CARITAS Nr. 6 / Dezember 2020
Magazin
Corona: Neue Projekte für Armutsbetroffene Seite 6
Brennpunkt
Klima
Menschen
Seite 12
Seite 14
Seite 16
Tadschikistan kämpft Er bekämpft CoronaExplosion in Beirut bringt noch mehr Leid gegen die Erosion Krise in Bolivien
Offener Brief
Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz, bis 31. Dezember 2020
Peter Marbet, Direktor Caritas Schweiz, ab 1. Januar 2021
Liebe Spenderinnen, liebe Spender Die Corona-Krise hat unser alltägliches Leben aus
fluss, wie seine unzähligen Auftritte in den wichtigs-
dem Tritt gebracht und stellt Gewissheiten in Frage.
ten Medien und in Fachkreisen aller Sprachregionen
Vor allem machen sich tiefgreifende soziale Folgen
der Schweiz belegen. Gleichzeitig war er der Steuer-
bemerkbar: Von einem Tag auf den andern wurden
mann mit vorausschauendem Blick, der unsere Or-
viele Menschen ihrer existenziellen Grundlage be-
ganisation durch tiefgreifende gesellschaftliche Ver-
raubt. Solidarität und Zusammenhalt erhalten neue
änderungen navigiert und prägende Veränderungen
Bedeutung und Dringlichkeit.
eingeleitet hat. Chapeau, Hugo, und herzlichen Dank
Als die Pandemie im März
«Hugo Fasel geht nach zwölf Jahren unermüdlichen und erfolgreichen Einsatzes in Pension.»
für alles, was du für die Caritas geleistet hast.
ihre einschneidende Dimension
Am 1. Januar übernimmt Peter Marbet die Di-
offenbarte, hat die Caritas um-
rektion der Caritas Schweiz. Er bringt aufgrund sei-
gehend reagiert. Unser Direk-
ner vielfältigen beruflichen und politischen Tätigkei-
tor Hugo Fasel erkannte sofort
ten alle Voraussetzungen mit, um die Caritas auf
die Zeichen der Zeit. Er zögerte
ihrem erfolgreichen Pfad weiterzuführen. Ich heisse
nicht, um zusammen mit Ihnen,
Peter Marbet herzlich willkommen und wünsche ihm
liebe Spenderinnen und Spender der Caritas, Ant-
für diese Aufgabe alles Gute. Ich bin sicher, dass
worten auf die Krise zu finden und entsprechende
er dafür nicht nur den Support von Präsidium, Vor-
Massnahmen einzuleiten. Bis Ende Jahr werden wir
stand und Mitarbeitenden hat, sondern auch auf Ihre
für Menschen in Not mehr als 10 Millionen Franken
treue Unterstützung, liebe Spenderinnen und Spen-
in der Schweiz und über 5 Millionen Franken im Aus-
der, zählen darf.
land einsetzen können. Auf diesen Zeitpunkt fällt nun auch ein wichtiger Wechsel in unserer Organisation. Hugo Fasel geht
Dafür danke ich Ihnen mit einem herzlichen mille grazie.
nach zwölf Jahren unermüdlichen und erfolgreichen Einsatzes an der Spitze der Caritas Schweiz in Pension. Unser Direktor ist in der Öffentlichkeit stets
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als vehementer, wortgewandter Anwalt für armuts-
Mariangela Wallimann-Bornatico
betroffene Menschen aufgetreten. Mit einigem Ein-
Präsidentin Caritas Schweiz
Bilder: Nique Nager, Franca Pedrazzetti
Inhalt
Im Griff der Pandemie
12 Brennpunkt: Explosion in Beirut
Die Corona-Pandemie hat unser Land fest im Griff. Immer mehr Menschen gleiten in die Armut ab und wissen nicht, was die Zukunft bringt. Caritas hat über 40 neue Projekte geschaffen, um diese Menschen in diesen ungewissen Zeiten zu unterstützen. Wir stellen zwei dieser Projekte Seite 6 vor und erstatten Bericht über die eingesetzten Gelder.
Schon vor der Explosion war der Libanon wirtschaftlich und sozial am Abgrund: eine Chronologie der Krisen.
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Klima: Obstbäume gegen Erosion
Für die Bevölkerung in Tadschikistan ist Klimawandel harte Realität. Satellitenbilder erlauben gezieltes Vorgehen gegen Erosion.
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enschen: Richard Haep M als Corona-Krisenmanager
Richard Haep versuchte, die Ärmsten in Bolivien zu schützen: Er verteilte Masken, Hygiene-Kits und unterstützte das Gesundheitsministerium.
IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, CH-6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Vérène Morisod Simonazzi (vm) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Pierre Montavon Druck: Druckerei Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: PC 60-7000-4
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Echo
Online-Aktion der Migros: «Spenden wir zusammen» Mit einer weihnachtlichen Online-Spendenaktion bietet die Migros ihren Kundinnen und Kunden eine Möglichkeit, Armut und Not in der Schweiz ein wenig zu lindern. Dabei können auch Projekte der Caritas unterstützt werden, die Bedürftigen in der ganzen Schweiz neue Hoffnung geben. Die Spendensumme kommt vollumfänglich den teilnehmenden Hilfswerken zugute. Die Migros rundet den gespendeten Betrag auch dieses Jahr wieder auf. (lf) Mehr Informationen: migros.ch/charity
«Wanda, mein Wunder» und Caritas Care
Betreuung im Alter wird ab diesem W inter im Kino ein Thema. Der neue Schweizer Kinohit «Wanda, mein Wunder» wirft einen humorvollen Blick auf die Schweizer Zweiklassengesellschaft sowie die Betreuung zu Hause. Caritas Care, die Betreuungspersonen vermittelt, ist offizieller Partner. Die Betreuerinnen von Caritas begleiten und unterstützen betagte Menschen 24 Stunden zu Hause. Sie arbeiten legal und unter fairen Bedingungen
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in der Schweiz. Zudem sprechen sie gut Deutsch. Im Film von Bettina Oberli spielt Anatole Taubman eine der Hauptfiguren. Lesen Sie das Interview mit dem Schweizer Schauspieler auf diesem Link und erfahren Sie, was er persönlich über Betreuung zu Hause denkt. (lf) Mehr Informationen unter: caritascare.ch/taubman
Medienecho SonntagsZeitung | «Die Armut in der Schweiz nimmt zu» | 27. 9. 2020 660 000 Menschen in der Schweiz sollen arm sein. (…) Wie viele tatsächlich bedürftig sind, weiss niemand. Um das herauszufinden, haben Wissenschaftler der Berner Fachhochschule zusammen mit der Caritas ein Armutsmonitoring entwickelt. «Erst wenn wir sehen, welche Menschen in prekären Verhältnissen leben und was die Gründe dafür sind, ist es möglich, Armut zu bekämpfen», sagt Aline Mas, Leiterin Sozialpolitik bei der Caritas. (…) Blick | «Die Schwachen trifft Corona am stärksten» | 21. 10. 2020 Die Corona-Krise hat die Schweiz hart getroffen. (…) Zwei Experten berichten von den Zuständen in ärmeren Staaten. «2019 war es die Finanzkrise, Anfang Jahr kam Corona dazu. Dann explodierte in der Hauptstadt ein Speicher und führte das Land obendrein noch in eine politische Krise», berichtet Richard Asbeck von der Caritas Schweiz. Die Rede ist vom Libanon. (…) «Corona ist ein Katalysator, der alle schlimmen Zustände noch verschlimmert», sagt der Caritas-Mitarbeiter. awp/sda | «Caritas fordert MilliardenHilfspaket gegen Hunger im Ausland» | 7. 9. 2020 (…) Caritas hat vom Bund ein Corona-Hilfspaket im Umfang von einer Milliarde Franken zur Bekämpfung von Hunger im Ausland gefordert. Der Hunger auf der Welt breite sich weiter aus, und die Corona-Krise verschlimmere die Situation zusätzlich, schrieb Caritas Schweiz. (…) «Die Schweiz darf nicht wegschauen.» Der Bundesrat habe wegen der Corona-Krise im Inland ein Paket von 30 Milliarden Franken realisiert. (…) Caritas verlangte, dass das Aussendepartement dem Parlament ein entsprechendes Humanitäres Hilfspaket für das Ausland vorlegt.
Bilder: zVg
Am Puls
Caritas-Markt erfüllt wichtige Funktion in der Krise Selbst mit schmalem Budget kann man im Caritas-Markt günstig und gesund einkaufen. Sozialunternehmen bilden oft die Brücke zur nachhaltigen Erwerbsintegration. Caritas Schweiz und die Regionalen Caritas-Organisationen verbessern das Angebot der Caritas-Märkte laufend. Während der Corona-Krise haben die Caritas-Märkte ihr Engagement für die Armutsbetroffenen noch verstärkt. Wenn
«Zurzeit bieten wir rund 1000 Qualitätsprodukte zu günstigen Preisen an.» irgendwie möglich, blieben die 21 Caritas- Märkte während des Lockdown geöffnet. Mitarbeitende, die Risikogruppen angehörten, wurden durch Freiwillige ersetzt. Über 40 000 von der Glückskette finan-
zierte Einkaufsgutscheine wurden an bedürftige Personen abgegeben. Zudem geben die Caritas-Märkte an alle Kundinnen und Kunden pro Besuch eine kostenlose Schutzmaske ab. Politisches Engagement für den Caritas-Markt Im letzten August forderte die SP Aigle (VD) einen Caritas-Markt für ihre Gemeinde, damit sich auch Bedürftige gesund ernähren können. Als Caritas Waadt sich im Frühjahr 2019 gezwungen sah, den Betrieb ihres mobilen Caritas-Markts aufgrund der zu hohen Kosten einzustel-
Die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga gratuliert Riza Nkosi, Leiter des Caritas-Markts Yverdon, für sein Engagement während der Krise.
Bild: Caritas Waadt
len, appellierte ein Parlamentarier des Kantonsparlaments an den Regierungsrat, eine Lösung zu finden, um ihn zu retten. Trotzdem ist klar: Einen Caritas- Markt zu eröffnen und zu betreiben, braucht viele Ressourcen. «Es gibt drei wichtige Voraussetzungen», erklärt Pierre-Alain Praz, Geschäftsstellenleiter von Caritas Waadt. «Eine Region mit einer ausreichenden Zahl an Anspruchsberechtigten, Integrationsprogramme für Erwerbslose und Freiwillige, welche die Betriebskosten tief halten.» Im Kanton Waadt gibt es aktuell drei Caritas-Märkte, die Eröffnung eines vierten ist für 2021 geplant. Die Caritas-Märkte finanzieren sich zwar zum Grossteil über den Produktverkauf, können aber ohne Unterstützung von Partnern nicht überleben. Das Angebot an Früchten und frischem Gemüse wird über einen grossen Beitrag der SV-Stiftung finanziert. Auch andere Partner leisten Unterstützung, damit Qualitätsprodukte zu günstigen Preisen verkauft werden können. In Biel konnte im Januar 2020 ein Caritas-Markt mit der Unterstützung der Kirche eröffnet werden, Freiburg plant die Eröffnung eines Marktes für 2021. «Unsere Kunden können auf uns zählen», sagt Pierre-Alain Praz. «Bei jedem Markt im Kanton Waadt legen wir jedoch 50 000 bis 80 000 Franken jährlich drauf.» Insbesondere für die kleineren Caritas- Organisationen ist dies ein beachtliches finanzielles Risiko. «Wir werden immer bekannter, moderner und attraktiver», so Thomas Künzler, Direktor der Genossenschaft Caritas-Markt. «Zurzeit bieten wir rund 1000 Qualitätsprodukte zu günstigen Preisen an. (fbo)
Mehr Informationen unter: caritas-markt.ch
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Reportage
Corona: Neue Projekte zur Unterstützung von Menschen in Not Text: Lisa Fry Bilder: Pierre Montavon und Marc Renaud
Mélanie Morillo nimmt glücklich ihr repariertes Velo entgegen.
Reportage Die Corona-Krise hat die Caritas vom ersten Tag an gefordert. Caritas ist sofort eingesprungen mit Direktzahlungen zur Linderung der Not (siehe Seite 9). Viele, die vorher noch knapp über die Runden kamen, sind in die Armut abgerutscht. Inzwischen hat Caritas schweizweit über 40 neue Projekte auf die Beine gestellt, die Armutsbetroffenen in der Pandemie langfristig Hilfe anbieten. Ein Einblick in zwei dieser Projekte. Das Industriegebiet von Delémont wirkt etwas düster an diesem regnerischen Tag. Umso wohltuender ist die gute Stimmung in der Velowerkstatt von Caritas Jura, die hier zu Hause ist. Leise Hintergrundmusik und gelegentliches Klimpern von Metallteilen ist zu hören. Mélanie Morillo (36) holt heute ihr Fahrrad ab. Als sie kürzlich zu ihrer Freundin fahren wollte,
«An einem andern Ort hätte ich mir die Reparatur gar nicht leisten können.» strampelte sie plötzlich im Leeren. Die Gangschaltung hatte gerade den Geist aufgegeben. Sie hatte vor wenigen Wochen bereits das Velo ihrer Tochter in der Werkstatt von Caritas Jura reparieren lassen, und war sehr zufrieden gewesen: mit der Reparatur, dem Service und vor allem mit dem Preis. «In einer anderen Werkstatt hätte ich mir die Reparatur gar nicht leisten können», sagt sie. Mikael Costa (33), der Leiter des Ateliers, wartet bereits auf Mélanie. Ihr Velo ist repariert und geputzt. Begeistert nimmt es die junge Frau mit den auffallend roten Haaren entgegen. Sie dreht draussen eine Proberunde, um sich zu vergewissern, dass sie wieder voll durchstarten kann. Test bestanden! Gerne bezahlt sie die relativ kleine Summe für die Reparatur. Ihr eigener Coiffeursalon läuft zwar gut und sie hat eine treue Kundschaft. Aber sie ist alleinerziehende Mutter mit drei Kindern im Alter von zwölf, sieben und eineinhalb Jahren. Da muss man vorsichtig haushalten. Und dann hat die Pandemie sie in existenzielle Not gebracht. «Während des Lockdown musste ich wie alle andern mein Geschäft schliessen und hatte von heute auf morgen kein Einkommen mehr», erzählt sie. «Das
wenige Ersparte war schnell weg.» Sie musste für ihren Mitarbeiter Kurzarbeit beantragen und einen Kredit beim Bund aufnehmen. «Der Kredit ist zwar zinslos, aber zurückzahlen muss ich ihn trotzdem. Ich habe mich nur sehr ungern verschuldet.» Sie hatte aber auch Glück im Unglück. Sie hat einen grossen Freundeskreises und ist auch bei ihren Kundinnen und Kunden sehr beliebt. Viele haben ihr geholfen: ihr Geld zugesteckt und Geschenke gebracht. Auch auf ihre Familie konnte sie zählen. Trotzdem hinterliess die Corona-Krise Lücken. «Viele Leute haben heute ein schmaleres Budget und gehen weniger zum Coiffeur», erklärt sie. «Jetzt, mit den steigenden Fallzahlen, mache ich mir Sorgen, dass ich das Geschäft wieder schliessen muss.» Auch Billigvelos werden repariert Mélanie Morillo benützt heute, wie viele andere, öfter ihr Fahrrad. Viele Leute haben sich in den letzten Monaten Fahrräder
gekauft, weil sie wegen des Virus Angst hatten, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benützen. Diese Gelegenheit hat Caritas Jura genutzt und ihr Veloatelier neu ausgerichtet. Vorher reparierten sie alte Velos und verkauften sie. Nun bieten sie aber jedermann Reparaturen an. Sie reparieren auch Billigvelos, welche im Fachgeschäft nicht akzeptiert werden. «Im Moment flicken wir durchschnittlich zehn Velos pro Woche», erklärt Mikael. «Wir haben zurzeit zwei Arbeitsposten, wollen aber zwei weitere installieren, damit wir noch mehr Arbeit bewältigen können.» In der Werkstatt arbeiten neben Mikael Costa vier anerkannte Flüchtlinge im Rahmen eines Eingliederungsprogammes. Sie haben Teilzeitpensen, die zusammen eine volle Arbeitsstelle ergeben. «Wenn die Werkstatt wächst, können wir noch mehr Leute ausbilden und betreuen», sagt er stolz. Die Velowerkstatt von Caritas Jura hilft Menschen mit kleinem Budget, vom öffentlichen Verkehr auf ein individuelles und günstiges Fahrzeug umzusteigen und sich so zu schützen. Zudem erhalten Menschen ohne Arbeit eine Chance, eine Ausbildung zu machen und sich in die Gesellschaft zu integrieren.
Murtaza Baqiri (22) lernt, wie man fachgerecht ein Fahrrad flickt.
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Reportage
Der Auslieferer von La Toque Rouge bringt Sylviane Bussy das Mittagessen.
Essenslieferung «à domicile» in Neuchâtel Sylviane Bussy (65) in Neuchâtel wartet wie jeden Tag auf ihr Mittagessen. Sie sitzt am Fenster und hält Ausschau nach dem jungen Mann von La Toque Rouge, der ihr das Essen ausliefert. Seit zwei Jahren bezieht sie das Mittagessen von
« Ich hätte ein hohes Risiko, wenn ich am Coronavirus erkranken würde.» La Toque Rouge in Neuchâtel, ein Projekt von Caritas Neuchâtel. Sie leidet schon jahrelang an Morbus Crohn und hat nicht mehr die Kraft, selber zu kochen. Toque Rouge kreiert ausgewogene Menüs mit regionalen Produkten. Die Essenslieferungen «à domicile» konnte Toque Rouge seit Ausbruch der Pandemie verdoppeln. Viele ältere und kranke Menschen nehmen den Service in Anspruch. Die meisten gehören zur Risikogruppe schon per se wegen dem Alter, oft auch wegen bestehenden Erkrankungen.
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Sylviane geniesst ihr Mittagessen, das viele regionale Zutaten enthält.
In der Küche von La Toque Rouge kochen drei Köche und zwölf Küchenhilfen sieben Tage die Woche. Es dampft und riecht nach verschiedenen Gewürzen. Alle sind voll konzentriert, rufen sich kurze Anweisungen zu, rühren in Töpfen und probieren Saucen. Sobald das Essen fertiggekocht ist, wird es in Essensboxen abgefüllt, in denen Suppe, Hauptmenü und Dessert sicher verpackt und isoliert sind. Ab 9.30 Uhr schwärmen die Auslieferer in alle Richtungen. Grosse Flexibilität «Insgesamt kochen wir 500 Mahlzeiten pro Tag», erklärt Vanessa Falciola, eine der Leiterinnen des Projekts. «Wir liefern Essen aus, haben aber hier vor Ort auch einen Saal, wo zirka 40 Personen zu einem sehr günstigen Preis essen können.» La Toque Rouge bietet auch vegetarische sowie gluten- und laktosefreie Mahlzeiten an. Kundinnen und Kunden, die den Heimlieferdienst benutzen, schätzen die grosse Flexibilität. Bis 8.30 Uhr desselben Tages können sie ihr Essen bestellen oder wieder annullieren. So können sie ihren Tag auch kurzfristig planen.
Schützt Risikogruppen Unterdessen ist der Mann, der das Essen bringt, bei Sylviane eingetroffen. Dankbar nimmt sie die Essensbox entgegen. Sie erhält ihr Essen in kleine Stücke gehackt, damit sie es besser verdauen kann. Heute gibt es Schweinebraten, Polenta und eine geschmorte Tomate. Sie geniesst das Essen sichtlich. Die eher zurückhaltende, gepflegte Frau, hat immer ein Lächeln im Gesicht. «Ich bin froh, dass ich so feine Mahlzeiten geliefert erhalte», sagt sie. «Altersbedingt, aber auch wegen der chronischen Krankheit hätte ich ein hohes Risiko, wenn ich am Coronavirus erkranken würde.» So kann sie Einkäufe im Supermarkt auf ein Minimum reduzieren. In der Küche von La Toque Rouge werden zudem Menschen ohne Arbeit wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert. Sechs Personen profitieren von diesem Programm. Sie helfen in der Küche, liefern die Mahlzeiten aus und qualifizieren sich so für den Arbeitsmarkt.
Reportage
Direkthilfe und Corona-Projekte der Caritas Seit dem Beginn der Corona-Pandemie steht Caritas den Menschen, die in eine Notlage geraten sind, zur Seite. Seit letztem Frühling haben die 16 Regionalen Caritas-Organisationen über 11 000 Menschen in Notlagen mit Direktzahlungen geholfen. Mehr als drei Millionen wurden dafür bereits eingesetzt. «Wir erhielten auf unserer speziell eingerichteten Hotline zeitenweise bis zu 50 Anrufe pro Tag», erzählt Mélanie Dieguez von Caritas Waadt. «Wir hatten viele Menschen am Draht, die ihr sonst schon kleines Einkommen von einem Tag auf den andern verloren hatten. Sie können ihre Miete nicht mehr bezahlen und nur noch die nötigsten Lebensmittel kaufen.» Caritas hilft dort, wo Hilfe sofort nötig ist, wo verzweifelte Menschen auf Zahlungen vom Bund warten oder gar kein Anrecht auf staatliche Hilfe haben.
Caritas hat ihre Dienstleistungen ausgebaut, so etwa die Schuldenberatung und Sozialberatung. Der Caritas-Markt versorgte über die ganze Zeit seit dem ersten Lockdown ihre Kundinnen und Kunden und senkte die Preise deutlich. Grundnahrungsmittel wie Mehl, Milch, Speiseöl oder Teigwaren waren besonders gefragt und immer vorrätig. 400 000 Schutzmasken wurden den Kundinnen und Kunden für ihren Einkauf gratis abgegeben. Rund 40 neue Projekte Darüber hinaus hat Caritas rund 40 neue Projekte entwickelt, um den Menschen in Not zu helfen. Neben der Velowerkstatt im Kanton Jura oder dem Essenslieferdienst in Neuenburg gibt es noch andere Neuheiten. So bietet ein neuer Beratungs-
dienst der Regionalstelle Aargau armutsbetroffenen Menschen Unterstützung, wenn sie im Internet Formulare ausfüllen und Hilfe beantragen müssen. Im Kanton Thurgau verteilt die Caritas Lebensmittel an Armutsbetroffene, die sie von verschiedenen Anbietern erhält. In Luzern werden neue Arbeitsplätze in der Integration von Sozialhilfebezügern geschaffen. So versucht Caritas flexibel da zu helfen, wo die Not am grössten ist. Neben den direkten Spenden konnte die Caritas auch auf Gelder der Glückskette zählen, zu deren Partnern sie gehört. Zehn Millionen Franken stehen bis Ende 2020 zur Verfügung, um Opfer der Corona-Krise zu unterstützen. Das ist dringend nötig, da die zweite Welle die Menschen vor neue existenzielle Herausforderungen stellt. (sg)
Corona verschärft die Armut in der Schweiz
Persönlichkeitsschutz: Name und Bild geändert
Die 34-jährige Anna F.* kommt als Reinigungskraft im Stundenlohn mehr schlecht als Recht über die Runden. Die alleinerziehende Mutter ist durch die Corona-Krise noch tiefer in Not geraten. Dies ist eines von drei konkreten Schicksalen, mit denen Caritas Schweiz in ihrer aktuellen Kampagne darauf hinweist, wie sich die Armut in der aktu*Name geändert ellen Krise in der Schweiz verschärft. Mehr dazu auf: caritas.ch/corona
Die Schweiz lernt, ohne Bargeld zu leben. Für Anna F. nicht neu: Sie muss schon seit 3 Jahren ohne auskommen. CAR_MAG_CCH_Anna_180x78_dfi.indd 1
Corona verschärft die Armut in der Schweiz. Mit Ihrer Spende helfen Sie Menschen in Not. www.caritas.ch/corona
04.11.20 10:31
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Aktuell
Hugo Fasel hat in den 12 Jahren als Direktor der Caritas stets dafür gekämpft, dass das Thema der Armut in der Politik zur Kenntnis genommen wird.
«Armut bedeutet ausgeschlossen zu sein» Zwölf Jahr hat Hugo Fasel Caritas Schweiz geprägt. Das Amt des Caritas-Direktors sei eine faszinierende Aufgabe «mitten in der Brandung der Zeit», sagt er im Gespräch zu seinem Abschied. Darin steht der tiefgreifende soziale Wandel im Zentrum, den die Schweiz und die ganze Welt derzeit erlebt. Viele Menschen – darunter auch Politiker – sind der Ansicht, dass es in der reichen Schweiz keine Armut gibt. Wie reagieren Sie, wenn Sie das hören? Armut in der Schweiz ist eine Realität. Sie wird gemessen durch das Bundesamt für Statistik. Wer sich nahe bei den Menschen bewegt, kann diese Realität nicht ausblenden. Armut wird sozialpolitisch die zentrale Herausforderung der Schweiz in den nächsten Jahren sein. Rasche Veränderungen werden immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft drängen.
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In Genf standen im Frühjahr Tausende von Menschen stundenlang Schlange bei einer Essensabgabe. Die Bilder haben schockiert. Wie tiefgreifend ist die soziale Veränderung, die die Corona-Krise ausgelöst hat? Bilder, die so unmittelbar sichtbar machen, dass es Menschen am Geld für das Alltägliche fehlt, beschreiben nur einen kleinen Teil der Auswirkungen von Corona. Was wir jetzt erleben, geht tiefer: Familien haben ihren Zuverdienst mit einem Zweitjob am Abend oder am Wochenende verloren, mit dem sie sich zuvor gerade noch über Wasser halten konnten.
Personen, die Kurzarbeitsentschädigung erhalten – was bedeutet, dass sie 20 Prozent ihres Einkommens verlieren –, versuchen sich gegenwärtig noch mit mühsam Erspartem durchzubringen. Dies ist ein Prozess, der die prekäre Situation über die nächsten zwei Jahre verschärfen wird: Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen, mehr Menschen werden sich verschulden und bei der Sozialhilfe landen. In der Sendung «Matinale» auf Radio Suisse Romande sagten Sie kürzlich: Die Politik hat in der Corona-Krise die Armutsbetroffenen schlicht und einfach vergessen. Was fehlt im Hilfspaket, das der Bundesrat gesprochen hat? Wir haben die Bundespolitik bereits im April dazu aufgerufen, Familien und
Bild: Nicolas Brodard
Aktuell inzelpersonen, deren Einkommen einE bricht, mit Direktzahlungen zu unterstützten. Dafür haben wir eine Milliarde Franken gefordert, was angesichts eines Pakets für Corona-Massnahmen von über 30 Milliarden nicht sehr viel ist. Das Erschreckende ist, dass die Armutsbetroffenen und vor allem die Menschen an der Armutsgrenze einmal mehr vergessen gehen. Das Problem wird erst dann
«Diese prekäre Situation wird sich in den nächsten zwei Jahren noch verschärfen.» erkannt, wenn sie bei der Sozialhilfe sind, sie stigmatisiert werden und ihr Erspartes vollkommen aufgezehrt ist. Das zeigt, wie weit ein grosser Teil der Politik von den sozialen Realitäten der Schweiz entfernt ist. Als Sie im Jahr 2008 Direktor der Caritas Schweiz wurden, erschütterte die Finanzkrise die Welt. Kurz danach rief die Caritas dazu auf, die Armut in der Schweiz bis 2020 zu halbieren. Davon sind wir weit entfernt. Was ist da schiefgelaufen? Mit der Caritas-Kampagne «Armut halbieren» ist es gelungen, Armut zum Thema zu machen und medial zu verankern. Das war ein grosser Erfolg. Vor diesem Hintergrund ist es nun möglich, systematisch am Thema Armut zu arbeiten und politische Instrumente zu entwickeln, die Armut reduzieren. Dazu gehören Ergänzungsleistungen für Familien, existenzsichernde Löhne, Frühförderung, Integration und Weiterbildung, um nur ein paar Ansätze zu nennen. Armut ist politisch ein Querschnittsthema, das viele Bereiche betrifft. Dies macht es möglich, dass Teile der Politik bis heute versuchen, Armut auszublenden und sie als individuelles Problem herunterzuspielen. Caritas Schweiz bekämpft Armut weltweit. Während die einen finden, man sollte besser hierzulande helfen,
sind andere der Ansicht, die wirkliche Armut sei nur im Süden zu finden. Wie gehört dies für Sie zusammen? Armut kennt keine geografischen Grenzen. Sie ist global. Was Armut ist, definiert sich immer in Relation zu den andern, zum Umfeld, in dem die einzelne Person sich bewegt. Deshalb gibt es verschiedene Formen: Armut in der Schweiz ist eine andere als in Haiti, Mali, Kambodscha, Russland oder den USA. Die Folgen sind aber immer die gleichen, nämlich ausgeschlossen zu sein aus der Gesellschaft, keine Perspektive und keine Entwicklungsmöglichkeiten zu haben. In vielen Ländern bedeutet Armut auch Hunger. Zurzeit nimmt der Hunger in der Welt wieder zu. Was sind für Sie prägende Begegnungen, die Sie auf Ihren Reisen in arme Länder gemacht haben? Ich bin immer etwas zurückhaltend, von solchen Begegnungen zu erzählen, weil sie als romantischer Kitsch abgetan werden könnten. Dennoch, wenn mich ein 50-jähriger Mann aus Syrien in einem Zelt im Libanon umarmt und nur eines sagt: «Vergesst uns nicht!» – das geht unter die Haut. Wenn eine Frau im Tschad erzählt, dass sie das Geld nicht aufbringt, um ihr Kind zum Arzt zu bringen, das an einer einfach behandelbaren Krankheit leidet, dann macht mich das betroffen, traurig und mobilisiert all mein Engagement. Wenn ich sehe und erlebe, dass Frauen weltweit nicht mitreden können, weil sie Frauen sind, und keine Schule besuchen können: «ça me révolte» – dann begehre ich auf.
zen wir Menschen in den Ländern des Südens in Armut und Hunger. Es geht um Kausalhaftung. Wer CO2 produziert, muss dafür bezahlen. Den CO2-Ausstoss zu reduzieren und eine klimaneutrale Wirtschaft und Verhaltensweise zu schaffen, ist absolut machbar. Es ist einzig eine Frage des Wollens und des Willens. Diesbezüglich hinkt die Politik der Gesellschaft hinterher. Die Klimajugend und die Bewegung, die daraus entstanden ist, sind ganz einfach grossartig. Sie haben klare politische Stellungnahmen nie gescheut. Welche Reaktionen bekamen Sie darauf von Spenderinnen und Spendern? Meine grosse Freude der letzten 12 Jahre besteht darin, dass Spenderinnen und Spender die Zusammengehörigkeit von Projekt und Politik sehr wohl verstehen. Verärgerte Briefe zu unserem politischen Engagement lassen sich an einer Hand abzählen. Die Zahl der Briefe, die mehr Politik, Aufklärung und Analyse verlangen, füllen – bildlich gesprochen – Schränke.
«Ein grosser Teil der Politik ist von den sozialen Realitäten der Schweiz weit entfernt.» Was geben Sie Ihrem Nachfolger Peter Marbet mit auf den Weg? Ich kann meinem Nachfolger mit Gewissheit sagen, dass ihn eine der spannendsten Aufgaben dieser Zeit erwartet: vielfältig, mitten in der Brandung der Zeit, mit Resonanz, faszinierend. Interview: Stefan Gribi
Seit Ihrem Antritt als Caritas-Direktor haben Sie ein Thema immer wieder stark betont: den Klimawandel. Was kann die Caritas zu diesem Thema beitragen? Die Klimafrage ist grundsätzlich betrachtet nicht kompliziert. Sie ist eine Frage der Gerechtigkeit. Weil wir über unseren CO2-Ausstoss das Klima erwärmen, stür-
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Brennpunkt
Nach der Explosion leistet Caritas rund um die Uhr Nothilfe für die Betroffenen. Sie verteilt Medikamente, warme Mahlzeiten und Essenspakete.
Eine Explosion in einem Land, das schon am Boden liegt Die Explosion in der libanesischen Hauptstadt traf ein Land, das mitten in der Corona-Pandemie wirtschaftlich und sozial bereits am Abgrund steht. Seit 2012 leistet die Caritas im Libanon Hilfe im Rahmen der durch den Syrienkrieg entstandenen Flüchtlingskrise. Sie bleibt auch jetzt an der Seite der Menschen. Eine kurze Chronologie der Krisen – und der Hilfe, die nun dringender nötig ist denn je.
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Januar 2016 Gastgeber in Not
Oktober 2019 Kein Bargeld mehr an den Automaten
Rund 1,5 Millionen Syrerinnen und Syrer leben nun im Libanon, eine Zahl, die bis heute gleich hoch geblieben ist. Die meisten Flüchtlinge wohnen in ärmlichsten Verhältnissen. Die Infrastruktur, der Arbeitsmarkt und das Schulsystem sind heillos überlastet. Auch die libanesische Bevölkerung verarmt zusehends. Spannungen zwischen Flüchtlingen und Gastgesellschaft nehmen zu. Die Caritas unterstützt mit ihren Projekten im Libanon sowohl syrische Flüchtlinge als auch benachteiligte Libanesinnen und Libanesen.
Eine schwere Finanzkrise bricht sich Bahn. Inflation greift um sich. Bis zum Sommer 2020 wird das libanesische Pfund 80 Prozent seines Werts verloren haben, die Preise für Nahrungsmittel werden um fast 90 Prozent gestiegen sein. 15. März 2020 Das Coronavirus im Libanon Ein nationaler Lockdown von über zwei Monaten beginnt, auch, um die Spitäler in der Corona-Krise zu entlasten. Wegen der Finanzkrise können sie kein Personal
bezahlen und veraltete Geräte nicht ersetzen. Unzählige Menschen haben gar keinen Zugang zu nötiger medizinischer Versorgung. 30. Juli 2020 Armut greift um sich Weil die Corona-Fälle rapide zunehmen, verhängt die Regierung erneut Lockdown-Massnahmen. Knapp die Hälfte der Menschen ist nun arbeitslos. Die Ärmsten können sich kaum noch Lebensmittel und medizinische Grundversorgung leisten. «Auch die Mittelschicht stürzt jetzt ab, weil die Kosten für Bildung stark gestiegen sind», sagt Frederic Wiesenbach, Caritas-Programmmanager im Libanon. Neben der Überlebenshilfe sind Projekte im Bildungsbereich inzwischen ein zentraler Schwerpunkt der Caritas- Arbeit im Libanon.
Bilder: Caritas Schweiz, Carmen Yahchouchi / Fairpicture
Brennpunkt 4. August 2020 Überall Trümmer und Verletzte «Die Druckwelle schleuderte mich 10 Meter weit», erzählt der junge Friseur Hamid. Kurz nach 18 Uhr ereignet sich im Hafen von Beirut eine massive Explosion. Über 150 Menschen sterben, 300 000 werden obdachlos. Auch die bedeutendsten Spitäler sind getroffen. «In der Notaufnahme sah es aus wie im Krieg. Zwischen den Trümmern versuchte das Personal verzweifelt, die Verletzten zu versorgen», sagt die medizinische Assistentin Lauren. Caritas Libanon, Partnerin von Caritas Schweiz, beginnt noch am Abend mit Nothilfe.
September 2020 Bargeldhilfe und psychologische Betreuung Dank der grossen Solidarität auch der Spenderinnen und Spender in der Schweiz kann die Caritas mit einem längerfristigen Projekt starten: Über Bargeldhilfe werden besonders verletzliche Familien die nötigsten Dinge einkaufen und Reparaturen finanzieren können. Und Caritas Schweiz wird die Menschen psychologisch begleiten.
November 2020 Die Zukunft ist ungewiss Das im September begonnene Projekt wird bis Ende April 2021 8800 Menschen erreichen. Daneben engagiert sich die Caritas mit ihren laufenden Projekten weiterhin für eine bessere Bildung und menschenwürdigen Wohnraum im Libanon. Die Zahl der Corona-Fälle steigt weiter, auch bei der Inflation zeichnet sich kein Ende ab. Das Schicksal des Libanon ist auf der Kippe. «Mein Land stirbt langsam», sagt Hamid. «Ohne internationale Hilfe geht es nicht.» (ah)
5. August 2020 Warme Mahlzeiten und Medikamente Weiterhin irren verletzte und obdachlose Menschen in den Strassen umher. Rund um die Uhr ist die Caritas für die Betroffenen da. Sie hat in den besonders betroffenen Quartieren Zelte als Anlaufstellen errichtet und leistet medizinische Hilfe, verteilt Medikamente, warme Mahlzeiten und Essenspakete. 7. August 2020 Zerstörte Existenzen Überall wird aufgeräumt. Caritas-Teams helfen auch beim Räumen und leisten psychologische Unterstützung. Viele Menschen stehen jetzt vor dem Nichts: «Wir schlafen in unserem einsturzgefährdeten Haus», erzählt die Helferin Zara. Und Hamid ergänzt: «Mein Coiffeursalon liegt in Schutt und Asche, Reserven habe ich keine. Wovon soll ich leben?» 30. August 2020 «Wir stehen zusammen» Die Caritas hat mit ihrer Ersthilfe 50 000 Menschen unterstützt. Dafür konnte sie auf eine grosse Solidarität zählen: Viele lokale Freiwillige halfen, wo sie konnten, obwohl viele Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus hatten – und verloren dabei weder Humor noch Hoffnung. «Wir stehen zusammen in Beirut!», sagen sie.
Die Geschichte von Taima und Abbas Taima Khaltoum steht am Abend des 4. August in der Küche ihrer winzigen Beiruter Wohnung. Die Kinder spielen nebenan. Taima bereitet gerade das Abendessen zu, als der Strom ausfällt. Das kommt im Libanon täglich vor. Ihr Mann Abbas kommt in die Küche, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist. Da lässt eine massive Explosion das Haus beben. Instinktiv drückt Taima ihre Kinder gegen die Wand und legt schützend ihre Arme um sie. Glassplitter, Bretter und Steine regnen auf das kleine Menschengrüppchen. Zwei ihrer vier Mädchen werden verletzt. Türen und Fenster bersten, die Küche und das Badezimmer liegen in Trümmern.
Es ist bereits das zweite Mal, dass Taima und Abbas erleben müssen, wie ihr Zuhause verwüstet wird. 2015 wurde ihr Haus in Syrien im Krieg komplett zerstört. Die Familie floh daraufhin in den Libanon, wo Abbas sie gerade so durchbringen konnte. Doch seit der Finanzkrise hat er immer weniger Arbeit. Die Corona-Krise verschärft die Situation weiter. Abbas macht sich riesige Sorgen, dass er seine Familie bald nicht mehr ernähren kann. Taima lernt nun nähen, kann damit aber noch kein Geld verdienen. Die kleine Familie ist sehr dankbar, dass ihr die Caritas in dieser schweren Zeit unter die Arme greift. (ah)
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Klima
Bei Safarbi Latifova holen sich gerne auch männliche Kollegen einen Rat zur Pflege von Obstplantagen.
Mit Obstplantagen und Satellitenbildern gegen Erosion Tadschikistan zählt zu den Ländern, die dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt sind. Wie die Bevölkerung dramatischen Folgen wie Überschwemmungen und Dürren nicht schutzlos ausgeliefert bleibt, zeigt ein erfolgreiches Projekt der Caritas Schweiz in der Region Ost-Khatlon beispielhaft auf. Für die Bevölkerung im gebirgigen Tadschikistan ist der Klimawandel harte Realität. Die Temperaturen sind deutlich gestiegen, Dürren wechseln sich ab mit starken Niederschlägen und Überschwemmungen sowie Bergrutsche nehmen zu. Kleinbauernfamilien müssen zusehen, wie der Boden weggeschwemmt wird, auf dem sie Getreide anbauen und ihre Tiere weiden lassen. Seit 1991 ist die Waldfläche von 20 auf 3 Prozent geschrumpft. Denn die verarmte Bevölkerung braucht in den harten Wintern Holz zum Heizen. Strom, Erdgas und Kohle sind als Folge des erbitterten Bürgerkriegs in der einst florierenden Sowjetrepublik kaum mehr erhältlich.
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Nachhaltig und existenzsichernd Mit dem Zusammenbruch der Industrie war ein Grossteil der Bevölkerung wieder auf die Landwirtschaft angewiesen. Gleichzeitig wurde deren wichtigste Basis, der fruchtbare Boden, durch Übernutzung immer stärker degradiert, was zu schwindenden Ernteerträgen führte. Dieser fatalen Entwicklung entgegenzuwirken, war das Ziel eines Projekts, das Caritas Schweiz seit 2011 mit Unterstützung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) realisierte. Im Vordergrund stand dabei, in der Bevölkerung betreffend Klimawandel und seine Risiken zu sensibilisieren. Zudem sollen die Menschen lernen, wie sie die natür-
lichen Ressourcen schützen und Landwirtschaft existenzsichernd und nachhaltig betreiben können. Weniger Kühe, mehr Milch Eine zentrale Massnahme waren Verbesserungen in der Viehhaltung. Bäuerin Saida Mirzoeva aus dem Dorf Dehlolo in der Region Ost-Khatlon erzählt: «Bei den Schulungen von Caritas Schweiz habe ich gelernt, dass wir die Produktivität unseres Viehbestandes steigern können, wenn wir weniger Tiere halten und diese stattdessen mit mehr und nahrhafterem Futter versorgen. Heute bekomme ich von zwei Kühen eine grössere Menge Milch mit höherem Fettanteil als vorher von fünf Kühen. Dadurch kann ich mehr Joghurt produzieren und verkaufen.» Eine sorgsamere und gemeinschaftliche Weidebewirtschaftung schont zudem die Hänge vor Erosion und Erdrutschen.
Bilder: Caritas Schweiz
Klima
2012: Früher war der Boden komplett der Erosion ausgesetzt.
Eine stolze Obstbauexpertin Eine Verbesserung der Situation liess sich durch das Anlegen von Obstplantagen erzielen. Auch hier verbindet sich der Schutz des Bodens mit der Schaf-
Satellitenbilder zeigen Bauern auf, wo Risiken für Überschwemmungen und Hangrutsche bestehen. fung neuer Einkommensquellen. Dabei werden auch traditionelle Geschlechterrollen überwunden, wie Bäuerin Safarbi Latifova aus dem Dorf Dendistan erläutert: «In unserer Gesellschaft heisst es oft, dass eine Frau keine landwirtschaftlichen Ratschläge geben könne. Aber da ich bewiesen habe, dass ich mich gut um eine Obstplantage kümmern kann, fragen mich heute die Männer um Rat in Bezug auf die Veredelung oder welche Art von Dünger sie verwenden sollen.» Satellitenbilder ermöglichen gezieltes Handeln Innovativ sind aber auch die technischen Methoden, die zur Unterstützung des Projekts eingesetzt werden. Caritas
2019: Dank einer Obstplantage kann der Boden mehr Wasser aufnehmen und das Risiko einer Überschwemmungen reduziert sich.
nutzt Satellitenbilder und macht diese den Bauern zugänglich. Sie zeigen, wo Risiken für Überschwemmungen und Hangrutsche bestehen. Und sie machen auch gut sichtbar, wo die degradierte Natur in den letzten Jahren wieder grün und fruchtbar geworden ist. «Zu den wichtigsten Errungenschaften des Projekts zählt, dass Naturkata strophen, insbesondere Überschwemmungen, seltener werden. Die Erosion geht zurück», erklärt Jumakhon Safarov, Leiter der Landwirtschaftsabteilung des Distrikts Muminabad. «Durch die Baumund Staudenpflanzungen wurde die Degradierung gestoppt und die Fruchtbarkeit des Landes erhöht. Die meisten Hänge im Projektgebiet sind nicht mehr
der Gefahr von Erdrutschen ausgesetzt.» Die positiven Veränderungen sind nachhaltig: Die Behörden wenden Ansätze, die mit C aritas entwickelt wurden, auch nach Abschluss des Projekts zusammen mit der Bevölkerung an. (sg)
Mehr Infos: caritas.ch/programme-tajikistan
Wetterstationen für Bauernfamilien Das Wetter ist für die armen Bauern entscheidend – das Timing von Frost, Wärme und Regen bestimmt Ertrag und Qualität der Ernte sowie Häufigkeit und Stärke von Naturkatastrophen. Häufig sind die Bauern diesem Geschehen uninformiert ausgesetzt. Ein neues Projekt der Caritas Schweiz in Tadschikistan will solche lebenswichtigen Informationen «über die letzte Meile» auch Bäuerinnen und Bauern zugänglich machen: Wetterstationen sollen ihnen dabei helfen, profitable und nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und auf Naturgefahren besser vorbereitet zu sein.
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Menschen
Richard Haep steht in der Corona-Krise den Ärmsten in Bolivien bei.
Er besucht die indigene Bevölkerung und informiert sie über Präventionsmassnahmen.
Corona-Krisenmanager in Bolivien Richard Haep, der Caritas-Direktor in Bolivien wurde zum Corona-Krisen manager. Ununterbrochen setzte er sich für die Ärmsten der Bevölkerung ein, die am meisten bedroht waren. Richard Haep (55) meistert im Moment eine der grössten Herausforderungen seiner beruflichen Laufbahn. Seit Anfang 2018 ist er Direktor von Caritas Schweiz in Bolivien. Die Corona-Krise verlangt viel von ihm ab. Nachdem im März erste Fälle auftauchten, wurde das Land bis Ende
«Die Menschen vergruben die Toten nachts neben dem Haus.» Juni in einen strengen Lockdown versetzt. «Das Gesundheitssystem brach ziemlich schnell zusammen, ein Drittel der Ärzte und des Pflegepersonals infizierte sich», erzählt er. «Im ganzen Land gab es nur 238 Intensivplätze. Sauerstoffgeräte und Masken gab es zunächst nicht. Dann konnte der Sauerstoff, der im Tiefland hergestellt wurde, wegen Strassenblockaden nicht transportiert werden.» Richard sah sich mit einem Berg von Koordinations- und Informationsaufgaben konfrontiert. «Wir trieben Nothilfegelder auf, erstellten Sicherheitsprotokolle für das eigene Personal sowie die Part-
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nerorganisationen, beschafften Ausnahmegenehmigungen, um überhaupt arbeiten zu können, erklärt er. «Und natürlich mussten die Menschen, die in den verschiedenen Projekten Hilfe finden, geschützt werden.» Die Mädchen im Haus von Munasim Kullakita, die vor sexueller Gewalt geflüchtet sind, mussten im Heim in Quarantäne verharren. Auch die venezolanischen Flüchtlinge in den verschiedenen Unterkünften der Caritas-Partner mussten sich drei Monate einschliessen, bis sie wieder zurück auf die Strasse gingen, um ein Einkommen zu haben. Dort verkaufen sie Bonbons oder putzen Autoscheiben. «Für sie mussten wir danach neue Unterkünfte suchen, sie konnten nicht mehr in die Herberge zurück, weil sie Frauen und Kinder hätten infizieren können», erklärt Richard Haep. 50 tote Chauffeure und Gräber neben dem Haus Auch in den engen Wohnverhältnissen in El Alto – ein Slum auf 4000 Metern Höhe am Rande von La Paz – organisierte er Hilfe für die Ärmsten. Viele Menschen, die
von der Hand in den Mund leben, konnten nicht zu Hause bleiben, sie mussten sich irgendwie Nahrung und ein minimales Einkommen beschaffen. In Mikrobussen fahren sie zum Markt. In den engen Gefährten ist die Ansteckungsgefahr gross. Fünfzig Buschauffeure starben an Covid-19. Die offiziellen Infiziertenzahlen in Bolivien sind deutlich zu niedrig. Jeder zweite Coronatest ist positiv. «Indigene seien immun» «In den Dörfern wurden Familien, die einen Krankheitsfall hatten, stigmatisiert», berichtet Richard. «So hielten viele die Krankheit von Angehörigen geheim. Sie liessen die Toten oft tagelang zu Hause liegen und vergruben sie nachts neben dem Haus.» Viele Indigene starben, weil es zuerst hiess, sie seien immun. Informationen, wie man die Krankheit mit Hygienemassnahmen, Abstand und Quarantäne verhindert, fehlten überall. Gemeinsam mit anderen Organisationen, verfasste die Caritas wöchentliche Berichte für Regierung, UNO und Botschaften. Für ihre solidarische Hilfe wurden sie jüngst vom bolivianischen Aussenministerium geehrt. Und die Hilfe geht weiter, denn Corona ist auch in Bolivien noch lange nicht vorbei. (lf)
Bilder: Caritas Schweiz
Weltweit
Corona in armen Ländern: Die Hilfe von Caritas ist unerlässlich Das Coronavirus verursacht eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise und breitet sich in den armen Ländern im Süden rasant aus. Gemäss der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) werden in den Entwicklungsländern zwischen 90 und 120 Millionen Menschen von extremer Armut betroffen sein. Caritas Schweiz engagiert sich in 14 Ländern, die vom Coronavirus betroffenen sind und in denen Aufklärung zu Hygienemassnahmen und humanitäre Hilfe dringend benötigt werden. In den Entwicklungsländern wirkt sich die Covid-19-Pandemie drastisch auf die Gesundheit der Menschen aus, denn
«In den Entwicklungsländern werden zwischen 90 und 120 Millionen Menschen von extremer Armut betroffen sein.» vielerorts mangelt es an Behandlungsmöglichkeiten. Inzwischen verzeichnet Lateinamerika die meisten Virus-Toten
In Kadiolo, Mali, werden Hygiene-Kits verteilt.
Bild: Frédéric Sidibé
weltweit. In Brasilien unterstützt Caritas die Menschen im Nordosten des Landes, indem sie Hygiene-Kits verteilt sowie über Hygiene- und Präventionsmassnahmen aufklärt. In Haiti liess Caritas Schweiz Handwaschstationen installieren und ebenfalls Hygiene-Kits verteilen. Auch in Afrika hat Caritas Schweiz Aufklärungskampagnen lanciert. In Mali, Burkina Faso, Äthiopien, Somaliland sowie im Tschad und im Südsudan beliefern Caritas-Mitarbeitende die Menschen mit Hygiene-Kits und zeigen ihnen, welche Massnahmen sie zur Prävention ergrei-
fen können. Aufklärung erfolgt auch über Radiosendungen oder mittels Postern in den lokalen Sprachen. In der Corona-Krise steigt die Zahl der Hungernden Die Pandemie hat aber noch dramatischere Folgen. So steigt in der Corona-Krise die Zahl der Hungernden auf der Welt. Mit der Schliessung von Schulen entfällt nämlich für Millionen von Kindern nicht nur der Unterricht, sondern oft auch die wichtigste Mahlzeit des Tages. Und mit dem Lockdown haben viele Leute ihre Einkommensquelle verloren. Zwei Milliarden Menschen sind im informellen Sektor tätig und leben von der Hand in den Mund. Nun sind ihre Einnahmen plötzlich weggebrochen und gleichzeitig steigen die Lebensmittelpreise. Die Zeit drängt Lebensmittelhilfen sind somit unverzichtbar. Im Nordosten Brasiliens verteilt Caritas Lebensmittelpakete an benachteiligte Familien, wobei die jeweiligen Nahrungsmittel bei lokalen Produzenten eingekauft werden. Darüber hinaus hat Caritas Schweiz in der Region Bandiagara, im Zentrum von Mali, Lebensmittel an mehr als 3500 Menschen verteilt sowie auch die Bedürftigsten in Burkina Faso und Uganda versorgt. Längerfristig hilft Caritas den Menschen, den Zugang zu den Märkten zu erhalten. Dies hilft ihnen auf lange Sicht, ein sicheres Einkommen zu generieren. Die Zeit drängt: Die Pandemie und die damit einhergehenden Turbulenzen drohen die weltweiten Fortschritte bei der Armutsbekämpfung um 20 Jahre zurückzuwerfen. (vm)
Nähere und aktuelle Informa tionen zu unseren weltweiten Hilfsprogrammen finden Sie unter: caritas.ch/pandemie
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Service Sozialalmanach 2021
Positionspapier Armutsmonitoring
Armut grenzt aus Armut schränkt in verschiedener Hinsicht die gesellschaftliche Teilhabe ein. Der Sozialalmanach 2021 fokussiert erstmals auf die Mechanismen von sozialer Ausgrenzung und darauf, wie diese mit der Armuts problematik verschränkt sind. So werden gesellschaftliche (Macht-)Verhältnisse sichtbar, die dazu führen, dass Menschen in demokratischen Gesellschaften trotz garantierter sozialer und politischer Rechte Ausgrenzung erfahren. Ein Schwerpunkt liegt darauf, wie der Arbeitsmarkt seine Integrationsfunktion zunehmend verloren hat, ohne dass die Gesellschaft adäquat darauf antwortet. Wie nicht zuletzt die Corona-Krise gezeigt hat, sind gerade Menschen in schlecht bezahlten Berufen dem Risiko der Arbeitslosigkeit besonders stark ausgesetzt. Gleichzeitig ist ein Job längst kein Garant mehr für Inklusion. Prekäre Arbeitsverhältnisse beeinträchtigen nicht nur die eigenen finanziellen Verhältnisse, sondern erhöhen die Gefahr sozialer Isolation. Das Exklusionspotenzial hat sich durch die Dominanz des Ökonomischen in allen Lebensbereichen generell stark erhöht. Im Sozialalmanach werden auch Lösungen
diskutiert: Was muss ändern, damit die Inklusion gestärkt wird und sowohl Armut als auch soziale Ausgrenzung bekämpft werden? (msp)
Das Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der Schweiz
Die Corona-Krise hat uns vor Augen geführt, wie viele Menschen in der Schweiz in prekären Situationen leben. Wir haben heute ein lückenhaftes Bild der Armutssituation in der Schweiz. Viele Kantone wissen wenig darüber, wie stark ihre Bevölkerung von Armut betroffen ist und welche Gruppen ein besonders Risiko haben. Vergleich zwischen Kantonen Ohne ein fundiertes und regelmässiges Armutsmonitoring sind die Prävention und Bekämpfung von Armut nicht möglich. Caritas Schweiz und die Berner Fachhochschule haben ein Monitoring-Modell entwickelt, mit dem die Kantone ihre Armutssituation verfolgen können. Ein Vergleich der Armutssituation zwischen den Kantonen über einen längeren Zeitraum ist zentral. Nur so kann die Wirkung von politischen Massnahmen und sozialstaatlichen Leistungen zur Armutsbekämpfung gemessen werden. (lf)
Caritas-Verlag Luzern, Januar 2021, 320 Seiten / 36 Franken Online bestellen: shop.caritas.ch oder per Mail: info@caritas.ch
Almanach Entwicklungspolitik 2021
Wege aus der Ernährungskrise Seit mehreren Jahren steigt die Zahl der Menschen, die hungern, wieder an. Ein Ende ist infolge der Verwerfungen durch die Corona-Krise nicht in Sicht. Welche Ansätze könnten dem elementaren Recht auf Nahrung für alle zum Durchbruch verhelfen? Ziel ist nicht nur, dass die Menschen satt werden, sondern auch, dass sie keine Mangelerscheinungen aufweisen. Der «Almanach Entwicklungspolitik» vermittelt einen Überblick über die globale Dimension der Hungerkrise und fragt, wie die soziale und ökologische Transformation gelingen kann. (msp)
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Das Caritas-Jahrbuch zur humanitären Schweiz Caritas-Verlag Luzern, September 2020, 260 Seiten / 39 Franken Online bestellen: shop.caritas.ch oder per Mail: info@caritas.ch
Weitere Informationen: caritas.ch/armutsmonitoring
Gemeinsam
Agenda 5. Dezember 2020 youngCaritas-Award, ab 18.30 Uhr Dynamo, Zürich Live Streaming: www.youngcaritas.ch/award 12. Dezember 2020 Aktion «Eine Million Sterne» ab 16.00 Uhr in der ganzen Schweiz Orte und Informationen: www.einemillionsterne.ch
iostudio. em Workshop im Rad vollem Einsatz bei ein Eine der Freiwilligen in
#Häschgwüsst: Ein Podcast für junge Menschen – aber nicht nur
29. Januar 2021, ganztags Caritas-Forum «Armut grenzt aus» Eventforum, Bern 9.30 –15.30 Uhr Anmeldung: caritas.ch/forum oder 041 419 22 22
Eine Gruppe junger Freiwilliger von youngCaritas hat eine Podcast-Serie gestartet. Das Ziel ist, sich mit der Entwicklungszusammenarbeit, globalen Verknüpfungen und der Verantwortung der Schweiz auseinanderzusetzen. Sie sind der Meinung, dass eine nachhaltige und wirkungsvolle Entwicklungszusammenarbeit echten Dialog und eine breite Diskussionbasis braucht. Keine Frage – unsere Welt steht vor globalen Herausforderungen. Klimawandel, Armut oder die Covid-19 Krise können nicht von einzelnen Staaten oder durch scheinheilige Abkommen gelöst werden. Aber was ist in diesen Verstrickungen die Rolle der Schweiz? Was hat das mit Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zu tun? Mit diesen Fragen haben sich die Freiwilligen intensiv beschäftigt und, nach einem Workshop im Radiostudio, die ersten PodcastFolgen unter dem Slogan «#Häschgwüsst – Was du über Entwicklungszusammenarbeit noch wissen wolltest», aufgenommen. In den ersten vier geplanten, kurzen und knackigen Podcast-Folgen wird man als Zuhörer in die Thematik der EZA eingeführt. Expertinnen informieren zur Entwicklungspolitik und der Rolle der Schweiz, über den Zusammenhang der Klimagerechtigkeit mit der EZA und bie-
Bild: youngCaritas
ten einen spannenden Einblick, wie ein Projekt im Ausland konkret aussehen kann. Aber natürlich kommen auch junge Menschen zu Wort und diskutieren darüber, wie man genau selbst aktiv werden kann. Am besten hörst du selber rein auf Spotify unter youngCaritas oder unter www.youngcaritas.ch/häschgwüsst Anina Schuler
Aktiv werden Dein Engagement zählt. Bist du neugierig geworden, hast eigene Ideen und Lust, mitzumachen? Auch du kannst bei der Gestaltung einer Podcast-Serie oder bei einer Aktion im öffentlichen Raum zum Thema EZA mitwirken. Melde dich bei uns: www.youngcaritas.ch/häschgwüsst
Weihnachtskarten von Caritas Mit den Caritas-Weihnachtskarten setzen Sie ein Zeichen. Ein Zeichen der Solidarität für armutsbetroffene Menschen. Die hochwertigen Karten sind von jungen Künstlern gestaltet. Ein Einlageblatt und ein passendes Couvert sind dabei. Wähen Sie aus 34 kreativen Sujets aus: shop.caritas.ch
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Für Lars M. nicht neu: Er konnte sich noch nie ein Ticket leisten.
Corona verschärft die Armut in der Schweiz. Mit Ihrer Spende helfen Sie Menschen in Not. www.caritas.ch/corona
/Persönlichkeitsschutz: Name und Bild geändert
Die Schweiz lernt, auf Grossanlässe zu verzichten.