![](https://stories.isu.pub/53607126/images/9_original_file_I2.jpg?width=720&height=362&orient=1&quality=85%2C50)
2 minute read
Einführung
Advertisement
Menstruation ist völlig normal, jedenfalls sollte sie so wahrgenommen werden. Handelt es sich doch um einen natürlichen Vorgang, der sich meist monatlich wiederholt, um langfristig eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Dennoch wird im Sinne des gesellschaftlichen Konsens die Periode als Tabu angesehen. Dieses Tabu hat zur Folge, dass jegliches Sichtbarwerden des Menstruationsblutes oder selbst des Intimhygiene-Produktes, welches zur Behebung des Umstandes eingesetzt werden soll, negativ belastet ist.
![](https://stories.isu.pub/53607126/images/9_original_file_I1.jpg?width=720&height=306&orient=1&quality=85%2C50)
In Anbetracht dessen, dass eine westliche Frau in ihrem Leben ca. 450 Zyklen durchlebt, was bedeutet, dass diese , bei einer durchschnittlichen Zykluslänge von fünf Tagen, zusammengenommen eine Zeitspanne von sechs Jahren mit ihrer Menstruation verbringt, ist der Umgang mit der Menstruation nach wie vor an Produkte gebunden, welche seit den 60er Jahren keine oder nur geringe Weiterentwicklungen erfahren haben. Durch Menstruationsaktivistinnen wie Rupi Kaur bin ich auf das Thema aufmerksam geworden, da die allgemeine Empörung, welche durch die Blockierung ihrer Bilder auf Instagram aufkam, in einer Deutlichkeit zeigt, wie viel Unsicherheit aber auch Chancen in diesem Thema zu ergründen sind. Die Frage nach dem “richtigen” Umgang mit der Menstruation, kann gerade Disziplinen wie das Design herausfordern.
![](https://stories.isu.pub/53607126/images/9_original_file_I0.jpg?width=720&height=297&orient=1&quality=85%2C50)
Methode der Recherche
In der theoretischen Ausarbeitung wird die Wahrnehmung der Menstruation durch verschiedene thematische Perspektiven auf das Thema behandelt. Die Analyse der aktuellen Werbung für Menstruationsprodukte, wie z. B. Tampons oder Binden, ist ein wichtiger Ansatz, da diese für jeden zugängliche, öffentliche Darstellungen der Menstruation sind. Im Kontrast dazu wird ebenfalls untersucht, wie die Menstruation durch Frauenbewegungen dargestellt werden, die unter anderem das von der Werbung dargestellte Frauenbild kritisieren. Andererseits ist die nichtöffentliche Ebene der persönlichen und sehr intimen Wahrnehmungen, ebenfalls relevant.
Dazu habe ich einzelne Menstruierende befragt, welche sich durch ungewöhnliche Umgangsweisen mit der Menstruation als besonders aufschlussreich für den praktischen Teil der Arbeit erweisen. Des Weiteren ist die Beschäftigung mit der Ästhetik der Darstellungen und dem pragmatischen Anspruch der heutigen, aber auch historischen Vorgängern der Menstruationsprodukte Gegenstand meiner Recherche für die Konzeptionierung eines neuartigen Menstruationsproduktes. Die aktuelle Wahrnehmung der Menstruation in der westlichen Welt mit einem Fokus auf den deutschsprachigen Raum anhand unterschiedlicher, thematischer Kategorien erfassen zu wollen, erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Zielsetzung der praktischen Umsetzung
Die praktische Umsetzung fußt auf den Erkenntnissen, welche durch die theoretische Annäherung an das Thema gewonnen wurden. Die meisten Arten der Menstruationsprodukte sind eine Belastung für das gesamte Ökosystem, da es sich um Einmalprodukte aus nicht wiederverwertbaren Materialien handelt. Deshalb ist die mehrfach verwendbare Menstruationstasse aus einem Silikon, welches im medizinischen Bereich bereits eine häufige Anwendung findet, ein Vorbild für das zu entwickelnde Produkt.
Ziel ist es - durch ein Neudenken der eigentlichen Interaktion mit dem Produkt - dieses so weiterzuentwickeln, dass es sich von den aktuell gängigen Menstruationsprodukten unterscheidet. Im Detail bedeutet dies, dass das Produkt weiterhin im Inneren platziert wird, um das Menstruationsblut am unkontrollierten Heraustropfen aus der Vagina zu hindern, allerdings mit dem Zusatz, dass es der Benutzerin ermöglicht werden soll, das Blut im richtigen Moment freizugeben.
Das neue Menstruationsprodukt soll mit dieser Funktion eine neue Ebene des Pragmatismus’ mit der Menstruation begünstigen. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Art künstlichen Schließmuskel, oder technisch formuliert, um ein Ventil. Die bereits erwähnte Interaktion verleiht der auf den ersten Blick nüchtern wirkenden, technischen Machbarkeit eine neue Qualität. Durch die Entwicklung einer Fernbedienung, welche die nicht manuelle Bedienung des Ventils im Inneren unterstützt, wird ein neuer Handlungsspielraum möglich, der ebenfalls gestaltet werden will. Mit diesem System aus Ventil und Fernbedienung soll ein neuer, intimer Moment entstehen, welcher der Situation gerecht wird. Die Gestaltung der Fernbedienung begünstigt je nach Art des Tragens einen dezenten und diskreten oder einen aufgeschlossenen Umgang mit der Menstruation, da diese sich durch ihre Größe in der Tasche verstauen oder als ein selbstbewusstes Statement wie ein Schmuckstück tragen lässt.