Holz – wieder ein sicherer Wert
UMWELT
4/2008
Inhalt
EDITORIAL
Ressource mit Nachwuchs
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Spots
Holz ist heute wieder hoch im Kurs. In der boomenden Nachkriegszeit wurde dieser traditionelle einheimische Rohstoff und Energieträger durch vermeintlich modernere Materialien und durch fossile Energieträger arg bedrängt. Obwohl bereits 1949 Egon Glesinger (FAO) in seinem visionären Buch The Coming Age of Wood dem Holz eine weltweit grosse wirtschaftliche Bedeutung attestierte und eine steigende Nachfrage prophezeite, galt diese Ressource seither während Jahrzehnten als nostalgisch und altmodisch. Erst seit wenigen Jahren ist Holz wieder ein begehrtes Gut. Das ist sehr erfreulich, denn für die Wald- und die Holzwirtschaft eröffnen sich neue Perspektiven; zugleich ergeben sich aber auch neue Fragen und Herausforderungen. Mit Holz lassen sich Häuser bauen, ausbauen, einrichten und heizen. Holz ist auch Ausgangsmaterial für Papier und Karton, für Treibstoffe, ja in Zukunft vielleicht sogar für chemische Grundstoffe. Diese ausserordentliche Vielfalt an
6 – 41 DOSSIER HOLZ 6
Ressourcenpolitik Holz Die Ressourcenpolitik des Bundes formuliert Leitlinien für den Umgang mit dem Rohstoff unserer Wälder: Deren Produktionspotenzial soll ausgeschöpft und das Holz volkswirtschaftlich optimal verwertet werden.
10 Holzverarbeitung Die Schweiz ist auf dem internationalen Holzmarkt kein Entwicklungsland mehr. Wir könnten jedoch noch mehr machen aus unserem Holz.
15 Naturnaher Waldbau Der Druck auf den Wald nimmt zu. Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau sollen gewährleisten, dass die Holznutzung auch künftig nicht auf Kosten der anderen Waldfunktionen geht.
21 Holzbauten Die Holzarchitektur stösst in neue Dimensionen vor.
Verwendungsmöglichkeiten einerseits und die zunehmende Verknappung und Verteuerung der übrigen Ressourcen
25 Holz und Klima
andererseits lassen erahnen, dass der Druck auf das Holz –
Wer mit Holz baut und heizt, betreibt Klimaschutz.
und somit auf den Wald – in Zukunft erheblich zunehmen wird. Vor diesem Hintergrund hat das BAFU, zusammen mit dem Bundesamt für Energie BFE und dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco und in Abstimmung mit wichtigen Interessenvertretern, eine «Ressourcenpolitik Holz» entwickelt. Sie soll allen Beteiligten als strategische Leitplanke dienen, um in Zukunft diese Ressource optimal in
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Holzforschung Das Programm «Wood Fibre 2020» sucht nach innovativen Verwertungsmöglichkeiten für Holz in der kommenden Zeit knapper Rohstoffe.
28 Glossar 29 Landesforstinventar
Wert zu setzen. Das Holz steht klar im Mittelpunkt der vorliegenden Ausgabe des Magazins UMWELT. Es wird aber auch der Bezug zum Wald hergestellt, denn eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist die beste Voraussetzung für die lang-
Im Schweizer Wald steht mehr Holz denn je in den letzten Jahrhunderten.
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Unsere Hölzer (zum Ausfalten)
fristige Holzversorgung unserer Wirtschaft. «Wer Wald will, muss auch Holz wollen» – dieses Bonmot aus Zeiten der schleppenden Holznachfrage muss aus heutiger Sicht vermehrt heissen: «Wer Holz will, muss zum Wald Sorge tragen.» Andreas Götz, Vizedirektor BAFU
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37 Energieholz Holz könnte unseren Energiebedarf für Gebäudeheizungen zu einem Viertel decken.
42 – 53 EINZELTHEMEN
40 Bodenschutz im Wald
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Neuer Finanzausgleich (NFA) Der NFA greift auch im Umweltschutz.
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Wildtiere Das BAFU lässt unsere Wildkatzen zählen.
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Bildung «Service Umwelt» macht Umweltbildung sichtbar.
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Biotechnologie Die Ausbildung von Biosicherheitsbeauftragten soll professioneller werden.
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Korrosionsschutz Die Druckleitung des Kraftwerks Tenero TI hatte zu viel PCB im Lack. Die Sanierung war eine technische und logistische Meisterleistung.
54 55 59 60 61 62 63
Urteil/Internationales
Der Einsatz schwerer Holzerntemaschinen ist eine Herausforderung für den Bodenschutz.
Praxis: Interessantes aus den Kantonen BAFU-inside Agenda Neue BAFU-Publikationen Aktiv UMWELT-Tipps und Impressum
Neu mit Holz-Link Die bisherige Rubrik ONLINE mit weiterführenden Links findet sich nicht mehr im Heft, sondern neu auf der BAFU-Website unter www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4 Zudem bietet der ausgebaute Service im Internet für jeden Heftartikel eine Linkliste und Literaturangaben.
Zum Titelbild Arbeitgeber Holz: Die hiesige Wald- und Holzwirtschaft beschäftigt 80 000 Menschen, vorwiegend in ländlichen Regionen. Foto: BAFU/AURA E. Ammon BAFU/AURA E. Ammon
Wieder begehrt: Holz aus dem Schweizer Wald.
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Hilfe für Mittelspecht und Auerhuhn Die Balz des Auerhahns (Bild) ist ein eindrückliches Naturerlebnis. Allerdings ertönt sie immer seltener aus Schweizer Wäldern. Nur im Kanton Graubünden, in den nördlichen Voralpen und im Jura sind noch überlebensfähige Populationen anzutreffen. Auch der Mittelspecht ist in der Schweiz gefährdet. Sein Bestand umfasst gegenwärtig rund 500 Brutpaare. Zum Schutz der beiden Vögel hat das BAFU gemeinsam mit der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und dem Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz im Rahmen des Programms Artenförderung Vögel Schweiz entsprechende Aktionspläne entwickelt. Diese definieren die mittelfristigen Ziele, die Strategie, die Schwerpunkte der Massnahmen und die organisatorischen bzw. finanziellen Rahmenbedingungen der Umsetzung. Letztere obliegt den Kantonen und wird vom BAFU im Rahmen des neu gestalteten Finanzausgleichs Waldbiodiversität finanziell unterstützt.
zVg
Bei Anruf Licht Nächtliche Beleuchtung kostet Geld und Energie und verschmutzt die Atmosphäre. Ganz neue Möglichkeiten eröffnen sich nun mit dem von den Stadtwerken Lemgo in Nordrhein-Westfalen (DE) entwickelten Energiesparsystem für Strassenbeleuchtung. Damit ist es möglich, per Anruf für 15 Minuten die Laternen des Strassenzugs zu aktivieren, in dem man sich gerade befindet. Die einzigen Kosten, die dabei für den Benutzer entstehen, sind die Telefongebühren. Das System wird derzeit in drei deutschen Gemeinden eingesetzt. Dabei sammeln die Verantwortlichen bis Mitte 2009 Zahlen zu Energieeinsparung, Minderung der CO2-Emissionen und Nutzerverhalten. Erst danach werden konkrete Anfragen aus Tschechien, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz geprüft.
Bruno Stadler, Sektion Jagd, Wildtiere, Waldbiodiversität, BAFU, Tel. 031 325 57 14, www.artenfoerderung-voegel.ch
Dial4Light®, Frank Bräuer, Stadtwerke Lemgo (DE), Tel. 0049 5261 255 251, www.stadtwerke-lemgo.de BAFU
Bremsen für die Umwelt Die Lokführer der SBB werden in umweltschonendem Fahren geschult. Verlangsamt zum Beispiel ein Führer einen schweren Zug von 200 auf 160 Stundenkilometer nur mit der elektrischen Bremse, spart er so viel Strom wie ein Durchschnittshaushalt in einer Woche verbraucht. Die Lokführerschulungen sind Teil des unternehmensweiten Energiesparprogramms. Damit soll der Energieverbrauch bis 2015 um 10 Prozent reduziert werden. Markus Halder, SBB, BahnUmwelt-Center, Bern, Tel. 051 220 42 94, www.sbb.ch/umwelt SBB
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SPOTS
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SPOTS Elektroschrott: Sorgenkind Handy
In die Schule ohne das Auto Eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strassen ASTRA hat ergeben, dass in der Schweiz jedes zehnte Kind mit dem Auto in die Schule chauffiert wird, in zentrumsnahen Gebieten sogar fast jedes Dritte. Experten warnen vor dieser Entwicklung, denn Kinder, die zu Fuss zur Schule gehen, lernen, sich richtig im Verkehr zu verhalten, machen wichtige soziale Erfahrungen und nehmen Natur und Umwelt bewusster wahr. Deshalb startet der VerkehrsClub der Schweiz VCS die mehrjährige Kampagne «Zu Fuss zur Schule – ein sicheres Erlebnis». Dabei wird auch auf mögliche Alternativen zu den Chauffeurdiensten hingewiesen, etwa auf den «Schulbus auf Füssen», ein organisiertes Zu-Fuss-Gehen von Schülerinnen und Schülern in Gruppen von und zur Schule. Nach der kontinuierlichen Verbreitung dieses «Pedi-Bus» in der Westschweiz findet er nun auch in der Deutschschweiz immer mehr Nachahmer. VCS Verkehrs-Club der Schweiz, Bern,
Wäre der gesamte Elektroschrott der Schweiz im Jahr 2007 auf Paletten verpackt und gestapelt worden, hätte sich ein Berg ergeben, der 53-mal so hoch ist wie das Matterhorn. Fast 50 000 Tonnen ausgediente Elektro- und Elektronikgeräte konnte SWICO Recycling, eine unabhängige, nicht profitorientierte Kommission des Schweizerischen Wirtschaftsverbandes der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik SWICO, im Jahr 2007 entsorgen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 80 Prozent und einer Steigerung von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Anders bei den Handys: Ihre Rücklaufquote belief sich lediglich auf 15 Prozent. Dies, obwohl sie an allen Verkaufsstellen kostenlos zurückgenommen werden. Handys enthalten Schwermetalle wie Blei und Chrom und gefährliche Schadstoffe wie Barium und Beryllium. Praktisch alle Bestandteile können wiederverwertet werden. Um das Bewusstsein für Handy-Recycling zu erhöhen, setzt SWICO Recycling verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit. SWICO Recycling, Zürich, Tel. 044 445 38 10, www.swicorecycling.ch
zVg
Elektroschrott-Anlieferung bei der Immark AG in Regensdorf ZH.
Tel. 0848 611 611, www.verkehrsclub.ch
Eine Blume für die Umwelt Ökolabels sind marktwirtschaftliche Instrumente, die den Konsumentinnen und Konsumenten einen bewussten Kaufentscheid ermöglichen. In den vergangenen Jahren hat sich diesbezüglich die «Blume» als Symbol für das EU-Umweltzeichen in Europa etabliert. Auch die Schweiz als wichtiger Handelspartner von EU-Ländern beobachtet das Umweltabzeichen mit Interesse; bei ausgewählten Produktgruppen arbeiten Schweizer Expertinnen und Experten an der Entwicklung der Produktkriterien mit. Seit 2006 können sich touristische Einrichtungen in der Schweiz direkt von einem Schweizer Auditor überprüfen lassen, die Zertifizierung erfolgt dann in Österreich. Für andere Branchen gibt es bis dato keine ähnliche Dienstleistung, sie müssen den ganzen Prozess in einem Mitgliedstaat der EU abwickeln. So liess die Hightech-Schmierstoff-Herstellerin Panolin AG mit Sitz in Madetswil ZH sieben ihrer Produkte in Deutschland zertifizieren. Für die Firma eine Notwendigkeit im internationalen Wettbewerb, zumal etwa in Frankreich für verschiedene Produkte das Label per Gesetz verlangt wird. Anna Wälty, Chefin Sektion Konsumgüter und Ökobilanzen, BAFU, Tel. 031 323 13 17, zVg
www.eco-label.com, www.panolin.com, www.swisstourfed.ch
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SPOTS
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RESSOURCENPOLITIK HOLZ
Vom Wald zum Wohnen zur Wärme Den Rohstoff unserer Wälder nachhaltig und effizient zu nutzen und zu verwerten ist das Ziel der Ressourcenpolitik Holz, die gegenwärtig im BAFU erarbeitet wird. Unter Berücksichtigung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Anforderungen soll das Produktionspotenzial der Wälder voll ausgeschöpft und das geerntete Holz möglichst in Kaskaden verwendet werden: zuerst mit maximaler Wertschöpfung als Werk- oder Baustoff und erst am Schluss des Lebenszyklus als Energieträger.
Holz ist eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen unseres Landes: Es ist ein erneuerbarer, klimaneutraler Bau- und Werkstoff und Energieträger. Gleichzeitig trägt die Holznutzung dazu bei, dass die Wälder regelmässig verjüngt werden und damit auch stabil bleiben. Die Anforderungen an unsere Wälder sind vielfältig und teils gegensätzlich: Diese sollen Holz liefern, der Erholung dienen, vor Naturgefahren schützen und mithelfen, die biologische Vielfalt zu erhalten. Der Bund hat dafür zu sorgen, dass der Schweizer Wald alle gesetzlich verankerten Funktionen langfristig erfüllen kann. Dazu gehört auch, dass die verschiedenen Interessen an der Holznutzung auf volkswirtschaftlich optimale Weise berücksichtigt werden. In diesem Sinn ist das BAFU zurzeit daran, in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft Seco und dem Bundesamt für Energie BFE eine Ressourcenpolitik Holz zu definieren. Zwei Fragen stehen dabei im Zentrum: Wie viel Holz stellt der Schweizer Wald jährlich nachhaltig zur Verfügung? Und wie sieht eine optimale Verwertung aus?
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Unausgeschöpfte Potenziale Gesamtschweizerisch betrachtet wird das Holz aus unseren Wäldern noch nicht in dem Umfang genutzt, wie dies nachhaltig möglich wäre: Es wächst mehr verwertbares Holz nach, als geerntet wird. Wichtige Gründe hierfür
Waldzerstörung. Durch die Abstimmung der Ressourcenpolitik Holz mit den verschiedenen Interessengruppen – Wald- und Holzwirtschaft, Kantone, Umweltverbände, Wissenschaft – finden die unterschiedlichen Anliegen Berücksichtigung.
Die Energie- und die Klimapolitik setzen zur Vermeidung von CO2-Emissionen auf erneuerbare Rohstoffe. Damit hat sich der Druck auf den Wald erhöht. sind die schwache Nachfrage der Vergangenheit, das Angebotsverhalten der Waldbesitzer, kleinstrukturierte Eigentumsverhältnisse und auch geländebedingt hohe Erntekosten in verschiedenen Regionen. Indessen hat die globale Verknappung von Erdöl dazu beigetragen, dass die Nachfrage nach Holz seit 2006 erheblich gestiegen ist. Zudem setzen die Energie- und die Klimapolitik zur Vermeidung von CO2-Emissionen auf erneuerbare Rohstoffe. Damit hat sich der Druck auf den Wald erhöht. Obwohl die Bevölkerung gepflegte, lichte und «aufgeräumte» Waldbilder schätzt, weckt die vermehrte Holznutzung bei manchen Leuten Ängste vor
Aus heutiger Sicht wird angestrebt, so viel Holz zu nutzen wie nachwächst. Ob es Sinn macht, in Zukunft auch die hohen Holzvorräte zu senken, ist Gegenstand von vertieften Untersuchungen. Kaskadennutzung Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Verwertungsformen – stofflich oder energetisch – des nur begrenzt zur Verfügung stehenden Rohstoffs hat sich verstärkt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eine direkte energetische Nutzung nicht optimal, sofern eine stoffliche Nutzung möglich ist. Ein Ziel der Ressourcenpolitik ist es denn auch, Fortsetzung Seite 8
Ziele der Ressourcenpolitik Holz Der Zeithorizont zur Erreichung der Zielgrössen ist das Jahr 2020.
1. Eine leistungsfähige Waldwirtschaft schöpft das nachhaltig nutzbare Holzproduktionspotenzial des Schweizer Waldes aus. Das Potenzial wird auf 8 bis 8,5 Millionen Kubikmeter (m3) pro Jahr geschätzt. 2007 wurden 5,7 Mio. m3 geerntet. Zusammen mit den Rindenanteilen und Holzernteverlusten im Umfang von rund 1 Mio. m3 entsprach die Ernte damit etwa 80 Prozent des Potenzials.
2. Die Nachfrage nach stofflichen Holzprodukten nimmt zu. Insbesondere steigt der Anteil von Holz im Gebäudepark. Angestrebt wird eine Steigerung des Pro-Kopf-Verbrauchs von Schnittholz und Holzwerkstoffen auf jährlich 0,39 m3. Das sind 20 Prozent mehr als 2006. Der Holzanteil am gesamten Gebäudepark der Schweiz soll sich um 50 Prozent erhöhen. Steigerungspotenzial ist vorhanden: In Österreich lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Säge- und Holzwerkstoffen 2006 bei 0,84 m3.
3. Die energetische Verwertung von Waldenergieholz, Flurholz und Altholz nimmt zu. Das Energieholz-Nutzungspotenzial unserer Wälder wird auf 2,7 bis 3,2 Mio. m3 pro Jahr geschätzt. Derzeit werden etwa 1,3 Mio. m3 genutzt, wobei hier vor allem im Privatwald nicht die gesamte Nutzungsmenge erfasst werden kann. Auch beim Altholz ist noch eine Steigerung möglich. (Siehe auch Seite 37)
4. Die Ressource Holz wird kaskadenartig und mehrfach genutzt. Sortimente, die sich sowohl als Bau- und Werkstoff wie auch als Energieträger eignen, sollen zunächst stofflich genutzt werden.
5. Die Innovationskraft der Wertschöpfungskette Holz nimmt zu. Aufgrund ihrer Kleinstrukturiertheit kann die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft die notwendigen Investitionen in Forschung und Entwicklung nicht aus eigener Kraft tätigen. Forschung, Entwicklung und der Wissenstransfer sollen daher unterstützt und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.
6. Die Abstimmung mit anderen relevanten Sektoralpolitiken und Akteuren wird sichergestellt.
BAFU/AURA E. Ammon
Das BAFU setzt sich für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den anderen Bundesämtern, den Kantonen, der Wald- und Holzbranche sowie der Wissenschaft und Forschung ein.
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Die eigenständige Ressourcenpolitik Holz Internationale Aktivitäten
Waldpolitik Erhalt und nachhaltige Nutzung des Waldes
Energiepolitik
Nutzung Ressource Holz Wertschöpfungskette Holz: stehender Baum bis Wiederverwertung / Entsorgung Holzprodukte
Ressourcenpolitik Holz Nachhaltige Holzbereitstellung Ressourceneffiziente Holzverwertung Klimapolitik Wirtschafts- und Regionalpolitik BAFU
Die Ressourcenpolitik Holz stellt neben der Waldpolitik eine eigenständige, nutzungsorientierte Politik dar. Sie berücksichtigt bei allen Massnahmen, die die Holznutzung betreffen, die geltenden Vorgaben des Schweizer Waldgesetzes, das eine nachhaltige Waldbewirtschaftung vorschreibt.
Holz in einer Kaskade zu verwerten: Holz und Holzprodukte sind so lange wie möglich im Wirtschaftssystem zu nutzen. Dabei werden Nutzungskaskaden durchlaufen, die von einem hohen Wertschöpfungsniveau schrittweise in tiefere münden. Was sich als Werkoder Baustoff eignet, soll keinesfalls direkt im Ofen landen – am Schluss aber möglichst immer: Zuerst kommt das Wohnen und erst zuletzt die Wärme. Aktionsplan Holz Zur Umsetzung der Ressourcenpolitik dient ein Aktionsplan Holz. Dieser wird ab 2009 einzelne Tätigkeiten des Förderprogramms holz 21 des BAFU fort-
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setzen (siehe Kasten Seite 9). Im Vordergrund steht der ökologisch und ökonomisch sinnvolle Einsatz dieses Rohstoffs. Die Gestaltung der Massnahmen berücksichtigt die unterschiedlichen Verhältnisse in der Wald- und Holzwirtschaft. Ein wichtiges Aktionsfeld zur Erhöhung der effizienten Holzbereitstellung ist die Beratung und Motivation der Waldbesitzer. Die Optimierung der einschlägigen Bestimmungen im Rahmen der Waldpolitik und strukturbezogene Massnahmen, zum Beispiel in den Bereichen Kooperationen und Logistik, sollen die Rahmenbedingungen dafür verbessern.
Anders als bei der Waldwirtschaft braucht es bei der Branche der Holzverarbeiter keine auf Strukturverbesserung ausgerichtete Massnahmen. Hier sorgt der Markt für die effizientesten Formen. Es gilt aber, Voraussetzungen für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. Dies betrifft namentlich die Forschung und Entwicklung, die Aus- und Weiterbildung und den Wissenstransfer. So soll beispielsweise die Forschung und Entwicklung für energieeffiziente und mehrgeschossige Holzbauten und für neue Verwertungsmöglichkeiten von Laubholz unterstützt werden.
Holzernte nach Sortimenten 1986 – 2006
holz 21
in 1000 Kubikmetern
holz 21 ist ein Förderprogramm des BAFU, bei dem die Holzwirtschaft, Hochschulen und Umweltverbände mitwirken. Es dauert von 2001 bis Ende 2008 und will Grundlagen für eine nachhaltige Holzverwertung schaffen. Hauptziele sind die Steigerung des Absatzes, die Verwendung von einheimischem Holz sowie die Stärkung der Leistungsfähigkeit der Holzkette vom Wald bis zum Markt. Schwerpunkte sind: • Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Wald- und Holzwirtschaft; • Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Unternehmen der Holzwirtschaft, mit Akzent auf Kooperationen und Wissenstransfer; • Verbesserung der technischen Grundlagen für den Holzeinsatz; • Einführung von innovativen Produkten und Produktionsprozessen; • Kommunikationsmassnahmen und Auszeichnung von innovativen Einzelobjekten und Projektideen rund um das Thema Holz. holz 21 hat wertvolle Impulse für die Bereitstellung, Verarbeitung und Verwendung von Holz ausgelöst. Eine Evaluation des Programms ergab, dass die Ziele im Wesentlichen erreicht wurden.
1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Stammholz 2976 2923 2793 2887 4488 2987 2917 2908 3234 3304 2663 2990 3386 3294 6801 3920 3046 3501 3425 3421 3630 3648
Industrieholz 758 763 809 842 895 764 721 594 518 542 478 454 460 462 811 619 520 513 561 584 634 689
Energieholz 894 884 893 813 879 786 845 836 858 833 853 940 1000 981 1626 1122 991 1107 1147 1251 1417 1329
Total 4628 4570 4495 4542 6262 4537 4483 4338 4610 4678 3995 4383 4845 4737 9238 5662 4557 5121 5133 5256 5681 5666
Quelle: Schweizerische Forststatistik, BFS
Die Instrumente der Ressourcenpolitik Holz beziehungsweise des Aktionsplans Holz wirken im Wesentlichen flankierend, weil grundsätzlich der Markt die Materialflüsse steuert und ein starker Einfluss auf den Holzmarkt von der Energiepoli-
tik ausgeht. Dennoch können sie wichtige Impulse setzen und durch die Abstimmung zwischen den Sektoralpolitiken manche Konflikte verhindern oder abschwächen. Ulrike Krafft, BAFU
Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-01
INFOS
Ulrike Krafft
Rolf Manser
Projektleiterin Ressourcen-
Leiter Abteilung Wald, BAFU
politik Holz, BAFU
031 324 78 39
031 324 40 45
rolf.manser@bafu.admin.ch
ulrike.krafft@bafu.admin.ch
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BAFU/AURA E. Ammon
HOLZVERARBEITUNG
Aus Rundem mehr Eckiges machen Bis vor Kurzem nutzte die Schweiz die natürliche Ressource ihrer Wälder wie ein Entwicklungsland: Ein Grossteil davon ging als Stammholz unverarbeitet in den Export. Das ändert sich nun. Mit der Inbetriebnahme der Grosssägerei in Domat/Ems GR Mitte 2007 sind die Sägereikapazitäten im Inland deutlich grösser geworden, und sie werden sich in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Fährt man auf der A13 oder mit der Bahn von Chur Richtung Bündner Oberland, sind bei Domat/Ems die Rundholzhaufen sowie das Schnittholz der Firma Stallinger Swiss Timber unübersehbar: So viel Holz aufs Mal hat
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man bis jetzt in der Schweiz noch nie gesehen. Stallinger kam, baute und sägte Nicht nur die anvisierte Einschnittmenge von einer Million Kubikmetern
pro Jahr ist rekordverdächtig, sondern auch die kurze Planungs- und Bauzeit. Vom Spatenstich an dauerte es knapp ein Jahr, bis am 19. April 2007 die Sägereimaschinen und Sortieranlagen in der sogenannten Profilierlinie tätig
Noch in Rinde werden die Stämme klassiert: Ein Spiegel in der Kontrollkabine zeigt dem Begutachter die abgewandte Seite (Bild oben). Nach der Entrindung bringt ein Frontlader (Bild rechts) die sortierten Stämme zur Profilierlinie, wo sie den Sägen zugeführt werden. Ein Mitarbeiter überwacht den Prozess am Schaltpult.
wurden. Es folgte wenig später die Inbetriebnahme der Gleisanlage, der Trocknungsanlage und des Hobelwerks. Christian Felix, Prozess- und Qualitätsmanager beim Stallinger-Werk, meint, die kurze Bauzeit sei auch dem Projektleiter für die Aufbauarbeiten, Gregor Sax, zu verdanken. Sax war lange technischer Leiter bei Stallinger im österreichischen Frankenmarkt und kannte von dort die Linck-Sägelinie und die Springer-Sortieranlagen in- und auswendig. 25 Prozent des angelieferten Holzes stammen aus dem Bündnerland, 60 aus der restlichen Schweiz und 15 aus Österreich, Deutschland und Frankreich. Das Holz aus Graubünden kommt grösstenteils per Lastwagen, das ausserkantonale zu 90 Prozent mit der Bahn. Künftig soll auch das Bündner Holz vermehrt auf der Schiene transportiert werden. Modern Times beim grössten Holzverarbeiter der Schweiz Sind die Bäume entladen und auf dem Rundholzplatz zu einem Haufen getürmt, bringt sie ein High-Lifter zur Rundholz-Sortieranlage. Dort werden sie quer auf Förderketten geladen. Renato Caviezel klassiert von einer Steuerkabine aus die Stämme, die vorbeipoltern. «Ich habe knapp zwei Sekunden Zeit, um einen Baumstamm zu beurteilen, dann muss ich einen Knopf drücken», erklärt Caviezel. Je nach Arbeitsschicht ist Caviezel von 5 Uhr morgens bis 14 Uhr oder von 14 Uhr bis 23 Uhr im Einsatz. Er überwacht dabei auf mehreren Bildschirmen auch alle automatischen Prozesse entlang des Sortierstrangs – von
der Entrindungsmaschine bis zur Sortierung. «Forstwart ist die Minimalausbildung, die es für diesen Job braucht», sagt er. Hat ein Stamm einen starken Wurzelanlauf, das heisst eine Verdickung im untersten Bereich, wird er über den «Bypass» geleitet: Dort hobelt der Wurzelreduzierer ihn zylindrisch ab. Es folgen die Entrindung, das Durchfahren einer Metalldetektor-Anlage und die Vermessung des Stammes ohne Rinde. Die Rinde geht an das neue Biomassekraftwerk Tegra Holz & Energie AG gleich nebenan (siehe Seite 37). Ab in die weite Welt In der ersten Profiliergruppe werden danach mit Hilfe von Eckfräsern und Sägeblättern zuerst zwei Seitenbretter und nach Drehung des Stamms um 90 Grad zwei weitere Seitenbretter abgesägt. Das übrig bleibende quaderförmige Kernholz wird anschliessend von der Mehrblattkreissäge in bis zu zehn Bretter geschnitten. Auch hier überwacht ein Mitarbeiter auf Bildschirmen die voll automatisierte Anlage – von den Sägemaschinen über die Bretter-Sortieranlage bis zur Verpackungsstation. Ein Teil des Schnittholzes wird in der Hobelmaschine weiterveredelt. Stallinger verarbeitet sowohl Fichten als auch Tannen. Den besseren Preis erzielt Fichtenholz, das für Bauzwecke mehr nachgefragt wird. Zwei Drittel des Schnittholzes verlassen das Werk per Bahn, ein Drittel auf dem Lastwagen. Die Fahrt geht nach Österreich, wo es zu Leimbindern – Konstruktionselementen aus verleimten
Brettern – weiterverarbeitet wird, oder in ein anderes EU-Land. Weitere Destinationen sind Japan, die USA sowie der Nahe und Mittlere Osten. Die Firma hat Ausbaupläne. Sie will selbst Leimbinder produzieren. Weitere Optionen sind die Verarbeitung des Schnittholzes zu Platten oder ein Pelletierungswerk, in dem aus Sägemehl und Hobelspänen der Brennstoff für Holzpelletheizungen produziert wird. Für Stallinger wäre es optimal, das Sägemehl vor Ort zu verarbeiten: Der ganze Logistikaufwand für das Wegführen der Sägenebenprodukte ist enorm. Das Werk von Domat/Ems stellt derzeit 109 Arbeitsplätze. Es umfasst 15 Hektaren. Allein der Rundholzplatz ist so gross wie 14 Fussballfelder. Für die Realisierung von Ausbauplänen ist eine Erweiterungsfläche von 4,5 Hektaren reserviert. Mehr Holzeinschnitt mit weniger, dafür grösseren Sägereien Mit der Inbetriebnahme des StallingerWerks hat die Schweiz die Wende bei der Holzverarbeitung geschafft. Von 2002 bis 2007 erhöhte sich die Menge des eingeschnittenen Stammholzes um 12 Prozent auf rund 2,5 Millionen Kubikmeter. Das entspricht knapp 70 Prozent der Stammholzernte im Jahr 2007. Gleichzeitig setzte sich der Konzentrationsprozess in der Sägereibranche fort: Die Zahl der Betriebe nahm von 2002 bis 2007 um rund 20 Prozent ab. Damit stieg die durchschnittliche Betriebsproduktivität um 43 Prozent. 1996 hatte es noch keine Sägerei mit einer Einschnittmenge von über 100 000 KubikFortsetzung Seite 13
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BAFU/AURA E. Ammon
Die Rinde geht über ein Förderband an das Heizkraftwerk Tegra (oben links). Aus dem quaderförmigen Kernholz (oben rechts) werden bis zu 10 Bretter geschnitten. Ein Mitarbeiter sortiert diese: Je nach ihrer Position, die durch eine Farbe markiert ist, gelangen sie auf dem Förderband (Mitte rechts) in verschiedene Kanäle. Danach werden sie verpackt und abtransportiert.
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Materialfluss des Waldholzes in der Schweiz in Mio. Kubikmetern
Holzernte 5,7
1
0,1
0,1
1,3 2,5
0,1
0,7
Stammholz
1,3
Industrieholz
Energieholz BAFU 2008
Importe
2
Exporte 2 Verwendung in der Schweiz 1
Schweizer Forststatistik, BFS
2
Aussenhandel der Schweiz, OZD
metern gegeben, 2002 waren es schon zwei und 2007 deren fünf. Trotz erhöhter Sägereikapazität geht immer noch ein Drittel des Stammholzes, das im Land geschlagen wird, unverarbeitet in den Export. Wird indessen das in Luterbach SO von der Firma Schilliger geplante Werk mit einer Kapazität von voraussichtlich 0,6 Millionen Kubikmetern pro Jahr wie geplant 2009 den Betrieb aufnehmen, wird die Schweiz punkto Verarbeitungskapazitäten endgültig kein Entwicklungsland mehr sein. Zumal weitere grössere Betriebe einen Ausbau planen.
Gibt es genug Holz auch für weitere Grosssägereien? Wird im Schweizer Wald genug Holz nachwachsen, um dereinst den Bedarf der Sägereien zu decken? Alles in allem schon, aber nicht von der gefragten Art: Unsere Sägereien verarbeiten zu 95 Prozent Nadelholz. Werden alle Projekte und Ausbaupläne realisiert, kann die Nachfrage bis 2010 von derzeit 2,5 auf 4 Millionen Kubikmeter steigen. Das hiesige Nutzungspotenzial für Nadel-Stammholz wird auf 3,4 Millionen Kubikmeter pro Jahr geschätzt. Der Schweizer Wald wird somit nicht mehr
genug liefern, um die Werke auszulasten. Hansruedi Streiff, Direktor von Holzindustrie Schweiz, erwartet, dass dann der Wettbewerb in der Branche vermehrt über den Rohstoffeinkauf ausgetragen und Opfer fordern wird. Noch mehr Kleinsägereien müssten schliessen. Fichten bilden den Hauptrohstoff der Sägereien. Sie stehen hauptsächlich in den Wäldern der Voralpen und Alpen. Hier ist die Holzernte aufwendiger als im Mittelland, kann aber dank moderner Technik und entsprechender infrastruktureller Erschliessung wirt-
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schaftlich erfolgen – insbesondere wenn die Holzpreise weiter ansteigen. Das ist seit Anfang 2006 der Fall: Für die Schweizer Waldbesitzer rentiert es sich endlich wieder, ihr stehendes Kapital zu schlagen. 2007 wurden 5,7 Millionen Kubikmeter Holz geerntet – 13 Prozent mehr als im Durchschnitt der letzten 20 Jahre. Laubholzverarbeitung ist aufwendiger und teurer Anders als beim Nadelholz verläuft der Trend bei der Verarbeitung von Laubholz. 2007 wurden in der Schweiz nur 131 000 Kubikmeter Laubholz eingesägt. Das sind 5 Prozent der gesamten Einschnittmenge. Buche, die häufigste Laubbaumart in unserem Wald, wurde bis 2007 teilweise noch zu Zellstoff verarbeitet, heute wird sie bloss noch als Energieholz genutzt oder exportiert. Es liesse sich mehr aus ihr machen. Nicht nur wegen der höheren Wertschöpfung wäre es sinnvoll, in der Schweiz ein oder mehrere Grosssägewerke für die Verarbeitung von Laubholz zu bauen: Der Wald im Schweizer Mittelland wäre natürlicherweise ein Laubwald, und im wärmer werdenden Klima der Zukunft dürften es die eher an tiefere Temperaturen angepassten Nadelhölzer hier noch schwerer haben als heute. Gesucht: Standorte für Laubholzprojekte Öffentliche und private Vertreter der Forstwirtschaft der Kantone Waadt, Freiburg, Bern, Neuenburg und Jura haben deshalb das Projekt AvantiBois für den Bau einer Laubholzsägerei lanciert. Als Standort war Avenches VD geplant. 2007 erteilte die Stadt dem Projekt jedoch eine Abfuhr. Das vorgesehene Ge-
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lände wurde kurzfristig an den kalifornischen Informatikriesen Yahoo vergeben. Nun ist AvantiBois auf der Suche nach einem neuen Standort. Favoriten sind Grandson oder Moudon im Kanton Waadt. Nach einer von AvantiBois in Auftrag gegebenen Studie könnten aus einem Umkreis von 150 Kilometern jährlich 810 000 Kubikmeter Laubholz ins geplante Werk geliefert werden, davon 540 000 aus Frankreich und 270 000 aus der Schweiz. Parallel zum Projekt AvantiBois sind neuerdings Abklärungen im Gang für einen LaubholzSägereibetrieb in der Ostschweiz. Die Nutzung von Laubholz sei aber nicht nur eine Frage der Sägereikapazitäten, sagt Hansruedi Streiff. Obwohl in Deutschland drei neue grosse Sägewerke für Buche in Betrieb genommen wurden, sei die deutsche Laubholzverarbeitung heute weit geringer als vor 10 bis 15 Jahren. Der Grund: Die Ausbeute ist beim Laubholz kleiner, die Sortierung aufwendiger und die Verarbeitung langsamer. Laubholzprodukte sind deshalb teuer und werden oft durch billigere Produkte wie Holzimitationen (Laminate), Holzwerkstoffe oder Nadelholz ersetzt.
Fertigprodukten wie verleimten Balken und Gebäudeteilen könnte viel mehr Wertschöpfung in der Schweiz generiert werden, findet Marco Zanetti, Chef der Sektion Wald- und Holzwirtschaft beim BAFU. «Zurzeit gibt es in der Schweiz keine nennenswerte Fabrikation von Sperrholz.» Und laut Hansruedi Streiff produziert bis jetzt kein Schweizer Hausbauer standardisierte Fertighäuser in grosser Zahl. Dies widerspiegelt sich auch in der Handelsbilanz für Holz, Holzprodukte, Halbfabrikate, Holzschliff und Zellulose, die 2007 mit minus 2,6 Milliarden Franken immer noch stark im roten Bereich lag. Gesucht seien Investoren aus der Privatwirtschaft, sagt Zanetti. Natürlich könnten die Kantone bis zu einem gewissen Grad unterstützend wirken, so wie das im Kanton Graubünden beim Stallinger-Werk passiert ist. Auch in Luterbach steht der Kanton Solothurn hinter dem Projekt der Schilliger Holz AG. Brigitte Weidmann
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Höhere Wertschöpfung ist gefragt Momentan beschäftigt die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft rund 80 000 Menschen, und dies vorwiegend in ländlichen Regionen, wo Arbeitsplätze in der Industrie und im Dienstleistungssektor rar sind. Mehr Holz im Land zu verarbeiten ist denn auch ein vorrangiges Ziel der Schweizer Ressourcenpolitik Holz (siehe auch Seite 6). Auch bei der Produktion von Halb- und
Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-02
INFOS Marco Zanetti Chef Sektion Waldund Holzwirtschaft, BAFU 031 324 77 84 marco.zanetti@bafu.admin.ch
NATURNAHER WALDBAU
Holzen im multifunktionalen Wald Holz aus dem Schweizer Wald soll vermehrt genutzt werden – das ist ein Ziel der Schweizer Waldpolitik. Damit dies nicht auf Kosten der anderen Waldfunktionen geht, werden derzeit Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau entwickelt. Der Forstbetrieb der Burgergemeinde Sumiswald BE erfüllt diese problemlos.
BAFU/AURA E. Ammon
Wertholz für den Weltmarkt: Die Fichtenstämme aus dem Sumiswalder Burgerwald werden zum Teil nach Japan exportiert.
Ebenmässig gerade ragt die Tanne in den Himmel, wie eine Säule in einer gotischen Kathedrale. Sie ist auf Brusthöhe etwa 70 Zentimeter dick und astrein bis auf gut 15 Meter über dem Boden. Der Baum wurzelt im abschüssigen Hang über dem Chuttelgrabe, im Wald der Burgergemeinde Sumiswald im Emmental. Er dürfte um die 250 Jahre alt
sein, ist langsam gewachsen und daher feinjährig im Holz. Wertholz für den Weltmarkt Die Tanne wird demnächst fallen. Forstingenieur Walter Marti, Leiter der Berner Waldabteilung 4, Emmental, hat sie am Vortag mit einem roten Punkt angezeichnet, im Beisein von zwei Ver-
tretern der Waldeigentümerin. 115 bis 160 Franken pro Kubikmeter ab Waldstrasse wird die Sägerei Brand in Zollbrück BE für den unteren Teil des Stamms bezahlen und daraus Bretter sägen für Fenster, Türen und andere Produkte, die beste Holzqualität erfordern, und diese an Schreinereien in der Region, teilweise aber sogar bis nach
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BAFU/AURA E. Ammon
Burgerwald Sumiswald BE im Herbst: Der Zuwachs wird voll genutzt.
Japan liefern. Auch die höheren, astigen Teile des Stamms wird die Burgergemeinde noch zu einem rechten Preis an eine Sägerei verkaufen können. Einzig die Wipfelpartie und die groben Äste taugen nur als Energie- oder Industrieholz, was 25 bis 50 Franken pro Kubikmeter einbringt. Zu den Abnehmern gehören das Fernheizwerk Sumiswald, das 80 Liegenschaften mit Wärme versorgt oder die Kronospan in Menznau LU, die Holzwerkstoffe herstellt. Rund um die kapitale Tanne sind auf einer Fläche von zwei Hektaren noch um die 70 weitere Bäume mit einem durchschnittlichen Stamminhalt von etwa 3 Kubikmetern für den Holzschlag markiert. Walter Marti erläutert, warum für sie der Zeitpunkt der Ernte gekommen ist. Ein paar haben ein ähnliches Alter erreicht und werden ebenfalls bestes Starkholz liefern; andere stehen Bäumen zu nahe, bei denen dies in einigen Jahrzehnten der Fall sein wird und die für das weitere Aufwachsen mehr Platz brauchen; wieder andere müssen weg, damit Licht zum Jung-
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wuchs kommt. Nicht zum Fällen bestimmt ist andererseits eine Fichte, welcher der Orkan Lothar 1999 die Krone abgeknickt hat. Wirtschaftlich hat ihr totes Holz keinen Wert mehr, wohl aber als Lebensraum. Ein Schwarzspecht hat eine Höhle in den dürren Stamm gemeisselt. Die Rechnung geht auf Walter Marti schätzt, dass zwei Mann von der Forstequipe etwa neun Tage lang damit beschäftigt sein werden, die Bäume zu fällen, das Holz aufzurüsten und sortiert nach Qualitäten an der Waldstrasse zu deponieren. 200 Kubikmeter Holz dürfte die Ausbeute sein, was der Burgergemeinde etwa 20 000 Franken einbringen wird. Ökonomisch wird die Rechnung aufgehen. Aber auch ökologisch: Durch sorgfältige Auswahl der Erntebäume wird der geplante Holzschlag dafür sorgen, dass die vielfältige, stufige Struktur des Waldes erhalten bleibt, mit Tannen, Buchen und Fichten aller Altersklassen auf engstem Raum gemischt. Plentner-
wald heissen solche Wälder. Sie sind das Ergebnis einer naturnahen Form des Waldbaus, die vor allem im Emmental Tradition hat. Die Nutzung erfolgt kleinflächig oder gar einzelstammweise, der Wald setzt sich aus standortgerechten Baumarten zusammen. Der 354 Hektaren grosse Sumiswalder Burgerwald ist ein schönes Beispiel dafür. 2800 Kubikmeter verwertbares Holz wachsen jährlich im Sumiswalder Burgerwald nach, ziemlich genau so viel wird auch genutzt. Und die Holznutzung rentiert. Die Betriebsrechnung weist regelmässig einen Gewinn aus, und sie war auch in den Zeiten nach Lothar noch ausgeglichen, als die Holzpreise im Keller waren und die Mehrheit der Schweizer Forstbetriebe rote Zahlen schrieb. Natur arbeiten lassen Was macht die Burgergemeinde Sumiswald besser als andere? Sie ist «raffiniert faul», wie dies Hans Leibundgut, der von 1941 bis 1979 an der ETH als Pro-
Auch Schutzwälder stärker nutzen Eine stärkere Nutzung ist auch in manchen Wäldern sinnvoll, die Siedlungen, Verkehrswege und andere Güter vor Lawinen und Steinschlag schützen. Denn vielerorts fehlt hier die Verjüngung, weil zu lange kein Holz mehr geschlagen wurde oder zu viel Schalenwild den Jungwuchs verbeisst. Die Bewirtschaftung ist deshalb positiv für die Aufrechterhaltung der Schutzfunktion. Allerdings gilt es dabei, die speziellen Erfordernisse zu berücksichtigen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass erntereife Bäume im Bestand bleiben müssen, damit die Schutzwirkung nicht leidet. Grundsätze für die Bewirtschaftung solcher Wälder wurden im Rahmen des Projekts Nachhaltigkeit im Schutzwald (Projekt NaiS) erarbeitet und in einer entsprechenden Wegleitung für die Praxis formuliert. Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald. Wegleitung für Pflegemassnahmen in Wäldern mit Schutzfunktion, Vollzug Umwelt, BUWAL, 2005.
fessor für Waldbau tätig war, einst als Bewirtschaftungsmaxime im Plentnerwald formuliert hat. Man lässt die Natur für sich arbeiten und steuert die Entwicklung bloss durch Fällen der «richtigen» Bäume. Naturverjüngung spart Geld und Arbeit für Pflanzungen, und die anderswo aufwendige Jungwaldpflege reduziert sich auf eine aufwandarme Schlagpflege nach dem Ernteeingriff. 90 Prozent der Arbeit im Wald ist Ernte. Dabei werden vor allem grosse Bäume mit einem hohen Anteil an wertvollem Holz gefällt. Der Transport bis zur lastwagengängigen Wald-
strasse erfolgt im Sumiswalder Burgerwald mit Seilwinde und Traktor oder – auf grössere Distanzen – mit einer Langstrecken-Seilkrananlage. Der Personalbestand umfasst 300 Stellenprozente, verteilt auf 4 Forstwarte und einen Waldarbeiter. Diese arbeiten im Rahmen ihrer Anstellung aber bloss hälftig im Burgerwald, in der übrigen Zeit sind sie für Dritte tätig – bei Verbauungen an Strassen und Bächen, aber auch bei Holzereiarbeiten in Privatwäldern – und generieren so Einnahmen. Hundert Jahre Aufbauarbeit Die günstige Situation von heute sei aber auch das Ergebnis sehr langer Aufbauarbeit, räumt Walter Marti ein. Seit mehreren Generationen gilt dasselbe waldbauliche Ziel. Der Anteil von Wertholz an der Ernte konnte so im Lauf der letzten hundert Jahre stark erhöht, die Baumartenmischung optimiert werden. Laubhölzer sind heute doppelt so häufig wie im Jahr 1912. Ihr Anteil liegt bei 25 Prozent, was den standörtlichen Gegebenheiten entspricht. Der Plentnerwald von Sumiswald beweise, dass «im naturnahen Wald wirtschaftliche Erfolge möglich sind, und zwar bei gleichzeitiger Befriedigung aller anderen Ansprüche an den Wald», sagte der emeritierte ETH-Forstprofessor Peter Bachmann, Leiter des Kuratoriums der Binding-Stiftung, welche die Besitzerin 2007 mit einem Preis ausgezeichnet hat. Der Binding-Waldpreis wird an Waldeigentümer oder Forstbetriebe vergeben, die – so die federführende Stiftung – «ihren Wald beispielhaft nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit nutzen, dabei die ökolo-
gischen Potenziale und das soziale Umfeld umfassend berücksichtigen und Strategien für den wirtschaftlichen Erfolg langfristig umsetzen». Der Forstbetrieb der Burgergemeinde Sumiswald meistert so eine Herausforderung, die sich heute im ganzen Schweizer Wald unter veränderten Bedingungen stellt. Nach Jahren fallender Preise hat Holz derzeit wieder Konjunktur. Der Preisanstieg bei den fossilen Energieträgern, der vermehrte Einsatz von Holz im Bau (siehe auch Seite 21), die Erhöhung der Sägereikapazitäten (siehe auch Seite 10) aber auch die Notwendigkeit, den Ausstoss von Treibhausgasen zu vermindern, haben dazu geführt, dass der CO2-neutrale Baustoff und Energieträger wieder gefragt ist. Den Rohstoff unserer Wälder stärker zu nutzen, ist denn auch ein Ziel der Ressourcenpolitik Holz, die der Bund unter Federführung des BAFU formuliert hat (siehe auch Seite 6). Doch der Schritt von einer nachhaltigen Abschöpfung dessen, was die Natur hervorbringt, zu einer Übernutzung ist manchmal klein. Ökologische Standards für die Waldwirtschaft Gleichzeitig befindet sich die Schweizer Waldwirtschaft in einem tief greifenden Wandel. Die Lohnkosten haben sich seit 1980 annähernd verdoppelt. Damit die Holzernte dennoch Gewinn abwirft oder zumindest die Kosten deckt, müssen Maschinen teure Arbeitskräfte ersetzen. Der Trend geht in Richtung Vollmechanisierung. Die maschinelle Holzernte bringt auch für die Forstarbeiter Vorteile. Dank ihnen ist die Waldarbeit mit viel weniger körperlichem Verschleiss
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Gütezeichen für nachhaltige Waldwirtschaft Gegenwärtig werden die gemeinsamen Standards der verschiedenen Labels, die den Konsumentinnen und Konsumenten die Herkunft von Holz und Holzprodukten aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern garantieren, überarbeitet. Es sind dies das FSC-Label des Forest Stewardship Council, das QLabel der Swiss Quality/Agro Marketing Suisse sowie jenes des PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes), zu dem sich 1999 wald- und holzwirtschaftliche Kreise aus verschiedenen europäischen Ländern zusammengeschlossen haben. Die gemeinsamen Standards der privatwirtschaftlichen Labels sind mit den Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau abgestimmt, indem sie die gleichen Indikatoren verwenden. Allerdings liegen die Minimalwerte der Zertifizierungsstandards höher als die der Grundanforderungen. Wälder, die zertifiziert sind, werden daher auch die Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau erfüllen. Zurzeit ist dies auf 60 Prozent der Schweizer Waldfläche der Fall.
verbunden, und das Unfallrisiko ist deutlich geringer. Doch ist es bei einer mechanisierten Bewirtschaftung noch möglich, auf die kleinräumige Vielfalt der Standortbedingungen und Lebensräume im Wald ausreichend Rücksicht zu nehmen? «Es gilt, das heute erreichte ökologische Niveau der Schweizer Waldbewirtschaftung auch für die Zukunft sicherzustellen», sagt Christian Küchli, Chef Sektion Waldleistungen und Waldqualität im BAFU. Mit diesem Ziel hat das BAFU ein Projekt zur Entwicklung von
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Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau gestartet. Diese sollen gewährleisten, dass unsere Wälder ihre vielfältigen Funktionen auch bei Erhöhung des Einschlags und vermehrter Rationalisierung und Mechanisierung der Holzernte erfüllen können.
malträtierter Waldböden mit tiefen, nackten Furchen ist allen geläufig, die sich gelegentlich im Wald aufhalten. Bei korrekter Anwendung sind die riesigen Maschinen, die heute immer mehr zum Einsatz kommen, aber relativ bodenschonend (siehe auch Seite 40).
Partizipativer Prozess Das Projekt wird von Vertreterinnen und Vertretern der wichtigen Interessengruppen begleitet. Ziel sind breit abgestützte, umsetzbare Standards. Diese wurden in der Praxis in Wäldern des Mittellandes, des Juras, der Voralpen, der Alpen und der Alpensüdseite getestet. Nebst den Grundanforderungen werden auch die Kriterien und die Indikatoren bestimmt, anhand deren sich die Grundanforderungen überprüfen lassen. «Naturnaher Waldbau lenkt die Waldentwicklung, um ökonomische, ökologische und soziale Ziele zu erreichen, und orientiert sich dabei an den natürlichen Lebensabläufen», lautet der Leitsatz für die Grundanforderungen. Diese beziehen sich auf die Sicherung von Bodenfruchtbarkeit, Waldverjüngung und Baumartenmischung sowie auf die Erhaltung der Biodiversität im Wald.
Natürlich verjüngen Die Waldverjüngung soll möglichst auf natürliche Weise erfolgen. Das geht aber nur, wenn Samenbäume der erwünschten Baumarten in der Nähe sind. Buchennüsschen fallen nicht weit vom Stamm. In den Grundanforderungen bezüglich Waldverjüngung werden denn auch Aussagen zur Grösse einer Verjüngungsfläche und damit auch zur Schlagfläche gemacht. Ist diese nicht breiter als eineinhalb Baumlängen, können sich auch Baumarten mit schweren Samen verjüngen. Zudem braucht es ein günstiges Mikroklima, damit sich die Keimlinge entwickeln können. Auf zu grossen offenen Flächen ist dies für manche Arten nicht der Fall.
Kein Dünger und keine Pflanzenschutzmittel Bodenschutz hat einen chemischen und einen physikalischen Aspekt. Problematische Chemikalien sollen nicht in den Waldboden gelangen. Naturnaher Waldbau verzichtet deshalb auf Dünger und Pflanzenschutzmittel. Diese Grundanforderung ist unbestritten und wird auch überall eingehalten. Heikler ist der physikalische Bodenschutz. Das Bild
50 Prozent Nadelholzanteil im Laubwaldgebiet Die Baumartenmischung erfüllt die Grundanforderungen des naturnahen Waldbaus, wenn sie derart auf den Standort abgestimmt ist, dass dessen ökologische Eigenschaften nicht negativ beeinflusst werden – etwa indem sie zu einer Versauerung des Bodens führt. Es können somit durchaus Arten vorkommen, die von Natur aus am betreffenden Ort nicht heimisch wären, zum Beispiel Fichten im Mittellandwald. Der Nadelbaumanteil, den die Grundanforderungen vorsehen, liegt in derselben Grössenordung wie in den heu-
Qualitativ hochwertiges Starkholz: Ein Stamm wird vermessen (links). Abtransport im schwierigen Gelände: Seilkran im Einsatz (rechts).
tigen Beständen. Im Laubwaldgebiet erreicht er derzeit rund 50 Prozent. Grossflächig reine Fichtenplantagen, wie sie einst gang und gäbe waren, sind bei Einhaltung der Grundanforderungen nicht mehr möglich. Die Baumartenmischung ist auch wesentlich für die Filterwirkung des Bodens. Laubwald schützt das Grundwasser besser vor den Stickstoffeinträgen aus der Luft und damit der Belastung durch Nitrat als Nadelwald. Rund 10 Prozent der Schweizer Waldfläche liegen in Grund-
Fotos: Walter Marti
wasserschutzzonen. Hier ist es sinnvoll, über die Grundanforderungen hinausgehende Laubholzanteile anzustreben. Biotopbäume und Totholz Für die Artenvielfalt ist eine stärkere Holznutzung kein Nachteil. Weil diese während Jahrzehnten unter dem Zuwachs lag, sind die Schweizer Wälder dichter und dunkler geworden. Der Trend ist für manche Arten bedrohlich – von den lichtbedürftigen Orchideen über zahlreiche Waldschmetterlinge bis
zum Auerhuhn, das heute weit oben auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht. Mit Holzschlägen kann ihnen wirksam geholfen werden. Andererseits ist darauf zu achten, dass auch die Arten, die auf Totholz angewiesen sind, nicht zu kurz kommen. Zu den Grundanforderungen des naturnahen Waldbaus gehört daher auch ein minimaler Totholzanteil. Zudem sind sogenannte Biotopbäume zu schonen, zum Beispiel Bäume mit Specht- oder Fledermaushöhlen. Und schliesslich
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Walter Marti
Der Sumiswalder Burgerwald ist ein Lehrbuchbeispiel für den Emmentaler Plentnerwald. Im Hintergrund die Schützenalp BE.
sollen Waldarbeiten in sensiblen Zeiten, etwa während der Brut bedrohter Vogelarten, unterbleiben. Keinen direkten Zusammenhang haben die Grundanforderungen mit der Erholungsfunktion. Die Zielsetzungen widersprechen der Erholung aber nicht – im Gegenteil. «Die Grundanforderungen sind nicht als umfassende Definition des naturnahen Waldbaus zu verstehen, es handelt sich vielmehr um Minimalstandards, die im ganzen bewirtschafteten Wald gelten sollen», betont Christian Küchli. «Es gilt, ein ökologisches
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Sicherheitsnetz zu knüpfen für kommende Zeiten, in denen der Druck auf den Wald wieder zunehmen wird.» Die Erfahrung aus den bisherigen Praxistests habe gezeigt, dass die Standards in der Regel erfüllt werden. «Handlungsbedarf besteht indessen beim physikalischen Bodenschutz. Hier bewirken die Grundanforderungen, dass auch die grossen Erntemaschinen stets auf demselben Netz von Rückegassen und nicht im ganzen Bestand herumfahren.»
Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-03
INFOS Christian Küchli Sektionschef Waldleistungen und Waldqualität, BAFU 031 324 77 80 christian.kuechli@bafu.admin.ch
Hansjakob Baumgartner
HOLZBAUTEN
Immer grösser, immer höher In der Schweiz werden zunehmend auch mehrstöckige Häuser aus Holz erstellt. Zwei innovative Projekte sind das bereits bezogene Gebäude Green Offices in der Nähe von Freiburg und die Monte-Rosa-Hütte auf 2795 Metern Höhe.
Die Green Offices stehen am Rande von Givisiez, einer Freiburger Agglomerationsgemeinde. Abgesehen vom Boden und den Mauern des Untergeschosses besteht der grosse, modern anmutende, dreistöckige Block fast vollständig aus Holz. Die Fassade ist mit Holzlamellen verkleidet und durchsetzt mit schmalen Fenstern, die von gelben Sonnenstoren geschützt werden. Die Böden im Innern sind in Rotbraun gehalten, die Brüstungen schokoladefarben und die lehmverputzten Mauern in Ocker gestrichen. An verschiedensten Stellen wurde das Holz im Rohzustand belassen, insbesondere auf Treppen und bei den Trennelementen zwischen den Arbeitsbereichen. Der 2007 bezogene Block beherbergt ein knappes Dutzend Büros und Kleinunternehmen, in denen insgesamt rund vierzig Personen arbeiten. Laut Conrad Lutz, Architekt, Bauherr und Nutzer des Gebäudes, fühlt sich jedermann wohl darin. Die Räume sind grosszügig konzipiert, und sowohl im Winter wie im Sommer ist das Raumklima angenehm. In der heissen Jahreszeit wird die Luft mittels Erdregister vorgekühlt. Die Green Offices sind das erste Minergie-P-Eco-zertifizierte Bürogebäude der Schweiz. Das Label stellt höchste bauliche Ansprüche. Hierzulande wur-
de es bislang erst an sechs Bauten verliehen. Für ihr vorbildliches Energieund Ökokonzept erhielten die Green Offices zudem den Preis Watt d’Or 2008, eine Anerkennung des Bundesamtes für Energie BFE für Bestleistungen im Energiebereich. Energiesparende Bauweise Um den Beitrag seines Gebäudes zur Vermeidung der Kohlendioxid-Emissionen zu veranschaulichen, vergleicht Conrad Lutz die CO2-Bilanz eines Holzpfeilers mit derjenigen eines Stahlpfeilers: Ersterer hat im Laufe seines Wachstums 200 Kilogramm Kohlendioxid gespeichert, während die Herstellung des Letzteren einen CO2-Ausstoss von 300 Kilogramm verursachte. Insgesamt wurde für die Produktion, den Transport und die Montage
heizen des Gebäudes während 100 Jahren nötig ist. «Hierin liegt ein riesiges Potenzial», sagt Conrad Lutz. «Derartige Bauten sollten zur Norm werden.» Überall Holz Zur Beschaffung des Grundmaterials für die Green Offices musste man nicht weit gehen. Der Wald von Semsales in der Umgebung von Châtel-Saint-Denis FR lieferte die erforderlichen 500 Kubikmeter Tannen- und Fichtenholz. Dabei wurde auf den «richtigen» Erntezeitpunkt geachtet: Die stofflichen Eigenschaften von Holz würden nicht zuletzt davon abhängen, zu welcher Jahres- und Tageszeit der betreffende Baum gefällt wird, ist Conrad Lutz überzeugt. Im Fall der Green Offices war dies vor Neumond: «Dieser Fälltermin garantiert ein Holz, das besser
Durch die Wahl von Holz als Baumaterial wurden über 1 Million kWh eingespart. Dies entspricht der Energie, die für das Beheizen des Gebäudes während 100 Jahren nötig ist. des Baumaterials für die Green Offices 946 000 Kilowattstunden (kWh) Energie verbraucht. Ein herkömmliches Gebäude verschlingt allein in dieser Phase über 2 Millionen kWh. Durch die Wahl von Holz als Baumaterial wurden somit über 1 Million kWh eingespart. Dies entspricht der Energie, die für das Be-
trocknet, weniger quillt und schwindet sowie resistenter ist gegen Pilz- und Insektenbefall.» Der Architekt legte sowohl beim Fällen, Sägen und Verleimen als auch bei der Montage des Materials Wert auf Zusammenarbeit mit einheimischen Unternehmen. Fortsetzung Seite 24
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Conrad Lutz Architecte Sàrl
Dank Energieeffizienz und Holz als Baumaterial brauchte es für die Errichtung des Bürogebäudes Green Offices in Givisiez FR nur halb so viel Energie wie bei konventioneller Bauweise. Schmale und versetzte Fenster ermöglichen ausreichenden Licht- und Wärmeeinfall. Holz ist auch in den Innenräumen überall sichtbar.
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Studio Monte Rosa
Ein Gipfel mehr im Panorama der Walliser Alpen: Fotomontagen der neuen Monte-Rosa-H端tte.
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Holz kam nicht nur für das Bauskelett, die Fassaden, das Dach und die Böden zum Einsatz. Auch die thermische Isolation besteht aus Holzprodukten, nämlich aus Zellulose und Holzfasern. Die mit Zellulose gedämmten Fassadenelemente sind 40 Zentimeter dick, die Isolationsschichten zwischen Keller und Erdgeschoss sowie unter dem Dach messen gar 50 Zentimeter. Das Gebäude ist dermassen gut isoliert, dass
erinnert an einen silbrig glänzenden, polierten, stilisierten Kristall. Wo die Wände aufhören und wo das Dach anfängt, ist nicht ganz klar. Ausser dem im Fels verankerten Stahl- und Betonfundament wird das Skelett der Monte-Rosa-Hütte im Wesentlichen aus Holz erstellt. Der fünf Stockwerke umfassende Bau wird 120 Schlafplätze anbieten, verteilt auf Zimmer mit maximal acht Betten, die
90% des Energiebedarfs für den Betrieb wird durch die Monte-Rosa-Hütte selbst gedeckt – durch eine Fotovoltaikanlage und ein System zur Wärmerückgewinnung aus der Abluft. anstelle einer Heizungsanlage ein kleiner Holzpellet-Ofen in der Haupthalle genügt. Ein weiterer Anwendungsbereich für Holz sind die Trocken-WCs mit Holzschnitzeln. Neue Brandschutznormen Michael Gautschi von der Sektion Waldund Holzwirtschaft des BAFU freut sich über die zunehmende Verwendung von Holz im schweizerischen Baugewerbe: «Bei Wohngebäuden hat Holz gegenwärtig einen Marktanteil von rund 5 Prozent, und dieser steigt ständig.» Der Boom geht teilweise auf die neuen Brandschutznormen zurück, die seit 2005 die Erstellung von bis zu sechsstöckigen Holzbauten erlauben. Die technische Entwicklung, die zu diesen neuen Vorschriften führte, wurde vom BAFU im Rahmen des Förderprogramms «holz 21» (siehe auch Seite 9) unterstützt.
sternförmig um einen gemeinsamen Zugangsraum angeordnet sind. Dank der Verkleidung mit einer Schutzschicht aus Aluminium funktioniert die Aussenhülle wie eine Art Thermoskanne. Sie garantiert eine optimale Isolation. Die Hütte hat zwei grosse verglaste Öffnungen: die Fenster des Panoramarestaurants und die Erschliessungstreppe. Der Rest des Gebäudes weist bloss kleine Öffnungen auf, durch die nur sehr wenig Wärme entweichen kann.
INFOS Michael Gautschi Sektion Wald- und Holzwirtschaft, BAFU 031 324 77 85 michael.gautschi@bafu.admin.ch
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Ein Beispiel für nachhaltiges Bauen Zu den Hauptsponsoren der neuen Monte-Rosa-Hütte gehören das BAFU, Energie Ouest Suisse (EOS) sowie der Schweizer Baustoffproduzent Holcim. Peter Greminger, Senior Consultant beim BAFU, unterstreicht die nationale und internationale Bedeutung des Baus: «Das BAFU hat sich erstmals stark in einem solchen Projekt engagiert. Die avantgardistische Art der Ausführung zeigt, dass sich moderne Technologie mit Energieeffizienz und Ressourcenschonung vereinbaren lässt.» Wie die Green Offices gibt auch die neue Monte-Rosa-Hütte ein klares Signal für den Einsatz von Holz in der modernen Architektur. Das benötigte Holz stammt aus Walliser Wäldern und wurde auch im Kanton verarbeitet. Das Fundament der Schutzhütte wurde Ende Sommer 2008 fertig erstellt; das weitere Fortschreiten der Arbeiten hängt von der Milde des Wetters ab. Die Einweihung ist für Herbst 2009 vorgesehen.
Peter Greminger Senior Consultant (Risk- &
Kristall aus Holz Wer sich ein Bild von der neuen Monte-Rosa-Hütte machen will, muss sich im Moment noch mit Modellen und Fotomontagen begnügen. Das Gebäude
90 Prozent des Energiebedarfs für den Betrieb wird durch die Hütte selbst gedeckt – durch eine Fotovoltaikanlage und ein System zur Wärmerückgewinnung aus der Abluft. Ein mit Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk liefert ergänzend Strom und Wärme. Als fossiler Energieträger kommt einzig Erdgas beim Kochen zum Einsatz. Nach Alternativen wird zurzeit gesucht.
Cornélia Mühlberger de Preux
Forestmanagement) der Direktion, BAFU 031 324 78 61
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peter.greminger@bafu.admin.ch
Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-04
HOLZ UND KLIMA
Wer Holz braucht, betreibt Klimaschutz Eine BAFU-Studie zeigt, dass dem Klima langfristig mehr geholfen ist, wenn wir unser Holz stärker aber nachhaltig nutzen und klug verwerten, als wenn wir es im Wald stehen lassen.
Bis anhin fand der Wald in der Klimadiskussion vor allem Beachtung als CO2-Senke: Wachsende Bäume binden Kohlendioxid. Allgemein bekannt ist auch, dass Holz als CO2-neutraler Energieträger Öl und Gas ersetzen kann. Weniger geläufig ist seine Rolle als CO2-neutraler Rohstoff: Wird mit Holz gebaut anstatt mit Beton, Stahl oder Glas, geht in der Bauphase erheblich weniger Kohlendioxid in die Luft (siehe auch Seite 21). Die BAFU-Studie «CO2-Effekte der Wald- und Holzwirtschaft» geht der Frage nach, welche Form der Waldbewirtschaftung und Holzverwertung sich möglichst positiv auf die CO2Bilanz der Schweiz auswirkt. Dazu wurden mit Hilfe von Computermodellen und verschiedenen Szenarien die CO2Effekte der Holzverwendung quantifiziert und der Senkenwirkung des Waldes gegenübergestellt. Die Szenarien unterscheiden sich einerseits in Bezug auf die Menge Holz, die im Wald geerntet wird, und andererseits bezüglich der Verwendung von Holz als Baumaterial oder Energieträger.
wird. Weiter ist es langfristig vorteilhafter, eine vermehrte Verwendung von Holz vor allem im Bauwesen anzustreben als das Schwergewicht auf Energieholz zu legen. Die Szenarien «Zuwachs optimiert, Schwerpunkt Bau» und «Kyoto optimiert» schneiden am besten ab. «Wenn wir Holz im Hausbau verwenden und es dann Jahrzehnte später als Altholz verbrennen, erzielen wir gleich zweimal eine positive Wirkung aufs Klima», sagt Richard Volz von der Sektion Waldleistungen und Waldqualität im BAFU. «Zuerst werden CO2-Emissionen beim Bau vermieden und danach bei der energetischen Endnutzung der ausgedienten Holzprodukte fossile Brennstoffe substituiert.» Das Vermeidungspotenzial einer derartigen Kaskadennutzung fällt durchaus ins Gewicht. 1990 wurden auf diese Weise in der Schweiz CO2-Emissionen im Umfang von etwa 3 Millionen Tonnen vermieden, im Jahr 2025 könnten es bis 6 Millionen Tonnen mehr sein. Das wären 12 Prozent der derzeitigen jährlichen Treibhausgasemissionen der Schweiz.
Kaskadennutzung hilft dem Klima am meisten Ergebnis: Eine optimierte Holznutzung hat den nachhaltigsten positiven Effekt auf die CO2-Bilanz. Der Wald wird dabei so bewirtschaftet, dass möglichst viel Holz nachwächst, das dann als Baustoff und Energiequelle genutzt
Kohlendioxid im Zwischenspeicher Klimapolitisch interessant ist auch die Funktion von Holzbauten als CO2-Zwischenspeicher. Auch wenn alle geplanten Klimaschutzmassnahmen realisiert werden, lassen sich die Emissionen bis 2025 nicht auf das von der Wissenschaft geforderte Mass reduzieren. Die Verwen-
dung von Holz als Baumaterial oder für andere langlebige Güter bietet für diese Zeit einen Verzögerungsmechanismus: Das Kohlendioxid, das während des Baumwachstums der Atmosphäre entzogen wurde, wird zwischengelagert und erst nach Jahrzehnten wieder freigesetzt. «Holz, das man heute verbaut und übermorgen verbrennt», so Richard Volz, «hilft diese kritische Phase der nächsten Jahrzehnte zu überbrücken, während der die CO2-Emissionen weiterhin zu hoch sind.» Eine Senke ist der Wald nur auf Zeit Beim Szenario, das von einer verminderten Waldnutzung ausgeht, kann zwar kurz- bis mittelfristig eine relativ grosse Senkenwirkung erzeugt werden. Doch diese ist beschränkt, und sie nimmt schon in naher Zukunft ab. Spätestens ab 2075 wird die CO2-Senke Wald bei diesem Szenario in eine Emissionsquelle übergehen: Wenn Holz vermodert, wird das gebundene Treibhausgas wieder frei. Nicht vollständig berücksichtigt ist dabei das Risiko, dass Letzteres schon viel früher passieren könnte – dann nämlich, wenn Stürme viele Bäume knicken und entwurzeln. Klimapolitik mit Holz schafft Arbeitsplätze Und was wäre, wenn die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft einfach so weiterfahren würde wie bisher? Dies wäre sowohl kurz- wie langfristig die
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Untersuchte Szenarien schlechteste Lösung. «Aus Klimasicht sind auf jeden Fall eine bessere Nutzung des Waldes und der vermehrte Einsatz von Holz anzustreben», sagt Richard Volz und fügt gleich noch ein Argument für eine aktive Holzverarbeitungspolitik an: «Wird das Potenzial des Waldes im Klimaschutz voll ge-
nutzt, führt dies auch zu einer Stärkung der Wald- und Holzwirtschaft.» Gemäss der vorliegenden Untersuchung würden so 27 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und eine zusätzliche Wertschöpfung von 2 Milliarden Franken pro Jahr realisiert. Kaspar Meuli
Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-05
2000 2
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0
Mio. t CO2 Äquivalente/Jahr
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Zuwachs optimiert, Energie Baseline
Zuwachs optimiert, Bau Kyoto optimiert Reduzierte Waldpflege 2000 0
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BAFU 2007
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2100
–100
Mio. t CO2 Äquivalente/Jahr
–200 –300 –400 –500
Bezugsgrösse ist eine mittlere Nutzung um das Jahr 2000. Bei allen Szenarien wird der Aussenhandel als konstant angenommen.
–600 –700 –800 –900
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–1000
Richard Volz
Zuwachs optimiert, Bau Kyoto optimiert Reduzierte Waldpflege
Zuwachs optimiert, Energie Baseline
BAFU 2007
Gesamtleistung des Schweizer Waldes für den Klimaschutz (ausgedrückt in CO2 Äquivalenten), pro Jahr (oben) und kumuliert (unten).
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1. Zuwachs optimiert Der Holzzuwachs im Schweizer Wald wird langfristig maximiert und vollständig genutzt. • Schwerpunkt Bau Der Einsatz von Holz im Bau steigt um 80 %. Auch wird 120 % mehr Waldholz zu energetischen Zwecken verwendet. • Schwerpunkt Energie Der Einsatz von Holz im Bau bleibt auf dem heutigen Niveau, für energetische Zwecke verfeuert werden 345 % mehr Waldholz. 2. Kyoto optimiert Die Waldnutzung wird so bemessen, dass gleichzeitig mit einer grossen Zuwachsleistung eine Senkenwirkung von 1,8 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr – die gemäss Kyoto-Protokoll anrechenbare Menge – erzielt wird. Das bedeutet eine stärkere Nutzung als in den vergangenen Jahren. Der Einsatz von Holz im Bau soll um 80 % gesteigert werden, derjenige zu energetischen Zwecken um 65 %. 3. Baseline Weiter wie bisher: Die Holznutzung erhöht sich in den kommenden Jahren um 20 %, der Einsatz von Holz im Bau und zu energetischen Zwecken steigt im selben Umfang. 4. Reduzierte Waldpflege Die Holznutzung wird um 40 % vermindert, im Bauwesen kommen 25 %, im Energiesektor gar 80 % weniger Waldholz zum Einsatz.
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Sektion Waldleistungen und Waldqualität, BAFU 031 324 77 86 richard.volz@bafu.admin.ch
HOLZFORSCHUNG
Holzweg direkt in die Zukunft In der Schweiz gibt es auf universitärem Niveau zurzeit keinen Lehrstuhl, der sich mit Holz in all seinen Anwendungen befasst. Das nationale Forschungsvorhaben Wood Fibre 2020 soll Abhilfe schaffen und dieser Ressource zur wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Beachtung verhelfen, die ihr gebührt.
Vereinigt sich eine herkömmliche Form mit einem alltäglichen Material, kann durchaus etwas Ungewöhnliches entstehen. Dies zeigt ein sechsstöckiges Wohnhaus in Steinhausen ZG: ein kubischer Bau, ansprechend in seiner abwechslungsreichen Gliederung, aber auffällig erst durch die für einen Wohnblock ungewöhnliche Fassade aus RotZeder. Das Holz dafür wurde aus Kanada importiert, der Architekt hat es aus ästhetischen Gründen so gewollt. Ansonsten wurde das schweizweit erste sechsgeschossige Holzhaus mit Bäumen aus der Region gebaut. Im August 2006 konnten die ersten Bewohner einziehen. Seither wurde dem Gebäude viel Lob zuteil. Gerühmt werden namentlich der perfekte Lärmschutz und das Übertreffen der Minergie-Standards. Herkömmliche Techniken der Holzverarbeitung mussten dazu mit eigens entwickelten Lösungen ergänzt werden, etwa zum Schutz vor Lärm und Trittschall. Auch die Planung stellte hohe Anforderungen, galt es doch, mehrere Tausend Quadratmeter Holzund Gipsplatten sowie andere vorgefertigte Bauteile termingerecht zu beschaffen und einzubauen. Innovative Lösungen für Zeiten knapper Rohstoffe Logistische Fähigkeiten, Ingenieurwissen, Kenntnis der pflanzlichen Fasern bis in die molekularen Strukturen – sind diese Voraussetzungen gegeben, ist Holz eine vielversprechende Grundlage für Innovationen. Diese Überzeugung
spornte eine Gruppe von Fachleuten aus universitären Hoch- und Fachhochschulen (FH), Forschungsinstitutionen, der Holzwirtschaft, Ämtern und Zweckverbänden an, ein umfassendes Forschungsvorhaben zu lancieren. Wood Fibre 2020 wird die Grundlagenforschung der Hochschulen mit der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung aus dem bisherigen Programm «Innovations-Roadmap 2020» der FH zusammenlegen. Das neue Vorhaben deckt sowohl den Lebenszyklus von Holzprodukten als auch die ganze Grössenskala vom Molekül bis zum Bauholz ab. «Nur wenn wir das Ganze im Blick haben, können wir dereinst die Lösungen entwickeln, die es braucht, um in Zeiten knapper Rohstoffe die begrenzte Ressource Holz optimal zu nutzen», ist der Chemiker und Koordinator von Wood Fibre 2020, Paul Gilgen von der ETH-Forschungsanstalt Empa (Materials Science & Technology), überzeugt. Mittelfristig soll mit Wood Fibre 2020 ein nationaler Forschungsschwerpunkt samt neuem Lehrstuhl gebildet werden. Kurzfristig geht es darum, verschiedene Träger zu überzeugen, den Anschub des Vorhabens zu finanzieren. Auch das BAFU beabsichtigt, sich daran zu beteiligen: «Es ist uns wichtig, dass die Forschung neue Verfahren in der Bereitstellung, Verarbeitung und Verwertung von Holz entwickeln kann», sagt Marco Zanetti, Chef der Sektion Wald- und Holzwirtschaft im BAFU. Dies tut zum Beispiel Yves Weinand von der Eidgenössischen Technischen
Hochschule in Lausanne EPFL. Er entwickelte neuartige räumliche Tragwerke und, zusammen mit der FH Biel, das Verfahren des Reibschweissens von Holz: Zwei Holzelemente werden mit hohem Druck geringfügig gegeneinander hin und her geschoben, während an der Reibfläche Ultraschall eingestrahlt wird. Dadurch verflüssigt sich das Lignin an den Grenzflächen, so dass beide Teile gleichsam miteinander verwachsen. Dies ermöglicht den Bau grosser gewölbter Formen, wie man sie bisher nur aus gegossenem Beton kannte. Im molekularen Bereich wiederum wird an Möglichkeiten geforscht, bisher erdölbasierte Produkte neu aus Zellulose herzustellen. Ein Thema sind auch die Verarbeitungswege sowie Systeme wirtschaftlicher Anreize, die gestaffelte Nutzungen von Pflanzenfasern ermöglichen und fördern. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der nachhaltigen Holzbereitstellung im Wald könnte einen weiteren Schwerpunkt von Wood Fibre 2020 bilden. Sie soll sicherstellen, dass der Wettbewerb um die wertvolle Ressource nicht auf Kosten der Natur geht. Lucienne Rey Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-06
INFOS Marco Zanetti, siehe Seite 14
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Glossar Abgänge, natürliche Bäume bzw. die Holzmengen, die durch natürliche Ursachen wie Stürme oder Lawinen aus dem Wald verschwunden sind.
Holzzuwachs Das
LFI definiert den Holzzuwachs Schaftholz in als das nachwachsende Volumen an einem bestimmten Zeitabschnitt.
Industrieholz Holz, das für die Zellstoff-, Papier- oder Altholz Holz aus dem Abbruch von Gebäuden sowie der Entsorgung von Möbeln und Verpackungen. Nicht gemeint sind damit alte stehende Bäume, wofür der Begriff gelegentlich im Zusammenhang mit der Biodiversität im Wald verwendet wird.
Plattenproduktion verwendet wird.
Energieholz Holz, das zu energetischen Zwecken verbrannt wird. Dazu zählen neben dem Waldenergieholz – das direkt aus dem Wald stammt – auch Altholz sowie das Restholz aus Sägereien und ihren Weiterverarbeitungsbetrieben.
Lignin Substanz, die in die pflanzliche Zellwand eingelagert wird und die Verholzung der Zelle bewirkt.
Flurholz Holz, das ausserhalb des Waldes anfällt, zum Beispiel aus Hecken, Uferbestockungen oder Alleen.
Holzernteverluste Baumteile, die bei der Holzernte im Wald liegen bleiben, also Äste, Wipfelteile oder angefaulte Stammabschnitte. Bei der Berechnung des Holzproduktionspotenzials geht man davon aus, dass die dickeren Äste nahezu vollständig und das Astreisig hälftig als Energieholz oder Industrieholz genutzt werden können, womit sich die Holzernteverluste erheblich vermindern würden.
LFI Landesforstinventar. Periodisch durchgeführte Inventur im Schweizer Wald. Die erste Erhebung erfolgte 1983–1985, die zweite 1993–1995 und die dritte 2004 –2006.
Nutzung Das
LFI versteht darunter das Volumen an Schaftholz, das in einem bestimmten Zeitabschnitt geerntet wird. Davon bleibt ein Teil jeweils als Holzernteverlust im Wald liegen. Die Forststatistik erfasst hingegen bloss das verkaufte Holz ohne Rinde, weshalb das LFI höhere Werte für die Nutzung angibt als die Forststatistik.
Rundholz Stammholz, das in den Sägereien zu Schnittholz verarbeitet wird. Schaftholz Der Schaft ist die Hauptachse des Baums von der Bodenoberfläche bis zum Wipfel. Das Schaftholz ist demnach das oberirdische Holz eines Baums ohne Äste aber inklusive Rinde.
Holzproduktionspotenzial des Waldes Jährlich
Schnittholz Produkte der Sägereien wie Bretter, Balken
wachsen im Schweizer Wald 11,3 Millionen Kubikmeter Holz nach. Ein Teil davon ist indessen nicht nutzbar – sei dies, weil die Bäume aus topografischen Gründen nicht oder nur mit unverhältnismässigem Aufwand geerntet werden können, sei dies, weil man sie aus Naturschutzgründen im Wald belassen soll. Auch die Äste und Rinden der gefällten Bäume lassen sich nicht vollständig nutzen. Das nachhaltig nutzbare und wirtschaftlich greifbare Potenzial vermindert sich damit auf 8 bis 8,5 Millionen Kubikmeter.
oder Latten.
Holzschliff Mechanisch erzeugte Holzfasern als Aus-
Starkholz Bäume mit einem Durchmesser in Brusthöhe von mehr als 50 cm. Waldenergieholz
Energieholz, das direkt aus dem
Wald stammt.
Zellulose Auch Zellstoff genannt. Hauptbestandteil der pflanzlichen Zellwände. Wird grösstenteils für die Papierfabrikation verwendet.
gangsstoff für die Papierproduktion.
Holzvorrat Im hende Volumen an gegeben.
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LFI wird der Holzvorrat als das steSchaftholz pro Flächeneinheit an-
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Dieses Glossar online: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-07
LANDESFORSTINVENTAR
Die Vorratskammern sind voll Im Schweizer Wald steht mehr Holz denn je in den letzten Jahrhunderten. Und der Vorrat nimmt immer noch zu, allerdings nicht bei allen Baumarten: Im Mittelland ist die Fichte auf dem Rückzug.
(hjb) Die Holzvorräte im Schweizer Wald sind gut erfasst: Alle zehn Jahre erhebt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL auf rund 7000 Probeflächen die Standortverhältnisse, die Zusammensetzung der Gehölzarten in den verschiedenen Altersklassen und viele andere Indikatoren zum Zustand unserer Wälder. Von den Bäumen ab 12 Zentimeter Durchmesser wird jeder einzelne vermessen. Das erste Landesforstinventar (LFI) erfolgte in den Jahren 1983 bis 1985 (LFI 1), 2004 bis 2006 fand bereits die dritte Erhebung statt. Die provisorischen Ergebnisse zeigen, dass das Holzkapital im Wald in jüngster Zeit weiter zugenommen hat, wenn auch langsamer als auch schon. Der gesamte Holzvorrat war 2004– 06 (LFI 3) um 3 Prozent höher als 1993–95 (LFI 2). In der Vorperiode des LFI (1983 –85 bis 1993 –95) hatte er noch um 13 Pro-
zent zugenommen. Derzeit stehen 359 Kubikmeter Holz pro Hektare Wald, 29 mehr als vor 21 Jahren. Ähnlich hoch sind die Holzvorräte in den Wäldern Österreichs oder der grenznahen deutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Gewachsen ist namentlich der Laubholzvorrat, und dies in allen Landesregionen. Der Zuwachs liegt um mehr als 1 Million Kubikmeter (Mio. m3) pro Jahr über der Nutzung und der natürlichen Sterblichkeit. Anders bei den Nadelhölzern: 6,2 Mio. m3 wachsen jährlich nach, 6,6 Mio. m3 werden genutzt oder sterben ab. Der Nadelholzvorrat ist denn auch in den letzten zehn Jahren gesunken, namentlich bei der Fichte im Mittelland: 1995 lag der Fichtenvorrat hier bei 40,0 Mio. m3, 2006 waren es noch 32,5 Mio. m3. Der Rückgang ist eine Folge des Orkans Lothar, des Trockenjahres 2003 und der anschliessenden Borkenkäferkala-
mitäten, aber auch der vermehrten Nutzung bei dieser Baumart. Gross sind die regionaIen Unterschiede: Im Jura und in den Voralpen besteht einerseits ein Gleichgewicht zwischen Zuwachs und Abgängen. Klar unternutzt sind andererseits die Wälder der Alpen und der Alpensüdseite. Dort ist der Zuwachs 1,6- beziehungsweise 3,5-mal grösser als die Nutzung und die natürlichen Abgänge. Im Mittelland hat indessen der Abbau der Vorräte begonnen. Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-08
INFOS Hans Peter Schaffer Sektion Grundlagen und Waldberufe, BAFU 031 324 69 26 hanspeter.schaffer@bafu.admin.ch
Holznutzung und Holzzuwachs von 1993 –95 (LFI 2) bis 2004– 06 (LFI 3), provisorisch Mio. m3/Jahr*
Jura Mittelland Voralpen Alpen Alpensüdseite Schweiz
Zuwachs 1,65 2,88 2,29 1,99 0,66 9,47
Nutzung –1,27 –2,62 –1,54 –0,86 –0,07 –6,36
natürliche Abgänge –0,24 –0,84 –0,67 –0,39 –0,12 –2,26
Differenz 0,14 –0,58 0,08 0,74 0,47 +0,85
* Das Landesforstinventar LFI bemisst Zuwachs und Nutzung auf der Basis des Schaftholzes, das heisst des Stammholzes vom Stammanlauf bis zum Wipfel, ohne Äste, aber mit der Rinde. Bei der Holzernte bleibt ein Teil davon jeweils im Wald liegen, weshalb das LFI höhere Werte für Nutzung angibt als die Forststatistik. Letztere erfasst nur das verkaufte Holz ohne Rinde. 2007 waren es 5,7 Millionen Kubikmeter.
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Walter Marti
UNSERE HÖLZER
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1 Fichte (Rottanne) Fichtenholz ist leicht und weich, trotzdem tragfest, aber nicht witterungsbeständig. Es ist das beliebteste Holz für Innenkonstruktionen wie Dachstühle und Wände. Ferner wird es breit genutzt für Möbel, Holzwerkstoffe und in der Papierindustrie.
2 Tanne (Weisstanne) Das Holz ist weich und gut bearbeitbar. Es lässt sich im Unterschied zu Fichtenholz gut imprägnieren und damit auch im Aussenbereich (imprägnierte Verkleidungen, Stangen) einsetzen. Im Übrigen dient es Innenkonstruktionen und der Papierindustrie.
3 Föhre Föhrenholz ist harzreich und damit witterungsbeständig. Es ist auch leicht bearbeitbar. Deshalb ist es für die Fertigung von Möbeln, Türen und Fussböden ebenso beliebt wie für Aussenanwendungen, beispielsweise im Fenster-, Brücken- und Schiffsbau.
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4 Lärche Das Holz ist härter und dauerhafter als das anderer Nadelbäume und dank hohem Harzgehalt auch witterungsbeständig. Deshalb wird es ausser für Möbel und Innenkonstruktionen gerne für Fensterrahmen, Aussenverkleidungen und Gartenmöbel genutzt.
5 Buche Buchenholz ist hart, tragfähig und lässt sich unter Dampf gut biegen. Sein Verwendungsspektrum ist unübertroffen: Es wird unter anderem für Parkett, Möbel, Treppen und Spielgeräte, im Fahrzeugbau sowie zur Energie- und Papiererzeugung genutzt.
6 Eiche
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Das Kernholz der Eiche ist das härteste und dauerhafteste aller europäischen Hölzer. Unter Wasser ist es sehr beständig. Deshalb dient es nicht nur für Möbel, Parkett und Fässer, sondern erfüllt auch besonders hohe Ansprüche im Baubereich.
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7 Wildkirsche Das mittelharte Holz ist elastisch, zäh, dicht und feinfaserig. Es ist nicht witterungsbeständig. Die schöne Maserung macht die Kirsche zu einem beliebten Holz für gehobene Ansprüche im Innenausbau, bei Möbeln, für Intarsien und Instrumente.
8 Bergahorn Bei fachgerechter Lagerung wird das Holz durchgehend weiss. Es ist relativ hart und dauerhaft und lässt sich gut bearbeiten und beizen. Neben dem Einsatz für Möbel, Innenausbau und Parkett ist es für Schnitzarbeiten und im Instrumentenbau beliebt.
9 Ulme Das Holz ist hart und sehr druckfest, zäh und biegsam und im Innenbereich dauerhaft. Es lässt sich gut bearbeiten und wird im Innenausbau, für Möbel und Parkett genutzt. Drechsler und Schnitzer schätzen die schöne Maserung des Wurzelholzes.
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10 Edelkastanie Das Holz ist hart, dicht und fest. Dank hohem Gerbstoffgehalt ist es auch draussen sehr dauerhaft. So dient das gut bearbeitbare Holz nicht nur im Innenausbau. Es wird auch als Bauholz im Aussenbereich, für Rebpfähle und Lawinenverbauungen eingesetzt.
11 Esche Das harte, zähe und biegsame Holz ist relativ gut bearbeitbar. Es ist dauerhaft, muss aber für den Einsatz im Freien imprägniert werden. Verwendung findet es im Innenausbau, für Parkett und Möbel, für Besenund Werkzeugstiele sowie Turngeräte.
12 Linde Lindenholz ist weich, leicht und zäh. Im Freien ist es nicht dauerhaft. Das gut bearbeitbare Holz wird für Schnitzereien, Gefässe, Spielzeug, Zündhölzer und Holzwolle sowie im Modellbau verwendet. Als Furnier ziert es auch Möbel.
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Alle Bilder: Jean-Denis Godet
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1 Fichte (Rottanne) Die Fichte ist die häufigste Baumart der Schweiz. Ihr Anteil am Holzvorrat beträgt 44,8 Prozent. Als Standort behagen ihr am besten das regenreiche Voralpengebiet sowie die höheren Lagen in den Alpen. In Gebirgslagen wächst ein Holz mit engen, regelmässigen Jahrringen, das für einen ganz besonderen Zweck taugt: als Resonanzkörper. Deshalb reisen qualitativ hochstehende Halbfabrikate aus den Alpen für den Instrumentenbau in alle Welt.
2 Tanne (Weisstanne) Die Weisstanne liebt Schatten sowie hohe Luftfeuchtigkeit und gedeiht in mittlerer Höhenlage – im Jura, dem Berner Oberland und den Voralpen. Dank Pfahlwurzeln bildet sie stabile Bestände im Schutzwald. Zum Holzvorrat steuert sie 14,8 Prozent bei. Weisstannen haben als Weihnachtsbäume Tradition, wobei dieser Brauch allerdings erst Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa Verbreitung fand.
3 Föhre Die Föhre braucht viel Licht, ist sonst aber anspruchslos. Sie besiedelt trockene, saure oder nasse Böden, die viele andere Baumarten meiden. Am Holzvorrat partizipiert sie mit nur 2,8 Prozent. Das reichlich vorhandene Harz des Baumes wurde früher genutzt: Sammler ritzten die Bäume an, um den Baumsaft zu gewinnen. In Harz getauchte Späne dienten als Fackeln und brachten Licht in Rittersäle und Bauernstuben.
4 Lärche Die Lärche ist ein Pioniergehölz und trotzt dank Nadelwurf auch kaltem Klima in hohen Lagen. Sie siedelt sich nach Kahlschlägen und Rutschungen als Erste an und bereitet mit den verrottenden Nadeln den Boden für die anspruchsvollere Fichte und Arve vor. Am Holzvorrat hat sie einen Anteil von 5,5 Prozent. Der lichtbedürftige Baum bildet oft einen lockeren Bestand, in dem Vieh weiden kann.
5 Buche Die Buche ist mit 17,6 Prozent Anteil am Holzvorrat der häufigste Laubbaum der Schweiz. Bei gutem Boden und genügend Niederschlägen dominiert sie von Natur aus in tiefen und mittleren Lagen. Da Buchen mit ihren dichten Kronen kaum Licht durchlassen, gedeihen darunter nur Kräuter, die vor dem Laubaustrieb blühen. Junge Buchen wachsen erst nach, wenn durch Baumfall oder Nutzung Lücken entstanden sind.
6 Eiche Die Traubeneiche wächst auf Kuppen in lockerem Boden, während die Stieleiche in Mulden gedeiht. Sie mag ein wärmeres Klima als die Buche und steigt nicht viel höher als bis auf 1000 Meter ü. M. Eichenholz erreicht in der Schweiz nur 2,1 Prozent Anteil am Holzvorrat. Im Mittelalter hingegen war Eichenwald lebenswichtig. Er lieferte neben Holz und Gerbstoff auch Fleisch: Die Eicheln nährten die weidenden Schweine.
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7 Wildkirsche Die Wildkirsche wächst bevorzugt in sonnigen lichten Laubbaumbeständen und am Waldrand, in Höhen bis zu 1500 Meter ü. M. Ihr Anteil am Holzvorrat beträgt nur 0,2 Prozent. Alle Süsskirschensorten wurden aus der Wildkirsche gezüchtet, und zwar schon Jahrhunderte vor Christus. Der römische Feldherr Lukullus brachte Süsskirschen aus Kleinasien nach Rom. Die Römer führten sie später in Mitteleuropa ein.
10 Edelkastanie Die Edelkastanie wächst im Tessin und im Bergell in Höhenlagen zwischen 800 bis 1000 Metern ü. M. In milden Gebieten ist sie vereinzelt auch auf der Alpennordseite anzutreffen. Ihr Anteil am Holzvorrat beträgt 1,2 Prozent. Die Früchte des Baums, den die Römer mitbrachten, waren bis vor wenigen Generationen ein Grundnahrungsmittel. Heute ist die Bewirtschaftung der Kastanienselven defizitär und nur mit öffentlicher Unterstützung möglich.
8 Bergahorn Der Bergahorn wächst in nährstoffreichen Böden und luftfeuchten Gebieten vom Jura bis in die Alpen. Man trifft ihn bis an die Waldgrenze an, oft in Gemeinschaft mit der Vogelbeere. Sein Anteil am Holzvorrat beträgt 2,6 Prozent. Das Trojanische Pferd soll aus Ahorn gefertigt worden sein, was auf die guten Verarbeitungseigenschaften dieser Baumgattung hinweist.
11 Esche Eschen lieben frische, nährstoffreiche Standorte mit tiefgründigem Boden. Sie wachsen am häufigsten an Ufern in Schlucht- und Auenwäldern, wobei sie bis auf 1500 Meter ü. M. vorkommen. Ihr Anteil am Holzvorrat beträgt 3,6 Prozent. Ihr Laub diente einst verbreitet als Winterfutter für Ziegen und Schafe. Dazu wurden die Bäume «geschneitelt», und die abgeschnittenen Zweige wurden in Bäumen oder Lauben zum Trocknen aufgehängt.
12 Linde 9 Ulme Die Bergulme wächst in feuchtem, nährstoffreichem Boden – oft zusammen mit der Stieleiche – oder in Schluchtwäldern mit Esche und Bergahorn. Sie ist bis auf 1500 Meter ü. M. anzutreffen, wobei sie keine grossen Bestände bildet. Seit hundert Jahren ist sie in Europa durch eine gefährliche Pilzkrankheit gefährdet, die vom Ulmensplintkäfer verbreitet wird. Zusammen mit der Feldulme erreicht sie nur 0,2 Prozent des Holzvorrats.
Diese Porträts einheimischer Hölzer online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-09
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Die Winterlinde wächst bis auf 1400 Meter ü. M. in frischem, tiefgründigem Boden, während die Sommerlinde sich nur auf trockenen Kalkböden durchsetzen kann. Wärmeliebend sind beide Arten. Am Holzvorrat haben sie zusammen einen Anteil von 0,5 Prozent. Während man unter den Sommerlinden im Dorf tanzte, wurde von den Winterlinden Nützliches gewonnen: Ihre Rinde enthält Fasern, die sich als Bast gebrauchen lassen. Beatrix Mühlethaler
ENERGIEHOLZ
Alter Energieträger neu entdeckt In der Schweiz werden zurzeit jährlich 3,6 Millionen Kubikmeter Energieholz verbrannt. Nachhaltig möglich wäre in etwa die doppelte Menge. Die Kohlendioxid-Emissionen des Landes liessen sich so um rund 4 Prozent senken.
BAFU/AURA E. Ammon
320 Tonnen Holz verbrennt das Heizkraftwerk der Tegra in Domat/Ems GR täglich. Ein Shredder verarbeitet es zu Schnitzeln.
Dezenter Cheminéegeruch liegt in der Luft. Er will nicht recht passen zu den baumdicken Rohren, den bauchigen Tanks, Pumpen, Generatoren und der mehrstöckigen, stählernen Feuerung im Kesselhaus des Blocks 2 auf dem Werksgelände der Tegra Holz und Energie AG in Domat/Ems GR. Im Kessel lodert
rund um die Uhr das Feuer. Es wird vollautomatisch von Holzschnitzeln gespeist, die in der benachbarten Halle meterhoch aufgeschichtet sind. 320 Tonnen pro Tag verbrennt die Anlage und macht daraus Strom und Wärme. Zu Schnitzeln verarbeitet wird Energieholz aus dem Wald, daneben aber
auch Altholz sowie Restholz und Rinde aus der benachbarten Grosssägerei Stallinger (siehe auch Seite 10). «Wir beziehen unseren Rohstoff aus einem Umkreis von etwa 70 Kilometern», erklärt Christian Welte, Mitinhaber der Tegra. Fortsetzung nächste Seite
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BAFU/AURA E. Ammon
Geringer Schadstoffausstoss Punkto Schadstoffemissionen steht das Werk sehr gut da. «Dank einem komplexen Filtersystem liegen die FeinstaubEmissionen weit unter dem gesetzlichen Grenzwert», sagt Christian Welte. Rund 128 000 Megawattstunden (MWh) Strom liefert die Tegra jährlich ans Netz, genug, um eine Stadt mit 15 000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu versorgen. Zusätzlich produziert sie 220 000 MWh Wärme in Form von
Holzanteil am Energieverbrauch nimmt zu In einem 10 ✕ 6 ✕ 6 Zentimeter grossen Holzwürfel steckt eine Kilowattstunde Energie. Dies entspricht einem Deziliter Heizöl oder der elektrisch nutzbaren Energie, die ein Liter Wasser erzeugt, wenn er 386 Meter in die Tiefe stürzt. Holz war bis weit ins 19. Jahrhundert hinein der wichtigste Energieträger in der Schweiz. Kohle und später Heizöl und Erdgas verdrängten es nahezu in
Insgesamt wird ein Nutzungsgrad – das Verhältnis von nutzbarer zu eingesetzter Energie – von 60 Prozent erreicht. heissem Dampf für die Ems Chemie und das Sägewerk Stallinger. Mit Chur laufen derzeit Verhandlungen über die Möglichkeit, eine neue Wohnsiedlung im Westen der Stadt über eine rund 8 Kilometer lange Fernwärmeleitung zu versorgen. Insgesamt wird damit ein Nutzungsgrad – das Verhältnis von nutzbarer zu eingesetzter Energie – von 60 Prozent erreicht. Höher wäre die Energieeffizienz, würde das Werk ausschliesslich Wärme produzieren. Doch dazu fehlt der Bedarf vor Ort. Für den häuslichen Bereich ist die Wärme nur saisonal gefragt. Zudem lässt sich elektrischer Strom teurer verkaufen als Wärme.
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die Bedeutungslosigkeit. Bloss 3,6 Prozent des schweizerischen Energieverbrauchs wird heute mit Holz gedeckt. Doch in den letzten Jahren nahm der Anteil wieder zu. Derzeit werden pro Jahr in knapp 700 000 Holzöfen und Cheminées, aber mehr und mehr auch in grösseren Anlagen rund 3,6 Millionen Kubikmeter (Mio. m3) verbrannt, um daraus vorwiegend Wärme zu gewinnen. Davon stammen nur 1,3 Mio. m3 direkt aus dem Wald. Der grössere Teil des Energieholzes fällt in Sägereien und ihren Weiterverarbeitungsbetrieben an sowie als Altholz beim Abriss von Gebäuden. Auch Flurgehölze werden energetisch genutzt.
Der Wald könnte mehr liefern Das Energieholz-Potenzial des Waldes wird zurzeit bei Weitem nicht ausgeschöpft. Schätzungsweise 2,7 bis 3,2 Mio. m3 könnten jährlich genutzt werden, ohne dem Wald zu schaden, aber auch ohne andere Verwendungszwecke zu konkurrieren – was dem Grundsatz der Kaskadennutzung widerspräche, wonach wertvolles Stammholz keinesfalls direkt im Ofen landen soll (siehe Seite 6). Bei jedem Eingriff im Wald, insbesondere auch bei der Waldpflege, fällt Holz von geringerem Wert an: grobe Äste und krumme Stämme, die nur als Industrie- oder als Energieholz verwendbar sind. Wesentlich zunehmen dürfte in den kommenden Jahren auch der Energieholzanfall aus Sägewerken. Die Kapazitäten werden derzeit massiv ausgebaut (siehe auch Seite 10). Auch beim Altholz besteht noch ungenutztes Potenzial. Ein Grossteil davon geht in den Export ins umliegende Ausland, wo es hauptsächlich zu Spanplatten verarbeitet wird. Rund 400 000 Tonnen sind es jährlich. Allerdings wäre dem Klimaschutz nicht viel geholfen, würde dieses Holz ohne Umweg in hiesigen Öfen verbrannt. Denn auch eine Spanplatte kann am Ende ihrer Lebensdauer noch thermisch verwertet werden und so fos-
Im Kessel lodert rund um die Uhr das Feuer (Mitte), über Rohre wird der heisse Dampf aus dem Heizkessel der Turbine zugeführt (rechts). Ein Mitarbeiter überwacht in der Leitwarte den Prozess (links).
Es ist durchaus vorstellbar, dass dereinst ein Viertel der Wärme für Gebäudeheizungen direkt oder indirekt aus unserem Wald kommen wird. sile Energieträger ersetzen. Wo dies geschieht, spielt für das Klima keine Rolle. Alles in allem könnte die Schweiz jährlich 5,5 bis 7 Mio. m3 Holz zu energetischen Zwecken nutzen – das heisst 2 bis 3,5 Mio. m3 mehr als heute. Mit der Substitution einer entsprechenden Menge Heizöl liessen sich die gesamten Treibhausgas-Emissionen um 2,5 bis 4,3 Prozent vermindern. Nicht für den Tank Die Energieeffizienz ist am höchsten bei der Verbrennung in Holzheizwerken in Nahwärmeverbünden. Dabei lässt sich ein Nutzungsgrad von mehr als 80 Prozent erzielen. Etwas weniger effizient ist die Stromproduktion gekoppelt mit der Nutzung der Abwärme. Am niedrigsten ist der Nutzungsgrad, wenn man Holz mit hohen Energieverlusten in Treibstoff umwandelt. «Holz in den Tank ist daher der Holzweg, weil es ein ressourcenökonomisch ineffizienter Weg ist», sagt Claire-Lise Suter von der Sektion Wald- und Holzwirtschaft im BAFU. «Sinnvoll ist dies bloss am Ende der Nutzungskette, zum Beispiel wenn der Treibstoff aus dem
Abfallprodukt Lignosubstrat hergestellt wird.» Mit einer installierten Leistung von 82 Megawatt (MW) ist die Anlage der Tegra mit Abstand das grösste Holzkraftwerk der Schweiz. Würde dieselbe Menge Energie, die es jährlich erzeugt, aus Öl gewonnen, so läge der Kohlendioxid-Ausstoss bei 280 000 Tonnen – oder bei 0,5 Prozent der Schweizer CO2-Emissionen. Weitere grössere Holzheizwerke befinden sich in Bulle FR (15,6 MW) und in Wilderswil BE (6,4 MW). In Basel ist ein 30-MW-Werk im Bau, und in Bern ist ein kombiniertes Holz/Gas-Heizkraftwerk (insgesamt 55 MW) in Planung. Ein Viertel des Raumwärmebedarfs mit Holz Dank besserer Isolation und Wärmetechnik wird der gesamte Wärmebedarf für Gebäude weiter sinken. Bei einer absoluten Zunahme des Brennholzverbrauchs führt dies zu einem deutlich höheren Anteil der Holzenergie an der Wärmeproduktion. Es ist durchaus vorstellbar, dass dereinst ein Viertel der Wärme für Gebäudeheizungen direkt
oder indirekt aus unserem Wald kommen wird. Nicht zu vernachlässigen sind allerdings die Feinstaub-Emissionen von Holzfeuerungen, namentlich bei kleinen Anlagen. «Der Grund dafür ist häufig falsche Bedienung», sagt Beat Müller, Chef der Sektion Industrie und Feuerungen im BAFU. «Dem Ofen wird die Luft abgestellt, um möglichst wenig Wärme über den Kamin zu verlieren, oder es wird falsch angefeuert.» Ein Blick zum Kamin zeigt sofort, ob man alles richtig macht: Der Rauch muss – falls überhaupt sichtbar – spärlich und weiss sein. Problemlos laufen Zentralheizungen mit Wärmespeicher oder automatisch betriebene Pelletfeuerungen. Urs Fitze/hjb
Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-10
INFOS Claire-Lise Suter Sektion Wald- und Holzwirtschaft, BAFU 031 324 78 58 claire-lise.suter@bafu.admin.ch
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BODENSCHUTZ IM WALD
Damit von Fahrspuren keine Spur mehr übrig bleibt Bei der mechanisierten Waldarbeit kommen immer grössere und schwerere Maschinen zum Einsatz. Wie lassen sich dabei Bodenschäden vermeiden? Im April 2008 veranstaltete das Bildungszentrum Wald in Le Mont-sur-Lausanne einen Kurs, in dem ein gutes Dutzend Forstmaschinenführer ihre Kenntnisse erweitern konnten.
Der Frühlingsbeginn 2008 war nicht günstig für die Arbeit im Wald. Starker Regen über Wochen hinweg hatte die Böden aufgeweicht. Unter solchen Verhältnissen ist das Risiko hoch, dass schwere Forstmaschinen Bodenschäden anrichten. «Alles unter einen Hut zu bringen ist nicht ganz einfach: die Planung, die Lieferfristen, das Wetter», erklärt Pascal Oppliger, Maschinenführer aus La Sagne NE. Pascal Oppliger arbeitet in einem Nadelwald auf rund 1000 Metern Höhe. Regnet es während mehrerer Tage, versucht er auf Ersatzarbeitsorte mit weniger empfindlichen Böden auszuweichen. Oder er nutzt die Zeit für Unterhalt, Reparaturen und die Überholung des Materials. «Dauert die Situation zu lange an, wirkt sich dies auf
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die Rentabilität des Unternehmens negativ aus. Und wenn dann das schöne Wetter zurückkehrt, wissen wir nicht mehr wo wehren vor lauter aufgestauter Arbeit», fügt er hinzu. Von der Theorie . . . Inzwischen schreibt man den 23. April 2008, und Pascal Oppliger kehrt zurück auf die Schulbank. Erstmals organisiert das in Le Mont-sur-Lausanne ansässige Centre de formation professionnelle forestière einen Kurs für Maschinenführer zum Thema Bodenschutz im Wald. Die vom BAFU unterstützte Weiterbildung wird in Zusammenarbeit mit dem Service des Eaux, sols et assainissement SESA des Kantons Waadt und dem Eidgenössischen Institut für Wald, Schnee und Landschaft WSL
durchgeführt. 17 Maschinenführer aus sämtlichen Ecken der Westschweiz sind für die halbtägige Schulung zusammengekommen. Zunächst werden ihnen einige theoretische Grundlagen vermittelt. Die SESA-Bodenkundlerin Véronique Maître rekapituliert die wichtigsten Bodeneigenschaften Struktur, Porosität und Körnung – und betont, wie empfindlich Böden gegenüber Verdichtungen sind. Und sie vergisst nicht zu erwähnen, dass die Bildung von einem Zentimeter Bodenschicht ein ganzes Jahrhundert dauert. Im nächsten Beitrag erörtert Fritz Frutig vom WSL die gesetzlichen Grundlagen des Bodenschutzes und umschreibt die verschiedenen in Waldböden registrierten Schäden durch das Befahren mit Forstmaschinen.
Vor lauter Bäumen den Waldboden nicht vergessen
Véronique Maître (Mitte Seite 40) erläutert Bodenprobleme: Verdichtung (grauer Bereich im Bodenprofil links aussen) und Fahrspuren auf einem Feinerschliessungsweg (rechts). Äste auf den Rückegassen können Schäden vorbeugen (unten).
Cornélia Mühlberger de Preux
Danach kommen die vorbeugenden Massnahmen zur Sprache. Die Materie ist dicht und komplex, doch die Fachpersonen drücken sich klar aus und geben konkrete Ratschläge. . . . zur Praxis Es folgt eine Feldbegehung in den Wäldern des Jorat oberhalb von Lausanne. An verschiedenen Stellen hatten die Veranstalter des Kurses zuvor Bodenprofile gegraben. Nun sollen die Maschinenführer von blossem Auge oder mittels kleiner Wülste den Verdichtungsgrad der Erde bestimmen. Ist sie hart, krümelig oder plastisch? Danach wird der Einsatz einer PANDA-Sonde (Pénétromètre automatique numérique dynamique assisté par ordinateur) demonstriert. Diese zeigt den Eindringwi-
Um konkurrenzfähig zu bleiben, muss die Waldwirtschaft rationalisieren. Maschinen sparen Arbeitskräfte. Zum Einsatz kommen namentlich Holzerntemaschinen (Harvester) und Rückefahrzeuge (Forwarder): Erstere fällen und entasten die Bäume und legen die zugeschnittenen Stämme in der Rückegasse ab. Letztere transportieren die Stämme bis zur nächsten Waldstrasse, wo sie von Lastwagen abgeholt werden können. Das Risiko von Bodenschäden durch die mechanisierte Holzernte mit schweren Maschinen lässt sich vermindern, indem durch Verteilung des Gewichts auf möglichst viele Räder, mit Reifen mit variablem Innendruck oder durch die Verwendung von Raupen und Bändern der Bodendruck gering gehalten wird. Weitere Massnahmen sind die Planung und die Anlage von Feinerschliessungsnetzen, Astlagen in den Rückegassen sowie der Einsatz der Maschinen zur richtigen Zeit und am richtigen Ort: Nasse Böden sind viel empfindlicher und sollten deshalb nicht befahren werden. Gemeinsam mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat das BAFU das Projekt «Physikalischer Bodenschutz im Wald» lanciert. Es beinhaltet die Aufarbeitung bestehender Grundlagen mit ihrer Umsetzung in der Praxis sowie die Durchführung von Kursen und Tagungen. Zielgruppen sind forstliche Schulen, Bodenschutzfachstellen, Ausbildungsverantwortliche und private Büros. Im dritten Schweizerischen Landesforstinventar (LFI 3, siehe auch Seite 29) wurden erstmals Bodenschäden als Folge von Holzernteaktivitäten erhoben. Die Ergebnisse dürften Anfang 2009 vorliegen.
derstand in Abhängigkeit von der Bodentiefe. Je höher er ist, desto stärker verdichtet ist der Boden und desto geringer ist die Leitfähigkeit für Wasser und Luft. Anschliessend werden die Teilnehmenden mit verschiedenen Arten von Fahrspuren bekanntgemacht. Die Diskussionen sind lebhaft, und es ergeben sich diverse Schlussfolgerungen. Die wichtigste: Ein sinnvoller Maschineneinsatz ist möglich; es bieten sich zahlreiche Massnahmen an, mit denen sich der Bodendruck stark vermindern lässt und Schäden vorgebeugt werden kann (siehe Kasten). Und was hat Pascal Oppliger aus diesem Kurs mit nach Hause genommen? «Ich werde weiterhin so gut wie möglich auf den Boden achten und meine Arbeitsweise wie auch den Maschineneinsatz den Vorgaben anpassen.» Der ebenfalls an der Weiterbildung anwesende
Jean-Pierre Clément von der Sektion Boden im BAFU hat das Schlusswort: «Damit die Arbeit ordnungsgemäss ausgeführt wird, müssen alle am selben Strick ziehen: Waldeigentümerinnen und -eigentümer, Unternehmer, Forstingenieurinnen und -ingenieure, Revierförster, Forstwarte und Maschinenführer.» Cornélia Mühlberger de Preux Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-11
INFOS Jean-Pierre Clément Sektion Boden BAFU Tel. 031 322 68 67 jean-pierre.clement@bafu.admin.ch
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NEUER FINANZAUSGLEICH (NFA)
Der NFA greift auch im Umweltschutz Die programmorientierte Subventionspolitik im Umweltbereich wird umgesetzt. Bereits fliessen 60 Prozent der Bundesmittel in Mehrjahresprogramme mit leistungsbezogener Zielsetzung. Waldwirtschaft und Vogelschutzgebiete sind zwei Beispiele dafür, wie der NFA konkret abläuft.
Die Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung (NFA) führt auch im Umweltbereich zu neuen Formen der Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen. An die Stelle der administrativ aufwendigen Subventionierung einzelner Projekte treten Mehrjahresprogramme mit leistungsbezogenen Zielsetzungen und globalen Beiträgen. Dieser partnerschaftliche Ansatz stärkt das Subsidiaritätsprinzip. Der Bund konzentriert sich auf strategische Vorgaben aus nationaler Sicht – die Kantone erhalten mehr Verantwortung und grössere Handlungsspielräume in der Umsetzung. Gleichzeitig werden die administrativen Abläufe vereinfacht. Die Programmvereinbarungen wurden 2007 von Bund und Kantonen ausgehandelt. Bezüglich der Zielsetzungen im Umweltbereich herrschte grosse Einigkeit unter allen Beteiligten. Die ausgewiesenen Handlungsbedürfnisse der Kantone, insbesondere in den Bereichen der Gefahrenprävention sowie des Natur- und Heimatschutzes, überschreiten jedoch die Subventionsmöglichkeiten des Bundes deutlich. 223 Programmvereinbarungen mit den Kantonen Alles in allem kamen 223 Programmvereinbarungen zustande, an denen sich alle 26 Kantone beteiligen. Die Programme betreffen die Bereiche Na-
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tur- und Heimatschutz, Renaturierung von Gewässern, Lärm- und Schallschutzmassnahmen, Schutzbauten gemäss Waldgesetz und Wasserbaugesetz, Schutzwald, Biodiversität im Wald, Waldwirtschaft sowie Wild- und Wasservogelschutzgebiete. Im Rahmen dieser Vereinbarungen sollen die Kantone in den Jahren 2008 bis 2011 insgesamt rund 610 Millionen Franken Bundesmittel ziel- und leistungsorientiert zugunsten der Umwelt erhalten (siehe Tabelle). In den Bereichen Natur- und Heimatschutz, Lärm- und Schallschutzmassnahmen, Schutzbauten sowie Schutzwald werden in dieser Periode zusätzlich fast 400 Millionen ausserhalb der Programmvereinbarungen investiert. Diese Bundesmittel betreffen grosse Schutzbauten, welche weiterhin projektspezifisch bewilligt werden, sowie bestehende Verpflichtungen aus früheren Jahren. In der ersten Programmphase können somit bereits rund 60 Prozent der Bundesmittel im Umweltbereich programmorientiert eingesetzt werden. Mit dem Auslaufen der altrechtlichen Verpflichtungen wird dieser Anteil in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Den Bereich Waldwirtschaft unterstützt der Bund mit gesamthaft 45 Millionen Franken. Entsprechende Programmvereinbarungen wurden mit
allen Kantonen abgeschlossen. Diese können nun nach eigenen Gegebenheiten und Prioritäten die geforderten Leistungen erbringen. Die Bewirtschaftung des Schweizer Waldes soll so im Sinne einer Investition in die Zukunft langfristig gesichert werden. Betriebsgemeinschaften im Luzerner Privatwald Im Rahmen solcher Vereinbarungen kann zum Beispiel eine befristete Anschubfinanzierung des Bundes eigentumsübergreifende Zusammenarbeit fördern und damit die Strukturen der Waldbewirtschaftung optimieren. Gemeinsame Bewirtschaftungseinheiten ermöglichen Effizienzsteigerungen. So etwa im Luzerner Privatwald: Ein grosser Teil des Waldes in diesem Kanton ist im Besitz zahlreicher privater Eigentümerinnen und Eigentümer. Diese sollen sich nun auf freiwilliger Basis zu regionalen Organisationen zusammenschliessen. Die privat organisierten und professionell geführten Bewirtschaftungseinheiten planen die Holznutzung und die Waldpflege über die Eigentumsgrenzen hinweg und verkaufen das Holz gemeinsam. Es ist zu erwarten, dass zwölf solche regionale Organisationen gegründet werden und dass ihnen ein Grossteil der über 12 000 Waldeigentümer beitreten wird (www.lawa.lu.ch/index/wald/ro-2.htm).
Gemeinsame Holzvermarktung Die Aufgabenteilung in der Waldbewirtschaftung und die Holzlogistik sollen optimiert werden, was ebenfalls zu einer Effizienzsteigerung beitragen kann. Auch hier ist eine befristete Anschubfinanzierung des Bundes vorgesehen. So initiieren beispielsweise mehrere Ostschweizer Kantone eine Organisation der Holzvermarktung über die Kantonsgrenzen hinweg. Eine EDV-gestützte Holzlogistik reduziert den Verwaltungsaufwand und die Kosten der beteiligten Forstbetriebe. Der kollektive Marktauftritt mit gemeinsamen Holzangeboten verbessert die Wettbewerbsfähigkeit und die Ertragschancen. Nutzungskonzepte für Wildund Wasservogelschutzgebiete Zurzeit bestehen in der Schweiz 10 international bedeutende Wasser- und Zugvogelreservate. Die Liste der Reservate von nationaler Bedeutung zählt derzeit 18 Objekte, 8 sollen demnächst hinzukommen. Weiter gibt es 41 Jagdbanngebiete. Alles in allem umfassen diese Lebensräume 4 Prozent der Landesfläche. In ihnen hat die Erhaltung der Wildtiere Vorrang. Im Rahmen von Programmvereinbarungen unterstützt der Bund Leistungen, welche die 21 betroffenen Kantone in diesen Schutzgebieten erbringen. Bereits vor Inkrafttreten des NFA wurden die Kos-
Bundesmittel im Rahmen von Programmvereinbarungen, 2008–2011, in CHF Natur- und Heimatschutz Renaturierung von Gewässern Lärm- und Schallschutzmassnahmen Schutzbauten nach Waldgesetz Schutzbauten nach Wasserbaugesetz Schutzwald Biodiversität im Wald Waldwirtschaft Wild- und Wasservogelschutzgebiete Total
ten für die Aufsicht – Wildhüterlöhne, Ausrüstung, Hütten, Grundausbildung, Schutzgebietsmarkierung – sowie die Wildschadenverhütung und -vergütung vom Bund mitfinanziert. Neuerdings kann der Bund im Rahmen des Programms Wild- und Wasservogelschutzgebiete auch das Erstellen von Nutzungslenkungskonzepten finanziell unterstützen. Diese sind nötig, um die Tiere vor Störungen durch Freizeitmenschen zu schützen, die sich in diesen wichtigen Lebensräumen der einheimischen Fauna zu allen Tages- und Jahreszeiten und abseits von Wegen bewegen. Nutzungslenkungskonzepte zeigen Konflikte auf und bezeichnen Massnahmen, welche mit allen Betroffenen abgesprochen und schliesslich umgesetzt und kontrolliert werden. Solche Konzepte haben sich als sehr
114 900 569 10 800 000 59 948 200 78 888 740 70 325 300 186 213 735 34 590 310 45 139 440 9 141 636 609 947 930
wirksam erwiesen. In der ersten Programmperiode bis 2011 unterstützt der Bund deren Erarbeitung in insgesamt 17 eidgenössischen Wild- und Wasservogelschutzgebieten. Barbara Haering Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-12
INFOS Florian Wild (oben) 031 322 93 45 florian.wild@bafu.admin.ch und Daniel Lehmann (unten) 031 322 93 31 daniel.lehmann@bafu.admin.ch Beide Co-Leiter des BAFU-Projekts NFA/Umwelt
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WILDTIERE
Die heimliche Rückkehr der Wildkatze Man sieht sie nie, sie lässt sich nicht eindeutig bestimmen und sie hinterlässt keine identifizierbaren Spuren. Und dennoch ist es möglich, Populationen der Wildkatze zu überwachen – in Anwendung von altem Volkswissen, molekulargenetischen Analyseverfahren und statistischen Methoden. Im Jura wird dies nun erstmals grossräumig getan.
Die Moderne ist für Raubtiere das Zeitalter der Renaissance. Das gilt nicht nur für Luchs, Wolf und Bär: Der Fuchs erobert die Städte, der Marder nervt Automobilisten. Noch immer polarisieren die Tiere, welche die Natur mit spitzen Krallen und einem kräftigen Gebiss ausgestattet hat. Doch bei der Wildkatze geht das Comeback ohne Nebengeräusche. In Mitteleuropa nehmen die Bestände vermutlich schon seit den 1930er-Jahren wieder langsam zu. Es hat Jahre gedauert, bis man dies überhaupt merkte. Dies hängt nicht nur mit der äusserst diskreten Lebensweise dieses Raubtiers zusammen. Selbst wer das Glück hat, eine Wildkatze in der Natur zu beobachten, kann nie sicher sein, ob es tatsächlich eine ist. Es gibt Hauskatzen, deren Fell exakt gleich gefärbt und gemustert ist wie das ihre. Und streunende Hauskatzen treiben sich überall herum, selbst mitten im Wald. Auch die Fährte im Schnee oder der Kot liefern keine sicheren Hinweise. Der Schädelindex – Schädellänge geteilt durch Hirnvolumen – ist das einzige verlässliche morphologische Unterscheidungsmerkmal, denn Wildkatzen haben ein grösseres Gehirn. Doch dieser Wert lässt sich nur beim toten Tier bestimmen.
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Geschützt in ganz Europa Die Wildkatze «gehört (…) zu den schädlichsten Raubtieren unserer Heimat», und «die Jäger haben allen Grund, diesem unheimlichen Gast auf jede mögliche Art nachzustellen», lauten zwei Zitate aus der jagdlichen Literatur des 20. Jahrhunderts. Als sich endlich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass das derart gebrandmarkte Tier praktisch ausschliesslich Mäuse jagt und weder für andere Vertreter der Fauna noch für Kleinkinder eine Bedrohung ist, war es in Mitteleuropa nahezu ausgerottet. Als letztes grösseres Vorkommen blieb ein Gebiet, das von den Ardennen in Belgien über den Pfälzer Wald (D) und die Vogesen (F) bis in den französischen Jura reicht und von waldreichen Gebirgen geprägt ist. Heute ist die Wildkatze in allen Ländern Europas geschützt. Ob sie in der Schweiz zeitweise ganz ausgerottet war oder ob auch in der schlimmsten Zeit im Jura noch ein paar Tiere ausharren konnten, ist nicht bekannt. In grenznahen Gebieten dürften aber ein paar Reliktbestände überlebt haben. Zum Beispiel im Raum «Le Glaserberg», einer einsamen Gegend nördlich des Flüsschens Lucelle (Lützel), das hier die Landesgrenze bildet. Von dort
stammen vermutlich die Wildkatzen, die ab den 1970er-Jahren am Blauen, einem bewaldeten Hügelzug im Baselbieter Jura, aufkreuzten. In der Folge kam es hier wiederholt zu Beobachtungen durch Naturfreunde und Jäger, doch die sicheren Nachweise beschränkten sich auf zwei Tiere, die 1991 und 2005 überfahren wurden. Der Wildtierbiologe Darius Weber, der in der Nähe des Blauen wohnt und hier die Gegend kennt, wollte Genaueres über die Präsenz des scheuen Tiers in diesem Gebiet wissen. Er begann eine Methode auszutüfteln, die es ermöglicht, Wildkatzenbestände in der freien Wildbahn zu erfassen. Sie basiert auf altem Volkswissen und modernster Technik. Baldrian zieht Katzen an Molekulargenetische Methoden erlauben es neuerdings, Wildkatzen auch bei lebenden Tieren von Hauskatzen zu unterscheiden: Ein Haar genügt für eine genetische Analyse. Doch wie kommt man in der freien Wildbahn zu Probematerial? Hier hilft ein alter Trick: Baldrian hat bekanntlich unwiderstehliche Wirkung, sowohl auf weibliche wie auf männliche Katzen, vor allem Fortsetzung Seite 46
Hintermann & Weber AG
Bei der Wildkatzenstudie am Blauen BL wurde neben einigen mit Baldrian gebeizten Pfosten auch eine automatische Kamera installiert. Ein Bewegungsmelder löste die Aufnahme aus. Die hier abgebildeten Tiere, die sich inbrünstig am Lockstock scheuern, zeigen alle das typische Fellmuster der Wildkatze. Ob es auch reinblütige sind, lässt sich erst anhand der genetischen Analyse der Katzenhaare erkennen, die am rauen Holz haften bleiben.
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um die Zeit der Ranz, die in die Monate Dezember und Januar fällt. Die Tiere reiben sich dann mit Inbrunst an den Pflanzen. Im Harzgebirge (D) haben sich Wildkatzenforscher diese Vorliebe als Erste zunutze gemacht. Sie besprühten ungehobelte Holzpfosten mit Baldriantinktur und steckten diese entlang von Wildwechseln in den Boden. Scheuern Katzen ihr Fell daran, bleiben stets ein paar Haare hängen. Haarige Bestandeserhebung im Baselbiet Dieser Methode bediente sich Darius Weber bei einem Forschungsprojekt, das er in den Jahren 2006 und 2007 in Zusammenarbeit mit den beiden Genetikerinnen Barbara Hefti-Gautschi und Tabea Stoeckle sowie der lokalen Jägerschaft am Blauen durchführte. 136 Lockstöcke wurden im 66 Quadratkilometer grossen Untersuchungsgebiet entlang von Wildwechseln platziert und danach während 12 Monaten vierzehntäglich nach Haaren abgesucht. Unter dem Mikroskop erfolgte dann die erste Triage des Probematerials. Haare anderer Tiere wie Igel, Marder, Siebenschläfer und Füchse, die der Duft von Baldrian auch nicht kalt lässt, wurden ausgeschieden, aber auch solche, die aufgrund der Färbung mit Sicherheit als Hauskatzenhaare erkennbar waren. Bestand hingegen Wildkatzenverdacht, erfolgte eine genetische Analyse im Labor. Diese zeigt nicht bloss, ob man es mit einer Wild- oder einer Hauskatze zu tun hat. Jedes Individuum hinterlässt seinen ureigenen genetischen Fingerabdruck. Die Laboranalyse ergibt somit
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zunächst einmal die Mindestzahl der im Untersuchungsgebiet anwesenden Tiere – nämlich alle, die sich individuell bestimmen liessen. Mit Mathematik zum Ziel Mit Hilfe statistischer Methoden sind aber auch recht genaue Schätzungen des ganzen Bestandes möglich, einschliesslich der Tiere, die nicht erfasst wurden. Sie basieren auf dem Umstand, dass einige Katzen bloss einmal, andere aber mehrmals an einem Pfosten Zeichen ihrer Präsenz hinterlassen haben. Die Rechnung ist kompliziert, das Prinzip aber einfach: Liegen mehrere Proben vor, die alle vom selben Tier stammen, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es das einzige ist. Im umgekehrten Extremfall, wenn mehrere Tiere nachgewiesen wurden, aber alle nur einmal, ist damit vermutlich noch nicht der ganze Bestand erfasst. In der Realität kann von einigen bloss ein Nachweis erbracht werden, von anderen deren zwei, von wieder anderen noch mehr. Mit den Teilsummen und der Zahl der insgesamt festgestellten Individuen lässt sich ein Schätzwert für die gesamte Population errechnen. Am Blauen ergab sich so ein Bestand von 25 bis 38 Individuen. Nationales Überwachungsprogramm Wildkatzen brauchen als Lebensraum ausgedehnte Wälder, die es im Mittelland nur noch vereinzelt gibt. In den Alpen sind andererseits die Winter zu hart: Wenn Schnee liegt, muss die Wildkatze das Mausen lassen, die Beute ist dann unzugänglich. Das potenzielle Verbreitungsgebiet in der Schweiz be-
schränkt sich somit auf den Jura: Hier hat es genug Wald, und auch wenn viel Schnee liegt, finden sich immer ein paar apere Südhänge als Jagdgründe. Auf diesen Teil der Schweiz konzentriert sich denn auch das langfristige nationale Überwachungsprogramm, das kürzlich im Auftrag des BAFU gestartet wurde. Das Ziel dabei ist nicht, die Zahl der bei uns lebenden Wildkatzen zu erfassen. Es geht vielmehr um einen Indikatorwert zum Zustand der Population, der erkennen lässt, ob es mit der Art aufwärts oder abwärts geht oder ob sie sich einigermassen stabil hält. Dieser Wert entspricht dem Anteil der von der Wildkatze besiedelten Fläche am gesamten geeigneten Lebensraum. 150 jeweils 1 Quadratkilometer grosse, repräsentativ verteilte Probeflächen mit je 3 Lockstöcken, während 3 Monaten exponiert und alle 2 Wochen kontrolliert, reichen, um auf einen Wert mit der erwünschten Genauigkeit zu kommen. Die Feldarbeiten besorgen die örtlichen Wildhüter. Sie dauern bis Ende Winter 2009/2010. Hansjakob Baumgartner
Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-13
INFOS Thomas Briner Sektion Jagd, Wildtiere und Waldbiodiversität, BAFU 031 324 78 49 thomas.briner@bafu.admin.ch
BILDUNG
Umweltbildung sichtbar machen Verschiedene Anbieter von Umweltbildung haben sich zum Service Umwelt zusammengeschlossen. Konzertierte Marketingaktivitäten gewährleisten professionellere Auftritte und verbessern die Sichtbarkeit der Branche.
Werbung, Marketing, Corporate Design – für einen Umweltschützer der alten Schule haftet der Sprache und den Konzepten aus der Wirtschaft etwas Anrüchiges an: Er versteht «Öko» und «Bio» geradezu als Antithese zu Umsatzsteigerung und wachsendem Gewinn. Zu Unrecht, findet Peter Lehmann, Direktor der Bildungsstätte Sanu, Bildung für nachhaltige Entwicklung. «Weil die verschiedenen Anbieter lange Zeit kein systematisches Marketing betrieben, sondern vereinzelt aus Nischen agierten, konnte das riesige Potenzial der Umweltbildung nicht erschlossen werden.» Markt erschliessen Dass der Bedarf nach Umweltbildung gross ist, bestätigte die Studie einer Studentin der Umweltnaturwissenschaften, die 2005 bei der Sanu ein Praktikum gemacht und den Bildungsbedarf aus dem Vollzug der entsprechenden Gesetzgebung ermittelt hatte. Gemeindebehörden, kleine und grössere Firmen aus dem Baugewerbe und dem Transportwesen, Entsorgungs- und Versorgungsbetriebe und viele weitere Personen und Institutionen sind täglich gefordert,
Vorgaben aus Umweltpolitik und Umweltrecht umzusetzen. Zwar hatten einzelne Anbieter von Umweltlehrgängen schon immer versucht, für ihr Produkt zu werben. «Mit bescheidenen Mitteln vermag man aber an einer Bildungsmesse nicht mit den grossen Ständen etablierter Hochschulen zu konkurrieren», weiss Peter Lehmann. Noch im gleichen Jahr setzte sich die Sanu daher mit Vertreterinnen und Vertretern des BAFU und verschiedenen Anbietern von Umweltausbildungen an einen runden Tisch. Mit der ETH, den Fachhochschulen, der Berufsbildung, der Erwachsenenbildung und der Umweltbildung konnten die unterschiedlichsten Niveaus abgedeckt werden – und der Service Umwelt wurde aus der Taufe gehoben. «Wir haben eine lockere Organisation gewählt, ohne Rechtsform, aber mit einem Jahresbudget und einem jährlich festgesetzten Ziel», sagt Peter Lehmann. Ein Service, der sich sehen lassen kann Der Service Umwelt markiert an Messen Präsenz und gibt auch einen Bildungsführer heraus. Dieser porträtiert die verschiedenen
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Zum Service Umwelt haben sich die folgenden Bildungsinstitutionen und Organisationen zusammengeschlossen: ETHZ – Departement Umweltwissenschaften, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften – Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Hochschule für Technik Rapperswil – Studiengang Landschaftsarchitektur, Bildungszentrum Wald Lyss, Silviva, Sanu und das BAFU.
Anbieter, bietet einen Überblick über die Lehrgänge und lässt Personen zu Wort kommen, die den jeweiligen Kurs besucht haben. Jedes Jahr nimmt er sich eine bestimmte Zielgruppe vor, die es mit dem Angebot vertraut zu machen gilt. «Im Herbst 2007 haben wir eine Tagung mit dem Schweizerischen Verband für Berufsberatung SVB durchgeführt», berichtet Peter Lehmann. «Das waren super Multiplikatoren, die nun interessierte Personen an unsere Anbieter vermitteln.» Auch an der NATUR Messe in Basel im Februar 2008 präsentierte sich der Service Umwelt – mit einem Budget von 27 000 Franken – sehr professionell. «Jetzt wird die Umweltbildung nicht wegen beschränkter Mittel zu einem mickrigen Auftritt gezwungen, sondern wir können uns sehen lassen», freut sich Peter Lehmann. «Umweltfachleute braucht es überall», war das
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Motto. Am Beispiel verschiedener Berufsgruppen wurde gezeigt, dass viele Menschen in ihrem Wirkungsfeld mit umweltrelevanten und sozialen Herausforderungen konfrontiert sind. So gesehen kann eine erhöhte Kompetenz in Sachen nachhaltiger Entwicklung in manchen Handlungsfeldern eine Sprosse auf der Karriereleiter bedeuten. Als Zielgruppe fürs Jahr 2008 hat sich Service Umwelt eine anspruchsvolle Klientel vorgenommen: Mit einem speziellen Auftritt soll die Finanzbranche angesprochen werden. Denn auch Banken und Versicherungen sind von ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen in ihrem Kerngeschäft zunehmend betroffen und haben überdies eine hohe Steuerwirkung auf die übrige Wirtschaft. Wind in den Segeln Die Sanu ist die treibende Kraft des Service Umwelt. Der Beitrag, den die Mitgliederorganisationen jährlich überweisen, fliesst vollumfänglich in die Marketingaktivitäten, denn die Sanu verrechnet dem Projekt für die Federführung keinen Personalaufwand: «Unser Engagement wird durch einen Auftrag abgedeckt, den uns das BAFU erteilt», erklärt Peter Lehmann. Die Anstrengungen für bessere Sichtbarkeit lohnen sich – auch wenn es schwierig ist, den Erfolg zu beziffern. «In den letzten zwei bis drei Jahren konnten wir allein in der Sanu eine zwanzigprozentige Steigerung in der Nachfrage verzeichnen. Teilweise ist
das aber sicher auch dem politischen Rückenwind zu verdanken, der zurzeit Umweltanliegen beflügelt», schätzt Peter Lehmann. Indes stehe beim Service Umwelt der Wunsch nach Umsatzsteigerung nicht im Vordergrund. «Es geht darum, den Nutzen und das Angebot einer ganzen Branche sichtbar zu machen – und bei ihren Vertretern das Bewusstsein für die Bedeutung von Kommunikation zu wecken.» Das BAFU unterstützt den Service Umwelt. «Er ist eine Art Modellprojekt für die Partnerschaft verschiedener Organisationen der Umweltbildung», sagt Daniela Jost von der BAFU-Bildung. «So sollte es eigentlich sein: zusammen für die Sache einstehen, auch wenn es eine gewisse Konkurrenz gibt und auch geben soll.» Lucienne Rey
Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-14
INFOS Gisela Basler BAFU-Bildung 031 323 03 06 gisela.basler@bafu.admin.ch Daniela Jost BAFU-Bildung 031 324 48 30 daniela.jost@bafu.admin.ch
BIOTECHNOLOGIE
Biosicherheitsbeauftragte professioneller ausbilden Wird mit gentechnisch veränderten oder pathogenen Organismen geforscht und produziert, besteht ein Risiko für Mensch und Umwelt. Biosicherheitsbeauftragte sind dafür besorgt, dieses Risiko möglichst gering zu halten. Zusammen mit der Biotechnologiebranche plant der Bund jetzt eine einheitliche Ausbildung.
Kathrin Summermatter, IVI
Hochsicherheitstrakt für Krankheitserreger: Blick in ein Biosicherheitslabor am Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe (IVI).
Was steckt hinter dem VogelgrippeErreger? Wie lassen sich mit Gentechnik neue und effizientere Medikamente herstellen? Zahlreiche private Labors, Universitätsinstitute und Bundesstellen forschen in der Schweiz an pathogenen Erregern und gentechnisch veränderten Organismen. Doch diese Arbeit ist heikel. Zum einen muss sichergestellt werden, dass sich das Personal, aber auch Putzequipen und Laborbesucher, nicht mit gefährlichen Krankheitskeimen infizieren. Dafür sorgt die Verordnung über den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Gefährdung durch Mikroorganismen
(SAMV). Zum andern gilt es zu verhindern, dass der Erreger das Labor verlässt – dies regelt die Einschliessungsverordnung (ESV). Beide Verordnungen traten 1999 in Kraft. Sie verlangen, dass die betroffenen Betriebe Biosicherheitsbeauftragte (Biosafety Officer, BSO) einsetzen. Inzwischen arbeiten hierzulande rund 700 BSO. Deren Arbeitsspektrum und Kompetenz sind höchst unterschiedlich, wie eine Studie zeigt, die 2007 im Auftrag der drei Bundesämter für Umwelt, für Gesundheit und für Bevölkerungsschutz erarbeitet wurde. Grosse Forschungseinrichtungen beschäftigen
oft mehrere vollzeitlich angestellte BSO. Für kleine Labors, die womöglich nur zeitweise mit pathogenen Organismen arbeiten, ist dieser Aufwand hingegen nicht sinnvoll. «Zudem sind bei Arbeitgebern, die Biosicherheit als weniger wichtig einschätzen, kleinere bis grössere Sicherheitsdefizite vorhanden», bilanzieren die Autoren der Studie. Höhere Anforderungen an die Ausbildung Zwar wird den entsprechenden Firmen vorgeschrieben, eine verantwortliche Person zur Überwachung der biologischen Sicherheit einzusetzen. Auch
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Schweiz wird zur Vorreiterin (pld) «Der BSO-Ausbildungsstand in der Schweiz ist derzeit noch rudimentär», urteilt Stéphane Karlen, BSO an der ETH Lausanne. Abgesehen von grossen Firmen und öffentlichen Einrichtungen sei oft nur Basiswissen vorhanden. Insbesondere die Risikoanalyse und die Gefahrenabschätzung seien Bereiche, von denen zahlreiche BSO kaum etwas wüssten. Von der geplanten Ausbildung erhofft sich Karlen insbesondere Nähe zur Praxis. So müsse beispielsweise geschult werden, wie eine Dekontamination vor sich gehe – damit auch im Notfall klar sei, wie diese abzulaufen habe. Auch Kathrin Summermatter, BSO des auf der Sicherheitsstufe 4 arbeitenden Instituts für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe IVI in Mittelhäusern BE, bemängelt, die aktuelle Weiterbildung beschränke sich oft auf Nachfragen bei erfahrenen Kollegen und auf «Learning by Doing». Allerdings seien die persönlichen Kontakte wertvoll. Die Biosicherheitsexpertin schlägt deshalb vor, nicht nur die Ausbildung, sondern auch den Erfahrungsaustausch zwischen BSO zu institutionalisieren. Und zum Schluss betont sie, wie wichtig eine Harmonisierung des geplanten Lehrgangs mit der EU ist: «Die Schweiz spielt mit ihren Plänen international eine Vorreiterrolle.» wurde festgehalten, dass ein BSO in fachlicher Hinsicht und punkto Sicherheit ausreichende Kenntnisse zur Erfüllung seiner Aufgabe besitzen muss. Details zur Ausbildung fehlen jedoch. Und abgesehen von einer jährlich durchgeführten eintägigen Fachtagung zum Thema Biosicherheit existieren in der Schweiz auch gar keine Möglichkeiten, sich systematisch zum BSO ausbilden zu lassen. Die Bundesämter haben das Manko erkannt. «Unser Ziel ist, einen Lehrgang zusammenzustellen, der für BSO verbindlicher wird, womit das Qualitätsniveau insgesamt steigt», sagt Daniel Kümin, bis vor Kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der BAFU-Sektion Biotechnologie und Stoffflüsse. Die erwähnte Studie zeigt auch, wie die Inhalte der geplanten Ausbildung gewichtet werden sollen. So wird vorgeschlagen, an den BSO, der meist Mikrooder Molekularbiologie studiert hat, je nach Sicherheitsstufe unterschiedliche Anforderungen zu stellen. Labors, in
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denen mit pathogenen Erregern und gentechnisch veränderten Organismen gearbeitet wird, sind nach Risikostufen katalogisiert. Der Umgang mit gentechnisch veränderten Pflanzen oder Mäusen (Risikostufe 1) ist weniger gefährlich, als wenn zum Beispiel HI-Viren im Spiel sind (Risikostufe 3). Von allen besucht werden sollen etwa die Themen Sicherheitskonzept, Abfallentsorgung und sicheres Arbeiten in sogenannten Biorisk-Umgebungen. Die Fächer Sicherheitsausrüstung im Labor und Biosicherheitsschulung kommen nur für die Stufen 2 und 3 in den Lehrplan, während sich der Aufbau einer Sicherheitskultur sowie die Notfallvorsorge und -reaktion auf die Stufe 3 beschränken. Ein Aufsichtsorgan für die zu schaffende Ausbildung entwickelt derzeit das detaillierte BSO-Pflichtenheft und kann dann Ausbildner wie Fachhochschulen, Universitäten und Private zertifizieren. Schon in der zweiten Hälfte 2009 könnte der erste Grundkurs starten.
Harmonisiert mit der EU Biosicherheit ist weltweit ein dringliches Anliegen, umso mehr, als die Pharmabranche grenzüberschreitend tätig ist. Entsprechend wichtig ist es, die BSO-Ausbildung möglichst auf internationaler Ebene einheitlich zu gestalten. Der vorliegende Entwurf für die BSOAusbildungsmodule liegt denn auch als Vorschlag bei der European Biosafety Association EBSA, in der die Schweiz vertreten und finanziell engagiert ist. «Kommt eine Harmonisierung zustande, ist dies insbesondere für die Pharmabranche eine Erleichterung», betont Daniel Kümin. Denn damit würden Ausbildungen europaweit anerkannt, und zertifizierte BSO könnten so problemlos ihren Arbeitsplatz wechseln. Noch nicht abschliessend geklärt ist die Frage, wie weit ein BSO auch tageweise von aussen zugezogen werden kann oder ob er oder sie tatsächlich ständig vor Ort sein muss – ein Aufwand, den sich besonders kleine Labors kaum leisten können. Und letztlich ist noch offen, ob der Bund einen Teil der Ausbildungskosten übernimmt. Pieter Poldervaart
Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-15
INFOS Sabrina Leuenberger Sektion Biotechnologie und Stoffflüsse, BAFU 031 323 83 96 sabrina.leuenberger@bafu.admin.ch
SPAAS Tessin
Der Sanierungsfall: Die alte Druckleitung des Kraftwerks Tenero TI beim Übergang über die Verzasca. Das giftige PCB ist unsichtbar, nicht aber die Rostflecken.
KORROSIONSSCHUTZ
«Es war unsere teuerste Baustelle» Im Jahr 2005 ergab eine Analyse des Kantons Tessin, dass die Beschichtung der oberirdischen Druckleitung des Kraftwerks Tenero giftige Polychlorierte Biphenyle (PCB) enthält. Eine Sanierung wurde damit unumgänglich. Es zeigte sich, dass auf dem Papier manches einfacher aussieht als in der Praxis. Doch inzwischen ist die Leitung auf vorbildliche Weise saniert. Februar 2008: Ein nicht enden wollender Tatzelwurm kriecht über den Steilhang von Gordola, inmitten eines von Gärten und Rebbergen umgebenen Wohngebiets. Im Innern dieses «Wurms» herrscht ohrenbetäubender Lärm, und dichter Wassernebel erschwert die Sicht: Hier wird auf engstem Raum die alte grünliche Beschichtung der Druckleitung des Kraftwerks Tenero abgetragen – das Gröbste im
Höchstdruckverfahren mit 2800 Bar, die Feinarbeit mittels Sandstrahlen. Hohe Gehalte an Polychlorierten Biphenylen (PCB) im Lack haben die Sanierung notwendig gemacht. Maximale Umweltschutzmassnahmen Jetzt ist der giftige Lack ab. Die Sanierung der Leitung war eine aufwendige und technisch anspruchsvolle Angelegenheit. «Die Korrosionsbeschichtung
stammt aus den 1970er-Jahren. Die PCB-Konzentration in der Aussenschicht betrug bis zu 7,5 Prozent. Deshalb mussten beim Entfernen der alten Farbe maximale Umweltschutzmassnahmen getroffen werden. Davon tangiert waren praktisch alle Umweltbereiche: Luft, Wasser, Boden, Sonderabfälle und Altlasten und auch der Naturschutz», sagt Gianni Ruchti von der Sezione della protezione dell’aria,
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Für die Sanierung musste die Druckleitung mit einer Plastikfolie abgedichtet werden (Bild links). Rechts im Bild ist eine Lüftungsanlage zur Versorgung des Tunnels mit Frischluft zu sehen. Am Steilhang von Gordola führt das Rohr durch ein von Rebbergen durchsetztes Wohngebiet hinab nach Tenero am Lago Maggiore (Bild Mitte).
dell’acqua e del suolo SPAAS des kantonalen Umweltschutzamtes. Für die Verzasca SA, deren Mehrheitsaktionäre der Kanton Tessin und die Stadt Lugano sind, bedeutete dies Einhausung der Druckleitung über eine Länge von 670 Metern mit einer reissfesten Polyethylen-Folie und abgedichteten Nahtstellen. Zudem mussten eine Zugangsschleuse, eine Wasserfilteranlage sowie ein Be- und Entlüftungssystem mit Staubfiltern installiert werden. Wenig Sondermüll Zu den Sicherheitsmassnahmen gehörte auch ein ausgeklügeltes Entsorgungskonzept mit bestmöglicher Wiederaufbereitung: «Der Sand wurde mehrfach ausgeschieden, so dass nur etwa ein Achtel als Sondermüll entsorgt werden musste», berichtet Urban Müller von der Marty Korrosionsschutz AG aus Pfäffikon SZ, welche die öffentliche Ausschreibung des Projekts gewonnen hatte.
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Auch das für die Höchstdruckarbeiten verwendete Wasser durchlief ein mehrstufiges Filter- und Kontrollsystem, bevor es der Kanalisation zugeführt werden konnte. Der schadstoffhaltige Schlamm wurde schliesslich in Fässern abtransportiert. Theorie und Praxis In der Theorie schien so weit alles problemlos: «Die Auflagen und die damit verbundenen Kosten waren jedenfalls klar», sagt Urban Müller. Doch dann kam manches anders: «Weil der Boden des Steilhangs vor allem aus Schutt und Geröll bestand, konnten wir ihn nicht einfach mit einer Folie abdecken. Wir mussten einen Holzboden verlegen und diesen mit einer Dachfolie abdichten.» Dann seien Probleme mit den Strahlgeräten und bei den Spritzarbeiten aufgetreten. «Ursprünglich wollten wir im Innern des Rohrs den Schlussanstrich der neuen Schutzbeschichtung spritzen. Schliesslich blieb uns aber
nichts anderes übrig, als ihn von Hand abzurollen. Dazu musste ein Mann ins Rohr mit nur 70 Zentimeter Durchmesser kriechen und sich Stück für Stück voranarbeiten.» Aus Termingründen habe man die Druckleitung auch nicht, wie ursprünglich geplant, in zwei Phasen einkleiden können, sondern gesamthaft bearbeiten müssen. Mit ein Grund für den plötzlichen Zeitdruck waren Reklamationen aus der Nachbarschaft wegen der Geräusche der Filtergeräte. An einen Schichtbetrieb rund um die Uhr war deshalb nicht zu denken. Doch es stand ein Zeitfenster von nur vier Monaten zur Verfügung, ab Mai 2008 hätte die Druckleitung wieder in Funktion sein sollen. Es gab eine Verspätung von drei Wochen – der Aufwand sei um ein Vielfaches grösser gewesen als angenommen, «und wir hatten ihn nur mit 780 000 Franken offeriert. Es war unsere teuerste Baustelle …», resümiert Urban Müller etwas wehmütig.
Gesundheitsschädigendes PCB
SPAAS Tessin
Bild rechts: Der giftige Lack ist weg, jetzt fehlt nur noch der neue Schutzanstrich.
Risikoanalyse Dabei sind die Verzasca SA, die Gemeinde Gordola und der Kanton Tessin bei der Planung vorbildlich vorgegangen. Zuerst hatten sie eine Analyse des Bodens rund um die Druckleitung und bei den angrenzenden Gärten vorgenommen. Auch das Oberflächen- und Grundwasser sowie die Beschichtung wurden untersucht. Eine Risikoanalyse über mögliche Auswirkungen, die die Sanierung verursachen könnte, hatte ebenfalls zu den Abklärungen gehört. Erst nachdem klar war, dass für die Bevölkerung keine Gefahr besteht, wurde die Sanierung beschlossen. Dabei spielte der Einbezug direkt Betroffener eine wichtige Rolle. Die Anstösser, rund 50 Grundeigentümerinnen und -eigentümer, und die Presse wurden informiert. Und an einem öffentlichen Informationsabend standen Experten der Bevölkerung für offene Fragen zur Verfügung. Zum Beispiel für diese: Wäre es nicht einfacher, die Druckleitung abzu-
brechen und neu zu erstellen? Natürlich wurde auch diese Vorgehensweise als eines von mehreren Szenarien vom Planungsgremium überprüft. Das Resultat: «Die Demontage, die Entsorgung und die Spezialanfertigung sowie Montage der neuen Leitung wären viel teurer gewesen», sagt Marco Bertoli, Direktor der Verzasca SA, in deren Besitz sich das Kraftwerk Tenero befindet. Insgesamt hat die ganze Sanierung letztlich 1,5 Millionen Franken gekostet. «Entscheidend für die Wahl der Sanierungsmethode waren aber die Frage der Sicherheit für die Bevölkerung und der Arbeiter sowie der Schutz der Umwelt», betont Gianni Ruchti vom Tessiner Umweltschutzamt.
Der Einsatz von Polychlorierten Biphenylen (PCB) wurde in der Schweiz ab 1972 für offene Systeme verboten. Seit 1986 gilt das Verbot auch für Import, Produktion und generell alle Anwendungen. PCB ist aber noch immer vorhanden: als Zusatzmittel, vor allem als Weichmacher in Kitten und Dichtungsmassen, als Beschichtung von Stahlbrücken, Kläranlagen, Schwimmbecken und Hochdruckwasserleitungen. Durch die Verwitterung gelangen somit noch heute kleine Mengen in die Umwelt und unter Umständen auch in die Nahrungskette. Grosse Mengen werden freigesetzt, wenn beispielsweise Korrosionsschutzanstriche im Sandstrahlverfahren entfernt werden und der Staub nicht aufgefangen wird. PCB-haltiges Material muss als Sonderabfall zwischengelagert, transportiert und im Hochtemperaturofen verbrannt werden. Es darf auf keinen Fall anderweitig erhitzt werden, sonst entstehen die äusserst gefährlichen Dioxine. Werden vom Menschen über lange Zeit hinweg grössere Mengen PCB aufgenommen, kann dies zu Hautbeschwerden, Leber- und Nierenschäden und zu einer Schwächung des Immunsystems führen – PCB kann bei hoher Dosis gar eine krebserzeugende Wirkung entwickeln. Bei Tieren, die über längere Zeit PCB ausgesetzt waren, wurden Fortpflanzungsstörungen beobachtet. Dies soll auch mit ein Grund sein, warum die Fischotter in der Schweiz ausgestorben sind.
Vera Bueller
INFOS Roland von Arx Chef Sektion Boden, BAFU Dieser Artikel online mit weiterführenden Links und Literaturangaben: www.umwelt-schweiz.ch/magazin2008-4-16
031 322 93 37 roland.vonarx@bafu.admin.ch
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EINZELTHEMEN
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Urteil Höhere Entschädigung für lärmgeplagte Flughafennachbarn In Opfikon-Glattbrugg ZH liegen zahlreiche Grundstücke in einer Abflugschneise des Flughafens Zürich. In 18 Pilotfällen wurde von der Eidgenössischen Schätzungskommission über die Frage der Entschädigung infolge übermässiger Lärmimmissionen entschieden. Das nachbarrechtliche Abwehrrecht verpflichtet dazu, etwa beim Betrieb eines Gewerbes alle übermässigen Einwirkungen – Rauch, Russ, lästige Dünste, Lärm oder Erschütterung – auf das Grundstück der Nachbarn zu vermeiden. Gegen solche Belästigungen kann man sich mit dem Abwehrrecht wehren. Gegenüber einer öffentlichen Anlage wie dem Flughafen Zürich lässt sich dieses indes nicht durchsetzen. Das Grundstück kann vielmehr enteignet und der Grundeigentümer entschädigt werden. Die eidgenössische Schätzungskommission legte in einem Fall die fluglärmbedingte Entwertung einer Liegenschaft auf 140 000 Franken fest und verpflichtete den Flughafen Zürich zu einer entsprechenden Zahlung, was von beiden Parteien beim Bundesgericht angefochten wurde. Dieses entschied im Urteil vom 8. Februar 2008 (1E.15/2007 und 1E.16/2007), dass der Flughafen eine Minderwertsentschädigung in der Höhe von 150 000 Franken zu bezahlen hat. Das Bundesgericht prüfte dafür insbesondere die drei notwendigen Voraussetzungen für die entschädigungspflichtige Unterdrückung von Nachbarrechten: die Unvorhersehbarkeit und Spezialität der Immissionen und die Schwere des Schadens. Die Schwelle für die Unvorhersehbarkeit der Fluglärmimmissionen von Landesflughäfen bildet der 1. Januar 1961. Wird ein Grundstück nach diesem Zeitpunkt anders als durch Erbgang erworben, gibt es keinen Entschädigungsanspruch. Die Voraussetzung der Spezialität ist insbesondere dann gegeben, wenn die Lärmimmissionen die Belastungsgrenzwerte des Umweltschutzrechts überschreiten. Dem Grundeigentümer verbleibt nach dem Auftreten der übermässigen Lärmimmissionen nur noch ein Teil des früheren Marktwerts des Grundstücks. Entscheidend ist dabei das Ausmass der Entwertung: Beläuft sie sich bei einer Liegenschaft auf 10 Prozent, spricht man von einem schweren Schaden. Weitere Informationen: Maurus Bärlocher, Abteilung Recht, BAFU, 3003 Bern, Tel. 031 325 43 29, maurus.baerlocher@bafu.admin.ch
Internationales Für gesunde Ökosysteme bezahlen Ökosysteme sind die natürlichen Infrastrukturen für den Wasserhaushalt und somit auch Grundlage für die Abwasserreinigung oder die Abschwächung von Hochwasser. Die sogenannten Payments for Ecosystem Services (PES) sind wirtschaftspolitische Instrumente, bei denen Dienstleistungen bezahlt werden, die der Pflege solcher Ökosysteme dienen. Sie können Beispiele für gelebte Solidarität zwischen privaten Unternehmen und Staat sein, zwischen Menschen, die am Beginn oder am Ende eines Flusslaufs leben. Gerade im Bereich Wasser ist eine solche Solidarität dringend nötig, denn schon heute leidet ein Drittel der Weltbevölkerung unter Wassermangel. Anlässlich der 17. Welt-Wasserwoche im August 2008 in Stockholm wurden unter der Leitung des BAFU Chancen und Gefahren dieser PES diskutiert. Fazit: Sie sind keine Allheilmittel, können aber im Rahmen anderer nationaler und internationaler Massnahmen nachhaltige Wirkung erzielen. Sibylle Vermont, Sektion Globales, BAFU, 3003 Bern, Tel. 031 322 85 47, sibylle.vermont@bafu.admin.ch
Global denken, global handeln Die grössten Umweltprobleme können heute nur mit internationaler Zusammenarbeit gelöst werden. Wirtschafts-, Umweltund Entwicklungsfragen sind dabei kaum mehr voneinander zu trennen. Diesem Aspekt können sogenannte Memorandums of Understanding (MoUs) im Umweltbereich Rechnung tragen: Sie regen einen bilateralen Austausch über Umwelttechnologien, -innovationen, -gesetzgebung und entsprechendes Know-how an. Ein weiteres Ziel dieser Umweltzusammenarbeit kann die Begleitung allfälliger Freihandelsabkommen sein. Seit 1989 existiert ein entsprechendes Umweltkooperationsabkommen mit Russland, seit 2005 eines mit Uruguay. Beabsichtigt sind Verhandlungen mit China, Mexiko, Indonesien und Indien. Karine Siegwart, Sektionschefin Europa, Handel und Entwicklungszusammenarbeit, BAFU, 3003 Bern, Tel. 031 322 68 62, karine.siegwart@bafu.admin.ch
Dem Klimawandel auf der Spur Der Klimawandel ist durch Temperaturanstieg, Stürme und veränderte Niederschlagsverhältnisse gekennzeichnet. Jede Variation dieser Faktoren hat Einfluss auf Häufigkeit und Ausmass von Naturkatastrophen. Das internationale Projekt AdaptAlp (AUT, CH, DE, FR, IT, SLO) will ergründen, welche Auswirkungen ein Klimawandel auf einzelne Alpenregionen hat – und wie möglichen Naturgefahren am besten zu begegnen ist. Die Schweiz, vertreten durch das BAFU, koordiniert ein Teilprojekt und testet dabei das neu entwickelte Online-Tool RiskPlan, ein Berechnungs- und Managementwerkzeug zur «pragmatischen Abschätzung von Naturgefahrenprozessen und der damit verbundenen Risiken in definierten Wirkungsräumen». Peter Greminger, Senior Consultant, BAFU, 3003 Bern, Tel. 031 324 78 61, peter.greminger@bafu.admin.ch, www.riskplan.admin.ch
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Zentralschweiz Auf eine gesunde Umwelt bauen Staumauer beim Lac de Montsalvens FR.
Martin Pfaundler, BAFU
CH
Fliessgewässer: neues Bewertungsverfahren
Für den ökologischen Zustand der Fliessgewässer ist neben der Qualität des Wassers und den Raum- und Strukturverhältnissen die Wasserführung der dritte entscheidende Faktor. Menschliche Nutzungen beeinflussen nicht nur die Abflussmenge, sondern auch die zeitliche Verteilung im Tages- und Jahresverlauf. Zudem verändern die Eingriffe den Geschiebehaushalt und die Wassertemperaturen. Für den Vollzug der Gewässerschutzgesetzgebung sind die Kantone angehalten, ihre Fliessgewässer auch hydrologisch zu beurteilen. Mit dem Entwurf zum Modul Hydrologie-Abflussregime auf Stufe F (flächendeckend), kurz HYDMOD-F, steht ihnen dazu ein neues, landesweit standardisiertes Bewertungsverfahren kostenlos zur Verfügung. EDV-Hilfsmittel können ebenfalls kostenlos angefordert werden. Martin Pfaundler, stv. Leiter Sektion Gewässerbewirtschaftung, BAFU, 3003 Bern, Tel. 031 323 03 12, www.modul-stufen-konzept.ch > Hydrologie
ZH
Plötzlich ist eine Baustelle vor der eigenen Tür, und man ärgert sich über Lärm, Dreck und Gestank. Nach einer Woche oder einem Monat ist der ganze Spuk vorbei und der Ärger schnell vergessen. Die Umwelt allerdings vergisst nicht so schnell. Die Belastungen aus der Bautätigkeit tragen zum Teil einen signifikanten Anteil zur gesamten Umweltbelastung in der Schweiz bei – etwa bei den Abfällen oder bei der Luftbelastung. Das Ausbildungszentrum des Schweizerischen Baumeisterverbandes AZ SBV in Sursee LU will in Zusammenarbeit mit der Zentralschweizer Umweltdirektoren-Konferenz ZUDK mit verschiedenen Angeboten etwas dagegen tun. Dazu gehört ein Informationsparcours zu den Themen Boden, Abwasser, Luft, Lärm, Stoffkreislauf, Gefährliche Güter und Versickerung. Erhältlich ist auch ein BauComputerspiel, das viel Wissenswertes darüber vermittelt, wie die Umwelt auf der Baustelle geschützt wird. Infos und Bestellung: Ausbildungszentrum SBV, Sursee, Tel. 041 926 24 24, www.baupunktumwelt.ch
Gebühren: Wie erklär ichs dem Bürger? Trinkwasser- und Abwassergebühren können bisweilen für rote Köpfe sorgen. In den 171 Zürcher Gemeinden etwa sind sie unterschiedlich aufgebaut und deshalb meist kaum vergleichbar und wenig transparent für Einwohnerinnen und Einwohner. Gemeindebehörden haben deshalb Mühe, Preisunterschiede und unliebsame Gebührenerhöhungen zu erklären und zu rechtfertigen. Ein neues finanzielles Führungssystem liefert Gemeinden nun eine klare Grundlage für das Gestalten und Kommunizieren ihrer Trinkwasser- und Abwassergebühren. Es wurde vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft AWEL und vom Gemeindeamt des Kantons Zürich entwickelt und entpuppt sich schweizweit als ein Bestseller, auf den viele Gemeinden gewartet haben.
zVg
Ausschnitt aus dem Bau-Computerspiel.
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Stefan Schmid, Zürich, Tel. 043 259 32 07, stefan.schmid@bd.zh.ch, www.abwasser.zh.ch > Finanzierung
PRAXIS
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VS
Im toten Wald entsteht neues Leben Beim grössten Waldbrand im Wallis seit mindestens 100 Jahren wurde 2003 der Bannwald bei Leuk (Bild) mit rund 200 000 Bäumen fast komplett zerstört. Fünf Jahre später ist die verbrannte Erde wieder ergrünt, und bereits streben die ersten Jungbäume – Zitterpappeln, Birken, Weiden – in die Höhe. Wo nur noch Asche lag, leben jetzt zum Teil mehr Vögel und Pflanzen als zuvor. So zum Beispiel ein längst verschollen geglaubtes Kraut: Der Erdbeerspinat wurde dort seit hundert Jahren nicht mehr gesehen. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat die Wiederbesiedlung der Waldbrandfläche wissenschaftlich begleitet. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Lawinen, Birmensdorf ZH, zVg
Tel. 044 739 21 11, www.wsl.ch > Suche «Waldbrand im Wallis»
BE
Aufbruch beim Batterierecycling
Batrec
Batrec Industrie AG, Wimmis, Tel. 033 657 85 00, www.batrec.ch
Anstich des Schmelzofens.
Nordwestschweiz
3 Länder – 1 Datenbank
Auf dem 3-Länder-Gebiet des Oberrheins (GISOR) leben 5,9 Millionen Menschen auf einer Fläche von 21 500 Quadratkilometern. Für Behörden, Politik, Medien, Privatwirtschaft und interessierte Bürgerinnen und Bürger stehen auf einer Internetplattform zahlreiche Daten zur Verfügung. Die Themen: Besiedlung, Verkehrsinfrastruktur, Bevölkerungs-
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PRAXIS
Bis Ende Jahr werden die Anlagen des Recycling-Unternehmens Batrec Industries AG in Wimmis ausgebaut. Die Jahreskapazität des Batterierecyclings soll von 3500 auf 5000 Tonnen erhöht werden. In Wimmis werden die meisten in der Schweiz gebräuchlichen Batterien durch Schmelzprozesse wiederverwertet. Dazu hat Batrec Industries AG als weltweit einzige Firma ein System entwickelt, das sowohl die gefährlichen Giftstoffe von Altbatterien als auch die metallischen Stoffe in einem geschlossenen Kreislauf vollständig isoliert und zu Produkten umarbeitet. Zudem wird eine neue Anlage gebaut für das Recycling von Aktivkohle und Katalysatoren aus der Erdgasindustrie. Jahreskapazität: 8000 Tonnen. Der Betrieb wurde 1989 auf Initiative des Bundes gegründet.
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und Wirtschaftsentwicklung, Bildungs- und Forschungswesen, Naherholung und Tourismus, Umwelt und Klima. Die Daten werden laufend erweitert, nicht zuletzt aufgrund von Anfragen und Vorschlägen aus Benutzerkreisen. http://sigrs-gisor.org
ZG
Theater um das Littering
zVg
LU
Wenn Trinkwasser arbeitet
Fliesst das Trinkwasser in Schüpfheim Dorf aus den Hähnen, hat es bereits gearbeitet und sauberen Strom produziert. Das Trinkwasserkraftwerk Pfrundweid (Bild) liefert seit Anfang 2008 Strom für durchschnittlich 40 Haushalte. Solche Kraftwerke haben in der Schweiz lange Tradition. Allein nach 1990 wurden in der Schweiz gegen 100 neue Trinkwasserkraftwerke gebaut, die zusammen Elektrizität im Umfang von 60 Millionen Kilowattstunden produzieren. Damit lassen sich 12 000 Haushalte versorgen. Gemäss Bundesamt für Energie besteht noch immer ein ungenutztes Potenzial in ähnlicher Grössenordnung. Wasserversorgung AG Schüpfheim, Tel. 041 484 24 50,
NiNA Theater
Das Amt für Umwelt und Energie der Stadt Zug kämpft gegen Littering und geht dabei mit einem Theaterstück überraschende Wege. «Glittering» (Bild), das vom Berner Theater NiNA auf öffentlichen Plätzen und in Schulen gespielt wurde und wird, will nicht «Glaubenssätze eintrichtern, sondern auf unterhaltsame Weise auf die Problematik hinweisen».
Bundesamt für Energie BFE, Ittigen BE, Tel. 031 322 56 11,
Amt für Umwelt und Energie, Zug, Tel. 041 728 23 85,
www.energie-schweiz.ch
www.glittering.ch, Anfragen für Aufführungen: NiNA, Bätterkinden BE, Tel. 032 665 72 22, ninatheater@bluemail.ch
SG
Zustupf für Solaranlagen
Seit Anfang 2008 unterstützt das Energieförderungsprogramm des Kantons St. Gallen jede Solaranlage mit einer Fläche von 4 bis 10 Quadratmetern mit 1200 Franken. Pro Jahr und Haushalt können damit bis zu 300 Franken gespart werden. Das Förderprogramm ist auf fünf Jahre angelegt, und eine erste Bilanz fällt positiv aus. «Das Angebot wird rege genutzt», sagt Peter Grau vom Amt für Umwelt und Energie des Kantons St. Gallen. Peter Grau, Amt für Umwelt und Energie des Kantons St. Gallen, Tel. 071 229 34 44, www.energie.sg.ch
zVg
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PRAXIS
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GE, VD, VS Luftqualität: täglich aktuelle Infos Wie hoch ist der Ozonwert in Sitten? Wie verhält es sich mit der Feinstaubbelastung in Genf? Die neue Webseite www.transalpair.eu informiert täglich über die Luftqualität in den Nordalpen (Schweiz, Frankreich, Italien). Auf der unter anderem von den Kantonen Genf, Waadt und Wallis getragenen Internetseite findet sich die Kartografie der Luftqualität sowie der Index der Luftbelastung gemäss den schweizerischen und europäischen Gesetzesgrundlagen zur Luftreinhaltung. www.transalpair.eu Homepage
GE
BE
Mit dem Zug zum Flug
Bewegtes Emmental
Im Rahmen seines Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheitsmanagements setzt der Internationale Flughafen Genf verschiedene Umweltschutzmassnahmen um. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Eindämmung des durch den Flughafen hervorgerufenen Verkehrs. Durch ein seit 2002 kontinuierlich umgesetztes betriebliches Mobilitätsmanagement liegt der Anteil der Passagiere, die mit dem öffentlichen Verkehr zum Flughafen kommen, bei 35 Prozent. Neue Angebote sollen diesen Anteil weiter steigern. Dazu gehören unter anderem verstärkte finanzielle Anreize für Passagiere und Mitarbeitende, die mit dem ÖV anreisen.
Der Verein Mobilität Emmental leistet in den Räumen Burgdorf und Langnau seit einigen Jahren Aufbauarbeit für eine nachhaltige Mobilität. Die Ziele sind ambitioniert: Bis 2020 soll unter anderem der motorisierte Individualverkehr im Emmental, in dem rund 70 000 Menschen leben, um 10 bis 20 Prozent verringert werden. Das daraus resultierende Programm «emmental bewegt» umfasst innovative Mobilitätsangebote und Dienstleistungen. In Langnau und Trubschachen gibt es neu einen Velo-Hauslieferdienst, einen Bürgerbus, Mobilitätskurse für ältere Menschen oder die Vermietung von Elektrovelos.
Internationaler Flughafen Genf,
Programmleitung «emmental bewegt», Bern/Burgdorf,
Tel. 022 717 71 05, www.gva.ch
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PRAXIS
Umweltbericht des Genfer Flughafens.
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zVg
Trägerschaft Verein Mobilität Emmental, Burgdorf, Tel. 078 628 96 70, www.mobilitaet-emmental.ch, Tel. 079 467 99 36, www.emmental-bewegt.ch
BAFU inside Neuer Abteilungsleiter Hydrologie Der 44-jährige Unterwalliser Dominique Bérod hat am 1. September 2008 die Leitung der BAFU-Abteilung Hydrologie übernommen. Er folgt auf Manfred Spreafico, der in den Ruhestand getreten ist. Dominique Bérod leitete bisher die Einheit Flussbau bei der Dienststelle für Strassen- und Flussbau des Kantons Wallis. Er war damit zuständig für den Hochwasserschutz, die Gefahrenvorsorge und die Renaturierung von Wasserläufen. Daneben war und ist er in verschiedenen gesamtschweizerischen Fachgremien tätig. In seiner neuen Funktion im BAFU wird Bérod für die Kontinuität und Weiterentwicklung des nationalen hydrologischen Kompetenzzentrums sorgen, welches sein Vorgänger Manfred Spreafico in seiner 30-jährigen Tätigkeit für den Bund entscheidend geprägt hat. Spreafico gilt weltweit als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Hydrologie. Sein Wissen vermittelt er auch nach seiner Pensionierung weiterhin in einem Teilzeitpensum als Professor an der Universität Bern.
Die 4. NATUR – Messe, Festival, Kongress in Basel Die NATUR Messe, der führende Schweizer Markt für zukunftsfähige Lebensstile, findet vom 19. bis 22. Februar 2009 zum vierten Mal parallel zum zweiten muba-Wochenende in der Messe Basel statt. Die Messe unterhält und informiert die ganze Familie mit interaktiven Ausstellungen, Streichelzoo, Kulinarischem und naturfreundlichen Produkten. Das BAFU tritt dabei mit einer Ausstellung zum Thema «Stoffflüsse» auf. Im Rahmen des NATUR Festivals lockt – in der gleichen Messehalle 4 – zum zweiten Mal die nachhaltige Modeschau «Green Fashion Switzerland». Der NATUR Kongress für Entscheidungsträger und Fachleute steht am 19. Februar unter dem Motto «Die Natur der Energie – die Energie der Natur». Am 21. Februar findet schliesslich im muba-Forum neu ein «Tag der NATUR» statt. Informationen zu Messe und Festival sowie die Online-Kongressanmeldung finden sich unter www.natur.ch oder Tel. 061 205 10 11 (NATUR Geschäftsstelle).
BAFU-Magazin feiert den 50 000. Abonnenten mit neuer Aufmachung Das Magazin UMWELT, das Sie vor sich haben, stösst mit seinen Umweltthemen aus erster Hand auf wachsendes Interesse. Ende Juli 2008 konnte die BAFU-Zeitschrift mit Luca Demarta aus Lugano-Pregassona den 50 000. Abonnenten begrüssen. In den letzten 6 Jahren hat das Heft rund 20 000 zusätzliche Abonnierende gewonnen. Ein kostenloses Abonnement kann unter Tel. 031 324 77 00 oder per E-Mail unter umweltabo@bafu.admin.ch bestellt werden. Alle Nummern sind auch auf dem Internet unter www.umwelt-schweiz.ch/ magazin in Deutsch, Französisch und teilweise auch in Italienisch zugänglich. Ab der nächsten Ausgabe kommt das Magazin UMWELT in einem neuen Kleid daher. Die visuelle Gestalterin Ruth Schürmann, Luzern, hat ein modernes Outfit entwickelt, das die Inhalte noch attraktiver umsetzt und sie im Internet besser abbilden lässt. Seien Sie wie wir gespannt auf den neuen Auftritt!
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Agenda Weitere Veranstaltungshinweise finden sich auf der Online-Agenda unter www.umwelt-schweiz.ch/agenda
Bis 18. Januar 2009 Museum zu Allerheiligen, täglich ausser Montag 11–17 Uhr, Eintritt CHF 9.–/5.–
Die Käfer – vielseitig erfolgreich
Natur unter Druck
2009 Congress Center Basel, täglich 10–18 Uhr, Eintritt CHF 16.–/ Kinder bis 16 Jahre gratis
Konflikte zwischen Gewässerschutz und Wasserkraft oder Ökologie und steigender Biomasse-Nachfrage müssen gelöst werden. Die NATUR-Messe widmet sich dem Thema mit Ausstellungen und Workshops.
Die Ausstellung gibt einen Einblick in die faszinierende Welt der einheimischen Käfer. Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen,
Congress Center Basel, Tel. 061 205 10 47, info@natur.ch www.natur.ch
Tel. 052 633 07 77, admin.allerheiligen@stsh.ch
www.allerheiligen.ch
Bis 1. Februar 2009 Naturmuseum Winterthur, täglich ausser Montag 10–17 Uhr, Eintritt CHF 5.–/3.–
19.–22. Februar
Pilzgeschichten Pilzgeschichten aus Biologie und Kulturgeschichte prägen diese familienfreundliche Sonderausstellung. Naturmuseum Winterthur, Tel. 052 267 51 66,
Neue Instrumente für den Umgang 24./25. März 2009 Das detaillierte mit Naturgefahren Tagungsprogramm ist Erste PLANAT-Plattformtagung für Fachab Januar 2009 leute und Informationsbeauftragte von Bund, erhältlich. Weitere Infos siehe Internet. Kantonen und Gemeinden sowie privaten Organisationen in Olten. www.planat.ch
naturmuseum@win.ch www.natur.winterthur.ch
Bis 19. April 2009
Knochenarbeit
Naturmuseum Olten,
Knochen sind seit Urzeiten Roh- und Werk-
Let’s slow up! Ab 26. April 2009 Autofreie Erlebnistage Auch im nächsten Jahr finden in der ganzen in der ganzen Schweiz Schweiz wieder slowUp-Erlebnistage statt. Eine entsprechende Übersicht gibt es auf der Homepage.
täglich ausser Montag stoffe des Menschen. Die Sonderausstel14–17 Uhr (Sonntag 10–17 Uhr), Eintritt CHF 2.–/1.–
lung vereint biologische, archäologische, medizinische und kulturgeschichtliche Erkenntnisse.
Stiftung Veloland Schweiz, Tel. 031 307 47 40, info@slowup.ch www.slowup.ch
Naturmuseum Olten, Tel. 062 212 79 19, info@naturmuseum-olten.ch www.naturmuseum-olten.ch
29. April 2009
Lärm vermeiden
Internationaler Tag
Das Motto «Lärm vermeiden» soll am Aktionstag möglichst vielfältig umgesetzt werden. Auf der Homepage finden sich Infos zum Thema und zu einzelnen Veranstaltungen.
gegen Lärm, 13./14. Dezember
Kunst für Fliessgewässer
Aktionen in der
2008
Bettina Sartorius (Violine) und Olive Emil Wetter (Klavier) geben ein Benefizkonzert zugunsten von Pro Natura.
ganzen Schweiz
Tonhalle St. Gallen, Stadtcasino Basel, CHF 100.– (einheitlicher Benefizeintritt)
Billettvorbezug: h.p.wetter@bluewin.ch, Tel. 031 809 28 91
Cercle Bruit Schweiz, c/o Amt für Umweltschutz Kanton Luzern, Tel. 041 228 60 60 www.laerm.ch
www.pronatura.ch > Veranstaltungen
15./16. Mai 2009 17. Januar 2009
Auf den Spuren des Winters
Aktionstag
(Verschiebedatum
Wie verbringen Tiere den Winter? Warum ist das Gras auch im Winter grün? Und wie lässt sich die Natur im Winter geniessen, ohne sie zu beeinträchtigen? Ein Biologe klärt auf einer Schneeschuhwanderung auf.
«Wahre Werte»
18. Januar) Wirzweli, Dallenwil NW, CHF 120.– (70.– für WWFMitglieder)
Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch) berät Behörden oder Unternehmen bei der Organisation eines Aktionstages. Thema: Gemeinden, Städte, Betriebe oder Schulen sorgfältiger Umgang mit Rohstoffen, Proin der ganzen Schweiz dukten und Abfällen. Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch),
WWF-Bildungszentrum Bern, Tel. 031 312 12 62,
Zürich, Tel. 044 267 44 11,
service@bildungszentrum.wwf.ch
mail@umweltschutz.ch
www.wwf.ch/bildungszentrum
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Wahre Werte
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www.aktionstag.ch
Neue
BAFU Publikationen
Schlüssel zu den bibliografischen Angaben: Titel. Untertitel. Seitenzahl; erhältliche Sprachen; Preis (in CHF); Bestellnummer für gedruckte Publikationen bzw. Code für das kostenlose Herunterladen der PDF-Datei unter www.umwelt-schweiz.ch/...
Hier bestellen BAFU, Verlagsauslieferung, CH-3003 Bern, Tel. +41 (0)31 322 89 99, Fax +41 (0)31 324 02 16, docu@bafu.admin.ch, www.umwelt-schweiz.ch/publikationen Bitte jeweils Bestellnummer angeben. Bei grösseren Bestellungen – auch von Gratispublikationen – wird ein Versandkostenbeitrag erhoben. In der Mitte dieses Heftes findet sich eine Bestellkarte.
Für Umweltinteressierte • Plakatausstellung zu Klimawandel und Klimapolitik. Publikumsausstellung mit 9 Plakaten im Weltformat, geeignet für Gemeinden, Schulen und Organisationen; Sujets siehe www.umwelt-schweiz.ch/klima > Klima-Service > KlimaTipps > Klimaschutz in der Schule; hg. vom BAFU in Zusammenarbeit mit OcCC und ProClim; nur in deutscher Sprache; kostenlos; Bezug über Tel. 031 322 93 26 oder climate@bafu.admin.ch. • Sachkunde-Information Fischerei. Fischen bedeutet Freizeit, Herausforderung und Spass – aber auch Verantwortung. Flyer. 12 S.; D, F, I, E; kostenlos; DIV-9506-D. • Flora und Fauna in Auen. Faktenblatt 13 des Auendossiers. 20 S.; D, F; kostenlos; Bezug: Auenberatungsstelle, Elisabethenstr. 51, 3014 Bern, Tel. 031 335 25 25, auenberatung@naturaqua.ch.
• Vorsicht! Naturgefahren. Der Bund informiert und warnt. Flyer. Die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 6 S.; D, F; kostenlos; DIV-7530-D. • Hochwasser 2005 in der Schweiz. Synthesebericht zur Ereignisanalyse. 22 S.; D, F, I, E; kostenlos; DIV-7529-D. • Lärmarme Strassenbeläge innerorts. Schlussbericht 2007. Kurzfassung. Hg. BAFU und Bundesamt für Strassen ASTRA; 23 S.; D, F, E; kostenlos; DIV-6003-D. • Neue Impulse in der Umweltforschung. Schwerpunkte und Massnahmen im Forschungskonzept Umwelt 2008–2011. Flyer. 6 S.; D, F; kostenlos; DIV-1027-D.
Für Fachleute • Sturmschaden-Handbuch. Vollzugshilfe für die Bewältigung von Sturmschadenereignissen von nationaler Bedeutung im Wald. Ordnerinhalt mit Register; 300 S.; D, F, I; kostenlos; UV-0801-D. • Klimaschutzprojekte in der Schweiz. Vollzugsweisung zur Durchführung von Kompensationsmassnahmen. Gemeinsame Mitteilung des BAFU und des Bundesamtes für Energie BFE als Vollzugsbehörden. 47 S.; D, F; keine gedruckte Ausgabe; UV-0826-D. • Ereignisanalyse Hochwasser 2005. Teil 2: Analyse von Prozessen, Massnahmen und Gefahrengrundlagen. 427 S.; D; CHF 35.–; UW-0825-D. • Schutzauftrag und Subventionierung bei Naturgefahren. Rechtsgutachten. 121 S.; D; CHF 20.–; UW-0821-D.
• NABEL. Luftbelastung 2007. Messresultate des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL). 139 S.; D, F; keine gedruckte Ausgabe; UZ-0823-D. • Lärmarme Strassenbeläge innerorts. Schlussbericht 2007. Hg. BAFU und Bundesamt für Strassen ASTRA; 119 S.; D, F; kostenlos; DIV-6002-D. • Betriebliches Sicherheitskonzept nach der Einschliessungsverordnung (ESV). Richtlinie zum Vollzug der ESV. 24 S.; D, F; keine gedruckte Ausgabe; UV-0817-D. • Sicherheitsmassnahmen in humanmedizinisch-mikrobiologischen Diagnostiklaboratorien. Richtlinien zum Vollzug der Einschliessungsverordnung (ESV) bei der Analyse von klinischen Probematerialien. 22 S.; D, F; keine gedruckte Ausgabe; UV-0815-D.
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Aktiv Unterwegs sein! Im neuen Buch «Die schönsten Verkehrsmittel der Schweiz» des Schweizer Heimatschutzes werden 50 Verkehrsmittel und ihre Geschichte in Bild und Text vorgestellt: vom Trans-EuropExpress (TEE) bis zur Gotthard-Postkutsche. An kalten Winterabenden darin schmökern – im Frühling zu aussergewöhnlichen Ausflügen aufbrechen! Erhältlich für CHF 12.– beim Schweizer Heimatschutz, Zürich, zVg
Tel. 044 254 57 00, www.heimatschutz.ch, ISBN-Nr. 978-3-033-01522-7, zweisprachig deutsch/französisch
Im Schutzwald Hand anlegen Durch praktische Waldarbeiten im Rahmen des Bergwaldprojektes lernen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Wochenkursen den Lebensraum Bergwald mit seinen Chancen und Problemen aus der Nähe kennen. Die Arbeiten werden in enger Zusammenarbeit mit lokalen Forstdiensten verrichtet. Freiwillige leisten so einen aktiven Beitrag zur Pflege der Schutzwälder. Für Familien mit Kindern ab 6 Jahren werden spezielle Projekte organisiert. Stiftung Bergwaldprojekt, Trin GR, Tel. 081 650 40 40,
zVg
info@bergwaldprojekt.org, www.bergwaldprojekt.ch
Aktiver Schutz der Bergwelt Die Organisation Mountain Wilderness hat sich dem aktiven Schutz der Gebirgswelt verschrieben. Auf der Homepage findet sich dazu viel Info-Material: ÖV-Kletter- und Skitourenführer, Verhaltensregeln für naturverträglichen Schneesport usw. Damit kann man gut gerüstet in die Berge aufbrechen. Mountain Wilderness, Bern, Tel. 031 372 30 00,
zVg
www.mountainwilderness.ch
Natur erleben und verstehen Einen Waldtag in der Gemeinde organisieren, ein leckeres Menü kochen mit Wildpflanzen oder mit der Schulklasse eine Projektwoche zum Thema Wasser durchführen: Das Team der Rucksackschule führt Kinder und Erwachsene zu einer Begegnung mit der Natur und vermittelt spannendes Wissen über ökologische Zusammenhänge.
zVg
Rucksackschule, Zürich, Tel. 044 291 22 12, www.rucksackschule.ch
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UMWELT 4/08 AKTIV
UMWELT-Tipps Impressum 4/08, November 2008 Das Magazin UMWELT des BAFU erscheint viermal jährlich und kann kostenlos abonniert werden; ISSN 1424-7186.
Leben ohne Auto
Herausgeber: Bundesamt für Umwelt BAFU Das BAFU ist ein Amt des Eidg. Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK.
Der Club der Autofreien Schweiz ist eine Diskussions- und Informationsplattform für die rund eine Million Menschen, die in der Schweiz ohne eigenes Auto leben – und für all diejenigen, die es bald verkaufen wollen.
Projektoberleitung: Bruno Oberle, Thomas Göttin
Club der Autofreien, Zürich, Tel. 044 430 19 31, www.clubderautofreien.ch
Konzept, Redaktion, Produktion, Marketing: Georg Ledergerber (Gesamtleitung), Flavia Castelberg (Stellvertreterin); Hansjakob Baumgartner (hjb) und Marco Zanetti (Koordination Dossier «Holz»); Beat Jordi, Cornélia Mühlberger de Preux Externe journalistische Mitarbeit: Vera Bueller, Urs Fitze, Barbara Haering, Kaspar Meuli, Beatrix Mühlethaler, Pieter Poldervaart, Lucienne Rey, Brigitte Weidmann; Peter Bader und Nicole Bärtschiger (Rubriken); Jacqueline Dougoud (Lektorat, Korrektorat, Übersetzungen) Visuelle Umsetzung: Atelier Ruth Schürmann, Luzern Redaktionsschluss: 29. September 2008 Redaktionsadresse: BAFU, Kommunikation, Redaktion UMWELT, CH-3003 Bern, Tel. 031 322 93 56, Fax 031 322 70 54, georg.ledergerber@bafu.admin.ch Sprachen: Deutsch, Französisch; Italienisch ausschliesslich im Internet Internet: Der Inhalt des Magazins (ohne Rubriken) ist abrufbar unter www.umwelt-schweiz.ch/magazin. Gratisabonnemente, Adressänderungen und Nachbestellungen einzelner Nummern: UMWELT, Postfach, CH-4501 Solothurn, Tel. 031 324 77 00, Fax 032 624 75 08, umweltabo@bafu.admin.ch
Spass mit Recycling RE-TOUR ist ein Gruppenspiel rund um das Thema Recycling. 50 Posten können drinnen oder draussen verteilt werden. Die Regeln sind einfach, das Ganze kompakt im RE-TOUR-Rucksack verpackt. Das Spiel eignet sich für Gruppenstunden und Lager für Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren. Lieferbar ab Mitte März 2009 zum Preis von CHF 84.–. Informationen und Bestellung unter www.re-tour.ch
Den richtigen Fisch auf dem Teller Überfischung, Zerstörung mariner Lebensräume, gefährliche Algenblüten und Sauerstoffmangel sind die grössten Umweltprobleme der Meere. Sie gefährden die Fischbestände. Ein WWF-Ratgeber soll helfen, beim Fischkauf die richtige Wahl zu treffen. Welche Fische und Meeresfrüchte sollte man meiden? Gibt es Labels, die für nachhaltige Fischerei stehen? Der Fischführer im Taschenformat kann bestellt oder als PDF von der Homepage heruntergeladen und ausgedruckt werden. WWF Schweiz, Zürich, Tel. 044 297 21 21, www.wwf.ch > Das können Sie tun > Essen & Trinken
Nachhaltigkeit im Alltag Wer auf dem Markt einkauft, hat sich für saisonale und lokale Produkte entschieden und fördert eine vielfältige Landwirtschaft. Weitere Tipps und Infos, wie eine nachhaltige Entwicklung konkret gefördert werden kann, finden sich auf verschiedenen Faktenblättern unter www.equiterre.ch. Die Themen: Konsum & Abfall, Stadtentwicklung, Mobilität, Energie & Klima, Gesundheit & Ernährung. Equiterre, Bern: Tel. 031 371 93 66, Genf: Tel. 022 329 99 29, www.equiterre.ch > Wissenswertes > Raum- und Siedlungsentwicklung > Nachhaltigkeit im Alltag
Papier: Cyclus Print, 100 % Altpapier aus sortierten Druckerei- und Büroabfällen Auflage dieser Nummer: 51 000 Expl. Deutsch 18 000 Expl. Französisch Druck und Versand: Vogt-Schild Druck AG, 4552 Derendingen SO Copyright: Nachdruck der Texte und Grafiken erwünscht mit Quellenangabe und Belegexemplar an die Redaktion. Hinweis Das Magazin UMWELT versteht sich als Diskussionsforum für Umwelt und Natur. Es kommen deshalb auch Meinungen zu Wort, die nicht in jedem Fall der Haltung des BAFU entsprechen.
Die nächste Ausgabe 1/2009 erscheint Mitte Februar mit dem Dossier
Ressourcen zum Leben Die Verknappung natürlicher Ressourcen stellt die Menschheit vor grosse Herausforderungen. Auch die Schweiz ist angewiesen auf die Fruchtbarkeit ihrer Böden, die Produktivität ihrer Wälder, die Reinheit ihrer Gewässer. Saubere Luft, artenreiche Lebensräume oder vielfältige Landschaften sind die Basis einer hohen Lebensqualität – und damit eines attraktiven Wirtschaftsstandortes. Das BAFU setzt sich dafür ein, dass auch zukünftige Generationen diese Schätze geniessen und sie langfristig nutzen können.
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UMWELT-Gratisabonnement: Tel. 031 324 77 00 oder umweltabo@bafu.admin.ch Informationen zur Umwelt: Tel. 031 322 93 56 oder info@bafu.admin.ch