Magic Food

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A LITTLE BIT OF HI TORY Leonardo da Vinci war vegan. Er wollte kein Grab für Tiere sein. Caravaggio hasste Butter. Er schlug einst einem Kellner den Artischockenteller ins Gesicht, weil dieser sie nicht in Öl servierte. Im Jahr 1589 schrieb Hieronymus Ott einen Brief an Hans Fugger bzgl. einer Karpfen-Bestellung aus Italien. Er schlug für die Reise nach Schwaben die klassische Gardasee-Zubereitung OHNE Butter vor: „… das muess aber im oel geschehen, denn im schmalz thuet es nit …“ Der Sohn Anton Fuggers ließ 1578 das Renaissanceschloss ­Kirchheim erbauen. Er füllte es mit Kunstschätzen aus aller Welt, Exportartikel aus Italien und vor allem Venedig standen an erster Stelle. Heiß begehrt zu der Zeit waren auch Gemälde von Vincenzo Campi, der prachtvolle Marktszenen voll reifer Früchte und Gemüsesorten auf Leinwände zauberte. „Die Obst Verkäuferin“ dient als Kaiser Beispiel dafür. Fugger bestellte gerne für Feste und Gäste mengenweise frisches Essen. Im Winter waren die Seen gefroren und der Kühltransport über die Alpen optimal. Die kirchliche Fastenzeit wurde für Banketts auch gerne mal ignoriert. Es kamen Blumenkohl, Artischocken, Trüffel und Sämereien für Gärten wie Blumenzwiebel aus Konstantinopel. Aus Bologna

köstliche Oliven. Aus Spanien kamen über Genua Honig, Wein, „flor del sol“ (Sonnenblume), Zitronen, Limonen und Pomeranzen. Aus Tirol kamen Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen. Aus Brixen Spargel. Kutschenweise Körbe voll Mutter Naturs Reichtum trafen im Schlosshof ein. Italiener waren kulinarisch immer schon einen Schritt voraus und deren Sitten und Mode der letzte Schrei im mittelalterlichen Schwaben. Etwas später sollte auch der Hofmeister dafür Sorge tragen, dass die „jungen Herren Fugger“ in Oberitalien den Wein nicht pur, sondern mit Wasser vermischt trinken sollten. Es herrschten jedoch auch damals viele Mythen, die zu schrecklichen Gesundheitsschäden führten. Gräfin Helena Fugger, Enkelin von Chiara de Medici, brachte 21 Kinder im Zeitraum von 1583 bis 1611 auf die Welt. Elf davon starben im ersten Lebensjahr. Man dachte damals, viel Essen und Trinken macht stark und fruchtbar.

IHR TYPISCHES TAGESMENÜ IM WOCHENBETT SAH SO AUS: 3 Uhr: Suppe mit Eiern 5 Uhr: Eiermus von Eiern und Hühnersuppe 7 Uhr: einige frische Eier 9 Uhr: Dottersuppe, „Streibeln“ (Spritzkuchen), 1 Glas Traminer 11–12 Uhr: 1 Kapaun, gebratene Vögel, 1 Wildhuhn, 1 Schale Traminer, Brot 13 Uhr: „Brandküchlein“ mit Wein 15 Uhr: 1 Kapaun, 1 Schüssel kleiner Fische, Wein, Brot, Backwerk 17 Uhr: Eierkuchen 18 Uhr: 5–6 Gerichte, Gesottenes, Gebratenes, Fische 19 Uhr: gute Hühnersuppe 21 Uhr: Dottersuppe mit Beiwerk

Die Obst Verkäuferin – 1580 - Italienischer Renaissance Maler Vincenzo Campi, Öl auf Leinwand 143 x 213cm – Pinacoteca di Brera, Mailand Italien

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