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KLEINOD MIT STIL
Das reizvolle Breisgau-Städtchen Staufen liegt idyllisch eingebettet in Weinberge, Wiesengrund und Wälder am Rand des Südschwarzwalds. Historisches Flair, Doktor Faust, Wein und mehr verbindet jeder mit Staufen – die Stadt ist wahrhaftig keine Unbekannte. Und doch kann spannende Neuentdeckungen machen, wer sich etwas abseits auf Spurensuche begibt.
Text: Dorothea Wenninger
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Wer Staufen mit dem Zug besucht, sieht als Erstes die Mayer-Mühle mit dem großen Mühlrad, in die vor Kurzem mit „Onkel Karls“ wieder Gastronomie eingezogen ist. Das historische Hofgut ist nicht viel jünger als die Burg der Herren von Staufen, auf dem Schlossberg, der recht impossant hinter der Mühle aufragt. Um 1100 wurde die Burg errichtet, 1359 die Mühle in einer Urkunde genannt. Im 19. Jahrhundert, als Staufen eine kleine Industriestadt war, verlief der Gewerbekanal auch in diesem Viertel noch oberirdisch und lieferte erneuerbare Energie. Ein weiteres Mühlrad trieb er ein kleines Stückchen weiter nördlich in der Fark’schen Werkstatt an. Die 1892 gegründete Maschinenbau- und Schlosserwerkstatt von Emil Fark ist fast vollständig erhalten und heute ein interessantes Industriedenkmal, das nach Terminvereinbarung besichtigt werden kann.
Die Burgruine der Herren von Staufen thront auf dem Schlossberg, während der Fantasievogel (u.) vor Nobi Bühlers Eisenwerkstatt willkommen heißt.
Kundschaft wie das Mozarteum Salzburg in das kleine Städtchen.
Staufens Künstlermeile
Um die Straßenecke herum geht es in die viel befahrene Krozinger Straße. Direkt am Fuß des Schlossbergs steht ein unscheinbares Gebäude, dessen Bürgersteig reich bestückt ist mit den wunderlichsten Gestalten: ein schlanker Vogel Strauß, ein wuchtiger Bär, ein Fantasievogel mit Blumentopfhalter. Hier ist die Eisenwerkstatt von Nobi Bühler zu Hause. Aus Altmetall wird Kreatives, einfallsreich und originell.
Von hier ist es nicht weit bis zu Staufens „Künstlerinnenmeile“ im Sträßchen Auf dem Graben. Auch da ist Kreativität zu Hause: Michaela Karle gestaltet Bronzen und Holzskulpturen, und ein paar Türen weiter stellt die Vergoldermeisterin Sandra von Wedel Bilderrahmen aus. Sie hat die Stadtwappen vergoldet, die prominent an der Staufener Rathausfassade glänzen. Julia Franke von Hallejulia Stempel-Kunst stellt Kunstkarten aus und vermittelt in Kursen, wie die Teilnehmerinnen Stempel selbst schnitzen können, um damit Stoffe zu bedrucken.
Von dem Sträßchen geht rechts eine Passage ab, in der ein Kunstwerk von Nobi Bühler steht: das NägelPaar. Ein blecherner Frosch hat es sich auf einem wettergeschützten Regal für den Büchertausch gemütlich gemacht. Die Passage ist nach Gustav Struve
Staufen. Hier schlugen die Großher zoglichen Soldaten die Aufständischen nieder. Das Eckhaus auf der rechten Seite beim Verlassen der Passage (Im Grün 15) beherbergt noch eine Hinterlassenschaft dieser Geschehnisse: Über dem Fensterladen ist ein kleiner dunkler und erhabener Kreis auf der Wand sichtbar, versehen mit der Jahreszahl 1848 – eine Kanonenkugel, die in der Hauswand stecken geblieben ist.
Der kleine Weg gegenüber führt zum Flüsschen Neumagen. Von dem schmalen Fußgängersteg aus kann man einen Blick auf die grüne Brücke erhaschen – eine der letzten erhaltenen gusseisernen Straßenbrücken Deutschlands. Die ehemalige Eisenbahnbrücke wurde schon 1871 aus der Kenzinger Gegend hierher umgesetzt und wird von Einheimischen