrierte Hefe auf die Parameter Aromaausbeute, Biotransformation, antimikrobielle Aktivität und Sauerstoffausschluss während der Gärung.

Die Forschungsarbeiten werden jeweils mit einem Preisgeld von 10 000 € unterstützt. Die Verleihung fand am 17. Oktober 2022 erstmals wieder live am Campus von BarthHaas in Nürnberg statt. In den vergangenen beiden Jahren wurden die Förderpreise pandemiebedingt im Rahmen eines Online-Events übergeben.

Thomas Raiser, Mitglied der Geschäftsleitung von BarthHaas, gratulierte den Preisträgern zu ihren Forschungsentwürfen.

„Ich bin jetzt schon sehr gespannt, zu welchen Resultaten die Projekte führen werden“, so Raiser. „Viele von uns geförderte Forschungen führten zu neuen Erkenntnissen.“

Mit den BarthHaas Grants werden seit 2007 jährlich richtungsweisende wissenschaftliche Projekte an Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen gefördert. In vielen Fällen dienten sie als Anschubfinanzierung: Viele Arbeiten erweckten breite Aufmerksamkeit und konnten mit öffentlichen Mitteln fortgeführt werden. Mit den Grants will BarthHaas Begeisterung für Hopfen wecken und Kontakte zu jungen Wissenschaftlern aufbauen.

Trends in der Getränkelogistik

Rahmenprogramm:

13 Brauerei Forum – November 2022
Hinten, v.l.: Thomas Raiser (Mitglied der GL von BarthHaas), Dr. Martin Zarnkow, Dr. Mathias Hutzler. Vorne: Dr. Christina Schönberger (Leiterin des Teams „Brewing Solutions“ bei BarthHaas), Natalia Svedlund und Dr. Hubertus Schneiderbanger
BarthHaas www.vlb-berlin.org/logistik2023 VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin Tel.: 030 450 80-269, Fax: 030 450 80-210 fim@vlb-berlin.org 24. VLBLOGISTIKFACHKONGRESS 13. bis 15. März 2023, Stralsund Störtebeker Brauquartier Themenschwerpunkte: + Mehrweg-
Leergutmanagement + Transportlogistik und Nutz-
+ Automatisierung
+ Innovationen
Logistikdigitalisierung + E-Mobility
+ Nachhaltigkeitskonzepte und Carbon
Print
+
+
+
+
Foto:
und
fahrzeuge
Intralogistik
in der
in der Getränkebranche
Foot
Begleitende Fachausstellung
Sitzung des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB Berlin
Besichtigung der Störtebeker Braumanufaktur mit neuem Abfüll- und Logistikzentrum
Begrüßungsabend

Die Aufgaben stellte Andreas Großmann, Staatliche Berufsschule Main-Spessart

 BRAUER-SCHULE

Fachfragen und Fachrechnen für Auszubildende

Obergärige Biere

Die Hefe spielt eine sehr wichtige Rolle in der Brauerei, denn sie wandelt verschiedene Zucker in Alkohol und CO2 um und bringt durch ihre Gärungsnebenprodukte verschiedene Aromen ins Bier. Deshalb muss der Umgang mit ihr auch sorgfältig „gemanagt“ werden.

1. Es gibt obergärige und untergärige Biere, die nach der Art der verwendeten Hefe unterschieden werden. Welches der folgenden Biere zählt nicht zu den obergärigen Bieren? a) IPA b) Kölsch c) Porter d) Roggenbier e) Bockbier

2. Die Hefe verstoffwechselt den Zucker in der Würze zu Alkohol, CO2 und Energie. Welchen der folgenden Zucker können Stämme der obergärigen Hefe nicht vollständig vergären? a) Glucose b) Maltose c) Saccharose d) Raffinose e) Fructose

3. Welcher der folgenden Stoffe ist ein Gärungsnebenprodukt der obergärigen Hefe und führt im Weizenbier zu einem bananenartigen Aroma? a) Diacetyl b) Iso-Humulon c) Dimethylsulfid d) Isoamylacetat e) Acetaldehyd

4. Welche der folgenden Aussagen ist falsch? Die Bildung der Gärungsnebenprodukte während der Hauptgärung hängt hauptsächlich von… a) der chemischen Symbiose zwischen Hopfen und Hefe ab. b) der Gärführung ab. c) der Temperatur während der Gärung ab. d) dem gewählten Hefestamm ab. e) dem Druck während der Gärung ab.

5. Warum wurde früher traditionell für die Weizenherstellung das Dekoktionsverfahren gewählt?

a) Die Enzyme werden beim Dekoktionsvefahren besser geschont.

b) Weizen hat weniger Enzyme, dadurch können sich diese besser vermehren.

c) Um dem höheren Eiweißgehalt des Weizens entgegenzuwirken.

d) Durch das Dekoktionverfahren erhöht sich die Viskosität der Maische.

e) Durch das Dekoktionsverfahren werden die Spelzen des Weizens elastischer.

6. Ein Vertreter der deutschen obergärigen Biere ist die Berliner Weiße. Welche der folgenden Aussagen zur Berliner Weiße ist korrekt?

a) Die Gärung erfolgt durch Mischkultur aus obergäriger Hefe und Milchsäurestäbchen. b) Bei der Nachgärung wird Himbeer – oder Waldmeistersirup als Speise hinzugegeben. c) Dem Bier wird Salz zur Abrundung der Vollmundigkeit hinzugegeben. d) Die Schüttung der Berliner Weiße muss zu 100 % aus Weizenmalz bestehen. e) Berliner Weiße zeichnet sich durch ein ausgeprägtes Hopfenaroma aus.

7. Auf der Zutatenliste eines Weizenbieres sind folgende Zutaten zu lesen: Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen. Welche Information kann aus der Zusammensetzung der Zutatenliste gewonnen werden?

a) Das Bier in der Flasche ist ein Hefeweizen. b) Das Bier in der Flasche in ein Kristallweizen. c) Das Bier ist mit weniger als 50 % Weizen gebraut. d) Das Bier in der Flasche ist ein Leichtes Weizen. e) Das Bier in der Flasche ist durch Flaschengärung entstanden.

8. Welche der folgenden Aussagen ist richtig?

a) ZKGs können nicht zur Obergärung eingesetzt werden.

b) Bei der Obergärung wird mit ca. 1 bis 1,5l dickbreiiger Hefe angestellt.

c) Bei der Obergärung darf untergärige Hefe zur Nachgärung eingesetzt werden.

d) Obergärige Hefe kann nicht so oft geführt werden wie untergärige Hefe.

e) Bei der obergärigen Hefe gibt es nur einen Hefestamm.

Fachrechnen

In einer Weißbierbrauerei wird an 345 Tagen im Jahr gebraut. Wie viel dickbreiige Hefe ist pro Jahr notwendig, wenn am Tag ein Doppelsud mit jeweils 220 hl angestellt wird? Pro hl Würze sollen 0,5 l obergärige Hefe gegeben werden. (0,1 hl)

14 Brauerei Forum – November 2022 TECHNIK & TECHNOLOGIE
(Lösungen S. 27)
Foto: ew

BrauBeviale 2023 mit neuem Markenauftritt

2023 kann kommen: Dann vereint die BrauBeviale, eine der führenden Investitionsgütermessen für die Getränkeindustrie, endlich wieder die Welt der Getränke im Nürnberger Messezentrum. Die Vorbereitungen haben bereits begonnen. Nach der längeren Corona-bedingten Pause präsentiert sich die Fachmesse der Getränkebranche in neuem Gewand und zu einem neuen Termin: Vom 28. – 30. November 2023 geht die BrauBeviale mit neuem Markenauftritt an den Start. Der Slogan „Das Wir verbindet Vielfalt“ ist richtungsweisend für die Messe und ihr Programm.

(F.) „Wir können es kaum erwarten, die Welt der Getränke 2023 endlich wieder in unseren Messehallen versammeln zu dürfen“, freut sich Andrea Kalrait, Executive Director BrauBeviale und Beviale Family bei der NürnbergMesse. „Wir hatten eine lange Pause, aber unser Ohr weiterhin nah an der Branche und haben mit vielen Unternehmen und Partnern gesprochen.“ Sowohl die Aussteller als auch die Besucher freuen sich schon jetzt auf ein Treffen mit Kollegen, Kunden und Fachleuten in Nürnberg. In kreativer Arbeitsatmos phäre werden wichtige Kontakte geknüpft, Netzwerke erweitert, konkrete Fragen erörtert und aus Interessenten Kunden. „Die BrauBeviale inspiriert und setzt Impulse für die Getränkebranche“, so Kalrait weiter.

Um das auch in Zukunft zu gewährleisten, hat sich Andrea Kalrait mit ihrem Team und dem ideellen Träger, dem Verband Private Brauereien Bayern e.V., in den vergangenen Monaten intensiv mit der Positionierung der BrauBeviale auseinandergesetzt. Das Ergebnis: Die BrauBeviale will 2023 mit einem geschärften Profil und einem neuen Markenauftritt an den Start gehen.

Neuer Slogan

„Das Wir verbindet Vielfalt“ hat die gesamte Getränkewelt im Blick. Er beschreibt den Kernaspekt der Messe: Nur wenn verschiedene Akteure, vom Jungunternehmer bis zum erfahrenen Branchenkenner, unter einem Dach in familiärer Atmosphäre zusammenkommen, entsteht das gewisse Wir-Gefühl, das die BrauBeviale ausmacht. Gemeinsam Brücken zu schlagen, um

Vielfalt zu vereinen, wird auch durch den modernen visuellen Auftritt transportiert. Hier schließt sich im wahrsten Sinne des Wortes der Kreis, der ein zentrales Element im neuen Erscheinungsbild der BrauBeviale ist und sich durch die Gestaltung der gesamten Messekommunikation, online wie offline, zieht. Beispielsweise im runden Key Visual: In ihm spiegelt sich die Diversität der verschiedenen Akteure und der unterschiedlichsten Getränke an einem Ort wider. Genau der Grund, warum auch die Farbwelt der Messe angepasst und um buntere, vielfältigere Farbtöne ergänzt wurde.

Neuer Termin Ende November

Doch nicht nur das Erscheinungsbild der BrauBeviale hat sich verändert, auch der Termin ist neu: Die BrauBeviale findet vom 28. bis 30. November 2023 statt und bietet somit optimale Voraussetzungen, das Jahr gemeinsam mit der Branche abzuschließen sowie für das kommende Jahr die richtigen Weichen zu stellen. Ein weiteres Schmankerl dieses Termins ist der weltbekannte Nürnberger Christkindlesmarkt, der just am Tag nach dem letzten Messetag traditionell vom Nürnberger Christkind eröffnet wird. Andrea Kalrait sieht darin einen klaren Vorteil: „Vor allem für unsere internationalen Gäste ist das eine wunderbare Gelegenheit, den Besuch der BrauBeviale mit einem Bummel durch den Nürnberger Weihnachtsbudenzauber abzurunden. Und na -

türlich ist es auch für die nationalen Gäste ein attraktiver Anreiz, noch ein, zwei Tage länger in Nürnberg zu bleiben. Nürnbergs Atmosphäre in der Adventszeit ist wirklich kaum zu überbieten.“

Die BrauBeviale in Nürnberg ist eine der führenden Investitionsgütermessen für die Getränkeindustrie weltweit. Die Fachmesse verbindet ihre Erfolgsgeschichte mit dem Anspruch, die Welt der Getränke auch in Zukunft zu vereinen. Tradition und langjährige Erfahrung treffen hier auf Inspiration und die neuesten Trends – auf regionaler und globaler Ebene. Für die nationalen und internationalen Aussteller sowie Fachbesucher aus über 135 Ländern bietet sie die geeignete Plattform, um gemeinsam Neues anzustoßen und wichtige Impulse für die gesamte Getränkebranche zu setzen. Mit seiner Expertise, seinem Netzwerk wie auch dem European Beer Star als Aushängeschild steht der BrauBeviale der Verband Private Brauereien Bayern e. V. als ideeller Träger zur Seite.

15 Brauerei Forum – November 2022  MESSEN

Dr. Katharina Böttcher (3.v.r.) überreicht mit Dr. Diedrich Harms (3. v. l.) die Bundesehrenpreise

PRÄMIERUNGEN

Bundesehrenpreise für Spirituosen 2022

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat acht Spirituosenhersteller mit dem Bundesehrenpreis ausgezeichnet. Ministerialdirektorin Dr. Katharina Böttcher überreichte gemeinsam mit Dr. Diedrich Harms, Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Urkunden und Medaillen für die höchste Auszeichnung der deutschen Ernährungswirtschaft. Der Festakt fand in der Landesvertretung des Saarlandes in Berlin statt.

orientierung der Bundesehrenpreisträger. „Die Spirituosenhersteller zählen zu den Vorzeigeunternehmen, die sich auch in herausfordernden Zeiten treu bleiben und Qualität zur Maxime ihres täglichen Handelns erheben. Damit setzen sie richtungsweisende Maßstäbe für Qualität, Geschmack und Genuss.“

Mit ihren strengen Prüfkriterien sowie einem Panel von Sensoriksachverständigen gehören die DLG-Qualitätsprüfungen zu den wissenschaftlich anspruchsvollsten und objektiven Qualitätsprüfungen der Lebensmittelbranche.

preis in Gold erhalten hat, freut uns ganz besonders“, sagte Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine nach der Verleihung.

Bundesehrenpreis in Gold*: Birkenhof-Brennerei GmbH, Nistertal

Bundesehrenpreis in Silber*: Kultbrand GmbH, Nürnberg

Weitere Bundesehrenpreise:

• Henkell & Co. Sektkellerei KG, Wiesbaden

• Satoshi Spirits GmbH, Ludwigsburg

(BF) Die Bundesehrenpreise werden jährlich getrennt nach Produktkategorien an deutsche Lebensmittelproduzenten verliehen. Diese haben zuvor bei der Internationalen Qualitätsprüfung der DLG ihr Können unter Beweis gestellt und mit ihren Produkten die besten Gesamtergebnisse ihrer Branche erzielt. Vorbildlich nannte der DLG-Vizepräsident die konsequente Qualitäts-

Die Ergebnisse der sensorischen Bewertung werden durch Laboruntersuchungen sowie Deklarationsprüfungen ergänzt.

Glückwunsch aus der VLB

Die VLB Berlin gratuliert den Preisträgern, insbesondere ihren Mitgliedern Birkenhof-Brennerei, Henkell & Co. sowie Pabst & Richarz. „Dass mit der Birkenhof-Brennerei ein VLB-Mitglied den Bundesehren -

• Klosterbrennerei Wöltingerode GmbH, Goslar

• Pabst & Richarz Vertriebs GmbH, Minden

• Gienny’s in a bottle Brennerei, Guldental

• Deheck Destillerie & Likörmanufaktur, Gau-Odernheim

* Für die zwei besten Betriebsleistungen bundesweit wird der Bundesehrenpreis in Gold und Silber verliehen.

16 IfGB AKTUELL Brauerei Forum – November 2022
 IfGB-FORUM 
DLG/
Fotos:
Anne Orthen
Inhaber Steffi und Peter Klöckner (M.) freuen sich über den Bundesehrenpreis in Gold für die Birkenhof-Brennerei

 TAGUNGEN

IfGB-Forum in Krisenzeiten: Perspektiven für Kornbrenner und Spirituosenhersteller

Das 20. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei widmete sich am ersten Tag den Rahmenbedingungen der Spirituosenherstellung und -vermarktung sowie der Gegenwart, Geschichte und Zukunft des Korns. Ein zeitgemäßes Vortragsprogramm sowie zwei spannende Brennereiführungen zogen Ende September 100 Experten aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz ins Münsterland.

für Einladungen und Betriebsführungen.“ Er ergänzte:„Großes Lob gilt Wiebke Künnemann, der es mit ihrem Team gelungen ist, das IfGBForum als Präsenzveranstaltung fortzuführen.“

Er stellte Projekte von Charité und TU Berlin vor, die direkt am VLBCampus Forschungs- und Entwicklungszentren für moderne Medizinund Biotechnologie errichten. „Mit der Michelberger Gruppe haben wir in der Preussischen Spirituosen Manufaktur (PSM) neue Nachbarn, die die langjährige Kooperation mit uns fortführen.“

Mit Unterstützung von

(WiK) Moderator Kai Elmendorf , Brennerei Elmendorf, Hamburg, sagte im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen: „Wir brauchen Zusammenhalt. Im Regal sind wir Wettbewerber, aber hier sind wir Partner.“

VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine berichtete über die jüngsten Entwicklungen am Institut für Gä -

rungsgewerbe/der VLB Berlin . Zum 20. IfGB-Forum Spirituosen und Brennerei bedankte er sich bei allen, die diese Veranstaltungen mit ausgerichtet, besucht und unterstützt haben. „Danke an alle Gastgeber. Das Herz der Veranstaltung sind die Vorträge und die Besichtigungen. In diesem Jahr gilt der Dank Rüdiger Sasse und Dr. Bernhard Strotmann

Sasse und eal für die Einladung links: Kai Elmendorf moderierte den ersten Tag rechts: Aufmerksame Zuhörer während der Danksagungen der vergangenen IfGB-Foren

Zu den internen Umstrukturierungen erläuterte Dr. Fontaine: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Tim Fuchs eine Top-Persönlichkeit haben, die schon lange als Stellvertreter eingeführt war. Voller Tatendrang nimmt er die neue Position als Leiter Spirituosenanalytik und der Destillateurkurse ein.“ Dr. Fontaine wies auf den Destillateurmeisterkurs ab 13. August und den Kurs zum Bier- und Spirituosensommelier im Spätsommer 2023 hin.

17 Brauerei Forum – November 2022
Fotos: WiK
Dr. Josef Fontaine bedankt sich bei den Sponsoren

unten: Fachausstellung und Fachsimpeleien im Tagungsfoyer

Werner Albrecht vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bonn, skizzierte aktuelle Fragen des Spirituosenrechts Eine gute Nachricht gab es: die Änderung der delegierten Verordnung (EU) 2022/1303 erlaubt, nun die Begriffe „Agraralkohol“, „Neutralalkohol“ oder „rektifizierter Alkohol“ als Synonyme für „Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs“ . Inzwischen führt eAmbrosia, das EU-Register der geschützten geografischen Angaben (g. g. A.), 36 deutsche Spirituosen, von Bärwurz über Korn bis Steinhäger. Die Änderung der Alkoholhaltige Getränke-Verordnung (AGeV) sieht u. a. strengere Vorschriften für Obstbrände und -geiste vor, die in Regionen oder Orten mit einer eingetragenen geografischen Angabe hergestellt werden, selbst aber keine g. g. A. sind. Dies wären u.a. Rohstoffzwang und höherer Mindestalkoholgehalt (nun 40 % vol). Ein BMEL-Referentenentwurf für die geplante Spirituosen-Durchführungsverordnung ist in Vorbereitung. Dieser sieht vor: Höchstgehalte für die Zugabe süßender Erzeugnisse zur Geschmacksabrundung z. B. bei Obstbrand eindeutig zu regeln. Auch Qualitäts- und Altersprädikate wie „Premium“, „Fein(er)“, „Alt(er)“ sollen klar definiert werden. „Alkoholfreie Destillate“ sind ein kontinuierlich wachsender Markt, sodass eine rechtlich korrekte Bezeichnung gefunden werden muss. „Der Begriff ,alkoholfreies Destillat‘ ist rechtlich umstritten – da nicht alle Produkte destilliert sind“, merkte Albrecht an. Nach Lebensmittelinformations-Verord -

nung (LMIV) wären beschreibende Bezeichnungen wie „alkoholfreies Wacholder-Getränk für alkoholfreie Cocktails und Longdrinks“ erlaubt. Daneben könne man Fantasienamen verwenden, die nicht auf eine Spirituosenkategorie anspielen. Die EU-Kommission werde 2023 einen Vorschlag vorlegen. „Diese Kategorie braucht aber bereits heute ein Zutatenverzeichnis auf dem Etikett“, betonte der Referent. Er wies darauf hin: „Für Spirituosen mit einem zusammengesetzten Begriff oder Anspielungen gilt eine weitere Übergangsfrist für die Herstellung und Verwendung alter Etiketten bis zum 30. Dezember 2022. Dabei gilt ein unbefristeter Abverkauf der etikettierten Bestände.

„Die EU-Kommission plant eine Revision der LMIV, um Zutatenverzeichnis und Nährwertdeklaration für Spirituosen verpflichtend zu machen“, warnte Albrecht. Von spiritsEUROPE gibt es eine freiwillige Selbstverpflichtung zu Brennwertangabe und Zutatenverzeichnis per QR-Code mit online-Datenbank. „Für diese Datenbank ist der BSI zu loben“, schloss der Referent.

BSI-Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick , Bonn, beschäftigte sich mit den aktuellen Themen der Spirituosenbranche. Die Krisen treffen nicht nur die Spirituosenbranche. Die Marktforschungsinstitute GfK und Nielsen skizzieren in Deutschland ein um 36,5 % verschlechtertes Konsumklima. Bezüglich der Energiekrise riet die Referentin: „Setzen Sie sich mit ihrem regionalen Vertreter der Netza -

gentur auseinander, wie es mit ihrer Energieversorgung weitergeht. Wir als BSI stellen dazu Anträge und halten Kontakt mit den Ministerien.“ Der Spirituosenmarkt 2021 fokussierte sich auf Qualität und Premium, bei einem stagnierendem Pro-KopfVerbrauch von jährlich 5,2 L. Mit rund 719 Mio. Flaschen à 0,7 L sei der deutsche Spirituosenmarkt aber auch im Jahr 2021 der größte der EU. Herausfordernd sind die Absatzkanäle. Der Handel trage notwendige Preiserhöhungen nicht mit und drohe mit Umstellung auf Eigenmarken. Die Gastronomie leidet unter Personalmangel. „Gastro-Probleme sind auch Spirituosenprobleme – weil Spirituosen zu 20 % über Gastro abgesetzt werden“, sagte die Referentin.

Zum Thema Glasrecycling merkte Wiesgen-Pick an, die Quoten müssen bis Jahresende 90 % betragen, anstelle der aktuellen 84 %, sonst verordne die EU ein Glaspfand. Die zu geringe Recyclingquote liege aber weniger an Getränken, sondern eher an der mangelnden Rückgabe von Arznei- und Kosmetikglas. Bezüglich des Zutatenverzeichnisses betonte Wiesgen-Pick: „Digital ist die Zukunft – Wo soll man denn all die Informationen auf den Etiketten unterbringen? Wir haben bereits QR-Codes installiert – mit denen arbeiten auch schon viele Hersteller. Das ist sehr nachhaltig – sie brauchen Ihre Etiketten nicht ständig ändern – das kommt auch den kleinen und mittleren Unternehmen zu Gute.“ Zu den „alkoholfreien Destillaten“ merkte sie an, dass der Dachverband SpiritsEUROPE dafür einen Leitfaden erstelle.

18 IfGB AKTUELL Brauerei Forum – November 2022
Werner Albrecht Theo Ligthart

Werner Albrecht referierte als Geschäftsführer der Gesellschaft für Geschichte des Branntweins e. V. (GGBW) über die Geschichte der Kornbrennereien des Münsterlandes . „Münsterländer Korn / Kornbrand ist heute im Register eAmbrosia eingetragen und somit ist die Region ,Münsterland‘ spirituosenrechtlich genau abgegrenzt“, betonte er. Der Regierungsbezirk Münster ist eine Region im Nordwesten Westfalens, Nordrhein-Westfalen.

Albrecht listete rund 20 Kornbrennereien des Münsterlandes auf, die in der Zeit von 1589 bis 1878 gegründet wurden. Nur vier Jahre nach Gründung der ältes ten deutschen Kornbrennerei „Schlitzer Kornbrennerei“ (Hessen 1585 ), entstand im Münsterland die Kornbranntweinbrennerei Böckenhoff (Raesfeld-Erle 1589), gefolgt von Friedrich Schwarze (Oelde 1664). Im 18. Jh. gründete man u. a. die Feinbrennerei Sasse (Schöppingen, Ersterwähnung 1707) und die Kornbrennerei Pott (Oelde 1722, ab 1761 Horstmann).

Im 19. Jh. breiteten sich die Kornbrennereien auf dem Lande aus. In diese Periode fallen u. a. die Gründungen der Landwirtschaftlichen Kornbrennerei Heinrich Rüther (Hamm 1807), und der Kornbrennerei Josef Gerbermann (EverswinkelAlverskirchen 1870), deren Inhaber in 5. Generation, IfGB-Alumni André Gerbermann, in Billerbeck zugegen war. Das Aufkommen der Kartoffelbrennereien mit steuerlichen Vorteilen gegenüber Kornbrennereien führte dazu, dass letztere fast nur noch in Westfalen existierten. Das Münsterland ist ab Ende des 19. Jhs.

ein Schwerpunkt der Kornbrennerei. Dazu beigetragen haben geografische und klimatische Rahmenbedingungen, aber auch die Bedeutung der Schlempe als Viehfutter und Dünger. Ein weiterer Aspekt sei der Aufschwung von Bergbau und Stahlindustrie im benachbarten Ruhrgebiet. „Korn galt als guter Kohlenstaublöser für Gaumen und Rachen“, erläuterte Albrecht. Nach dem Zweiten Weltkrieg begüns tigten die Regelungen des Branntweinmonopolgesetzes (DKV-Marktanteil = 80 % des Kornmarktes) die Herstellung und Vermarktung von Korn. Bis zur Wiedervereinigung hatte Korn einen Anteil von 20 % am deutschen Spirituosenmarkt. „Kornbrennereien werden im Müns terland weiterhin eine ökonomisch wichtige Rolle spielen“, lautete der Ausblick des Referenten.

Theo Ligthart , Freimeisterkollektiv, Berlin, referierte über Farm to Shaker am Beispiel Kornbrand. Dieser Trend bedeutet, dass Craft-Destillen im Idealfall ihre Rohstoffe selbst anbauen. „Wir stellen das Produkt und seinen Produzenten in den Fokus. Das Freimeis terkollektiv ist im Grunde ein Verlag, die Spirituosenhersteller sind unsere Autoren“, erläuterte Ligthart. „Mit Rüdiger Sasse arbeiten wir von Anfang an zusammen.“ Aktuell vermarktet das Kollektiv z. B. einen Rye Whiskey von ihm. Als neuen Aspekt bei der Betrachtung von Korn brachte Ligthart den Begriff „Terroir“ ins Spiel: „Wie unterschiedlich sind Aromen von Bränden aus Roggen bzw. Weizen von unterschiedlichen Böden?“

Dr. Bernhard Strotmann, Lüdinghausen stellte die Euro-Alkohol GmbH als kompetenten und flexiblen Partner für Agraralkohol vor. 1930 im Rahmen des Branntweinmonopols als Deutsche Kornbranntwein-Vermarktung GmbH (DKV) gegründet, endete 1999 der Monopol auftrag. Im Jahr 2004 wurde die Korn- und Getreidebrennerei in Lüdinghausen in Betrieb genommen. 2010 fusionierte die DKV mit ihrer Tochtergesellschaft Euro-Alkohol zur EuroAlkohol GmbH (eal). Die eal ist heute eine GmbH mit 350 Gesellschaftern und 65 Mitarbeitern.

Das Getreide wird per Schiff angeliefert. Die kontinuierliche Produktion erfolgt im Drei-Schicht-Betrieb. Die Brennerei produziert mehr als 23,5 Mio. L Getreidealkohol im Jahr. Außerdem rektifiziert bzw. entwässert die eal Rohalkohol – jeweils mehr als 20 Mio. L pro Jahr. Die Tanklagerkapazität umfasst 34 Mio. L. „Wir haben 20 Alkoholsorten im Angebot und legen auch kleine, spezielle Chargen auf“, erläuterte Dr. Strotmann. „Wir produzieren auch kornaromatische Destillate wie z. B. original Weizendestillat.Wir produzieren ausschließlich aus dem vollen Korn, obwohl das nur für Korn, nicht aber für Wodka gefordert ist.“ Qualitätssicherung ist entscheidend: „Sensorische Prüfungen sind sehr wichtig. Eine Auslieferung von Destillaten erfolgt erst nach Freigabe durch unser Labor“, sagte der Referent.

Das Fermentations-CO2 (17 700 t/a) wird seit 2013 von der Westfalen AG vor Ort gereinigt, verdichtet und abtransportiert. So kann die eal ihre CO2-Bilanz um fast 40 % reduzie -

Dr.

unten: Betriebsbesichtigungen bei Sasse (l.) und EuroAlkohol (r.)

19 Brauerei Forum – November 2022
Biotechnologie zu Berlin
Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und
Angelika Wiesgen-Pick Bernhard Strotmann

Rüdiger Sasse unten: Geschäftsführer Egbert Stein (Sasse), Dr. Bernhard Strotmann (eal) und Dr. Josef Fontaine (VLB) eröffnen den Begrüßungsabend

ren. Alle aktuellen Anstrengungen dienen der Betriebs optimierung. „Wir setzen darauf, den Gasverbrauch zu senken und die Elektrifizierung voranzutreiben. 50 % der von uns verbrauchten Energie ist emissionsfrei, davon sind 40 % regenerative Energie und 10 % Atomstrom“, sagte Dr. Strotmann.

Rüdiger Sasse von der gleichnamigen Feinbrennerei in Schöppingen referierte über die Standortentwicklung im Wandel der Marktanforderungen Er präsentierte seinen detailreichen Vortrag spannend und zielgruppengerecht, wofür die Teilnehmer ihn in der Evaluation einhellig mit „Sehr gut“, auf Platz 1 setzten. Der Kornmarkt hat sich in der Zeit von 2012 bis 2021 halbiert von knapp 40 Mio. L auf 20 Mio., während das Gesamtspirituosenvolumen, stabil bei 370 Mio. L lag. Der Gesamtmarktpreis liegt pro 0,7-L-Flasche bei 10,70 €, bei Korn lediglich bei 5,79 €. So betrage die Wertschöpfung bei den billigen Produkten gerade noch 45 Cent pro Flasche „Die Wertschöpfung des Kornbrandes bringt nicht genug, um strategische Kommunikation zu finanzieren“, merkte der Referent an. Die Sasse Feinbrennerei produziert 500 000 L pro Jahr, 50 % des Absatzes geht über die Gastronomie. Der Kornmarkt benötigt neue Konzepte. Neben der Diversifizierung des Lagerkorns beschritt Sasse neue Wege.„Unser Sortiment hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, auch der ungereifte Korn biete ganz neue Aromen“, sagte er. Die drei „Nju-Korn®“-Varianten sind mit unterschiedlichen Brenngeräten

hergestellt worden, von Rektifikationskolonne bis Pot Still . „Womit wir werben können, sind der Standort und ein sehr junges Team“, sagte Sasse. „Wir müssen den Standort emotional aufladen, aber ein Standort muss natürlich auch funktionieren.“ Dies gilt bei Sasse sowohl als Produktions- als auch als Besucherzentrum. Bis zu 15 000 Besucher nehmen an den Brennereirundgängen teil – heutzutage coronakonform einzeln mit Audioguide. Außerdem unterstützt die Feinbrennerei Sasse Naturschutz- und Kulturprojekte. Sich in der Region zu engagieren, führt dazu, dass die Brennerei in der Gesellschaft akzeptiert wird.

Für den Umbau des Standorts schlug der Architekt das Modell „Villa rustica“ vor, ein Komplex mit Hauptgebäude, Wirtschafts- und Nebengebäuden, die man nach und nach bauen und miteinander in Verbindung setzen kann. Verwendet werden Naturmaterialien aus dem Münsterland. Der Ausbau begann 2009 mit Errichtung des Verkaufsund Besucherzentrum, 2015 und 2017 folgten Fass- und Tanklager. Zwei Jahre später realisierte man Brunnenhaus und Kräutergarten, 2021 die Remise und 2022 die Kommissionierung. Derzeit findet die Kernsanierung der Abfüllhalle und Büros statt. Ab 2023 soll das Fasslager neugebaut werden.

Für die Bauvorhaben war es entscheidend, einen sehr guten Verwaltungsanwalt zu haben. „Sobald widersprüchliche Rechtsnormen aufeinanderstießen, hat er das bemängelt und gelöst“, war Sasse begeistert. Der Neubau des Fasslagers,

ist ein sehr komplexes Projekt. „Für Explosionsschutz, Brandschutz und Gefahrstoffrecht haben wir eigenes Detailwissen aufgebaut“, berichtete der Referent. „Am Ende haben wir uns für stationäre, halbautomatische Löschanlagen entschieden.“

So betragen die Brandschutzkosten nur noch 10 % der Gesamt-Investition, anstelle von 25 bis 30 % bei vergleichbaren Projekten. Auch die Beschäftigung immer derselben Gewerke hat sich bewährt.

„Korn ist unsere Heimat, unser Boden. Unsere Kunden sollen Handwerk sehen und miterleben“, betonte Sasse. „Eine deutliche sensorische Unterscheidung des Münsterländer Korns von anderen ist eines unserer Ziele. Werner Albrecht hat mit den Gebietskornbränden den Grundstock gelegt. Es sollte uns Brennern gelingen, entsprechend unterschiedliche sensorische Erlebnisse zu schafften“, schloss Sasse.

Das Besichtigungsprogramm in beiden Unternehmen war spannend und ließ keine Fragen offen. „Chapeau, Herr Sasse, was Sie in Schöppingen aufgebaut haben!“, sagte VLB-Geschäftsführer zur Eröffnung des Begrüßungsabends und ergänzte: „Was wir bei Ihnen in der eal gesehen haben, Herr Dr. Strotmann, war äußerst beeindruckend.“ Danke, dass Sie uns diese Einblicke gewährt haben“, sagte er beiden Gastgebern. Der Abend im Brauereigasthof Stephanus bot mit Büfett und großer Auswahl an Sasse-Korn-Spezialitäten einen anregenden Abschluss des ersten Tages. (wird fortgesetzt)

20 IfGB AKTUELL Brauerei Forum – November 2022 Fotos: WiK

Bar Convent Berlin (BCB)

feierte erfolgreiches Comeback

Drei Tage lang trafen sich Spirituosenhersteller, Gastro und Handel auf dem BCB Mitte Oktober. 12 505 Besucher aus 88 Ländern begegneten 533 Ausstellern aus 44 Ländern in sehr zuversichtlicher Stimmung. Die sechs Hallen der Messe Berlin wurden sehr unterschiedlich frequentiert, aber am Ende waren alle zufrieden.

(WiK) Zu den Top-10-Ausstellernationen zählt die Messe Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, USA, Spanien, Japan, Dänemark und die Niederlande. Die Besucher kamen außerdem aus Polen, Österreich und der Schweiz. Namhafte Bartender waren sowohl als Mitarbeiter an den Ständen zu finden als auch als Referenten im Vortragsprogramm sowie als Besucher. „Und das, obwohl es aktuell immer noch viele Herausforderungen für die Branche gibt“, sagte Petra Lassahn, Director des BCB. Die Messe ist immer auch Stimmungsbarometer. „Man spürt, dass die Barbranche sich nicht unterkriegen lässt.“

Zum Teil gab es Länder-Pavillons wie zum Beispiel für die USA, Italien und Dänemark. Das Angebot an Produkten war ebenso überwältigend, wie unübersichtlich. Manch einer hätte sich eine Stukturierung nach Kategorien gewünscht. „Warum machen die nicht einfach eine Gin-Halle, eine Rum-Halle etc.?“ Ähnlich erging es manchem Besucher mit den wirklich spannenden Tastings und Schulungen. Ein facettenreiches Programm, dass sich auf mehreren Bühnen abspielte.

In diesem Jahr war auch die Deutsche Barkeeper Union mit dabei, die Workshops an ihrem Stand hielt. „Der BCB hat wirklich tolle Vorträge, aber zuweilen ist es schwer, rechtzeitig den richtigen Ort zu erreichen“, sagte eine Brennerin.

Viel Zeit widmete man auch der Frage, wie entwickeln sich die aktuellen Trends? Welches sind die neuen? So präsentierten wieder einige Marken spannende Produkte im „Low & No“-Segment. Gin, Whisky und Rum laufen wei -

ter. „Brandy und Cognac könnten ein Revival erleben“, mutmaßte ein Branchenkenner. „In den USA ist Cognac in Cocktails bereits ein Trend.“ Selbst die Kornbrenner hatten mit Rosche, Schulze Rötering, Böckenhoff und Klostergut Wöltingerode einen Gemeinschaftsstand. „Korn ist ein erklärungsbedürftiges Produkt“, sagte Dirk Böckenhoff, vor dem Hintergrund des internationalen Publikums. „Ich spreche immer von Weizenbrand“, erläuterte ein Vertriebsmann der Wöltingeroder Klosterbrennrei seine Strategie. Nachhaltigkeit war ein weiteres Thema. Das in Asien gegründete Unternehmen ecoSPIRITS stellte seine Mehrweg-Glaskanister vor. Das mit einem Kunsttoffmantel geschützte Gebinde hat bereits seinen Weg in die deutsche Gastronomie gefunden. Daneben präsentierten BrickGin aus Erfurt Bag-in-Box-Systeme für Endverbraucher. Dass Glashütten ihre Prestigeflaschen zeigten – prächtig und schwer – wirkte anachronistisch. Das Urban Gardening Area folgte dem „Farm-to-Shaker“-Trend.

Großes Interesse galt dort den Workshops zur Kräuterverarbeitung vom Berliner „Bartender of the Year“, Ruben Neideck.

Die meisten Aussteller zeigten sich besonders von den ersten beiden Tagen begeistert. „Ich kenne den BCB schon lange und merke, wie viel internationaler die Messe geworden ist“, sagte JägermeisterMarkenbotschafter Nils Boese. „Wir als Alkohol-Lobbyisten haben die Aufgabe, dieses Kulturgut den Menschen nahezubringen und dafür ist der BCB eine großartige Plattform.“

Ein Stammaussteller brachte es auf den Punkt: „Hier machst du keine Geschäfte, hier zeigst du deine Nase.“

21 Brauerei Forum – November 2022 Nachrichten aus dem Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin
 MESSEN
Halle 20 – sonnendurchflutet Fotos: WiK Susanne Rosche (l.) und Anna-Clarissa Schulze Rötering präsentieren mit ihren Familienunternehmen nicht nur Korn Endlich wieder Messebau! Wer keine Bar inszenierte, dem wuchs ein Krake aus der Wand

VLB-Mitgliederversammlung 2022: Positives Geschäftsjahr 2021 und Verwaltungsrat neu gewählt

Die ordentliche Mitgliederversammlung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. fand am 10. Oktober 2022 im Rahmen der VLB-Jahrestagung in Berlin statt. Die VLB-Geschäftsführung berichtete über ein positiv abgeschlossenes Geschäftsjahr 2021. Bei den turnusmäßigen Neuwahlen wurde der bisherige Verwaltungsrat um Präsident Ulrich Rust für weitere vier Jahre bestätigt.

(oh) VLB-Präsident Ulrich Rust leitete die Versammlung und freute sich, dass diese seit 2019 erstmals wieder in Präsenzform stattfinden konnte. Im Anschluss berichteten die beiden VLB-Geschäftsführer Dr. Josef Fontaine und Gerhard Andreas Schreiber über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2021. Dieses war auch für die VLB durch die bleibenden Herausforderungen der Covid-19-Pandemie bestimmt. Dennoch konnten die Erlöse gegenüber dem Vorjahr gesteigert und ein positives Ergebnis erzielt werden. Bei den Umsatzerlösen entwickelten sich insbesondere die Analysenleistungen und die Veranstaltungen positiv. Auch die

Drittmittelforschung zeigte ein Wachstum. Insgesamt stiegen die Gesamterlöse der VLB im Jahr 2021 auf 10,45 Mio. € (+7,0 %). Bei leicht rückläufigem Materialaufwand und Abschreibungen wurde ein positives Jahresergebnis von 359 T€ ausgewiesen (2020: -355 T€). Dieser Überschuss wurde in die Rücklagen eingestellt, sodass die Eigenkapitalquote der VLB zum Bilanzstichtag 31.12.2021 auf 28,6 % stieg (2020: 23,7%).

Die Mitgliedschaften blieben stabil. Einige Austritte konnten durch Neuzugänge kompensiert werden. Zum 31.12.2021 unterstützten 350 Mitglieder (davon 320 Unternehmen) die Arbeit der VLB. Zum Stichtag

31.12.2021 waren 134 Personen an der VLB beschäftigt.

„Die VLB hat trotz ungünstiger Rahmenbedingungen in dem zurückliegenden, herausfordernden Geschäftsjahr einen erfreulichen Jahresüberschuss erzielt“, kommentierte VLB-Präsident Ulrich Rust den Bericht. Er dankte der Geschäftsführung und der gesamten VLB-Belegschaft für die erfolgreiche Arbeit.

Geschäftsführung und Verwaltungsrat

entlastet

Der VLB-Jahresbericht 2021 wurde auf der Mitgliederversammlung ausgelegt und steht Mitgliedern auf Anfrage zur Verfügung. Der Be -

22 Brauerei Forum – November 2022 EHEM. VLBER
Fotos: ew

richt wurde durch die KWP GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Steuerberatungsgesellschaft, Berlin, geprüft und am 27.4.2022 mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Er wurde von der Mitgliederversammlung, auf der rund 65 % der Stimmrechte vertreten waren, ohne Gegenstimmen festgestellt. Dem Antrag von Frank Homann, Warstein, den Verwaltungsrat und die Geschäftsführung zu entlasten, folgte die Mitgliederversammlung einstimmig.

Ausblick für 2022 verhalten Das laufende Jahr gestalte sich nach Darstellung der Geschäftsführung dagegen schwieriger. Neben den allgemeinen Folgen der Covid-19-Pandemie beeinflussen die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine unter anderem auch den Auftragseingang bei der Getränke- und Rohstoffanalytik negativ. Das Volumen bei den Drittmitteln (Forschung) ist aufgrund einer ungewöhnlich langen Mittelsperre (September 2021 bis August 2022) und einer Änderung der politischen Rahmenbedingungen beim Haupt-Mittelgeber, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, im Jahresverlauf deutlich zurückgegangen. In diesem Bereich rechne man aber mit einer signifikanten Verbesserung in 2023. Die deutlichen Kostensteigerungen durch die hohe Inflation und die galoppierenden Energiepreise schlagen insbesondere im zweiten Halbjahr 2022 auf den Geschäftsbetrieb der VLB durch. Von daher rechnet die Geschäftsführung für das Geschäftsjahr 2022 derzeit mit keinem ausgeglichenen

(von links): Die beiden VLB-Geschäftsführer Gerhard Andreas Schreiber und Dr. Josef Fontaine mit den frisch gewählten Mitgliedern des Verwaltungsrates: Michael Jakob (Carlsberg Supply Chain), Uwe Ebbighausen (CUE.X), Horst Müller (EFES), Ulrich Rust (Gerolsteiner Brunnen), Dr. Stefan Lustig (EFES), Dr. Stefan Kreisz (Erdinger Weißbräu) und Jan Steffes (Gerolsteiner Brunnen). Nicht vor Ort, aber die Wahl angenommen haben Wolfgang Janssen (Radeberger Gruppe) und Ulrich Brendel (Warsteiner Brauerei) (unten)

Ergebnis. Zur Absicherung dieser Risiken seien aber ausreichende Finanzierungslinien vorhanden. Um Impulse für die weitere Entwicklung der VLB zu geben, wurde im Mai im Kreis der Führungskräfte und mit Unterstützung des Verwaltungsrats eine umfassende Strategieentwicklung „VLB 2022-2025“ begonnen. Erste Maßnahmen sollen ab Anfang 2023 umgesetzt werden.

Standortentwicklung an der Seestraße 13

Das Neubauprojekt ist seit 31. März 2022 offiziell beendet und wird auch fiskalisch bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Um noch offene Bau-Restforderungen und weitere Nebenkosten zu begleichen, bewilligte die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft und Betriebe im Sommer einen Nachtrag zur Förderung der Baumaßnahme in Höhe von 1,4 Mio. €. Die Freigabe dieser Mittel soll nach Prüfung der Einzelpositionen durch den Fördermittelgeber noch 2022 erfolgen. Weitere Verhandlungen über eine verstärkte Kooperation mit der TU Berlin laufen.

Neuwahl des Verwaltungsrats

Als Tagesordnungspunkt stand auch die Neuwahl des Verwaltungsrats auf dem Programm. Der Verwaltungsrat beschließt über alle grundsätzlichen, die VLB betreffenden Angelegenheiten und ist damit neben der Mitgliederversammlung und der Geschäftsführung eines der drei Lenkungsgremien der VLB. Er wird für die Dauer von vier Jahren durch die Mitgliederversammlung gewählt. Er darf aus höchstens neun Mitgliedern bestehen, von denen sieben aktiv in einem stimmberechtigten Mitgliedsunternehmen tätig sein müssen. Bis zu zwei Mitglieder können aktiv in einem nicht-stimmberechtigten Mitgliedsunternehmen tätig sein oder neutrale aktiv-tätige Persönlichkeiten aus Wissenschaft oder Verwaltung sein. Die Arbeit in diesem Gremium ist ein Ehrenamt. Nachdem die zurückliegende Wahl im Oktober 2018 stattgefunden hatte, war in diesem Jahr wieder eine turnusmäßige Neuwahl erforderlich. Alle bisherigen Amtsinhaber stellten sich für eine weitere Periode zur Verfügung und wurden ohne Gegenstimmen wiederge -

wählt. Die Verteilung der Aufgaben innerhalb des Gremiums wurde in einer kurzen konstituierenden Sitzung des neuen Verwaltungsrats festgelegt.

Der Verwaltungsrat der VLB Berlin setzt sich seit dem 10. Oktober 2022 daher wie folgt zusammen:

Vorsitzender

• Ulrich Rust (Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Gerolstein)

Stellvertretende Vorsitzende

• Uwe Ebbighausen, Schatzmeister (CUE.X Consulting, Jameln)

• Dr. Stefan Kreisz (Privatbrauerei ERDINGER Weißbräu Werner Brombach GmbH, Erding)

Weitere Mitglieder

• Ulrich Brendel (Warsteiner Brauerei Haus Cramer KG, Warstein)

• Michael Jakob (Carlsberg Supply Chain Company AG, Ziegelbrücke, Schweiz)

• Wolfgang Janssen (Radeberger Gruppe KG, Frankfurt am Main)

• Dr. Stefan Lustig (EFES Beer Group, Istanbul, Türkei)

• Horst Müller (EFES Beer Group, Istanbul, Türkei)

• Jan Steffes (Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Gerolstein)

Ulrich Rust bedankte sich bei den Mitgliedern des alten und neuen Verwaltungsrats für ihr hohes Engagement und die konstruktive Zusammenarbeit. Darüber hinaus ging sein Dank an die VLB-Geschäftsführung sowie die gesamte Belegschaft für die gute Arbeit auch in schwierigen Zeiten. Die Mitgliederversammlung wurde nach rund einer Stunde gegen 19.00 Uhr beendet.

23 Brauerei Forum – November 2022
Frank Homan, Warstein, beantragte im Namen der VLB-Mitglieder die Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsführung. Wurde der Antrag angenommen? Lesen Sie unseren Bericht!!

Nach 12 Monaten Weiterbildung und herausfordernden Prüfungen sind Teilnehmer und Dozenten erleichtert und glücklich

Rechte Seite, unten: Thomas Jensch sorgt dafür, dass niemand auf dem Trockenen sitzt (l.); ein Toast auf den Erfolg (M.); auch Jan Biering, Vorsitzender des Meisterprüfungsausschusses, hat sich ein Frischgezapftes verdient

Der deutschsprachige Kurs zum/r Brau- und Malzmeister/in erfolgreich beendet

(ew) Am Abend der Zeremonie bedankte sich Thoralf Paulick im Namen der Teilnehmer für den großartigen Unterricht und das Engagement aller Dozenten. Im Gegenzug ist auch Kurskoordinatorin Anna Heyer voll des Lobes: „Wir verabschieden uns von einem Jahrgang, der diszipliniert war und immer zusammengehalten hat.“ 14 angehende Meister haben die Weiterbildung im Herbst vergangenen Jahres begonnen, 13 konnten sie erfolgreich abschließen. Ein Teilnehmer hat unterbrochen und wird den Unterricht im Februar 2023 fortsetzen. Im Rahmen der Prüfung zum/r Brauund Malzmeister/in (HWK) führt die VLB Berlin die einjährigen Module für Teil I (fachpraktische Kenntnisse)

und Teil II (fachtheoretische Kenntnisse) im Blended-Learning-Ansatz durch. Zusätzlich müssen die Absolventen aus Deutschland (und in diesem Jahr auch aus der Schweiz) Kenntnisse in Betriebswirtschaft (Teil III) und Arbeitspädagogik (Teil IV) extern an einer Handwerkskammer (HWK) erwerben. Nach Abschluss aller vier Module gibt es den begehrten Meis terbrief der HWK. Für die Prüfung wurde an der HWK Berlin eigens ein neuer Meisterprüfungsausschuss für das Brauer- und Mälzerhandwerk ins Leben gerufen: Den Vorsitz hat Jan Biering vom VLBForschungsinstitut für Bier- und Getränkeproduktion inne. VLB-seitig gehören außerdem Ingo Pankoke, Norbert Heyer und Mick Holewa

dem Ausschuss an. Nachdem die Prüfungen für die Module I und II abgeschlossen waren, hat Jan Biering im Namen der VLB die Studierenden mit einem Meisterumtrunk im BRŁO Craft Zentrum in Berlin-Spandau verabschiedet. Doch bevor es ans Feiern ging, musste derjenige, der die Vorbereitungskurse als Bester abgeschlossen hatte, unter Beweis stellen, dass er sein Handwerk versteht: Thomas Jensch hat den Fassbieranstich mit links erledigt. „Jetzt kommt es darauf an, dem Titel Braumeister entsprechend meisterlich gebraute Biere herzustellen. Haltet unsere alten deutschen Bierstile in Ehren, seid aber auch offen für neue Ideen und Rezepte“, entließ Biering seine Schützlinge.

24 Brauerei Forum – November 2022 EHEM. VLBER
Seit die VLB Berlin 2019 die deutschsprachige Weiterbildung zum/r Brau- und Malzmeis ter/in (HWK) wieder ins Programm genommen hat, schloss nun der dritte Jahrgang erfolgreich ab. Am 7. Oktober überreichte Jan Biering, Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Bier- und Getränkeproduktion, die VLB-Zertifikate im Rahmen des Meisterumtrunks im BR ŁO Craft Zentrum in Berlin-Spandau.
Fotos:
ew
25 Brauerei Forum – November 2022
Neumann, Enrico Paulick, Thoralf Schanz, Malte-Jonas Thiele, Hendrik Markfort, Björn Dudley Marquardt, Florentin Marcellus Meier, Steffen Wessel, Kai Arndt Jensch, Thomas Kiesewetter, Marcel Kunz, Jonas Langer, Johannes Martin

Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB) e.V.

GGB-Jahrbuch 2022 jetzt erhältlich

Das Jahrbuch 2022 der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB) ist im September 2022 erschienen. Auf 272 Seiten widmen sich zahlreiche Beiträge einem breiten brauhistorischen Themenkanon.

(F.) Die Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. (GGB) mit Sitz in Berlin wurde 1913 gegründet. Der Verein beschäftigt sich mit dem Studium und der Dokumentation der Geschichte des Brauwesens und des Kulturgutes Bier. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden u.a. im GGB-Jahrbuch publiziert. In der Ausgabe 2022 werden die folgenden Themen behandelt:

‰ Holger Starke: Bayerisches Bier aus Medingen in Sachsen. Oder: Über das Verschwinden eines Unternehmens aus der Geschichte

‰ Andreas Urbaneck: Die Geschichte des Glogauer Brauwesens

‰ Karl-Heinz Pritzkow: Die Julius Bötzow Brauerei in Berlin, Prenzlauer Allee 242-244

‰ Petra Schörrig: „Schön ist das Leben, aber mühsam“ – aus dem Leben eines Hopfenhändlers im 19. Jahrhundert

‰ Martin Herda: Zur Geschichte der Brauerei Friedland / Die Brauerei Alt-Pilsenetz

‰ Hans Neubert: Zum Brauwesen der Stadt Schkeuditz

‰ Wolfgang Wüst: Bier, Brauereien und Wirtshäuser im Spiegel frühneuzeitlicher PoliceyInteressen

‰ Bernd Schmidt: Betrachtungen zum Brauwesen und zu den Brauereien im Vogtland, insbesondere zur Geschichte der Brauerei Rodewisch im Vogtland

‰ Wolfgang D. Speckmann: Tölz – einst Münchens Bieramme

‰ Edgar Forster: Die katholischen Bierheiligen

‰ Rüdiger Hermann: Vornbacher Wirtshaus- und Braukultur – ein Beitrag zur Ortsgeschichte

‰ Gunter Stresow: Aus der Görlitzer Braugeschichte Bayern und sein Bier am Anfang des 19. Jahrhunderts

Eine Übersicht über die in der Schultze-Berndt-Bibliothek eingegangene Literatur sowie der Jahresbericht 2021 von GGB-Geschäftsführer Alexander Hofmann und das Mitgliederverzeichnis runden das Jahrbuch ab.

Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB) e.V.: Jahrbuch 2022, 272 S., Paperback, 20 €, ISSN 1860-8922 www.ggb-berlin.de oder vlb-books.myshopify.com

Aktuelle Stellenangebote: vlb-berlin.onapply.de

26 Brauerei Forum – November 2022 INSTITUTIONEN & VERBÄNDE
 redaktion@brauerei-forum.de
Karriere bei der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V.

Veranstaltungsreigen an der VLB Berlin

Große Seminarräume, ein sonnendurchfluteter Lichthof und eine Studienbrauerei, die weltweit ihresgleichen sucht – nicht umsonst ist die VLB Berlin ein beliebter Veranstaltungsort für Mitgliederversammlungen und Arbeitstagungen. Vor allem der Oktober dieses Jahres war gut gebucht.

(BF) Am 12. Oktober 2022 fand im Raum „Schult heiss“ die 7. Mitgliederversammlung des Bio-PAT e.V. statt. 16 Mitglieder wählten ihren Vorstand neu bzw. bestätigten ihn. Zudem gab es einen Überblick über die nächsten Aktivitäten der zweiten Förderphase und mit FyoniBio stellte sich ein neues Mitglied vor. Nach dem offiziellen Teil führten Dr. Martin Senz, Jan Biering und Kurt Marshall (alle VLB) durch einige Labore des Hauses und das Wilfried-Rinke-Technikum. Das Get-together mit Getränken und Büfett rundete die Veranstaltung ab. Für Bio-PATGeschäftsführerin Anika Bockisch war der Tag an der Seestraße in Berlin-Wedding rundum gelungen: „Wir danken der VLB sehr für die Gastfreundschaft und die Unterstützung bei der Organisation und kulinarischen Versorgung.“

Vom 14. bis 16. Oktober tagte der Verband der Diplom Biersommeliers zum ersten Mal in Berlin. Rund 150 zertifizierte Sommeliers nahmen an Events an ganz unterschiedlichen Berliner Orten teil. Die Jahreshauptversammlung fand am Samstag, 16. Oktober, an der VLB Berlin statt. Der Tenor: Die Branche erhole sich langsam von der Corona-Pandemie. Mehr Menschen interessierten sich wieder für die Ausbildung, auch die Mitgliederzahl habe sich stabilisiert. Last, but not least hielt die Mitteleuropäische Brautechnische Analysenkommission (MEBAK) e.V. im Rahmen ihrer 99. Tagung am Freitag, 21. Oktober 2022, ihre Plenarsitzung an der VLB ab. Nachdem u.a. die zehn Arbeitsgruppen von ihren Fortschritten berichtet hatten und ein Gastvortrag von der Firma Weyermann auf große Resonanz gestoßen war, ließ man auch hier die arbeitsreiche Sitzung mit einem geselligen Beisammensein an der VLB ausklingen. *Hinweis: Diese Zeile wurde gegenüber der Printausgabe korrigiert

Gruppenfoto des Vereins Bio-Pat e.V. im Lichthof der VLB Berlin, vor der Studienbrauerei (oben) / Christoph Kämpf, Präsident des Verbands der Diplom Biersommeliers, eröffnet die Jahreshauptversammlung an der VLB (M.) / Mitglieder der Mebak e.V. trafen sich im Rahmen ihrer 99. Tagung an der VLB Berlin (u.)

Brauerei Forum

Fachzeitschrift für Brauereien, Mälzereien, Getränkeindustrie und deren Partner

Informationsservice der VLB Berlin ISSN 0179–2466

Herausgeber Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. Seestraße 13, 13353 Berlin

Redaktionsanschrift

Brauerei Forum Seestraße 13, D-13353 Berlin Telefon: (030) 4 50 80-251 Telefax: (030) 4 50 80-210 E-Mail: redaktion@brauerei-forum.de Internet: www.brauerei-forum.de

Redaktion

Olaf Hendel (oh) (verantwortlich) hendel@vlb-berlin.org

Eva Wiesgrill (ew), e.wiesgrill@vlb-berlin.org Julia Bork (jb), j.bork@vlb-berlin.org IfGB Aktuell: Wiebke Künnemann (WiK) kuennemann@vlb-berlin.org

Redaktionsbeirat

Dr.-Ing. Josef Fontaine, Dr. sc. techn. Hans-J. Manger

Anzeigenkontakt

VLB PR- und Verlagsabteilung, Tel. (030) 450 80-255 media@brauerei-forum.de Erscheinungsweise

Erscheint mit zehn Ausgaben pro Jahr, zwei davon in Englisch.

Bezugskosten / Abonnement

Abonnement Inland 95 € inkl. MwSt. Ausland 95 € (zuzüglich Porto) Die Mindestvertragslaufzeit beträgt ein Jahr. Danach ist das Abonnement vier Wochen zum Monatsende kündbar. Abonnements Westkreuz Verlag, Berlin Tel. (030) 7 45 20 47 Fax (030) 7 45 30 66 abo@brauerei-forum.de Druck und Vertrieb Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin/Bonn, Töpchiner Weg 198/200, D-12309 Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Ver vielfältigung oder Weiterverarbeitung, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe gestattet.

Für namentlich gekennzeichnete Beiträge übernehmen Herausgeber und Redaktion keine Haftung.

Hinweis der Redaktion: Um die Lesbarkeit unserer Publikation zu vereinfachen, verzichten wir weitgehend auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form. Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass unsere Verwendung der männlichen Form als geschlechtsneutral zu verstehen ist.

27 Brauerei Forum – November 2022
IMPRESSUM
Lösungen von Seite 14 Fachfragen 1. e) / 2. d) / 3. d) / 4. a) / 5. c) / 6. a) / 7. b) / 8. c) Fachrechnen 345
Brauer-Schule:
Tage
(2
220)hl/Tag = 151 800 hl 151 800 hl
0,5 l/hl = 75 900L = 759,0 hl *
Foto: Bio-Pat Foto: VDBS Foto: oh

Unsere nächste Ausgabe erscheint am 16. Dezember 2022

VERANSTALTUNGEN

VLB-Termine

 12th VLB Iberoamerican Symposium 21. bis 23. November 2022, Uberlandia, Brasilien

 3rd International Brewing Web Conference (Online) 7./8. Dezember 2022, VLB Virtual Campus

 Seminar Brauen für Nichtbrauer 7./8. Dezember 2022, Berlin

 107. Brau- und maschinentechnische Arbeitstagung 6. bis 8. März 2023, Stralsund  24. VLB-Logistikfachkongress 13. bis 15. März 2023, Stralsund  Workshop „Micro Malting in Practice“ 29. März bis 6. April 2023, VLB Berlin

 IfGB Destillateur-Meisterkurs

14. August bis 20. Oktober 2023, VLB Berlin

Weitere Termine

 DBMB Berlin-Brandenburg, Mitgliederversammlung 25. November 2022, VLB Berlin

 52. Wissenschaftliche Informationstagung der Berlin-Brandenburger Gesellschaft für Getreideforschung 19./20. Januar 2023, Berlin

 20. Rohstoffseminar Weihenstephan 2023 14. März 2023, Freising

 55. Technologisches Seminar Weihenstephan 2023 15./16. März 2023, Freising

 Craft Brewers Conference 2023 7. bis 10. Mai 2023, Nashville (TN), USA

 Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens, Mitgliederversammlung 2023 8. September 2023, VLB Berlin

 BrauBeviale 2023 28. bis 30. November 2023, Nürnberg

redaktion@brauerei-forum.de

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.