Caritas-Magazin März 2020

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CARITAS Nr. 2 / März 2020

Magazin

Syrische Kinder brauchen Schulbildung Seite 6

Brennpunkt

Integration

Schweiz

Seite 5

Seite 11

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Flüchtlingskinder auf Ein Zuhause für Mosambik – ein Jahr danach die Schule vorbereiten Pflegekinder


Offener Brief

Caritas-Märkte sind Orte der Begegnung Liebe Spenderinnen Liebe Spender Die Wirtschaft entwickelt sich seit Jahren positiv und die Arbeitslosigkeit ist tief. Vor diesem Hintergrund glauben viele, dass Armut in der Schweiz kaum existiere. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Zahl der Armutsbetroffenen beträgt gemäss neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik 660 000 Personen, davon 140 000 Kinder. Die Gründe für die steigende Armut in der Schweiz sind vielfältig. Jährlich werden rund 40 000 Personen ausgesteuert. Es gibt Firmen, die keine existenzsichernden Löhne bezahlen. Die Veränderungen in der Wirtschaft führen dazu, dass berufliches Wissen rasch veraltet und bestimmte Tätigkeiten verschwinden. Die Digitalisierung spielt dabei eine zentrale Rolle. Um der Armut entgegenzuwirken, agiert die Caritas auf zwei Ebenen: Einerseits setzen wir uns politisch für Ergänzungsleistungen für Familien, für bessere Prämienverbilligungen sowie für die Unterstützung von Einelternfamilien ein. Gleichzeitig wollen wir Armutsbetroffene auch unmittelbar unter­stützen. Dazu gehören insbesondere die Caritas-Märkte,

«Wir lernen, was für Armutsbetroffene wichtig ist und welche Bedürfnisse sie haben.»

wo Menschen mit kleinem Budget Güter des täglichen Gebrauchs stark vergünstigt einkaufen können. Dabei profitieren wir von der grosszügigen Unterstützung durch mehrere Grossverteiler und Sponsoren. Vor Kurzem wurde in Biel ein neuer Caritas-Markt eröffnet. Die Bedürfnisse sind gross. Der Jahresumsatz aller Märkte beträgt 10 Millionen Franken jährlich, und dies bei sehr tiefen Preisen. In den Caritas-Märkten geht es jedoch um mehr als um günstiges Einkaufen. Die Läden sind Orte der Begegnung und des Austauschs. Wir schaffen soziale Verbindungen und Integration. Es ist wichtig, dass Armutsbetroffene sich nicht zurückziehen, sondern gesellschaftlich partizipieren können. Der soziale Austausch ist auch für uns von der Caritas von grosser Bedeutung, denn wir lernen, was für Armutsbetroffene wichtig ist und welche Bedürfnisse sie haben. Dieser Austausch mit den Betroffenen gibt uns Sicherheit in unserem armuts­ politischen Engagement. Ich danke Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ganz herzlich, dass sie Caritas in ihrer vielfältigen Arbeit immer wieder aktiv unterstützen.

Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz

Bild: Franca Pedrazzetti


Inhalt

Lernen im Krieg

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Trotz dem immer noch andauernden Krieg wollen die Kinder in Syrien zur Schule. Sie lernen in kalten und überfüllten Klassenzimmern, denn die meisten Schulen sind zerbombt und müssen zuerst wieder aufgebaut werden. Jasmina (14) lebt in Ost-Ghouta, eine der am stärksten zerstörten Regionen Syriens. Sie erzählt aus ihrem Alltag in der Schule und wie sie und ihre Klassenkameradinnen den Widrigkeiten trotzen. Seite 6

Brennpunkt: Folgen von Idai in Mosambik

Die Menschen in Mosambik sind immer noch auf Nothilfe angewiesen. Erst jetzt können sie die Felder neu bebauen.

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I ntegration: Flüchtlingskinder gehen zur Schule

Im «Haus der Bildung und Integration» von Caritas nehmen Kinder an einem Vorschulprogramm teil. Nach sechs Monaten können sie ins öffentliche Schulsystem wechseln.

13 Schweiz: Sich um Pflegekinder kümmern

Ursula und Richard Winter nehmen seit 40 Jahren Pflegekinder auf. Manchmal kamen sie an ihre Grenzen, aber sie erlebten auch viele schöne Momente.

IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, CH-6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Vérène Morisod Simonazzi (vm) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Evelyne Bieri Titelbild: Hasan Belal Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: PC 60-7000-4

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Echo

Medienecho

Freiwillige Helferinnen und Helfer entlasten Bergbauern in einer Notlage.

Sinnvoller «Ferieneinsatz» bei einem Bergbauern Auch 2020 sucht Caritas Schweiz wieder über 1000 Freiwillige, die eine Berg­ bauernfamilie mindestens eine Woche lang unterstützen. Vorkenntnisse braucht es keine, eine gesunde Motivation reicht für die vielseitigen Tätigkeiten von Kinderhüten bis Heuen. Den Betrieb kann man online selber auswählen. Der Einsatz gibt Einblick in ein anderes Leben und bietet einer Bergbauernfamilie die dringend nötige Entlastung. Wer sich für dieses meist anstrengende, aber sehr sinnvolle

«Ferien­ abenteuer» entscheidet, schont zudem seinen CO2-Fussabdruck. Für Firmen gibt es eine zusätzliche Option: Ganze Teams können einen Tageseinsatz leisten. Dies sorgt nicht nur für viel Spass und ein etwas anderes Fitnessprogramm, sondern verbessert auch den Teamgeist. (lf)

Mehr Informationen unter: bergeinsatz.ch

Neuer Caritas-Markt in Biel Am 30. Januar konnte die Caritas Schweiz in Biel einen neuen Caritas-Markt eröffnen. So können nun armutsbetroffene Menschen in der Stadt mit der schweizweit höchsten Sozialhilfequote günstige Lebensmittel und Hygieneartikel kaufen. Auch frisches Brot, Früchte und Gemüses gehören zum Sortiment. Die Caritas ist überzeugt, dass der neue Laden im Zen-

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trum von Biel einem Bedürfnis entspricht. Somit verfügen nun alle grösseren Schweizer Städte über einen Caritas-Markt. Der Caritas-Markt ist auch ein sozialer Treffpunkt. Zudem bietet er jeweils sechs langzeit-arbeitlosen Personen einen Einsatzplatz – finanziert durch die Stadt –, damit sie ihre Chancen auf einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erhöhen können. (lf)

Kath.ch | Sozialhilfe: Mehr Spielraum und Solidarität statt Zwang und Willkür | 31. 1. 2020 Obwohl sich die Leistungen der Sozialhilfe in den vergangenen Jahren verschlechtert haben, nimmt der Druck auf die Betroffenen zu. Am Caritas-Forum in Bern setzten sich heute rund 300 Fachleute mit der Frage auseinander, wie die Sozialhilfe weiterentwickelt werden kann, um sie im System der sozialen Sicherheit besser zu verankern. Das setzt voraus, endlich die strukturellen Ursachen von Armut anzugehen und Sozialhilfebeziehenden mehr Handlungsspielraum zu geben. WOZ | «Das ist ein Feldzug» | 23. 1. 2020 Der Bundesrat nutzt das Migrationsrecht, um immer mehr Druck auf Sozialhilfebezügerinnen zu machen. (…) «Die unleidige Verknüpfung der Sozialmit der Migrationspolitik ist verheerend», sagt Marianne Hochuli, die in der Geschäftsleitung von Caritas Schweiz für die politische Grundlagenarbeit zuständig ist. (…) Zwei politische Felder, die von der Sache her nichts miteinander zu tun haben, nämlich die Unter­ stützung von Bedürftigen und das Recht auf Aufenthalt in der Schweiz, werden seit Jahren rechtlich immer stärker miteinander in Verbindung gebracht. Walliser Bote | Caritas schlägt Alarm | 3.12. 2019 100  000 Kinder in der Schweiz wachsen in Armut auf. Die Caritas fordert das neue Parlament, den Bund und die Kantone auf, schweizweit Familienergänzungsleistungen zur Verhinderung von Kinderarmut durchzusetzen. Es brauche ein Rahmengesetz des Bundes (…) Dass sich der Bund aus der Armutsbekämpfung heraushalte und die Zuständigkeit allein den Kantonen übertrage, ist für Caritas-Direktor Hugo Fasel «nicht akzeptabel», wie er am Montag (…) in Bern erklärte.

Bild: Niels Herrmann


Brennpunkt

Admira Filipe möchte ihrem Sohn einmal ein besseres Leben bieten.

Wieder auf eigenen Füssen stehen Der Wirbelsturm Idai fegte am 15. März 2019 über Mosambik. Viele Menschen verloren ihr Hab und Gut. Da die ganze Ernte zerstört wurde, sind die meisten Menschen auch heute noch von der Lebensmittelhilfe abhängig und brauchen Unterstützung, um ihre Felder wieder bebauen zu können. Admira Filipe hat wie viele andere Menschen beim Wirbelsturm Idai ihr Haus verloren. Sie war damals im dritten Monat schwanger – nun lebt sie mit ihrem vier Monate alten Sohn in einem Zelt, das sie

Caritas unterrichtet Bäuerinnen und Bauern in nachhaltigen Anbaumethoden. von Caritas bekommen hat. Sie erhielt auch Kleider, Lebensmittel sowie Haushalt- und Landwirtschaftsgeräte, wie es im Notprogramm von Caritas vorgesehen war. Inzwischen haben die meisten Menschen in der Region Dombe eine neue Hütte aus Lehm in einer höher gelegenen Region gebaut. Einige Familien leben jedoch vorläufig noch in Zelten. Die meisten sind Selbstversorger, sind aber noch

Bild: Mario Macilau/Fairpicture

auf Lebensmittelverteilungen der Caritas angewiesen. Sie konnten die letzte Ernte­ saison nicht nutzen, da der Zugang zu Agrarland nach den Überschwemmungen beschränkt war. Zudem waren die Felder durchnässt, so dass sich Schädlinge rasch verbreiten konnte. Die Felder entlang des Flusses sind immer noch mit Lehm und Schlamm bedeckt. Die Bäuerinnen und Bauern versuchen nun, in höher gelegenen Zonen anzupflanzen, obwohl es dort weniger Wasser gibt. In dieser Höhe sind die Felder vor Überschwemmungen sicher. Caritas zeigt den Familien, wie sie nachhaltig anbauen können. Zusammen mit lokalen Partnern unterrichtet sie die Bauern in verschiedenen Anbaumethoden. Sie erhalten lokales Saatgut, das an die klimatischen Bedingungen angepasst ist: Sesam, Mais, verschiedene Bohnen- und andere Gemüsesorten. Die Caritas bietet auch tech-

nische Unterstützung. So finanziert sie Traktorarbeiten, die nötig sind, um die Felder für die Saat vorzubereiten. Das Ziel ist, dass die Betroffenen wieder auf eigenen Füssen stehen können und keine Nothilfe mehr brauchen. Sie werden systematisch in die Planung und Durchführung aller Aktivitäten einbezogen und von der Caritas vor Ort begleitet. Zugang zum Markt Bisher hatten die Bauern nur unzureichenden Zugang zu den lokalen Märkten. Die lokalen Zwischenhändler mit hohen Margen verringerten ihr Einkommen. Nun unterstützt die Caritas die Bauern darin, kommunale Marktgruppen zu bilden, die bessere Liefer- und Kaufvereinbarungen aushandeln können. So können sie mehr Einkommen generieren und ihre Lebensgrundlage verbessern. Auch Admira Filipe hofft, ihrem Sohn einmal ein besseres Leben bieten zu können. (lf)

Mehr über die Menschen in Mosambik: caritas.ch/mosambik

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Reportage

Lernen trotz Kälte und überfüllten Klassenzimmern Recherche: Zeina Shahla Bilder: Hasan Belal

Jasmina und ihre kleine Schwester schauen sich zur Ablenkung einen Film auf dem Handy an.


Reportage Seit neun Jahren herrscht in Syrien Krieg. Die ganze Schulzeit der 14-jährigen Jasmina * fällt in diese gewaltgeprägte Zeit. Trotz Schulabbrüchen hat sie den Mut zu lernen nicht verloren, auch wenn sie in der Schule friert und unter den viel zu grossen Klassen leidet. Wenn Jasmina zum Fenster hinausblickt, sieht sie zerbombte Wohnblöcke und einen Friedhof. In diese Landschaft der Zerstörung kehrte sie mit ihrer Mutter und den fünf Schwestern vor zwei Jahren zurück. Wie fast die gesamte Bevölkerung der Stadt Mleiha lebte die Familie über Jahre – vertrieben durch die brutalen Kämpfe zwischen den Regierungs- und den Widerstandstruppen – immer wieder an anderen Orten. Mleiha liegt nahe

5 der 17 Schulen sind heute wieder in Betrieb – jedoch in desolatem Zustand. der Hauptstadt in der Ost-Ghouta, eine der am stärksten zerstörten Regionen Syriens. Heute nähert sich Mleiha wieder der früheren Einwohnerzahl von 25 000 an. Täglich kehren Menschen zurück. Sie beziehen vom Krieg stark beschädigte Wohnungen, da sie es sich nicht mehr leisten konnten, ein intaktes Haus in anderen Gegenden zu mieten. In vielen Häusern fehlen noch immer Fenster und Türen. Strom gibt es nur sechs Stunden am Tag, nicht selten fällt er auch den ganzen Tag aus. Auch fliessendes Wasser fehlt in den meisten Häusern. Auf dem Markt können die Menschen Vieles finden, was sie für den Grundbedarf brauchen. Doch oft übersteigen die Preise ihre Möglichkeiten. Die Arbeitslosenquote ist hoch. Wer als Taglöhner in der Landwirtschaft oder im Baugewerbe Arbeit findet, verdient wenig. Direkte Hilfe für das Nötigste Jasminas Mutter ist allein für die sechs Töchter verantwortlich und auf jede Unterstützung angewiesen, die sie erhalten kann. Caritas hilft der Familie mit ihrem Projekt Carma Cash Assistance. So hat Jasminas Mutter Bargeld zur Verfügung, das sie einsetzen kann, wo es am nö-

tigsten gebraucht wird. Der Vater leidet als Folge des Krieges unter gesundheitlichen Problemen und lebt anderswo. Nur zwei der Mädchen besuchen die Schule. Jasminas erblindete Schwester hat diese Chance nicht, keine Schule bietet speziellen Unterricht für sehbehinderte Kinder an. Die drei jüngsten Schwestern sind noch im Vorschulalter. Sechs Jahre von Ort zu Ort Jasminas Leben spielt sich zwischen den Wänden der engen Wohnung und der Schule ab. Alle 17 Schulen Mleihas wurden im Krieg stark beschädigt oder zerstört. Fünf davon sind heute wieder in Betrieb, wenn auch in desolatem Zustand. Jasmina absolviert die 6. und 7. Klasse in einem Jahr. Diese Klassenform wurde vom Bildungsministerium und der UNICEF entwickelt für Schülerinnen und Schüler, die die Schule wegen des Kriegs abgebrochen haben. Jasmina hat einige Schuljahre verpasst, während die Familie in der Zeit der

brutalen Belagerung über sechs Jahre lang in Ost-Ghouta von einem Ort zum nächsten ziehen mussten. Sie brach die Schule mehrmals ab, stieg wieder ein und dann wieder aus. Später schaffte sie es in der Stadt Saqba, bis zur vierten Klasse, während der Krieg weiter tobte. Vor zwei Jahren, als die Waffen in der Gegend verstummten, konnte Jasmina ihre Ausbildung endlich friedlich fortsetzen – nach der Rückkehr nach Mleiha. Bildung für Syriens Kinder Viele Kinder in Syrien haben infolge des Krieges in Syrien die Schule abbrechen oder länger unterbrechen müssen. Sie laufen Gefahr, ohne ausreichende Bildung erwachsen zu werden. Um das zu verhindern, bietet die Caritas in drei So­ zialzentren in Damaskus, Aleppo und Tartus den Kindern sichere Lernmöglichkeiten, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind. Zudem bildet sie Lehrpersonen weiter, vor allem im Umgang mit traumatisierten Kindern. Dieses Angebot führt Caritas Schweiz in den kommenden Monaten auch in der zerstörten Stadt Mleiha und anderen Regionen von OstGhouta ein.

Die meisten Familien wohnen in zerbombten Häusern ohne Heizung.

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in dieselbe Schule gehen. Andere Klassen sind sogar noch voller als unsere – mit mehr als 65 Mädchen im selben Klassenzimmer.» Die ideale Schule für Jasmina ist eine Schule, in der nicht mehr als 25 Mädchen im selben Raum sitzen, wo es warm ist und ruhig, so dass sie dem Unterricht gut folgen kann. Sie lacht und sagt: «Ich wünschte, die Schule könnte nur im Sommer stattfinden, so dass wir uns nicht mehr so frieren und klamme Finger haben müssen.» (sg) Viele Schulen haben keine Fenster, die Kinder frieren.

Lernen ohne zu frieren Jasmina kann dem Unterricht gut folgen. Sie möchte Lehrerin werden, wenn sie gross ist, denn sie liebt ihre Lehrpersonen

« Jasmina schreibt mit klammen Fingern. Sie lernt für eine bessere Zukunft. » und möchte so sein wie sie. Sie mag Mathematik, die Naturwissenschaften dagegen fallen ihr schwer. Das Hauptproblem

Syrische Schulkinder brauchen unsere Unterstützung Ihre Spende hilft Kindern in Syrien, wieder zur Schule zu gehen und lernen zu dürfen.

Helfen Sie mit einer Spende! Spendenkonto: 60-7000-4 Vermerk: « Schulkinder in Syrien »

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* Name geändert

für das Mädchen sind die Kälte und die grossen Schulklassen. 45 Schülerinnen werden zusammen in einem Klassenzimmer unterrichtet. Fünf Mädchen müssen sich jeweils eine Bank teilen. Schwierig ist das besonders dann, wenn sie in ihre Hefte schreiben wollen. Da müssen einige der Mädchen aufstehen, damit die anderen genügend Platz zum Schreiben haben. «Manchmal wird es im Klassenzimmer so laut! Da ärgere ich mich richtig», erklärt Jasmina. «Leider gibt es in der Gegend nicht genügend intakte Schulhäuser. Alle Mädchen meines Alters müssen

Mehr dazu unter: caritas.ch/syrien

Der Fotograf Hasan Belal und die Journalistin Zeina Shahla aus Damaskus haben im Januar 2020 im Auftrag von Caritas Schweiz die Stadt Mleiha besucht und diese Reportage erstellt. Das Foto hat Jasmina gemacht.


Reportage

Libanon: Die Menschen, die nirgends bleiben können erhalten Bargeldhilfe zwischen 200 und 300 Dollar pro Monat für 3 bis 6 Monate. So können sie vorübergehend über die Runden kommen. «Geldzahlungen sind deshalb so wichtig, weil sie kurzfristig und individuell helfen», sagt Mirna Sabbak von der libanesischen Caritas. Wo nötig, übernimmt die Caritas auch Krankenhaus- oder Arztkosten. Mariam besucht zurzeit einen Nähkurs bei Caritas Libanon und erhält Unterstützung bei der Jobsuche von einer anderen Organisation.

Mariam Khalaf (25) und ihre drei Kinder kennen seit Langem nur noch das Leben im Flüchtlingslager.

Der Himmel hängt tief in der BekaaEbene und wechselt seine Farbe im Stundentakt. Dicht aneinander drängen sich in dieser grossen Weite zwischen zwei Gebirgsketten die Siedlungen aus Zelten und Bretterverschlägen. Mehr als ein Drittel der etwa 915 000 registrierten und schätzungsweise 650 000 nicht erfassten syrischen Flüchtlinge im Libanon leben in der Bekaa-Ebene. Sie kommen in Zeltlagern, in verlassenen Bauern­ höfen oder Garagen unter – überall, wo sie ein wenig Schutz und einen Vermieter finden, der sie toleriert oder ein Geschäft machen möchte. In einem Lager nahe der Stadt Zahle sitzen Mariam Khalaf und ihre Kinder Sidra, Shiro und Jalal um den Ofen, Mittelpunkt und einziges Möbel ihres Zelts. Die Temperaturen fallen jetzt im Winter auf unter null. Ein Hagelschauer fegt über das Lager. Es tropft durch die Decke. Wer auf die Toilette muss, nimmt einen schlammigen Fussweg zu einem Blechhäuschen im Freien in Angriff. Die extreme Armut der Menschen hier ist erdrückend. Arbeitsplätze sind rar, besonders im Winter. Im Frühling gibt es wieder mehr Tagelohn- und Saison­

Bild: Alexandra Wey

arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Fast alle Menschen sind verschuldet. Ständig begleitet sie die Angst vor dem Rauswurf, wenn sie die Miete nicht bezahlen

Die Kräfte und Ressourcen sind aufgebraucht Die meisten Geflüchteten in der BekaaEbene harren seit fünf, sechs, sieben Jahren hier aus. Sidra, Shiro und Jalal kennen nichts anderes: Sie wurden hier geboren. Die Menschen können nicht mehr. «Ich möchte einfach ein menschenwürdiges Zelt an einem Ort, an

« Ich wünsche mir einfach ein menschenwürdiges Zelt. » können. Das hat Mariam bereits mehrmals erlebt. «Wir ziehen von Lager zu Lager», erzählt sie. «Nirgends können wir länger bleiben». Bargeld verhindert das Schlimmste In dieser Situation wird jede Erkrankung, jeder Todesfall, jede Trennung und jeder Diebstahl zu einer akuten Bedrohung. Mariams Mann starb vor einigen Monaten an einem Herzleiden. Die Medikamentenkosten verschlangen alles, was sie hatte. Um die Beerdigung bezahlen zu können, musste sie sich verschulden. Mariam ist hochschwanger und hat keine Ausbildung. In solchen Fällen ist die Caritas da. Menschen wie Mariam, die einen sozioökonomischen Schock erlitten haben,

dem wir bleiben können», sagt Mariam. Von einer richtigen Wohnung wagt sie nicht mehr zu träumen. Auch die Libanesinnen und Libanesen sind müde. Wirtschaft und Infrastruktur ächzen unter der Last der zusätzlichen 1,5 Millionen Menschen. Die lokale libanesische Bevölkerung verarmt zusehends. Auch libanesische Bedürftige unterstützt die Caritas mit ihrer Bargeldhilfe – während immer weniger Gelder der internationalen Gebergemeinschaft zur Verfügung stehen, um der humanitä­ ren Katastrophe Herr zu werden. (ah)

Mehr zu Mariams Geschichte mit Video: caritas.ch/mariam

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Am Puls

Nothilfe nach dem Erdbeben in Albanien Die Caritas war sofort nach dem verheerenden Erdbeben in Albanien vor Ort und hilft nun beim Wiederaufbau. Mitten in der Nacht kam das Unheil am 26. November 2019 über die Küste Albaniens. Das Erdbeben überraschte die Menschen im Schlaf. In der Morgendämmerung wurde das Ausmass der Zerstörung klar: Dutzende Tote, über 2000 Verletzte, Tausende Menschen ohne Obdach. Die Ärmsten, deren Häuser in schlechterem Zustand waren und dem Beben kaum Stand hielten, traf es besonders hart.

Caritas-Mitarbeitende klären die Bedürfnisse der Betroffenen ab.

Zwei Zeltstädte, Essen und Wasser Ab den ersten Stunden versorgte Caritas Albanien 1200 Menschen in zwei impro­ visierten Zeltstädten mit Mahlzeiten, Was-

ser und Decken. In enger Zusammen­ arbeit mit der albanischen Caritas leistete auch Caritas Schweiz Nothilfe: Obdachlosen Menschen wurden warme, winter­ sichere Unterkünfte zur Verfügung gestellt, Essenspakete und Hygieneartikel verteilt und psychosoziale Hilfe angeboten. Caritas Schweiz unterstützte zudem die Nothilfe des Roten Kreuzes. Von Anfang an konnten wir auf die grosse Solidarität der Schweizer Bevölkerung zählen. Caritas Schweiz unterstützt die Betroffenen weiterhin dabei, ihren Grundbedarf zu decken, und plant die Instandstellung von Kindergärten. (ah)

Tausende venezolanische Flüchtlinge kommen täglich Die Menschen in Venezuela haben nichts mehr zu essen, keine Medikamente, keine Arbeit oder Sicherheit. Millionen flüchten in die Nachbarländer, vor allem nach Kolumbien, eine davon ist Darlimar Alvarez. Die Caritas unterstützt die Flüchtenden in Kolumbien mit ihrem Projekt Famig, auch an der Grenze in Maicao. Die Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen mussten, erhalten hier das Nötigste zum Überleben sowie psychosoziale Beratung. Vielen hilft es schon, dass ihnen jemand zuhört. Vor Hunger ohnmächtig Eine davon ist Darlimar Alvarez (29). Sie hat vier Kinder und ist mit dem fünften schwanger. Vor der Krise war ihr Leben perfekt. Sie und ihr Mann führten einen Lebensmittelladen im eigenen Haus. Als die Krise ausbrach, trennten sie sich, Dar-

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limar war auf sich alleine gestellt. Tagelang versuchte sie, Essen für ihre Kinder aufzutreiben. «Eines Tages war meine älteste Tochter vor Hunger ohnmächtig, als ich nach Hause kam», sagt sie. «Da beschloss ich, das Land zu verlassen.» Sie tauschte ihr Haus für Bustickets nach Kolumbien ein. Sie fand Arbeit als Haushalthilfe und später als Bäckereiangestellte. Bei Famig von Caritas wurde sie psychologisch betreut und juristisch beraten. Sie erhielt Tickets, damit sie mit den Kindern zu ihrem Bruder fahren konnte, den sie in Kolumbien wiedergefunden hatte. (lf) Sie tauschte ihr Haus gegen Bustickets nach Kolumbien ein.

Bilder: Leonard Hessling, Alexandra Wey


Integration

Im «Haus der Bildung und Integration» arbeiten die Kinder ihre Vergangenheit auf.

«Hier in Matran dürfen sie wieder Kind sein» Wie integriert man Flüchtlingskinder ins Schweizer Schulsystem? Im Kanton Freiburg betreut Caritas Schweiz die Flüchtlingsfamilien in den ersten sechs Monaten nach ihrer Ankunft im «Haus der Bildung und Integration» von Matran. Kinder im Alter zwischen 4 und 15 Jahren nehmen an einem Vorschulprogramm teil. So sind sie vorbereitet, um sich im Schulsystem des Kantons Freiburg zurechtzufinden. «Sakr, holst du bitte deinen Ordner?», fragt die Lehrerin den kleinen Jungen. Angesichts seines fragenden Blicks wendet sich Émilie Romanens an seine Mitschülerin. «Zeinab, zeigst du Sakr bitte, wo der Ordner ist?» Flugs ist das kleine Mädchen zur Stelle, um Sakr zu helfen,

«Bereits nach sechs Monaten können die Kinder ins Freiburger Schulsystem wechseln.» der so das Wort «Ordner» lernt. Sakr, Zeinab und Mohammad sind sechs Jahre alt und kamen Anfang Oktober aus Syrien in die Schweiz. An diesem Januarmorgen lernen sie ein bisschen Französisch und Rechnen. Drei Lehrpersonen mit jeweils einem halben Pensum betreuen derzeit 27 Kin-

Bilder: Caritas Schweiz

der. «Wenn die Familien bei uns ankommen, suchen wir das Gespräch mit den Eltern, um etwas über die Schulbiografie der Kinder zu erfahren», erklärt Émilie Romanens. «Manche waren schon eingeschult, andere nicht.» Abhängig vom Alter und ihrem Kenntnisstand werden die Kinder in drei Gruppen eingeteilt. «Wir haben ein flexibles System, das wir auf die Kinder abstimmen können», betont sie. «Wenn die jeweiligen Ziele erreicht sind, wechseln die Kinder die Gruppe.» Traumatisierte Kinder Französisch und Rechnen haben oberste Priorität. Zudem stehen Zeichnen, Basteln und Sport auf dem Programm. Auch Gesang ist wichtig, denn singen erleichtert das Erlernen der Sprache. Aber zuvor gilt es herauszufinden, ob das Kind überhaupt bereit und in der Lage ist, eine

neue Sprache zu lernen. Für einige von ihnen ist es sehr schwierig, denn sie sind schwer traumatisiert. Manchmal tragen die Kinder auch die Traumata ihrer Eltern in sich, Traumata infolge von Krieg und Exil. Gerade die syrischen Kinder haben in ihrem Schulleben oft Gewalt erlebt oder wurden während ihrer Flucht misshandelt oder zurückgewiesen. Die Abklärung dieser Fragen ist Teil der Arbeit der Lehrpersonen, die eine Zusatzqualifikation in Traumabewältigung absolviert haben. Kontinuierliche Fortschritte Die in Matran aufgenommenen Kinder könne bereits nach sechs Monaten ins Freiburger Schulsystem wechseln. «Die Kinder machen kontinuierliche Fortschritte», freut sich Émilie Romanens. «Man hat ihnen sicherlich einen Teil ihrer Kindheit gestohlen, aber hier in Matran, dürfen sie wieder Kind sein.» (vm) Émilie Romanens berichtet aus ihrem Alltag: caritas.ch/matran-d

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Menschen Alltagsfragen

Katia João, 21, Mosambik

«Meine Kinder können wieder mehrmals am Tag essen. Dank Caritas sehe ich eine Zukunft. » Reyna hört den Mädchen auf der Strasse zu und lädt sie ins Zentrum FMK ein.

Reyna holt die Mädchen von der Strasse Reyna liebt den Kontakt mit unterschiedlichen Menschen. Bei der Fundación Munasim Kullakita in Bolivien kümmert sie sich um Mädchen, die auf der Strasse leben oder sich prostituieren. Seit 2010 arbeitet Reyna Salamanca (33) bei der Fundación Munasim Kullakita (FMK). Die Institution kümmert sich in La Paz und in El Alto um Mädchen, die auf der Strasse leben und sich meist prostituieren. Viele haben schon früh Gewalt erlebt. Reyna ist Psychopädagogin. Sie beobachtet die Mädchen, spricht sie an und lädt sie ins Zentrum der FMK ein. Dort arbeitet sie mit ihnen in Gruppen oder einzeln. «Es ist ganz wichtig, diesen Mädchen zuzuhören und ihre persönliche Geschichte zu erfahren.» Sie schaut mit den Jugendlichen ihre verschiedenen Handlungsoptionen an. Oft seien die Mädchen, die von ihren Zuhältern oder Vergewaltigern emotional abhängig sind, bereits schwanger oder hätten Geschlechtskrankheiten, erklärt sie. Nun ginge es darum, die Mädchen in die Unabhängigkeit zu führen. Gemeinsam sprechen sie über Sexualität und Drogen. Die Jugendlichen lernen ihre

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Rechte und Pflichten kennen. Reyna bezieht auch die Familie und die Schule in ihre Arbeit ein. Den Mädchen zu ihren Rechten verhelfen Reyna liebt den Kontakt mit den Jugendlichen. Auch mit ihrem Team tauscht sie sich gerne aus und teilt ihre Erfahrungen, um ihre Arbeit zu verbessern. Das Ziel ist es, den Jugendlichen zu ihren Rechten zu verhelfen. Sie sollen keine sexuelle Gewalt mehr erleben und von der Strasse wegkommen. Diese Aufgabe erfüllt Reyna mit Zufriedenheit. Es gibt aber auch frustrierende Momente: wenn ihr dies bei einem Mädchen nicht gelingt. Dann fühlt sie sich machtlos. Trotzdem überwiegen die positiven Aspekte in ihrer Arbeit. Sie fühlt sich bereichert durch den Kontakt mit den unterschiedlichen Menschen. (lf)

Was war Ihr schlimmstes Erlebnis bisher? Der Zyklon Idai hat unser Haus und unsere Lebensgrundlage zerstört. Das Wasser kam rasch und reichte mir bis zum Hals. Nur der Mangobaum konnte mich und meine Kinder retten. Wie geht es Ihnen heute? Heute lebe ich allein mit meinen zwei Kindern in einer Hütte von Verwandten. Mein Mann ist nach Südafrika gegangen, um Arbeit zu suchen. Bis jetzt ist er noch nicht zurück. Was ist Ihre Hoffnung? Ich möchte mit der Hilfe von Caritas Gemüse und Getreide anpflanzen, damit ich meine Familie ernähren kann. Was macht Sie glücklich? Ich bin unendlich froh, dass die Caritas mir Saatgut und Werkzeuge gegeben hat. Sie hat mir auch gezeigt, wie und was ich anpflanzen muss, damit ich das ganze Jahr etwas zu essen habe. Wie sehen Sie Ihr zukünftiges Leben? Ich habe dank Caritas gelernt, wie ich nachhaltig Mais und Bohnen anpflanzen kann. Nun können meine Kinder wieder mehrmals im Tag essen. Jetzt hat mein Leben wieder einen Sinn. Ich sehe eine Zukunft. (lf)

Bilder: Álvaro López Molina, Caritas Schweiz


Schweiz

Kindern eine Chance geben Die Winters nehmen seit über 40 Jahren Pflegekinder bei sich auf. Oft kamen sie an ihre Grenzen, erlebten aber auch viele schöne und befriedigende Momente. Das Bauernhaus von Ursula und Richard Winter liegt im hintersten Winkel des Kantons Luzern. Zima, der weisse Hund mit dem Strubelfell, rennt sofort zur Tür, wenn es läutet. Er mag Menschen und hat oft Gelegenheit, immer wieder neue Freunde

«Früher haben wir einfach zugesagt, weil jemand in Not war.» zu gewinnen. Ursula und Richard nehmen nämlich seit über 40 Jahren Pflegekinder bei sich auf. Angefangen hatte es mit dem 8-jährigen Peter * aus der Verwandtschaft. Später stiess Rolf * (14) zu ihnen.

Er brach zwar am ersten Tag in den Dorf­ laden ein, aber mit der Zeit lernte er, die Regeln zu akzeptieren. «Durchhaltewillen ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die wir brauchten», erklärt Ursula. «Wir mussten unzählige Male Vorfälle aufarbeiten und neu anfangen.» Andererseits hat das Schwierige sie angestachelt. Die Winters lernten, sich an kleinen Fortschritten zu freuen. Richard meint: «Wenn die Kinder einmal den Weg zu dir gefunden haben, sich bei dir anlehnen und sagen ’Ich ha di gärn’, ist das ein wunderbares Gefühl.» Am Anfang waren sie komplett auf sich alleine gestellt, ab den Achtzigerjahren wurde die Vermittlung von Pflegekindern professionalisiert.

In der Not geholfen Selbst als die Winters drei eigene kleine Kinder hatten, nahmen sie noch drei Kinder auf, als das Sozialamt um Hilfe rief. Die Kinder waren etwas verwahrlost und brachten sie manchmal an ihre Grenzen. Es war eine intensive Zeit. «Früher haben wir einfach zugesagt, weil jemand in Not war. Heute ist das anders», sagt Richard. «Viele Details werden im Vorfeld abgeklärt.» Zum Glück hätten sie immer Haustiere gehabt, sagt er. Den Hund zu knuddeln und zu ihm eine Beziehung aufzubauen sei bereits ein erster Schritt. Ihre eigenen Kinder hätten die neuen Geschwister toll gefunden. Wertschätzende Betreuung durch die Caritas Nach längerer Pause nahmen die Winters wieder Pflegekinder auf, als sie in einer Zeitschrift lasen, dass Caritas wieder Familien sucht. Die 11-jährige Farhad * aus Afghanistan zieht bei ihnen ein. Die Zusammenarbeit mit der Caritas erleben die Winters als sehr positiv und wertschätzend. Sie können jederzeit Coachings beanspruchen und Tag und Nacht eine Notfallnummer anrufen, wenn sie drängende Probleme haben. So wie damals, als Farhad plötzlich verschwand. Die Fachleute der Caritas intervenierten schnell. Bei den regelmässigen Standortgesprächen ist meist ein interkultureller Dolmetschender dabei, so dass eine klare Kommunikation sichergestellt ist. Die Winters profitieren auch von den Fachtagungen der Caritas, obwohl sie schon alte Hasen sind. Der Austausch mit anderen Familien ist wichtig. «Wir sehen, dass sie mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind, und das gibt uns Rückhalt. Mit jedem Kind haben wir wieder etwas gelernt.» (lf) * Die Namen der Kinder sind geändert worden

Auch die Haustiere gehören zum Betreuungsprogramm der Familie Winter.

Bild: Priska Ketterer

Info-Abend für Interessierte: 23. März in Luzern (siehe Agenda Seite 14) familienplatzierung.ch

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Service

Agenda 23. März 2020 um 19.00 Uhr Info-Abend für Personen, die interessiert sind, Pflegekinder oder Jugendliche aufzunehmen. Caritas Schweiz, Luzern

Eine Zukunft für die Kinder Nepals Am 25. April 2015 zog es den Menschen in Nepal buchstäblich den Boden unter den Füssen weg. Caritas Schweiz war seit den ersten Tagen nach dem Erdbeben in der Region Sindhupalchok vor Ort. Nach der ersten Nothilfe-Phase bauten wir zusammen mit Helvetas 200 provisorische Klassenzimmer aus Wellblech, damit der Unterricht für die Kinder nicht zu lange ausfällt. Die Menschen in Sindhupalchok sind sich der Wichtigkeit von Schulbildung heute bewusst. Ende 2019 schlossen wir dann den Wiederaufbau

ab: Über 4700 Kindern können heute in 36 wiederaufgebauten, erdbebensicheren Schulen mit guten sanitären Anlagen und sauberem Trinkwasser lernen. Dank entsprechender Sensibilisierung wissen die Kinder auch, wie sie sich im Fall einer erneuten Katastrophe in Sicherheit bringen können und wie sie sich mit guter Hygiene vor Krankheiten schützen. (ah) Ausführlichere Bilanz zum Wiederaufbau in Nepal: caritas.ch/nepal

Entdecken Sie unsere Video-Welt

Aus erster Hand hören, wie die Bäuerin Marie Bamounmanan aus dem Tschad über ihr Leben und ihre Liebe zum KaritéBaum erzählt? Unmittelbar die Hoffnungen der geflüchteten Menschen aus Venezuela und das Chaos an der Grenze zu Kolumbien erleben? Junge Menschen auf einen Bergeinsatz begleiten? Kein Medium bietet ein so direktes Tor zu anderen Lebenswelten wie das bewegte

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Bild. Auch für die Caritas wird Video deshalb immer wichtiger. Entdecken Sie unsere Videos auf unserem Youtube-Kanal und erhalten Sie einen unmittelbaren Einblick in unsere Projektarbeit. Lernen Sie die Mitarbeitenden dahinter kennen sowie die Menschen, für die sich die Caritas einsetzt. Wenn Sie Caritas Schweiz auf Facebook, Instagram oder Twitter abonnieren, erhalten Sie regelmässig die neusten Kurz-Videos direkt in Ihren Feed. (ah)

4. Mai 2020 um 13.30 Uhr Informationsanlass für unsere Spenderinnen und Spender Weinbaumuseum Torculum, Chur 12. Mai 2020 um 13.30 Uhr Informationsanlass für unsere Spenderinnen und Spender Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen 5. Juni 2020 um 17.00 Uhr Verleihung Prix-Caritas, KKL Luzern 18. Juni 2020 um 14.00 Uhr Informationsanlass «Selbstbestimmt im Alter» Caritas Schweiz, Luzern 22. Juni 2020 um 14.00 Uhr Informationsanlass «Selbstbestimmt im Alter» Caritas Schweiz, Luzern 21. September 2020 um 19.00 Uhr Info-Abend für Personen, die interessiert sind, Pflegekinder oder Jugendliche aufzunehmen. Caritas Schweiz, Luzern

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Bilder: Bikash Khadge, Alexandra Wey


Gemeinsam

Deshalb bin ich dabei: Sterbebegleitung

Marc Bolis (38), Les Pontins

aritas-Awards Gewinner des youngC Die Gewinnerinnen und

2019.

Vernetzt in ganz Europa Unsere Welt ist mit Herausforderungen konfrontiert, die grenzüberschreitende Lösungen erfordern. Gerade deshalb ist eine europaweite Vernetzung wichtig für eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft. Die Gewinnerinnen und Gewinner des youngCaritas-Awards 2019 setzen auf Vernetzung. Die Auszeichnung für sozial engagierte junge Menschen geht an die «Sustainability Week Switzerland». Das Organisationsteam koordiniert schweizweit Nachhaltigkeitswochen an Hochschulen und begeistert damit Studierende und Forschende. Ihr erfolgreiches Konzept haben sie lokal verankert und international weitergegeben. Bereits heute finden dank ihrer Vernetzung Nachhaltigkeitswochen in diversen anderen Ländern statt. Das Netzwerk «youngCaritas in Europa» zeigt, was grenzüberschreitendes Engagement bedeutet. youngCaritas ist seit vier Jahren Teil davon und erarbeitet in diesem Rahmen europaweit neue Projekte. Der Austausch schafft neue Perspektiven. Im Sommer steht ein Aktionstreffen in Lourdes (FR) an. Über 400 engagierte Menschen entwickeln in fünf Tagen Ideen zum Thema Partizipation.

Bilder: Fabienne Wheeler, Cyrille Voirol, zVg

Als Teil des «Jugendkomitees für eine offene Schweiz» macht sich youngCaritas für eine offene Schweiz stark. Mit vereinten Kräften setzen wir uns gegen die europafeindliche Kündigungsinitiative ein, welche die Personenfreizügigkeit abschaffen will. Nur mit einem deutlichen Nein können wir jungen Menschen eine lebenswerte Zukunft bieten. Lucia Messer

Offenheit und Perspektivenwechsel sind im interkulturellen Sommerlager erlebbar, das vom 26. Juli bis 1. August im Berner Oberland stattfindet. Unbegleitete minderjährige Asylsuchende und Schweizer Jugendliche verbringen eine spannende Woche bei Spiel, Sport und Spass. Weitere Infos und Anmeldung: youngcaritas.ch/sommerlager

«Als mein Grossvater im Sterben lag, fiel mir auf, wie dankbar und sensibel die anderen Heimbewohner auf eine simple, kurze Bemerkung von mir reagierten. Ich begriff, dass es ihre gesamte Woche verändern könnte, wenn ich mir nur ein klein wenig Zeit für sie nähme. Ich glaube, dass wir die Macht von kleinen Aufmerksamkeiten unterschätzen, obwohl wir alle sie brauchen – einfach weil sie uns so guttun oder weil wir sie schlicht zum Überleben brauchen.»

Anne-Lise Mayor (53), Montalchez

«Seit etwa zehn Jahren begleite ich Schwerkranke sowie Menschen in der letzten Lebensphase. Diese Menschen teilen sehr intensive Momente mit mir. Das ist für mich ein grosses Geschenk. Ich schätze diese Momente, sie sind extrem authentisch, denn in dieser Phase fallen alle Masken. Die Freiwilligengruppe ist sehr wichtig für mich, da kann ich mich über das Erlebte mit anderen austauschen.»

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Mariam Khalaf (25) aus Syrien, verwitwet, 3 Kinder, lebt im FlĂźchtlingslager im Libanon

Das Richtige tun

Wenn Armut ihr Gesicht zeigt Erfahren Sie mehr Ăźber Mariam: caritas.ch/mariam


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