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EINE ERFOLGSGESCHICHTE –AUCH FÜR DEN BUND NATURSCHUTZ

Ohne den BUND Naturschutz (BN) sähe Bayern heute anders aus: 1913 gegründet, hat der engagierte Einsatz des BN und seiner vielen aktiven Mitglieder wertvolle bayerische Naturschätze gerettet.

Der erste große Erfolg war 1917/1918 die Rettung des Königssees vor der Verschandelung durch ein Kriegsmonument. Viele weitere folgten, getreu der Vision des BN, die der Gründungsvorsitzende und Forstwissenschaftler Professor Karl von Tubeuf damals so formulierte: »Viele Verantwortliche halten die Natur noch immer für einen miserablen Verhau, so dass wir uns als Gegenbewegung, als Opposition, zur Begradigung, Bereinigung und Entwässerung verstehen müssen. Viele Techniker sehen in der Erschließung noch immer die Ordnung und nicht den Kahlschlag, weil ihre Seelen so monoton geworden sind wie die Kartoffelschläge und so einfältig wie die neuen Autostraßen.«

Auch den bayerischen Wäldern erging es zu dieser Zeit, als der BN gegründet wurde, nicht gut. Um mehr Ertrag erwirtschaften zu können, haben die Menschen im 19. Jahrhundert damit begonnen, die alten Wälder großflächig abzuholzen und an diesen Stellen Fichtenmonokulturen anzulegen. Vielen Tieren wurde dadurch ihre Lebensgrundlage entzogen. Ende des 19. Jahrhunderts waren große Beutegreifer wie Braunbär, Wolf und Luchs in Ostbayern bereits ausgerottet. Kein Wunder also, dass bereits in den Anfangsjahren des BN engagierte Naturschützer*innen Partei für Wald und Tier ergriffen und ein großes Naturschutzreservat im Bayerischen Wald forderten. Die Rufe danach waren über die Jahre so laut geworden, dass die Planungen Anfang der 1940er-Jahre weit fortgeschritten waren.

Wegen des Zweiten Weltkriegs verschwanden allerdings die Pläne in den Schubladen der Behörden. Eigentlich nur vorerst, dachte man, aber in der Nachkriegszeit dominierten Wirtschafts- fragen das öffentliche Interesse. So verwunderte es nicht, dass man in den 1960er-Jahren den Plan verfolgte, bis dahin unberührte Waldregionen im Bayerischen Wald für Touristen zu erschließen – und zwar mit vielen neuen Skiabfahrten und Liften. Die Zahl der Befürworter war groß, wie die Reaktion des Regierungspräsidenten Johann Riederer zeigt: »Wenn Sie dort oben am Rachel und Lusen keinen Ski-Zirkus wollen, dann müssen Sie mir etwas anderes offerieren, was im Jahr 200 000 Touristen bringt.« Gesagt hat er das beispielsweise zum damaligen ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten der Regierung von Niederbayern, Hubert Weinzierl. Der BUND Naturschutz offerierte gemeinsam mit vielen anderen Freunden der Natur etwas, was heute 1,3 Millionen Tourist*innen nach Ostbayern lockt – und gleichzeitig die Natur schützt.

Weinzierl war klar gegen die Wintersportpläne –und lieferte eine handfeste Alternative: Er fand an seinem Arbeitsplatz die verstaubten und vergessenen Akten zu den Plänen für ein Naturreservat im Bayerischen Wald. Die Idee kam bei Naturfreund*innen an – und nicht nur bei deutschen. 1965 trafen sich sogar tschechische, österreichische und deutsche Naturschützer zu einem »Gipfeltreffen« auf dem Dreisessel, um über die Errichtung eines Wald-Nationalparks im Herzen Europas zu diskutieren. Aber es gab nicht nur Zuspruch, sondern auch viel Skepsis. Sogar Weinzierls Freund Bernhard Grzimek schwärmte zwar für die Nationalparks im Ausland, bezweifelte aber, dass man das Konzept auf Deutschland übertragen könnte. Weinzierl konnte den berühmten Zoologen überzeugen – unter anderem durch eine gemeinsame Wanderung in den Wäldern zwischen Rachel und Lusen. Von 1966 an kämpften Beide Seite an Seite für die Errichtung eines Nationalparks auf deutschem Boden. Es sollte nur noch wenige Jahre dauern, bis sie am Ziel waren: Die Zahl ihrer Unterstützer*innen wurde größer und größer. 1969 waren auch die bayerischen Landtagsabgeordneten auf ihrer Seite – und zwar alle.

Einstimmig wurde vom Bayerischen Landtag am 11. Juni 1969 beschlossen, das Gebiet zwischen Rachel und Lusen zum Nationalpark zu erklären.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Am 2. November 1969 nahm das Nationalparkamt Bayerischer Wald in Spiegelau seine Arbeit auf und am 7. Oktober 1970 eröffnete der damalige bayerische Land- und Forstminister Hans Eisenmann in Neuschönau den ersten deutschen Nationalpark – damals mit einer Fläche von rund 13 000 Hektar. Was für ein Erfolg für den BN und auch persönlich für Weinzierl, der 1969 zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt worden war. Bis 2002 stand er an der Spitze des BUND Naturschutz und gestaltete den Verband zu einer schlagkräftigen Umweltorganisation um. Aber der BN engagierte sich nicht nur mit Worten oder stellte Forderungen an die Politik, er ging mit gutem Beispiel voran und stellte Geld für die Ausstattung des Tierfreigeheges zur Verfügung, in dem man heimische und selten gewordenen Tierarten ansiedelte. Große Verdienste hat sich dabei der langjährige Geschäftsführer des BN, Helmut Steiniger, erworben, der durch zahllose Sammelaktionen die Gelder für den Ankauf der Tiere im Tierfreigehege beschaffte.

Unter Weinzierls Vorsitz konnte der BN einen weiteren Erfolg feiern: Der Nationalpark wurde 1997 trotz massiver Proteste auf 24 300 Hektar erweitert – auch durch den Einsatz des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber.

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