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Editorial

Borkenkäfer sind nicht einfach nur ein Problem, sie können auch Chancen mit sich bringen. Während die Allgemeinheit beim Stichwort Borkenkäfer meist an Schädlinge denkt, welche den Wald absterben lassen und die Arbeit ganzer Förster-Generationen zunichtemachen, spricht der Insektenforscher davon, wie der Buchdrucker als ökologisch wertvolle Störung wirken und neue, zukunftsfähige Lebensräume gestalten kann. Ob Negatives oder Positives überwiegt, kommt natürlich auf die Situation und den Zeithorizont an. Der Gefahr eines unkontrollierten Bestandeszusammenbruchs nach Borkenkäfer-Massenvermehrungen wird im Schutzwald meist mit Zwangsnutzungen begegnet. Für die Forstbetriebe ist Käferholz – ein wahrlich geflügeltes Wort! – ein gewichtiger Faktor, welcher den waldbaulichen Spielraum einschränkt und die Planung auf den Kopf stellt. Die Situation in Graubünden in Zahlen ist im Artikel von Dr. Marco Vanoni beschrieben. Für ein anderes Vorgehen kann man sich im Naturwaldreservat oder im Nationalpark entscheiden. Regionalforstingenieur Christian Buchli blickt auf die Geschichte des Käferbefalls im Uaul Prau Nausch zuoberst in der Surselva zurück, welche mit einem heftigen Föhnsturm im April 2012 begann, und Dr. Gabriela Lobinger erläutert im Interview von Silke Schweizer die Philosophie und das Vorgehen im Bayerischen Wald. 112 Borkenkäferarten gibt es in der Schweiz, Tendenz zunehmend. Sie alle faszinieren allein schon ihrer raffinierten Strategien und ihrer spezifischen «Ausrüstung» wegen. Dr. Beat Wermelinger, Insektenforscher an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, teilt mit uns sein grosses Wissen um die wichtigsten Borkenkäferarten und zeigt uns ihre Brutbilder. Die Borkis, wie die WSL-Forscher sie fast liebevoll nennen, haben aber auch rund 300 verschiedene Arten natürlicher Feinde. Räuberische Insekten und Milben, parasitische Wespen und allerlei Pilze setzen den Borkenkäfern, respektive deren Eiern, Larven und Puppen zu. Der grösste Antagonist, der Dreizehenspecht, kann an einem einzigen Wintertag bis zu 3000 Käferlarven freilegen und vertilgen. Kein Wunder, spricht der Forscher da von «Hackarbeit». Tierische Unterstützung der anderen Art im Kampf gegen die Massenvermehrung können speziell trainierte Borkenkäfer-Spürhunde erbringen. Ein ausgebildeter Hund kann seine 250 Millionen Riechzellen gezielt auf die Pheromone des Buchdruckers einsetzen, bis zu 10 Hektaren Wald pro Stunde absuchen und dabei 90 % der befallenen Fichten anzeigen. Und das erst noch mit dem Vorteil der Früherkennung. Dr. Leopold Slotta-Bachmayr, Zoologe und Hundetrainer, erläutert die Arbeit der Borkenkäferspürhunde-Teams, die bislang in Österreich und in Bayern im Einsatz sind. Und was ist bei diesem komplexen Thema die Rolle des Menschen? Wohl einmal mehr: Die Natur beobachten, unterstützen, stärken, weiter forschen, mehr verstehen und vorausblicken, damit sie ihr Gleichgewicht wahren kann.

Redaktorin Susi Schildknecht

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