![](https://stories.isu.pub/53607126/images/24_original_file_I0.png?width=720&height=624&orient=1&quality=85%2C50)
3 minute read
Befragung zum persönlichen Umgang mit der Menstruation
Advertisement
Aufgrund der Differenz zwischen dem in der Werbung propagierten Geschehnissen und der individuellen Realität der Menstruation kommt es mitunter zu sehr unterschiedlichen Haltungen und Umgangsweisen mit der Monatsblutung. Trotz der Varianz scheint eine eher negativ gestimmte Grundhaltung zu existieren, die auch gesamtgesellschaftlich in dieser stark negativen Weise vertreten zu sein scheint und die Betroffenen dazu nötigt ihre Periode zu verstecken. Hinzu kommt, dass es nicht den einen, „richtigen“ Umgang mit der Menstruation gibt. Somit ist die Wahrnehmung der Menstruation ebenfalls eine individuelle, intime Erfahrung, welche durch unterschiedlichste Faktoren, wie z.B. dem sozialen oder kulturellen Umfeld geprägt ist.
Es ist schlicht nicht möglich die gesamtgesellschaftliche Wahrnehmung der Menstruation zu erfassen, wenn man davon ausgehen kann, dass kaum oder nur sehr wenig öffentlich darüber gesprochen wird. Hinzu kommt, dass der große Teil des Wissens um die Menstruation nicht mitgeteilt wird und auf intimer Ebene verbleibt. Aus diesen Gründen werden in dieser Ausarbeitung die individueller Erfahrungen von Einzelpersonen qualitativ erhoben. Die Probanden, wurden nach der Design-Methode „extreme users” ausgewählt. Dabei wird sich auf jene Menstruierende konzentriert, die durch ihre ungewöhnliche Umgangsweisen sich von dem „normalen“ Umgang mit der Menstruation unterscheiden.
Diese Methode kann sich als besonders aufschlussreich für den praktischen Teil der Arbeit erweisen, da die extremen Beispiele im Idealfall dabei helfen können den durchschnittlichen Umgang mit der Menstruation besser zu verstehen, da davon auszugehen ist, dass diese Personen sich im Zuge ihres Bruchs mit der durchschnittlichen Handhabung mit der Menstruation, entweder eine kritische Wahrnehmung dieser Praktiken auszeichnen oder zumindest exkursartig eine Bandbreite der individuellen Handhabungen aufgezeigt werden kann, die unter dem Einfluss der gesellschaftlichen Norm stehen und eigene Umgangsformen und Assoziationen mit der Menstruation entwickelt haben.
Die erste Befragte ist eine junge Frau, welche sich durch eine derartige Umgangsweise mit der Menstruation auszeichnet, diese nach Möglichkeit vollständig zu unterdrücken. Dafür nimmt sie die Pille ohne Unterbrechung, was dazu führt, dass sie nur einmal im Jahr menstruiert. Einer der Gründe für diese Umgangsweise sind die starken Schmerzen und die Dauer von über sechs Tagen Menstruation, die sie dazu veranlasst haben, sich für diese Methode zu entscheiden. Generell nimmt sie die Menstruation als eine Einschränkung wahr, die mit Schmerzen verbunden ist und lediglich den Nutzen hat, bestätigen zu können, dass keine Schwangerschaft erfolgt ist.
Obwohl sie unter den unterschiedlichen, hormonellen Zusammensetzungen verschiedener Pillentypen bereits Nebenwirkungen, wie Tinnitus erfahren hat, sieht sie in dem Medikament kein prinzipielles Risiko. 32 Sie gibt an, über weitere mögliche Nebenwirkungen der Pille nicht informiert zu sein. Die Befragte erklärt, dass sie durch diese Methode erleichtert und zufrieden sei, da sie sich durch diese nicht mehr mit der Menstruation befassen müsse.
Eine konträre Umgangsweise lässt sich bei der zweiten befragten Frau beobachten, welche die Methode der freien Menstruation betreibt. Dabei handelt es sich, nach ihren Angaben, um eine Methode, die es ihr erlaubt ohne jegliche Menstruationsprodukte auszukommen. Diese Methode kann erlernt werden und funktioniert über das bewusste Erleben der Vorgänge im Körperinneren. Durch das bewusste Wahrnehmen kann ein unkontrolliertes Auslaufen des Menstruationsblutes vermieden werden und rechtzeitig eine Toilette aufgesucht werden, um die Flüssigkeit zu entlassen. Nach ihrer Erfahrung handelt es sich um eine sichere Methode, die Unabhängigkeit von Menstruationsprodukten bietet. Die Befragte äußerte, dass sie ihre Menstruation weder als unhygienisch oder eklig empfindet und, dass sie in ihrer Methode eine Chance sieht wieder mehr Selbstvertrauen für sich und den eigen Körper zu gewinnen.
Obwohl sie hinzufügen muss, dass sie unter Menstruationsbeschwerden leidet, empfindet sie die Menstruation als etwas Erstaunliches, im Anbetracht dessen, was der weibliche Körper der Frau jeden Monat leistet. Sie scheint also ein positivere Haltung entwickelt zu haben.
Bei der dritten befragte Person handelt es sich um einen transsexuellen Mann, den ich unter anderem auf die Frage hin interviewt habe, in wie weit sein Menstruationserleben für ihn etwas mit Weiblichkeit zu tun hat. Seine Grundeinstellung gegenüber seinem Körper ist negativ, da er seine Weiblichkeit am liebsten komplett ablegen würde, um ein Mann zu sein. Die Menstruation bedeutet für ihn ein besonderen Tiefpunkt in seiner Selbstwahrnehmung, da sie ihn daran erinnert, dass er einen weiblichen Körper hat. Die Menstruation vor anderen zu verstecken nimmt in diesem Fall eine neue Dimension an, da jegliches Sichtbarwerden auch einen Bruch seines von ihm aufgebauten männlichen Erscheinungsbild bedeutet.
Aus diesem Grund ist er darauf erpicht die Menstruation besonders sorgsam zu verstecken und behilft sich dabei mit Tampons. Die Menstruation wird als etwas Weibliches empfunden, weshalb der Wunsch groß ist diese Weiblichkeit durch eine künstliche Hormonzufuhr mittels der Pille, wie bei der ersten befragten Person zu unterbinden.