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Aktuelle Designkonzepte
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Gegenwärtig und zukünftig wird der Umgang mit der Menstruation immer interessanter für Designer*innen und Gestalter*innen, was sich anhand aktueller Designkonzepte festmachen lässt.
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Das Beispiel „Flex“, eine Menstruationsscheibe, welche vom US amerikanischen Start-up „The Flex Company“ seit August 2015 entwickelt und zur Marktreife gebracht wurde, setzt sich mit seinem neuartig erscheinenden Design für die Konsumentin ein und verspricht mit dem Slogan „Live like you‘re not on your period“ ein Gefühl der Unbeschwertheit, welche die Situation und Schmerzen nach wie vor beschönigt, wie auch schon in der Tampon- und Bindenwerbung festgestellt wurde. Bei „Flex“ handelt es sich um eine Art Diaphragma oder „Soft Cup“, welches einen fleckenfreien Geschlechtsverkehr während der Periode ermöglicht, aber auch als generelles Einwegintimhygiene-Produkt verwendet werden kann. Die Corporate Identity von „Flex“ zeigt eine Möglichkeit, sich gezielt von dem Mainstream der Intimhygiene-Produkte abzuheben. Die Kolumnistin Carolin Würfel bezeichnet das Produkt als „eher elegant bis protzig“.
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Ein weiteres Beispiel ist die menstruationssichere Unterwäsche „Thinx“, welche von der Zeitschrift „Time“ als eine der besten Erfindungen des Jahres 2015 gekürt wurde. Die bereits erwähnte Instagramerin Miki Agrawal ist eine der Gründerinnen der Unterwäschemarke, welche in New York verortet ist und in Sri Lanka produzieren lässt. Durch mehrfache Lagen aus Nylon schafft es diese Unterwäsche, laut der Firma „Thinx“, die Blutmenge von bis zu zwei Tampons aufzunehmen.
Anders als Binden soll diese Unterwäsche zusätzlich dazu im Stande sein, der Benutzerin nicht das Gefühl einer nassen Windel zu geben. „Thinx“ Unterwäsche bleibt bei richtiger Anwendung oberflächlich trocken, da das Blut in die Zwischenlagen geleitet wird. Anders als die „Flex Company“ schreibt sich die Firma „Thinx“ Nachhaltigkeit vor. Die verschiedenen Slip Modelle sind aus diesem Grund waschbar und wieder einsetzbar, was auch den relativ hohen Preis von 20 bis 30 Euro erklärt. Die Corporate Identity der Marke „Thinx“ setzt innerhalb seiner Branche neue Maßstäbe. Durch sehr modische, stark reduzierte Bilder schafft es „Thinx“ feministische Aussagen mittels Metaphern anzudeuten. Es wird indirekt auf die weiblichen Geschlechtsorgane oder den Zyklus durch den Vergleich mit aufgeschnittenen Früchten oder, wie in Abb. 45 zu sehen, mit Eiern angespielt. Damit verleiht die Firma „Thinx“ seinen Produkten, welche ohne diese Inszenierung wie „normale“, unspektakuläre Unterwäsche wirken, eine gewisse Wertigkeit, Eleganz aber auch jugendliche Frische und weniger eine Assoziation mit dem veralteten, medizinisch und hygienischen Bild vergangener und gegenwärtiger Menstruationsprodukte.
Allerdings trägt das erneute Nicht- Erwähnen mittels einer rein abstrahierten oder metaphorischen Darstellung zu einer Entnormalisierung der alltäglichen Menstruationserfahrung bei, da diese Darstellungen den bereits erwähnten Bildern der gegenwärtigen Werbung für Menstruationsartikeln im Kern durch das „Verschleiern“ der tatsächlichen Situation ähneln.
Die Firma engagiert sich ähnlich wie die meisten Produzenten von Menstruationsartikeln auch in sozialen, aufklärerischen aber auch emanzipatorischen Angelegenheiten. Ein Teil des Erlöses von jedem gekauften „Thinx“ Slip geht beispielsweise an die Organisation Afripads, die Frauen in Uganda den Zugang zu wiederverwendbaren Binden ermöglicht.
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Ein weiteres Beispiel ist ein Kickstarter- Konzept mit dem Namen „Looncup“, es soll der Menstruierenden erlauben mehr Kontrolle und mehr Wissen über ihre Zyklus Gesundheit durch die damit verbundene Menstruationsblutung zu erlangen. Auf Looncups Kickstarterkampagne präsentiert sich das Startup mit einem visionären Konzept, dass die Bedeutung der Menstruation neu definieren möchte.
Das Konzept erlaubt es, durch den in der Menstruationstasse integrierten Sensor, die Menge und die Farbe des Menstruationsblutes analysieren zu lassen, sich mittels einer App darüber zu informieren und einen Gesamtüberblick über die Regelmäßigkeit des Zyklus‘ zu erstellen, damit beispielsweise vor Beginn der Menstruation rechtzeitig informiert werden kann oder, wenn die Menstruationstasse vollgelaufen ist, durch eine „Push“-Nachricht auf dem Smartphone, diese rechtzeitig entleert werden kann. Das Projekt erlangte bereits über 100.000 US Dollar bei einem Ziel von 50.000 US Dollar und soll 2017 auf den Markt kommen.