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Salzburger Nachrichten Salzburg, am 14.08.2020, 312x/Jahr, Seite: 1 Druckauflage: 67 020, Größe: 75,78%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13049892, SB: Ischgl
STANDPUNKT
Florian Oberhummer
Die Salzburger Festspiele lassen uns aufatmen Eine kleine Szene: Im Haus für Mozart fächert sich eine Dame vor Konzertbeginn Luft zu. Eine weitere Besucherin macht ihr aus vier, fünf Reihen Distanz per Handzeichen unmissverständlich begreifbar, dass dies nicht mehr erlaubt sei. Blockwartmentalität oder Verantwortungsbewusstsein? Diese Frage beantwortet wenige Momente später eine offizielle Durchsage, man möge das Fächern unterlassen. Alles richtig gemacht also. Die Salzburger Festspiele haben ihr strenges Sicherheitskonzept in Zeiten der Coronapandemie mit dem Fächerverbot noch einmal nachgeschärft. Und – diese Zwischenbilanz lässt sich bei Halbzeit dieses speziellen Festivaljahrgangs ziehen – der Erfolg gibt ihnen recht. Während die Zahlen österreichweit wieder im Steigen begriffen sind, blieb der Festspielbezirk bislang von Coronaclustern verschont. Dabei war Salzburg im Vorfeld vor allem aus deutschen Feuilletons zum zweiten Ischgl hochstilisiert worden. Auch nach den Opernpremieren hatten manche Berichterstatter dem Publikum mangelndes Gefahrenbewusstsein attestiert. Das lässt sich den eigenen Eindrücken zufolge nicht bestätigen: Die Besucher halten sich an die Vorgaben, legen den Mund-Nasen-Schutz erst zu Beginn der Vorstellung ab. Dafür werden sie mit sehnsüchtig vermisster Schauspiel- und Sprachkunst, symphonischem Klangrausch und großer Oper belohnt – von Interpreten, die einen Sommer lang auf das für Salzburg typische gemütliche Zusammensitzen nach den Vorstellungen verzichten. Die Wechselwirkung von Verantwortung kommt beiden Seiten zugute. Denn die Energie von bis zu 1250 Besuchern pro Vorstellung überträgt sich natürlich auch auf die Musiker und Schauspieler in den Festspielhäusern und auf dem Domplatz. Wie langweilig ein Großereignis ohne die Energie eines Live-Publikums sein kann, zeigen die Fußballgeisterspiele der vergangenen Monate. In Salzburg ruft die Kunst hingegen unmittelbar spürbare Emotionen hervor. Sie beflügelt den Geist. Sie lässt uns – trotz Maskenpflicht – aufatmen. FLORIAN.OBERHUMMER@SN.AT
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