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EIN STÜCK HEIMAT
Sie ist ein Kleinod, und sie ist – nach vielen Jahren in privaten Händen – endlich wieder zugänglich für Interessierte: die 300 Jahre alte Rankmühle von St. Märgen. Mit viel Engagement und Liebe zum Detail hat sie der gleichnamige Förderverein in ihren ursprünglichen Zustand zurückgebaut.
Wer von St. Märgen aus den Panoramaweg nach St. Peter ansteuert und sich bei der ersten Abzweigung rechts hält, steht nach wenigen Minuten vor einem blumengeschmückten alten Schwarzwaldhof mit tief heruntergezogenem Dach. 1722 mals erwähnt, diente die Mühle zum Mahlen des Getreides für den Rankhof unten im Dorf und als Wohnung für die dort tätigen Tagelöhner und ihre Familien. Das sei das Spannende an ihr, sagt Edvard Högner vom Förderverein: „Sie ist einerseits ein Wohngebäude, ein Miniaturschwarzwaldhof mit allem, was dazugehört: einem Bauerngarten, einem Keller, der früher Stall war, und einer großen Räucherküche. Und sie ist gleichzeitig eine Mühle.“ Mit dem gemahlenen Getreide konnte der gesamte Hof mit Brot versorgt werden und war somit autark.
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Das idyllische Anwesen mit Weitblick rüber zum Feldberg wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Malern wie Hermann Disch oder
Karl Hauptmann als Motiv entdeckt und zierte außerdem viele Postkarten. „Die Rankmühle war nicht irgendeine beliebige Mühle, sondern eine, die das typische Schwarzwaldmotiv transportierte“, bringt Högner ihre Bedeutung auf den Punkt.
Doch so idyllisch wie damals und auch heute wieder sah das Wahrzeichen des Klosterortes nicht immer aus: Noch vor zehn Jahren hing eine Satellitenschüssel an dem Gebäude, und vor dem Haus stand ein weißes
Partyzelt. Von den 1970er-Jahren bis 2017 wurde die Mühle als Wohnung genutzt – an der der Zahn der Zeit jedoch immer stärker nagte: Das Strohdach war marode und das gesamte Gebäude an einer Seite abgesackt, eine Sanierung dringend erforderlich, für den Eigentümer des Rankhofs allerdings nicht zu finanzieren.
„Wir schwätzen nicht nur“
Das war die Stunde der St. Märgener: 2018 gründeten 35 von ihnen zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister Josef Waldvogel und Josef Saier, der sich schon für den Erhalt des Dorfgasthauses Krone engagiert hatte, einen Förderverein – mit dem Ziel, die Mühle als historisches Zeitdokument zu erhalten. Dafür musste sie allerdings erst mal in ihren Originalzustand zurück- versetzt werden. Größte Herausforderung war das verfallene Strohdach. Mit Hilfe von Spenden sowie Fördermitteln der EU und der Deutschen Gesellschaft für Archäologie konnten Handwerker aus dem Ort bezahlt werden, die das Dach mit Schindeln neu deckten. Kostenpunkt: mehr als 250.000 Euro.
Ganz viel aber lief über Eigenleistung. „Wenn wir unsere Mitglieder zum Helfen aufriefen, dann standen am Samstag 20 Leute hier“, erzählt Högner. „Das war wie auf einem Wimmelbild. Da kriegt man wirklich was geschafft.“ PVC-Böden wurden herausgerissen, die abgehängten Decken ebenfalls, und auch die Nasszelle musste weichen, damit der Mühlenstein wieder an seinen ursprünglichen Platz konnte.
„Wenn wir was wollen, dann schwätzen wir nicht nur, sondern halten zusammen und gehen ans Werk“, beschreibt Anna Faller vom Förder verein den Geist der St. Märgener.
Beim Instandsetzen der Mühle schließlich half Roland Kech, einer der letzten Mühlenbauer der Region. Und so fließt das Wasser jetzt wieder aus dem oberhalb der Mühle gelegenen Mühlweier über den hölzernen Kähner von oben auf das Mühlrad und versetzt es, und damit auch den Mühlstein, in Rotation. Wer sich das anschauen möchte: Am Pfingstmontag, 29. Mai, lädt der Förderverein zum Mühlentag – mit vielen MitmachAktionen, Musik, Speis und Trank.
Edvard Högner und Anna Faller vom Förderverein Rankmühle haben mit einem großen Helferkreis das alte Kleinod wieder zum Schmuckstück gemacht
Es ist nicht zu übersehen: Im Garten des ökumenischen Gemeindezentrums in Stegen steht das mit Schamottsteinen gemauerte Backsteinhäuschen, das nicht nur begeisterte Einheimische an die frische Luft zieht, sondern auch einmal im Monat den gesamten Dorfplatz in einen geselligen Treffpunkt verwandelt.
„Wir hatten 10.000 Euro von einem Modeoutlet zur Verfügung gestellt bekommen, die wir für einen sozialen Zweck verwenden sollten“, erklärt Brigitte Schork, Vorsitzende des verantwortlichen Vereins „Miteinander Stegen“. Um die Mitbürger in die Entscheidungsfindung miteinzubinden, hat man einen Ideenwettbewerb ins Leben gerufen, bei dem klassische wie auch ausgefallene Ideen eingereicht wurden. „Ein Vorschlag war das Backhäusle. Das hat uns allen gefallen, da es etwas für Jung und Alt ist. Dafür haben wir uns dann auch entschieden“, sagt die Vorsitzende des Vereins. Der Ofen wurde als Bausatz gekauft, Planung sowie Bauleitung einem Bauingenieur übergeben. Den Rest des Hausbaus übernahmen an den Wochenenden freiwillige Helfer aus der Gemeinde. „Wir sind noch nicht ganz fertig, denn der Putz fehlt noch. Aber das sind zum Glück nur noch Kleinigkeiten“, sagt die Stegenerin.
Alte Tradion – neu belebt
Doch woher kommen eigentlich Backhäuser? Und warum wurden sie errichtet? Wirft man einen Blick in die Geschichte, dann reicht die Tradition bis in die Antike. In Europa sind die ersten Häuschen für das 14. Jahrhundert nachgewiesen, die flächendeckende Verbreitung allerdings erst im 17. Jahrhundert. Grund für die Einrichtung von Gemeinschaftsbackhäusern waren damals nicht nur immense Brandschäden in den Häusern, sondern auch Holzeinsparungen. In den 1960er-Jahren wurden viele Backhäuser abgerissen, da Bäckereien und verbesserte Öfen im Eigenheim sie überflüssig machten. Der ideelle Wert des gemeinschaftlichen Backens wurde erst später wiederentdeckt. So auch in Stegen, wo sich die Bürger 2022 bewusst für ein Backhaus entschieden haben.
Im September wurde das erste Mal geheizt – allerdings ohne Backwerk. Das Feuer wird direkt im Backraum des Ofens entfacht und brennt so lange, bis das Thermostat circa 400 Grad anzeigt. Anschließend ent- fernen die zuständigen Freiwilligen die Glut und lassen den Ofen noch einmal bis zu einer Stunde ruhen, damit sich die Wärme gleichmäßig verteilen kann. „Das war ganz gut für den Probelauf, denn wir mussten erst einmal schauen, wie viel wir heizen müssen, um die optimale Temperatur zu erreichen“, erklärt Schork.
Seit Januar veranstaltet der Verein an einem Samstag im Monat einen öffentlichen Backtag – mit vollem Erfolg. „Es kommen wirklich viele Leute. Meistens sind wir zwischen 20 und 30 Personen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Zugänglich ist das Backhäusle für Stegener und Auswärtige – solange es nicht überhandnimmt. Eine Anmeldung für den jeweiligen Backtag ist allerdings Pflicht. „Beim ersten Mal war es ein wenig chaotisch, denn es wurde viel mehr gebracht, als angemeldet war“, sagt Schork. Beim zweiten Mal lief es entspannter ab, denn Anmeldungen und Anzahl der Backwaren waren identisch.
Ab halb eins können Backbegeisterte ihre Pizzavariationen in den Ofen schieben. Eine Stunde später folgt die erste Fuhre Brot, das zum größten Teil direkt auf dem heißen Stein gebacken wird. Die Restwärme wird anschließend zum Backen von Kuchen und Muffins genutzt. „Die Reihenfolge ergibt sich aus der Hitze und dem Backgut“, sagt Schork. Die Pizzen brauchen bei 400 Grad knapp drei Minuten, das Brotbacken mit 25 Laiben zwischen dreißig Minuten und einer Stunde – je nachdem, wie heiß es noch im Ofen ist.
Neben Pizza, Brot, Kuchen und Muffins finden auch andere Gerichte den Weg in den warmen Ofen. „Wir hatten auch schon einen Topf Gulasch drin, der über Nacht bei niedriger Temperatur gekocht wurde“, sagt Schork lachend und ergänzt: „Während des gesamten Backvorgangs sind die Menschen vor Ort. Für uns sind diese besonderen Tage immer wie ein richtiges Fest.“
Brigitte Schork (l.) freut sich auf die Fertigstellung des Backhäusles (o.) in diesem Sommer.
Mohnblüten in der Natur und i m netraG
Für alle Mohnsüchtigen hat die Wartezeit jetzt ein Ende – die heiteren Blüten des Mohns leuchten wieder an Wegrändern, Böschungen, in Feldern und im Garten um die Wette. Ganz gleich ob Klatsch-, Saat-, Island-, Schlaf- oder Türkischer Mohn: Die zarten, wie aus knittrigem Seidenpapier wirkenden Blüten der vielen Mohnarten und -sorten haben im Mai Hochkonjunktur.
Wer jetzt am Kaiserstuhl oder in der Rheinebene durch die Reben wandert, begegnet den leuchtend roten Blüten des Klatsch-Mohns, botanisch Papaver rhoeas genannt, auf Schritt und Tritt. An den Hän gen und oft auch zwischen den Weinstöcken leuchten sie in Massen und heben die Laune mit Sofortwirkung. In Kornfeldern waren früher die Blüten des etwas
Sorgt im Mai für gute Laune: Der leuchtend rote Klatsch-Mohn bezaubert in Hülle und Fülle am Wegesrand.
Sommergr Ne Sch Nheit
Die Heilpflanzen-Expertin über die robuste Rotbuche kleineren Saat-Mohns (Papaver dubium) ein gewohnter Anblick, aber heutzutage machen sie sich dort durch den Einsatz von Agrarchemie eher rar. Dennoch: Es gibt immer noch einige von roten Mohnblüten gesprenkelte Äcker, die an die berühmten Gemälde Claude Monets erinnern, auf denen elegante Damen mit Sonnenschirmen durch wogende Getreidefelder mit rotem Mohn spazieren.
Nicht nur wild auf Äckern und am Wegesrand sind Mohnblüten
Bald lädt uns der Schwarzwald wieder ein, durch seinen wunderschönen lindgrünen Frühlingsbuchenwald zu spazieren. Vom Wort „Buche“ wurde angeblich der Begriff Buchstabe abgeleitet; so soll der Buchstab ursprünglich ein Buchenstab gewesen sein, in den Runen eingeritzt waren.
Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist noch der dominierende Laubbaum in unseren Wäldern. Sie verdankt ihren Namen der rötlichen Farbe des Holzes. Von den Bucheckern sollten wir Menschen nur ein paar essen, da es aufgrund des Wirkstoffes Fagin bei zu hohem Konsum zu Vergiftungs-
Buchenasche wirkt desinfizierend und wurde früher zusammen mit Johanniskrautöl zu einer Paste vermischt, die auf Wunden und Geschwüre aufgelegt wurde. Alte Kräuterbücher loben die Buchenblätter als kühlendes und linderndes Mittel für Umschläge
Bei entzündeten und geschwollenen Augen ein frisches Buchenblatt als Kompresse auflegen.
Haben Sie Fragen, Anregungen oder Hinweise? Unsere Kolumnistin freut sich über Zuschriften an: info@waldwerkstatt-freiburg.de
Einen Nachteil hat das schöne Gewächs allerdings: Nach der Blüte zieht die Pflanze ihre Blätter ein und hinterlässt im Beet eine große Lücke. Erst im Herbst treibt wieder eine Blattrosette aus. Mit der richtigen Nachbarschaft kann diese Fehlstelle im Beet jedoch kaschiert werden. Empfehlenswert sind Stauden, die im Hoch- und Spätsommer ihren Höhepunkt erreichen, etwa Phlox, Sonnenhut (Rudbeckia) oder sommerblühende Astern-Arten. Es können aber auch einjährige Sommerblüher wie Ziertabak, Dahlien oder Schmuckkörbchen (Cosmea) genutzt werden, um die Kahlstelle im Beet zu füllen. Türkischer Mohn ist übrigens äußerst langlebig und pflegeleicht. Es gibt zahlreiche Zuchtsorten und Hybriden, also Kreuzungen mit anderen Mohnarten, die mit Blüten in Weiß sowie in rosafarbenen, dunkelroten und violetten Tönen bezaubern. Besonders spektakulär ist die Sorte ‚Patty’s Plum‘ mit hell pflaumen- farbenen Blüten. Andere Sorten beeindrucken mit geschlitzten, gefüllten oder gerüschten Blüten, oft mit dunklen Basalflecken am Blütengrund.
Bunter Augenschmaus
Doch auch unter den kurzlebigen Arten gibt es Mohne, die einfach atemberaubend schön sind. Wer zum ersten Mal den MarienkäferMohn (Papaver commutatum ‚Ladybird‘) erblickt, ist meist schockverliebt. Die tomatenroten Blütenblätter der zierlichen Pflanze haben tiefschwarze Basalflecke und erinnern an die geflügelten Glücksbringer. Der farbenprächtige Island-Mohn, von dem es viele Sorten in Weiß, Gelb, Orange und Rot gibt, wird meist zweijährig kultiviert. Er eignet sich auch als Schnittblume für die Vase und hält einige Tage, bevor er die Blütenblätter fallen lässt. Die
Schlaf-Mohn (r.) darf in Deutschland nur mit Genehmigung angebaut werden: Der getrocknete Saft der Kapselfrüchte bildet das Betäubungsmittel Opium.
Der Türkische Mohn (l.) ist in jedem Garten ein echter Hingucker. Kalifornischer Kappenmohn (u.) liebt die Sonne, Kambrischer Scheinmohn (r.) fühlt sich auch im Schatten wohl.
Sorte ‚Gartenzwerg‘ wird nur 20 Zentimeter hoch und eignet sich daher auch gut für Pflanzgefäße und die Balkonkultur. Die Blüten von Klatsch- und Saat-Mohn hingegen machen meist schon am Abend des ersten Tages schlapp und sollten deshalb besser nicht gepflückt, sondern einfach am Naturstandort bewundert werden. Ebenfalls nicht vasentauglich sind die orangefarbenen Blüten des Kalifornischen Kappenmohns (Eschscholzia californica), einem kleinen, aber sehr heiteren Verwandten der „echten“ Mohne. Die wegen des Aussehens ihrer Knospen auch unter dem Namen „Schlafmützchen“ bekannten Schätzchen lieben vollsonnige Standorte mit magerem Boden und versamen sich bereitwillig, wenn ihnen der Standort zusagt. Ein ähnliches Verhalten zeigt der zitronengelb blühende Kambrische Scheinmohn (Meconopsis cambrica), der sogar im Halbschatten und Schatten noch zuverlässig blüht. Die bis 25 Zentimeter hohe, kurzlebige Staude blüht von Mai bis in den Herbst hinein und siedelt sich durch Selbstaussaat überall dort an, wo sie sich wohlfühlt. Einfacher können schattige Gartenbereiche kaum sonst mit einem Blickfang aufgewertet werden!
Rausch der Sinne
Und da ist auch noch der zwar wunderschöne, aber etwas heikle, aus dem Mittelmeerraum stammende Schlaf-Mohn (Papaver somniferum). Mit seinen grauvioletten Blütenschalen ist er nicht nur sehr dekorativ, sondern gehört auch zu den ältesten Heilpflanzen. Heikel ist er nicht wegen der Standortansprüche (die relativ gering sind), sondern weil alle Pflanzenteile giftige Alkaloide wie Morphium enthalten. Wegen der möglichen Rauschwirkung dieser Substanzen ist der Anbau von Schlaf-Mohn in Deutschland (nicht aber in der Schweiz und in Österreich) deshalb genehmigungspflichtig. Wer ihn anbaut, muss beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) um Erlaubnis fragen. Ein Formular kann praktischerweise online ausgefüllt werden. Bei wem dann doch mal so ein Pflänzchen zufällig im Beet sprießt (dieser Mohn kommt hierzulande schließlich auch verwildert vor), darf hoffen, dass das Auge des Gesetzes Milde walten lässt. Denn als Blau- oder Backmohn wurde und wird der Samen des SchlafMohns auch gern ganz legal in der Küche verwendet. Die Zuchtformen des Schlaf-Mohns warten übrigens mit besonders spektakulären Blütenformen und -farben auf. Der Rausch der Sinne kann schließlich auch visuell genossen werden, ohne dass psychoaktive Substanzen extrahiert und konsumiert werden. Mohnsüchtige wissen das und genießen den Augenschmaus mit reinem Gewissen.