34
DOSSIER LANDSCHAFTEN
Landschaftsdynamik
Ein Trumpf im Kampf gegen die Klimaerwärmung Auch die Schweiz bleibt von der weltweiten Klimakrise nicht verschont. Durch die Wiederherstellung der natürlichen Landschaftsdynamik kann der Temperaturanstieg jedoch bekämpft werden. Text: Anne Burkhardt
Sommertrockenheit, Starkniederschläge, schnee arme Winter, immer mehr Hitzetage und Tropen nächte: So macht sich die Klimaerwärmung hierzu lande bemerkbar. Die Risiken von Naturgefahren nehmen zu. Gleichzeitig setzen Bevölkerungs wachstum und Bodennutzung unsere Landschaften und die biologische Vielfalt unter Druck. 1997 hat der Bundesrat das Landschaftskonzept Schweiz ver abschiedet. Dieses formuliert eine kohärente Politik und gibt verbindliche raumplanerische Ziele vor,
«Es braucht Lösungen, die den neuen klimatischen Bedingungen Rechnung tragen und einen Mehrwert für Natur und Menschen bieten.» Claudia Moll | BAFU
welche den Schutz von Natur und Landschaft ge währleisten. Eine intakte natürliche Landschafts dynamik kann viel zur Begrenzung der negativen Folgen der Erwärmung beitragen. «Es braucht Lö sungen, die den neuen klimatischen Bedingungen Rechnung tragen und einen Mehrwert für die Na tur und die Menschen bieten», erklärt Claudia Moll, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung
die umwelt 3 | 20
Biodiversität und Landschaft des BAFU und dort zuständig für die Landschaft im bebauten Raum. Dies erfordert zwingend ein koordiniertes Vorge hen aller Akteure sowie die Berücksichtigung re gionaler Gegebenheiten. In stetem Wandel Die Europäische Landschaftskonvention, die von der Schweiz 2013 ratifiziert wurde, definiert Land schaft als «ein Gebiet, wie es vom Menschen wahr genommen wird, dessen Charakter das Ergebnis der Wirkung und Wechselwirkung von natürli chen und/oder menschlichen Faktoren ist». Diese Umschreibung impliziert, dass Landschaften sich stetig verändern. Das Klima hat einen massgebli chen Einfluss darauf, welche Lebewesen sich wo ansiedeln können, denn jede Art hat ihre eigenen Ansprüche. Infolge des Temperaturanstiegs wer den gewisse Arten wandern oder aussterben und Naturphänomene sich verändern. Dadurch wird sich das Aussehen der Landschaft tief greifend wandeln (siehe Box S. 36). Ereignisse wie Lawinen, Hangrutsche, Brände, Stürme und Hochwasser, die gemeinhin als Natur gefahren gelten, dürften unter gewissen Umstän den der Biodiversität förderlich sein, denn sie schaffen neue Räume, in denen sich zunächst Pio nierarten und später auch andere Pflanzen und Tiere ansiedeln können. Solch «störende» Ereig nisse setzen eine natürliche Dynamik in Gang und tragen überdies zur Verjüngung von Populationen