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KÜCHENSCHELLE

Der nektarreiche, pelzige Frühblüher wird immer seltener, denn es gibt immer weniger magere Böden, auf denen die Küchenschelle gedeiht.

Rachen verätzt – erst im Heu verliert sich die Giftigkeit.

bekannt – so kennen wir Küchenschellen als auffällige, frühblühende, seltene Art auf trockenen, mageren Böden. Sie wurzeln besonders tief (bis zu 1 Meter) und ihr Haarpelz schützt vor Austrocknung. Die weltweit 40 Arten, neun davon in Europa, sind schwierig voneinander abzugrenzen mit vielen Unterarten, Hybriden und Gartenzüchtungen. Den Namen aufgrund der Blütenform von der Schelle einer kleinen Kuh (Küh-chen) und Pulsatilla von pulsare = schlagen abzuleiten, scheint naheliegend, könnte aber auch auf das im Süddeut schen gebräuchliche »Krucke« als leere Eierschale zurückzuführen sein. In der Mythologie sollen Küchenschellen aus den Tränen der Aphrodite gewachsen sein, die sie um den geliebten Adonis weinte und als »blaue Osterblume« mit Auferstehung und Neuanfang in Verbindung stehen.

Mit reichlich Pollen und Nektar werden Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge im zeitigen Frühjahr belohnt, Ameisen profitieren als Nektarräuber. Weidevieh meidet Küchenschellen, weil ihr Saft den

Foto:ChristophBosch

Interessant sind die verschiedenen Ausbreitungsarten, die die Pflanze mit ihren Federschweiffliegern nutzt: vom Wind fortgetragen, von Felltieren befördert, selbständig kriechend und sich mit scharfen Spitzen in den Boden bohrend. Trotzdem ist sie als konkurrenzschwache und lichthungrige Gattung gefährdet, weil Magerrasen vielerorts verschwunden sind und sie von Pflanzen, die Nährstoffe schneller aufnehmen und verwerten können, überwuchert wird. Die Verwendung getrocknet als Tee taucht bereits in alten Kräuterbüchern auf (frisch sind Küchenschellen giftig!). Bei den Kelten wurden Tinkturen gegen Flechten und Geschwüre verwendet. Heute hat sich die homöopathische Anwendung durchgesetzt. Hier ist Pulsatilla vor allem ein wichtiges Kinder- und Frauenmittel. Sie gilt als nervenstärkend, keimtötend, fiebersenkend, menstruationsfördernd und fruchtbarkeitssteigernd.

IRMELA FISCHER

Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

K Chenschellenarten

• Hahnenfußgewächse, alle geschützt, mindestens Vorwarnstufe, Rote Liste 1 – 3, je nach Art und Standort

• Wunderschöne Steingarten- und Insektenpflanze, giftig – bitte keine Selbstanwendung!

• Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) – leuchtend violett, auf Kalk, v. a. Mittelgebirge, im Bereich der Schotterterrassen im Bayerischen Alpenvorland, Grundlage aller Gartenzüchtungen

• Alpen-Küchenschelle oder AlpenAnemone (Pulsatilla alpina, Syn.: Anemone alpina L.) – weiß, außen bläulich oder rötlich überlaufen, auf Kalk, bis 2800 Meter, nördliche Kalkalpen, Stengelblätter am Grund nicht miteinander verwachsen

• Gelbe Alpen-Küchenschelle oder Schwefelanemone (Pulsatilla apiifolia) – Kalkarme Böden, v. a. westliche und mittlere Inneralpen, im Bay. Alpenraum sehr selten

• Frühlings-Küchenschelle oder Pelzanemone (Pulsatilla vernalis)

– Grundblätter nur einfach gefiedert, goldfarbig behaart (Goldpelz), innen weiß, außen rosa, violett oder blau, auf sauren Böden, bis 3600 Meter, Rote Liste Deutschland: 1

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