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RIESIGES INTERESSE

Manchmal steckt der Artenschutz voller Überraschungen. In Miltenberg rechnete niemand mit Gartenschläfern – bis 2020 verwaiste Babies in einem Ferienhäuschen auftauchten. Plötzlich war die BN-Kreisgruppe mittendrin in der »Spurensuche Gartenschläfer«.

N+U: Frau Kuhn, Sie sind Geschäftsstellenleiterin des BN-Miltenberg. Was wusste man zur Zeit des Fundes über den Gartenschläfer in der Region?

Jacqueline Kuhn: Nicht viel. In den letzten 30 Jahren hat sich niemand um die Art gekümmert. Unser Vorsitzender Steffen Scharrer hat dann initiiert, dass wir in das bundesweite Artenschutzprojekt »Spurensuche Gartenschläfer« einsteigen und im gesamten Spessart auf die Suche gehen.

Wie schaffen Sie es, den gesamten Spessart abzudecken?

Der Gartenschläfer hat unheimlich viel neue Ehrenamtliche zum BN gebracht. Inzwischen unterstützen uns mehr als 30 Freiwillige aus den Landkreisen Miltenberg, Aschaffenburg und Main-Spessart. Wir haben viele Wildkameras und auch ein paar Nistkästen und Spurtunnel aufgehängt. Das Interesse ist riesig, weil es natürlich wahnsinnig viel Spaß macht, die Kameras zu kontrollieren. Man sieht ja nicht nur Gartenschläfer, sondern auch Waschbären, Dachse, Rehe, Wildschweine oder Marder, die oft sehr putzig in die Kamera gucken.

Welche neuen Erkenntnisse gibt es?

Wir haben eine stabile Gartenschläferpopulation in Unterfranken nachgewiesen, eben jene in Großheubach. Außerdem gibt es Nachweise von Einzeltieren aus Aschaffenburg und Eschau. An diesen beiden Standorten werden wir die Nachsuche 2023 intensivieren. Wir hoffen, dort noch mehr Gartenschläfer zu finden.

Was finden die Bilche in Großheubach, was sie woanders nicht finden?

Es gibt dort Weinberge mit sehr steilen, sonnigen Terrassen und zwischendrin viele Hecken mit Beerenfrüchten und Krabbeltierchen. Die sind für die Gartenschläfer als Rückzugsmöglichkeit, Wanderkorridor und Futterlieferant enorm wichtig. Es ist selten, dass Weinberge so strukturreich sind.

Wie reagieren die Landbesitzer*innen auf die Gartenschläferfunde?

Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Bewohner*innen der Ferienhäuschen freuen sich über ihre Bilche. Auch einen Großteil der Winzer*innen haben wir im Boot und dürfen deren Flächen betreten. Jetzt brauchen wir ein langfristiges Managementkonzept, um zum Beispiel radikale Rückschnitte der Hecken zu vermeiden.

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