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Was motiviert dich bei deinem Einsatz?
Ich bringe gerne ein, was ich kann, auch neben meiner Tätigkeit als Anwältin. In Umweltverfahren sind Betroffene und Verbände juristisch oft schlechter aufgestellt als Behörden und Konzerne. Doch diese David-gegen-Goliath-Situation muss ja nicht sein. Ich will hier ein bisschen für Waffengleichheit sorgen. Es macht Spaß zu sehen, dass man Einfluss hat. Jedes Verfahren wirkt sich auf die Rechtslage aus. Wir sorgen für Gesetzesänderungen und neue Klagerechte.
Wo muss unser Recht aus Umweltsicht vor allem reformiert werden? Oh je, wo soll ich da anfangen? Teilweise haben wir schon ganz gute Standards. Die stehen in der Energiekrise aber erheblich unter Druck. Im nationalen, aber auch im Europarecht – als unserer schärfsten Waffe bisher –, erleben wir ein echtes Rollback. Im Moment liegt unser Fokus im BUND darauf zu verteidigen, was über Jahrzehnte erkämpft wurde.
Ansonsten sehe ich gerade in der Landund Forstwirtschaft starke Defizite. So unterläuft die »gute fachliche Praxis« viele rechtliche Standards. Und mit Blick auf die Stoffkreisläufe (Stickstoff, Phosphor etc.) fehlt es an ganzheitlichen rechtlichen Lösungen. Oder nehmen wir den Bundesverkehrswegeplan und die Gesetze zum Straßenausbau – die sind aus meiner Sicht verfassungswidrig.
Du engagierst dich im Arbeitskreis Recht, bist Vorsitzende unseres Schiedsgerichts und aktiv im Vorstand des BUND Sachsen. Wie bist du beim BUND gelandet? Über die Kanzlei. Wir führten im sächsischen Riesa Klage gegen ein Stahlwerk. Um unseren Argumenten vor Ort mehr Kraft zu verleihen, hatte ein Kollege vorgeschlagen, die Anwohner mit dem BUND zusammenzubringen.
Bei einer Fachkonferenz drückte mir der damalige Vorsitzende Hubert Weiger einen Mitgliedsantrag in die Hand und meinte, ich müsse unbedingt Mitglied werden. Stimmt eigentlich, dachte ich mir. Ein Mitgliederverband, eng verknüpft mit den Betroffenen vor Ort, diese Struktur gefällt mir. Gerade das lokale Engagement löst oft wesentliche Veränderungen aus. Dazu kann ich gut beitragen.
Was rätst du angehenden Jurist*innen, die sich für Natur und Umwelt einsetzen wollen?
Einfach machen – es gibt so viele spannende Themenfelder, die man beackern kann. Und nicht abschrecken lassen von der oft komplexen Materie. Natur- und Umweltschutz sind nicht nur rechtlich anspruchsvoll, nebenbei wird man noch zur halben Biologin oder Anlagentechnikerin. Dieses interdisziplinäre Arbeiten ist aber auch reizvoll, da lerne ich viel dazu neben der Juristerei, und das schätze ich. sz