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Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis

Evangelisches Religionsbuch für Gymnasien 11

Herausgegeben von Ingrid Grill-Ahollinger, Sebastian Görnitz-Rückert, Tanja Gojny verfasst von Heide Ewerth, Sebastian Görnitz-Rückert, Tanja Gojny, Ingrid Grill-Ahollinger, Hans Christian Kley unter Mitarbeit von Heide Bartelmus, Katharina Luchner

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Claudius Verlag München 2023 Birkerstraße 22, 80636 München www.claudius.de

Rechtschreibreformiert, sofern nicht urheberrechtliche Einwände bestehen.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Gestaltung und Typografie:

Cordula Schaaf, München

Druck und Bindung: appl, Wemding

978-3-532-70096-9

Zwischenr Ume

Liebe Schülerinnen und Schüler, Zwischenräume übersieht man gern, weil man ja eigentlich woanders hin will. Wer aber einmal genauer hinschaut und wahrnimmt, was »dazwischen« ist – in Gebäuden, im Freien oder auch (im übertragenen Sinn) im eigenen Leben und Denken – , kann neue Perspektiven auf das »Gewohnte« und »Normale« gewinnen. –Dann können Zwischenräume zu Freiräumen werden.

Vielleicht betrachten Sie auch die Jahrgangsstufe 11 als einen solchen Zwischenraum, der zwischen der erfolgreich bewältigten Mittelstufe und der Kursphase liegt, in der es dann ernst wird? Welche Chancen wird Ihnen diese Lebensphase bieten? Wie werden Sie sie gestalten? Welche Freiräume werden Sie für sich entdecken? Wenn das eine war und das andere noch nicht ist, dann kann das eine sehr offene und kreative Zeit dazwischen werden – so wie hoffentlich dieses Jahr in Ihrem Religionsunterricht.

Im Einzelnen wird es in diesem Jahr um folgende Themen gehen:

Das Eingangskapitel regt zum Nachdenken über die besondere Rolle von Zwischenräumen an – zum Beispiel im Rahmen von Architektur, in lebensgeschichtlichen Zusammenhängen, in Bezug auf Judentum, Christentum und Islam und für das Verständnis von Kunst, Bildung und Freiheit. Die Frage, wie sich Glaube und kritisches Denken zueinander verhalten, ob es z. B. einen Raum zwischen ihnen gibt, der einen fruchtbaren Austausch ermöglicht oder leer bleiben muss, hat in der Aufklärungszeit wichtige Zuspitzungen erfahren. Den Herausforderungen, die sich bis heute daraus er- geben, gehen Sie nach und setzen sich damit auseinander, inwieweit man zum Beispiel Glaube und moderne Naturwissenschaften konstruktiv aufeinander beziehen kann (Lernbereich 11.1 »Glaube und Vernunft – alte und neue Herausforderungen«)

Judentum, Christentum und Islam sind äußerst vielgestaltige, komplexe Phänomene, die man nicht einfach so miteinander vergleichen oder gar in eins setzen kann. Deshalb reflektieren Sie, warum es so schwierig ist, deren Verhältnis zueinander sachgerecht zu bestimmen und inwiefern es geboten ist, Vereinfachungen etwa im Blick auf mediale Darstellungen der drei Religionen entgegenzutreten. Sie diskutieren in diesem Zusammenhang mögliche Chancen und Grenzen eines interreligiösen Austauschs (Lernbereich 11.4 »Zwischen Distanz und Nähe: Judentum, Christentum, Islam«).

Die Bibel können Sie als Buch mit Zwischenräumen wahrnehmen; gerade das Fremde und Abständige an ihr kann (im Wortsinn) »inter-essant« sein, weil es dazu einlädt, die Leerstellen mit eigenen Erfahrungen und Gestaltungen, Gegentexten und Weiterdichtungen zu füllen. Dies wird am Beispiel der HiobDichtung demonstriert und ausprobiert, dem vielleicht »ketzerischsten« Buch der Bibel, das wie kaum ein anderes die bildende Kunst, Dichtung, Theologie und Philosophie inspiriert hat (Lernbereich 11.3 »Sola scriptura!? – Zugänge zur Bibel«)

Freiheit stellt nicht nur eines der großen Themen der Menschheit, sondern gerade auch eine wichtige Dimension des evangelischen Glaubens dar. Sie tauschen sich über eigene Freiheitserfahrungen aus, stellen diese in Bezug zu Freiheitsverständnissen aus Philosophie, Theologie und Hirnforschung und diskutieren Konsequenzen, die sich daraus im Hinblick auf aktuelle ethische Fragestellungen ergeben (Lernbereich 11.2 »Freiheit leben«). reflektieren

Zum Umgang Mit Diesem Buch

OrtswechselPLUS 11 enthält folgende aus den vorigen Bänden bekannte Elemente: Jedes Kapitel beginnt mit einer Reihe von »großen Fragen«. Sie führen in die Thematik des Kapitels ein und sind in der Regel nicht abschließend zu beantworten. Sie regen zum Weiterfragen und Philosophieren an.

wahrnehmen deuten kommunizieren

Sie tauschen sich darüber aus, inwiefern Kunst und Freiheit zusammengehören. Von Beispielen moderner Schularchitektur ausgehend entwerfen Sie eigene Gestaltungsideen für eine Bildungsarchitektur, die Lernräume auch jenseits von Klassenzimmern, zugleich aber auch Rückzug ermöglicht.

Auf der ersten Doppelseite hilft eine Vorschau dabei, sich im Kapitel zu orientieren. Sie ist an die Kompetenzerwartungen des Lehrplans angelehnt und ermöglicht Ihnen, den eigenen Lernfortschritt zu überprüfen und ggf. Schwerpunkte zu setzen.

Die Extratour enthält einen Vorschlag, wie man einzelne Themen oder Teile davon mithilfe des Buches allein oder in Kleingruppen selbstständig erarbeiten kann. In diesem Jahr liegt ein Akzent auf öffentlicher Religion.

In jedem Kapitel führt eine Doppelseite mit besonderen Bildern oder Texten mitten in das jeweilige Thema hinein. Die darauf folgende Doppelseite enthält Erläuterungen und Aufgaben dazu. Es folgen Doppelseiten mit unterschiedlichen Materialien und Impulsen. Jede Doppelseite stellt eine Einheit dar, vergleichbar einem Raum, in dem man sich in unterschiedliche Richtungen bewegen und an unterschiedlichen Orten aufhalten kann.

Was man zum Bearbeiten der jeweiligen Aufgaben wissen sollte, steht in den Infos Weitere Informationen enthält das Lexikon am Ende des Buches. Begriffe, die dort erklärt werden, sind im Text mit einem Sternchen* versehen. Wenn ein Begriff auf einer Doppelseite selbst ausführlicher oder genauer erklärt wird als im Lexikon oder wenn das ganze Kapitel davon handelt, wird meist auf das Sternchen verzichtet, ebenso, wenn ein Begriff in einem Text wiederholt wird. Alle Lexikonbegriffe der Ortswechsel-Bände finden Sie auf der Homepage des Claudius Verlags.

Manchmal »merkt« man etwas, wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, man wundert sich, es geht einem ein Licht auf oder man möchte etwas kritisch »anmerken«. Solche Gedankensplitter finden Sie als »Merke« auf manchen Buchseiten. Lassen Sie sich davon zu eigenen »Merke« anregen.

Die »Wegweiserkästen« enthalten Aufgaben und Impulse zur Bearbeitung des jeweiligen Themas. So wie der Wegweiser in mehrere Richtungen weist, so sind auch die angebotenen Aufgaben vielfältig. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihres Niveaus und ihrer Komplexität sowie hinsichtlich des benötigten Materials und Zeitaufwands; sie richten sich an unterschiedliche Lerntypen und decken ein breites Spektrum an Methoden und Sozialformen ab.

[7] Eine Zahl in eckigen Klammern weist darauf hin, dass ein Thema in einem der vorhergehenden Schuljahre behandelt wurde.

Das Schließfach-Symbol kennzeichnet solche Aufgaben, die Sie für sich allein bearbeiten können und deren Ergebnisse Sie nicht mit anderen teilen müssen – wenn Sie es nicht möchten.

Am Ende eines jeden Kapitels können Sie anhand von exemplarischen Materialien und Anforderungssituationen erproben, ob Sie das Gelernte im Zusammenhang anwenden können. Dies ist auch eine gute Übung für schriftliche und mündliche Prüfungen.

Auf dieser letzten Seite finden Sie auch den für Ortswechsel charakteristischen Rucksack. Er steht symbolisch dafür, dass sinnvoll Gelerntes eine Art »Reisegepäck« für das Leben darstellen kann. Er soll Sie außerdem dazu anregen, den Prozess des Lernens zu reflektieren und sich darüber auszutauschen.

Der Wechsel in die Oberstufe wird in OrtswechselPLUS 11 daran deutlich, dass Ihnen keine neuen Methoden vorgestellt werden. Denn Sie haben viele für den Religionsunterricht und mit Blick auf die Bearbeitung im Abitur alle wichtigen Methoden bereits kennengelernt und können und werden diese weiterhin in Gebrauch nehmen. Bei etwaigen Unsicherheiten finden Sie sie auf der Homepage des Claudius Verlags. An die Stelle der Methoden treten im Anhang des Buches nun Seiten zu Theologie als Wissenschaft. Diese Seiten sollen Sie zum einen über Studien- und Berufsmöglichkeiten im Zusammenhang mit Evangelischer Theologie informieren. Sie könnten deshalb auch für die Wahl eines Praktikumsplatzes interessant sein. Zum anderen sollen Sie diese Seiten – in Ergänzung zu den Inhalten der Kapitel des Buches – bei der Wissenschaftswoche unterstützen, in deren Rahmen Sie sich mit einem fächerübergreifenden Thema in Vorbereitung auf das W-Seminar befassen und dabei die fachspezifischen Zugänge ihrer verschiedenen Unterrichtsfächer einbringen sollen.

Nachhaltig Lernen

Wie in anderen Fächern geht es auch in Religionslehre nicht darum, Wissen anzuhäufen – womöglich nur bis zur nächsten Prüfung –, sondern das Gelernte längerfristig in Gebrauch zu nehmen, in neuen Zusammenhängen zu bedenken und aus veränderten Perspektiven zu betrachten. Was Sie aus jedem Jahrgang auf jeden Fall »mitnehmen« sollen, beschreiben im Lehrplan die »Grundlegenden Kompetenzen«. Im Folgenden finden Sie diese Gr undlegenden Kompetenzen für die Jahrgangsstufe 11 (kursiv gedruckt), jeweils ergänzt durch einige Hinweise, auf welche Fragestellungen und Themen der vergangenen Jahrgangsstufen sie aufbauen. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch?

Die Schülerinnen und Schüler erläutern, wie Glaube und Vernunft konstruktiv aufeinander bezogen werden können, und bringen eine differenzierte Verhältnisbestimmung von Glauben und naturwissenschaftlichem Denken in Diskussionen ein.

Die Frage, wie sich Glaube und kritisches Denken zueinander verhalten, wird sich in den letzten Jahren immer wieder im Un- terricht gestellt haben – zum Beispiel in Deutungsversuchen des Kreuzes, in denen Paulus scheinbar »vernünftige« Urteile unter Bezug auf Gott gleichsam auf den Kopf stellt. Explizit knüpft der Lernbereich an die Rede von Gott als Schöpfer der Welt und dem Menschen als Geschöpf Gottes an und an damit verbundene Fragen nach Weltbildern und ersten Verhältnisbestimmungen von Naturwissenschaft und Glaube, die Sie nun in einem viel größeren historischen Kontext wahrnehmen und z . B. anhand eines vielschichtigen theologischen Ansatzes vertiefen können.

Sie reflektieren Dimensionen und Ambivalenzen von Freiheit und entwickeln aus einem evangelischen Verständnis von Freiheit Perspektiven für eine verantwortliche Lebensgestaltung.

Spannungen und Ambivalenzen in Bezug auf Freiheit haben bei vermutlich allen ethischen Fragestellungen des Religionsunterrichts der letzten Jahre eine Rolle gespielt, wie z. B. bei der Nutzung des Internets, des Verhältnisses von Staat und Kirche oder bei den Themen wie Liebe, Glück und Gerechtigkeit. Wichtige theologische Zusammenhänge haben Sie z. B. im Nachdenken über die »Freiheit eines Christenmenschen«, die Bedeutung des Kreuzes oder in Bezug auf Leben und Tod erarbeitet. In diesem Jahr werden Sie diese Überlegungen im Rahmen eines eigenen Kapitels mit Blick auf die Kursphase systematisieren und in Hinblick auf ein evangelisches Gewissensverständnis vertiefen.

Sie setzen sich mit Deutung und Wirkungsgeschichte einer biblischen Schrift oder Erzähltradition auseinander und erklären die Rede von der Bibel als »Heiliger Schrift« und »Wort Gottes« von einem evangelischen Schriftverständnis her.

Deutungen und Wirkungen biblischer Erzählungen sowie die Frage, wie diese mit Gott zusammenhängen bzw. zu einer modernen Weltsicht passen, haben Sie vermutlich Ihre ganze Gymnasialzeit begleitet. An diese Fragen und Erkenntnisse knüpfen Sie an und bringen sie im Kontext einer umfangreicheren Erzähltradition mit der Perspektive der historisch-kritischen Exegese und ihren verschiedenen methodischen Zugängen und Lesarten ins Gespräch. Dadurch erarbeiten Sie sich die Grundlagen für den Umgang mit biblischen Texten in der Kursphase.

Sie beschreiben im Bewusstsein der Problematik stereotyper Zuschreibungen differenziert die Vielgestaltigkeit der Beziehungen von Judentum, Christentum und Islam und diskutieren Geltungs- und Wahrheitsansprüche von Religionen in ihrer Spannung zum Toleranzbegriff.

In den vergangenen Jahren haben Sie sich mit verschiedenen Weltreligionen, christlichen Konfessionen und religiösen Sondergemeinschaften sowie mit der Frage beschäftigt, was Religion eigentlich ist. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse helfen Ihnen, mögliche Verhältnisbestimmungen zwischen Judentum, Christentum und Islam problembewusst wahrzunehmen und dabei auch Chancen und Grenzen des Toleranzbegriffs sensibel zu beurteilen.

Viel Freude beim Nachdenken und Diskutieren im Religionsunterricht wünschen Ihnen die Autorinnen und Autoren von OrtswechselPLUS 11.

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